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Kreisgewerkschafts

1091

An die

Kommission

Boltichedamt 57544.

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2. Jahrgang.

Fischern.

Lastenstr.87.

aldemokrat

Zentralorgan der Deutschen sozialdemokratischen Arbeiterpartei in der tschechoslowakischen Republit.

Mittwoch, 13. September 1922.

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Nr. 215.

Die Zauberformel. Für die Einberufung des Parlamentes. Wer sind die Scharfmacher

Wer erinnert sich nicht der Klagen der Agrarier in der Zeit der staatlichen Bewirt­schaftung, da der Staat die Uebernahmnspreise für landwirtschaftliche Produkte feſtjeßzte? Da mals konnten uns die Agrarier nicht genug vom Segen des freien Handels erzählen, von den Vorteilen, die aus der freien Preis­bildung auf dem Markte für den Konsumenten erstehen. Das gangbarste Schlagwort der Agra rier war die Forderung nach dem freien Handel und die bösen Sozialdemokraten, welche den agrarischen Profitgelüften nicht nachgeben woll­ten, wurden jeden Tag dem Landvolk als seine ärgsten Feinde hingestellt.

Eine Abordnung des Vorstandes der deutschen sozialdemokratischen Arbeiterpartei, bestehend aus den Genossen Dr. Czech, Sermak und Kremser hat am Dienstag, den 12. 5. M. beim Präsidenten der Nations­versammlung Tomaschek vorgesprochen, um ihm den am gleichen Tage gefaßten Beschluß des Parteivollzugsausschusses auf sofortige Einberufung des Parlamentes zu verdolmetschen. Unsere Genossen setzten dem Präsi­denten Tomaschek die Gründe auseinander, die die Einberufung ange­fichts der katastrophalen Wirtschaftskrise, der riesenhaften Arbeitslosig. feit notwendig machen und verwiesen darauf, daß es selbst der Minister. rat sei, welcher das Parlament zur Verwirklichung der von ihm vorge­schlagenen Abwehrmaßnahmen aufgerufen habe.

Präsident Tomaschet brachte der Abordnung zur Kenntnis, daß sich das Präsidium des Abgeordnetenhauses erst kürzlich mit der gleichen Frage zu beschäftigen hatte und den ihm vorliegenden Antrag abgelehnt habe. Allerdings könne er sich der ihm dargelegten Auffassung, daß sich durch die Beschlüsse und das Programm der Regierung die Situation einigermaßen geändert hat, nicht verschließen und wolle daher die Frage der Einberufung des Parlamentes im Präsidium neuerlich zur Erörterung stellen und zu diesem Behufe eine Sigung des Präsidiums für Dienstag, ben 19. September einberufen.

*

Der Klub der Abgeordneten der deutschen sozialdemokratischen Arbeiterpartei hat an das Präsidium des Abgeordnetenhauses folgendes Schreiben gerichtet:

Un das

im Bergbau?

Es ist kein Zufall, daß alle scharfmacheriſchen Pläne, die gegen die Bergarbeiter ausgehect werden, von währ.- Oſt ra u' ausgehen. Das die Bergdirektoren Troltsch, Modr und Sebela.

Pospisil,

Wer sind nun diese Herren? Bergdirektor Troltfch ist Direktor der Berg- und Hüttenerfsgesellschaft und der strauer Bergbaualtiengesellschaft vorm. Fürſt Salm.

Herr Pospisil ist Zentraldirektor der Nordbahnschächte.

Herr Sebela Direktor der. Witkowizer Bergbau und Eisenhüttengesellschaft,

Bergdirektor Lendl der Steinkohlenwerke Orlau- Lazy( Gutmannschächte).

Das sind die vier größten Bergwerksunter nehmungen in Oftrau, die 27 Schächte mit mehr als 30.000 beschäftigten Bergarbeitern repräsen­tieren.

