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jedoch nur 47.000 organisierte Arbeiter und An­gestellte registriert.

Die materiele Lage der Arbeiter ist außer­ordentlich schwer. Arbeitslosigkeit, niedriger Lohn

Bollunion Stalien- Desterreich?

26. August 1922.

ter des Unternehmens mit ihren manuellen Mit­arbeitern laum oder knapp für sich und ihre An­gehörigen den Lebensunterhalt aufbringen, ist eine Illustration dafür, wohin der Raubbau der

und Hunger das sind die Kennzeichen seiner Verona , 25. Auguft.( Savas.) In einem Alliierten zu handeln und werde sich jedweder kapitalistischen Wirtschaft die Geistesarbeit ge Lage. Der Hunger ist ein ständiger Gast in den Interview mit Pressevertretern erklärte Minister Menderung oder Neuorientierung in Mitteleuropa bracht hat. Die Geistesarbeit wird durch die Arbeitervierteln. In den Kreisen Kriwei- Rog des Aeußeren Schanze r, daß die Preiſe den widersetzen, ebenso wie einem wirtschaft- pitalistische Wirtschaft von chinesischen und Nikolajew wurden in zwei Monaten unter praktischen Wert der Demarche Seipels in Italien Lichen Zusammenbruche Desterreichs. Die Mauer der Halbheit und Dummheit eingeschloffen den Arbeitern ca. 600 Todesfälle durch vielleicht zu sehr übertreibe, namentlich was die Stellungnahme Italiens wird den Entscheidungen und aus dieser Umschließung, aus diesent geiſt­Verhungern registriert. Unter den Eisen- Gerüchte über eine etwaige Angliederung des Völkerbundes untergeordnet werden. tötenden Pferch kann sie nur von der sozialisti bahnern des Gouvernements Kremtentschug find Desterreichs an Italien betrifft. Die Unterredung Die Frage einer Zollunion wird einer sorgfältigen schen Wirtschaft befreit werden. etiva 30 Prozent infolge von Unterernährung er mit dem Bundeskanzler Dr. Seipel werde dazu Prüfung unterzogen werden müssen. Der Mini­frankt. In Odessa ist die Lage der Arbeiter in dienen, alle Grundlagen für die Prüfung sterrat werde die Ergebnisse der Zusammenkunft den Großbetrieben fritisch, bei den Eisenbahnern des österreichischen Problems zu schaffen. Italien von Berona durchberaten. grauenhaft". Die Löhne der Arbeiter sinken un- fei fest entschlossen, in Uebereinstimmung mit den unterbrochen und belaufen sich jetzt, in Goldwer- 0000000000

Tages- Neuigkeiten.

