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Sozialdemokrat
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Zentralorgan der Deutschen sozialdemokratischen Arbeiterpartei eutſchland- Mk in der Tschechoslowakischen Republik.
Freitag, 16. Dezember 1921.
Der Parteitag.
Sozialdemokratie und Landwirtschaft.
Erscheint mit Ausnahme bes Montag täglich früh.
Nr. 91.
berühren und schon heute an uns herantreten. und Steuerzahler und sie hätten daher zu beInsoferne haben wir damit auch den Notwen- stimmen.
digkeiten unserer Politik Rechnung getragen. Wenn aber ciumal der moderne Geist auf dem Grundgedanke unserer Politik draußen auf dem Lande bleibt nach wie vor das Bekennt nis zum Klajsenkampf.
Wir betrachten nach wie vor auch in der Land
Lande ficgen soll, dann muß auch mit der Auffassung gebrochen werden, die den Menschen nach seinem Schfenbesiß und dem Umfang seines Grundeigentums einschäßt.
Wir verlangen auch, daß die Landarbeitet
Referent Genosse Jaksch. die Kampfstellungen, die wir bisher errungen wirtschaft den Klassenkampf als den Hebel zur aller modernen sozialpolitischen ErrungenDer gewaltige Vorstoß, den die sozialistische haben, müssen wir zu Trußzburgen wider den Umgestaltung der Produktion, als das Mittel schaften teilhaftig werden. Damit endlich einArbeiterbewegung nach Striegsende unternon- grarkapitalismus ausbauen, zu Ausgangspo- zum sozialen und kulturellen Aufstieg des ar- mal das alte agrarische Verbrechen gutgemacht men hat, hat sie auf neue, bisher unerschlos- fitionen für den nächsten Sturmlauf. Das beitenden Landvolkes. Wenn wir einst ein Wenn wir einst ein wird, welches die Pandarbeiter die Dienstbo fene Gebiete geführt, hat sie vor neue Aufga- sind so die Motive, die uns veranlassen, pro- besseres Zusammenleben der Menschen schaffen ten degradiert und sie auf eine Stufe hinabben von unerhörter Mannigfaltigkeit gestellt. grammatisch unsere Stellung festzulegen. wollen und das arbeitende Landvolk ſeiner gestoßen hat, die man sich nicht mehr vorDie Probleme des Klassenfampses, die bisher Allerdings werden Sie aus den vorliegenden politischen und wirtschaftlichen Befreiung zu stellen kann. Es würde zu weit gehen, dies nur in nebelhafter Ferne standen, wurden in Anträgen des Parteivorstandes ersehen, daß führen sollen, dann müssen wir die Quellen ausführlich zu besprechen, aber wie man diese unmittelbare Nähe gerüdt und forderten von wir heute noch kein fertiges Agrarprogramm der Ausbeutung und Unfreiheit verstopfen und Leute øft behandelt wie das liebe Vich. Wir uns ihre Lösung. So ist auch die Agrarfrage beschließen können. Das hat seine verschie das sind auf dem Lande jene Betriebe, die vor wollen, daß auf die speziellen Verhältnisse der für uns Sozialdemokraten aus einem Gegen- denen Ursachen. Es ist kein geistiger Mangel wiegend auf Lohnarbeit angewiesen sind und Landbevölkerung Rücksicht genommen wird, stand akademischer Diskussion zu einem Pro- der Partei, es beruht nicht auf einer theore- das Ausbeutungseigentum darstellen. In wir verlangen, daß eine Schulreform blem der praktischen Gegenwartsarbeit für den tischen Zaghaftigkeit, sondern es ist bei dem unserer Resolution ist schlankweg ausgespro- durchgeführt wird, damit die landwirtschaftSozialismus geworden. Und wenn der heu- heutigen Stand der Dinge glattweg unmög- chen, daß wir für die Enteignung aller Be- liche Fachwissenschaft endlich einmal bis in den tige Parteitag zum Thema„ Sozialdemokratie lich, eine endgültige Stellungnahme zu die- triebe sind, die ein Ausbeutungseigentum dar- letzten Betrieb durchsicern fann. Wir wollen, und Landwirtschaft" Stellung nimmt, so hat ſem schwierigen und weitverzweigten Pro- stellen und daß wir sie in Geſellſchaftseigen- daß die ländlichen Volksschulen in Arbeitsdas zweierlei Ursachen. Wir sind, wie ich schon blem festzulegen. Die Sache ist deswegen tum