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Jahre 1873, als fast alle europäischen Staaten von einer langen wirtschaftlichen Drepressionsperiode heimgesucht wurden, von den Unterneh
Inland.
vor
27. Juli 1922.
tokoll, daß die Mitglieder der Kreisegefutive ihnen| ren Motiven entspringt und verwirft mit Recht ganz unbekannt seien!! In dent Offe- den Ankauf eines alten Hauses durch die Regiemern ins Treffen geführt worden find. Auch ge- tionen gierige 28. Rijen", das cholerische Blätt- zuerst yerleumdet und dann unauffindbar" ift, phaler Wohnungsnot Neubauten ausführen laffen. Aufregung des Vorwärts". Der nach Senfa , nen Brief" fuchen fie nun diese erbärmliche Feig rung in der Zeit der Arbeitslosigkeit auf das Entheit der kommunistischen Kreisexekutive die schiedenste. Die Regierung follte zur Zeit katastrogenwartig, wo es für jeden Einsichtigen klar brachte ist, meichen des Abgeordneten Modraček, Saß der feiferthafte Buſtand, in dem sich die mei einigen Tagen die„ Nachricht," bie Regierung be- mit der kommunistischen Abneigung vor bür. Es soll aber in diesem Falle wohl das Geschäft, ſten Länder befinden, nur eine Folge des tapi absichtige, die kommunistische Partei nach jugo- als eine plumpe Ausrede ist, geht daraus hervor, Na Rošiku" für das Bodenamt abgeschlossen gerlichen Gerichten zu erklären. Daß dies nichts welches die Agrarier mit dem Anfauf des Hauses talistischen Wahnsinns iſt, wie er in dem Frieslawischem Muster aufzulösen". Obwohl die eben- bak berfelbe Herr Anton Sante fich gar haben, paralysiert werden. denstiftat der Siegermächte verschärft verkörpert Das„ Pravo Lidu" fo tindische wie lächerliche Meldung" den Stem wird, gilt für das gesamte um feinen Profit zitternde Kapital wieder der Grundsatz, daß die pel der dümmsten Erfindung an der Stirn trägt, bürgerlichen Gerichte zu laufen, um von diesem merkung, daß bei dieser Gelegenheit von vielen nicht gescheut hat, fürzlich zu einem ebensolchen macht am Schluß die etwas geheimnisvolle BeKonkurrenzfähigkeit der Industrie allein unter gefällt sich doch der Reichenberger Vorwärts" sich seine Ehere flicken zu laffen. Er hat gegen den intereffanten Dingen gesprochen werde, welche, den höheren sozialpolitischen Lasten leidet, und darin, darüber eine unbändige Aufregung zur Genossen Leopolo Wolf, ben verantwortlichen Re- wenn sie wahr feien, ein ganz eigenartiges Licht daß ein wirtschaftlicher Aufschwung nur dann Schau zu tragen. Seit drei Tagen lebt er fozu batteur des Textilarbeiter" die Ehrenbeleidi- auf, die Gewiffenlosigkeit von Käufer und Berlobakter wieder zu erwarten ist wenn die Arbeiterschaft fagen geistig von dieser, durch die Sundstage aus- gungsflage eingebracht, in welchem Falle der ge- fäufer werfen würden. Es wäre gewiß ange ihres sozialpolitischen Schutzes beraubt, und der gebrüteten Zeitungsente, und er gebärdet sich umso flagte Genoffe sich zum Unterschied von den Her zeigt, wenn das Pravo Lidu" diese interessanten vollen Ausbeutungsfreiheit preisgegeben wird. In aufgeregter," als ihm das Gefühl für die eigene ren Sampel und Sanfe zu dem Artikel bekannte, Dinge der Oeffentlichkeit bekanntgeben würde. Desterreich, wo die Industrie mit besonderen lächerlichkeit längst abhanden gekommen ist. Quä- so daß in nächster Zeit über diese Klage vor dem so daß in nächster Zeit über diese Klage vor dem Zerwürfnisse in der slowakisch- Herifolen Par Schwierigkeiten fämpft, ist diese Auffassung wohl BI an entsprungen, den die tschechischen Sozial- wird. Der Abschen der Kommunisten vor den bär- Partei, in enge Verbindung mit den magharifchen lender Verzweiflung ist wohl der tenfische Reichenberger Schiburgericht verhandelt werden tei. Die Bemühungen der slowakisch- flerifalen am deutlichsten auf dem letzten Industriellentag bemokraten ausgehedt haben,"" Wir haben den gerlichen Gerichten erstreckt sich