Es ist selbstverständlich, daß die genannten Bergdirektoren als Vertreter der Grubengeſell­schaften nicht nach ihrem eigenen Belieben, in han tschechoslowakischen Staate meistens nicht sehr be fannten Auftraggebern, den Generaldirektorent und Verwaltungsräten, die entsprechenden Auf­träge empfangen. Die Berg- und Hüttenverts gesellschaft, die hier durch Bergdirektor Troltsch vertreten wird, erhält ihre Weisungen zunächst für alle wichtigsten Maßnahmen auf die Entschei vom Generaldirektor Günther- Wien, welcher dung durch die Gesetzgebung verwiesen. Soll daher direkt dem Verwaltungsrate unterſteiji. Im auch nur das Programm der Regierung zur Ver- Verwaltungsrate befindet sich als Präsident Herr wirklichung fommen, ist die ungefäumte Wieder- Schneider- Paris, als Vizepräsident Tottor aufnahme der parlamentarischen Arbeiten eine wingende Notwendigkeit. Doch auch davon abge Sieghardt Wien( Bodentreditanstalt). Ne­abgeben Dr. Taussig und nach einigen anderen ehen, muß in einer so schweren Situation den Wienern siten aber in dem Verwaltungsrat die gewählten Bolfsvertretern die Möglichkeit gegeben qutbefannien Tschechen: Prof. Englis, Dr. werden, auch aus eigener Initiative, Maßnahmen zur Erörterung zu stellen, ohne die eine, wenn auch nur teilweise, Linderung der katastrophalen Wirtschaftskrise ganz unmöglich ist. sofortigen Zusammentritt der Nationalversamm Es sprechen also alle Erwägungen für den fung. Der durch die sofortige Einberufung die Er­füllung ihrer verfassungsmäßigen, primitivsten Aufgaben ermöglicht werden muß.

Raum war aber die staatliche Bewirtschaf­tung abgeschafft worden, da begannen auf dem Weltmartte die Getreidepreise zu sinken, wozu noch das Steigen der heimischen Währung kam, wodurch die Getreidepreise in tschechoslowaki. schen Kronen arg heruntergedrückt wurden. Nun vergaßen die Agrarier rasch ihre Liebe zur freien Preisbildung auf dem Weltmarkte, fie zogen eine neue Walze auf und jammerten darüber, daß das Sinken der Getreidepreise auf dem Weltmarkte den Bestand der Lanwirtschaft bedrohe und die Bauern ruiniere. Mit einem Male war der freie Handel, der von den Agra­riern als die b'e ste Medizin für die Land­wirtschaft der Nachkriegszeit angesehen wurde, ein tödliches Gift geworden! Nun fürch ten die Agrarier die freie Stonkurrenz wie der Teufel das Weihwasser und behaupten, daß der Landwirtschaft nichts anderes nüßen könne, als Agrarzölle, daß die Bauern ohne Agrar- Präsidium des Abgeordnetenzaujes der zölle verhungern müßten. Alle landwirtschaft­Nationalberfammlung, lichen Körperschaften, zuletzt vor einigen Tagen Prag. der Bauerntag in Jägerndorf , haben sich in Resolutionen begeistert für die Agrarzölle aus- Das Präsidium des Klubs der deutschen gesprochen, eine gemeinsame Zentrale aller Sozialdemokraten gestattet sich, unter Berufung Landeskulturräte will das Material herbei- demokratischen Arbeiterpartei in den Sigungen auf die vom Parteivorstand der deutschen ſozial­schaffen, womit die Agrarier ihre Forderungen am 23. August und 12. September gefaßten Be­nach Agrarzöllen begründen wollen. schüsse, die sofortige Einberufung des Abgeordne Ein Hindernis auf dem Wege zu den tenhauses zu beantragen. Agrarzöllen ist aber die Koalitionspo- Die ungeheuere Ausdehnung der Wirtschafts­Iitik der politisch mächtigsten Schichte der frise mit ihren furchtbaren Wirkungen für die Agrarier, der tschechischen republikanischen Par- deutsche Arbeiterschaft hatte schon zu Ende des tei des Landvolkes. Die fünftige Regierung, Monates Auguſt das dringliche Verlangen nach die nicht zur Welt kommen kann, obzwar die sofortigem Zusammentritt des Parlamentes aus­Geburtswehen schon längere Zeit andauern, gelöst und zu dem erwähnten Beschluß der deut muß irgendwie zum Bollproblem Stellung neh ngwischen hat sich die Strife ganz außerordentlich stellen. schen sozialdemokratischen Arbeiterpartei geführt. men. Nun sind die Agrarier für Agrarzölle, verschärft. Die Erregung hierüber fand in massen­während die proletarischen Parteien der tsche haft besuchten Versammlungen und gewaltigen chischen Koalitionsmehrheit sich scheinbar trok Rundgebungen der deutschen Arbeiterschaft der Re- zeichnen für den allem nicht entschließen konnten, die endgültige publit ihren starten Ausdrud. Zusage zur Einführung von brotverteuernden Die Regierung hat am Sonntag in einem der deutschen sozialdemokratischen Arbeiterpartei. Lebensmittelzöllen zu geben. Deswegen wollte Aufruf an die Bevölkerung ihr Programm zur der langjährige Ministerpräsidentschaftskandi- Linderung des Notstandes verlautbart und darin

