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Kreisgewerkschafts

Commission

Boltlahedamt 57544.

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2. Jahrgang.

Fischern.

Lastenstr.87.

Politische Afrobaten.

TA

Caldemokrat

er Deutschen sozialdemokratischen Arbeiterpartei in der tschechoslowakischen Republit.

Freitag, 18. August 1922.

Die bayerische Heze.

Sie warten auf Hindenburg .

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Landtagsauflösung

Während das Beispiel der russischen Re bolution noch vor einem Jahre die Arbeiter Die Mittelpartei gegen die Berliner Bereinbarungen. der ganzen Welt begeistert und mitgerif- oder Demillion Lerchenfelds?-Kundgebungen des deutschnationalen Pöbels. sen hat, üben jetzt die Taten der kommunisti. schen Partei Rußlands auf die Arbeiterschaft die gerade entgegengesetzte Wirkung aus. Die neue Wirtschaftspolitik, die Rußland verfolgt und die darin besteht, daß die kommunistischen Machthaber ihren Frieden mit den Kapitalisten schließen, daß fie ruhig mit den Kapitalisten zu jammenarbeiten, während sie die Zusammen­arbeit mit proletarischen Parteien ablehnen, ja daß fie die ausländischen Kapitalisten in ihr Land einladen und ihnen Aussichten auf fette Profite machen, während sie die Führer der Arbeiterparteien zum Tode verurteilen, de primiert die Arbeiterschaft und führt die Massen des Proletariats der ganzen Welt wie­der zur Erkenntnis der Richtigkeit der sozialdemokratischen Methoden

im Rampf gegen die Bourgeoisie und für den Sozialismus.

Die schädlichen Wirkungen der bolschewi­stischen Politik in Rußland fühlen nun auch die Kommunisten Westeuropas . Der erste, der dies offen ausspricht, ist der Führer der kom­ munistischen Partei in der Tschechoslowakei . Doktor Šmera I, der für die Stimmung unter der Arbeiterschaft stets eine gute Witteung be­fizt. Charakteristisch ist nun die Stellung, die Smeral zu diesen ungünstigen Wirkungen, die von Rußland auf das Wachsen der fommuni­stischen Partei der anderen Länder ausgeübt werden, einnimmt. Es fällt ihm nicht im ge­ringsten ein, an der kommunistischen Bartei in Rußland etwas zu ändern, sondern er fragt sich, wie diese ungünstige Wirkung be­feitigt werden kann. Es find dies auf der einen Seite", schreibt er in einer Artikelferie über das Programm der kommunistischen Par tei,„ die Eindrücke des früheren Kriegskommu­nismus und auf der anderen Seite wieder das Extrem, die Eindrücke der jeßigen neuen öko­nomischen Politif. Diese Eindrüde haben im gewirkt.

Berlin , 17. Auguft.( Eigenbericht.) Die Lage in Bayern ist so verworren wie nur mög­lich. Nach den Vereinbarungen mit der Reichsregierung soll die Ausnahmeverordnung in Bayern bis spätestens morgen aufgehoben werden. Bisher aber haben die baheri­schen Koalitionsparteien ihrer Regierung hiefür noch keine Bollmacht gegeben. Die bayerische Mittelpartei, die eine besondere Art der deutschen Koalitionsparteien ist, hat in einer Re­solution die Berliner Vereinbarungen für durchaus unannehmbar erklärt, während die bayer i- sche Volkspartei auf der Grundlage der Verhandlungen in Berlin und des Festhaltens an der bayerischen Verordnung zum Schuße der Republik die Krise zu lösen hofft. Nur der linke Flügel der Parteien der Koalition, der Bauernbund, ist für die strikte Anerken­nung der Berliner Vereinbarungen. Heute haben die Führer der bürgerlichen Parteien eine Besprechung abgehalten, die den ganzen Tag dauerte. Falls bis zum Abend noch feine Einigung erzielt wird, bleibt dem bayerischen Ministerpräsidenten nichts anderes übrig als den Landtag aufzulösen oder sein Amt niederzu legen.

