1091

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An die Kreisgewerkschafts Kommission

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Fischern.

Lastenstr.87.

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2. Jahrgang.

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ialdemokrat

Demumwvegan der Deutschen sozialdemokratischen Arbeiterpartei

Nationalsozialistische Krise.

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in der tschechoslowakischen Republit.

Donnerstag, 21. September 1922.

Eröffnung des Parteitages der U. S. P.

Genosse Crispien:„ Stolz und aufrecht schlagen wir in die Bruderhand ein, die uns entgegengestredt wird.“

Gera  , 20. September.  ( Eigenbericht.) Heute abends 6 Uhr wurde in Gera   in der fest­lich mit grün und rot geschmückten Tonhalle der Parteitag der Unabhängigen Sozialdemo fratie eröffnet. Im Auftrage der Geraer   Parteigenossen wichtete Genosse Knauf eine Be­grüßungsansprache an die Delegierten und sprach die Hoffnung aus, daß nichts die Vereini gung verhindern werde, die eine ökonomische Notwendigkeit und ein Gebot der revolutionären Dialektif sei. Knauf schilderte dann die Entwicklung der Arbeiterbewegung in Gera  , das eine Hochburg des Sozialismus sei und das fest zur Unabhängigen sozialdemokratischen Partei ge standen habe. Auch jeßt würden die Genossen von Gera   daran arbeiten, daß der Klassenkampf zum Gemeingut der vereinigten sozialdemokratischen Parteien werde.

Hierauf ergriff Genosse Crispien das Wort, um den Parteitag im Namen der Zentral verwaltung zu eröffnen. Gegenüber der erstarkenden Reaktion sei es notwendig, die Arbeiter­Classe wieder zu vereinigen. Wir bleiben dem Sozialismus treu, keiner gibt seine Ueberzeu. gung auf, stolz und aufrecht schlagen wir in die Bruderhand ein, die uns entgegengestreckt wird. Zu Vorsißenden werden Wilhelm Bod( Gotha  ) und Wilhelm Dittmann  ( Berlin  ) gewählt. Nach Festsetzung der Tagesordnung folgen die Begrüßungsansprachen der ausländi­schen Vertreter. Die eigentlichen Verhandlungen beginnen morgen vormit. tag

Englands Arbeiter gegen Lloyd George  .

London  , 20. September.  ( Eigenbericht.) Für heute abends hat die Arbeiterpartei eine Bertreterversammlung einberufen, in der ein Antrag beraten werden soll, der folgenden Wort­laut hat: Nach unserer Ansicht ist die gegenwärtige Krise, die uns in einen neuen Krieg zu stürzen droht, die direkte Folge unserer Außenpolitik Lloyd Georges. Wir betrachten diesen Mann als eine Gefahr für den Weltfrieden und verlangen sofortige Neuwahlen, damit die öffentliche Meinung Englands die gegenwärtige schlechte Regierung über den Haufen werfen

fann.

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Inland.

Nr. 222.

Kein Parlament!

