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2. Jahrgang.
Sosialdemokrat
Zentralorgan der Deutschen sozialdemokratischen Arbeiterpartei in der tschechoslowakischen Republit.
Laß sie betteln gehn.
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...
Sonntag, 3. September 1922.
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Nr. 207.
Sunger und Rot fab wieder einmal, wie die Katastrophe in der Textilindustrie. Kapital, Proletariat und
sind
Die gesamte Flachsindustrie vor dem Stillstand.- Betriebsverlegungen nach Bolen. Fast tein Betrieb in der Zschechoslowakei, der voll arbeitet.
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schon so oft, in die traurigen Behausungen deutschböhmischen Arbeiterschaft eingezogen. Diesmal die Avantgarde der industrielIen Reservearmee, find tausende Arbeiter und Arbeiterinnen aus den Glashütten in Nord- Die infolge des Steigens der Krone hervor, Die Firma C. A. Preibisch in Ditters und Nordwestböhmen aufs Pflaster geflogen. gerufene Wirtschaftskrise setzt in der Textil ba ch mit 300 Arbeitern hat den Betrieb eingeTausende. von Tertilarbeitern, Metallern, branche nunmehr mit aller Schärfe ein. Ihre stellt, Heimarbeitern und Angestellten sind nun schon Folgen zeigen sich bisher vornehmlich in der Die Firma Fritsch u. Co., Weberei in seit Wochen des fargen Lohnes beraubt, andere Flachsindustrie, in der ein großer Teil Saindorf mit 468 Arbeitern, hat die Arbeitsungezählte Tausende leiden bei den schmalen der Betriebe ſtillgelegt wurde und in den ande- zeit auf zwei Tage in der Woche eingeschränkt, Die Firma M. P. Neumann in DittersErträgnissen fortgefeßter Kurzarbeit gleich- ren Betrieben die Stillegung jeden Tag erwartet wird. bach mit 100 Arbeitern hat den Betrieb auf drei falls Hunger und Entbehrungen und sehen mit In der Seidenindustrie bestehen Tage eingeschränkt und außerdem 20 Arbeiter Angst und Entseßen den Tag nahen, da auch auch sehr mißliche Produktionsverhältnisse, doch entlassen. fie vollkommen brotlos werden. hat erst ein Betrieb die Arbeit eingestellt. Die an Wenn die Regierung und alle maßgebenden In diesen Tagen, da die arbeitende deut- beren Betriebe arbeiten, mit sehr wenigen Aus- Faktoren nicht sofort alle zur Sanierung der sche Bevölkerung, also der größte und wert- nahmen, seit Jahr und Tag nur zwei bis vier strise erforderlichen Maßnahmen treffen, wird in vollste Teil des deutschen Volkes in den Su- Tage in der Woche. einigen Wochen aus der Wirtschaftskrise eine detenländern, unendlichen Jammer durchlebt, Wirtschaftskatastrophe werden.
In der Baumwoll und Tu chindi
strie sind bisher nur wenige Betriebseinstellun gen gemeldet worden, aber fast sämtliche Betrie be arbeiten seit Monaten sehr verkürzt, und es ist auch hier eher eine Verschlechterung als eine Verbesserung zu erhoffen.
Wir lassen min die Meldungen über die Betriebsstillegungen folgen: Flachsindustrie:
Die Flachsspinnerei Olbrich in Freuden tha hat den Betrieb zur Gänze eingestellt, ebenso die Flachs- und Jutespinnerei der Firy Pevus in Jägerndorf .