ADD

Es kennzeichnet die sogenannten nationalen Parteien Bayerns, daß sie in der Stunde der höchsten außenpolitischen Notlage für das Reich nichts besseres zu tun haben, als gegen die Einheit des Reiches zu wühlen und der Reichsregierung die ernstesten Schwierigkeiten zu bereiten. Fortwährend werden Rundgebungen des deutschnationalen Pöbels veranstaltet, die gegen die Reichsregierung heßen. Der Höhepunkt soll anscheinend am 21. Auguft erreicht werden. An diesem Tage wird in München Hindenburg erwartet, der auf der Durchreise ins Gebirge die bayerische Hauptstadt berührt. Man will die Anwesen­heit Hindenburgs zu einer großen nationalistischen Demonstration benußen. So sorgen diese Patrioten dafür, daß der Glaube im Ausland gestärkt wird, daß Deutschland noch immer der Hort des Militarismus sei.

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Nr. 193.

Wiederaufnahme der russisch­franzöfifchen Beziehungen?

Paris, 17. August.( Savas.) Der„ Temps" erfährt, daß Deputierter Herriot am 3. Sep­tember in Freiburg im Breisgau Berhand­lungen mit Tschitscherin und Litwinow wegen Erneuerung der wirtschaftlichen und politi­schen Beziehungen mit den Sowjets beginnen wird. Bon Sowjet- Seite sei ein günsti- ges Angebot neuer Garantien gemacht wor den, die sich von den in Genua und im Haag an­gebotenen Garatien gänzlich unterscheiden. Her­riot werde auch von Nansen begleitet sein. Der deutsche Reichsfanzler Dr. Wirth, der von die­fem Plane in Kenntnis gefeßt wurde, habe seine Freude darüber ausgedrückt und erklärt, daß den Unterhändlern vollkommene Sicher­heit gewährt werden wird und fügte hinzu, in dem Augenblice, in dem die Entente erfaltet ist, würde die Wiederaufnahme der Beziehungen Frankreichs zu Rußland einen Schritt zum Bertrage mit Deutschland bedeuten. Diese drei Demokratien önnten dann alle tommenden Kriege verhindern.

Die Bereinbarungen in der beschlossenen Form unannehmbar. München, 17. Auguft.( Wolff.) der tönnten, sondern daß eine Reihe von Ergän­heute Nachmittag fortgefeßten Besprechung der zungen notwendig sei. Anschließend an Roalitionsparteien, an der sämtliche diefe Besprechung fand ein Ministerrat statt, in Minister teilnahmen, wurde eine vollkommene welchem zu dem obigen Beschlusse der Koalitions Ginigung darüber erreicht, daß die zwischen parteien Stellung genommen wurde. Der Mini­Berlin und München erzielten Vereinbarungen in sterrat wird hernach die notwendigen Schritte bei der beschlossenen Form nicht angenommen werden der Reichsregierung ungefäumt einleiten.

mittleren und weſtlichen Europa ſtart Stundung für Deutschland bis November?

Das Programm der kommunistischen Partei sollte zeigen, daß es sich in beiden Fällen um Uebergangsmaßnahmen handelt, durch die außerordentlichen Verhältnisse hervorgerufen." Es handelt sich also für Smeral bei der Aus­arbeitung des kommunistischen Programms nicht um eine richtige Erkenntnis in den Gang der ganzen Entwidlung zum So zialismus, sondern darum, jeden schlechten Eindrud, den die kommunistische Politik in Mittel- und Westeuropa ausübt, zu be feitigen. Das ist die Art, mit der ein kom­munistischer Führer an die Ausarbeitung des Programms schreitet, das sind so die Sorgen,

Greuelberichte aus der Türkei.

Rach englischen Blätterstimmen.