also nur auf jene Chriftlichsozialen zu kommen, haben in der Partei betont worden, wo im Rechenschaftsbericht des Serren ja fast alles, aber doch nicht alles zuge- äile, in denen sie geklagt find, nicht aber auf selbst Widerstand ausgelöst. Gegen die magharenArbeitgeberhauptverbandes in dürren Worten erflärt worden ist: traut!" so und ähnlich geht es fast drei Spalten fene, da sie selber flagen. Wie in allem, so auch freundliche und tschechenfeindliche Haltung Slin hindurch. Natürlich bekommen auch die deutschen hier: Kommunistische Moral! i „ Das eine steht wohl fest, daß wir bestrebt Sozialdemokraten ihr Teil, von denen der überfas und Jurigas fritt in der legten Zeit der Abg. fchenfeindliche Saltung Slin sein müssen, uns mit jenen Gründen der Stag gescheite„ Borwärts" zu erzählen weiß, daß die Ein offener Brief an Abgeordneten Bechyně. Vrabec auf, ein ehemaliger Legionär und der nation zu beschäftigen, welche wir mit eige Auflösung der kommunistischen Partei den Zwed Der tschechische Unabhängige Sozialdentokrat Josef Vorsitzende der chriftlichen Gewerkschaftsorganis nem Willen und aus eigener Macht zu beseiti- hat, um ihnen den Weg zu den„ heißersehnten Novat richtet in der Jungbunzlauer Ruda fation in der Slowakei . Als nun vor einiger Zeit gen in der Lage find, das ist mit der Lohn- ministerstühlen" freizumachen. Man braucht die Straz" folgenden offenen Brief an den Abg. Be- der Vorstand dieser Gewerkschaftsorganisation eine und Gehaltsfrage, wobei die Wege, um Rolle, welche die tschechischen Sozialdemokraten chyně:„ Bor mir auf dem Tisch liegen einige Sigung abhielt, in der die Entlassung einiger zu diesem Ziele zu gelangen, weifache sein und in legter Zeit besonders der Abgeordnete Nummern des Bravo Lidu" mit Artikeln, die magyarenfreundlicher Sefretüre entschieden werkönnen: einerseits die Herabfehung des Bechyne, spielen, nicht für rühmlich zu halten, Deine Unterschrift tragen. Ich kann gar nicht den follte, wurde der genannte Abgeordnete der Minimallohnes, anderseits der vielleicht man fann es aber doch ablehnen, just den 28. glauben, daß diese Auffäße, welche geradezu lei art angegriffen, daß er aus der Sihung wegging. viel erfolgreichere der Intensivierung der Ar- Rijen" für ein geeignetes Informationsorgan zu denschaftlichen Saß gegen die Kommunisten ſprü- Die zurückbleibenden Vorstandsmitglieder fahen beit durch Erhöhung der Arbeitsleistung und halten. Der„ Vorwärts" denkt darüber anders. hen, ein Sozialist geschrieben hat. Es ist zweifel- dies als Resignation des Abg. Brabec auf die Verlängerung der Arbeitszeit. Die industrielle Was Mobračet sich aus den Fingern faugt, los wahr, daß es nicht möglich ist, die Wege zu Stelle des Vorsitzenden an und wählten sofort Organisation muß diefen Kampf, so schwer er Streibich glaubt alles! Hoffentlich brütet berr gehen, welche einige Führer der kommunistischen den Abg. Juriga zu deffen Nachfolger. auch ist, auf sich nehmen." Modraček recht bald eine neue Ente aus, denn Partei einschlagen, ebenso wie es nicht möglich bestimmten sie einen neuen Redakteur für das Das was hier die stärkste österreichische Un- der Bedarf des ,, Vorwärts" ist groß. ist, daß der Weg des Proletariates der, ist, wie Gewerkschaftsblatt. Dies nahm jedoch der Abg. ternehmerorganisation flipp und klar als ihr Du ihn bestimmen willst. Es darf nicht vergessen Brabec nicht zur Kenntnis, er redigierte weiter Ein deutschnationaler Herzenserguß. WähProgramm angekündigt hat, ist nun von der Re- rend sich die größeren deutschnationalen Blätter werden, daß in den kommunistischen Reihen zahl das Blatt und betrachtete fich als Borjizenden der gierung Seipel restlos als ihre Aufgabe übernom- bei der Stellungnahme für die Rathenauntörder reiche ehrliche Arbeiter, Proletarier sich befinden, Organisation. Der Ausgang des Kampfes wird men worden: nicht