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a.21
Kreisgewerkschafts
An die
Kommission
Sozialbemotrat, Brag. Bostichettamt 57544.
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2. Jahrgang.
Fischern.
Lastenstr.87.
aldemokrat
Zentralorgan der Deutschen sozialdemokratischen Arbeiterpartei in der tschechoslowakischen Republit.
Freitag, 15. September 1922.
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Nr. 217.
gänge.
Bauer- gegen
Desterreichs.
Die Entstehung der Internationalen Arbeitsgemeinschaft sozialistischer Parteien. sprang der Notwendigkeit, für das zerrissene, in seiner Zerrissenheit ohnmächtige Proletariat ein Instrument der Wiedervereinigung zu schaffen.
Seitdem Herr Dr. Kramař aus seinem Königstraum jäh erwachen mußte, steht er im Schmollwinkel. Auch fleine Kinder, wenn sie Wien, 14. September .( Eigenbericht.) In der Italiens zu machen. Der Vorschlag ist am besten Trotz des Spottes der einen und der zaghaften sich an diesen wenig freudvollen Ort verbannt heutigen Sitzung des Nationalrates erstattete der dadurch charakterisiert, daß ihn der Bundestanz Soffnungen der anderen stützten die Schöpfer ihr fehen, zerfallen mit der Welt, die in solchen Bundeskanzler seinen Bericht über die Reise nach ler heute gar nicht erwähnt hat. Dann sprach Dr. Wert auf die Ueberzeugung, daß trop des augenAugenblicken auch nicht annähernd ihrem gestern im Ausschusse gesagt hat. Darauf wurde nanzkontrolle über Desterreich. Die bürgerlichen Anschauungen im sozialistischen Lager die Beit Genf. Er wiederholte im wesentlichen, was er Bauer über die beabsichtigte internationale Fi- blicklichen Auseinandergehens in den taktischen Ideal reif zu sein scheint-um wieviel mehr bie Debatte über die Rede eröffnet. Als erster Parteien haben gewisse Sympathien für die Art für eine Konvergenz des sozialistischen Willens Herr Dr. Kramař, der der erste im Staate sein sprach Dr. Otto Bauer . Er erklärte, der Bundes- der Kontrolle, wie sie geplant ist. Darnach soll kommen müsse. Die Wiedererstarfung des Kapi wollte, während der schnöde Undank der Welt fanzler habe in Genf mit Recht darauf vertuie- Desterreich die Kredite in monatlichen Raten talismus, die wachsende Not des Proletariats ihm als höchste Würde bloß die Stelle eines fen, welche Verantwortung die Ententeftaaten an ausgezahlt erhalten, so daß jeden Augenblid die werde dafür günstige Voraussetzungen schaffen. Obmannes der Ersparungskommission übrig dem österreichischen Elend tragen. Hier im Na- Hungerpeitsche über Desterreich niedersausen ließ. So steht denn Dr. Kramař nun seit tionalrat aber müsse man feststellen, we I che fann. Die bürgerlichen Parteien stellen sich vor, hat sich rascher verschärft als selbst der Pessimis Die politische und wirtschaftliche Neaktion Jahren im Schmollwinkel und sucht durch hef- Schuld die Regierung daran trage. daß dies ein Mittel wäre, die österreichische mus annahm, der nach dem revolutionären Auftiges Schreien Teilnahme für sein Schicksal zu Brogramm, dessen Sauptpunkte die neue Noten- fie übersehen, daß es sich bei der Kontrolle nicht feszt hatte. Unter der Wirkung der im beschienDie Regierung ist in ihr Amt getreten mit einem Arbeiterschaft niederzuhalten. Aber schwung bei Beendigung des Weltkrieges eingegewinnen. Würde er Politik wie die andern Würde er Politik wie die andern bank und die Zwangsanleihe waren. Die No- um die österreichischen Arbeiter, sondern um die nigten Tempo erfolgenden Verschlimmerung der machen und diese Politik der andern ist ten bant ist bis heute nicht errichtet österreichische