Den Braunauer Textilern steht ein
Die Atempause, welche der Pariser Beschluß der Reparationsfommission zustandegebracht hat, legt der Arbeiterklasse aller Länder die Pflicht auf, dafür zu sorgen, daß in der nächsten Beit endlich die Reparationsfrage gelöst und Europa der dauernde wirtschaftliche und politi sche Friede wiedergegeben werde. Es handelt sich dabei, wie immer wieder hervorgehoben werden muß, nicht allein um Deutschland und nicht allein um die deutsche Arbeiterklasse. Ganz Europa und die gange Welt das gesamte inter nationale Proletariat leiden furchtbar unter den augenblicklichen Zuständen. Die deutsche Arbeiterklasse ist sich dessen bewußt, daß die Behaup tung, die deutsche Bourgeoisie könne mehr als bisher für den Staat und für die Reparationen lohnt es wohl der Mühe, darnach zu fragen, leisten, berechtigt ist; was aber ist damit gehol fen, wenn den deutschen Kapitalisten genomt was denn zur Linderung der Not des deut furchtbarer Winter bevor! men und den französischen Rapitalisten geschen Volkes jene tun, oder etwa zu tun beAuch im Braunauer Bezirk, der 5-6000 geben wird? Auf nichts anderes liefen bisher die absichtigen, die sich immerdar als die alleinigen Textilarbeiter beschäftigte, ist durch das Steigen Forderungen Poincarés hinaus. Die Erfassung und patentierten Wortführer des deutschen der Serone eine fürchterliche Arbeitslosigkeit ein der Sachwerte, die von den deutschen Sozialisten Volfes ausspielen, die ihre heiße Liebe zum getreten. Eine Reihe von Betrieben stehen vor schon seit langem gefordert wird, darf nicht dazu deutschen Volke, zu der fleißigen und biede= Aus Würben dem Stillstande, und dürften in ganz furzer Zeit dienen, um die deutsche Volkswirtschaft zur Ader ren" Bevölkerung des Erz-, des Iser- und des that wird gemeldet, daß die dortigen Betriebe die legten noch laufenden Bestellungen fertig zu laffen und mit dem Gewinn die fapitalistiRiefengebirdges stets im Munde führen. Wo vollständig stillgelegt werden, da keine Absatz- gestellt haben. Um das Maß voll zu machen, ist schen Klassen der Alliierten zu bereichern. Die find jeßt, da 15.000 deutsche Glasarbeiter die möglichkeit besteht. Durch die Streisfangfei Trautenau der Tarifver deutschen Arbeiter haben die Pflicht Deutschlands bittere Sorge um ein Stüd Brot drückt, da trag einmonatig gefündigt worden, mit Löhnen, zur Wiedergutmachung der Kriegsschäden, soweit ungezählte Heimarbeiter feine Stohle haben, die feinesfalls höher sind wie im angrenzenden das im Bereich seiner Verantwortung und seiner anerkannt. ihren Herd zu heizen, und feine Erdäpfel, um chechischen Gebiet, in Gegenteil niedriger. Das Leiſtungsfähigkeit liegt, durchaus ftellt eine ungeheure Provokation der Arbeiter. Aber diese Wiebergutmachung foll nicht zu einem den rebellierenden Magen zu beschwichtigen- Jn Oftböhmen haben die Flachsspinnereien schaft dar, und es ist zu befürchten, daß ernste fapitalistischen Geschäft werden, sondern zu wo find jezt alle jene Maulhelden, die auf den altis in Trautenau , Gtrich in Ober- Ereignisse entstehen. Konfliktstoff ist in der legten einem Aufbauwert in internationalem Marktpläßen der deutschböhmischen Städte un- Altstadt und Walzel in Barschniß, die zu- Beit wahrlich genug angehäuft worden. Dabei Ausmaß. entwegt Heil!" schreien, sich an die zottige sammen rund über 1300 Arbeiter beschäftigen, steht der Winter und damit entseßliches Es ist auch richtig, daß es dem deutschen Germanenbrust schlagen und ausrufen:" Seid die Betriebe eingestellt, Elend bor ber Tür. Dieses abfichtliche Sapital zurzeit glänzend geht, und es bedürfte unmschlungen, Millionen deutscher Brü- Die Betriebsausschüsse der Flachsindustrie Auf- die- Spiße- treiben und die Untätigkeit der einer genauen wissenschaftlichen Untersuchung der! ,,? melden, daß die Unternehmer