überführen wollen. Wir haben auch er- schulen umgewandelt werden, daß die Lehrer erwähnt habe, in den gewaltigen politischen schwierig, weil sie eine politische und ökono- klärt, daß wir nichts dagegen einzuwenden agronomische Fachbildung erhalten. Wir wolBorstoß nach Kriegsende in das Dorf einge- mische Seite hat. Wir müssen uns vor Augen haben, daß von den enteigneten Großgütern len, das der obligatorische Fortbildungsschuldrungen, wir haben in den landwirt - halten, daß die kapitalistische Entwicklung auf Grund und Boden, der zu einer rationellen unterricht auf dem Lande eingeführt wird. schaftlichen Gegenden Positionen Industrie und Landwirtschaft ganz verschie Zentralwirtschaft nicht geeignet ist, an die um- Genossen, es ist wohl ein großes Programm, crobert, die bisher für uncin- dene Auswirkungen zeigte. In der Industrie liegenden Kleinbauern abgegeben wird, damit aber es muß hier der Hebel angesetzt werden, nehmbar galten. Die arbeitende Land- ist der Kapitalismus mit einem fieberhaften sie ihre Betriebe arrondieren können. Es ist um diese alte konservative Gesinnung des bevölkerung wurde durch die Höllenleiden des Aufschwung und einer fortschreitenden Kon- das eine Sache, der man ohne weiteres zu- Landvolles aus den Angeln zu heben. BeKrieges aufgepeitscht, es wurden die Auf- zentration der Produktion gekommen, hier ſtimmen kann. Wenn wir unsere ganze Auf- züglich der land- und forstwirtschaftlichen Hochfassungen, welche die klerikale und die agrarische treibt er die Produktion selbst auf jene Stufe, fassung auf den Klassenkampf eingestellt ha schulen, verlangen wir, daß sie allen Begabten Agitation in sie verpflanzt hatten, erschüttert die zur Sozialisierung und zur Errichtung der ben, haben wir wohl zu gewärtigen, daß un- und affen Schichten des arbeitenden Landvolkes und so wurde die Bahn freigelegt, für unsere sozialistischen Bedarfsproduktion reif ist. In sere Gegner ausschreien werden: Ihr seid die zugänglich gemacht werden, damit auf diesem fozialistische Agitation. Doch es hat sich auch der Landwirtschaft stehen die Dinge anders. Unfriedensstifter, Ihr stört unser idyllisches Wege die land- und Forstwirtschaftliche Fachhier unsere alte Erfahrung wieder als wahr Hier sehen wir keine gewaltige Konzentration, Leben, Ihr bringt Streit und Haß in die Rei- wissenschaft chebaldigst zur Volkswissenschaft erwiesen, daß wir nicht das zu unserem festen keinen fieberhaften Aufstieg. Sie schreitet im hen des Landvoltes hinein. Nun, wir können gemacht wird. Die Forderungen, die wir da Bestände zählen dürfen, was uns die Gunst Rahmen der gegebenen Gesellschaftsform vor- mit Stolz behaupten, daß sich unsere Klassen- erheben, bedeuten lesten Endes wohl für die des Augenblickes in den Schoßz wirft, sondern wärts, aber in viel langsamerem Tempo und kampftheorie in letzter Zeit in bedeutendem Gesamtheit der Gesellschaft schwere Opfer. Aber daß uns nur jenes dauernd gehört, was wir das ist vor allem darauf zurückzuführen, daß Umfange durchgesezt hat, auch in Streifen des es hilft uns nichts. Es ist besser, wir beschrei durch unermüdliche zähe Arbeit gefestigt und hier die Produktion mit fixierten Möglichkei- Landvolkes, bei denen wir es nicht erwartet ten diesen Weg, und bringen Opfer, damit veranfert haben. So zeigt sich auch nach die ten zu rechnen hat, weil sie an Grund und haben. Ich habe hier eine Nummer der endlich einmal die Landwirtschaft aufhört ein sem Vorstoß, den wir unternommen haben, Boden gefesselt ist, den man nicht so einfach Deutschen Landpost", wo in großen Lettern Semminis unseres Fortschrittes zu sein, damit daß es nicht nur darum zu tun ist, in diese un- zusammenpressen kann, wie die Produktions - steht: Streik der organisierten deutschen Land- hier auch ein Grundstein gelegt wird für eine erschlossenen Gebiete einzubringen, Teile der mittel in den