Singelpreis 70 eller Rebattton und Berwaltung: Prag II., Savlič tobo nám. 82.

Telefon 6795, nachts 6797. Telegramm- Adresse: Bosialdemokrat Prag . Bostshedamt 87544.

Inserate werben laut Zarif billigst berechnet. Bet öfteren Einschal tungen Preisnachlaß.

1. Jahrgang.

Sozialdemokrat

Bezugsbedingungen:

Bet 8ustellung ins Baus oder bei Besug

burch bie Poft monatlich... 16- K viertelfährlich 48-, þalöjährig.. 36-, ganzjährig. 19- Ka Für Deutschösterreich monatlich für Deutschland 40- M Erscheint mit Ausnahme des Montag täglich früh.

Zentralorgan der Deutschen sozialdemokratischen Arbeiterpartei 400K, f in der Tschechoslowakischen Republik.

Freitag, 23. Dezember 1921.

Die Weihnachtsgloden mimt, und auch in der Debatte nicht genug Hilgenreiners.

nehmen.

Nr. 97.

Gegen die Gehaltskürzungen.

Die Rede des Genators Genoffen Nießner.

Genosse Senator Nießner:

Brusttöne fand, die Verderblichkeit der Vor­lagen zu verdonnern, am nächsten Tage vor den Schädigern der Staatsangestellten und Die Debatte im Senate über die Vorla- vor dem Herrn Kroiher einen Kniefall tat, gen betreffend die Kürzung der Staatsan am nächsten Tage die Sturmizenen verur- Wir tragen hiemit die Rede des Genossen wenig aufzuhelfen, ihre Verhältnisse den Teues gestelltengehalte brachte zwei Reden, die es teilte und gar nicht mehr förmlich, sondern Nießner, die er bei der Verhandlung der Vor- rungsverhältnissen anzupassen und sie nach verdienen, noch besonders vermerkt zu wer- nachgerade für die Deutschbürgerlichen um der Staatsangestellten und Lehrer in der Mitt len. Die revolutionäre Nationalversamm­lagen betreffend die Kürzungen der Bezüge ihren Leistungen menschenwürdiger zu bezah­ben. Beide wurden von Senatoren gehal- Berzeihung bat, wie er auch gründliche wochsitzung des Senates hielt, nach. lung hat das Paritätsgesetz beschlossen, ten, die dem Priesterstande angehören, wel- Besserung und Buße versprach. Der Herr Gleichstellung der Lehrer mit den Beamten, cher Umstand kaum als eine Zufälligkeit Senator und Theologieprofessor Dr. Hil­eine Forderung, für welche die Lehrer Jahr­ausgelegt werden kann, sondern eher genreiner hielt es sogar für angemessen, Die meisten Herren der Majorität werden zehnte lange gekämpft haben und die sie als symptomatisch gedeutet werden muß. Die die Mehrheit, die den Dechant Kroiher vor dem heutigen Tage mit einem gewissen Ban- werivolle Errungenschaft buchten. Die Natio­tschechischen Parteien waren vorerst ent- geschickt hatte, in Schutz zu nehmen, denn gen entgegengesehen haben und sie werden in nalversammlung hat auch die Pensionsbeiträge schlossen, sich an der Debatte nicht zu betei- nicht anders ist es zu deuten, wenn er sagte, die Sitzung mit einer Beklemmung gekommen zu Lasten des Staates übernommen und eine feit. was ihnen in den vorgelegten Gesez- Besserung der Bezüge vorgenommen. Aber es figen, bei welchem Entſchluſse wohl der die Art und Weise, wie von einem Mehr- entwürfen vorgelegt wird, ist in der Tat ein ist außer Frage, daß die Regelung lange nicht Wunsch, die unliebsame Erörterung über heitsredner" gesprochen wurde, gewiß starkes Stud. Und man kann schon glau- in ausreichendem Maße erfolge, daß auch heute die peinliche Angelegenheit tunlichst abzu- nicht im Sinne der Majorität" ben, daß es vielen der Herren wider den Strich nicht die Lehrer und Staatsangestellten ein kürzen wie auch das böse Gewissen über gewesen war und weiter seinen heßluftigen geht. Man mutet ihnen zu, nein, das ist irgendwie üppiges Leben führen können und den von ihnen an den Staatsangestellten Pfaffenkollegen Kroiher entschuldigte, indem eigentlich nicht der richtige Ausdrud, man daß ihnen auch heute schwere Einschränkungen, verübten Betrug, maßgebend war. Die von er meinte, es war vielleicht auch tommandiert sie.