Celte 4.

das erstemal vor.

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Lages- Neuigkeiten.

Wie mit Menschenleben umge sprungen wird.

Grenzposten angeschossen und schwer verlett.

6. August 1922.

Eine Künstliche Renaissance des Zunftwefens. zwar Dr. Rüb aus Leipzig   und Mühl| nicht auszulangen vermeinte, bestellte man den Ge-| Ein Ueberbleibsel aus längst vergangenen Tagen, wasser aus Brünn  . Auch Josef Krosch nossen Andreas Scheu aus der Reich haupt aus der Zeit des Handwerksgunstwesens, wird ergriff in diefer Maffenversammlung das Wort. Stadt nach Reichenberg, wo die Versammlung am wohl noch in manchem Lande aus Pietät erhal­Nach etwa dreistündiger Dauer wurde sie ge- 17. Januar 1870 im Gasthaus zum Feldschlöß schlossen, um in dem naheliegenden Wäldchen, chen" stattfand. Das Lotal war überfüllt, sodaß ten. Meist nur in Form äußerlicher Bekundun­gen, bei Trachtenfesten, Stadtjubiläen und ähn­bis in die Nacht hinein fortgesetzt zu werden. eine große Waffe von Besuchern keinen Play fin Dabei wurden Gedichte vorgetragen und ba- ben und im Freien Posto fassen mußte. Doch Ein Warnsdorfer Arbeiter von einem fächsischen lichen ebenso veralteten Gebräuchen, wie es bas zwischen hinein immer wieder Reben gehalten und dürfte eine Nichteinhaltung der Borschriften über Zunftwesen selbst heute ist, kann man noch An­Bier getrunken, das der Feldschlößchenwirt das Versammlungsgesetz bei der Anzeige vorgele­Aus Warnsdorf wird uns berichtet: Der flänge an die Zeit finden, in der das Zunftwesen herbeigeschafft hatte. Sturz, der Tag, ein Spät- gen haben, sodaß Bolizeiorgane erschienen, die niedrige Stand der Mart übt besonders auf unsere seine, damals gewiß berechtigte, Glanzzeit erlebte. sommertag, an dem die Sonne blutigrot unter- aber wegen des Massenandranges in das Ver- Textilarbeiter, denen die Unternehmer be- Durch die Induſtrialiſierung iſt der längst ver­ging, war gelungen. Später fand man sich noch sammlungslokal nicht einzudringen vermochten; fanntlich die Löhne abgebaut haben, einen beson- altete Zunftplunder abgetan worden und niemand mals im Gasthaus zum Feldschlößchen" zusam- sonst verlief die Versammlung ohne Zwischenfall. beren Reiz aus. Die Arbeiter gehen über die ist mehr imstande, ihn zu neuem Leben zu erwel men, wo es vom frischen losging. Schiller Doch die Folge davon war, daß noch mitten in der Grenze, kaufen ein, was sie für fich und ihre Fa- fen. Weder im heutigen großindustriellen Wirt­trug eines seiner Gedichte, Der Kampf beginnt" Nacht, wahrscheinlich auf höheren Befehl, Scheu milie nötig brauchen und versuchen, es herüber- schaftssystem noch in der zufünftigen sozialistischen  in dem Gasthause, in dem er sich einlogiert hatte, zubringen. Um Freitag Abend war der bei der Planwirtschaft kann das längst überlebte Zunft­Und der Kampf begann auch. Josef von der Polizei abgeholt und in den Firma Anton Olto als Weber beschäftigte 38- wefen zu neuer Blüte gelangen. In allen mo Krosch, der damals der politisch geschultefte und städtischen Arreft gebracht wurde. von wo ausfährige Richard III   rich aus Teichstadt nach dem dernen Staaten ist man daran, die letzten Reſte bei seinem Agitationseifer und seiner Wortgewalt er am anderen Tag, in der Mittagsstunde in das benachbarten sächsischen Großschönau   gegangen, des Zunstwesens zu beseitigen und die verschie= der erste Mann der Reichenberger und der nord- Bezirksgericht überführt wurde. Durch diese hatte einiges eingekauft und wollte auf einem Ne denen Arten von Befähigungsnachweisen, die ja böhmischen Bewegung war, wurde aus der Ueberführung wurde die Verhaftung Schene be- benweg nach Warnsdorf zurückkehren. Beim feine waren, abzuschaffen. Die Befähigungsnach Arbeitentlaffen und auf die Schwarze fannt. Wie ein Lauffeuer verbreitete fich die Ueberschreiten der Grenze schoß jedoch die fäch weise waren bisher doch mehr oder weniger Nach­Siste" gesetzt, fodaß er weit und breit feine Ar Nachricht in der ganzen Stadt und in deven Um fische Grenzwa che nach ihm und er erlitt einen