Fabriken. Aus dieser Erkennt wirte“. Wir können also vollauf zufrieden sozialistische Bedarfsproduktion. Landbevölkerung für den Augenblick für uns nis, daß also der Kapitalismus und vor alem sein, wenn wir den Bund der Landwirte zur Der tapitalistische Weg ist der, Agrarzölle zu zu gewinnen, sondern daß die Hauptsache und das Privateigentum ein Semmnis der Auf- Klassenkampstheorie befehren konnten, das ist der tapitalistische Weg ist der, Agrarzölle zu das Schwierigste dabei ist, diese errungenen wärtsentwicklung der Landwirtschaft ist, die entschieden ein ganz schöner Erfolg.( Seiter- diktieren und der Gesamtheit schwere Opfer auf diese Weise aufzuerlegen. Stellungen gegenüber den Gegenangriffen der wir brauchen, erwächst uns die Aufgabe, daß keit.) Wie ist nun unsere Stellung zu den Agrarier und Klerikalen zu halten. Und bei wir schon. innerhalb der fapitalistischen Ords bäuerlichen Betrieben? Auch hier haben wir Aber nicht um die Produktion zu heben sons dieser Aufgabe hat sich wohl herausgestellt, daß nung mithelfen müssen, um die Landwirt aussprechen können, daß wir weiterhin die dern um einer fleinen kapitalistischen Schicht, die überlieferie agitatorische Auffassung nicht schaftsproduktion auf eine Stufe emporzuhe Scheidung zwischen Ausbeutungseigentum und Profite zu sichern, wie fremd die große Mehrausreicht, sondern daß wir dem arbeitenden ben, wo sie kein Hemmnis einer sozialistischen Arbeitseigentum aufrecht erhalten. Es hat heit des Landvolkes weiter im Elend und Landvolke, wenn es zum überwiegenden Teil Neuordnung mehr ist. Wenn ein Agrarpro- sich gezeigt, daß solche öfenomische Einheiten, Senechtschaft lebt. Es besteht vielfach unter undauernd für den Sozialismus gewonnen wer- gramm vollständig sein sollte, müßte es nicht wie die Bauernwirtschaften, die das Ergebnis seren Genossen die Befürchtung, daß durch die den soll, praktische Hilfe bieten müssen. nur politische Richtlinien en halten, sondern einer langjährigen Entwicklung sind, überhaupt Besserstellung der Landbevölkerung die inAuch eine zweite Ursache spricht dafür, daß auch ein landwirtschaftliches Vreduktionspro- nicht wegdekrediert werden können. Wir duſtrielle Arbeiterschaft schwer belastet wird. die Partei auf agrarpolitischem Gebiete bis zu gramm. Es wäre ein Wahnsinn, das heute müssen damit rechnen und in unserer Reso- Wir können aber feststellen, daß das Grundeinem gewissen Grade eine feste Stellung ein- u machen, wo wir erst am Beginn der praf- lution wird klar ausgesprechen, daß wir be- übel der favitalistischen Gesellschaft nicht so sehr nnimmt. Wir haben durch die letzten Ereig- tischen Erfahrungen stehen. Es wäre der rein- züglich der bäuerlichen Wirtschaften nur die auf dem Mangel an Gebrauchsgütern beruht, nisse, nach dem Beispiel anderer? inder einen te Papiersozialismus, wenn wir der Forderung erheben, daß sie sich den Bedürf- sondern vielmehr auf ihrer schlechten VerteiAnschauungsunterricht genießen können, wie es Entwicklung der Landwirtschaft vom Bera- nissen der gesamten Wirtschaft anrassen. Wir lung und es ist nicht so, daß wir das ganze bei der Machterroberung und Machtbehauptung tungstische aus, bestimmte Formen vorschreis wollen mithelfen, daß die Zersplitterung der Problem vom reinen Konsumentenstandpunkt zugeht. Da ist wohl eine Erfahrung feftzu- ben wollten, es wäre ein ganz verfehltes Be- produktiven Sträfte in ienen fleinen Betries auffassen tönnen und sagen: Nun gut, wir halten, daß die rein favitalistische Verfaffung ginnen. Die Erfahrug hat gezeigt, daß theo ben beseitigt werde, daß durch genossenschaft- wolen keine Belastung der Konsumenten, ergo der Agrarproduktion, die feindliche Stellung retische Konstruktionen, mögen fie noch so get liche Produktionsförderung. Maschinenges geht uns die arbeitende Landbevölkerung nichts der Landbevölkerung wohl zu den schwer it en reich