Der Klub der deutschen sozialdemokratischen Abgeordneten gibt sich daher der bestimmten Er­wartung hin, daß seinem Ansuchen aus den darge­legten Gründen entsprochen werden wird und er­sucht, diesen Antrag zur schleunigsten Verhandlung in einer ungefäumt einzuberufenden Sigung des verehrlichen Präsidiums zur Entscheidung zu

Mit dem Ausdrude vorzüglichster Hochachtung Klub der Abgeordneten

( Folgen die Unterschriften.)

Bertagung der Krise im Kohlenbergbau.

Die weiteren Berhandlungen am 21. September.

reis( 2ivnobant), Dr. Scheiner( Obmann der Sofolgemeinde) und Dr. Feifrlit. Die Gesellschaft besitzt neun Gruben mit über 10.000 beschäftigten Arbeitern.

raldirektor Dr. Pospisil und den Bergdiret Die Nordbahnschächte, die durch den Gene tor modr vertreten merden, besigen 7 Schächte mit ungefähr 7000 beschäftigten Arbeitern. In dem Vermaltungsrat fißen die Herren Hartet, Guttenberg, Egner neben anderen te­nern aber auch Herr Dr. Karl Vystovsky als Vizepräsident und Heinrich Bělohkibek im Berwaltungsrate.

Die Witkowiger Bergbau- und Eisenhütten­werksgesellschaft mit 7 Schächten und 9000 be­schäftigten Arbeitern wird durch Bergdirektor Sebela vertreten. Derselbe untersteht mit dem bekannten Direftor Sonnenschein der Wit­fowißer Hütten den Besitzern Louis Roth­ schild und Max Guttmann- Wien.

Die Steinkohlenwerte Orlau Lazy mit vier Schächten und über 5000 beschäftigten Bergarbei­tern werden durch Bergdirektor end vertre ten, welcher direkt den Eigentümern Mag, Ru­dolf, Wilhelm und Johann Gutt­mann- Wien untersteht.

dat Švehla lange die Regierung nicht überneh­men und hat nun, um die fünftige Koalitions­Es ist leicht erklärlich, daß die genannten Un­regierung doch zustande zu bringen und zu ver­ternehmungen durch ihre vertretenen Direktoren hindern, daß die bisherige Regierungsmehrheit bei allen Fragen des Ostrauer Revieres den Ton auseinanderbricht, einen Ausweg gefunden, der angeben und entscheidend die Tattit bestimmen, dem schlauen Manne alle Ehre macht. Er hat eben die Tattit, die Herr Generaldirektor Gün­die Klubs der Abgeordneten und Senatoren ber Gestern haben den ganzen Tag bis in die da sie nicht gekündigt sind, in straft waren. Ein her seinem Bergrat Troitsch, die Herren tschechischen Agrarpartei zusammentreten lassen späten Abendstunden im Minifterium für öffent- Vermittlungsvorschlag der Regierung, Sartenberg und Guttenberg dem Herrn Direttor und diese haben nun eine Reihe von Forde liche Arbeiten Unterhandlungen zwischen die Prager Vereinbarungen generell noch vier Pospisil, die Herren Rothschild und Gutt­rungen aufgestellt, worunter, wie durch ein den Organisationen der Bergwerfsbcfiber Wochen in Kraft zu lassen und inzwischen die mann ihrem Direktor Sebela auf dem Dienst­Zauberfunststüd, die Agrarzölle plößlich ver- und den Vertretern der foalierten Bergarbei Paritätskommission einzuberufen, wurde nicht wege durch Herrn Zentraldirektor Sonnen­schwunden sind. Nun verlangen die Agrarier terverbände stattgefunden, um über die Ver- afzeptiert. Die Verhandlungen wurden damit schein und die Brüder Guttmann dem Direttor völlige Handelsfreiheit, keine Industriezölle tragsfündigungen, besonders in Oftrau, zu ver- borläufig abgeschlossen, daß in den nächsten Ta- endi anbefehlen. Und wenn nun diese unte­und feine Agrarzölle. Aus den entschie handeln. Zu einem Abschlusse der Verhandlungen in Ostrau die Paritätskommission ren Sprachorgane der Gesellschaften die Forde bendsten Schutzöllnern sind nun gen ist es nicht gekommen. Beide Parteien haben einberufen wird, deren Ergebnis zur Grundlage rung aufstellen: Rückkehr zur normalen Ar­auf ihrem Standpunkte beharrt. Die Ostrauer für die Verhandlungen im Oſtrauer Revier beitsweise" so lohnt es sich der Mühe, zu unter­begeisterte Freihändler gewor- Bergwerksbefizer erklärten, daß sie zur Vertrags- bienen soll. Die weiteren Verhandlungen wer- fuchen, was 3. B. die Herren Direttoren Gun­den! tündigung berechtigt waren, während die Vertreden am 21. September im Ministerium für her und Sonnenschein unter normaler Die Industriellen werden nicht sehr er- ter der Bergarbeiterorganisationen den Stand- öffentliche Arbeiten stattfinden. Die Krise ist also Arbeitsweise verstehen. baut sein von der plößlichen Begeisterung der puntt vertrafen, daß die Prager Vereinbarungen, vorläufig vertagt. Agrarier für die Zollfreiheit aller Artikel. Die befißenden Klassen in der Industrie haben ge­

