Sc!« 4.Entivaflnimg»ngnrWer Insurgenten.Saiierbrunn, 26. Juli. I» Kapuvar-E s o r n o, einem Städtchen ostlich von Oeden-b»rg, wurden peffent 70 Banditen entivassnet.Sie wurden von 200 hiezu aufgebotene» Gendaruien umzingelt, sodass ihnen keine Hoffnungauf ZViderstand blieb. Die Freischärler, die vorziiglich bewaffnet waren, wurden nach Oedenburggebracht und von dort nach Budapest abgeschoben.Tmes-NeuWeitenDie S\.lvrfjc dcö Lcbcnö.Tu muht wissen, daß sie kein totes Gebäudeans Steinen und nichtssagendem Baumaterial ist.Sie ist etwas Lebendes. Wenn du sie betrittst,hörst du einen Klang, wie aus einer mächtigenDichtung heraus, die gesungen wird, lind wenndu lange genug horchst, wirst du, sofern du Ohrenhast, erkennen, daß er voni Schlage menschlicherHerzen herrührt, von der namenlosen Musikmenschlicher Seelen... Und wenn du Augen hast,wirst du die Kirche sinnfällig erschauen: ein leuch-lendes Mysterium vieler Formen und Schotten,steil aufsteigend vom Flur bis zur Kuppel. KeinesAlltagüknnstlerS Werk: ihre Pfeiler ragen empor,wie stämmige.Heldenleiber; das reine Fleisch vonMännern und Frauen ist über ihre Basteien er«gössen, stark, unüberwindlich! die Antlitze der Kin-der lachen aus jeder Ecke hervor. Die furchtbarenTragbalken und Bogen sind die verketteten Händeder Kameraden, während hoch oben die zahllose»Gedanken aller Träumer der Menschheit aufge-schrieben sind. ES wird immerfort an ihr gebautund gebaut. Manchmal schreitet daS Werk in tiefster Finsternis vorwärts, manchmal in blenden-dein Lichte; jetzt unter der Last des unaussprechlichen Schmerzes, dann unter dem Laute großenLachens und heroischer Freudenrufe, dem Rufedes Donners zu vergleichen. Und manchmal, inder Stille der Nacht, kannst du das feine Hämmernder Kameraden vernehmen, die an der Kuppelam Werke sind, der Kameraden, die emporgeklet-tert sind!„Der Bolschewismus marschiert"— so kannman es täglich in allen kommunistischen Blätternlesen. Und das hat auch seine volle Berechtigung,der Bolschewismus marschiert wirklich, aber nachrückwärts. Den deutlichsten Beweis dafür liefertDeutschösterreich, dessen von Haus auS kleinekommunistische Bewegung nunmehr immer win-ziger wird. Im vorigen Jahre hatten beispielsweisedie Kommunisten des Wiener-Neustädter Gebietesbei den BetriebsrätewaHlen noch eine schwacheMinderheit erzielt. Heuer haben sie noch etwa dieHälfte ihrer wenigen Mandate an die Sozialdemokraten verloren. In den größten Betrieben wur-den entweder gar keine oder nur eine HandvollKommunisten gewählt.— Der Bolschewismusmarschiert.Der Deutscharische Brcßvcrein geht schon wieder schnorren. Denn dieser Verein, der von derJudenhetze lebt, braucht für seine„echtvölkischen"Machenschaften Geld, um„mit wenigen Hun-derttausenden die Bewegung zu einer unWider-stehlichen zu machen." Deshalb ist es natürlich„eine Notwendigkeit ersten Ranges, in jeder Weisefür Berein und Genossenschaften Stimmung zumachen". Diese Sätze zitieren wir aus einemAufrufe des arischen Preßvereins, der den stolzenNamen trägt:„Der deutsche Wiederaufstieg"und in dem es über den Zweck dieses Vereinesheißt:„Die echt nationale Presse» also diejenige,welcher Ehre, Wohlfahrt