Geite 6.

Kleine Chronit.

10. Septembe: 1922.

Berteidigung des französischen Militarismus. bann befchieffen, daß am 3. Cepiem.

jdic Dauer aufrecht erhalten. beiden Situn gen wurde beschlossen, 4. ber eine Deputation bei der pol. Bezirksverwal Die Besteigung des Mount Everest . Das stolze Ziel, das sich die Geographische Gesellschaft von Genf , 9. September. ( Savas.) Der Aus- französischen Gesinnungsgenossen in die Sände ung vorsprechen soll, welche die Wünsche und Beschwerden der Arbeiterschaft in energichester England gesteckt hat, die Besteigung des Mount schuß für Einschränkung der Rüstungen erhielt arbeiten. D. Red.) Weise vorbringen soll. Diese Deputation, be ( Everest, scheint nach einer Nachricht der Times" von der französischen Regierung die Antwort auf Hauptursachen möglicher Ston nicht aufgegeben zu sein. Die Septembernum das Ersuchen, ihm die militärischen Erfordernisse flitte sind vor allem 1. die Deutschland benachstehend aus 16 gewählten Vertrauenslenen un mer des Geographical Journal" enthält nämlich flarzulegen. barten und durch die Friedensverträge ter Führung der Genossen Macat, Freund und einen Artikel, in dem gesagt wird, daß die endgültige Das französische Erposee unterscheidet: 1. Die geschaffenen Staaten, 2. Oberschle Lorenz fand sich dann auch pünktlich unt 9 Uhr Bezwingung des Berggipfels einer dritten Er aus der Durchführung der Fricbens- ien, dessen Grenzen von der Mehrheit der Montag früh bei der Behörde in Hohenelbe ein. Ministerialrat Gogela empfing sie. Genosse Ma­vedition vorbehalten sei. Ob diese schon im verträge erwachsenden Erfordernisse und 2. Deutschen für interimistisch angesehen werden. cat verwies auf die kritische uation, in welcher nächsten Jahr erfolgen soll, wird nicht gesagt. Die die die eigene Sicherheit betreffenden 3. Das Saargebiet, wo die Voltsabstimmung sich die Arbeiterschaft befindet, machte unumwan trefflich ausgerüstete Expedition dieses Jahres, die Erfordernisse. Mit Rücksicht auf die ersteren sind nach dreizehn Jahren für ungültig erflärt wer sich die Arbeiterschaft befindet, machte unumwan unter der Leitung des Generals Bruce aufgrund 160.000 mann erforderlich, die auf das den wird, falls ihr Ergebnis für Frankreich gün bent auf die Gefahr aufmerksam, welche durch die der Erfahrungen der von Oberst Howard Bury ge- Rhein - und das Saargebiet, Konstantinopel und ftig sein wird. 4. Desterreich, dessen An- Betriebsstillegung dem Bezirke droht und lehnte im Namen der Vertrauensmänner jete Verant führten Vorexpedition des letzten Jahres sich der die Meerengen, weiters Syrien , Kamerun und schluß an Deutschland alle Teutschen ersehnen. mühevollen Aufgabe unterzog, mußte, wie befannt, Togo verteilt werden. Keiner Macht wurden 5. Rußland, welcher der gemeinsame Haß ge- wortung für die kommenden Dinge ab, wenn einige hundert Meter vor Erreichung des Zieles um diesbezüglich so wichtige Verpflichtungen auf gen Polen mit Deutschland verknüpft und dessen nicht nicht in leyter Stunde von der Regierung fehren, in der Hauptsache, weil die ungünstigen Wit- erlegt, wie Frankreich . Was die Erfordernisse Kolonisierung von der deutschen Industrie metho­Was die Erforderniffe Solonisierung von der deutschen Industrie metho- alles unternommen wird, was zur Linderung der Not beitragen kann. Die tonfreten Forderungen terungsverhältnisse die Forschung des Aufstieges un zur Aufrechterhaltung der eigenen Sicher disch vorbereitet wird. möglich machten. heit anbelangt, sind vor allem 230.000 Die militärischen Möglichkeiten welche Genosse Macak zur Weiterleitung nac Mit dem Auto in die Niagara- Fälle . Eine Frau Wann zum Schutze des Kolonialgebie. Deutschlands muß man in Erwägung ziehen mit Prag überreichte, lauten: 1. Keine Entlassunnen der Arbeiter. Agatha Miller aus Buffalo in Ohio machte tes und dann mindestens 12 5.000 Mann zur Rücksicht