Bei der ersten Sißung des Eisenwirtschafts­rates im Striegsministerium, die am 30. und 31. Oftober 1917 unter dem Vorsitz des österreichi­gen Zollfreiheit auf Lebensmittel nichts einzu dern eine Formel zu finden, damit die neue lingt es, die tschechischen sozialistischen Parteien schen Kriegsministers v. Stöger- Steiner stattfand, wenden, wenn sie nur Industriezölle und da- Regierung gebildet werden kann und die all- durch seine schlaue Methode doch zu einem Zu- haben die Herren Grubenbarone, da sie einmal mit ihre Ertraprofite in der Tasche haben. nationale Stoalition die Aussicht hat, wieder geständnis in der Frage der Agrarzölle zu ganz allein nur mit hohen Militärs und Vertre. Imponierend ist die Art, wie die tern der Ministerien beisammen waren, sich so Der Herr Švehla überläßt es also großmütig ein paar Wochen unbekümmert um alle öfono- bringen. den Industriellen um Industriezölle zu kämp- mischen und sozialen Probleme fortzuwursteln. neue Regierung zustande fommt, gerade nicht ganz gehen lassen, nach dem Grundsay:" Weß In Wirklichkeit fann eine solche Formel und die Taschenspielerkunststücke des Herrn das Herz boll, dem geht der Mund über", so er­flärte dort Generaldirektor Günther, nachdem fen und glaubt, daß es ihm dann ein leichtes sein wird, bei den tschechischen sozialistischen Zollfreiheit auf alle Industrie- und land- Svehla werden seine Zuschauer auf die Dauer Parteien unter Hinweis auf die Industriezölle wirtschaftlichen Produkte nicht die Grund- kaum befriedigen. Die neue Regierung bedeutet auch die Zölle für seine großagrarischen Wäh lage für eine da u ernde Regierung abgeben. wieder ein Provisorium, weil man nicht den ler durchzufeßen. Hauptsache ist dem schlauen Entweder, die Regierung schiebt die Schaffung ernsten Willen hat, die großen Probleme, die Unterhändler, nicht dak er sich gerade mit den des autonomen Zolltarifs überhaupt auf die in diesem Staate auf der Tagesordnung stehen, tschechischen Sozialdemokraten über die fünf lange Bank und soll dabei die ganze Be- in einer Weise zu lösen, die den Intereffen des tige Wirtschaftspolitik des Staates einigt, son- völkerung zugrunde gehen oder Švehla ge- arbeitenden Wolfes entspricht.

er bother tie militärischen Leiter in den Berichten wegen ihrer Saumfeligkeit gegen die faulen Ar­weiter tüchtig angeschwärzt hatte, unter anderem:

,, Es sei jetzt der Moment getom= men, wo schärfere Maßregeln am Blaze seien und insbesondere die Diszi. plin der Arbeiterschaft gehoben werden müsse.