CRnjeTptetl 7»(dbft Redaktion und Verwaltung: Prag II.. H a VI i i- tovo näm. 82. Telefon«795, nadit» 8797. Tetearamm-AdrAse: Sozialdemokrat Prag , Postscheckamt 575«. Inserate werdet« laut Tarif billigst berechnet. Bei österen Einschale tungen Preisnachlaß. i Tür ZeUungsforjthatlSI Dortmund Yezugsiedsngnng«^ Bei Zustellung in» Hau » oder bei Bezm durch die Post monatlich... lg' vierteljährlich 48' Kj halbjährig.. 0«' Kl ganzjährig. 109'Kl Zentralorgan der Deutschen sozialdemokratischen Arbeiterpartei Erscheint mit ÄuSnahnlj des Montag täglich früh in der Tschechoslowakische« Republik. 1. Jahrgang. VKuslag, 6. Örjemkr 1921. Nr. 82. Der StreS der vrnben» arbeitet. Die Bergarbeiter des Ostrau « Gruben- reviers stehen seit gestern im Kampf. Der Betrieb steht in sämtlichen Gruben still und mehr als 47.000 Arbeiter legen feiernd die Hände in den Schoß, weil es der Heber- mut der Grubenkapitalisten so will. Seit Wochen schon konnte man es sehen, daß die Grudenbarone diesen Kampf wollten, denn sie hatten alles darauf angelegt, um die Ar- beiter zu provozieren und zum Streik zu trewen. Und sie glauben den Zeitpunkt für eine Entscheidungsschlacht gegen die Berg- arbeiler gut gewählt zu haben, denn die Ha«oen der Kohlengruben und die Maga- . ,.uu voll von Vorräten, der Absatz stockt iiMn,» der Va.utmalauropye in den Nach­barstaaten, vor allem in Deutschland und infolge der verhängnisvollen Wirtschafts-, Hanuets- unb Finanzpolitik, die der Staat getrieben hat. Was die unglückselige Tarif- Politik, die Drosselungen der Ausfuhr, die Koblenfteuer und der Sturz der Valuta verschuldet haben, baS sollten nun die Ar- beiler nicht nur durch vermehre Arbeit, sondern auch durch verringerte Löhne, also durch Einschränkung ihrer Lebenshaltung, vermehrte« Elend bezahlen. Und es sollte der den Grubenherren als günstig erschei­nende Augenblick dazu ausgenützt werden, den Arbeitern.eine Schlacht zu liefern, um sie auf einem den Grubengewalttgen ge- eigneten dtampsterrain womöglich zu be- siegen, auf daß die Macht des Kapitales eine neue Stärkung erfahre, in neuer Herr- kichkeit über den niedergerungenen. Gruben- (Häven triumphiere. Der beginnende Kampf der Bergarbeiter, der möglicherweise erst das Vorspiel zu noch umfassenderen Kämpfen zwischen Kapital und Arbeit im Bergwerkbetrieb ist, wird gewiß unverzüglich zahlreiche eilfertige Federn williger kapitalistischer Schreibskla- ven in Bewegung setzen, die sich bemühen werden, den Streik der Arbeiter als mut- willig und freventlich hinzustellen, während sie gleichzeitig hundert Beweise für die Langmut, die Arbeiterfreundlichkeit und Selbstlosigkeit der Grubenbesitzer ihren Fe- dern zu entlocken suchen werden. Schon bisher haben sie das Möglichste getan, um das Wohlgefallen der Kapitalsmagnaten zu erringen und es wär insbesondere die tsche­chischbürgerliche Presse, welche sich mit geiferndem Haß gegen die Bergarbeiter- schast wendete, ihreUnersättlichkeif in schreienden Farben ausmalte und ihr Per» halten sogar als eine Art Hochverrät.am Staate hinstellt«. Dieser Eifer der tschechisch- bürgerlichen Presse, die Bergarbeiter in' der Meinung der Oeffentlichkeit herabzusetzen, hat seinen Grund darin, daß das ehedem rein deutsche^ Grubenkapital den Anschluß an das tschechische gesucht und gefunden hat. Die in allen Sätteln gerechten deutschen Kapitalisten