und Stärke der beut-schen Nation oberstes Gesetz ist, soll dadurchzum Träger der geistigen und rassischen Erneu-eruug unseres Volkes gemacht und in die Lageversetzt werden, die verhängnisvolle jüdischeVorherrschaft zu brechen und so die Bahn zumWiederausstieg frei zu machen. Schon die Tat-fache, daß nunmehr eine Organisation da ist,welche rastlos die für uns zur ersten Lebens-frage und zur Grundbedingung des Wiederaus»stieges gewordene gründliche Lösung der Ju«den» und Pressefrage betreibt, ist eine wichtigeErrungenschast."Beim Lesen dieser inhaltslosen Hetzphrasenweiß man sofort, was das„oberste Gesetz" deLarischen Preßvereins ist: Sammlung aller„un-entwegten" Deutschen, die für Pogrome zu habensind. Und aus solchen Phrasen setzt sich der Auf-ruf zusammen. Es erübrigt sich, über ihn nochein Wort zu verlieren. Festgestellt zu werden ver-dient nur, daß der Preßverein seit Jahren vonZeit zu Zeit immer Schnorraktionen unternimmtund daß er hiefür Tausende Flugblätter druckenläßt. Diesen Herren ist es nicht allein um das„Prestige" ihres Vereins zu tun, sondern sie trei-ben auch, und vielleicht hauptsächlich, Büttel»dienste für die deutschen Kapitalisten. Denn ineiner Randbemerkung des Aufrufes fordern stc:Trage dein Geld nur in rein arische Geschäfteund Geldanstalteu! Den Passus mit den„ari-schen" Geschäften hätten sich die Verfasser dcSAufrufes ersparen können, da heute doch jedesKind weiß, daß alle Banken miteinander karte!-liert sind oder in innigster Verbindung miteinan-der stehen. Durch das Bettelgewinsel wollendie deutscharischen Pressemacher der Bevölkerungweißmachen, daß es ihnen um das Wohl undWehe der deutschen Presse zu tun sei, während siesich sicherlich die Propaganda für das„deutsch,arische" Kapital gut bezahlen lassen.Tagung des Verwaltungsrates des Interna-tior.alcn Arbeitsamtes in Jnterlaken. Der Ver-waltungsrat des Internationalen Arbeitsamteseröffnete am Dienstag seine fünfte Tagung unterdem Vorsitz Lafontaines(Frankreich). Terschweizerische Vertreter R ü f e n a ch begrüßte dieVersammlung im Namen des schweizerischen Bundesrates. Rüfenach wird infolge seiner Ernennungzum schweizerischen Gesandten in Berlin auS demVerwaltungSrat des Internationalen Arbeits-amtcS ausscheiden und durch den Direktor desSchweizerischen Arbeitsamtes Pfister ersetztwerden. Der VerwaltungSrat des InternationalenArbeitsamtes begann zunächst die Behandlung desGeschäftsberichtes des Direktors. Die prüfendeKonimission konstatierte das mustergültige Funk-tioniereu des Internationalen Arbeitsamtes. DerVerwaltungsrat nahm sodann den Bericht derKontrollkommission des Völkerbundes über dieinternationalen ArbeitSbüroS, in welchen die an.gewendeten Kontrollsysteme anerkannt werden,zur Kenntnis. Er diskutierte sodann die Ratifika-tiou der Konventionen und gesetzgeberischen Ar-Veiten und beschloß, an die Regierungen die Mah.nung zu richten, die Beschlüsse der Parlamenterechtzeitig zuzustellen. DaS Studium der Eingc»üorenenarbeit wurde der diplomatischen Abteilungzugewiesen. Bezüglich der Konvention für landwirtschaftliche Arbeiten wird die Entscheidung desinternationalen Gerichtshofes abgewartet.Die