befanntgegeben ha- Regierung läßt die Arbeiter verzweifeln. der Frage, ob die Kapitalssubstanz des Deutschen " Durch die Legionen der ausgehungerten ben, daß die gesamte Flachsindustrie zum Still Der Reichsvertrag für die Seiden Reiches wirklich so erheblich zurückgegangen ist, Arbeiter und der verhungernden Arbeitslosen über 7000 Arbeiter betreffen werden. stand tomme. Von diesem Stillstand würden industrie gekündigt. wie es die Sachivalter des Kapitals meinen, Die Landwirtschaft erstickt in der Fülle ihrer Geim„ vielgeliebten Deutschböhmen" geht ein Die Leinenweberei der Firma Siegel in Die Seidenindustriellen haben den Reichs- winne, die sie trotz geringerer Ausnüßung des Sturmhauch der Verzweiblung; die erbitterten Ober- Wernersdorf, die Seidenfabrik der vertrag einmonatig, mit Ablauf 1. Oktober, ge- Bodens zu erzielen vermag. Und wie es dem moProletarier, deren Geduld nur noch an einem Firma Schefter in Mähr.- Trübau, die Tuch fündigt. In der Seidenindustrie wurde bereits bilen Kapital geht, das hat neulich der GroßFaden hängt, rüsten zum Ausmarsch, um in fabriken der Firma Wagner u. Thomike sowie der ein 10prozentiger Lohnabbau vorgenommen. Die industrielle Arnold Rechberg im„ Berliner gewaltigen Demonstrationen den Schrei der Firma Josef Laste, beide in Jägerndorf , Absatzstockung und die Konkurrenzunfähigkeit ist Tageblatt" so dargestellt:„ Der tatsächliche Empörung zu den Ohren der Satten und Zu- wurden eingestellt. Die Firma Budig u. Smolka, noch ärger geworden als das bei den leßten Ver- Wert der deutschen Industrieunternehmungen friedenen, der Schuldigen und Mitverantwort- Seidenwarenfabrik mit 70 Arbeitern, in 3 wit- tragsverhandlungen der Fall war. Die Forde als solcher ist aber, da ihre Produktions- und lichen zu erheben. Die sozialdemokratische tau, verlegt den Betrieb nach Polen , und es nungen der Arbeitgeber werden später bekannt- Abfagfähigkeit erhalten geblieben ist, faum wesentlich berührt worden. Die deutschen Presse bringt Tag für Tag immer neue, immer wird nur ein kleiner Teil der Arbeiter zwei gegeben werden. Industriewerke sind also meist viel mehr wert, mehr erschreckende Zahlen von dem Elend der Tage in der Woche in Zwittau weiter arbeiten als in dem nominellen Aktienkapital zum Aus deutschen Arbeiterschaft den diese ist ja in Die Baumwollweberei der Firma Haupt in druck kommt. Wenn also die deutsche Großindu erster Linie von der Arbeitslosigkeit betroffen 3 wittau mit 54 Arbeitern wurde ſtillgelegt. strie neue Aftien im Werte von dreißig Prozent und die sozialistischen Parteien ohne UnterDie Wirkerei und Strickerei der Firma Der Industriellenverband Streis Reichen ihres bisherigen Sapitals ausgibt, so ist damit schied der Nation und des Programms suchen, Johann Tschaschel in Weipert mit 140 Ar- berg hat mit dem Datum vom 1. Septem- in den weitaus meisten Fällen der tatsächliche jede auf ihre Art, mit heißem Bemühen nach beitern wurde stillgelegt. ber d. J. mit Ablauf 1. Oktober d. J. den Teil Wert der Werke noch immer nicht erreicht." Es einem Ausweg aus dem Chaos, in das die Die Makosa- Werke in Bodenbach , wel- B des Vertrages für den Gerichtsbezirk Tann- tut nichts zur Sache, daß Herr Rechberg diese Wirtschaftskatastrophe das Proletariat dieses dhe 127 Arbeiter beschäftigen, haben sämtliche wald sowie ebenfalls den Teil B für den pol, Be- Aftienausgabe zu dem Zwede veranstalten will, Staates gestürzt hat. Arbeiter und Angestellte entlassen. zirt, Stadt und Land Reichenberg gekündigt. Die um damit die Ansprüche der alliierten Gläubiger Die Firma Karl Bienert, Streichgarnspin- Forderungen der Industriellen werden später zu befriedigen: er gibt zu, daß das deutsche Sta nerei in Weiß ba ch, entfäßt 70 Arbeiter. bekanntgegben werden. pital zu wesentlich höheren Leistungen fähig ist.
Fönnen.
