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An die
a. 211
Kreisgewerkschaft
Kommission
Pintyn velegnet. Outer
Einschaltungen Preisnachlas
2. Jahrgang.
Fischern.
Lastenstr.87.
ialdemokrat
Deutschen sozialdemokratischen Arbeiterpartei
in der tschechoslowakischen Republit.
Mittwoch, 19. Juli 1922.
Studentenpolitit. Nathenaus Mörder- durch Selbstmord
Gottlob, daß wir wieder eine Affaire" haben! Eine Affaire, die, so unbedeutend fie an fich ist, doch geeignet erscheint, die Deffentlichkeit auf lange Zeit zu erregen. Ihre Urheber sind die in den deutschnationalen Verbinbungen„ Germania " und" Akademia" vereinigten deutscharischen" Studenten der Prager deutschen Universität und ihre Ursache liegt darin, daß diese Studenten mit der kürzlich vom Senat der Universität vorgenommenen Wahl des Professors Dr. Steinherz zum Rektor für das nächste Studienjahr unzufrieden sind und gegen seine Wahl Einspruch erheben. Die Herren Studenten geben ihrem Einspruch
geendet.
Eine weitere Flucht war durch Umstellung ihres Schlupfwinkels, Burg Saaled a. S., unmöglich geworden.
Halle a. S. 18. Juli. ( Wolff.) Die Mörder Rathenaus wurden gestern abends durch Hallensische Kriminalbeamte auf Saaled bei Bad Kösen ermittelt. Sie haben sich vor ihrer Festnahme im Burgturm erschossen.
Die Entdedung der Mörder.
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Nr. 167.
Die Krise in Bolen.
Bon unserem G- Berichterstatter. Rratau, 17. Juli 1922.
Gegen zwei Monate dauert bereits die Krise in Polen , der offene unerbittliche Kampf der Rechten gegen die Linke. Die Gegenfäße find viel älter, tief in der Zusammensetzung des Sejm , der polnischen gesetzgebenden Körperschaft, verankert. Alles was heute im politischen Leben Polens geschieht, alle Intrigen hinter den Ku liffen werden gesponnen und durchgeführt in Hinblick auf die kommenden Seimwahlen. Der Kampf um die Wählermassen wird in Po len in anderer Weise geführt, als in den Län dern westlicher Kultur. Es ist erklärlich, daß die Parteien in einem Lande, das über 50 Prozent Analphabeten zählt, sich des Regierungsapparates, wenn auch nur zur Zeit der Wahlen bemächtigen wollen, denn die Regierungsgewalt Linke- Witos bauerngruppe und die V. P. S. in Händen bedeutet den sicheren Wahlerfolg. Wenn das Schlagwort, das die sogenannte P. polnische Sozialisten für das Ausland auf ihr Demokratie gegen
wie sie jetzt verlautbaren- wohl die Form einer„ Bitte", aber da sie dieser Bitte" in Einzelheiten über ihre Aulindung.„ Soch Ehrhardt!" ihrem an den Senat der Universität gerichteten Schreiben ganz unverhüllte Drohungen anfügen, so kann man sich wohl auf manches gefaßt findung der Mörder Rathenaus ist noch folgendes ihren Wünschen zu beeinflussen glauben, daß Salle a. S., 18. Juli .( Wolff.) Zur Auf- teil, das sie am geeignetsten dadurch nach machen. Professor Dr. Steinherz ist Jude, das zu berichten: Am Sonntag abends meldeten hier sie den Mord, die Vernichtung ihnen mißliebihalten die deutschnationalen Studenten für rientouristen, daß fie im Turme der Burg, obwohl ger Personen, als Mittel in den politischen Banner schreibt, einen ausreichenden Grund, um vom Senat der Schriftsteller Stein, der bort ein Einsiedler Stampf eingeführt haben. In ihrer aus Roh- Schlachta, das sind der polnische Großgrundder Universität zu verlangen, daß er die Wahl leben führt, verreist sei, Licht bemerkt hätten und heit und Verwilderung entstandenen Miß- besiß und die Nationaldemokraten als Vertreter widerrufe. Befähigung, Gleichberechtigung der daß nach ihren Feststellungen sich dort die Mör- achtung des Menschenlebens haben die Mörder des Kapitals, so ist auch dieser Kampfruf anders Konfessionen, akademische Freiheit, das ist den der Rathenaus aufhalten müßten. Striminal Nathenau getötet und aus derselben Mißach zu werten als im westlichen Europa . Der