durch die Heranziehung der im doch wenigstens einigermaßen Zwang antun, welche an der Wiege der sozialdemokratischen Par- eigen, wie stark die beiden Flügel in der flotaStriege angehäuften agrarischen Gewinne und der glauben die kleineren dieser lieblichen Breßerzeugtei ſtanden, als Du noch ihr leidenschaftlicher fifch- tierifalen Partei find: die entschiedenen BerBalutenbestände der Banken, auch nicht durch die nisse ungehemmt ihrer Begeisterung für die Woord - Feind warst. Diese Arbeiter wirst Du auf die fechter des Autonomiegedankens und die vom Abg. Erfassung der toten Befistümer der Kirche und gefellen folgen zu fönnen. So schreibt die" St. Weise, wie Du sie in Deinen Auffähen im„ Bravo Brabec geführte tschechenfreundliche S.römung. Klöster soll der Staat faniert werden, sondern Joachimsthaler Zeitung", die den Untertitel führt: in ihrem Herzen wird ein noch größerer Haß ge- kommunistischen Schlagworte und die kommunistiLidu" betreibst, nicht überzeugen, im Gegenteil; Konsequent. Zu welchen Absurditäten die durch eine Intensivierung der Arbeit Mitteilungsblatt der deutschen Nationalpartei" und durch eine höhere Sparsamteit, die ihrer Ausgabe Nr. 55 vom 22. Juli folgendes: sahe Tattit führen, zeigt das Vorgehen der kommu man von den Arbeitern erwartet, indem sie auf„ Durch den Verrat zweier volksvergeffener Feniftischen Arbeiterpartei Deutschlands , welche die alle ihre erreichten Lohnvorteile verzichten sollen. " Durch den Verrat zweier vollsvergessener Fe Tastit der Kommunisten gegenüber denSozialdemo rientouristen, deren Namen vorsichtigerweise verfraten ben Stommunisten gegenüber selbst anwendet. Das ist nämlich der einzige erkennbare Ge schwiegen werden, wurden die Rächer an Rathenau Während die Kommunisien von der Einheitsfront danke, der in den platten inhaltslofen Reden zu Fischer und Kern zur Strecke gebracht. In Bab des Kapitals mit den Sozialdemokraten fafeln, finden ist, die bisher auf den Regierungsbänken, Köften, auf der Burg Saaled, wo sich belbe Helben bringt die Kommunistische Arbeiterzeitung", bas gehalten wurden, und die in den überschwenglichen Lobartikeln der gesamten bürgerlichen Preffe verstedt hielten, starben sie durch Verrat den Belden Organ der kommunistischen Arbeiterpartei Deutschtod für ihr von Juden geknechtetes deutsches Volt. lands, an leitender Stelle einen Artikel, der übereinen so nachhaltigen Widerhall gefunden haben, Ein im Dienste Juda stehendes starkes Polizeiaus fchrieben ist, Die Einheitsfront zum Schutze des daß man auch die Mahnung sehr wohl versteht, gebot drang zu dem abgeschlossenen Burgraume vor Kapitals von Stinnes bis Koenen". Die onse wenn erst vor einigen Tagen ein Wiener Blatt und als die beiden deutschen Helden sich verloren quente Durchführung der kommunistischen Tattit das gesamte Bürgertum zur Schaffung einer fahen, stiegen sie auf die Balluſtrade der Burg und durch die kommunistische Arbeiterpartei wird den einheitlichen Ordnungsfront" aufgerufen hat. Es ist die Ordnungsfront aller schossen fie fich nieder. Ihre Häscher im Dienite stischen Parolen und ihren ganzen Widerjinn aufriefen den Umstehenden„ Hoch Erhardt" zu. Dann Arbeitern wenigstens die Hohlheit der kommunireattionärer Mächte, die von der fleriJuda fanden fie tot mit durchschoffener Schläfe. geigen. talen Regierung geführt und gehalten werden So find zwei ftolze Märthrer geftorben, vom rein foll, und in der man ein Bollwert gegen den Soften arischen Schlage, stoei Deutsche für die deutsche zialismus erblickt. Hat der Kapitalismus zu allen Ehre." 2011 Zeiten, wo seine Machtpositionen bedroht waren, fein Bündnis mit der Kirche als der stärksten Herr Dr. Lodgman kann auf den Geist, der Stüße des Bestehenden gefestigt, so offenbart sich sich dank Baeran und Jung in seiner Partei zeigt, auch jetzt wieder die geschichtlich erhärtete Tat- stolz fein!.
