29. August 1922.

Tages- Neuigkeiten.

Bibel oder Zwiebel?

Vormärz .

Wahrhaftige Zensurhistorie aus dem Prager Das war im Advent des Jahres 1843, als Das war im Advent des Jahres 1843, als bie Zensur auf Veranlassung des Fürsterzbischofs von Prag einem dasigen Buchhändler aufs Dach stieg.

verbot.

huntan und vornehm. Zum Beweis diene folgen­

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Attentat auf einen Gewerkschaftsführer in Es ist selbstverständlich, daß er in Häusern, die der Fall. Die Abgeordneten Genossen Foti, Spanien . Aus Manresa wird gemeldet, daß Un- von Gemeinden und Genoffenschaften gebaut wer Hadenberg und Heeger haben wegen der durch fannte mehrere Schüsse auf Cesta na, einen der den, niedriger ist als in den von Privatunterneh Fahrlässigkeit hervorgerufenen Unglücksfälle auf Hauptführer des roten Syndikalismus, abgege- mern gebauten Säufern. Im Jahre 1914 betrug bei Jablunkan an den Minister für nationale det. Er wollte in Manresa eine Konferenz ab- Zugehör 400 Kronen, für eine Zweizimmerwoh­den Exerzierplätzen in Freiwaldau und Namfi ben haben. Cestana wurde schwer verwunder Wietzins für eine Einzimmerwohnung mit deren Beantwortung es unter anderen ſtung Montuich in Saft gewesen und ist erst nung 1200 Kronen jährlich. In den von Pribat Verteidigung eine Interpellation gerichtet, in halten. Gestana war mehrere Monate in der Fe- nung 700 Kronen und für eine Dreizimmerwoh kürzlich wieder in Freiheit gesetzt worden.

Feißt:

