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2. Jahrgang.

Sozialdemokrat

Zentralorgan der Deutschen sozialdemokratischen Arbeiterpartei in der tschechoslowakischen Republit.

Sonntag, 30. Juli 1922.

Bezugs Bebingungen: Bei Zustellung ins Haus oder bei Bezug durch die Post monatlich.. 16.­vierteljährlich 48.­halbjährig 96.­ganzjährig. 192.­

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Nr. 177.

Wirtschaftliche Kampf- Borbesprechung über die Einigung der sozial- Spaltung und Bereinigung.

mittel.

demokratischen Parteien Deutschlands .

Bon Eugen Prager ( Berlin ). Nachdem sich vor bald fünfzig Jahren die beiden sozialistischen Fraktionen, Baffalleaner und Eisenacher, zu einer Partei zusammengeschlossen

Vor einigen Tagen find die Vertre. ter der bayrischen Industrie beim Berlin , 29. Juli .( Eigenbericht.) Vertreter| seits in der Presse, in Versammlungen und in hatten, gab es in der deutschen Arbeiterbewegung Ministerpräsidenten Grafen Lerchenfeld er der Parteivorstände der Sozialdemokratischen öffentlichen Bertretungskörperschaften alles zu feinen Streit mehr darüber, daß die dauernde schienen und haben ihn auf die drohende Ge- Partei und der Unabhängigen Sozialdemokrati- vermeiden ist, was der Einigung Hindernisse be- Einigkeit ihr foftbarstes Gut darstelle. Es fahr aufmerksam gemacht, daß die Deutsche schen Partei traten am Freitag, den 28. Juli zu retten tönnte. Man verständige sich über die kam das Sozialistengefes, das durch seine brutalen Reichsbank der bayerischen Industrie die Stre- einer Sigung zusammen, in der eine allgemeine Notwendigkeit, vor den beiderseitigen Parteitagen Reste der früheren Meinungsverschiedenheiten dite sperren will, falls Bayern in seinem Wi­derstand gegen das Reich fortfahre. Diese Mit- Aussprache über die Frage der Einigung weitere Beratungen über die programmati hinwegfegte und die Bewegung zu einer, so schien teilung soll auf den Ministerpräsidenten nicht beider Parteien stattfand. Es herrschte auf bei schen und organisatorischen Fragen es damals, unlöslichen Einheit zusammenschweißte. ohne Einfluß geblieben sein und er soll den den Seiten Einmütigkeit darüber, daß die Selb- stattfinden zu lassen, um die Parteitage in die Die schnelle Entwicklung der kapitalistischen Wirt­Industriellen Vorwürfe gemacht haben, warum ständigkeit beider Parteien in keiner Weise beein- Lage zu versehen, zur Einigungsfrage positiv schaft in Deutſchland , hinter der die Entwicklung fie ihm diese Nachricht nicht früher gebracht trächtigt werden darf, bis die Parteitage Stellung nehmen zu können. hätten, weil diese von Einfluß auf die Ent- Stellung genommen haben, daß aber anderer­schließungen der bayerischen Regierung hätte

fein fönnen.

Schon

Eberts Brief.

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rischen Volkspartei, der Bayrische Kurier", schreibt, daß es noch anderer Garantien bedürfe als der persönlichen Versicherung des Reichspräfi­denten. Mit einem kleinen Pflästerchen sei nicht geholfen. Es sei auffallend, daß der Brief des Reichspräsidenten durch den Grafen Zech, den Die Macht der Staatsbank in der Tsche Reichsgesandten in München übergeben worden choslowakei hat man besonders augenfällig Leoprechting des französischen Gesandten Dard, sei, der durch seine Beziehungen zu dem Agenten voriges Jahr beim Streit der Bank beder inzwischen einen Urlaub angetreten hat, aufs amten gesehen. Dadurch, daß die Beamten schwerste kompromittiert sei. des Bankamtes nicht mitstreiften, haben sie den Sieg der Bankgewaltigen über die Bankbeam­ten ermöglicht. Im Falle Bayerns kommt noch hinzu, daß gerade die größten deutschen Banken ihren Sit in Berlin haben und diese durch Sperrung der Konti ihrer bayerischen Somittenten tatsächlich die bayerische Industrie zum Stillstand bringen könnten.

Die Offizielle Korrespondenz der bahrischen Baltspartei meint, daß in Zukunft Garan­tien gegeben sein müßten, damit keine Rechte der einzelnen Länder mehr ohne Einverständnis der Einzelstaaten angetastet würden. Nur auf dieser Grundlage sei ein Ausgleich möglich.