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gen die Partei hervorgerufen werden, die ihre Wiege war. So eine Kampfesart wie Du fie gegen die Kommunisten verkündest hat sich noch in teiner sozialdemokratischen Partei der Welt geäußert. Die überwiegende Mehrzahl Deiner eige nen Parteigenossen stimmen mit Deiner Methode nicht überein. Es sind dies jene, in denen das Klassenbewußtsein noch nicht erstorben ist, zu dem fie erzogen wurden von jenen Vorfämpfern, welche mit Deinem Vorgehen auch nicht übereinstimmen, aber nicht den Mut haben, Dir Salt" zu gebieten. Dein Vorgehen nützt nur der Bourgeoisie und schadet der gesamten Arbeiterschaft. Die Bour grüßt. Sie wartet darauf, daß sie nicht nur die geoisie hat deshalb Deine Artikel mit Jubel betommunistische Arbeiterschaft, sondern alle Sozia listen persefuieren fann. Für sie ist jeder, der ein größeres Stid Brot verlangt, ein Aufwiegler. Und bie ehemaligen österreichischen Offiziere fönnen den Augenblid faum erwarten, bis sie wieder alle ihnen unbequemen jungen Leute in den Kasernen noch mehr verfolgen werden dürfen. Dann sache, daß die Bourgeoisie ihre lezte Zuflucht- Die bürgerlichen Gerichte und die Kommu wird wieder jeder Soldat, welcher sich erlaubt, stätte bei dem Kleritalismus zu finden hofft. Daß nisten. Die Herren kommunistischen Setretäre eine Arbeiterzeitung zu kaufen, als Armeezer fich dabei das zünftlerische Kleinbürgertum mit Adalbert Sampel und Anton Sante veröf- störer behandelt werden. Wir wissen doch aus dem von ihm als berjudet angefeindeten Groß- fentlichen im Vorwärts" einen Offenen Brief " Erfahrung, wie das in der Praxis gehandhabt tapitalismus verbindet, beweist nur, wie die Angst an den Sozialdemokrat", worin sie das feige wird. Traurig ist es, daß ein Sozialdemokrat" belteit nie, bie bie mit feniche in men ffenen Briefe es, vor dem Sozialismus sonderbare Bettgenoffen- Austneifen der plößlich unauffindbar gewordenen den Rückschriftlern die Waffen gegen die Arbeischaft schafft und alle Gegensäge überbrüdt. Die Reichenberger Kreisegetutive der Kommunistischen terschaft in die Hand gibt." Gefahr, die diese sicherlich auch anderswo vorhan- Partei in der Klagefache unserer Genossen Schä Patriotische Geschäfte. Dem„ Pravo Lidu" dene, in Oesterreich aber aus mehrfachen Gründen fer, Pohl, Roscher und Macoun zu rechtfertigen entnehmen wir die Nachricht, daß die Regierung nur am deutlich sten zur Erscheinung fom- fuchen. Die kommunistische Kreiserekutive hatte durch Vermittlung des Finanzministeriums ein mende Tendenz nicht nur für die wirtschaftlichen bekanntlich ein Flugblatt herausgegeben, in dem, vollkommen ungeeignetes Objekt, das Gebäude der Errungenschaften der Arbeiterklasse, sondern für wie auch im Vorwärts," die genannten Genoffen„ Cestoflovenska družstevni banka"( tschechisch jeden fulturellen Aufstieg schlechtweg in sich nach kommunistischer Sitte, als Verräter," Po- nationalsozialistisch) in Prag , laufen will. Der fchließt, ist sicherlich groß genug, daß feine recht- lizeiagenten" und Judaffe" beschimpft wurden, Stauf soll in aller Stille vollzogen werden, weil zeitige Erkenntnis die Wiederaufrichtung doch als fie gegen die Kreisexekutive und den der Staat, ob wiffentlich oder univiffentlich, gründ einer wirklichen Internationale Vorwärts" die Klage einbrachten, gaben die lich hineingelegt werden soll. Das Bravo Lidu" des Proletariats mur beschleunigen muß.