K. F.

ten ausgedrüdt, auf 2.5 Rubel im Monat und gar nicht angetan. Sie ist auf ihren Profit und Aufstieg verbürgen, sind ausschließlich den Pro- einigen Wochen fand in Moskau ein Aerzte­Der Kampf gegen die Menschlichkeit. Bor weniger. Dessen Schutz zu sehr bedacht, als daß sie für das tektionstindern vorbehalten. Daher die Minder- fongreß statt, der eine Protestresolution gegen Zu der elenden Bezahlung kommt in letzter Schulwesen große Opfer bringen wollte, und so wertigkeit, die entsetzliche Talentlosigkeit und Un- die Todesstrafe annahm, und es ferner als not Zeit eine ungeheure Arbeitslosigkeit sind aus den Schulen im allgemeinen, aus der fähigkeit in den Staatsverwaltungen und in den wendig erachtete, daß die Strankenversicherung der hinzu, die sich in der Ukraine auf Zehntausende Volksschule im besondern statt Anstalten zur För leitenden Funktionen der Privatwirtschaft. So- Arbeiterschaft wieder hergestellt werde. Infolge qualifizierter Arbeiter erfiredt. Arbeitslosenunderung der individuellen Fähigkeiten, ausgespro- gar die forschende Wissenschaft leidet darunter und dieser Beschlüsse, die von der herrschenden kom terstützung wird fast nirgends gezahlt. Die foziale chene Verflachungs- und Schablonisierungsanftal- fie wäre längst steden gelieben, wenn nicht einige munistischen Partei offenbar als rebellisch" be Versicherung ist noch nicht eingeführt, da die ten geworden. Der ausgezeichnete Erfolg, den besonders begabie Menschen in den technischen trachtet werden, sind nun auf administrativem fommunistischen Truſts die Zahlung der Bei unser österreichische Genosse Glödel mit den Wissenschaften sich durchgerungen und durch ihre Wege" fünf der bedeutendsten russi­träge verweigern. Wo den Arbeitslosen Hilfe ge- Begabtenschulen, die er als Staatssekretär für das Erfinderinitiative der Menschheit so gewaltige ich en Aerzte deportiert worden, und leistet wird, geschieht das auf Kosten der füm Unterrichtswesen schuf, erzielte, zeigt ganz flar Werkzeuge gegeben hätten. Wo wäre zum Beispiel zwar Dr. N. Wigdortschik( der hervorragendste merlichen freiwilligen Beiträge der Arbeiter. Die die Minderwertigkeit der heutigen Schulen auf, die heutige Medizin ohne die X- Strahlen, ohne Kenner der Krankenversicherung Rußlands ) und Folge dieser Lage sind fortgesetzte Unruhen die fich neben diesen Begabtenschulen wie schlechte Radium und so weiter. Aber um wie viel mehr Dr. M. Mogula für zwei Jahre nach Jrfutst, unter den Arbeitern. Diese Unruhen tre Massendreffuranstalten ausnehmen. Massendresfuranstalten ausnehmen. Daß von wäre wohl geschaffen worden, wenn man die Dr. G. Dembo( Vorsitzender der Petersburger ten in Form von Streiks fast überall auf. Die den pädagogischen Fachleuten, welche die Aus- higkeiten an die richtige Stelle gebracht hätte, wenn Aerztesektion) und Dr. Lawinski nach Taschkent roten" Gewerkschaften verhalten sich zu den wahl unter den Schülern für die Begabtenschulen man den Erfindern die Möglichkeit gegeben hätte, und Prof. L. Gorowitz- Wlassowa nach Orenburg . Streiks ablehnend, die sie als Frucht der bös- treffen, bisher fast nur Arbeiterkinder als beson ihre Ideen zu verwirklichen? Welch ungeahnte willigen Agitation der Unabhängigen" betrach ders befähigt bestimmt wurden, ist ein Beweis Errungenschaften wären wohl erreicht worden, Meldung im Salzburger Volksblatt" soll sich Kapitän Ehrhardt in Salzburg ? Nach einer ten. Aber schließlich fab sich die ukrainische Ge- für das Vorhandensein der besonderen Talente ge- wenn alle im Volfe schlummernden Talente erwedt der rühmlichst bekannte Rapitän Ehrhardt, der werkschaftskonferenz zu dem Beschluß genötigt, rade in der Arbeiterklasse. Gerade diese Klaffe ist worden wären, wenn man den schöpferischen Held der Rechtsputschisten, derzeit in Salzburg daß die Gewerkschaften ihre Stellung zu den aber voni Studium an höheren Lehranstalten so Menschen die Sorgen um des Alltags Not fern- befinden. Ein von ihm an den Verteidiger von Streifs ändern müffen. So vollzieht sich unter viel wie ausgeschlossen, weil in der fapitalistischen gehalten hätte, wenn nicht der Hemmschuh des Mitgliedern der Organisation C gerichteter Brief fchivierigen materiellen Verhältnissen der qual- Gesellschaft nicht der Mensch studieren darf, wel- Kapitalismus, mit feiner unendlichen Profitgier fei nämlich aus Salzburg datiert. volle Prozeß der Wiedereroberung des teilweisen cher dazu besonders befähigt ist, sondern der, und seinen Grundfäßen Viel Wissen macht Roalitionsrechtes der russischen Arbeiter. dessen Vater die nötigen Mittel hat. Das ist die Kopweh" und" Was verdiene ich daran" den Der Kampf gegen den Alkohol in Schweden . Ursache der fürchterlichen Mittelmäßigkeit unter Fortschritt der Wissenschaft verzögert hätte, läßt Am kommenden Sonntag findet, wie ein Tele­den Studierten, und durch diese Serabdrückung sich gar nicht ahnen. Man hat aber im Kriege gramm der Narodni Listy" aus Stockholm zu mäßigkeit und die gleichzeitige Verhinderung der talistischer Mächtegruppen handelte und wo man Stimmung statt, ob die Bevölkerung das vollstän­vorhandenen Talente ist ein verbrecherischer dem Erfindergeist auf dem Gebiet der Mordivert dige Verbot des Alkohols wünscht oder nicht. Das Raubbau an der Geistesarbeit. Auch sie trägt die zeuge feine Schranken anlegte, was die Fähigkei- vollständige Verbot besagt, daß es nicht erlaubt Eine Grundbedingung des Fortschrittes, der Degenerationsmerkmale, welche die fapitalistische