weise über Erlernung der mit den verschiedenen bei finden konnte. Doch er fam deswegen nicht, gebung, sodaß schon nach einigen Stunden sich die Durchschuß der linten Brustseite. Berufen verbundenen, hauptsächlich auf Hand­um. Die Arbeiter befundeten ihre Soli- Menge vor dem Gerichtsgebäude anfing zu jam- Nach der ersten Hilfeleistung wurde der Unglüd- fertigkeit beruhenden Kenntnisse. Es wurde nie­darität; fie fammelten für ihren gemaßregel meln und die Freilaffung des Verhafteten zit ver- liche in bas Warnsdorfer Krantenhaus überführt, mals die eigentliche Berufsbefähigung, die Eig ten Kollegen, so daß er sich über Waffer halten fangen. Die von niemandem geplante Demon wo er hoffnungslos darniederliegt. nung, oder wie man es volkstümlich bezeichnet: das Talent" zum Berufe in Frage gezogen. Ge­und weiter agitteren konnte. Sonntags wurde station war da; die Arbeiter batten nur ihver insbesondere auf den Dörfern die Sammeltrom Stimmung nachgegeben, ohne die Folgen ihres rade diese Art Berufseignungsnachweis wird mel gerührt und mancher Gulden für die Ent- Auftretens zu ermessen. Der damalige Leiter des Dieser traurige Fall ist ein neuer Beweis wohl erft in späterer Beit, nicht als zünstlerischer laffenen aufgebracht, benn Strosch war es nicht Bezirfegerichtes, Landesgerichtsrat Cabet, er dafür, wie tief im Werte das Leben der Mitmen- Ballast, sondern als wirtschaftliche Notwendigkeit allein, der auf das Pflaster geworfen wurde: es schien vor der versammelten Maffe, um fie aufzuschen in den Augen der Grenzorgane gesunken ist. zur Geltung kommen. Seute ist aber kein Plat folgten ihm Andere, die die Wut der Herren über fordern, auseinander zu gehen, da am nächsten Sie haben es ja in ihrer Militärzeit während mehr für den alten zünftlerischen Geist, der alles die, welche die Frechheit hatten, beffere Arbeits- Tage mit Schen verhandelt werden und er gleich des Strieges gründlich gelernt, das schnelle rüd- berhandoerflicht. Und trotzdem will man in der bedingungen und gleiche Rechte für alle Menschen darauf werbe freigelaffen werden. Das hatte zur fichtslose Nicberknallen, und üben sich nun in demokratischen Tschechoslowakischen Republik, die zu verlangen, heraufbeschworen hatten. Folge, daß die Arbeiter auseinander gingen, um ihrem Handwerk nach Herzenslust. Es ist ja nicht schon dadurch, daß sie an Deutschland   angrenzt, Der Sozialismus ließ sich aber nicht vernich tags darauf umso zahlreicher zu erscheinen. Man das erste Mal, daß harmlose Pascher", Arbei- wo die Nationalisierung und Intensivierung der ten und seine Führer, die zumeist Tuchmacher wartete vor dem Gerichtsgebäude auf die Freiter, die ihren geringen Bedarf einmal auch für großindustriellen Produktion im stürmenden Bor gehilfen und in vielen Fällen auch Meisterföhne laffung Andreas Sebeus. Die Menge füllte nicht billigeres Geld im Grenzland deden wollten, tur- wärtsschreiten ist, geradezu gezwungen ist, alles waren, ließen sich nicht ins Bodshorn jagen. mur die Gaffe vor dent Gerichtsgebäude, sondern zerhand von Grenzposten niedergeschossen wurden. daranzusehen, um ihre Warenerzeugung auf eine Obwohl sie feine akademisch Gebildeten unter auch den alten Marktplay. Da gefchab es, daß Bon den Strafen, die solch übereifrige. Die möglichst moderne Stufe zu bringen, den Zünft­sich hatten denn die Herren Doktoren wichen das dazumal in Reichenberg liegende 4. Jäger- ner des Staates trafen, hat man bisher wenig lergeist neu auferstehen lassen. Das Handelsmi ihnen dazumal aus, wie der Best hielten sie bataillon erschien, um Markt und Gaffen abzu gehört. Diese Tatsachen zeigen aber auch unferen nifterium versendet eben an die Handels- und Ge­doch ihr Banner, allen Widerwärtigkeiten trogend, sperren. Bald aber wurde der Befehl gegeben, Arbeitern, die mit ihren färglichen, gefürzten Lohn werbekammern eine Gefeßvorlage, mit welcher hoch. Eie Beispiel ihrer Tüchtigkeit und ihres den Marktplab zu säubern. Mit getronen das Auslangen niemals finden können, daß die gesamte Photographie als hand­Mannesmutes