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Die Militärverwaltung hat teine Ver­100.000 Pfund Sterling für die Memoiren dürfte der Wietzins gegenwärtig 2000 Stronen Der wadere Sortimenter hatte auf völlig pflichtung zu irgend einer Entschädigung Lloyd Georges. Aus London wird gemeldet: jährlich für eine Einzimmerwohnung, 3500 Kro­rechtmäßigem Wege 300 Eremplare von Bible und besitzt auch keine Mittel, um für ähn Lloyd George , welcher bekanntlich ein Buch über eit für eine Zweizimmerwohnung und 6000 svata, d. i.: die heilige Schrift des Alten und liche Unglücksfälle Entschädigungen zu gewähren. Die Kriegsereignisse schreibt, beschloß, das Ge- Stronen für eine Dreizimmerwohnung betragen. Neuen Testamentes, nach Dr. Martin Luthers Wir haben dieser Antwort nichts hinzuzufamterträgnis charitativen Nach Das Blatt bemerkt hiezu, daß zwar das Bau­Ueberfebung ins Böhmische übertragen, Gins fügen, was der Zensor ohne Widerstand ent- friegszweden zu widmen. Lloyd George gesetz eine erhöhte Bautätigkeit zur Folge hatte, 1842", bezogen und innerhalb weniger Wochen gegennehmen könnte. erhält für das Buch 100.000 Pfund Sterling, was daß aber im allgemeinen der erwartete Erfolg bis auf drei oder vier Exemplare abgesetzt: als Der Dank der Amsterdamer Internationale. einen Reford bezüglich des für eine literarische ausblieb, weil es nicht gelang, die notwendigen plöglich ein Polizist auf der Bildfläche erschien, Wir haben vor einiger Zeit eine Uebersicht über Arbeit angebotenen Honorars bedeutet. In der Geldmittel für die Durchführung des Gesetzes zu die restlichen Exemplare im Auftrag der Zenfur die Rußlandhilfe der Gewerkschaftszentralen ein Einleitung erklärt Moyd George, es sei ihm nicht sichern. versiegelte und den weiteren Verlauf des Buches zelner Länder gebracht, woraus hervorging, daß möglich, einen persönlichen Vorteil aus den Be- Todessturz eines Fliegers in Gbell. Sonntag bie gewerkschaftlich organisierten Arbeiter der mühungen und Entbehrungen des Volkes zu zie- fand auf dem Prager Flugfelde in Gbell ein Es war eine ganz harmlose Bibel, ohne jede Tschechoslowakei an erster Stelle stehen. Für die hen, und deshalb habe er sich entschloffen, alle aviatisches Meeting statt, zu dem sich viel Publi polizeiwidrige Zutat, streng nach dem Grund gesammelten Gelber wurden in erster Linie Klei- Einnahmen, welche sein Buch bringt, Wohlfahrts- tum eingefunden hatte. Um halb 7 Uhr abend text übersetzt und gern getauft wegen der sprach- bungsstüde gekauft, die nach Ruziand gefandt einrichtungen zu widmen, welche die durch den stieg der Pilot Josef Polanecky zu einem letzten lichen Vorzüge, die man diesem Neudrud der be- wurden, um die Not der russischen Arbeiter an Strieg verursachten Entbehrungen mildern. Schaufluge auf. Als er sich in einer Höhe von liebten Strafiger Ausgabe nachrühmtte. Der Buch- Bekleidungsstücken zu mildern. Die Waren wur Deportierung der Werteidiger der Sozial- ungefähr 50 Wietern befand, bog fich plöglich die händler hoffte also, mit einem Protest gegen die den vom Samburg ausgefandt und dort vom revolutionäre. Aus Moskau wird gemeldet, daß rechte Tragfläche des Apparates abwärts, Po­Beschlagnahme durchzubringen, und tatsächlich Sekretär des Internationalen Gewerkschafts- die Verteidiger der Sozialrevolutionäre in den lanecky stürzte zu Boden und war sofort tot. Be­gab man einige Tage darauf die versiegelten bundes, Genossen Gdo Fimmen, einer Inspi Regierungsbezirk von Archangel at rittene Polizei räumte den Platz, da das Publi Exemplare wieder frei." tum die Barriere übersprungen hatte und zur zierung unterzogen. Genosse Fimmen hat, wie deportiert worden seien. Natürlich hatte die Konfiskation die Nach er in einem Brief an die Zentralgetverkschafts- Professorenausweisungen aus Nußland. Unglüdsstätte geeilt war. frage nach der Bible fvata" gewaltig gesteigert, fommission in Reichenberg bekanntgibt, hiebei Ueber Selfingfors kommt folgende Nach Traurige Mutterschaft. Das Dienstmädchen Rosa und in seiner Herzensfreude bestellte der tüchtige alles in befter Ordnung gefunden. Zugleich richt: Aus Moskau ist die Meldung eingelangt,. in Groß- Bořežan erkrankte in den letzten Sortimenter nun gleich 600 Exemplare. dankt Genosse Fimmen, nachdem er von dem In- daß die Sowjetregierung besanossen hat, 120 Tagen und als Gendarmen auf die Erkrankung auf­Wer beschreibt aber seinen Schred und sein halt der Stiften Kenntnis genommen, im Namen Gelehrte aus Rußland auszuweisen, welche merkjam gemacht wurden, geftand fie, am 20. Auguft Erstaunen, als man ihm mitteilte, daß der- bes Internationalen Gewerkschaftsbundes herz- fich weigern, dem Sowjeregime zu3 11- achmittag Mutter geworden zu sein, das Kind aber cherstapel gleich bei seiner Ankunft in Prag be- lich für die, wie er schreibt, virklich prachtvollen stimmen. Es handelt sich zum größten Teile erwürgt und in die Abfallgrube geworfen zu haben. schlagnahmt worden sei! Er hatte eben bas Ent Gaben:. Die Arbeiter der Tschechoslowakei ha- um Professoren der Petersburger und der Mos Die Tat hat sie aus Angst vor den Eltern begangen. Das Mädchen wurde ins Krankenhaus überführt. gegenkommen der Prager Zensur überschätzt und ben damit der gesamten Internationale gezeigt, fauer Universität. eine Entscheidung als Entscheidung aufgefaßt. daß sie ihre Pflicht tun, wenn man fic ruff. Die schwedische Boltsabstimmung über ein So war es jedoch nicht gemeint. Drei bis vier Der Gummifnüppel in dem von den Bel- Alfoholverbot. Aus den bisherigen Feststellun Die Leipziger Messe. Exemplare der Bible fvata" fonnte man allen giern befeßten Gebiet. Aus Amsterdam wird gen der Schwedischen Telegraphenagentur wurden Leipzig , 28. August.