Nie wieder Krieg!

der politischen Formen weit zurückblieb, zwang die Sozialdemokratische Partei zu fast ununterbroche ner Aus- und Umgestaltung ihrer Agitations­methoden. Neben die politische Bewegung traten Gewerkschafts- und Genossenschaftsbewegung, die Aus dieser Tatsache geht wieder einmal nicht nur zahlreiche Kräfte aus dem Proletariat die gewaltige Bedeutung des Kredits im Wirtschaftsleben hervor. für sich in Anspruch nahmen, sondern auch durch bie ihnen eigentümliche Einstellung auf die prat seit Jahrzehnten kann man die Beobachtung München , 29. Juli .( Tsch. P.-B.) Die London , 29. Juli( Funkspruch). In ganz tischen Bedürfnisse der Arbeiter deren Sinn für machen, daß der Einfluß des Bankfapitals ge- Münchner Regierungspreffe äußert sich zu dem England finden Manifestationen zur Erinnerung die großen: Ideen des Sozialismus zu ſchwächen genüber dem Induſtriekapital gewaltig gewach- Briefe des Reichspräsidenten Ebert dahin, daß an den Jahrestag des Ausbruches des Welt- drohten. Der Kampf gegen den Revisionismus, sen ist. Während vor einem Menschenalter der Reichspräsidenten anerkennen müsse, daß Krieg" statt. Durch London ziehen heute nach Partei beschäftigte hat, war im Grunde nichts an­man zwar die ehrliche Vermittlungsabsicht des trieges unter dem Losungswort Nie wieder der so viele Parteitage der Sozialdemokratischen Repräsentant der fapitalistischen Macht und aber ein Ausgleich zwischen Babern und dem mittags fünf große Umzüge in den Hydepart, wo deres, als das Suchen nach einer Synthese zwi Herrlichkeit der Fabrikant, also das Industrie- Reiche nur auf der Grundlage der unerten eine Resolution folgenden Inhaltes ange- fchen nüchterner Tagesarbeit und sozialistischer fapital gewesen ist, ist heute dieser Repräsen- nung der bayrischen Staatshoheit nommen werden wird: Die heutige Volksver- Gedankenwelt. tant das Finanzkapital, die Bank geworden. möglich sei. sammlung entfendet ähnlichen Versammlungen, Wie scharf aber auch diese Auseinandersetzun Durch die Ausdehnung und Konzentration der die in Europa und Amerita stattfin gen geführt wurden, eine Spaltung der Partei Industrie sind diese Betriebe gewaltig gewadh nalen, die Münchner Augsburger Abendzeitung" ihnen erklärt die heutige Versammlung, daß fie unglüd für die Arbeiterklasse ange Das Organ der bayrischen Deutschnatio ben, brüderliche Grüße. Gemeinsam mit wäre damals von allen als ein unvorstellbares fen und damit auch die Geldsummen, die zur schreibt, daß die Antwort des bayrischen Mi- ben Strieg hat und daß sie gemeinsam mit ihnen sehen worden. Die Partei, die Bewegung, die Or­Führung dieser Betriebe notwendig sind, das nisterpräsidenten nur darin bestehen könne, den für die Erreichung eines Standes der Dinge ganisation war jedem Parteigenossen ein unan­Kreditbedürfnis. Deswegen ist die Industrie Schritt der bayrischen Regierung zu rechthinarbeiten wird, ber eine Bürgschaft dafür ist, lastbares Heiligtum. Mochten die theoretischen auf das Wohlwollen der Banken angewiesen fertigen. daß niemals mehr Kriege geführt werden. Auffassungen auch nicht immer geklärt gewesen und deswegen hat auch Silferding die Phase Das Organ des rechten Flügels der bay­fein, haben die verschiedenen Meinungen noch fo der kapitalistischen Entwicklung, in der wir hart miteinander gerungen: die Einheit der leben, die des Finanzkapitals genannt. Unter Generalstreit und Zusammenstöße Partei mußte unter allen Umständen erhalten den Banken selbst nimmt wieder eine hervor in Rom. bleiben. Erst der Krieg hat das vorher Unfaßbare ragende Stelle die Staatsbank ein, weil die zur brutalen Tatsache gemacht, das Bölfergemegel, Rom, 28. Juli .( Tsch. P.-B.) Heute nach das so viel Unglüd über die Welt gebracht, zer­anderen Banken bei dieser Kredit suchen, ihre mittags wurde hier fast in allen Betriebszweigen trümmerte auch das stolze Gebäude der deutschen Wechsel zum Eskompte einreichen usw. die Arbeit eingestellt. Nur die Straßenbahn Sozialdemokratie . Es wäre ein müßiges Spiel, verkehrte. Auch die Zeitungen find erschienen. jetzt darüber zu streiten, auf welcher Seite die Versammlung wurde von der Polizei berhin- Wehrheit der Parteiinstanzen, die für die Bewilli Eine in dem botanischen Garten einberufene größere Schuld an der Spaltung lag, ob bei der bert. Die Teilnehmer zogen darauf zum Argung der Kriegstredite waren, oder bei der Oppo beiterheim, das sich jedoch als zu flein erfition, die die schroffste Gegnerschaft gegen den wies, um die Menge aufzunehmen. Infolgedessen Krieg und seine Regierung forderten. Heute muß bemächtigte sich des von der Versammlung ausge. die Spaltung als ein historisches Ereignis ange­schlossenen Teiles immer größere Unruhe. Es fehen werden und in einem Augenblic, in dem fielen Steine gegen die zur Aufrechterhaltung der die Wiedervereinigung sich vorbereitet, Ruhe ausgerüdte Kavallerie, die nunmehr hat die Erörterung der Schuldfrage wenig Sinn. die Straßen räumte. Einige Personen trugen Massen stürmisch die Einigkeit der Arbeiterklaffe. In den Tagen des Zusammenbruches forderten die Verlegungen davon. Aber es fam nur die Regierung der Boltsbeauf­tragten, die bald wieder auseinanderfiel und neuen Regierungstrife. gen Bersplitterung noch nicht zufrieden, verließen die Anhänger Karl Liebknechts das schützende Dach Rom, 28. Juli .