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2. Jahrgang.

Sozialdemokrat

Zentralorgan der Deutschen   sozialdemokratischen Arbeiterpartei in der tschechoslowakischen Republit.

Donnerstag, 6. Juli 1922.

Ein Aftionsprogramm. Das blutige Nachspiel der stummen

Gestern hat in Prag   eine für die gesamte Arbeiterbewegung dieses Staates bedeutungs­bolle Tagung stattgefunden: alle Gewerkschafts­zentralen, also die Vertreter der organisierten Arbeiter aller Parteien, tschechische Sozialdemo fraten sowohl wie Nationalsozialisten, deutsche Sozialdemokraten wie Kommunisten haben ge­meinsam beraten, um ihre warnende Stimme zu erheben und die Forderungen und Bünse der Arbeiterschaft der Regierung und dem Par­

Demonstration.

Zwei Tote in 3widau. 3widau, 5. Juli. Im Anschlusse an die Demonstrationen haben sich gestern abends in bet inneren Stadt bis in die Nacht hinein vor der der Kaserne der Sicherheitspolizei lebhafte Straßen­fämpfe entwidelt, die mehrere Opfer forderten.

wurde von der Menge entwaffnet. Inzwischen joll an anderer Stelle aus dem Schloß geschoffen

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Bei Zustellung ins Haus ober bei Bezug burch ble Bost monatlich.. KE 16.­vierteljährlich. 48.­halbjährig. 96.

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ganzjährig. 192­

Für Deutschösterreich monatlich BK 600.-, für Deutschland   M.40.-. Erſcheint mit Ausnahme des Montag täglich früh.

Ernst Däumig.

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as Berlin  

, 5. Juli  .( izevbericht.) Genojje Ernst Däumig  , der vor einigen Wochen wa rend einer Sigung im Reichstag einen Schlag anfall erlitt, ist heute im Krankenhause gestorben.

worden sein, wobei es drei Tote und 10 Berletzte gegeben haben soll. Darauf drang die Menge in bir fino parum außerſtande, im Die Meldung erreicht uns in später Nacht­das Schloß ein und plünderte. stunde und sind Der Verwalter Rosenberg soll schwer mi- Augenblick noch die Verdienste des so plöglich Ber

lament bekanntzugeben. Eine solche Tagung Die Demonstranten bemächtigten sich im Rathause handelt, nach anderen Nachrichten getötet storbenen ums Proletariat und Sozialismus eine ist keine vereinzelte Erscheinung der Waffen der Polizei. Auf dem Marktplage worden sein. Im Laufe der Nacht soll eine Ver- gehend zu würdigen. Mit Däumig verliert die in der internationalen Arbeiterbewegung, die tam es zu einem Zusammenstoße mit der Schuß härfung der Lage eingetreten sein, die zusam. Arbeiterschaft Deutschlands   einen ihrer martan­ſich etwa auf die

würde. Auch in anderen Ländern sind die Ge­werkschaften was vor dem Kriege nie der

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Personen geschätzt.

Das Nachspiel in Freiburg   und Offenburg  .