sei hier angeführt: fälltem Bajonett gingen die Soldaten vor, fie trotzdem darauf verzichten sollen, wegen eines to ert smäßiges Gewerbe erklärt wird. Es ereignete fich nämlich, daß dem Wirte im wobei es hie und da zu Reibereien mit den belligeren Einlaufs in Reichsmart ihre geraden Gerade die Photographie ist am wenigsten geeig­Feldschlößchen" bom Magistrate, der heute noch Demonstrierenden fam. Da blößlich fiel ein Glieder und ihr Leben aufs Spiel zu setzen. Was net, handwerksmäßig betrieben zu werden, weil in Reichenberg die Funktion einer politischen Be- Schuß aus der Reihe der Soldaten, hilft es, wenn der eine oder andere hie und da bei ihr fünstlerisches Schauen, Geschmack, Schön­zirksbehörde für das Stadtgebiet ausübt, die ohne daß ein Kommando gegeben worben wäre. einen Broden ergattert? Wir müssen gemeinheitsfinn lauter Eigenschaften, die nicht erlernt Schantlonzession entzogen wurde. Was taten nun Die Kugel drang einem bei der Firma Liebieg sam und mit ganz anderen Mitteln die Teuerung werden können, sondern in der besondern Bega­die Genoffen, um ein neues Obdach zu finden? arbeitenden Druder, namens Fischer, der mit und die Not bekämpfen und unsere Kräfte dazu bung der Menschen wurzeln als hauptsäch Sie befchloffen, alle Sonntage früh in das Hotel Medizin für seine franke Frau aus der Apotheke verwenden, dieses ganze System zu stürzen, bon lichste Berufseignung Grundbebingung find. Die Jum globenen Löwen" in die Christiansstadt zu lam, in den Kopf, sodaß er zusammenbrach und dem die Not und das Valuta- Elend des reichs fer Vorgang des Handelsministeriums findet so gehen. Dieses Hotel war das nobelfte der Stadt, augenblidlig tot war. Die Menge ftob deutschen Volles boch eben auch nur eine Folge gar in der Narodni Lifth eine ernste Verurtei in dem nur die reichen Fabrikanten verkehrten auseinander und nur verhältnismäßig Wenige erscheinung ist. Kampf aller gegen die Friedens- lung. Mit Recht schreibt dort Blad. ander und durchreifende Minister oder sonstige Größen blieben tropig und herausfordernd auf dem Blage. verträge und Bollgrenzen und nicht einzeln die rir, daß einen berartigen Schritt nicht einmal logierten. Die Genossen aber, die, wie schon er Einige von ihnen nahmen die blutige Leiche auf Not lindern wollen, die doch auf solche Weise das alte österreichische Handelsministerium im Fabre 1911 wagte. Dieses machte zwar aus der wähnt, oft Bürger- oder Meistersföhne waren, ihre Schultern, um sie durch die Straßen au tra- nicht weichen kann! Borträtphotographie ein Handelsgewerbe gingen Sonntag für Sonntag per Zylinderhut, gen. Schließlich aber wurde der Erschossene in wie es dazumal noch Brauch war, in den Gol- die Leichenfammer des Krankenhauses gebracht, Ein Gnadenakt," Präsident Masarht hat in was ja auch ein dummer Rünftlerstreich war- denen Löwen", um sich bei einem Biere zu unter- um von dort aus beerdigt zu werden. der blauen Grotte zu Capri   sich der armen Grü- aber die übrige Photographie wurde damals halten. Der Wirt machte freilich eine saure Miene dazu, weil die Herrschaften, die allsonntag an dem einem Bürger, der die demonstrierenden ersten Jahren nach dem Umstura verurteilt wurwirb, wagt es ein Ministerium, den alten über­Bemerkt muk werden, daß an diesem Tage, nen erinnert, die während des Krieges und in den freigegeben. Und jetzt, in einer freien" Republik  , in der immer von Amerikanismus gesprochen lich ihren Frühschoppen dort einnahmen, aus- Arbeiter verhöhnt hatte, der Rylinder eingetrieben, weil sie eble und weise Zurückhaltung" in lebten Bunftgeist zu erneuern! So schafft man blieben, aber er lonnte sie nicht abweisen, weil sie ben und ein Jägerleutnant, der fich von der der Ablieferung jener Bodenfrüchte übten, die teine gesunde Wirtschaft das sollte schließlich ihr Bier so gut zahlten wie jeder Millionär oder Truppe entfernt hatte, tüchtig verprügelt wurde das begehrliche und gefräßige Bolt der Arbeiter auch ein Handelsministerium wiffen. Herr von. Eines schönen Sonntages aber fand fich der