Bibliothesarknrse. Zur AuSbidung derPersonen, die den Dienst deS BiicherwarteS anden öffentlichen Genieindebibliotheken in Ortenunter 10.000 Einwohnern besorgen, werden imSommer dieses Jahres in Pilsen, Brünn undFriede! Bibliothekarkurse abgehalten, in denen dieBesucher mit den für die Leitung der Bibliothekei forderlichen Kenntnissen ausgestattet werden.Deutsche Bibliothekar!nrse finden inZ w i t t a u in Mähren vom 17. Juli bis 5. Aug.und in E g e r in der Zeit vom 2. bis 22. Auguststatt. Die Frequenz belauft sich auf durchschnittlichetwa 10 Hörer für jeden der veranstalteten Kurse.Nach deren Beendigung haben sich die Besuchereiner Prüfung zu unterziehen, über die ihnen einZeugnis ausgestellt wird, das zur Leitung deröffentlichen Bibliotheken berechtigt.Eine internationale sozialistische Studenten-Woche. Vom 6. bis 16. August kommen inS a l z b u r g sozialistische deutsche und österrcichi-sche Studenten sowie Teilnehmer aus England,Frankreich, Amerika, Italien, der Tschechoffowakeiund Polen zusammen. Ans der Tagesordnung finden sich folgende Punkte: Ter sozialistische Sin-dent und die Wissenschaft; Manuelle und geistigeArbeiter; Der sozialistische Student und die Ar-beiterbewegung; Imperialismus, Nationalismusund Reaktion; DiSkusion über die gegenwärtigeLage; Praktische Hochschularbeit. Im Anschluß andiese Zusammenkunft nehmen die sozialdemokra-tischen Studenten an dem internationalen Jugendtroffen das die Internationale ArbcilSgcmcin-schaft sozialistischer Jugendorganisationen vom 19.bis 21. August in Salzburg veranstaltet, teil. Mit-glieder der Freien Vereinigung sozialistischer Aka-demiker in Prag, die daran teilnehmen wollen,senden sofort ihre Anmeldung mit Rückodresse,eventuell Paß, zwecks Bisumbeschassung mit 20tschsl. Kronen an den Feriallcitcr F. Wahle,Prag VII., Rudolfoda 6.Einschränkung dcS Anspruches ans ermäßigteArbeitersahrkarten siir Angestellte.(Geistige Ar-beiter.) Vom Eisenbahnministerium wird mitge-teilt: Mit Wirksamkeit vom 1. Juli 1922 wurdeder Anspruch auf ermäßigte Arbeitersahrkartenfür in fremden Diensten gegen Monats- oder Iah-resgehalt stehende Personen, deren Gesamtem«kommen den Betrag von 2000 Kronen monatlichnicht überschreitet, insoweit eingeschränkt, daß Ar-beiterrückfahrkarten nur für verheiratete, nichtaber für ledige Angestellte Geltunghaben. Im Interesse der verheirateten Angestell-ten und zur Vermeidung verschiedener Mißverständnisse bei der Revision der Legitimationen imZuge ober an'den Kassen, ordnete das Eisenbahn-Ministerium an, daß jeder verheiratete oder ver-tvitwete Angestellte sich sofort von seinem Ar-beitgeber auf der sechsten Seite der Arbeiter-Legi-timation seinen Stand bestätigen lassen soll. DieBestätigung bat zu lauten:„Es wird bestätigt, daßN. N. verheiratet,(Witwer, Witwe) ist und mitder Gattin(dem Gatten, den Kindern) ständig inN.