London, 17. August.( Amtliches Radio.) Die heutigen Blätter veröffentlichen Berichte über haurige Erscheinungen bei der Deportation von Griechen von der Nordküste Kleinasiens. Miß Ethel Thompson, eine Amerikanerin, die früher bei der amerikanischen Waisenfürsorge für den Nahen Osten beschäftigt war, erzählt, daß während ihres Aufenthaltes in Samsun( westlich von Trapezunt) anfangs Juli die griechischen Dörfer in der ganzen Umgebung niederge­brannt wurden und die Bevölkerung nach dem Süden deportiert wurde. Sie mußte den Weg durch Kleinafien in der Sonnen. hiße zurücklegen, getrieben von türfischen Gendar men. Bu beiden Seiten des Weges lagen Unglüd liche. Die Leichen waren oft von Geiern angefressen. Miß Thompson sah in der Stadt Charput südlich von Trapezunt viele ausgehun gerte und franke griechische Männer, Frauen und Sinder, welche eine Suppe aus Gras abzu­fochen versuchten. Die Türfen gaben ihnen wäh­rend des Marsches feine Nahrungsmittel. Deportation der Griechent gestaltete fich zu einem Tode sweg durch Kleinasien und dauerte den ganzen Sommer . Irland.

Brüssel, 17. Auguft. Wie die„ Agence! bis zu einer im November abzuhaltenden Belge" meldet, deuten gewisse Gerüchte darauf Konferenz gestundet werden sollen, daß aber hin, daß Delacroix wahrscheinlich den Auf- Deutschland inzwischen sich dadurch seiner Ber­trag erhalten wird, in der Reparationstommiffion pflichtungen zu entledigen hat, daß es der Kom­Dublin, 17. Auguſt.( Ss.) General Col­den Vorschlag zu vertreten, den Theunis in mission durch Handelsunterschriften Widerstand der Aufständischen seinem Ende ent­Iins erklärte in einem Interview, daß der London gemacht hat. Dieser Borschlag läuft( Signatures commerciales) garantierte gegengehe. In 14 Tagen würden die militäri­barauf hinaus, daß die Zahlungen Deutschlands Berfprechungen gebe. schen Operationen in Südirland beendet sein.

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beiter jetzt noch nicht an die Unfehlbarkeit der Stommunisten glauben, dann ist ihnen wirklich nicht zu helfen. Die Kommunisten haben, wenn es in der Politik zu langweilig geworden ist, sich ihre Zeit damit vertrieben, daß sie soziali­stische Arbeiter, die mit ihnen nicht durch did und dünn gegangen sind, Sozialverräter, So­