Polizeikommissär Knirsch ein und über Feuerwehr ausgerüdt waren, um Ruhe und stehen wollte. Nun haben wir ja längst alle ber bleibe." Bei der zehnten Flugabteilung des ersten auch das städtische Schützenkorps und die so gerne zu halbwegs erschwinglichen Preisen er auch ein Handelsministerium wiffen. ... bamit feine Legionärsehre ohne Matel brachte den proletarischen Eindringlingen im 3y- Ordnung herzustellen. Während dieses Kra- geffen, daß diefe Zurückhaltung der Großbauern bleibe." Bei der zehnten Flugabteilung des ersten linderhut die fröhliche Botschaft, daß er für sie ein malles fand die Verhandlung gegen Scheu im eine borfähliche Berlegung ihrer Verpflichtung" Regimentes verfah im Jahre 1920 der Rechnungs­Bereinslokal ausfindig gemacht habe, nämlich Bezirksgerichte statt: fie dauerte bis nachmittags war und wenn in dem Amnestieerlaß an diese unteroffizier Benes Dienst, der der Mannschaft " Schoffigs Gasthaus" in der Rollgasse, welches 2 Uhr. Das Urteil bestand in einer a chttägi- Borfäßlichkeit erinnert wird, so sicherlich nur besie Söhne auszuzahlen hatte und gleichzeitig an Saale   bestand, der sich zur Abhaltung von Vergleich nach der Verhandlung, sobaß er noch am lichkeit das Verständnis für die Bedeutung diefer Im November 1920 ging Benes auf Urlaub. aus einem Schantzimmer und einem fleinen gen Arreststrafe. Seine Freilaffung erfolgte wegen, bamit bei der leicht vergeßlichen Deffent die Staffa jenes Geld abführen mußte, des den Soldaten für die Tabalfassung abgezogen wurde. einsversammlungen vorzüglich eignete. Das felben Tage nach Wien   fahren konnte. Balb Gnade gehoben wird. Wenn die Getreideschieber Gleich bei seiner Abfahrt fonstatierte man einen paßte natürlich den Arbeitern vorzüglich, sie zogen darauf erschien Infanterie aus Leitmeris, die und wucherer jetzt bem Staate für jeden feiner Abgang in der Staffa von 6.419 K. Beneš ersetzte But Schoffig, wo sie lange Jahre mit ihrem Ver- zumeist in den industriereichen Orten der Reichenzeit nicht abgelieferten Zentner Getreide hundert die Summe und führte die Gelbgebarung ruhig eine blieben, Unterhaltungen abhielten und eine berger Umgebung einquartiert wurde. Kronen zahlen, stehen sie vor dem Gesepe wieder weiter. Im Feber 1921 fehlten bei einer Re Zeit lang sogar in einem Zimmer des ersten Nach dieser Demonstration wurde viel über rein da. Und das ist doch sehr notwendig, damit vision neuerdings 7.500 K. Beneš befannte sich au Stodes ihre Arbeiterschule abhielten. die Wirkung des Schuffes gesprochen, der nicht man es wieder mit Unbescholtenen zu tun hat, dem Unterschleif, machte sich auch erbötig, die nur das erste Blutopfer der Reichenberger Ar- falls fich das unwahrscheinlichste ereignen sollte, Summe zurüdzuzahlen und zahlte nichts. Als Eine Demonstration mit blutigem beiterbewegung geforbert, sondern auch eine ziem- daß die Agrarier wieder einmal Anlaß gehen man nun gegen ihn die Strafanzeige erstattete, Ausgang. lich genaue Scheidung der Geister der auf dem sollten, sich mit ihrem doch sonst vorbildlichen erklärte er fich für unschuldig, aber bereit, die Markte demonstrierenden Menge gezeigt hatte. Berhalten etwas näher zu beschäftigen. Jeßt, da Sälfte der Summe zu bezahlen, doch nur deshalb, Die Scheiduna bestand darin, daß die meisten, die sie amnestiert sind, begraben wir selbstverständlich damit seine Legionärsehre ohne Makel bleibe". dabei das größte Maul hatten, fortfiefen, was fie bie Bergangenheit und aus der Geschichte ausge- Benes hat noch eine ganze Reihe anderer Berge­konnten, als der verhängnisvolle Schuß fiel. wäh löscht sind der Hunger und das Elend der Ar- hen am Gewiffen. Wegen all dieser Delikte wurde rend zumeist die bis dahin Rubiaeren tropia auf beitermassen, auf deren Kosten die Großbauern er dieser Tage vom Landesgericht in Prag   zu acht dem Blaze blieben und den Soldaten ihre Brust all die Jahre her in rührender Bescheidenheit ihre Monaten schweren Kerters und zum Verlust des boten. ( Fortsetzung folgt.) Schäße zurüchielten. Wahlrechtes verurteilt.