auf den Truppeneffektivbestand, die 2. Sofortige Anweisung von Geldern an die fürzlich, wie aus Cleveland gemeldet wird, mit ihrem Aufrechterhaltung der Disziplin im Innern Führung, das Kriege material und die Mobili Gatten, und mehreren Bekannten einen Ausflug von notwendig, da Frankreich außer 230.000 Gen- fierungsmöglichkeiten. Der Friedensvertrag macht Unternehmer, damit sie die Arbeitslosen­Buffalo aus zur Besichtigung der Niagara Fälle . darmen und der republikanischen Wache nicht, es zwar Deutschland unmöglich, diese vier Faf- unterstügung im Betriebe auszahlen. 3. Sofortige Schaffung eines Ge Man verließ das Auto in der Nähe der Eisenbahn - wie einige andere Staaten, besondere Kräfte be- toren gleichzeitig in Angriff zu nehmen wie im setes über die Verwaltungsfom­brücke, um zu Fuß den Weg zu den Fällen anzutreten. ist, welche mit dieser Aufgabe zu betvauen Jahre 1914, doch könnte das von friegerischem missionen gegen diejenigen Unternehmer, die Fran Miller trennte sich hier von der Gesellschaft wären, und deshalb sich auf seine Truppen verlas Geist durchbrungene Deutschland seine Straft allionen gegen diejenigen Unternehmer, die und fehrte allein zu dem Wagen zurüd, in dem sie sen müsse. mählich zur Geltung bringen. Durch eine Bermöglichkeit besteht, die Unternehmer auf die Rich­Ver- Schaden der Republik arbeiten, damit die Plaz nahm. Plöglich jetzte sich das Auto in Be- Die Schilderung der militärischen Erforder- mehrung der Reichswehrabteilungen könnte tigkeit der schlechten Lage zu kontrollieren. wegung und fuhr in immer schnellerem Tempo in nisse zum Schutz des eigenen Gebietes beginnt innerhalb eines Monates eine erhebliche Zahl von der Richtung der Fälle davon. Vergebens bemühten mit einer Lobrede auf Frankreichs Friedensliebe Divisionen mobilisiert werden, denen sich dann Preisregulierung der Bedarfsar­4. Einwirtung der Regierung auf die sich mehrere beherzte Männer, es durch Ergreifen der seit 1870 und fährt dann fort: Frankreich binnen furzem neue anschließen würden. Auch titel im Einklange mit den Löhnen der Kotflügel zum Stehen zu bringen. Der Wagen fuhr würde sich seiner elementaren Verteidigung be- dürfe nicht unberücksichtigt bleiben, daß mit dem Arbeiter. iu rajender Fahrt dem Abgrund zu und stürzte geben, wenn es nicht seine Blide auf die neu Verschwinden der interalliierten Rommission die in die Fälle, wo er auf den Klippen in einer Tiefe eroberten Grenzen richten und alle Wach durch Freiwillige verstärkte Schutzpolizei in aus Wohnungsbauten in Angriff zu nehmen. 5. Bon Seiten der Regierung sind sofort von etwa 70 Meter zerschellte. famkeitsmaßnahmen gegenüber einer eventuellen giebiger Weise zur Mobilisierung beitragen Bilderfälschungen in Paris . Auf Grund einer neuen Ratastrophe treffen würde. Frankreich würde. Diese Umstände legen Frankreich schwere Anzeige der Familie des verstorbenen französischen wünsche den Frieden, es sei fraglich, ob auch Verpflichtungen auf. Malers Carrière hat der Untersuchungsrichter die in dem jüngst geschlagenen Deutschland Die militärischen und technischen Sachver erschied des Alters und Geschlechts. Beschlagnahme einer großen Anzahl von Bildern ver- alle die Erhaltung des Friedens ständigen in Frankreich haben sich einmutig dahin überreicht, daß die Arbeiterschaft in allernächster Diese Forderungen wurden mit dem Bemerken fügt, die die Signaturen berühmter französischer wünschen. Die ungeheure gealttätige Bewe- ausgesprochen, daß man 32 Divisionen beibehal Zeit eine günstig lautende Antwort aus Prag er­Maler des vorigen Jahrhunderts tragen. Unter gung, welche in Deutschland von Tag zu Tag ten müsse, und zwar 6 Divisionen mit 92.000 ihnen befinden sich auch mehrere angebliche Bilder wächst, und sich nicht vor periodischen wartet, da es sonst nicht möglich sein wird, Ruhe Mann im Rheingebiete, weitere 487.000 