(ständiger Wohnort) wohnt. Stampiglie deSUnternehmens und Unterschrift des Arbeltgebers.Durch diesen Erlaß wird somit allen ledige» An-gestellten oer Anspruch aus die ermäßigten Arbei-terfahrkarten entzogen. EinBeweiSfürdenvollkommenen Mangel an sozialemVerstehen bei den hohen Behörden.Die geistigen Arbeiter und alle Fixangestellten gc-hören zweifellos zu der Staatsbürgerschichte, diedurch den Krieg und die Nachkriegöteuernng amschwersten betroffen wurde. DaS leuchtet natürlichden Herren Oberbürokraten des Eisenbahnmini-steriumS, die selber mit Freikarten erster Klasseim Lande nach Belieben herumreisen können, nichtein. Mit den Amtsschimmelbestätigungen, die inKürze dann wieder durch solche ver Gemeinde-ämter und politischen Behörden werden ergänztwerden müssen, beweisen die Herren, daß voneiner Entösterreicherung keine Rede sein kann.Gegen die unsoziale Vorgangsweise dcS Eisen-bahnministeriums kann nicht scharf genug Per-Wahrung eingelegt werden.Eine Polizcl-Weltkonferenz. Nach einer Blät-termeldung aus New-Nork hat der dortigePolizeidirektor Euright die Polizeipräsidenten undDirektoren der ganzen Welt zu einer Konserenzauf den 11. September nach New.Dork ein-geladen. In seinem Einladungsschreiben bezeich,net er als den Zweck dieser Zusammenkunft dieErrichtung einer Entente eordiale derPolizer der ganzen Welt zur erfolg»relchenBekämpsungdeSinternatio.»alen Verbrechertums. Die Vereinheit-lichuna der Maßnahmen, wie sie vor dem Kriegeschon bis zu einem gewissen Grade angebahnt undim Werden war, soll wieder aufgenommen werden. An der Konferenz werden etwa 700 Polizei-direktore» der Vereinigten Staaten allein teil,nehmen. Einladungen sind an alle.Haupt-»ndgrößeren Städte ergangen.Geschenke für die amerikanischen Kongreß-- teilnchnier. ES ist eine alte Traditio» im ameri-: konischen Kongreß, daß die Abgeordneten beim, Eintritt in das Repräsentantenhaus oder in denSenat von staatSwegen nicht nur das üblicheSchreibzeug und ähnliches.vandwerkSgeräl einesVolksvertreters, sondern auch allerlei andere kleineGaben von Onkel Sam erhalten. An erster Stellesteht da eine Art Tascheiiflasche, eine Gabe, derenUrsprung gewiß noch in eine Zeit fällt, in derAmerika noch nicht trocken gelegt war. WaS dieKongreßteilnehmer heute mit der Flasche machenund was sie daraus trinke», wird von dem anzeri.kanischen Blatt, das sich über diesen alten Brauchluftig macht, nicht verraten. Leitungswasser wirdeS aber wohl nicht sei». Uebrigens ist diese Flascheaußen zum Schutz mit feinstem Leder überzogenund unter zehn Dollar im.Handel nicht zu haben.'Außerdem bekommt jeder Abgeordnete ei» pick-feines Taschenmesser, das gut und gern seine achtDollars wert ist, ein Spiel Karten ausgesuchtesterQualität und dazu Spielmarken. Diese Gerät-schaften sind i» einem schönen Lederetlll unter-gebracht und kosten zusammen dafür auch nur dieKleinigkeit von 10 Dollars. Weiterhin erhaltendie Bollsvertreter ein Toilettenetui im Wert von22 Tollars und einen Manekürkasten, der 26 Dol.lars wert ist, sicherlich, damit die Abgeordnetenstets reine Hände haben. Alljährlich zu Weihnach-ten bekommt jedes Kongreßmitglied drei Kisten,von denen eine aus Fichten-, eine ans Eichen-und eine aus Zedernholz ist. Darin sollen die Ab.geordneten ihre Geschenke versende». Ein Veterandes Kongresses. John Eannon, hatte es schließlich,da er vierzig Jähre im Repräsentantenhaus saß,auf 120 solcher Kisten gebracht.Bei der Gedenkfeier für JattreS in Pariswird auch der