Die Reichenberger Arbeiterführer hatten es nicht versäumt, Berbindung nach auswärts zu suchen, insbesondere aber mit den Wiener   Ar beitern Fühlung zu nehmen, die das neue Ber­fassungsleben ebenfalls wachgerufen hatte. Und da man mit den heimischen Sträften zu einer gro­Ben Versammlung, die man einberufen wollte,

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Das Feigenblatt im Staats- an eines preußischen Staatsmuſeums die Blide digte Stunft eines Infulaners genieße als man- Negertünſtler hier eine sehr forgfältige und schöne

museum.

schen Meister nicht mehr, daß er wieder an der lieber die inrere Glut und wilde und doch gebän-| Feßen vorsichtig zu heben, da zeigte es sich, daß der Wand und Herzen der vorübergehenden Menschen an ches mir schon fade gewordene, tausendmal abge Darstellung dieser Körpergegend gewidmet hatte; sich zieht; denn was das Sittlichkeitsgefühl in bilbete Klassische Meisterwert." daß er sie nicht verbergen, sondern deutlich zeigen einem deutschen   Museum alles austande bringt, Besonders ber Kameruner, der innerafrifa- wollte. Bon Felix Stössinger  ( Berlin  ). babon weiß der alte und noch so junge Italienische und der benachbarte ozeanische Saal des Einen Augenblick schwankte ich, ob ich nicht ner nichts zu träumen. Bölferkundemuseums ist für mich voll der ge den Feten einfach abreißen sollte. Aber das tat Vor einigen Jahren, als die Berfolgung un- Unlängst führte mich ein freier Sonntags- waltigsten Kunsterlebnisse und ich bin überzeugt, ich nicht. Sollen die preußischen Museen noch fittlicher Kunst von allen Staatsanwälten um die vormittag in unser Museum für Bölterkunde. die Zeit ist nicht mehr fern, in der auch in den eine Beitlang den Ruhm haben, daß sie Bilder Wette um einen Orden betrieben wurde, fiel Wenn ich hier unvermittelt bekenne, baß mich die Arbeitermassen das Verständnis dafür vorhanden italienischer Weister vom Weltruf raushängen und auch eine Ansichtskarte bem fittlichen Normalemp Plastiken, Gößenbilder, Schilder, Amuletts und sein wird. finden zum Opfer, das ein berühmtes Meisterwert ausgeräte der erotischen Böller stärker paden Bei der Betrachtung dieser sonderbaren Mei­originelle Meisterwere exotischer Völker verhüllen. der italienischen Malerei darstellte, das herrliche als ein halbes Museum tlassischer Kunst, so würde sterwerfe machte ich neulich im staatlichen Wet Jebes Bolt hat den Brunner, den es verdient. Bild von Correggio  , auf dem die Wolte, in als Mu­Bild von Correggio  , auf dem die Wolte, in mirs ber Leser sicher nicht glauben. So will ich feum für Bölterkunde eine amüsante Entbedung. ausgaben mit Ausnahme der nicht läuflichen ber sich der Göttervater Zeus   verbirgt, die schöne lieber erzählen, daß bor   turzem eine