ten der Menschen hervorzubringen imstande find. ist. Alkohol zu erzeugen, auf Lager zu haben, ein­Aufwärtsetwicklung und der Veredelung nicht nur Wirtschaft hervorruft. Aber selbst unter denen, Das wirkliche Flugzeug, das wirtliche Tauchboot, zuführen oder zu verkaufen. Nur Alkohol, wel des kulturellen Lebens sondern auch des Wirt- welchen das Studium an höheren Lehranstalten das Geschütz mit 150 Kilometer Reichweite, der cher zu wissenschaftlichen, medizinischen, techni­schaftslebens der Menschheit, iſt die Erhaltung ermöglicht war, wird keine ihren Fähigkeiten ent- Tant, der Horchapparat am Lande und im Wasser, schen oder induſtriellen Zweden gebraucht wird, und Förderung der Geiſtesarbeit. Sie ist im sprechende Auswahl für ihre zukünftige Betäti- die Radiographie, die Ersagmitteltechnik und alle laun verkauft werden. Die sonntägige Abstim taun verkauft werden. Die sonntägige Abstim Wirtschaftsleben der hauptsächlichste Initiativ gung getroffen, ganz abgesehen davon, daß ja auch die unzähligen anderen Neuerungen zeigen, was mung bildet den allgemeinen Gesprächsstoff in faktor, fie ermöglicht durch ihre nie raſtende die höheren Schulen gar nicht danach angetan die von der Fessel der kapitalistischen Wirtsch Lande. Die Anhänger des Verbotes führen eine Forschungskraft die Erneuerungen und Verbesse- find, Fähigkeiten zu erwecken, zu erkennen und zu befreite Geistesarbeit schaffen kann. Wie der gei- scharfe Sprache gegen die Alkoholfreunde und dies rungen der Werkzeuge und Maschinen, die Ver- fördern. Tritt aber der junge Mensch mit Ab- ftige Arbeiter lebt, wie er von Wirtschaftssorgen, sowohl in der Presse als auch in Versammlun edelung der Materialien, die Anwendung neuer schluß seiner höheren Schulbildung ins Wirt- die feine Arbeitskraft lähmen und die ihn ver- gen. Die Alkoholgegner hoffen, daß die landwirt­Verfahren, durch welche Material und Arbeits- fchaftsleben ein, dann entscheiden schon vor Be- bittern, bedrückt wird, braucht wohl hier nicht schaftliche Bevölkerung mit großer Mehrheit für kraft geschont und dabei doch ständige Verbesse- ginn seiner Tätigkeit die Protektion. Der Reich näher ausgeführt zu werden. Es braucht auch das Verbot stimmen wird. Interessant ist, daß rung der Bedarfsgüter erreicht wird. Es ist ein tum der Eltern, oder höchstens in wenigen Aus- hier nicht angeführt werden, wieviel Erfinder im die Abstimmung bei Männern und Frauen ge­unbestrittener Grundsatz der Technik, mit mög- nahmefällen der glückliche Zufall, niemals aber Elend verkommen, während die Spekulanten an trennt durchgeführt werden wird. Das Ergebnis lichst geringem Kraftverbrauch die denkbar höchste seine Fähigkeiten über sein Schicksal. Dabei sei ihren Werken reich werden. Es möge nur feft- der Abstimmung wird nicht ohne Wirkung auf Leistung und aus den vorhandenen Naturschäzen bemerkt, daß die Wissenschaft uns zum Teil ganz gehalten werden, daß es eine geradezu drosselnde das Ausland bleiben. die denkbar beste Bedarfsgüterqualität zu erzie- ausgezeichnete Instrumente zur Berufseignungs- Bumurung für den geistigen Arbeiter ist, wenn Die Verhandlung gegen die Rathenau- Mör­len, somit fann es feinem Zweifel unterliegen, prüfung gegeben hat, die im Verein mit Tabellen man ihm sagt: Du bist doch ein Gebildeter, der. Bisher war es zweifelhaft, ob gegen den daß eine gesunde Volkswirtschaft der hiezu beru über Lernerfolge, Liebhabereien und Familien- du gehörst doch nicht in die Reihen der gewöhn Rathenau - Mörder Techow und Genoffen in fenen schöpferischen Arbeitskraft, der Geistesarbeit anlagen über die Fähigkeiten auch des zukünfti- lichen" Arbeiter, du bist ja etwas Besseres", da Berlin oder in Leipzig verhandelt werden sollte. und ihrer Initiative alle erdenkliche Förderung gen Geistesarbeiters ganz gut Aufschluß geben: bei aber seine Arbeit nicht einmal so bezahlt wie Nunmehr hat aber der Staatsgerichtshof entschie angedeihen lassen wird. Bersuchsanstalten mit dieser Tendenz gibt es in die des Handarbeiters, somit auch nicht einmal den, die Hauptverhandlung in Leipzig stattfinden vielen Ländern, unter anderem auch in der Tsche- so hoch wertet. Daß in den meisten Betrieben zu lassen, und zwar im großen Sigungssaale des choslowakischen Republik. Es ist das noch fleine der faufmännische Direktor der einflußreichere Reichsgerichts. Die jetzt noch im Moabiter Un­aber von Genossen Dr. Ružek trefflich geleitete Herr ist als der technische Leiter, und daß durch tersuchungsgefängnis fizenden Angeklagten wer­Psychotechnische Institut an der Masarykafa Erbschaft oder Kauf ein Kriegswucherer oder den Anfang September nach Leipzig gebracht. demie der Arbeit in Prag " von dessen Berufs - etwa ein Pferdefchlächter, deffen Beruf wir dabei Die Verhandlung selbst ist noch im September zu beratungen leider noch viel zu wenig Gebrauch keineswegs herabseßen wollen, Besizer einer Fa- erwarten. In dem Verfahren wegen des gemacht wird. brik etwa optischer Instrumente werden und durch Attentats auf Scheidemann sind, wie seine angestellten geistigen Arbeiter erhalten und die Dena" erfährt, der Leutnant Plaas, der Ka­vielleicht sogar vergrößern fann, aus der Arbeits- pitän Hoffmann und Leutnant Heinz außer Ver­leistung der bei ihm Beschäftigten das denkbar an- folgung gesetzt und der Haftbefehl gegen sie ist genehmste Leben führen und noch ein Riesenver- aufgehoben worden. Der Haftbefehl gegen Til­mögen aufstapeln kann, während die geistigen Lei- lessen bleibt in Kraft.