( Zwischenrufe: So ist Entbehrungen und Sorgen auferlegt sind, wie den Rednern der Opposition geübte wir von dem betreffenden Herrn es!" Zustimmung.) Man befiehlt es ihnen an sie auch noch lange nicht die und in den meisten Fällen, wie ich glaube, furchtbaren Folgen der Kriegszeit kungsvolle Kritik an den Vorlagen lockte nicht so schlimm gemeint, wie es gegen ihre bessere Ueberzeugung, gegen ihr überwunden haben. sie eher aus der vorsichtig beobachten Zu- herauskommen ist." Aber, so win Empfinden, gegen alle Versprechungen, gegen Das haben auch die Mehrheitsparteien an rückhaltung heraus und alle, Nationalde- felte Herr Hilgenreiner, in seinen Worten, ihre Programme, daß sie Vorlagen schlucken, erkannt und bei der Verhandlung des Antra­motraten, Agrarier und tschechische Sozial- lag ein Gedanke"( wie zart ausge- vor den Folgen ihnen wohl ein gelindes ges Brodecky, Grünzner am 9. November 1920 demokraten, befanden just den Dechanten drückt!), der ungeheuer feindselig" sei Grausen angehen mag. Es steht wohl außer hat der damalige Finanzminister Dr. Eng­Kroiher für würdig, das unsaubere Ge- und wenn nun auf Schritt und Tritt" Zweifel, daß das, was Sie meine Herren, von lisch erklärt: Die Lage der Staatsangestellten schäft des Reinwaschungsversuches zu über- heiße: Schauen Sie, daß Sie weiter kom stärksten Widerspruche zu all dem steht, was in Vergleich zu anderen Geſellſchaftsschichten der Mehrheit zu tun im Begriffe stehen, im ist eine schlechte. Ich muß konstatieren, daß fom- der men, Ihr seid in der Fremde, und wenn ein Sie den Beamten und Lehrern bei den Wahlen bei uns, im Vergleich zu den Privatangeftell­In der Tat erwies sich dieser Priester anderer Herr von Komödianten sprach, versprochen haben.( Sen. Saller:" Man ten, es den Staatsangestellten schlecht geht." als ein mit allen Salben geschmierter Pfaffe, dann werden Sie begreifen." Und als ihm müßte einmal die Reden lesen!") Es wäre Auch alle Redner der Mehrheitsparteien haben wie auch als ein in allen Pfiffen und Senis von tschechischer Seite der Einwurf gemacht wirklich interessant, die Reden nachzuschlagen, dem Gedanken Ausdruck gegeben, daß der Staat fen wohlbewanderter und gelehriger Schüler wurde, ob er denn nicht gehört wurde, was unt zu lesen, was Sie den Beamten und Leh- vorläufig bestrebt ist, zu tun, was möglich ist, Loyola , des Erzvaters aller Frommen und Herr Dr. Hilgenreiner:" Daz werde finden, wenn man ihm damals nicht zugebilligt bewußt ist, die Forderungen der Beamten nur des jesuitischen, heiligen Ignatius von von den Deutschen gesagt wurde, befeuerte rern alles in Aussicht gestellt haben. Jeder der daß es aber nicht ausreichend ist, daß bas scheinheiligen Schelme, der dem verlogenen ich nie entschuldigen!" Er entschul- hätte, daß er ein gue Teile zu befriedigen und man vertröstete Grundsatz: Der 3med heiligt das mitter" digte seine deutschbürgerlichen Verbandsge- unbedingter Lehrer- und Beamtenfreund damals die Beamten, daß, wenn daß, wenn es den den Segen seines Ordens und der Kirche nossen- denn nurin ihrem Namen ist. Dennoch kommen Sie in einer Zeit der Staatsfinanzen einigermaßen besser gehen verlieh. Um wirkungsvoll zu polemisieren, konnte er höchstens sprechen- daß sie nicht schweren Teuerung und Not und werde, das Uebrige nachholen wolle. In der so rechnete der Herr Dechant, muß die Sa- angefangen" hätten und er selbst sei ganz wollen den Lehrern und Staatsangestellten die letzten Zeit war auch viel von der Stabilisierung der Gehalte che auf ein anderes Geleise geschoben wer- brav gewesen: Ich habe kein Wort Bezüge fürzen, denn im Wesentlichen handelt den und welches hätte sich je da als ge- gestern gesagt". Dann ging der Herr es sich ja um eine Stürzung und um nichts die Rede, und die Beamten haben ihre Soff. eigneter erwiesen, als die nationalistische Theologieprofessor ins Salbungsvolle über: anderes. Sie haben