1091

a.21

An die Kreisgewerkschafts

Kommission

Sozialbemotrat, Brag.

Boltichedamt 57544.

Jaferate werden laut Tart billigft berechnet. Bei öfteren Einschaltungen Preisnachlaß.

2. Jahrgang.

Fischern.

Lastenstr.87.

demokrat

Zentralorgan ver euchen sozialdemokratischen Arbeiterpartei in der tschechoslowakischen Republit.

Kultur, die sie meinen...

am

Freitag, 29. September 1922.

Die Revolution in Griechenland  .

Brinz Georg

177

Eine neue Gefahrenquelle.

der Nachfolger Konstantins.

Die Lage in Saloniti. Saloniki  , 27. September.  ( Havas.) Die

Bezugs Bedingungen: Bei Zustellung ins Haus oder bei Bezug durch die Post

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monatlich.. 16.­vierteljährlich 48. halbjährig ganzjährig. 192.­

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Rüditellung

96.

von Manustripten erfolgt nur bei Einsendung der Retourmarlen.

Erigeint mit Ausnahme Des Montag täglich frig.

Nr. 229.

Die österreichischen Kammern für Arbeiter und Angestellte.

Ein Vorbild für das Proletariat der Tschechoslowakei  .

Von Dr. Hermann Heindl, Sekretär der Wiener: Arbeiterkammer  .

Die deutschen Klerifalen hielten Sonntag unter großer Aufmachung in Warns­dorf einen sogenannten Katholikentag ab, das ist eine jener Veranstaltungen, die eine raffi­nierte Mischung von gottesdienstlichen Hand­lungen und parteipolitischen Reden, frommen Predigten, Massenaufzügen und Festkommersen London  , 28. September  .( AR.) Aus Athen  darstellen, alles dem einen Zwede dienend: un der Nationalversammlung gewählten Rammern ter schamlosem Mißbrauch der Religion die wird berichtet, daß Prinz Georg nach der Macht des Klerifalismus zu steigern. Unter Abbankung Konstantins die Regierung angetreten den dort gehaltenen Reden ist besonders eine hat. Es heißt, daß die Revolutionäre nicht gegen Rede des Leitmerizer Bischofs Monsignore ihn sind. Obwohl in der Hauptstadt von Grie­Josef Großz bemerkenswert, weil sie die fle- chenland große Erregung herrcht, artete die Revo­rifalen Machtbestrebungen aufs deutlichste lution nicht in ernste Gewaltakte aus. zeigte, wiewohl sie dies mit, nennen wir es: bischöflicher Schlauheit durch jalbadernde Re­densarten von christlicher Nächstenliebe, christ. licher Demokratie und christlichem Geiste zu Londoner   Meldung aus Athen   soll Konstantin Paris, 28. September  .( Savas.) Nach einer verbergen suchte. Der Herr Bischof hatte die Aufgabe übernommen, in der Männerver­famminug über das Thema Kirche und Sul­tur" zu sprechen und man konnte schon begierig fein, zu erfahren, was er darüber zu sagen habe und in welchen Zusammenhang er diese einander widerstreitenden Begriffe zu bringen gebente. Er hat in der Tat das Kunststüd zu stande gebracht. Wie, das verdient eine nähere Würdigung.

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Konstantin verhaftet?

bewegung angeschlossen. Die unabhängigen Republik   Desterreich die auf Grund eines Gesetzes hiesige Garnison hat sich der Aufstands- Vor mehr als einent Jahre haben in der Deputierten Dragumis und Nikolaides erklärten, Republik   Desterreich die auf Grund eines Gesetzes daß sie die Gefühle der Truppen teilen. Die mili für Arbeiter und Angestellte oder wie man ste tärische Bewegung wird von royalistischen furz nennt, Arbeiterkammern, ihre Tätigkeit auf­und benizelistischen Offizieren ge meinsam geleitet, sie hat daher feinen aus genommen. Ihre Begründung bedeutet die Ber schließlich venizelistischen Charakter. Brinz Baul wirklichung einer alten, bis in das Jahr 1848 foll an Bord des Kriegsschiffes Elli" gefangen zurüdreichenden Forderung der Arbeiterschaft der gehalten werden. Trotz des Ernstes der Lage ist bergangenen österreichischen Monarchie. Die Tat­es in Athen   vollkommen ruhig. sache, daß auch die deutsche   Arbeiterschaft der heutigen tschechoslowakischen Republik   bis zunt Befürchtungen und Mutmaßungen. Forderung nach Arbeiterkammern stets gemein­Susammenbruche des alten Obrigkeitsstaates die verhaftet und ein Miniſter bei Unruhen erschla- lung der Lage in Griechenland   durch die politi- und vor allem der der heutigen Republit Defter­Paris, 28. September. Ueber die Beurtei fam mit der Arbeiterschaft der ganzen Monarchie gen worden sein. fchen Kreise Frankreichs   teilt die ,, Agence Savas" reich vertreten hat und die vielen Zweifel, dic effiziös mit: Welche Entwidlung auch die Auf- auch im sozialdemokratischen Lager selbst über die standsbewegung in Griechenland   nehmen sollte, Notwendigkeit des Beſtandes von Arbeiterkam­fie fann Frankreich nicht gleichgültig laffen; fie mern neben den Gewerkschaften und über deren verwvideln. Die Türfen mit ihrem angeborenen es angemessen erscheinen, nach einem Jahre des droht die Lage im Nahen Osten   noch weiter zu Wirkungsmöglichkeiten laut geworden sind, lassen Mißtrauen seien geneigt, in den Athener   Vor­gängen einen letzten Verfuch zu erbliden, die ge­fährdete Stellung Griechenlands   zu retten. Einige von ihnen feien schon auf die Rückberufung Benizelos und eine neue Offensive der griechi schen Truppen in Thrazien   gefaßt. Genf  