Wie schon berichtet, soll das Parlament In der Partei der tschechischen National­,, borläufig" nicht zusammentreten. Das Prä­fozialisten knistert und kracht es in allen Fu­fidium des Abgeordnetenhauses hat die For­gen. Zwei Symptome aus den letzten Tagen derung des Klubs, des Parteivorstandes und beweisen dies besonders deutlich: eine Ber­der Gewerkschaftsorganisation nach sofortiger sammlung gewerkschaftlicher Vertrauensmän­Einberufung des Abgeordnetenhauses mit ner, in der Minister Tučny sprach, verweigerte. Mehrheit abgelehnt. Auch die tschechischen zur Haltung der Regierung in der Frage der Sozialdemokraten haben in den lezien Tagen Krise, wie auch zur Tätigkeit des genannten das Verlangen nach Einberufung des Hauses Ministers in der Regierung ihre Zustimmung. gestellt, aber dennoch hat in der Sigung des Das ist das eine Symptom; das andere zeigte Abgeordnetenhauspräsidiums nur der Ver­fich darin, daß am Sonntag zwei Führer der treter der deutschen   Sozialdemokraten für die tschechischen Nationalsozialisten, Slofač und Einberufung gestimmt. Die Mehrheit des Krejči, in Versammlungen ihrer Partei ein­Präsidiums hält es also nicht für dringlich, ander schroff entgegenstehende Anschauungen daß das Parlament zusammentrete. Eine entwickelten: der eine für die bisherige Politik furchtbare Wirtschaftskrise sucht die Bevölke­der Partei und gegen eine Einheitsfront mit rung heim, zehntausende Arbeiter und Ange­den Kommunisten, während der andere scharf stellte rufen nach Hilfe, aber die Einberufung die Politik der Partei angriff und für die Her­des Parlamentes, der einzigen Stelle, wo die stellung einer Kampffront mit den sozialisti­notleidende arbeitende Bevölkerung ihre Stim­schen Parteien, mit Einschluß der Kommuni­me erheben könnte, hält das Präsidium nicht sten eintrat. Hervorragende Vertrauensmän­für dringlich. Auch die Regierung nicht. Sie ner, welche öffentlich gegeneinander sprechen, hat wohl in ihrem Aufruf an die Bürger des wobei der Sprecher der einen Richtung die Staates eine Reihe gesetzgeberischer Maßnah Anhänger der anderen Richtung mit dem men gegen die Kerise und Teuerung angefün­Hinauswurf aus der Partei bedroht, andere digt, aber gerade über ihre Weisung unter­Bertrauensmänner, die als Exponenten der bleibt die Einberufung des Parlaments. Deut­Partei in der Regierung von ihren Genossen licher kann das frevle Spiel, das die Regierung ein folennes Mißtrauensvotum erhalten, das mit der Bevölkerung treibt, nicht zum Aus. drud kommen: die Regierung verspricht, im zeigt mehr als alles andere, daß die Partei gefeßgebenden Körper Anträge auf Bekämp von schweren Zerwürfnissen durchwühlt ist. fung der Teuerung und Wirtschaftenot zu stel Daß in der tschechischen nationalsozialistischen Partei Gegenfäße der Anschauungen über Po­  len, aber sie verhindert, daß das Parlament litik und Taktik bestehen, weiß man wohl schon zusammentrete, um die angekündigten An­träge zu beschließen! Man fann dies nicht an­feit langem, aber das ist naturgemäß bei allen Parteien der Fall, die auch nur einigermaßen ders denn als eine Provozierung der arbeiten­auf einer demokratischen Grundlage und nicht, den Bevölkerung bezeichnen. In der„ Narodni Politika" sind die Gründe", von denen sich wie etwa die kommunistische Partei, auf dem Eine sensationelle Meldung: unerträgliche Bedingungen. die Mehrheit des Präsidiums leiten ließ, an­Kadavergehorsam aufgebaut sind; nun sind Wien  , 20. September  .( Eigenbericht.) Die zeichnet, da die Bemühungen des Böllerbundes geführt. Das„ Gutachten" der Regierung sei aber die grundsäglichen und taktischen Mei­,, Neue freie Presse" hat heute früh berichtet, daß in amtlichen Kommuniques mitgeteilt werden. dahin gegangen, daß es nicht tunlich sei, das nungsverschiedenheiten bis zum offenen Son für die österreichischen Kredite vom Völkerbund Es wird wohl so sein, wie die Neue freie Presse" Abgeordnetenhaus jetzt zusammentreten zu flikt gediehen und drohen das Gefüge der Par- die Abschaffung des Achtstundenta im Abendblatt   schreibt, daß diese Borschläge noch tei zu sprengen. Dadurch ist ein Streit