Menge belagerte die Kaserne der Polizei, wo sich eine neue Schießerei entwickelte. Die   De Schwerer Zusammenstoß in Hannover  . Fall war ein politischer Fattoe monstranten erlitten dabei sehr schwere Berluste. geworden, der in entscheidenden Augenblicken auch mehrere Polizisten wurden verwundet. Ein Hannover  , 5. Juli. Im Anschlusse an in das Leben der Gemeinschaft machtvoll ein- Polizeibeamter ist in der Nacht gestorben, die geftrigen Demonstrationen in Beine begab greift. Die Berriffenheit der Arbeiterbewegung Der Altionsausschuß hat den Stadtrat von Zwit- Arbeiter vom Baue des Mittellandskanals, nach fodaß im ganzen zwei Zote zu beklagen find. fich eine Anzahl von Teilnehmern, vornehmlich bewirkt, daß ein einheitlicher proletarischer tau als Geisel festgefeßt, um von der Regierung dem Festplaße einer Schüßengesellschaft. Es tam Wille nur durch die Gewerkschaften geformt die Zurückziehung der Schußpolizei zu erzwingen. zu einem schweren Zusammenstoß, 38 Personen werden kann, und daß durch die Gewerkschaften das Proletariat als Klasse dem Staate, der Blutige Demonstrationen in Wiesbaden  . tenhaus gebracht worden. Etwa 20 Ranalarbeiter wurden verwundet, 10 Personen find ins Krans Regierung und dem Parlament gegenübertritt. In Deutschlands   schicksalsschweren Tagen, bung der Frankfurter Zeitung  " tam es in Wies Berlin  , 5. Juli  .( Tsch. P.) Nach einer mel- wurden verhaftet. beim Rapp- Putsch, bei der Ermordung Erz- baden bei den Kundgebungen zum Schuße der bergers, und zuletzt bei dem verbrecherischen Republit zwischen der Polizei und einer Gruppe Anschlag auf Rathenau   ist durch das Auftreten junger Burschen zu Zusammenstößen. Die Schutz­der Gewerkschaften die Macht der Arbeiterschaft mannschaft war genötigt, vem der Waffe Ge- Kundgebungen in Singen am Hohentwiel wur­Freiburg, 5. Juli. Bei den geftrigen dem Bürgertum zum Bewußtsein gebracht brauch zu machen, und gab zwanzig bis worden. In der Tschechoslowakei   ist im jezi- dreißig Schüsse ab, durch die sieben Beren, während die Menge vor dem Hause eines worden. In der Tschechoslowakei   ist im jezi- fonen berlebt wurden. Aus der Zigaretten nachbarten Hause, in dem ein Major Scherer früheren Offiziers demonstrierte, aus einem be­gen Augenblid gerade eine schwüle politische fabrit Baurens wurden die Arbeiterinnen heraus wohnt, auf die Menge Schiffe abgegeben, wo Atmosphäre eingetreten, die parlamentarische geholt. Es sind schwere Beschädigungen und Plün durch anehrere Leute verwundet wurden. Bei dem Maschinerie funktioniert nur schwer, ein fest derungen vorgekommen. völliger Stillstand ist insbesondere in der so­darauf folgenden Tumulte wurde Major Sche Wiesbaden, 5. Juli  .( Wolff.) Nach einer errer erschossen. Die Ruhe wurde wieder zialpolitischen Gefeßgebung eingetreten, die gänzenden Meldung sind bei den gestrigen Zu hergestellt. In Offenburg   versuchten die   De Parteien, die verschiedene Bevölkerungsklassen fammenstößen der Demonstranten und der Bo- monftranten in das Gerichtsgebäude einzudrin vertreten, halten sich in der Koalition die lizei eine Person getötet und 19 verwundet gen, da seitens verschiedener Redner erflärt wor­Wage, so daß die Erekutive dieser Mehrheit, worden. den war, daß die Verfolgung der Mörder Erz­die Regierung Benesch, politisch vollständig un­bergers absichtlich verhindert worden sei. Es ge­fruchtbar geblieben ist. Diese Situation wird lang, die Demonstranten von Ausschreitungen insbesondere für die Arbeiterschaft immer un­abzuhalten. erträglicher und deswegen traten die drei Ge­werkschaftszentralen zusammen, um einmal deutlich und klar zu sagen, was die Arbei terschaft will.

Ausschreitungen bei Magdeburg  .

Die eine der gefaßten Entschließungen handelt insbesondere von der verheerenden in­ternationalen Wirtschaftskrise, unter der alle Länder seufzen. Die Unternehmer wer­den darin der Einschränkung der Betriebe an­geflagt, wenn ihnen das Geschäft nicht genug Geld bringt, und so mitschuldig zu sein an der gegenwärtigen Arbeitslosigkeit. Auch die tschechischen Arbeiter erkennen nunmehr die völlig verfehlte Wirtschaftspoli­tif und erheben gegen die Staatsverwaltung Der fapitalistischen Anarchie wird die Drgant­die schwere Beschuldigung, daß sie den Vor- sation der Erzeugung und des Verbrauches schlägen der Arbeiterschaft auf Linderung der entgegengestellt und alle gewerkschaftlich orga­Wirtschaftskrise nicht genug Aufmerksamkeit nisierten Arbeiter zum genossenschaft geschenkt hat. Nicht allein negative Seritif ent- lichen 3usammenschluß aufgefordert. hält die Entschließung, sondern auch positive In sehr ernſten Worten wendet sich eine Vorschläge. Darin zeigt sich der große dritte Entschließung gegen. das völlige Stocken Ernst der Konferenz. Die Gewerkschaften ver- in der Arbeiterschußgefeßgebung. langen, wie schon so oft, die Unterstützung der Die parlamentarischen Parteien und die Re­Baubewegung, Abbau der Kohlenabgabe, Re- gierung werden aufgefordert, für die Gesek gelung der Frachttarife und eine vernünftige werdung der Alters- und Invalidenverfiche­Handelsvertragspolitik gegenüber allen Staa- rung, der Witwen- und Waisenversorgung ten. Die tschechische Arbeiterschaft hat auch noch Sorge zu tragen. Die baldige Verhandlung nie so flar und entschieden die Berreißung der des Gesetzes über die Arbeiterurlaube und die lebensfähigen Großgrundbesiße und die Ver- Rechtsverbindlichkeit der Kollektivverträge teilung dieses Bodens als unsozialistisch be- wird verlangt. Die organisierten Arbeiter er zeichnet. Die Arbeiterschaft verlangt eine Kon- klären mit nicht mißzuverstehender Deutlich trolle der Betriebseinschränkungen und schließ feit, daß sie es nicht dulden werden, wenn sich lich die entsprechende Unterstüßung der Aerm- Regierung und Parlament dem Machtwillen ften und Elendesten, der Opfer der Wirtschafts- der Unternehmer beugen. trise, der Arbeitslosen.