( Eigenbericht.) Die Messe falls in Prag noch umlaufen lassen, aber 600- berichtet: Die hiesige sozialdemokratische Bolts- bei der sonntägigen Boltsabstimmung über ein ist gestern unter sehr starker Beteiligung an Ausstel­Da fiel sein verzweifelnder Blick auf einen gazet", das Organ Camille Huysmans , schreibt: Alkoholverbot 772.777 Stimmen für und 846.536 lern und Stäufern eröffnet worden. Die in der legten eben eingetroffenen Prospekt, der eine fürzlich Aus dem von den Belgiern besetzten deutschen Ge- Stimmen gegen ein Verbot abgegeben. Zeit start vorgeschrittene Entwertung der Mark hat herausgekommene Neuerscheinung verkündigte biet werden uns aus glaubwürdigen Quellen Be einen neuen Hunger nach Waren erzeugt. Zugleich unter dem pompösen Titel: Wahrhafter Bericht richte über das brutale Autreten der belgischen aber wird die deutsche Mart als Zahlungsmaßstab über das Bild der unbefleckten Empfängnis Ma Sicherheitspolizei gemeldet. Danach haben sich in immermehr in den Hintergrund gedrängt. Jm Bin­ria", welches in der Zwiebel einer Lilie in den Walsum Dinge abgespielt, die uns zu folgenden nenhandel verlangen die Lieferanten jest vielfach die Tälern des Eichwaldberges bei Allion im König Fragen veranlassen: Ist es wahr, daß der dortige Zahlung in ausländischer Valuta. Im allgemeinen reiche Valencia aufgefunden wurde. Mit Geneh Inspektor der belgischen Sicherheitspolizei die ein- 31. d. M. einstellt. ist die Industrie stark beschäftigt und das Wenige, migung des Erzbischofs von Valencia , veröffent- gelieferten Gefangenen so brutal behandelt, Errichtung einer theologischen Fakultät der was auf der Messe an Lagerposten angeboten wurde, licht von Don Pedro Nunez Bosch, Senior de los daß man ihr Wehflagen in der ganzen Umgegend tschechoslowakischen Kirche in Olmüh. Aus Olmük war schon in den ersten Stunden verkauft. Einzelne Lugares de Sempere; Celha y Cartagena . Aus hören fann? Ist es wahr, daß derselbe Inspektor wird gemeldet: Jm nächsten Jahre wird hier eine Industrien nahmen selbst für spätere Lieferungen dem Spanischen übersetzt, Stadtamhof ( Regens die Gefangenen mit einem Gummiknüppel ver- theologische Fakultät der tschechoslowakischen Stir- feine Aufträge mehr an, entweder, weil sie auf lange burg ) 1848". Das Buch war in ganz Desterreich prügelt? Im Verein mit diesen Tatsachen muß che errichtet werden, an welcher außer fschechoslo Beit hinaus beschäftigt sind, oder weil sie sich wegen erlaubt, mußte alfo auch in Prag erlaubt sein. Die Frage aufgeworfen werden, ob es wohl er watischen auch zwei serbische Professoren aus Bel- der unsicheren wirtschaftlichen und politischen Aus­,, Erlaubt ist, was gefällt!" zitierte der brave wünscht ist, daß dieser Inspektor noch länger im grad wirken werden. Vorläufig besteht hier nur fichten nicht binden wollen. Als Gäste auf der Leip­Sortimenter. Hier eröffneten sich Ausblicke. Hier besetzten Gebiet im Amte bleiben darf. Man wird ein theologischer Kurs. Die nährisch schlesische ziger Messe sind die nordböhmischen Glas­warf die heilige Vorsehung ihm den Ersayret- doch wohl nicht glauben, daß das rheinländische Diözese der tschechoslowakischen Kirche wird in und Schmuckindustrien. Soweit sie nicht be tungsanfer zu. Bolt durch solche Brutalitäten für einen Anschluß nächster Zeit geteilt werden, und zwar in eine jondere Spezialitäten herstellen, für die sie keine Ston­Und schnell entschloffen setzte er sich hin und an Frankreich und Belgien mürbe gemacht werden mährische und eine ſchleſtſche Diözese. Die letztere furrenz haben, klagen sie sämtlich über den schlech bestellte wiederum 600 Gremplare: diesmal frei fann! In jedem Falle sind solche Vorkommanisse wird einen eigenen Bischof wählen, zu welchem ten Geschäftsgang, eine Folge der Aufwärts­- sondern aus Stadtamhof . eine Schande für unser Land!... wahrscheinlich der Pfarrer Ctibor in Radva- bewegung der Ke. In den Musterzimmern der böh­niß bestellt werden wird. mischen Glasfabriken sind nur wenige Käufer anzutreffen, wogegen die reichsdeutschen Aussteller diefer Art trop der für die deutschen Verhältnisse un geheuer hohen Preise einen äußerst lebhaften Ge­schäftsgang haber. Wehrfach trifft man auf Ausstel­ler, die ihren Betrieb von Böhmen nach Sachsen ver­legt haben, weil sie hier mit wesentlich niedrigen Ar­beitslöhnen rednen. Das allgemeine Kennzeichen der Messe ist, daß für Neubestellungen feste Preise in Durchschnittspreis für ein von einer Genossen- deutscher War? nicht mehr gemacht werden. Die Sie­schaft erbautes Zinshaus von 1,685.997 Stronen, feranten behalten sich deren Festsetzung für den Tag für ein Familienhaus von 146,131 Kronen. Was der Ablieferung der Waren vor. Vielfach wird be­den Mietzins für eine Wohnung in den Neu- fürchtet, daß der große Kapitalsmangel bald zu einer bauten anbelangt, so ist derselbe sehr verschieden. fühlbaren Einschränkung der Produktion führen wird.