Kampf Herren deutscharischen Studenten wertloser beamte aus Halle begaben sich sofort nach Bad tung heraus haben sie nun auch ihrem eigenen geht eigentlich doch nur um die Ausbeutung der Blunder, fie meinen wirklich, daß nur ihr Kösen und versuchten am Montag den Zutritt Leben ein Ende gesetzt. Sie sind mit Hochrufen Wirtschaft, geht darum, welche Klaffen und in Wille, nur ihre politische Meinung an der Uni- zu dem abgeschlossenen Turm zu erzwingen. Wäh auf Ehrhardt auf den Lippen gestorben; Ehr- welchem Umfange fie an den Erträgnissen des versität zu gelten haben. In einigen früheren rend Verstärkung herbeigeholt wurde, erschienen hardt, das ist der Kommandant jener berüch- Landes teilnehmen sollen. Der Zusammenschluß Fällen hatte der von ihnen angedrohte Terroris die beiden Mörder auf der Balluſtrade vor dem figten Brigade, die beim Kapp- Putsch be- so in der Oekonomie begründet, wie das Zusam der Großgrundbesitzer und des Kapitals ist ebenmus den Erfolg, daß jüdische Professoren, auf den zu und brachten ein Hoch auf Ehrhardt aus. fanntlich in Berlin einmarschierte und deren mengehen der Sozialisten, die in ihren Reihen Turme, winkten den an dem Turm Vorbeigehenwelche die Wahl zum Rektor gefallen war, vor Als die Kriminalbeamten um sieben uhr abends Angehörige sie waren. In ihrem von keines auch viele radikale Bauern haben mit der ebenso ihm zurückwichen, Dr. Steinherz dagegen wei- zurüctehrten und die Tür mit Arthieben zertrüm Gedankens Bläffe angekränkeltem Fanatismus mächtigen wie forrupten Witospartei. Diese Son gert sich, davonzulaufen. Es wird also, wenn mert hatten, fanden sie die beiden Mörder mit und ihrer politischen Unbildung mögen sie stellation trat deutlich im Kampfe um das Ta die Studenten nicht Vernunft annehmen, eine Stop fiassen tot auf. Beide trugen die bewohl in dem Glauben in den Tod gegangen bat monopol zutage, in welchem die Rechte, ,, Affaire" geben, von der sich heute schon vor zeichnete Kleidung. der entschiedenste Gegner des Monopole, nach ees aussagen läßt, wer von ihr den größten Nußen bittertem Kampfe von den linken Parteien, die ziehen wird. Das Deutschtum wird es nicht doch an dem freien Tabakhandel gar nicht in jein. tereffiert sind, viel mehr vom Monopol eine große Wichreinnahme des große Mehreinnahme des Staates erwarten, geschlagen wurde.
cluem 182 Meter hohen, abschüssigen Felsen erhebt
In dieser Auseinandersetzung der Parteien
sein, ihrem Bolte einen großen Dienst er iviesen zu haben und sie hatten wohl auch keine Ahnung, daß sie in Wahrheit mit Nathenau Die Burg Sacled,( Seute murmer cinc eines der wertvollsten Menschenleben des deutDie deutschnationalen Studenten stellen Ruine), liegt am rechten Ufer der fächsischen Scale fchen Volfes vernichtet, ihr Land und Volt sich, wie aus ihrem Schreiben hervorgeht, um im Raumburger Kreis des Bezirkes Merseburg . Auf aufs schwerste geschädigt haben. Daß die Mördie„ altangesehene alma mater" sehr besorgt, ich die Burg über bem Babe Kösen. Die Burg besteht der den Umfang des Unglüces, das sie anrich hat der Staatschef und frühere Sozialiſt Vilsudski besorgter als es der Senat der Universität ist, aus zwei Türmen; in einem dieser Türme haben die teten, in ihrer Verblendung nicht zu ermessen in energischer und selbstherrlicher Weise eingesie befürchten ihre schwere Schädigung", weil stathenau- Mörder Selbstmord verübt. Im Jahre vermochten, das kann sie natürlich in feiner griffen. Den Anlaß bot die Tätigkeit des geweder neugewählte Rektor„ nicht dem deutschen 1450 zerstörte der Kurfürst Friedrich der„ friedfertige Weise entschuldigen, es zeigt nur, welcher Ent- fenen Außenministers Stirnunts. Pilsudski , der Volke entstammt". Den Herren„ arischen" die Burg, die dann nach dem 30 jährigen Striege artung die Kreise verfallen sind, aus denen sie als Varschall der