Reihe der Eine der großen fauernden, aus einem einzigen großen Weimarer Ausgabe an Goethe brunne­Jo umarmt. fügrenden französischen   Kunstgelehrten und Stunst- Baumstamm geschnitten Frauenfiguren war an rische Auslaffungen vorgenommen haben, ist eine Wahrhaftig, bas geschah in Deutschland   im schriftsteller gemeinsam mit den jungen Dichtern einer bestimmten Stelle forglich mit einem Fei- Tatjache. Daß man unserem Bolle vorredet, die zwanzigsten Jahrhundert. Die Starte, die damals Frankreichs   die Forderung erhoben haben, daß genblatt bebedt. Als Feigenblatt hatte der Lönig- großen Künstler aller Zeiten hätten ein Verhält­noch zehn Pfennig foftete, wurde aus dem Han- Die besten Werte der afrikanischen und ozeani- lich- republikanische Museumsbeamte einen fleinen, nis zur Sinnlichkeit gehabt, wie es deutsche Ober­großen Künstler aller Zeiten hätten ein Verhält bel zurückgezogen und wenige Zeit später war sie schen Kunst in den Louvre, in das franzöfifche einst weißen, fagen wir ruhig einen fleinen bredi- nis sur Sinnlichkeit gehabt, wie es deutsche Ober­auch im Kaiser Friedrich- Museum unten, wo Schathaus der Raffael  , Lionardo  , Michelangelo  , gen Leinwandfeßen benutzt, der der dargestellten ein Dokument der Verlogenheit der bürgerlichen lehrer, Lizentiaten und Staatsanwälte haben, ist die Kunstkarten verkauft werden, nicht mehr zu Belasques, Rembrandt   und der Bemus von Milo Negerfrau auf dem Bauch genagelt war. Ganz Erziehung. Aber das hat auch Brunner sich noch Aber die verbotene Ansichtskarte genügte dem gen, daß dieje Werke der sogenannten Wilden und daran den Leinwandfezen über jene Stelle noch dazu ohne sein Zutun, die Welt gerade dort überführt werden, um so zum Ausdruck zu brin- roh! Einfach zwei Nägel in den Bauch geschlagen Erziehung. Aber das hat auch Brunner sich noch nicht träumen laffen: daß in deutschen Museen, Racheburst des beleidigten deutschen Bensors nicht. ben großen tlaffischen Meisterwerken gleichwertig gehängt, die jeder, der das Licht der Welt erblickt, veznagelt und verhüllt wird, von der alles Leben Sturz darauf verschwand auch das herrliche Wert zu halten sind. einmal passiert hat. bon Correggio   aus den Kaiser- Friedrich- Museum und ob es heute dort wieder hängt, fann ich im Augenblid nicht sagen.

haben.

Nun wünsche ich dem üppig- schönen italieni

Gestützt auf diese französische   Sundgebung will ich bekennen, daß auch auf mich diese afrita­nischen und asiatischen Werte einen ganz gewalti­gen Eindruck machen und daß ich unter Umständen

vorliege, benn viele biefer Figuren haben Stroh Zuerst dachte ich, daß hier eine Negerarbeit wische, echte Haare, Federn, Berlen ober ähnliche Behänge an. Aber als ich so tuhn war, ben kleinen

seinen Ursprung nimmt!