unabhängige ReichstagsabgeordneteBreitscheidt aus Berlin das Wort ergreifen.Breitscheidt ist zu diesem Zwecke bereits in Pariseingetroffen.Schweres Unwetter im Riefengebirge. Amletzten Sonntag ist über dem Riesengebirge einschweres Gewitter niedergegangen, das zu einemWolkenbruche ausartete, lleberall wurden dieFelder»nd Obstgärten schiver beschädigt. GanzeBäume wurden durch den Sturm und den nieder-sausenden.Hagel vernichtet. An mehreren Stellenentstanden durch Blitzschlag größereBrände.So wurde die bei der Ortschaft Schwarzenbergam Ende des Klauseng rundes gelegene Kühnel-bände durch Blitzschlag in Prand gesteckt,wobei der Besitzer der Baude, I. Sagasseraus Groß- Anpa vom Blitz getötet wurde,während sein ältester Sohn schwere Lähmungendavontrug. Die Baude ist bis auf die Grund-mauern gänzlich niedergebrannt. Aus den Flam-men konnte nur daS Vieh gerettet werden, wäh-end alles andere und der getötete Besitzer darinverbrannten. Für die ins Elend gestürzte Fa-milie Sagasser hat daS Bürgermeisteramt Jo-lzannisbad unter den Kurgästen eine Sammlungeingeleitet.— Auch an den Ausläufern des Nie-sengebirgeS, so in der Gegend von Traute,n a u, hat daö Unwetter furchtbar gewütet. Hierwurden zahlreiche Dächer abgedeckt, alte Bäumeentwurzelt und die Straßen mehrfach unfahrbargemacht. Schrecklich hat der Sturm an der Nog-nitzer Straße und Hohenbrucker Straße gehaust.In den Wäldern sind mannigfache Wind-brück)c festzustellen, namentlich in der Ninge-bung von Gabersdorf.Kleine Chronik.Explosionskatastrophe::. In H e i n z e n d o r f beiKiel erfolgte im Nebengebäude einer Villa, in demein Schloffer mit Sprengmaterial arbeitete, eine Ex-plosion, die die Villa zu einem Drittel zerstörte.Der Schlosser wurde in Stücke zerrissen. EinBewohner der Villa wurde unter den Trümmern V e.graben, konnte aber verwundet geborgen werden.— In einem Munitionsdepot in Soria(Spanien)explodierte eine Patrone in den Händen eine«Arbeiters und rief dadurch eine FeuerSbrunstim Depot hervor. D r ei Personen wurden getötet,18 schwer und viele leicht verletzt. Acht Häuserwurden zerstört.Sieben Schulkinder ertrunken. Die Goelhe-Schulein Gelsenkirchen machte einen Ausflug In dieHaardt bei Haltern. Beim Uebersetzen über dieLippe kippte das Fährboot um, und sie-bei, Kinder ertranken. Dreizehn Kinder wur-den von einem Lehrer„nd einem herbeieilendenBergmann gerettet.Sin« unglaubliche Prophezeiung. Der GeologeMilto» in Philadelphia prophezeit, daß binneneinen» Monat 70 Vulkane in der Gegend von Buda-Pest ihre Tätigkeit beginnen werden. DIeS werdeschreckliche Erdbeben in Südeuropa, Nordafrika undAsien zur Folge haben.Selbstmord in den Niagarasällen. Wie auS Man-treal gemeldet wird, sprang kürzlich eine Frau mi»einem Kind Im Ann oberhalb der Goat Jnsel-Brückein den Niagarafluß und wurde von der Strömungüber die Fälle gerissen. Ein zahlreiche» Polizeiaufge-bot war vergeblich bemüht, die Frau mit StangenauS dem Strom herauszuziehen.Pilzgifte. Bon den wirksamen Bestandteilen derPilzgifte weiß man noch immer verhältnismäßigwenig. So glaubte man z. B. noch vor wenigen Iah.den, daß ein im Knollenblätterpilz, dem gefährlichstenunserer Giftpilze, enthaltener