Der Raubbau an der Geistes- der Geiftesarbeit auf die Mittel- und Untermittel- geſehen, wo es ſich um den Stampf zweier tapi- berichten weiß, in Schweden eine allgemeine Ab­arbeit.

Wie stellt sich nun die heutige fapitalistische Wirtschaft zur Geiste sarbeit? Die Vorbedinguns gen der Geistesarbeit sind die angeborenen Fähig­feiten zu ihr im Menschen, deren Erwedung und Erkennung, ihre Entfaltung durch eine entspre­chende Vorbildung und die Freihaltung des Be­fibers dieser Fähigkeiten von Alltagssorgen, welche die Weiterentwicklung und die Intensität der Geistesarbeit beeinträchtigen, ja sogar zerstören fönnen. Zur Erivedung der Fähigkeiten, der Ta­lente zur Geistesarbeit ist schon das Schulwesen der heutigen fapitalistischen Gesellschaft ganz und

Kees Doorit.

( 4) Ein flämischer Sittenroman von Georges Eekhoud . Gewöhnlich verbrachte Kees den Sonntag allein auf dem Hofe und übte sich auf seinem schönen Horne, das glänzte wie Gold. Seine Zungenstöße und seine Triller lockten manchmal Maulaffen an; diese redeten den unermüdlichen Solisten über die Weißdornhece an und gingen dann weiter, wenn sie einsahen, daß sie ihn nicht verführen konnten, und sie zuckten die Schulter ob dieser Entweihung des trägen Sonntags.