haben auf die Gewinnsucht de» tschechischen Bürgertums spekulierend, einflußreichen tschechischen Politikern die Türen in den Verwaltungsrat der Ostrauer Grubengesellschast geöffnet und diese sind gern und freudig eingetreten. In holder Eintracht, ein Bild des'schönsten nationalen Friedens, haben sich die deutschen und tsche- chischen Verwaltungsräte und Aktionäre dieser Gruben zu Tische gesetzt, um mühelos zu genießen, was die Mühselige, gefahr- volle Arbeit ihrer ihnen nun geineinsam HS» »igen Grubenfllaven ihnen bereitet. Be» greisltch daher, daß sowohl die deutsch » wie Streik im Möör.-Sstrauer Revier. 47.00V Bergleute im Streik. Worum es geht. P r a g. 5. Dezember. Auf alle» 39 Schach« ten des Mährisch-Ostrauer Reviers begann! heute der Streik, an dem etwa 47.000 Arbeiter_. m.......... teilnehmen. I» den Koksereien wird gearbeitet, Ursachen der Dienst bei den Pumpen und den Ventilato- Bergarbeiters««!» wie folgt, ren ist gesichert.| Ter Absatz für Koks und Kleinkohle ist ein Heut« vormittags fand im Ministerium für geringer und das darum, weil die Preise zu öffentlich« Arbeiten«ine Beratung zwischen hohe sind. Um einen größeren Absatz an Kohle ««tretern der Grubenbesitzer und der Poll», und Koks zu schassen, müssen die Preise her- scheu Parteien statt, welche hauptsächlich Ar belterinteressen vertreten, das sind die tschfl. sozialdemokratische, die tschsl. sozialistische und die deutsche sozialdemokratische Partei. des Streiks? Die Verhandlnngen, die gestern im Ministerium für öffentliche Arbeiten zur Beilegung des Ostrauer Konfliktes stattfanden, haben von 11 Uhr vor- mittags bis halb 11 Uhr nachts ge- dauert. Ein V er mittlnngsvor schlag der Arbeiterorganisationen bildete die Grundlage der Verhandlungen. Die Vethattdlungen wurden um halb 11 Uhr abends abgebrochen. Tie Mährisch- Ostrauer Direktoren sind nach Ostrau gefahren, um die Meiuung und Zu- stimmung der Direktorenkonserenz zu diesem Borschlag einzuholen. Die Aut- wort hat längsten? bis heute Mittag 1 Uhr in Prag einzulangen. Mit Rücksicht darauf wurde auch die Sitzung der koalierten Verbände auf heute Mittag verschoben. Von der Antwort der Unternehmer wird es abhängen, ob eine Ausdehnung des Streiks auf die Bergarbeiter der ganzen Republik beschlossen werden wird. Keine militärisch« Besetzung der Kohlen­gruben? Vom Ministerium des Innern wird verkoilt- bort: Die Meldungen einiger Blätter, daß die Kohlengruben im Ostrau -Karwiner Revier und in Kladno von Militär und Gendarmerie be- setzt wurden, beruhen nicht auf Wahrheit. Von anderer Seite wird dieses Dementi be stritten. abgesetzt werden. Die Herabsetzung der Preise kann durch die Beseitigung der Kohlenstcuer, durch Herabsetzung der Frachttarife und durch Herabsetzung der Erzcugungskostcn herbeige- zllhrt werden. Tie VertreterderBerg- arbeiterschaft gaben ihre Zustimmung, durch zweckmäßige Einteilung der Arbeit, Be- schränlung der Zahl der unproduktiven Kräste, volle Einhaltung der Arbeitszeit und größeren Einsatz der Kräfte der Arbeiterschaft, ein« Er- h ö h u n g der F ö r d e r l e i st u n g bis Ende Dezember uin. 20 Prozent herbeizuführen. Demgegenüber sollten die Unternehmer die Preise für Kleinkohle und Koks ange- messen erniedrigen. Ueber die Durchfüh- rung dieser erhöhten Förderleistung aber er- hob sich ein Streit: Die Unternehmer stehen ans dem