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Was hört man in diesen sturmbewegten Tagen von den deutschen " Parteien? Sehen wir uns doch die Tätigkeit der Parteien an, von denen jede einzelne vorgibt, die Massen des deutschen Volkes hinter sich zu des Krieges und der Nachtpriegszeit gewonnen beitslosen den Bissen Brot noch zu verteuern schont hat, jetzt dem Hunger und dem Glend haben, von denen jede einzelne stets hundert haben und von denen sie auch jeßt nicht ein und dem Arbeiter, der es sich bisher noch zum Opfer fallen. Springt nur das Geld im Phrasen parat hält, daß gerade sie und nur Quäntchen hergeben möchten. Was schert sie gönnen konnte, auch am Sonntag den Genuß Opferstock für die Verzweifelten möge Gott fie die„ Belange" aller Schichten der deutsch das Schicksal der Arbeiter? Im chauvinisti- eines Stückchen Fleisches unmöglich zu machen. der Herr jorgen. Er liebt ja die Armen so sehr. böhmischen Bevölkerung mannhaft zu vertreichen Stampfe gegen die andere Nation suchen In der Presse dieser noch vom Striege her So erlebt also das deutsche Proletariat ten bereit und imstande ist! Der deutsche Ar- sie die deutschen Arbeiter für sich zu födern, vollgepfropften Fettwänste sucht man ver- dieses Staates in den Tagen seines grenzenbeiter führt einen unerhört harten Kampf um indem sie demagogisch vom Schuß des deut- gebens nach einem Wort nur über die Ar- losen Jammers wieder einmal das Schauspiel, seine nackte Existenz und aus dem Lager schen Arbeitsplaßes" sprechen. Aber wenn beitslosigkeit und Teuerung. Ihre Leser er- daß sie alle, die sich da Diener und Wortfühder Deutsch nationalen hört man fei- ihrem Geldsack Gefahr droht, kümmern sie sich fahren gar nichts davon, daß es in der Repu- rer des deutschen Volkes nennen, nicht nur dem nen Laut. Es scheint fast, als ob diese ganze um den Arbeitsplatz des deutschen Proleta- blit hunderttausende Arbeitslose und Kurz- Elend ihrer Brüder untätig zusehen, sondern Gesellschaft just jetzt, da das Gespenst des riers feinen Pfifferling, sondern werfen ihn arbeiter gibt, dafür werden Tag für Tag vielmehr nur darauf bedacht sind, die InterHungers und des Elends Deutschböhmen und rücksichtslos auf die Straße sie, die deutsch - Klagelieder über die bedauernswerte Lage des essen jener zu wahren, von deren Gnade der deutschen Bauernstandes angestimmt. Schlesien bedroht, auf Sommerfrische gegan- nationalen Großindustriellen, die vor ein paar Arbeiter seine paar Kreuzer verdient und in gen wäre. In ein paar Tagen werden zwar Tagen selber feststellten, daß in der Frage der Nun fehlen noch die Dritten im Bunde, deren Macht es steht, ihn, wenn kein glänzen= ihre erlauchten Wortführer auf dem Parteitag Industriekrise zwischen ihnen und ihren tsche- jene, die in der letzten Zeit immer mehr von der Gewinn mehr lodt, verhungern zu lassen. in Troppau zusammenkommen und von dori chischen Klassengenossen nicht der min sich hören lassen. die fast jeden Sonntag in Alle deutschbürgerlichen Parteien- von den einer anderen Stadt Deutschböhmens die Arbeiterverrätern und den kapitalistischen De aus unzählbaren Gruppenfißungen für jeden, beste Gegensaß besteht. für den Arbeiter sowie für den Fabri- Und was tut zur selben Zeit die zweite Dummen zusammentrommeln und ihnen auf mokraten braucht nicht besonders gesprochen zu fanten, für den Konsumenten und für Gruppe Kerndeutscher, die hakenkreuzlerischen Katholikentagen einreden, daß Gott werden stehen mit verschränkten Armen den Händler, für den Seleinhäusler und und gottesfürchtiger Groß agrarier, deren sie erhören werde, wenn sie nur fromm sind. vor der Not der Arbeiterschaft und wenn sie für den Großbauern, für den Handelsan- Presse von der Liebe zum Deutschtum nur so Um die Not des Volkes haben sich die Kleri- die Hände rühren, so geschieht es nur, um die wer könnte Ausgestoßenen dieser Gesellschaft noch tiefer gestellten und für den Großkaufmann, etwas übertrieft? Was tun sie, um dem deutschen falen ja niemals gefümmert
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auf dem Papiere heimbringen. In Wahrheit Arbeiter das Hundeleben auf der„ teueren es von ihnen heute verlangen? Sie sind es ge- ins Elend zu treiben. Unterschiedslos schüßen aber werden sich diese deutschen Redken, die deutschen Scholle", an der fie, die Großagra- wohnt, den Hungernden Segen zu spenden sie das Interesse des Kapitals, mögen auch die doch stets nichts anderes als die Schildknap rier, mit allen Fasern ihres Herzens hängen, und sie im Namen Gottes den Bajonetten und anderen hungern. Sie ließen sie betteln gehn, pen des Kapitals waren, nur darum ernstlich zu erleichtern? O, diese Herren sind nicht un- Stanonenrohren der geliebten Brüder in sie ließen sie verkommen, wenn sie den AusSorge machen, wie den deutsch nationa tätig! In ihren Versammlungen, in ihren Christo auf der andernSeite entgegenzutreiben. gang zu bestimmen hätten. Aber die Bettler len Fabrikanten die Millionen zu er- Beitungen, führen sie mit bäuerlich- didschäde- Sie ficht es auch heute nicht an, wenn die und die Hungernden werden ihnen zeigen, wie halten sind, die diese in der Hochkunjunktur liger Bähigkeit den Kampf darum, den Ar- Hunderttausende, die der heilige Strieg ver- und von wem das Chaos beseitigt wird.