Mann Carrières, die ausnahmslos als gefälscht bereits er- Morden scheut, bezeugt, daß dort wenig Mut zählende 26 Divisionen auf franzöfifchem Gebiete, Freund kritisierte die Verschleppung der Frage und Ordnung aufrecht zu erhalten. Genoffe tannt sind. Wenn also die beschlagnahmten Ge- besteht, dieser ungeheuren Lawine Einhalt zu und dazu die für internationale und koloniale mälde echt wären, so würden sie Millionenwerte dar- tun. Wenn die deutsche Regierung berartige Zwede erforderlichen Truppen, insgesamt 725.000 der Paritätskommission und verlangie, daß diese ftellen. Sie wurden in der bescheidenen Wohnung Taten verurteilt, so ist dies fein hinläng- Mann. Die französische Regierung hat 690.000 chestens ihre Arbeiten aufnimmt. Des weiteren eines völlig unbekannten Malers in Paris aufge- licher Beweis dafür, daß sie auch genug Mann als das Minimum erklärt, ohne das sie ihr einer Aussprache mit den Unternehmern, um die ersuchte er um möglichst rasche Herbeiführung funden, der versichert, fie bei verschiedenen Gelegen- raft befäße, dieser Bewegung Einhalt zu tun. Auskommen nicht finden kann, um irgend einem Fragen der Entlaffungen und der Arbeitslosen­heiten fäuflich erworben zu haben, ohne daß er aber man fönne sagen, daß der Versailler Frie Gelüfte nach einem Einfalle in Frankreich zu unterstützung zu bereinigen. Herr Bezirkshaupt­nähere Angaben über den Kauf zu machen vermag. densvertrag in Deutschland für ungerecht steuern. Gegenüber dem Jahre 1913 hat Frani­Als die Siegel angelegt wurden, stellte der Beamte und unerträglich, daß er als ein grober reich den Effektivstand um 200.000 Wann und mann Gegela versicherte in erfreulicher Weise der verwundert fest, daß viele der Signaturen, die bei Gewaltaft und eine Verhöhnung aller Friedens die Dienstzeit auf die Hälfte herabgesetzt. Es und versprach, die Regierung sofort über all das Deputation seine Sympathic zur Arbeiterschaft der ersten polizeilichen Haussuchung bemerkt wur- bestrebungen angesehen werde. Der Bergel- wurden 400 Stompagnien und 100 Eskadronen und versprach, die Regierung sofort über all das Vergel- wurden Borgebrachte zu unterrichten und zu befürworien. den, verschwunden waren. Sie waren ersichtlich aus- tungsgedante, welcher methodisch gegen aufgehoben. Die Herabsetzung der Tonnage im Vorgebrachte zu unterrichten und zu befürworten. Bereits drei Tage später, am 7. September gefragt oder übermalt worden. Der Untersuchungs Frankreich gerichtet ist, wird täglich von der pan- Jahre 1918 betrug 36 Prozent und wird 50 richter ist überzeugt, daß, wenn man auch nicht ge- germanistischen Bresse verbreitet und angefacht und Prozent erreichen, sobald die Washingtoner kon nachmittags, fand die Aussprache mit den Unternehmern statt. Die Unternehmer rabe von einer Pariser Industrie der Bilderfälschun ist von militaristischen Kundgebungen untervention verwirklicht sein wird. Die Militär­gen sprechen fann, man sich doch einer großangelege füßt, gegen welche jede Amtsgewalt sich schwach a us I agent betrugen im Jahre 1920: 7648 schienen sich des Ernstes der Situation voll be auslagen wußt, dennn sie erschienen so zahlreich, wie sie ten Organisation gegenüber befindet, die mit viel eriveist. Der Vergeltungsgedante breitet sich in Millionen, im Jahre 1921 6312 Millionen und wohl noch nie zu Verhandlungen gefommen sind. Sachkenntnis darauf ausgeht, unsignierte Bilder zu der Bevölkerung ständig aus.( Das ist die Frucht sind im Jahre 1922 auf 4110 Millionen wohl noch nie zu Verhandlungen gekommen sind. Das ganze Elbetal war vertreten. Den Vorsitz erwerben, die in Stoff und Behandlung geeignet aus der Aussaat der Hakenkreuzler, die so ihren gefunten. führte Herr Ministerialvat Gogela. find, einem berühmten Maler unterschoben zu werden. Strei: um ein historisches Henkerbeil. Ist das Messer der Guillotine, das kürzlich dem Pariser