Der schlaue Smeral gibt auch den russischen zufrieden geben. Wenn das während des Karlsversammlung nichts anderes ist und sein Kommunisten einen Rat, dessen Befolgung bader Parteitages irgend ein deutscher Sozial- fann, als eine Waffe in den Händen die Smeral hat! durch eine revolutionäre Partei nicht gerade demokrat gesagt hätte, die kommunistischen De- der Ronterrevolution gegen das re­Des weiteren entdeckt Smeral, daß es der ehrend, dafür aber umso origineller iſt. Während legierten wären vor Entrüstung vielleicht um volutionäre Proletariat." Also 1921 bestand kommunistischen Partei an einem Alfions. uns die kommunistischen Propheten Reichen gekommen. Jeht sagt es ihnen ber Smeral und die höchste kommunistische Erkenntnis darin, programm fehlt. Er hat die richtige Emp, bergs noch bis vor kurzer Zeit eindringlich ver- fie fühlen sich scheinbar sehr wohl dabei. Es in reß sa Barlament etwag Sonterrevolutionä findung dafür, daß das fortwährende Gerede sichert haben, daß die Kommunisten die evolu ficht die Reichenberger Radikalen auch nicht im res ist. Inzwischen hat sich die kommunistische die Kommunisten von der Diftatur des Brole- tionäre Vorhut des Proletariats find und daß geringsten an, wenn Smeral die Reife der Mas- Erkenntnis um 180 Grad gedreht und die tariats niemand mehr ernst nimmt. Dabei diese Vorhut die Taktik des Proletariats be sen als Vorbedingung des Sieges des Prole- Kommunisten wollen mit Hilfe des Parlaments sucht sich Smeral gleich gegen die Radikalen in stimmt, die Massen mitreißt, zur Eroberung tariats ansieht. Während ein Redakteur des die Arbeiterregierung aufrichten. Wenn die Ar­feiner Partei zu verteidigen und tröstet sie. da der politischen Macht führt, sagt uns Sme- Vorwärts" in einer Versammlung in Reichen mit, daß sich dieses Aftionsprogramm nicht mit ral, daß die Kommunisten vor allem genau berg vor etwa zwei Jahren gesagt hat, zur gei­dem Minimalprogramm der Sozialdemokratie hinhorchen müssen, was in den Massen vorgeht, stigen Ausbildung des Proletariats sei keine vergleichen läßt, um hinterher jedoch diesen was auch dem verhältnismäßig wenig bewuß- Beit mehr, weil man in der zwölften Stunde schwachen Trost wieder dadurch aufzuheben, ten Teil der Massen in einer gegebenen Situa- der Revolution stehe, scheint bei Smeral die Uhr daß er sagt, es sei feine Schande für die fom- tion zur Durchseßung reif und möglich er etwas zurückzugehen! munistische Partei, wenn sie aus den Minimal scheint." Also nur das, was in der Erkenntnis Daß der Vorwärts" gegen das Prinzip forderungen des Erfurter Programms der So- der rückständigen Schichten des Proletariats der Elastizität, das Smeral wirklich meisterhaft zialpatrioten, Senechte der Bourgeoisie usw. be­zialdemokratie einiges einfach abschreibt. Wir möglich erscheint, das soll die revolutionäre handhabt, etwas einwendet und in welchem er schimpft haben. Jetzt haben sie feinen stimmen in dieser Hinsicht Smeral bei und Vorhut durchführen. Die rüdständigen uns, wie wir zerknirscht zugeben müssen, be- fehnlicheren Wunsch als mit den glauben, daß je mehr die fommunistische Par- Massen marschieren also vorn und deutend über ist, ist nach seinem Standpunkt. Sozialverrätern eine Regierung fei aus dem Erfurter Programm abschreibt, die rebolutionäre Borhut folgt den er in der Frage der Arbeiterregierung ein- zu bilden! Nun soll noch jemand bestreiten, desto eher etwas Venünftiges im Programm ihnen in weitem Abstand nach. Das nimmt, faum anzunehmen. Er ist ganz begei- daß die kommunistische Politik nicht gerad­der Kommunisten enthalten sein wird. erinnert uns an die Kommandanten der alten stert dafür, daß auf Grund des parlamentari- linig und konsequent sei. Jede vierzehn Tage Sein urrevolutionäres Bewußtsein offen- österreichischen Armee, die sich recht weit von schen Prinzips, im Falle die sozialistischen eine neue Parole, jedes halbe Jahr eine neue bart Šmeral wieder einmal, indem er als die der Front in der gesicherten Etappe befanden. Parteien die Mehrheit in der Nationalver- Erfenntnis, jedes Jahr eine alte Wahrheit um­Hauptforderung des kommunistischen Pro- Von ihnen hat's der Smeral abgeguckt, wie sammlung gewinnen, eine Arbeiterregierung gestoßen und das Gegenteil als neue Wahrheit gebildet wird. Daß das nicht im Einklang steht in alle Welt hinausposaunt. Die Kommunisten grammes das Prinzip der Elastizität" hin- man die Massen zum Siege führt! stellt. Das soll wohl heißen, das fommunistische Röstlich ist auch ein Bild, das Smeral mit dem Reichenberger Aktionsprogramm vom haben wirklich der Welt viel Neues gegeben. Brogramm solle so beschaffen sein, daß man wenige Zeilen später gebraucht. Wenn man sich Frühjahr 1921, scheint den Führern der ehe- Undankbar wie die Welt schon ist, bringt sie damit jede Politit machen kann, wie es der den Weg zum Sozialismus in hunderi Ab- mals deutschen Abteilung gar fein Kopfzer- diesen politischen Akrobaten fein richtiges Ver­Augenblick gerade erfordert und vor allem, daß schnitten vorstellt, so soll man nicht in jeder brechen zu machen. In diesem Programm hieß ständnis entgegen und lohnt sie nicht mit dem man jebe 14 Tage eine neue Parole heraus politischen Situation gleich hundert verlangen, es nämlich:" Das gesamte Proletariat der Beifall, auf den sie bei ihren waghalsigen sondern man soll sich mit zehn oder fünfzehn Tschechoslowakei begreift, daß die National Runststüden gerechnet haben. geben kann.