zwi- ges, des Indergefeßes, die Entstaat- nicht zu fonkreten und völlig flaren Anträgen fich lassen, da der Ministerpräsident nicht anwe­schen der national radikalen Richtung einer lichung der Bundesbetriebe und die verdichtet haben. Jedenfalls würde der Versuch, send ist und in Genf   weilt. Herr Dr. Benesch seits und der die sozialen Forderungen stärker Berringerung der Zahl der Beam Desterreich solche Bedingungen aufzuzwingen, zu führt dort die Vertretung der nationalistischen betonenden Richtung andererseits über den ten auf die Hälfte als Bedingung gestellt werden schärfften Kämpfen führen. Zu der amtlichen und imperialistischen Ansprüche der tschechi Rahmen der Parteiorganisation hinausgewach den soll. Amtlich ist zu dieser sensationellen Mel- Meldung, daß auch ein Kredit von 520 Millio schen Gewalthaber, was eben die famose Ste­fen und es kommt ihm zweifellos politische bung noch keine Aeußerung abgegeben worden. nen Goldmark garantiert werden soll, ist zu be- gierung für wichtiger hält, als daß für die Es scheint, daß die Regierung fich dazu nicht merken, daß diese Summe nicht einmal das De notleidende Bevölkerung gesorgt werde. Auch und soziale Bedeutung zu. äußern will. In der Wiener Allgemeinen Zei fizit eines Jahres erreicht. bereite die Regierung die Vorlagen betreffend Das Wesen und die Haltung der Partei tung  " wird diese Nachricht als frei erfunden be­die außerordentlichen Maßnahmen erst vor. der tschechischen Nationalsozialisten hat in den lezten zehn Jahren zweifellos eine wesentliche************************** ṣˇ**** ÜÜÜÜÜÜÜÜÜÜÜNÜÜÜÜÛÛÝÛÛÛÛÛÛÛÛÛÛÛÛ Das soll ein weiterer Grund für die Nichtein­Als sie gegründet nationalistischen Schlagworten der national- Klasseninteressen der Arbeiterschaft Bedacht feit ist dies nur eine schwere Anflage, welche berufune de Barlamentes sein! In Wirklich Wandlung durchgemacht. wurde und in den ersten Jahren ihres Bestan- sozialistischen Partei leicht zum Opfer fielen. nehmen solle. des, war ihr einziger Zwed und die ihr zuge Später machte die Partei aber unleugbar eine Der Streit zwischen der mehr national. die Regierung gegen sich selbst erhebt, da sie wiesene Aufgabe, Wellenbrecher gegen die auf- Wandlung durch und sie räumte sozialen For- sozialistisch orientierten alten Gruppe, welche bisher noch immer nicht Beit gefunden hat, die strebende und damals international gerichtete derungen einen umso größeren Raum ein, je auch die Mehrheit in der Führung der Partei nötigen Vorlagen auszuarbeiten, obwohl fie tschechische Sozialdemokratie zu sein. Das mehr in ihr das kleinbürgerliche Element zu befißt, und jener, welche die Partei zu einer wahrlich Zeit genug gehabt hätte. Alle diese Gründe" sind zu fadenscheinig, als daß man tschechische Bürgertum stand bei der Geburt rüdtrat und der Stampf um die nationale wirklichen fozialistischen Arbeiterpartei um­der nationalistischen Partei Patenschaft und Selbständigkeit des tschechischen Volkes ihr im gestaltet sehen möchte, nimmt immer heftigere fie ernst nehmen fönnte und nicht erkennen förderte sie nach Sträften, in dem Bestreben. merhin eine größere Anzahl von Industrie- Formen an, so daß am leßten Sonntag der müßte, daß fie leere Ausreden sind. So soll die tschechische Arbeiterschaft ebenso für seine arbeitern zuführte. Sie hat darum nicht auf- Borsigende der Partei, Senator Slofac, höchst. benn das Parlament erst in der zweiten Sälfte Oftober(!) zusammentreten. nationalistischen, wie für seine mehr oder min- gehört, eine fleinbürgerliche Partei zu sein, selbst ausrückte, um die Rebellen abzuschreien. Bis dahin hat die Bevölkerung geduldig zu ber verhüllten sozial- reaktionären Bestrebun- aber die in ihren Reihen stehenden Arbeiter Er schlug die stärksten Töne an, wobei er es warten! Mag es auch dann vielleicht zu spät gen einzufangen und durch die tschechischen drängten sie- was natürlich nur relativ zu auch nicht unterließ, den Unzufriedenen den sein, Silfe zu bringen, was schert das die Ste­Nationalsozialisten vor ihren Wagen spannen verstehen ist umso mehr nach links, als in Hinauswurf anzudrohen. Es ist wohl wahr­