Industrie handeln wird. So sehr sozialen Lage des Proletariats in wahrlich auch nicht dem Chauvinismus abhold und die 3wangsan leihe, die viele hun wir das beste Verhältnis zur Tschechoslowakei Welt, wie sie besonders im letzten Jahre einer müßte fürchten, unbeachtet zu bleiben. derte Milliarden tragen soll, ist durch die Gelb wünschen, so würde sich auch der tschechische Kon- trat, hat in der gedanklichen Einstellung der InDarum schreit er noch lauter als die andern, entwertung ganz um ihre Wirkung ge- trollor nicht darauf beschränken, dafür zu sorgen, ternationalen Arbeitsgemeinschaft, soweit sie sich gebärdet sich noch um hundert Prozent radi- tommen. Die Sozialdemokraten haben von daß die Arbeiter den Industriellen nicht unbe- auf die taltische Stellungnahme zum Profaler und chauvinistischer als sie, wobei er jei- allem Anfang an verlangt, daß die Zwangsan- quem würden, sondern er würde dafür sorgen, bleme der Wiederherstellung der Internationale ner verärgerten Stimmung Luft macht und den leihe nicht in österreichischen Stronen, sondern in daß die österreichische Industrie un bezicht, eine gewisse Aenderung hervorgerufen, andern, die auf seine Mithilfe bei der Führung wertbeständigen Geldern festgestellt werde und es ter die Herrschaft der tschechischen die der Erziehung zur politischen Aktivität nur des Staates verzichtet hatten, Ungelegenheiten Parteien gemacht haben, indem sie diesen Antrag solle und daß die tschechische Induſtrie keine Kon- und Wirken führen muß. Die Beschlüsse der Erezeigt sich jetzt, welchen Fehler die bürgerlichen Banken und der tschechischen Induſtrie geraten nüßen kann, die zu stärkerem politischen Leben zu bereiten hofft. Dem Mißvergnügten vermag ablehnten. Es zeigt sich, daß das Finanzpro- furrenz von der österreichischen zu befürchten futive auf der Frankfurter Konferenz vom 2. und es nun niemand mehr recht zu machen und im gramm der Regierung vollständig zusammengehabe. Es würde also auch das Bürgertum von 3. September lassen dies deutlich erkennen. Zu es nun niemand mehr recht zu machen und immer aufs Neue ruft er es hinaus, daß er allein brochen ist. Dr. Bauer beschäftigte sich dann mit der auswärtigen Kontrolle nichts haben. Wenn dieser Aenderung hat nicht bloß die rasche, zu das richtige Rezept befize, den Staat zu regie- dem Vorschlag einer Zollunion mit aber selbst das Bürgertum sich mit dieser Art der Entschlüssen drängende weltwirtschaftliche Entren und der widerspenstigen Deutschen Herr zu talien, den der Bundeskanzler dem italieni . Kontrolle abfinden würde, so würde die öfters widlung geführt, es hat dazu auch die Entwic werden. Der einst durchaus nicht maßlose Dr. schen Ministerpräsidenten gemacht habe und erreichische Arbeiterschaft sich dage- lung wesentlich beigetragen, die das Verhältnis Kramař, der in Desterreich auch opportunisti lärte, daß wirtschaftlich in Italien gen mit aller Energie zur Wehr der fommunistischen zu den sozialistischen Barschen Regungen nicht unzugänglich war, beliebt, niemand diesem Vorschlag zuſtine; feten, bat Defterreich unter die teien genommen hat, daß set feitdem die erlittene angebliche Zurüdießung politisch stimmen ihm nur die Nationalisten zu, remdherrschaft des ausländischen In dem Aufrufe der Berner Vorkonferenz, jeiner Person die Milch der frommen Den welche hoffen, Desterreich damit zu einer Rolonie stapitals fom me. fungsart ihm in gährend Drachengift verwandelte, die Rolle des bösen feifenden Weibes zu spielen, das seinen Eifer daran seßt, seiner anderen Ehehälfte das Leben zu vergällen.