Giftstoff, der die Eigen-schaft besitzt, die Blutkörperchen aufzulösen, bei derEntstehung der Pilzgifterkrankungen keine besondereRolle spiele, weil man annahm, daß durch daS Er-Hitzen der Pilze beim Kochen das Gift unwirksam27. Juli 1922.werde. Die eingehende Unt-rsuchung zeigte aber dann,daß im Gegenteil das Gift beim Erhitzen der Pilzeviel schneller wirkt. Wie stark die Giftwirkiing desKnollenblätterpilzes ist, läßt sich daraus entnehmen,daß da» Gift in einem wässerigen Auszug von1:20.000 verdünnt, noch Störungen des Kreislaufshervorruft. NebrigenS enthalten nicht alle drei derbei uns vorkommenden Vertreter des Knollenblätterpilzes das gleiche furchtbare Gift. Am giftigsten istder fast immer dunkel» oder olivgrüne Knollenblätter,pilz, der keine Warzen auf dem Hnt trägt, währendder in Nadelwäldern wächsende, Warzen tragende undmehr gelb- bis grünlichweiß gefärbte Knollenblätter,pilz viel weniger giftig, wenngleich natürlich auchnicht genießbar ist. lieber die Giftwirkung deS Fite.genschwammeS herrscht ebenfalls noch manche Unklar-heit. Vermutlich enthält er mehrere Gifte, von denendie Wirksamsten ein Alkaloid sowie daü Amanitin sind.Zweifel in bezng auf die Giftwirkung de» Fliegen-schwammeS entstanden deshalb, weil sich bei einemVersuch gezeigt hatte, daß nach Eni fernen der Ober-haut auf den Genuß keine Giftwirkung erfolgte. An-derfeitS fand man aber auch, daß gerade die Oberhautviel weniger MnScari» enthält, als das Pilzfleisch.Auch die Tatsache, daß die Kirgisen den Fliegen-schwamm, und zwar getrocknet, in welchem Znstander berauschend wirkt, ohne besonderen Schaden ge-nießen, und daß er von manche» Tieren gern verzehrtwird, darf nicht zu dem Schluß führe», daß der Flie-genschwamm kein gefährlicher Giftpilz sei. Ähnlich stehteS mit der Giftigkeit der von vielen Pilzfreniiden alzeßbar betrachteten Perl- und Pantherpilze. Auch auSihnen soll das Gift durch Abziehen der Oberhaut entfernt Iverden, was aber, wie die zahlreichen Erkran-kungen alljährlich immer wieder zeigen, durchausnicht der Fall ist, Perl-»nd Pantherpilz sind zwaroft zu»! Verkauf auf den Märkten zugelassen, solltenaber gleichwohl besser gemieden werde». Unbedingtgifthaltig ist ferner die eßbare Lorchel, die besondersim frischen Znstand sehr gefährlich wirkt, weshalbauch das Kochwasser nicht weiter verwendet werdendarf, ebensowie man sie auch niemals mit anderenPilzen zusammen kochen sollte. Da man die Lorchelindes durch längeres Sieden— Auswaschen allein ge-nügt nicht— entgiften kann, steht ihrem Genuß nichtsweiter im Wege. Von allen anderen Entgiftungs-Methoden, wie etwa dem Zusaminenkochen der Pilzemit wilden Birne» oder Holzasche, ist dagegen entschie-den abzuraten, wie denn überhaupt die sogenanntenEntgistungSratschläge— auch die neuesten Verfahrendes Franzosen Fabre— immer mit der größten Bor-sicht aufzunehmen sind. Merkwürdigerweise entdecktman immer wieder neue giftige Eigenschaften a» Pil-zen. Im Jahre 1916 erfolgte ein Todesfall auf denGenuß eines Riß-Pilze»(Jnocybe frnmentaeea), denman bisher nicht als Giftpilz gekannt hatte, undwenige Jahre vorher wurde erst festgestellt, daß einerunserer ollergistiglten