und Industriekapital nicht gab.

Der österreichische Bölkerbund- Kredit.

zu lassen. Daß die Partei nicht, wie die der Partei auch die ehemalige Gruppe der scheinlich, daß es der alten Führung der Par- gierung! Es schert sie auch nicht, daß in den Deutschgelben, mit dem Brandmal behaftet tschechischen Anarchisten aufging. Die Jahre tei diesmal noch gelingen wird, den Streit bei­Die Jahre tei diesmal noch gelingen wird, den Streit bei- leßten Wochen hunderte von Arbeiterversamm­ins Leben trat, mit Kapitalistengeldern ge- während des Krieges, da Sein oder Nichtfein zulegen, indem sie eine strenge Säuberung" lungen stürmisch die Einberufung des Hauses gründet und lange Zeit ausgehalten zu wer- des tschechischen Volkes auf dem Spiele zu vornimmt. Aber ob die Partei diese„ Reini gefordert haben! Wir leben eben in dem herr­lichsten der Staaten, so man den Namen einer den, ist nur dem Umstand zuzuschreiben, daß stehen schien, waren der nationalsozialistischen gung", ohne größeren Schaden zu nehmen, freien demokratischen Republit gegeben hat. es damals ein entwickeltes tschechisches Bank Partei günstig und es strömten ihr darum bei überstehen wird, ist wohl mehr als fraglich. Frei: denn die Freiheit des Verhungerns fin­suchte die Partei der„ narodni dělnici", wie und ganzproletarischen Schichten zu, die für geben, die auch auf die Gestaltung der inner- bet keine Grenzen! Demokratisch: denn das sie genannt wurde, die gleichen Aufgaben wie den Sozialnemus noch nicht reif, in ihr eine politischen Verhältnisse und auf den Bestand Bolt fann fordern, so viel es will! Republika. die deutschgelbe Arbeiterpartei" zu erfüllen: Mischart von Nationalismus, fritischen und der allnationalen Stoalition nicht ohne Wir- nisch: denn die Pětka verkündet: die Regie­die Arbeiter durch gesteigerte nationale Heße sozialreformatorischen Anschauungen fanden, fung bleiben würden. Die Lenker dieser Soali- rung sind wir!.. ihren Klasseninteressen abwendig zu machen, wie sie eben ihren nationalen und in der tion glauben sie festbegründet, wenn nur alle 1200 Millionen Defizit. Wie die ,, Lidove No­damit sie sich als Sturmbod ihrer nationalen Striegsnot entstandenen Stimmungen ent- Parteien, die sie umfaßt, treu zusammenhal Bourgeoisie und vor allem des Kleinbürger- sprach. Die seit der Gründung des tschechischen ten, indessen nagt der Wurm an manchen die- vinh" berichten, beträgt das Defizit im Staats­tums verwenden lassen. Aehnlich wie bei den Staates eingetretene staatliche und politische ser Parteien und macht sie von innen morsch voranschlage für das Jahr 1923 1200 Millionen Deutschgelben rekrutierten sich ihre Anhänger Berrüttung, die Erfolglosigkeit des bisherigen und brüchig und ehe die stolzen Koalitions Stronen. Durch weitere Abstriche in den Refforts aus kleinbürgerlichen Kreisen, aus Handwer- Regierungskurses und vor allem die riesige erbauer es ahnen, kann das Gebäude wie ein der Ministerien für Nationalverteidigung, Eisen­Demokratie Gozialpolitit fern, Meistersöhnen, kleinen Beamten, Halb- Wirtschaftskrise mit ihrem Gefolge von Ar- Kartenhaus zusammenstürzen. So müßte die bahn und wir leben doch in einer Republik, wo Sozialfürsorge und Gesundheitswesen hofft man intellektuellen und einer Anzahl Kleingewerb- beitslosigkeit und Elend hat die Masse der in Krise der tschechischen Nationalsozialisten die es vor Demokratie und Sozialpolitik nur so trieft licher Arbeiter, die sozial unaufgeklärt, poli- der nationalsozialistischen Partei stehenden Machthaber im Staate erkennen lassen, daß das Defisit auf 600 Millionen Kronen herabzu­tisch noch indifferent, in der Soffnung auf die Lohn- und Gehaltsempfänger enttäuscht und ihre Herrlichkeit sehr leicht zerfließen, und die seßen. Die Entscheidung darüber fällt während einmal zu erwartende selbständige Eristenz" verbittert und sie drängen nun- darauf, daß die Majorität, auf welche sie sich stützen, einmal der Anwesenheit des Ministerpräsidenten Benesch bon irregeleitetem Klassengefühl erfüllt, den Führung der Partei mehr als bisher auf die über Nacht weggeblasen sein kann.

in Prag  .