Heute wird der studierte Sohn des Fabrikan­ten für die Uebernahme des Unternehmens be­stimmt, auch wenn ihm dazu jede Fähigkeit ab­geht, und die guten Stellen in Staatsdienst wie in der Privatwirtschaft, die Stellen, welche einen verfehlten nie, dort haltzumachen. Die Gendarmen, von dem Grenzposten, die Artilleriſten von dem Braßschaeter Schießplatz fanden immer Zeit, sich ein Gläschen Genever herausbringen zu lassen, ohne abzusteigen, und dabei dem frischen Bauern mädchen einige Komplimente zu machen. An den Samstagen hielten sich die Maurer und die Erd­arbeiter, die aus der Stadt famen, auch noch in der Prellschenke auf. Staubbedeckt, ihr Handwerk­zeug auf der Schulter, mit dem Lohn von sechs Arbeitstagen in der Tasche, prahlerisch und schon angetrunken, zechten sie vor dem Schenttisch. Sogar die, welche vom Trunke bösartig und heim­tüdisch wurden, ließen sich durch den heiteren Hu­mor und die ungefünftelten Entgegnungen des Mädchens entwaffnen und gingen lachend davon.

Am Sonntag famen die Bauern in der Prell­schenke zusammen. Die jungen Burschen, fein herausgepußt, frisch rasiert, standen der Reihe nach vor den Bierpumpen, welche durch die dicken Arme Bella beständig in Bewegung gehalten wurden.

die Arbeitsleute, besorgte die Hausarbeiten und fand noch Zeit, dem dicken Bürgermeister seine Arbeit zu verrichten, die ihm jeden Morgen aus dem Gemeindehause gebracht wurden. Sie war es, die die Briefe beantwortete, die die aufdring­lichen Leute und die Vagabunden fortschickte und mit dem Feldhüter beratschlagte. O ja, Flüp Sap kannte sie besser!

diese Geschichten fanden nach und nach so viel| heiraten, du hast mich noch nötig, und ich bin Glauben, daß die meisten Leute die Tochter des auch zufrieden hier bei dir." Bürgermeisters als ein unüberlegtes und leicht- Bella führte die Bücher des Hofes, bezahlte sinniges Mädchen ansahen, wenn sie auch nicht immer ihr Betragen als unanständig bezeich neten. Mehr als ein passender Bewerber hörte auf diese Verleumdungen, die durch die freien Manieren Bellas noch genährt wurden, und ver­zichtete darauf, eine der reichsten Erbinnen aus der Gegend um ihre Hand zu fragen. Diese ver­fehlten Verbindungen konnten jedoch der diden, lustigen Schwester feinen Verdruß machen. Sie ließ die Leute reden und fuhr fort, gut zu essen und zu lachen.

In Wirklichkeit täuschten sich die meisten in bezug auf dieses runde, offene Mädchen, das unter seinem flatterhaften, ausgelassenen Aeußern den geraden, praktischen Sinn, die Tüchtigkeit, die Sparsamkeit, furz all die Tugenden barg, die ein Bauer bei seiner Gefährtin zu finden wünscht.

Wenn Kees Doorit in die Prellschenke tam, schien Bella ihn nicht von den anderen zu unter­fcheiden. Sie behandelte ihn mit der ungeschlif­fenen Vertrautheit eines älteren Kameraden, lachte über seine Eingezogenheit, schüchterte ihn durch lautes Auflachen und durch ungenierte Fra gen ein und gab sich den Anschein, als ob sie nicht gehört hätte, was er bestellte, und setzte ihm braunes Bier statt hellem vor oder umgekehrt. Sees empfand vor dem dicken Mädchen einen ge­wissen Respekt. In ihrer Gegenwart errötete er und stotterte wie ein Rekrut vor dem Exerzier­meister. Er ging fast nur gegen seinen Willen in die Prellschente. Es gab Augenblide, wo er bei dem Gelächter des jungen Mädchens beinahe Tränen der Scham in die Augen bekam, und wo ber helle Blid Bellas wie eine Nadel in seine Augen eindrang.