Pilze der WolfSröhrling ist,dessen Gift in kleinsten Mengen schon fast»nmittel-bär nach dein Genuß die schwersten Wirkungen hervor»ruft. Die Bekämpfung der Pilzwirkungen gestaltet{Ich außerordentlich schwer, und zwar deshalb, weilman trotz aller Forschungen bis jetzt noch kein Gegen»gist gefunden hat, dann aber auch, weil die Vergif.tnngSerscheinungen in der Regel sehr spät auftreten.DaS im Knollenblätterpilz und mehreren anderenGiftpilzen enthaltene Amanitin ist z. B. längst in dieBlutbahn eingedrungen, ehe die erste» Vergiftung«-erscheinungen— oft erst»ach IS bis 20 Stunden—austreten. In diesen Fällen ist eine Heilung»atür-lich so gut wie ausgeschlossen. NeuerdingS hat maneinigen Erfolg mit Einspritzungen von Kochsalz- undTraiibenzuckerlösiingen erzielt: doch bei längerer Gift-einwirkung versagen auch diese Gegenmittel vollkom-men.Pflanzenwuchs durch Vögel hervorgerufen. Eineseltsame Beobachtung machte man kürzlich hoch obenauf dem Watzmann und zwar in der nächsten Hinge»bung des 1927 Meter hoch gelegenen Watzmann-Hauses. ES fand sich nämlich in prächtigem nnd üppigem Rasen eine sehr schöne MooSart(TetraplodonaugnstatiiS) vor, die sonst äußerst selten anzutreffenist, weil sie merkwürdigerweise nur aus Knochen, Kotund bergt. gedeiht. DaS Vorkommen de§ seltenenMooseS, daS, wie gesagt, zu seinem Gedeihen eine»ganz bestimmten Nährbodens bedarf, war an dieserStelle natürlich eine sehr eigenartige Erscheinung-,noch eigenartiger ist jedoch daS Zustandekommen deddem Moos notwendigen Nährbodens. Denn es ver-dankt, wie Ade in den„Ornithologischen Monatsberichten" mitteilt, seinen fetten HumuS der Tätigkeit derAlpendohle. Jeden Mittag fliegen von allen Seitenher größere Mengen vo Alpendohlen herbei, um sichan den Küchenabfällen des WatzmannhauseS gütlichzu tun. Bei dieser Gelegenheit trugen die Vögel nundie Knochen weg, die sie, um sie ungestört abnagen zukönnen, an eine bestimmte Stelle schafften. Mit derZeit sammelte sich eine große Menge dieser abgenag-ten Knochen an, und als sie sich schließlich mii Erdebedeckten, wuchs eincS Tages das seltene, schöneMooS auf ihnen.Waldbrände in der römischen Campagna. In denMaremmen, dem sumpfigen Landstrich an der KüstedeS Thyrrhenischen MeereS wüten zurzeit gewaltigeBrände, die bereits in kilometerweiter Ausdehnungdie ohnehin geringen Waldbestände deS Gebietesvernichtet haben. Der ganze Bezirk von Montorsajoist vollständig von den Flammen eingeschlossen, undunter den Badegästen von Follonica ist eine wildePanik ausgebrochen. Die durch daS Feuer verängstig-ten Besucher flüchten mit ihren Habseligkeiten zumMeer und lagern hier am Strande. Dicke Rauch-schwätzen und der unaufhörlich fallende Regen vonheißer Asche hat unter den Bewohnern des ganzenLandstrichs Furcht und Schrecken verbreitet undüberall werden die Sturmglocken geläutet. Außer denWaldbeständen sind auch große Getreidespeicher denFlammen zum Opfer gefallen. Ueb-r dem Brandherdkreisen unaufhörlich Flugzeuge und 800 Pioniere sindin Eile von Rom herangezogen worden, um durchAuswerfen von Gruben dem Feuer den Weg zu ver-legen. Die Schäden, die der Brand bisher verursachthat, sind unberechenbar.