Beamtenfreundschaft ge- nungen daraufgesetzt, sie haben eine Anpassung heuchelt und die Beamten und Lehrer waren an die Teuerungsverhältnisse erhofft. Statt Sete . Und man muß schon sagen, der Herr Lassen wir durch die gestrige vor von lauter Freunden fast erdrückt. Und darum dessen wird den Staatsangestellten und der Bater wußte, wie nur irgendein nationali- übergehende Erbitterung nicht ist es begreiflich, wenn Ihnen vor der Abstim- Lehrerschaft diese Voriage gebracht, die ein stischer Klopffechter seinen Mann zu stellen. ben Geist des Friedens und der mung über die Lehrer- und Beamtenvorlagen Das der fromme Herr nach Belieben und Versöhnlichkeit unter uns stören". bange wird. Sie möchten sich am liebsten wohl Jauftschlag ins Gesicht der Staatsbeamten und Bedarf Deutschbürgerliche und deutsche Den Staatsangestellten und Lehrern wer- verkriechen und der Abstimmung aus dem eine Verhöhnung, eine Verspottung und auch Sozialdemokraten in einen Topf warf, fie den von ihren Bezügen 180 Millionen ge- Wege gehen, wir haben es ja gesehen, alle zu Vertretern der militäristischen Na- nommen, die Redner dagegen werden von es war nicht einmal ein Referent eufzutreiben eine schwere Schädigung ihrer Lebenshaltung und als man ihn endlich gefunden und er bedeuten. Die meisten Gehalte, wenn man sie tion" umlog, sie dann wieder auseinander einem dreisten Pfaffen dafür gehöhnt, den faum die Rednertribüne betreten hat, war er mit der Kauffraft des Einkommens der be­hielt, und Aeußerungen verdrehte, das ge- Deutschen wird aus der Republik die Tür auch schon wieder verschwunden. Die Gesetzes- treffenden Kategorien vor dem Kriege ver­hört schließlich zu dem täglichen Hand- gewiesen, Herr Dr. Hilgenreiner aber, diefer vorlagen sind derart verwerflich, daß sie nicht gleicht, haben noch lange nicht die Höhe er­werkzeug pfäffischer Verlegenheit. Dann Dann Stolz des Deutschen parlamentarischen nur bei den Beamten und Lehrern, sondern reicht, um den Vorkriegsstand zu erreichen. aber verlegte sich der Herr Senator Kroiher Verbandes, spricht vom Geiste bes Frie- im größten Teil der Bevölkerung Be frem- Manche der Gehalte sind um 400 bis 500, den und Widerwillen erregen werden. höchstens um 600 Prozent gestiegen, aber viele regelrecht darauf, gegen die Deutschen die dens und der Versöhnlichkeit", den man handelt sich hier um sehr vieles, wie ich Bedarfsartikel und Lebensmittel find um 1500 Es nationalistischen Instinkte der Straße zu unter uns nicht stören" soll, und angesichts noch ausführen werde. Aber die allmächtige Prozent gestiegen. Den Beamten, den Ange­wecken, wobei er sich bemühte, in dieser rein des folgenschweren Anschlages auf die Betka" hat mit Ihnen fein Mitleid, ob Sie stellten, den Lehrern geht es auch heute nicht materiellen und sozialen Sache künstlich einen Staatsbediensteten spricht er von vorüber- wollen oder nicht. Sie müssen! Nicht dem, so gut, daß es berechtigt wäre, Einschränkungen Gegensatz zwischen Deutschen und Tschechen gehender Erbitterung". Zum Schlusse be- was Sie für richtig und würdig finden, nicht ihrer Bezüge vorzunehmen. In letzten Jahre zu schaffen, die Zustimmung zu den Vor- ginnt Herr Dr. Hilgenreiner die Weih- dem, was Sie in Ihrem Programm haben, hat sich nichts geändert, die Teuerungsverhält­lagen als eine tschechische", ihre Ablehnung nachtsglocken zu läuten und wiederholt: nicht dent, was Sie versprochen haben, son- niffe haben keine Milderung erfahren, dennoch Im und Kritik als eine ebenso" deutsche" wie Lassen wir den Geist des Friedens der dent, was Ihnen die Betta" anbefiehlt, nahmen Sie Abzüge vor! Ju Motivenbericht müssen Sie folgen, Sie bilden sich natürlich des Abgeordnetenhauses zu dieser Vorlage heigt antipatriotische Sache erscheinen zu lassen. und der Versöhnlichkeit unter ein, daß Sie freie Volfsvertreter find, aber es: Die große Teuerung, welche die Ver­Und obwohl in der ganzen Debatte nicht uns wachsen im Verlaufe der Weih- welche Verkennung der Tatsachen! Wenn Sie anlaffung für die Verlängerung dieses Ge­ein nationales Wort gefallen war, nachtszeit, damit, wenn wir zurück- Ihrem Herzen folgen dürften, so könnten Sie fetes, betreffend die außerordentliche und Not­Höhnte der Hetzpfaffe die Deutschen , ihre kehren, wir imstande sind, das Friedens- nicht zustimmen. Sie müssen aber tun, was aushilfe der Staatsangestellten bis zum 31. " Besorgnisse" um den Staat seien über werk zu fördern. In diesem Sinne wün- hnen die Petka" oder der Fünfzehneraus- Dezember 1921 war, hat nur bei einigen Be­schuß" anbefiehlt. Gin flüssig", erzählte, bei der Mobilisierung feien che ich den Herren Kollegen die einberufenen deutschen Soldaten über glückliche Weihnachten!" die Grenze gelaufen und hatte schließlich Der Herr Theologieprofessor hat sich also, fann man das wohl ebensowenig nennen kön­die Dreiftigkeit, den Deutschen den Rat zu da ein anderer Pfaffe frech provozierte und men, wie einen Ausdruck der lautersten Demo- ben erteilen, auszuwandern, wenn es ihnen in den Anlaß zu den Sturmszenen im Senate! Was Sie zu tun im Begriffe stehen, davon haben die Preise mancher Bedarfsartikel fogas der tschechoslowakischen Republik- in de- gab, mit verblüffender Schnelligkeit beeilt, können Sie heute die Folgen noch gar nicht eine Steigerung erfahren. Bei mindeft ren Namen zu sprechen er sich anmaßte von seinen deutschbürgerlichen Verbands- absehen und Sie werden schon die Erfahrung gleicher Teuerung will man einen Gehalts­nicht gefalle. Wohlgemerkt: das alles, weil kollegen a 6 zurücken, de- und weh- machen, daß Sie ein böses Unternehmen an abbau vornehmen. Es ist dies ungerecht, die Oppositionsredner gegen die Kürzung mütig wegen der Ausbrüche ihrer Erregung gefangen haben. Vergessen Sie nicht daran, aber auch nicht vernünftig. Um diesen Ge­der Lehrer- und Staatsangestellten- Gehalte um Berzeihung zu bitten und so die be- daß die Staatsangestellten und Lehrer, wie halisabbau zu vollziehen, verletzt die Regie­fich gewendet hatten! Daß darob ein Sturm drohte Solidarität des deutschen und tsche übrigens alle arbeitenden Schichten der Bevöl- rungsmehrheit auch das tsche- ferung, die bittere Zeit des Krieges der Entrüstung ausbrach, muß jeder be- chischen Pfaffentums auf often feiner Ber - hinter sich haben, eine schwere Leidenszeit, eine greiflich und selbstverständlich finden, der bandsfreunde und der schwer geschädigten Beit des Hungers, des Glends, eine Zeit, in der welches für die Lehrer eine wertvolle grund­nicht von dem Geiste, der das Wort gebar: Staatsangestellten zu retten. Die Reden die Schichten, denen Sie jetzt bzüge an ihren bamit nicht nur die Lehrerschaft, sondern auch sätzliche Errungenschaft war. Die schädigen. Mit Rebellen unterhandeln wir nicht!" der beiden Repräsentanten des Priesterstan- Bezügen vornehmen wollen, Stüd um Stüd erfaßt ist. des, die mit seltener Klarheit den Geist des ihres Besites an Sab und Gut verkaufen die Schule! Jeber, dem die Und doch fand sich einer in den Reihen Jesuitismus aufzeigen, sind wertvolle Kul- mußten, um ihr Leben zu erhalten. Es ist Erziehung der Kinder eine wertvolle, eine hei= daher begreiflich, daß eine der ersten Taten lige Sache der Deutschbürgerlichen, der, wiewohl er turdokumente! der ersten Nationalversammlung nach dent ist, müßte sich mit aller Seraft dagegen weh­jonst den strammnationalen Priester" Kriege das Bestreben war, diesen Schichten ein ren, daß eine solche Kürzung vorgenommen

-

tratie.

freies Mannestum

Lehrer,

darfsartikeln nachgelassen und es kann bisher nicht vorausgefagt werden, wann wieder nor male Verhältnisse eintreten." Das ist das Zu­geständnis, daß sich nichts geändert hat. Nach Inderziffern

Paritätsgefch,