( Stefani.) Die Gruppe der Unabhängigen Sozialdemokratie und machten zusammenarbeit ist, hielt eine Sigung ab, in Noch einmal kam die Spaltung von Halle, die das sozialistischer Abgeordneter, welche für die sich mit der kommunistischen Partei selbständig welcher eine Entschließung angenommen wurde, Parteielend in der deutschen Arbeiterklasse noch in der sie auf die schweren Folgen verweisen, vermehrte. falls die Krise nicht gemäß dem Beschlusse der Doch wie die Entwidlung der wirtschaftlichen Bayerische Unverfrorenheit. Rammer, nämlich mit Ausschluß der Rech- und politischen Verhältnisse die Spaltung der Ar­München, 29. Juli .( Tsch. P.-B.) Das Orten bei der Bildung des Kabinettes, gelöst wird. beiterschaft gefördert hat, so schafft sie jetzt die In den Kammerkuloirs wird erklärt, die So- Borbedingungen für ihre wieder­gan der Nürnberger Unabhängigen Sozialdemo- zialisten seien bereit, an dem Kabinette zu dem vereinigung. Das deutsche Proletariat wird fraten wurde auf acht Tage verboten, weil wede teilzunehmen, um die Rechte von der Re- in allen seinen Teilen von der völligen Verelen­dung bedroht, gegen das ganze Proletariat richten fich auch die Drohungen der wiedererstarkten Re­altion. Nach der Ermordung des Ministers Ra­Das Komplott gegen Poincaré. thenau hat sich die ganze Arbeiterschaft erhoben, nicht um die bürgerliche Ordnung zu schützen, son­Korfanty in der Minderheit. Paris , 29. Juli .( Savas.) Wie die Blätter bern weil sie weiß, daß mit der Bertrümmerung Warschau , 29. Juli .( Tsch. P.-B.) In der Leben Poincares von einer alliierten Regie- ihrer eigenen Bewegung zerstört werden sollte. melben, wurde das deutsche Komplott gegen das der demokratischen Staatsformen die Grundlage und Lebensmitteln. So wie eine Festung, eine heutigen Sigung des Hauptausschusses begründete rung, und zwar dem Journal" zufolge von der und was bis dahin fast unerreichbar schien, die einzelne Stadt, im Kriege blockiert wurde, so wie im Jahre 1870/71 Paris von allen Silfs. Abg. Ratay im Namen des Klubs der konsti- belgischen aufgedeckt. Aus Brüssel wurden wiedervereinigung des Proletariats, das wurde quellen abgeschnitten wurde, so verwandelte bie tutionellen Arkeit den Antrag auf Reassumierung der französischen Regierung die vollständigen At durch den Zwang der Verhältnisse nunmehr in Entente Zentraleuropa in eine belagerte Fe- der Designierung Korfantys. Der Antrag ten übermittelt, aus denen hervorgeht, baß, die greifbare Nähe gerüdt. Unter Dent Di ftung. In ihrem Rampfe gegen Rußland wurde mit 222 Stimmen der gesamten Linken, des on ful" angehören. Außerdem erklären die sten sich in die Einheitsfront eingliedern. Aber fic Urheber des Komplottes der Organisation Massenwillens mußten zuerst auch die Kommuni­versuchten die Ententemächte dasselbe. Nach- Klubs der Konstitutionellen der Stulti- Partei, der Blätter, daß das Wolfffche Bureau das Kom- benußten die erste Gelegenheit, um Parolen auf dem die bewaffnete Invasion mißglückt war bürgerlichen Partei und der katholischen Volkspar- plott nicht dementiert und überhaupt nichts eigene Faust auszugeben und damit aus der ge­und die Hilfstruppen der Entente, Koltschat, tei angenommen. meinsamen Kampfeslinie auszuscheiden. Aber der Judenitsch und Denifin, geschlagen waren, Drang nach Wiedervereinigung erfuhr dadurch sperrte die Entente Rußland von allen Zufuh­feine Abschwächung. Im Gegenteil, die Leitungen ren ab. Ein agrarisches Land wie Rußland immer noch zu sehr an den Kampfesmethoden schwere Wunden der Menschheit durch die Stö- der beiden sozialistischen Parteien, der Gewerk fonnte sich einige Zeit trop dieser Blockade er der bürgerlichen Revolutionen von 1789, 1830 rung in der Weltwirtschaft geschlagen wurden. schaften und der Angestelltenorganisationen hielten Die Betrachtung halten, jest fann es dies nicht mehr, weil seine und 1848, sowie an den Kriegen, die in der der wirtschaftlichen daran fest, daß ihr gelegentliches Zusammengehen Produktionsmittel vollständig heruntergewirt- Zeit des aufkommenden Kapitalismus geführt Stampfmittel, die dem Deutschen Reiche zur ren müsse. So tam es zu der Bildung der sozial­zu einer dauernden Verständigung füh­wurden. Heute ist das Wirtschaftsleben eines Verfügung stehen, lehrt, daß der Kampf- bemokratischen Arbeitsgemeinschaft im Reichstag, schaftet sind. großen Staates so innig verflochten, daß ein Bayerns gegen Deutschland mit wirtschaftlichen die bald die Zustimmung der übergroßen Mehr­Staatsteil ohne den anderen nicht leben kann. Kampfmitteln ausgefochten, zu einer Nieder- heit der Mitglieder in beiden Parteien fand. Und Gerade die Nachkriegszeit hat uns gelehrt, wie lage der bayerischen Neaktion führen muß. es darf erwartet werden, daß sich daraus die E i n i-