Die Hintermänner des Anschlages

auf Harden.

vorgetreten ist Genosse Däumig   in den Jahren nach dem Zusammenbruch, aber auch vorher schon beiterbewegung gestellt.

hatte er feine ganze Kraft in den Dienſt der Ar­

Däumig stand im 56. Lebensjahre. In seiner Jugend hat er ein etwas abenteuerliches Leben fische Fremdenlegion verschlug. Nach der Rüdlehr geführt, das ihn auf längere Zeit in die franzö nach Deutschland   schloß sich Däumig   der Sozial demokratie an. Er wurde Redakteur in Reuß, Zentralorgan der sozialdemokratischen Partei, Salle und Erfurt   und kam schließlich 1911 an das den Berliner   ,, Vorwärts". Im Jahre 1916 mußte er mit den friegsgegnerischen Kollegen aus diesem ausscheiden. Bei Ausbruch der Revolution wurde er an die Spitze der Bewegung gestellt und pro­pagierte besonders die Verwirklichung des poli­er mit Crispien Vorsitzender der 1. S. P., bei tischen Rätesystems. Nach dem Tode Haafes wurde deren Spaltung in Halle ging er zu den Kom­Der Märzputsch in Mitteldeutschland  ( 1921) ver­munisten über und wurde deren Mitvorsitzender. anlaßte ihn zum Austritt aus der K. V. D. und er gründete mit Paul Levi   die Kommunistische Arbeitsgemeinschaft  . Endlich schloß er sich dann mit seinen Gesinnungsgenossen wieder der 11. S. B. an.

Charakter. In allen Teilen der Arbeiterschaft Daumig   war ein aufrechter und ehrlicher genoß er großes Vertrauen, auch wenn diese nicht mehr feine Anschauungen teilte.

Mit der 1. S. P. und der sozialistischen  Arbeiterschaft Deutschlands   betrauert auch unsere Partei und die Klassenbewußte deutsche   Arbeiter schaft der Tschechoslowakei   den frühen Tod des Kämpfers und Revolutionärs.