Boltswirtschaft und Sozialpolitit. wünschten Erfolg aufiwies, wurde am 1. Sep­

Carnevalet Muſeum zum Gefchent gemacht wurde, Boltswirtschaft und Sozialpolitit.

wirklich das Henkerbeil, mit dem der Kopf Ludwigs XVI. vom Körper getrennt wurde? Diese Streit. frage beschäftigt gegenwärtig englische Gelehrte, benn bisher galt das Richtbeil, das in dem berühm ten Panoptikum der Mme. Tussand aufbewahrt wird, als das echte. Das französische Guillotinemes­ser soll aus dem Nachlaß" des Henkers der Revolu­tion, Samson, stammen. Aber es wird nun darauf hingewiesen, daß Samson überhaupt nichts hinter lafsen hat. Seine Vermögensverhältnisse waren zu Teht so schlecht, daß er sogar die Guillotine ins Leih­haus getragen hatte und nur den Pfandschein vor. zeigen konnte, als er den nächsten Auftrag zum Guillotinieren erhielt.

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Kees Doorit. Ein flämischer Sittenroman von Georges Eekhoud .

Die Stellungnahme der Hohenelber Arbeiterschaft zu den Betriebsstill. legungen.

Die Strise hat sich im Hohenelber Gebiete vorerst dadurch bei der Arbeitnehmerschaft be­merkbar gemacht, daß die Unternehmer versuch­ten, den Arbeitern die Löhne trop Stollektivver­trag zu fürzen. Da sich die Arbeiterschaft gegen dieses Ansinnen naturgemäß verzweifelt wehrte, so drohte man einfach mit der Sperrung der Be­triebe. Es wurde erst der Versuch gemacht, die Arbeiter bei zwei-, ja eineinhalbtägiger Arbeit

Jürgen Faas redete den Mann mit dem Ferkel es war ein Handlanger aus Stabroedan: He! Jan Flip! Roter Flip! Komm mal her! Was forderst du für diesen Apostel?"

,, Den bekommst du noch nicht für den Du­faten, den du in der Tasche hast, weißer Jürgen." Nur langsam, Flipeke. Mit dent, was ich in der Tasche habe, tönnte ich das Ferkel mit seinem Herrn faufen."

Indem er sich bei diesen Worten weit zurüd­lehnte, und mit der Hand tief in die Tasche griff, warf er ein Fünffrantenstüd auf den Tisch.

tirre zu machen, als dies jedoch nicht den ge­wünschten Erfolg aufwies, wurde am 1. Sep­tember der Vertrag der Hohenelber Baum auf hingewiesen, daß die Betriebe gesperrt wer wollindustrie gekündigt, und gleichzeitig dar den sollen.

unter st if sung an alle Arbeitslose ohne Un­6. Auszahlung der Arbeitslosen

Genosse Erben verdolmetschte die Wünsche der Arbeiterschaft. Der Unternehmersekretár Dr. Sübner erwiderte, daß die Entlassungen teine beschlossene Sache seien, sondern daß es vielmehr dem einzelnen Unternehmer überlassen bleibe, nur deshalb vorgenommen werden, damit die was er zu tun gedenkt. Die Entlassungen sollen Unternehmer während der Stillegung von der Steuer befreit würden. Es sollen auch die Arbei­ter nach Möglichkeit wieder eingestellt werden, nur müsse es den einzelnen überlassen werden, ob die Verheirateten oder die alten Arbeiter be­rücksichtigt werden sollen.