Die Verworfene.
Bon Francois Coppée . Welch garstiger Novemberabend! Die Gaslaternen spiegeln sich im Schmuß. Auf dem Trottoir schleppt sich ein Unglücklicher, ein faum zwan zigjähriger junger Mann dahin, manchmal an die Baffanten, an die schon geschloffenen Läden stoßend. Einzelne Leute fehren sich nach ihm um und haben dann ein spöttisches Lächeln, wie wenn fie sagen wollten: Aha, der hat einen Schlud zu
biel!
In Wahrheit aber war er vor Hunger und Müdigkeit ganz erschöpft...
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Ausland.
Ebenso
Der Parteitag der USD. Die Zentralleitung der unabhängigen so ial demokratischen Partei Deutschlands beschloß, den ordentlichen Parteitag auf Sonntag, den 1. Of tober 1922 nach Gera , nachmittags fünf Uhr, ein zuberufen. Vorläufige Tagesordnung: 1) Eröffnung und Konstituierung des Parteitages; 2) Geschäftsbericht: a) Sassenbericht und Organisation, Referent Genosse Ludwig; b) Bericht der Kontrollkommission, Referent Genosse Bod; 3) Bericht der Reichstagsfraktion, Genosse Aufhäuser; 4) Die Einigung des Proletariats, Referenten Genossen Crispien und Ledebour; 5) Sonstige Anträge; 6) Wahl der zentralen Störperschaften.
Khemal Bascha.
Mit Nhemal Pascha, der vorgestern in Tiflis Herren Sampel und Sante vor Gericht zu Pro- warnt vor diesem Geschäft, das keineswegs laute- einem Mordanschlag zum Opfer gefallen ist, ver
stehe; der Jüngling hatte nämlich diesem wohl- gabe mit Blümchen und herabhängenden Vignet um sich ein wenig zu erwärmen, den Abend in wollenden Lehrer ein Heft anvertraut, das seine ten leisten konnte, zuerst für sein tägliches Brot der Bibliothek Sainte Genevieve verbracht hatte, ersten poetischen Ergüsse enthielt, zarte April- sorgen, das, wie schon oben erwähnt, äußerst färg- mußte noch einen Weg von anderthalb Shinden triebe, frisch wie Mandelblüten. lich war. Troydem aber führte unser junger zurücklegen, bevor er sich mit leerem Magen auf Dichter ein ganz edles und ideales Dasein. bas schlecht gepolsterte Mietstanapse würde aus
Sobald er vom Joch der Schule befreit war, eilte Leo nach Paris und lebte bort wie so viele andere von Idealen, Hoffnungen und schlechter Charenterie.
Ob Pressack die Elegie begünstigt oder ob Leberläß dem Sonett förderlich ist, entzieht sich unserer Stenntnis; aber eine Tatsache ist, daß junge Dichter im allgemeinen nicht viel beffere Stoft haben.
Welcher von euch, ihr nun zu Ruhm und streden können. Der unglückliche Junge, den die Ehren gelangten Schriftsteller, fönnte mit gutem Füße schon jetzt nicht mehr tragen wollten, fühlte Gewissen behaupten, daß er sich niemals in jene fich durchaus unfähig zu einer solchen Wanderung. Beit zurüdgefehnt habe, wo er nur selten in seiner Sein Magen Inurrie; in seinen Schläfen häm Tasche zwei Silberstücke aneinanderflingen hörte, merte es... Er war der Verzweiflung nahe. wo aber sein ganzes Sinnen und Träumen nur der reinen, felbstlosen Stunst geweiht war?
Da ließ sich plößlich an einer Straßenede eine etwas heifere, aber doch einschmeichelnde Frauenstimme vernehmen; ganz nahe bei ihm flüsterte fie: Hübscher Blonder, willst du mich nicht besuchen?