polnischen Armee das ganze Brotestanten, von denen noch lange nicht fest vollständig verödete. Die Burg ist, besonders in Stu- hervorgingen. Die alldeutsch - monarchistische Weilitär, das heißt die Offizierskafte, hinter sich steht, ob sie selber alle dem deutschen Volke bentenkreisen, ein viel besuchter Ausflugsort. Presse wird wohl versuchen, die Art, wie die bat, war mit der Tätigkeit Sfirmunts insbeson dere in Genua nicht zufrieden, wo man den entstammen", genügt also die Tatsache, daß beiden Mörder in den Tod gingen, als helden- Ruffen gegenüber zu wenig Erfolge errungen hat, Professor Steinherz ein Jude ist, um in seiner haft zu feiern, aber sie werden damit über die und hat das Weinisteriumt Ponikowski trotz der Wahl eine schwere Schädigung" der Univer Die Mörder Rathenaus haben es aljo, Tatsache nicht hinwegzutäuschen vermögen, daß Wehrheit, die es in der Tabakmonopolfrage ersität zu erbliden. Darin zeigt sich jener Geist anstatt ihre Tat zu verantworten, vorgezogen, auch diese leßte Tat der Mörder nur der Aus- rungen hat, einfach abgefest. Sofort änderte die der Deutschnationalen, der alle Schuld und sich selbst zu richten. Der Mord, wie die Ent- fluß ihrer sittiichen Entartung ist. Strupellos Rechte ihre Stellung und trat jetzt in geschickter alles Uebel auf Erden auf die Juden zu schie- leibung, welche die Mörder nun an sich voll- begingen sie den Mord einer der Mörder Taklit für die Freiheit des Seim geben sucht und der glauben machen möchte, daß zogen haben, liegt auf derselben Linie der Ver- huldigte vor und nach der Tat lächelnd dem gen die autokratische Politik des die Juden auch am heutigen Unglück des deut- wilderung, der gewisse nationale Streife in Tennisspiel! und ebenso strupellos haben chefs auf. Nach verschiedenen Versuchen Pilschen Volkes schuld find. Offenbar waren die Deutschland gegenwärtig verfallen sind. Auß sie nun ihr eigenes Leben ausgetilgt. Von hel- sudstis eine Regierung zu bilden nach dem unBerchtold, Conrad, Helfferich, Ludendorff und dem Blutbade des entjeßensvollsten aller Kriege denhafter Größe ist da nichts zu sehen, vielWilhelm, die uns herrlichen Zeiten entgegen- heimgekehrt, haben sie jede Achtung vor dem mehr zeigt die Tat und das Ende der Mörder führen" wollten und uns in Elend und Stnecht- Wert des Menschenlebens verloren; in diesem einen Abgrund der Verworfenheit auf. jchaft stürzten, auch allesamt Juden?! Geiste nehmen sie auch am politischen Leben wwwww
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zufällig den Besuch der Hochschule gestatten, daß die Universität ihr ureigenster Besitz, ihre Domäne, der Tummelplatz zur Austobung ihrer Parteigesinnung, ihres Partei- und Ras senhaſſes ist. Auf die deutschen Hochschulen, auf den dort herrschenden Geist erhebt auch die deutsche Arbeiterschaft, wiewohl sie dort nur in den seltensten Fällen ihre Stinder studieren laffen kann, das Recht der Einflußnahme und sie wird es nicht dulden, daß die Universität, wie die Schulen überhaupt, Tummelstätten borniertesten Rassenhasses, Brutstätten der all deutsch - monarchistischen Reaktion werden
Also die Studenten sind besorgt. wegen der Möglichkeit einer schweren Schädigung" der Universität. Warum wohl? Sehen wir uns oder doch wenigstens über ihre Art und ihr ihre Gründe einmal näher an: Die ohnedies Lempo können immerhin zweierlei Meinungen schwer bedrohte deutsche Hochschule in Prag herrschen, denn zweifellos hätte die Verlegung könnte durch die Gefahr von Un- neben Vorteilen auch manche Nachteile, so daß ruhen noch mehr gefährdet werden. Ja, wer die Gewissenhaftigkeit wohl berechtigt ist, diese will denn Unruhen hervorrufen? Do ch nur Frage nüchtern und fachlich zu prüfen. Wenn sie selber, die Herren Deutscharier! Wenn schließlich die Deutschnationalen verlangen, daß sie die Gefährdung der Hochschule