Die bayrische Regierung wird sich am Mon­benten befassen. Sie will Zeit gewinnen, um tag mit der Frage des Briefes des Reichspräsi wieder eine ruhigere Atmosphäre zu schaffen.

Das Organ der nordbayrischen Industriel­Ten, der Fränkische Kurier" in Nürnberg, mahnt Auch von Seite der Arbeiterschaft die bayrische Regierung fortgesetzt zum Ein- Die italienischen Sozialisten und die Saber im Proletariat hinterließ. Mit der bisheri werden im Kampfe gegen Bayerns Unbot- Ienten. mäßigkeit zunächst wirtschaftliche Kampfmittel in Aussicht genommen. Es wird da an einen vollständigen Boykott gedacht, an eine Sperrung der Zufuhren besonders bon Kohle, was die bayerische Industrie völlig läh­men würde. Würde der Kampf längere Zeit dauern, dann würde auch die Sperrung der Zufuhren an Rohprodukten, wie Baumwolle und Eisen den Bestand der bayerischen Indu­strie gefährden.

Auch im Kriege hat man sich nicht nur militärischer, sondern auch wirksamer wirt­schaftlicher Kampfesmittel bedient. Es sei nur erinnert an die gewaltigste wirtschaftliche Blodade, die es je gegeben hat, an die Ab­sperrung von mehr als hundert Millionen Menschen von allen überseeischen Rohstoffen

So sahen wir in den letzten Jahren, daß die großen politischen Kämpfe, die ausgetragen wurden, neue Formen gewinnen. Wir hängen

es die Münchner Regierung des Hofberrates gierung auszuschließen. beschuldigt hatte.

900000000000

dementiert.