Rich nicht ans Güns

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RuItur.

Auch eine Antwort. Fast jede Woche ereig­nen sich auf irgend einem Ererzierplay oder Schießfeld in der Tschechoslowakischen Republik tödliche oder doch schwere Unglüdsfälle. Sie zu berhüten, tut das Ministerium für nationale Berteidigung herzlich wenig zumindest uns ist gar nichts bekannt, was veranlaßt worden wäre, um das Leben der Menschen von nun ge­gen diese Gefahren mehr zu schüßen. Aber wenn einmal das Unglück geschehen ist, dann zeigt sich das Nationalverteidigungsministerium das muß man ihm lassen wirklich beispielgebend

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Der Kleine Bogel.

Von R. v. Volkmann- Leander. Ein Maun und eine Frau wohnten in einem hübschen fleinen Sause, und es fehlte nichts zu ihrer vollen Glückseligkeit. Hinter dem Hause war ein Garten mit schönen alten Bäumen, int dem die Frau die seltensten Pflanzen und Blu­men zog. Eines Tages ging der Mann im Gar­ten spazieren, freute sich über die herrlichen Ge­rüche, welche die Blumen ausströmten, und dachte bei sich selbst: Was du doch für ein glücklicher Mensch bist und für eine gute, hübsche, geschickte Frau hast! Wie er das so bei sich dachte, da be= wegte sich etwas zu seinen Füßen.

Der Mann, der sehr furzsichtig war, büdte sich und entdeckte einen fleinen Vogel, der wahr scheinlich aus dem Neft gefallen war und noch

nicht fliegen konnte.

Er hob ihn auf, besah ihn sich und trug ihn zu seiner Frau.

Herzensfrau," rief er ihr zu, ich habe einen fleinen Vogel gefangen; ich glaube, es wird eine Nachtigall!"

Bieber gar!" antwortete die Frau, ohne den Bogel auch nur anzusehen. Wie soll eine junge Nachtigall in unseren Garten kommen? Es ni­ften ja feine alten drin."

" Du kannst dich darauf verlassen, es ist eine Nachtigall! Uebrigens habe ich schon einmal eine in unserem Garten schlagen hören. Das wird herrlich, wenn sie groß wird und zu singen be­ginnt! Jch höre die Nachtigallen so gern!"

Es ist doch feine!" wiederholte die Frau, indem się immer noch nicht aussah; denn sie war gerade mit ihrem Stridstrumpf beschäftigt, und es war ihr eine Masche heruntergefallen.

,, Doch, doch!" sagte der Mann, ich sehe es jest gang genau!" und er hielt sich den Vogel dicht an die Nase.