Standpunkt, daß die Gedinge um 20 Prozent herabgesetzt werden sollen und daß die Arbeiter,»in ihre bisberigen Löhne z» er- reichen, ihre Leistung um 20% erhöhen müssen. TaS ist zweifellos eine falsche Auslegung des Anbots der Vertreter der Bergorbeiter. Es geht nicht an, von den Arbeitern eine erhöhte Arbeitsleistung zu verlangen»nd gleichzei- tig die Löhne herabzusetzen, denn da- durch wird die Lust zu einer erhöhten Leistung nicht geweckt, sondern es wird daS Gegenteil erzielt. Die Unternehmer behaupten, daß, wenn die gegenwärtigen Gedinge in Geltung bleiben, die Erzenguugskesten keine Ermaßt gung erfahren, a»ch wenn die Arbeitsleistung erhöht wird. Das entspricht natürlich nicht der Wahrheit. Wird die Förderleistung um 20 Pro- zent erhöht, dann ergibt sich fügende« Resultat: Die Durchschnittsleistung für die Schicht und für den Arbeiter beträgt 0.3 Zentner, die 20 Prozent!«« Steigerung der Arbeitsleistung würde 1.26 Zentner für die Schicht betragen Die durchschnittliche Förderleistung würde sich Sie daher v"ir 6.3 Zentner auf 7.5 Zentner für die Söbicht»nd für den Arbeiter erhöhen. Der Durchschnittspreis für einen Zentner Stein- kohle beträgt 40 K. Durch die Erhöhung um 1.26 Zentner für die Schicht würde eine ^Mehrleistung im Werte von 50.40 K gewan­dte tschechische bürgerliche Presse in voller Einigkeit gegen die Bergarbeiter losgeht, die sich nicht in blinder Demut Lohnreduk­tionen bei gleichzeitiger Vermehrung ihrer Arbeitsleistung gefallen lassen wollen. Der Streiks der Grubenarbeiter. polak Alle Anstrengungen und Entstellungen der feilen bürgerlichen Zeitungen werden die Tatsache nicht aus der Welt schaffen können, daß alles Recht auf Seite der Arbei­ter ist und daß der Streik von den Ui.ter- nehmerii gewissenlos vom Zaune gebrochen wurde, um einen entscheidenden Vorstoß zur Niederringung der Bergarbeiter zu ma- chen und sich derart neue Möglichkeiten der Ausbeutung des Profites zu sichern. Daß sich die Bergarbeiter gegen den Anschlag ihrerHerren" zur Wehre sehen, es nicht gutwillig hinnehmen wollen, daß die Pro- sitgeier ineinerZeitd« noch immer stei» genden Teuerung ihnen die Löhne kürzen, muß allen gerecht Denkenben als notwendig und selbstverständlich erscheinen. Die übrige Arbeiterschaft wird denn auch den Streik richtig zu werten wissen. Sie wird nicht nur erkennen, daß. es blanke Notwehr war, welche die Arbeiterschaft zu diesem Schritte trieb, sondern sie wird auch bewußt werben, daß das Vorgehen der Grubenbesitzer einen Anschlag gegen die gesamte Arbeiterschaft darstellt. Würde es gelingen, die Bergarbeiter niederzuringen so bekämen dies bald alle Arbeiter zu spüren. Der Kampf, der in Ostrau seinen Anfang genommen hat, ist daher mehr als ein ein- fach« Lohnkainpf einer einzelnen Arbeiter- schichte. Es geht um die Stärkung der Macht des Kapitalismus, um eine Entschei- dung zwischen Arbeit und Kapital über­haupt, nicht um etwas mehr oder etwas weniger Lohn, sondern um die Frage, ob die Besitzer der Kohlengruhen das Recht für sich in Anspruch nehmen dürfen, schranken- los ihrer Profitgier zu sröhnen, sei"es auch auf Kosten be» Wohles tapsender' von Ar- beiter, der Gesamtheit der Bevölkerung und de» Staate». neu werden, wovon aus die Kohlensteu« (durchschnittich 8 K für einen Zentner) 10.0 K entfallen. Der Durchschnittslohn(ohne di Zulage» für Kinder und