Mechanisch sah er das Weib an. Es war eine große Brünette, nicht mehr sehr jung; dreißig vielleicht. Sie war ohne Stopfbedeckung mit einem dunklen Kleide und einer schwarzen Belerine anstädterin, einer Arbeitersfrau. Nur die gemal ten" Augen und die geschmickten Wangen verrieten den zweifelhaften Charakter dieser Person.
Wenn nur den jungen Leo Bernis das Elend Wie gebräuchlich, trug Leo Bernis zuerst nicht gar zu unbarmherzig verfolgt hätte! Nach einiger Zeit mangelte es ihm auch an sein Manuskript zu einem berühmten Verleger. Schon von Kindheit an hatte sich Leo Ber- Zwei Monate später übergab man ihm einen Stunden und schriftlichen Arbeiten. Ein Institut, nis so hieß der arme Junge von der lite furzen Bescheid, welcher der fruchtbaren Feder an dem er gegen Wohnung und fpärliche Kost rarischen Laufbahn angezogen gefühlt. Im Ana- des bei der betreffenden Firma angestellten lite das undankbare Amt eines Aufsichtslehrers bebenfeminar feiner Baterstadt, wo man ihm, dem rarischen Kritikers entsprungen war. Diefer Sach. fleidet hatte, machte Bankrott. Da war er dann Waisentind einer frommen Familie, aus Gnade verständige überschüttete den jungen Boeten mit brei Tage lang obdachlos und schlich sich abends getan. Ihr Aussehen war fast das einer Vorund Barmherzigkeit ein wenig Latein und Grie- Lob und empfahl ihm die Veröffentlichung des in die leerstehenden Räume eines Neubaues. chisch beibrachte, war er ein nachläffiger Schüler Wertes, aber selbstverständlich auf seine, des Ver- An jenem falten, nebeldüsteren Novembergewesen, der aber manchmal wieder durch vor- faffers, Kosten. abend, an dem er schwankend durch die Straßen treffliche Leistungen seine Lehrer in Erstaunen Es darf nicht verkannt werden, daß Leo bei ging, hatte er feit vierzehn Stunden nichts gesetzte und die besten Schüler überbot. dieser Gelegenheit begünstigt worden war, weil nossen, das heißt seit seinem ersten Frühſtüd, daß Mit siebzehn Jahren fiel er beim Abiturien- man sein Wert gelesen und nach Verdienst gewür aus einem Brötchen und der unvermeidlichen teneramen durch, weil er die Daten des Pelopon- digt hatte. Aber deffenungeachtet war er um fei- Wurst bestanden hatte. nefischen Krieges, die doch zum täglichen Leben nen Schritt vorwärtsgekommen; denn da feine In der Tasche keinen Heller! Glüdlicherweise Er wollte forteilen; aber seine Kräfte verließen so unerläßlich notwendig sind, nicht fließend her- einzigen Existenzmittel in ein paar schlecht be- aber hatte er für die fünftige Nacht ein Asyl in ihn. Schon nach einigen Schritten mußte er fich fagen tonnte. Aber der greise Priester übri- zahlten Stunden und einigen den Geift abstump- Aussicht: ein Kamerab, der fast ebenso arm war gegen die Mauer lehnen. gens ein ausgezeichneter Humanist und harmlos fenden Schreibereien bestanden, jo mußte er wohl, und auch schon seit dem Morgen nach irgendeiner ,, Nun, was ist denn los, mein Püppchen?... wie ein Kind, unter dem Leo feine Rhetorit bevor er sich den Luxus einer elzevirischen*) Aus- Beschäftigung herumsuchte, hatte sich nämlich er- Ein wenig zu tief ins Glas gesehen, hm?..." abfolviert hatte, umarmte ihn beim Abschieb und boten, sein dürftiges Logis mit ihm zu teilen. Das Weib war ihm gefolgt und hatte ihn gab ihm seinen Segen mit der Versicherung, daß*) Elzevir, berühmte holländische Buchbrucer. Aber dieser Freund wohnte fehr weit, ganz bort eingeholt; fett tam es ganz nahe an ihn heran ihm eine glänzende literarische Karriere bevor- firma( 1592-1712). D. U. oben bei der Butte Montmartre , und 2eo, der, und musterte ihn mit einem frechen Lächeln. RE
Der junge Dichter war noch unverdorben. Außer den Feen und Prinzessinnen feiner Träume hatte er noch tein weibliches Wesen geliebt. Folglich flößte ihm biefe Begegnung einen Abscheu ein.
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