Ein Butsch Wrangels gegen Bulgarien? Sofia
, 13. September .( B. T. A.) In den und die Verlegung der Neutralität
der wenige Wochen vor der Wiener Konferenz der Internationalen Arbeitsgemeinschaft im Fe ber 1921 erlaffen wurde, ist das Bemühen unberkennbar, sowohl zur zweiten als auch zur sogenannten dritten Internationale in ruhiger Kritik und objektiv Stellung zu nehmen. Der Aufruf spricht beiden Richtungen das Recht ab, sich als internationale Vertretung des Proleta
Herr Dr. Kramař hat am Sonntag in Turnau eine Rede gehalten, die durchaus, wie auch alle vorhergehenden, diesen Charakter an nicht ſich trägt. Infolge der jezi Es ist ihm gar nichts recht, am geheimen Archivs des Vertreters der mit Unterstügung einiger Opposi weil ja jede von ihnen nur einen Teil des Prowenigsten will ihm die Regiererei hierzulande eine Reihe kompromittierender Dokumente vor- gen Entdeckung sind die im sturzpläne ge mehr ideell, weil prinzipielle Anschauungen gefallen. Diese Regiererei ist ihm zu weich, gefunden, aus denen hervorgeht, daß die Anhänger heitert. Die Untersuchung nimmt den nor- und politische Methoden auch für die Zukunft knieschwach und waschlappig: würde er, der Wrangels die Abse zung der Regierung malen Weg. den größeren Teil des Proletariats vom Anstarke Mann, regieren, er würde weniger ſen- 000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000 schlusse von den beiden fernhalten müssen. Die timental mit den Deutschen verfahren. Es geAnsprüche der zweiten Internationale weist der schieht zwar auch jeßt nichts, was eine Annähe haben! Aber woher nehmen! Auf England und tschechischen Imperialismus gegen alle Selb- iufruf zurüd nicht allein wegen des Versagens rung der Deutschen und Tschechen fördern Amerika will er sich nicht verlassen; zu diesen ständigkeitsregungen der niedergehaltenen Na- im Striege, das zur Not aus der Erschöpfung der fönnte, aber Dr. Sramař findet, daß gegenüber Staaten hat Stramar alles Vertrauen verloren, tionen schüßen. Nebenher geht bei Stramar historischen Wirkungsmöglichkeiten der den Deutschen noch immer eine zu große Nach daß sie die imperialistische Innenpolitit der wohl auch die Hoffnung einher, daß das„ neue weiten Internationale vereinigten Parteien er giebigkeit beobachtet wird. Als größter Schret- Tschechoslowkei stüßen würden und so erklärt Rußland " ein Damm gegen den Sozialismus, dem Proletariat neugestellten Aufgaben als reflärbar war, sondern weil sie in Verkennung der ken erscheint ihm die Möglichkeit einer solchen er, die Engländer und Amerikaner hätten für das Mittel, mit der Arbeiterbewegung aufzu- formistische Parteien fortleben wollen, wiewohl Annäherung, und der Gedanke, die Deutschen den Kampf um die Sprachenfrage, um Tafeln räumen, sein werde. Darum gelte es, sich schon sie das Vertrauen der Arbeitermassen erschütterkönnten am Ende gar in eine Regierung ein- und Aufschriften nicht das geringste Verſtänd- jest mit dem kommenden Rußland auf guten ten und so zum Element der Zerstörung des eintreten, verseht ihn, obwohl diese Gfahr gewiß nis". Frankreich sei das einzige Land, das diese Fuß zu seßen, er empfiehlt, sich der russischen heitlichen proletarischen Klassentampfes wurden. nicht groß ist, in gelinde Raserei. Da ihm, wie Fragen verſtünde, aber es habe genug andere Emigranten fürsorglich anzunehmen und er Aber ebenso wenig konnte die Arbeitsgemein jedem Siebitz, fein Spiel zu hoch erscheint, so Sorgen, als daß es sich auch noch um die Auftritt sogar für die Autonomie der Karpatho- schaft den angemaßten Anspruch der kommunimill er, daß den andern Nationen im Staate rechterhaltung der tschechischen Vorherrschaft russen ein, damit Starpathorußland nicht am stischen Internationale gelten laffen, die mit Verder Daumen fest aufs Auge gesetzt werde, un- und um die Verhinderung des Selbstbestim Ende einen Bantapfel für das tommende neue achtung der mannigfachen Bedingungen für den bekümmert darum, mas daraus werde. Der mungsrechtes der Deutschen fümmern tönnte. Regime in Rußland bilden könne. Hat Dr. Staat ist ein tschechischer und ein nationaler, Und so hat Herr Dr. Kramar nur die eine Hoff- Stramar erst wieder Väterchens Knute als damit basta, so ruft Stramar, und dabei ficht nung, den Panslawismus, oder deutlicher ge- Schuß und Schirm zur Seite, dann pfeift er ihn die Tatsache nicht im mindesten an, daß die sprochen: das neue Rußland", das fommen auf England, Amerika und Frankreich , deren Tschechen kaum die Mehrheit der Bevölkerung werde und kommen müsse und unter dem er westliche Sitten und