Bekleidung) betrag bei allen Arbeitern für die Schicht 47.3 K. Wir dieser Betrag auf die bisherige Fördcrleistun von 6.3 Zentner für die Schicht verteilt, sl entfällt für einen Zentner 7.58 K an Lohr Auf die 20prozentige erhöhte Förderleistung also auf 1.26 Zentner, würden 9.55 K mehr a, ^ Lohn entfallen. Nachdem aber die Zcitlöhn auch bei erhöhter Leistung unverändert blej 1 ben und die Arbeiter, die im Zeitlohne sto I Heu, ungefähr ein Drittel umfassen, würde da ' Lohn, um den mehr gezahlt werden müßte, blos i 7.16 K betragen. Ter Betrieb würde also be der erhöhten Förderleistung um 20 Prozent auch wenn die Gedinge in der alten Höhe eu j halten blieben, zusammen 33.16 K für dij Schicht und für den Arbeiter gewinnen. Wen» man die 7.56 Zentner, welche bei ein« ev ! höhten Förderleistung um 20 Prozent auf di, Schicht und den Arbeiter entfallen, teilt, st ^fallen auf einen Zentner 4.33 K, um wel» chen Betrag sich die Erzeugungs skosten erniedrigen würden und u» welche der Preis für einen Zent, ner Kohle herabgesetzt werde, könnte. Da nur der Preis für Klcinkohle und Kokt eine Herabsetzung erfahren soll und Kleinkohl» durchschnittlich nur ungefähr zwei Drittel de, geförderten Kohle umfaßt, so würde bei jeden Zentner Kleinkohle die Herabsetzung der Er, zeugungskosten 6.57 K betragen. Zur Erzen, gung eines Zentners Koks sind 1.5 Zentne» Kohlen«forderlich. Es würde daher bei Koks eine Verbillignng der Erzeugug um 9.35? eintreten. Die Unternehmer suchen abet auch bei dieser Gelegenheit eine, Gewinn zu erziele« und obwohl si» im November die Gedinge um 10 Prozent ev nicdrigten und eine weitere Herabsetzung de» Gedinge im Dezember um 10 Prozent anlüw digten, geben sie die ermäßigten Preise fw Kleinkohl« nur mit 4.4 K und bei Koks nur ut, 7 K für einen Zentner bekannt. Sie würde, daher, wenn die Gedinge nicht herabgesetzt würz den, bei einem Zentner Klcinkohle 2.57 X, bcj einen: Zentner Koks 2.85 K profitieren. Das ist aber noch nicht alles. Bei der Bemessung der Verkaufspreis« für Klcinkoble und Koks iv> Mai 1921 wurde Rücksicht auf die damaliges Holz- und Materialpreise vom Mai 1921 gei nommon. Seit Mai 1921 bis zur beutigc» Zeit sind die Preise für Holz, Oel, Eisen unt alle übrigen Materialien um mindestens 20% gefallen. Die Unternehmer haben aber die Kohlenpreise nicht um einen Heller herabgesetzt. Da die Kesten für Holz und Material ungefähr 40 Prozent de, Erzeugungsk"stcn betragen, das sind im ein- kalkulierten Preis« der Kohle ungefähr 15 K für einen Zenwer, konnten die Unternehmer, -hne daß eine Reduktion der Löhne einzutreten brauchte, bei der bisherigen Leistung ans Grundlage der Lvprozentigen Hcrabsetning der Greife für Materialien und H-lz den Preis dch K"hle dnrchsck'nittlich um 3 K oder bei Klein, koble um 4.50 K, beim Koks um 6.75 Li er- mäßigen. Tie Unternehmer aber wollen aus der ge> genwärtigcn Situation sich an fs n eue bc- reichern, wollen durch die erhöhte Fördere Leistung 4 58 Li, durch die Herabsetzung der Gc- dinge 0.94 IC, durch die Herabs.hung der Holz- und Materialpreise 3 K, also zusammen 8.3 K für einen Zentner Kohle gewinnen und wol- len dann den Preis, für Kleinkohle um 4 Li ermäßigen, was bedeuten würde, daß sie bei sedem Zentner eine» neue» Reingewinn von 2.C6 K«ziele« würden. Sie würden also da- bei 5.<P K bei jedem Zentner Kohle für sich, heeautschlagen."