verhüten an der Spiße der Universität nur Professoren wollen und wirklich um die schwer bedrohte stehen, die das volle Vertrauen der Heimat" Universität so besorgt sind, wie sie vorgeben, besigen, so liegt darin eine Anmaßung sonder dann brauchen sie doch bloß den angedrohten gleichen, denn außer ihren Kommilitonen gibt Strawall zu unterlassen! Tun sie es nicht, dann ihnen niemand das Recht, im Namen der Seifann man ihre Besorgnis um die schwer be- mat" zu sprechen. Diese Heimat" besteht wahr drohte alma mater" nur als Heuchelei auffassen lich nicht nur aus deutscharischen Studenten, Denn um nichts anderes geht es in diesem und sie würden zeigen, daß die Betätigung selbst wenn man annehmen will, daß die übri- Fall. Daß die Schüler sich unterfangen, ihren ihres Partei- und Rassenhasses ihnen höher gen Deutschnationalen hinter ihnen stehen, so Professoren vorschreiben zu wollen, wen fie steht, als die Sorge um die Erhaltung der ist dies alles zusammen doch nur ein solcher nicht zum Rektor erwählen dürfen, ist noch das Hochschule. Die Studenten erblicken in der Bruchteil der Heimat", daß es eine Ueber- Geringfügigere an der Sache; das Unerhörteste Wahl des Dr. Steinherz aber auch eine Bedro- hebung sondergleichen ist, wenn dieser Bruchteil ist, daß sie, die vom wirklichen Leben noch unhung des deutschen Charakters der Hochschule, oder gar die paar hundert deutschnationalen flare Borstellungen haben, sich erdreisten möchweil Steinherz ein Gegner der Verlegung der Studenten allein schon für diese Seimat" ten, in der Hochschule durch Androhung des Universität aus Prag sei. Diese Behauptung das Wort führen wollen. Zur Heimat" gehört Terrorismus, den Geist des borniertesten Hahat sich als ganz haltlos herausgestellt, aber auch die deutsche Arbeiterschaft, die wenn sie auch so wahr wäre, wie sie es nicht ist, es sich wohl überlegen wird, die Herren deutschso müßte den Studenten gesagt werden, daß nationalen Studenten zu ihren Wortführern dicse Gegnerschaft des neuen Rektors sie noch zu machen. lange nicht zu ihrem Vorgehen berechtigen Die Studenten gehen aber auch fehl, wenn würde, denn über die Frage der Berlegung, sie meinen, weil die sozialen Verhältnisse ihnen
fenkreuzlertums wirkend werden zu lassen. Dieser Geist ist zum Verhängnis des deutschen Bolkes geworden, an seinen Folgen und Wirfungen liegt jest dieses Bolf gedemütigt, gebrochen und gefnebelt darnieder. Daß dieser Geist jetzt wieder herrschend werden möchte und
livinsti, hat die rechte Mehrheit in, Ror rühmlichen Eintagsdasein des Ministeriums fanty, dem berüchtigten Aufstandsorganisator in Oberschlesien , die geeignete Persönlichkeit gefunden, die Interessen der Bourgeoisie zu ver
sich dabei der wüstesten Rassenheßze bedient, das sind wohl die Studenten zu wissen nicht verpflichtet und im guten Glauben ahnen sie es wohl auch nicht, daß sie, indem sie die antisemitischen und antisozialen Schlagworte, die ihnen vorgefagt werden, gläubig nachsprechen, ohne die wirtschaftlichen und sozialen Triebfräfte in der wirklichen Welt zu kennen, sich blindgläubig zu Werkzeugen der ärgsten und den Interessen des deutschen Volkes schädlichsten Reaktion hergeben. Aber eben weil sie dies nicht wissen, muß den Erscheinungen dieser Studentenpolitit entgegengetreten werden. Sie war es, die dem deutschen Volke im alten Desterreich schwerste Schaden zugefügt hat- man dente nur an die Zerstörung der Inns brucker italienischen Fakultät und ihrer Folgen!
sie hat den maßlosesten Haß aller anderen Nationen gegen die Deutschen gewedt, ein Haß, der heute noch fortwirkt. Daß daher dieſe Stu dentenpolitik sich wieder auf unserer einzigen deutschen Universität zum Schaden der ganzen deutschen Bevölkerung etabliere, das zu verhüten, liegt ebenso im Interesse der Zukunft der Hochschule wie der deutschen Bevölkerung überhaupt.