Zu diesen Betriebssperrungen nahmen die Arbeiter vorerst in zwei Vertrauensmän nersigungen Stellung, welche am 2. Sep­tember und 3. September in Hohenelbe und Ar­ nau stattfanden. In beiden Sigungen berichtete Genoffe Freund über den Stand der Dinge, Aus Genosse Freund verwies auf die Befürch­der zum Teil hißigen Debatte konnte entnommen tung der Vertrauensleute und Betriebsausschüsse, werden, daß die Stimmung unter der Arbeiter- daß diese bei der Wiederaufnahme der Arbeit keine schaft bereits sehr gereizt war, und den Vertraus Berücksichtigung finden werden. Darauf erklärte ensleuten fiel es schwer, Ruhe und Ordnung auf Dr. Hübner unter Zustimmung der Unterneh

,, Gnuff, gnuff! Es ist das Ferfel!" sagie| im Grunde war sie träumerisch und verlegen. Jürgen, indem er noch immer unterm Tisch Dieser Bursche amüsierte sie nicht bloß, sondern herumwühlte. fing auch an, ihr zu gefallen.

Im ganzen Saal hielt man sich den Bauch vor Bachen. Die Bauern stießen ihre Frauen in die Seite, und in allen Eden hörte man:

Hi, hi!" Es ist das Ferfel!"

Das Tier hatte sich inzwischen in eine Ede geflüchtet, und nun machten sich alle auf, um es wieder einzufangen,

Mitten in dem Tumult wurde ein Tisch umgestoßen, die Gläser rollten zur Erde und zer­brachen in tausend Stüde .

Jürgen wurde immer fühner. ,, Meisterin," sagte er auf einmal mit einem scheinbar spöttischen Tone, der aber eine gewisse Erregung verriet, Meisterin, wenn eine solide Frau wie Sie so ein Pfarrkind wie mich haben wollte, ich glaube, der Pfarrer von Dinghelaar wäre wohl auch damit einverstanden. Was meinen Sie dazu?"

Das sind Dummheiten," antwortete sie, in­dem sie gleichfalls einen gleichgültigen Ton anzu­schlagen suchte. Solcherlei Zeug reden die Jung­gesellen immer, wenn sie getrunken haben." Er gab jedoch nicht nach:

Nur fünf Franten für ein ganzes Schivein?" bemerkte Flip. Nicht einen Schinken! Als der Tumult ein wenig vorüber war, Doch, alle vier, mein Bester Sagen fagte Wannes Andries, der über den verlaufenen wir sechs Franfen und trinken wir ein Glas Beirendrechter und seine leichtsinnige Schwester zusammen. Also, Frau Wirtin, zwei Glas! unruhig zu werden anfing: ,, Lachen Sie über mich, Meisterin, aber Willst du?" Baßt uns gehen; es ist genug der Tollheit!" sagen Sie nicht nein. Man wird alles müde, nichts So machte man sich denn auf. Aber Jürgen felbst Witwe zu sein oder ein herrliches Leben zu reklamierte fein Ferkel. Das geplagte Tier hatte führen. Wo des Pfarrers Predigten umsonst sind das Ausgehen eines Gastes benützt, um sich durch und der alte Faas sich umsonst ärgert, da fönn die halbgeöffnete Tür davonzumachen. ten Sie noch etwas fertigbringen, Meisterin Cramp. Ihnen zulieb würde ich mich bessern und ein anderes Leben anfangen. Werden Sie doch die Meinige!"