Da trat die Frau heran, lachte laut und rief: Männchen, es ist ja bloß ein Spaß!"

Die Wiener Stimmen" eingestellt. Die Reichspost" fündigt mit Rücksicht auf die er fchöpfte auftraft des christlichen eser publikums an, daß sie das Erscheinen ihres Abendblattes, der Wiener Stimmen", mit

Das Waffendepot im Schweinestall. Durch Eingriff der USP. Bremen wurde Freitag in Die Bautätigkeit in Groß- Prag . Ueber die einem früheren Schweinestall auf dem Landgute Bautätigkeit in Groß- Prag vom Jahre 1920 bis eines Bremer Kaufmannes ein großes Waffen- bis 1. April 1922 führt die Prager Presse" fol depot der Reaktion aufgedeckt. Die Polizei be- gende Daten an: Im ganzen wurden in Groß schlagnahmte 883 Infanteriegewehre, Prag bis zum 1. April 1922 165 3inshäuser und Modell 71-84, und 50.0000 Schuß dazugehörige 484 Familienhäuser mit etwa 4000 Wohnungen Munition. Die Gewehre standen in Stützen und einem Aufwande von etwa 387,332.339 Stro­zu je 45 Stüd. Jm Schuppen befand sich auch nen gebaut. Aus diesen Zahlen ergibt sich der eine Gewehrreinigungsanlage. Gegen den Be fizer des Waffenlagers, den Drogenhändler Wie bermann, ist ein Verfahren wegen Verstoßes ge­gen§ 7 des Gesetzes zum Schutze der Republik eingeleitet worden.

Frau," entgegnete hierauf der Mann und wurde schon etwas heftig, wie kannst du denken, daß ich eine Nachtigall gerade mit dem Allerge­meinsten verwechseln werde, was es gibt! Du verstehst gar nichts von Naturgeschichte, und ich habe als Senabe eine Schmetterling- und eine Kä­fersammlung gehabt."

Aber, Mann, ich bitte dich, hat denn wohl eine Nachtigall einen so breiten Schnabel und einen so diden Kopf?"

tigall!"

Jawohl, das hat sie; und es ist eine Nach " Ich sage dir aber, es ist keine; höre doch, wie er piepst!"

,, Seleine Nachtigallen piepsen auch." Und so ging es fort, bis sie sich ganz ernst­lich zanften. Zuletzt ging der Mann ärgerlich aus der Stube und holte einen kleinen Stäfig.

Stube feßst!" rief ihm die Frau entgegen, als er Daß du mir das eflige Ding nicht in die noch in der Tür stand. Ich will es nicht haben!"

Ich werde doch sehen, ob ich noch Herr im Saufe bin!" antwortete der Mann, tat den Vo­gel in den Käfig, ließ Ameifeneier holen und füt terte ihn und der kleine Vogel ließ sich's gut schmecken.

Beim Abendessen aber saßen der Mann und die Frau jeder an einer Tischede und sprachen

fein Wort miteinander.

immer größer, und seine Federn wuchsen zuse- der unter einen anderen, und die Frau stürzte hends, als wenn er bald flügge werden wollte. in ihrer Herzensangst hinter ihm her. Sie zer Er hüpfte im Käfig umher, setzte sich in den Sand trat die Beete und die Blumen, ohne im gering­auf dem Boden des Käfigs, zog den Kopf ein und sten darauf zu achten, und jagte sich wohl eine pluſterte die Federn auf, indem er sich schüttelte, halbe Stunde lang mit dem Vogel im Garten und piepste und piepste wie ein richtiger herum. Endlich erhaschte sie ihn und purpurrot junger Spaß. Und jedesmal wenn er piepste, im Gesicht und mit ganz verwildertem Haare fuhr es der Frau wie ein Dolchstich durchs Herz. tam sie in die Stube zurüd. Ihre Augen funtel­Eines Tages war der Mann ausgegangen, ten vor Freude und ihr Herz flopfte heftig. und die Frau faß weinend allein im Zimmer ind dachte darüber nach, wie glücklich sie doch mit ihrem Mann gelebt habe; wie vergnügt sie von früh bis zum Abende gewesen seien und wie ihr Mann sie geliebt und wie mun alles, alles aus sei, seit der verwünschte Vogel ins Haus ge­kommen.