Auffassungen von Demo- tommunistische wieder aufzubauen. im Staate bilden. Er fennt nur zwei Nicht das Wiedererstehen des Barismus versteht. Ist fratie den Kramařschen Plänen unangenehm Diese durchaus notwendige kritische Abgren linien: die eine sind die Friedensverträge, die erſt die Bolschewikenherrschaft in Rußland be- zuwiderlaufen. Gegen die" Pazifiſten" bort, zung gegen die zweite und dritte Internationale nach ihm nicht angetastet werden dürfen, die seitigt und das alte Regime wieder hergestellt, welche die Zustände in der Tschechoslowakei war feineswegs eine rechtfaberische Rivalität zweite sein Gewissen, vor dem er, den ent- dann ist der Augenblid für ein starkes Sla- nicht als ideal ansehen wollen, erfüllt ihn grim- gegen fie; die Arbeitsgemeinschaft dachte teinen sprechenden Dimensionen dieses Gewissens ge- wentum" gekommen und dann ist auch die Ge- mer Born und empört rief er in Turnau :" Alle Augenblid daran, neben den schon bestehenden mäß, ohneweiters zu bestehen vermeint. Bon währ für die Aufrechterhaltung der inneren diese Kongresse( Sramař dachte dabei an die Internationalen eine neue zu errichten und so einer territorialen Autonomie der Deutschen Politik der Tschechoslowakei, wie sie Stramar Prager Völferbundstagung!) sind mir in der den Riß zu vergrößern und die Spaltung zu verewigen. Sie war sich immer bewußt, daß sie, fönne feine Rede sein und im übrigen seien wünscht, für die Ewigkeit gegeben. Der neue Seele zuwider!" und man kann es ihm aufs um für die von ihr geführte Sache Vertrauen zu ihnen ohnehin„ weit mehr Rechte" im Staate Bar- ben er mit allen Fasern feines reaftionä- Wort glauben, daß ihm die Demokratie ebenso weden, nichts anderes sein könne und dürfe als eingeräumt, als die Friedensverträge festseßen. ren Herzens herbeisehnt, als Helfershelfer und verhaßt ist, wie er den Barismus liebt und her- bie ehrliche Maklerin, welche die Annäherung Daran wolle er, der Dr. Kramař, aber nicht Polizeibüttel der tschechischen Chauvinisten zur beisehnt. der proletarisch- sozialistischen Parteien fördern,
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Klassenkampf in den einzelnen Ländern die sozia liſtiſchen Methoden in der ganzen Welt unifizieren wollte und sich darum anschickt, die vorhandenen Organisationen des Proletariats zu spalten und zu zertrümmern, um sie dann als
weiter Anstand nehmen, denn er und seine Ston- Niederhaltung der anderen Nationen da Die Gedankengänge des Herrn Dr. Kra- den Saß zwischen den veruneinigten Brüdern nationalen hätten ein so weiches Gemüt, daß würden den Deutschen sicher alle Träume vom mař sind nicht uninteressant. Aber er sei an abbauen, das Arbeitsprogramm des Sozialis fie den Deutschen dieses Mehr an Rechten gnä- Selbstbestimmungsrecht bald vergehen! Das ist das Wort Wilhelm Buschs erinnert: Erstens mus zu einem vereinigenden und versöhnenden digst belassen wollen. Im übrigen rät er: nur der Königsgedanke des Herrn Dr. Kramar, dem fommt es anders, zweitens als man denkt. Aftionsprogramm wandeln, im Dienste des Pro nicht fürchten! Es gelte, starf zu sein, dann die Herrschenden im Staate, nach seiner Mei- Wenn er glaubt, es fönnte Rußland dauernd letariats die böse Vergangenheit der gegenseitifönnen die Deutschen und die andern Nationen nung, immer noch zu wenig huldigen! Und doch wieder das werben, was es war, die blutige gen Bekämpfung vergeffen machen will. Sie wollte die Internationale nicht vr ruhig schreien. stellt er ihn als einzig erfolgversprechend dar! Geißel der Reaktion, das Hemmnis der De- ganisieren, fie wollte ihre Organi Freilich, ganz ohne Furcht scheint auch Gestützt auf das neue Rußland" werde alle mokratie und Freiheit, so fann er sich böse fierung im Proletariate psycholo Herr Dr. Kramař nicht zu sein. Mit Mißbe- Bangnis, alle Sorge und Angst weichen können irren. Sicher ist, daß das Recht der Völfer sich gisch vorbereiten. hagen sieht er, daß hinter den vier Millionen und niemals brauche befürchtet zu werden, daß troß Kramař und seiner von ihm erwarteten Deatschen der Tschechoslowakei die sechzig Mil- die Tschechoslowakei ein zweisprachiger Staat zaristischen Henkersknechte sich schließlich doch lionen Deutschen im Reiche stehen und so meint werde, denn das neue Väterchen mit seinen burchseßen wird und muß. er: auch wir müssen hinter uns eine Wand Soldaten und Kosaken wird Kramař und den
Daß sie damit einer gebietenden geschicht lichen Stunde gehorchte, beweist der zunehmende Anhang, den die Arbeitsgemeinschaft findet. Jmmer neue Sektionen meldeten sich zum Ein