Zuweilen sah Rees sich jedoch als Mitglied der Amicitia gezwungen, eines von den Wirts­häusern zu besuchen, die von anderen Mitgliedern gehalten wurden. Er begleitete dann seine Kame­raden, und man endigte immer mit der Prell schente" beim Bürgermeister Flüp Sap, wo die jungen Leute durch das gute Bier und besonders burch die liebenswürdige Tochter aus dem Hause, Flüp Sap, der dice Bürgermeister, und Tist Bella Sap, angezogen wurden. Bella war ein tannten sie beffer als die andern Leute. Sie blondes Mädchen von zwanzig Jahren, flein Weder Spötteleien noch gemeine Späße tonnten wenigstens wußten, wieviel Arbeit dieses fidele und did, immer lachend, mit hellen Augen, dicen Bella irremachen. Sie reizte die Bossenmacher Mädchen verrichtete, das immer ans Tanzen zu Lippen, vollen Wangen, die ein wenig geflect noch mehr, duldete die gesalzensten Erklärungen denken schien und immer dran war zu spaßen, waren, weshalb der Kupferschläger Chiel Dhac- und erlaubte sogar irgendeinem verwegenem Bur- und nicht imstande zu sein schien, irgendein ver­uens, einer der Liebhaber Bellas, sagte, die schön- schen, sie in die Seite zu kneifen oder ihre träf- nünftiges Wort zu reden; sie wußten, wieviel ften Früchte seien immer angestochen. tigen Armmuskeln zu befühlen, aber fie gab gefunde Unterscheidungskraft in diesem angebli Flüp Sap, der zugleich Bauer und Wirt war, jedem eine schallende Ohrfeige, der es wagte, fie chen Windkopfe herrschte. hatte seine Frau verloren, die ihm fünf Kinder zu füssen oder unter ihrem Halstuch herumzu Zu verschiedenen Malen waren Standalge- Rees, schüchtern und unerfahren, wie er war, Hinterlich, von denen drei noch unerwachsen wühlen. rüchte zu Ohren der beiden Männer gekommen. dachte nicht im entferntesten daran, daß diese waren. Er übertrug dem ältesten Mädchen Bella Auf den Kirmessen zu Dinghelaar und zu Dann gerieten fie in Zorn, und Tist Sap, ein Dragonerin schon seit langem eine unbewußte die Führung der Herberge und der Hauswirt- Pütte, auf den Festen der Amicitia verfehlte fie fräftiger, solider Kerl, fuchte nach dem Verleum- Sympathie für ihn hegte, und daß sie gegenwärtig schaft, die Besorgung der Kleinen, während er nicht einen Tanz; sie ermüdete ihre Begleiter, der, um mit ihm abzurechnen, und niemand dieses Gefühl zu unterbrücken suchte, bamit es mit seinem Sohne Tist, der schon groß und start trant aus allen Gläsern, die ihr dargeboten wußte, woher die Gerüchte gekommen waren. fich nicht in eine entschiedene Sinneigung um­war, im Hofe oder auf dem Felde arbeitete. wurden, aber im übrigen traute sie den Bauern- Nach und nach beruhigten sich Vater und wandeln sollte. Das ehrliche Gesicht und die vor­Die Prellschente" war am Ende des Dor- burschen nicht zuviel. Des Abends, wenn sie nach Sohn, da fie beide von Natur aus gutmütig und teilhafte Gestalt des fleinen Knechtes vom Weiß­fes gelegen, dort, wo die Antwerpener Land- Hause ging, ließ sie sich von Flüp oder Tist Sap friedlich waren. Bellas Philosophie trug noch hof hatte sie bereits gewonnen, aber noch mehr Straße und mehrere andere Wege fich treuzen. Es begleiten. Das verhindert die abgewiesenen Freier bagu bei. mar eines der besuchtesten Wirtshäuser von Ding- und die Betschwestern nicht, Bella eine ganze fein guter, schmeichelhafter Ruf. Bah!" fagte das Mädchen mehr wie einmal, helaar. Die Fuhrleute und die Gemüsehändler Reihe verdächtiger Abenteuer zuzuschreiben, und I ,, laß fie nur redn, Bater; ich will mich nicht ber­Fortfehuna folgt.)

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