Die dienstägigen Riesendemonstra­

tionen. Magdeburg  

, 5. Juli. In dem benachbarten Sommerschinburg fam es auf dem Rit­tergutsbesit des Grafen von Gneisenau im Kreise Neuhaldensleben zu großen. Ausschreitungen. Im Anschlusse an die gestrigen Rundgebungen für die Republit hatte sich eine große Menschenmenge, Berlin  , 5. Juli  .( Wolff.) Die Ermittlun-| die Zuzug aus der benachbarten Stadt Se I m gen der Berliner   politischen Polizei haben er- U. S. P. und Regierungstoalition. st adt erhielt, bei dem Gute angesammelt und geben, daß die Sintermänner des Mordanschla Berlin, 5. Juli  .( Eigenbericht.) Die Bes begab sich in das Schloß, um die Entlassung des ges auf Maximilian Harden   in Oldenburg  unbeliebten Gutsverwalters Ritter von Rosen- fitzen. Mehrere dorthin entsandte Berliner   Besprechungen über die Umbildung der Regierung berg   zu verlangen. Während der Verhandlungen amte haben darauf in Oldenburg   Durchsuchun unter Zuziehung der U. S. P. haben bisher fiel ein Sch u 3. Als darauf die Verhandelnden gen sowie Verhaftungen vorgenommen. aus dem Schloße zurückkehrten, steigerte sich die bald das Material und die Festgenommenen in Bis nun haben getrennte Berhandlungen der So­Soukeinem positiven Ergebnis geführt. Erregung der Menschenmenge. Eine telefonisch Berlin   eingetroffen sind, wird über das Ergebnis zialdemokraten mit den Unabhängigen auf der herbeigerufene Abteilung von 20 Schuppolizisten der polizeilichen Maßnahmen Näheres mitgeteilt. zialdemokraten mit den Unabhängigen auf der einen Seite- wobei vollste Einmütig­teit erzielt worden ist und Sozialdemokraten Augenmerk zuwendet. Vorläufig hat sie das mit den bürgerlichen Koalitionsparteien auf der nicht getan. Bezeichnend ist, daß zu der jo be- anderen Seite stattgefunden. Bis jetzt tann le­deutungsvollen Konferenz nur die Ministerien diglich soviel gesagt werden, daß die Beratungen für soziale Fürsorge und für öffentliche Arbei- teine unüberwindlichen Schwierig ten ihre Vertreter geschickt haben, das Handels, reiten zur Erweiterung der Koalition nach Eisenbahn  -, Finanzministerium und das Mi- tints ergeben haben. nisterratspräsidium scheinen für diese Dinge fein Interesse zu haben. Die Arbeiterschaft wird aber dafür Sorge tragen, daß sich die Regie­rung für die drängenden sozialen Probleme Berlin  , 5. Juli. Die Teilnahme an der ge­dieses Staates interessiert und nicht unter den Einfluß der Saboteure der Volkswirtschaft strigen großen Rundgebung für die Republit war, gerät, von denen mancher nicht ungern die Ein- wie die Meldungen aus dem ganzen Reiche er tennen lassen, noch wuchtiger als bei der schränkung der Industrie und damit das ein- ersten Demonstration. In Berl in werden es tretende Uebergewicht des Agrarismus in über 300.000 Demonstranten gewesen sein. In diesem Staate sehen würde. Bis zu solchem den übrigen großen Städten war die Ziffer der Wahnsinn haben sich schon die Ideen einzelner Teilnehmer ebenfalls imposant. So spricht das profitgieriger Arbeiterfeinde in diesem Staate Nachrichtenblatt der Gewerkschaften von über verdichtet. Daß dies eine Katastrophe bedeuten 100.000 Teilnehmern in München  , von rund würde, Elend und Jammer für die Arbeiter- 100.000 in Breslau   und Elberfeld  . So stellen die drei gefaßten Resolutionen schaft, Auswanderung vieler qualifizierter Monarchistentehraus in Lübed. Eine zweite Entschließung befaßt sich mit nichts weniger als ein Aftionsprogramm der Arbeitskräfte, den Ruin der ganzen Bevölke dem Interesse der Arbeiterschaft als sonsu gesamten Arbeiterschaft in der Tschecho- rung, brauchen wir nicht auseinanderzusetzen. Lübed, 4. Juli  .( Wolff.) In der heutigen menten. Es wird auf die ungemessen hohen slowakei   dar. Manche Sonderwünsche mußten Deshalb ist die Gewerkschaftskonferenz eine Staatsbürgerschaftssitzung wurden sozialdemo Gewinne der Fabrikanten und des Zwischen- zurückgestellt werden. Wenn die deutsche Ar ernste Warnungan die Regierung, fratische Anträge, wornach verschiedene dyna­handels hingewiesen als eines der Hauptübel beiterschaft allein ihre Forderungen für die sich bewußt zu werden, wie die Dinge hierzu stische Straßennamen in Straßennamen der bestehenden Teuerung. Mit Entschieden nächste Zeit aufzustellen hätte, würde manches lande stehen: Denn keine Regierung dieses der Republik   umgewandelt und dem Lübecker   An­heit fordern die Arbeiter die zollfreie Einfuhr anders gefaßt sein und manches verlangtr Staates wird an den allerdringendsten Be- beiger ber Charakter als amtliches Blatt entzo­von Lebensmitteln und nehmen Stellung ge- den, was in dem gemeinsamen Programm dürfnissen der Arbeiterschaft vorbeigehen tön- gen werden sollen, gegen die Stimmen der Bürger­ lichen  , angenommen. Die Sigung endete mit gen die Wünsche der Besißklassen nach durch) fehlt. Wichtiger freilich ist, daß für die Re- nen wenn die Arbeiterschaft weiter einig einem Tumultatte der Kommunisten, die im Saal hohe Zölle garantierten Profiten. Die Kon- gierung der Wille der Hälfte der Bevölkerung bleibt und die Gewerkschaften so im Verein befindliche Büsten von Moltke   und Bismard er mit den proletarischen Parteien dieses Staates griffen und unter dem Jubel der Tribüne auf der sumenten verlangen einen Einfluß auf die dieses Staates festgelegt ist. Staatsverwaltung und zu diesem Zwecke die Es ist höchste Zeit, daß die Regierung all die gefaßten Beschlüsse durchzusehen in der Straße vernichteten. baldigfte Einsetzung von Konsumentenräten. den erwähnten Forderungen endlich ihr Lage sein werden.

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