durchdacht sein, und noch so bestechend für nossenschaften. Viehzuchtgenossenschaften, Mol- an. So dürfen wir nicht sprechen, weil wir Hemmungen sozialistischen den Blick wirken, ganz werties sind, menn sie tercipenossenschaften der bäuerlichen Wirtschaft dadurch auf jeden zukünftigen Fortschritt ver Stampfes gehört. Die vollständige Ein- außerhalb von Zeit und Raum gemacht wer die Erfolge der der Wissenschaft und Technik zichten würden. Der Redner gibt sedann eine Darstellung flußlosigkeit des Industrieproletariats auf die den. Deshalb ist es hier nicht unfere Auf- zugänglich gemacht werden. Mir haben auch Lebensmittelproduktion ist in den Zeiten ent- gabe, irgendwelche mechanischen Formeln aus ausgesprochen, daß iene Zwischenglieder. die der Entstehung und des Verlaufes der Bedens scheidender Kämpfe eine schwere Gefährdung. zudenken oder ein Detail- Bild aus dem fezia- heute noch im wirtschaftlichen Verkehr zwischen reform im tschechoslowakischen Staate und fährt Die agrarkapitalistische Landwirtschaftspro- listischen Zukunftsstaat zu malen, oder über- Stadt- und Landvolk einecreiht sind, möslichst dann fort: Kritik der Bodenreform. buftion ist das lehte Bollwert, hinter das sich haupt canz bestimmte Vorschriften zu machen, ausgeschaltet werden. daß Ein- und Verkaufswie sich die Entwicklung zu vozichen hat. son genossenschaften diese Funktion übernehmen. Wir wollen nicht ungerecht fein, wit der lavitalistische Klaffenstaat berstedt, wenn es ihm an den Kragen geht. Wir haben dern was die Seite der Produktion anbelangt, Bei der Errichtung der Pandwirtschaftsges wofen anerkennen, daß in dem Bodenreform aus dem Beispiel Ungarns und Ruklands müſſen wir aus der allgemeinen Entwicklung nossenschaften und der Sandwirtschaftskam gefeß wohl mancher gute sozialistigelernt, daß der Kampf um den Sozialismus die Tendenzen auffhüren, die uns mern kommt der alte reaktionäre Geiſt in beiche Gedante reranfert wurde, es zeigt nur dann siegreich beendet werden kann, wenn für den sozialistischen Gedanken denklichent Make zum Vorschein. Man hat sich, daß diefes Gesetz eben das Ergebnis eines er nicht allein geführt wird, von einer, wenn und für eine fezialiſtiſche Ordnung günstig das längst entschlafene Sechstrassenwahlrecht Stompromisses zwischen den tschechischen Agraauch noch so gut disziplinierten und kampfbe- erscheinen, und diese Tendenzen. die zum wieder hervorgeholt. Nach diesem Wahlrecht riern und den Sozialdemokraten darstellt. Was reiten Schichte von Industriearbeitern, fon- Sozialismus greifen, müssen wir fördern, sollen die Landwirtschaftskammern zusammen aber unsere Kritik berausfordert, ist die Art dern daß er nur dann von Erfolg begleitet sein und uns in ihren Dienst stellen. oefent fein. Wir fordern demoegenüber den der Durchführung, die nicht die sozialistischen lann, wenn er durch ein gemeinsames Ringen Mun haben wir uns bei Pfaffung der Ihnen aufhon der Pondeskulturräte auf einer dem Gedanken verwirklicht, die in den Bodenre bes verbündeten Proletariats von Stadt und borlierenden procrommatischen Richtlinier Prathon. are in der Pard- und Forstwirtschaft formgelegen enthalten find. fordern nur das, Land erkämpft wird. Aus diesen Erwägun zur Frage der Landwirtschaft ganz frei von Beschäftigter umfassenden Rentral reanifa was den Norariern genehm ist. Es ist ein gen heraus müffen wir als Partet diese für den abstrakten theoretischen Stonstruktionen gehaltion. Die Nerarier reden fich aus, daß die gefährliches Bündnis, das bei der DurchfühEnbfieg so notwendige Kampfgemeinschaft des ten, sondern wir haben mur zu jenen Proble- Dienstboten und Bandarbeiter kein Interesse rung der Bodenreform mit den Agrariern ab Andustrie- und Landproletariats anbahnen, men Stellung genommen, die uns unmittelbar an der Produktion habent, fie seien die Besipet geschlossen mouzbe, denn diese Partner, mit