Aber Jürrie wollte seine Freiheit be halten und dem liederlichen Leben nachgehen, folange es ihm gefiel; er wollte mit seiner unbe­ständigen, sinnlichen Person uoevallhin spazieren gehen, wo es nur zu zechen gab: auf die fetten teerdagen", an denen sich die Bruderschaften amüsierten, auf die Kirmessen, wo es Würste und Kuchen gab, auf die Festtage der Weiler im Pol­der und in den Dünen. Diesesmal hatte seine feine Nase ihn zu seinen Freunden, den Stevens, geführt, wo er mit Annemie, den Andries und zahlreichen Bettern und Verwandten der Gast­geber zusammentraf. Diese Gesellschaft hatte die feinen Stücke eines fetten Schweines von den ,, Nein, acht Franken, oder ich will Ohren bis zum Schwanze unter sich verteilt. mehr davon wissen, mein lieber Jürgen." Dann hatten sie sich über mehrere Schüsseln ,, Verfluchter Kerl, da hast du acht Franken." Reis, mit Milch und Safran zubereitet und mit Als Jürgen nun im Besize seines Tieres Zuder bestreut, hergemacht. Und da man diese war, fing er an, dasselbe zu quälen. Er padte ganze Last hinunterwürgen mußte, begoß man sic es mit beiden Sänden, hielt die Nase vor dessen mit einem Fäßchen starten Kirmesbiers. Daher Schnauze und bließ ihm Tabakrauch in die flei­kam es auch, daß die Gäste von Meister Stevens nen verlegenen Augen. alle fröhlicher und geschwäßiger Laune waren. Annemie mischte sich jedoch dazwischen: In dem Saale drängten sich die Männer Wie können Sie doch solch ein armseliges und die Frauen um die Tische. Die Bierpumpen Tierchen aufladen? Es wird faputt sein, che Sie waren ohne Unterlaß in Bewegung, die Pfeifen nach Beirendrecht kommen!" brannten beständig, die Gläser stießen aneinan- 2! ber Jürgen wollte sich für seine acht Fran- Jürgen ging neben der jungen Witwe der, die Gäste versetzten gegenseitig zuweilen fen amüsieren. Auf einmal fand er seinen Spaß einher. einen freundlichen elaps, und unter den ge- daran, das Tier unter die Röcke seiner Nach- Meisterin Annemie, was halten Sic von schwärzten Balfen der schon dreihundert Jahre barin laufen zu lassen, und als die Witwe sich mir?" fragte er fie. alten Decke tanzten Säulen von Rauch. wehrte, jagte der lustige Bruder, indem er unter ,, Sie sind ein drolliger Mensch, aber ich mag Zwei junge Bauern traten in die Stube. ben Tisch froch, er wolle bloß sein Tier wieder solche Menschen gut leiden." Der eine trug unterm Avm ein Ferkel, das er haben. Die Frauen schrien alle zugleich, aber Das Leben ist furz, die Kirchmessen find uf der Messe gefauft hatte. Das rosige Tierchen es war besonders die Meisterin, die feinen An- selten. Man findet nicht jeden Tag ein Paar pas­das so sett war wie ein hüsches rundes Nüdel griffen ausgefeßt war. Sie war feuerrot geworfender Schuhe." chen, zitterte und grunzte vor laute: Furcht. ben und schrie aus vollem Halse. Sie nidte beifällig zu diesen Sprüchen, aber|

,, Bah! Das Spiel ist zu Ende. Man hat doch wenigstens dabei gelacht!" bemerkte der Lustigmacher ganz verständig.

Sie begaben sich nach dem Dorfe hin. Der Lärm hatte jetzt seinen Höhepunkt erreicht. Man hörte ihn schon aus der Ferne, und die Lampen der Buden leuchteten wie rote Fleden in der dunklen Nacht.

,, Großes Kind, man sollte fagen, Sie seien noch ein unschuldiger Junggeselle. In Ihrem Alter hats noch Zeit!"

,, Hören Sie mal," flüsterte er ihr zu ,,, über­Legen Sie sichs. Ich weiß eine gute Idee. Da ich einen schlechten Namen habe, so könnten Sie mich wohl auf die Probe stellen. Um anzufangen, werde ich bloß den Knecht spielen. Und wenn ich fleißig wäre, fönnte ich vielleicht vom Hänge­boden des Knechtes ins Bett der Meisterin hinab­fteigen."

Man sieht, daß Jürgen Faas gern Spaß macht," erwiderte Annemie, ohne näher auf sei­nen Vorschlag einzugehen.

( Fortseßung folgt.)