Plötzlich sprang fie auf wie jemand, der einen raschen Entschluß faßt, nahm den Vogel aus dem hinaushüpfen. Käfig und ließ ihn zum Fenster in den Garten

Gleich darauf fam der Mann.

,, Lieber Mann," sagte die Frau, indem sie nicht wagte, ihn anzusehen, es ist ein Unglück passiert; den kleinen Vogel hat die Katze ge­fressen.

Die Staße gefressen?" wiederholte der Mann, indem er starr vor Entsetzen wurde. Die Staße gefressen? Du lügst! Du hast die Nachtigall absichtlich fortgelaffen! Das hätte ich dir nie zu getraut. Du bist eine schlechte Frau. Nun ist es für ewig mit unserer Freundschaft aus!" Dabei wurde er ganz blaß und es traten ihm die Trä

,, Gold'ner Mann," sagte sie, ich habe die Nachtigall wieder gefangen. Sei nicht mehr böse; es war recht häßlich von mir!"

Da jah der Mann seine Frau zum erstenmal wieder freundlich an, und wie er sie ansah, meinte er, daß sie noch nie so hübsch gewesen wäre wie in diesen Augenblice. Er nahm ihr den Kleinen Vogel aus der Hand, hielt ihn sich wie der dicht vor die Nase, besah ihn sich von allen Seiten, schüttelte den Stopf und sagte dann: ,, indchen, du hattest doch recht! Jetzt sehe ich's erst; es ist wirklich nur ein Spaß. Es ist doch merfiwürdig, wie fehr man sich täuschen kann."

Männchen," erwiderte die Frau, du sagst das bloß mir zuliebe. Seute sicht mir der Vogel wirklich selbst ganz wie eine Nachtigall aus."

,, Nein, nein!" fiel ihr der Mann ins Wort, indem er den Vogel noch einmal besah und lant lachte, es ist ein ganz gewöhnlicher Gelb schnabel." Dann gab er seiner Frau einen herz­baften Suß und fuhr fort: Trag' ihn wieder in den Garten und laß den dummen Spaß, der uns vierzehn Tage lang so unglücklich gemacht hat, fliegen."

Am nächsten Morgen trat die Frau schon ganz früh an das Bett ihres Mannes und fagte ernsthaft: Lieber Mann, du bist gestern recht un­bernünftig und gegen mich sehr unfreundlich ge- nen in die Augen. wesen. Ich habe mir eben den kleinen Vogel noch Wie dies die Frau sah, wurde sie auf ein ,, Nein," entgegnete die Frau ,,, das wäre einmal befehen. Es iſt ganz sicher ein kleiner mal inne, daß sie doch ein recht großes Unrecht grausam! Er ist noch nicht recht flügge, und bie getan habe, den Vogel fortzulassen, und laut wei- Kaye könnte ihn wirklich kriegen. Wir wollen ihn Spatz; erlaube, daß ich ihn fortlaffe." nend eilte sie in den Garten, um zu sehen, ob sie noch einige Tage füttern, bis ihm die Federn noch ihn vielleicht dort noch fände und haschen könnte. mehr gewachsen sind, und dann dann wollen Und richtig, mitten auf dem Wege hüpfte und wir ihn fliegen lassen"- flatterte das Vögelchen, denn es fonnte immer Die Moral von der Geschichte aber ist: wenn noch nicht ordentlich fliegen. jemand einen Spaß gefangen hat und denkt, es Da stürzte die Frau darauf zu, um es zu fei eine Nachtigall fag's ihm beileibe nicht; fangen, aber das Vögelchen Huschte ins Beet und denn er nimmt's sonst übel, und später wird er's vom Beet in einen Busch, und von diesem wie- gewiß von selbst merken.

Daß du mir die Nachtigall nicht anrührst!" rief der Mann wütend und würdigte seine Frau feines Blides.

So bergingen vierzehn Tage. Aus dem flei­nen Häuschen schienen Glüd und Friede auf im mer gewichen zu sein. Der Mann brummte, und wenn die Frau nicht brummte, weinte sie. Nur der fleine Bogel wurde bei seinen Ameiseneiern