, 28. September  .( K. B.) Die Hellenische Abordnung beim Völkerbundrat ist telegraphisch verständigt worden, daß König Konstantin nach mittags von Revolutionären gefan gengesetzt wurde.

Die Borgänge in Athen  . Frankreich  

und die griechische Revolution.

Bestandes der östereichischen Stammern an dieser Stelle deren bisheriges Wirken und somit deren Bedeutung überhaupt zu beurteilen.

Die außerordentlichen Verhältnisse, in denen jich die Republik   Desterreich gegenwärtig befin­det, in der die Frage des Seins oder Nichtseins schon nahezu feit Jahren auf der Tagesordnung steht, haben den Kammern nicht Zeit gelassen, sich in Ruhe einzurichten. Es zeigte sich, daß sic neben der politischen Partei und neben den Ge­wertschaften ein unentbehrliches Glied Paris  

, 28. September  .( Havas.) Nach Ab­lauf des ersten Revolutionsabschnittes in Athen  ist das aufständische Militär von Piräus   abge­zogen und hat sich in öffentlichen Gebäuden ein­quartiert. Die Royalisten versuchten, bemaff neten Widerstand zu leisten, doch traten ihnen Paris  , 28. September  .( Savas.) Poincaré   in der Reihe der Stampforganisationen de Prole­benizelistische Elemente entgegen, die sich der feste dem Ministerrate die Situation im Orient letariates darstellen. Dies durch ihre Aufgabe, Polizeipräfektur bemächtigten und die Situation und in Griechenland   auseinander. Der Minister  - an der Verwaltung des Staates, deren schwer. beherrschten. Konstantin beabsichtigte, sich an- rat tonstatierte, daß die Ereignisse in Griechen- wiegender Einfluß sich gerade heute unter der fangs zu widersehen, sah jedoch später die Unmög- land die französische, im Einvernehmen mit den Last eines zum großen Teile und gerade in feinen lichkeit jeglichen Widerstandes ein. Außerdem Verbündeten bezüglich der Mustapha Kemal mit Spigen reaftionären Beamtenförpers so unange wurde ihm auch geraten, von gegeurevolutionären geteilten Anträge gefaßte Entscheidung nicht än- durch deren vorwärtstreibende Beeinflussung mit­Maßnahmen abzusehen.

dern können.

nehm fühlbar macht, durch deren Kontrolle und zuwirken, um vor allem den nicht zu unterschät Athen  , 27. September  .( Savas  .) Griechische zenden Einfluß der Handelskammern Truppen aus Mytilene und Chios  , begleitet ju parallelisieren. Um diese Mitwirkung von Kriegsschiffen, die sich der Aufstands­England für Rußlands   Teilnahme zu ermöglichen, wurde den Behörden durch das bewegung angeschlossen haben, sind gestern in Stammergesetz die Verpflichtung auferlegt, Laurion und an anderen Punkten der Küste in an der Drienttonferenz. Gesetze und sonstigen Vorschriften, die der Rege schiff Lemnos  " hat der Regierung auf radio­der Umgebung von Athen   gelandet. Das Panzer­lung von Fragen des Arbeitsverhältnisses, des London  , 28. September  .( Reuter.) Ein Arbeiterschußes, der Arbeiterversicherung und des telegraphischem Wege ein Ultimatum über- Ministerrat erörterte die Frage des Nahen Ostens. Arbeitsmarkies, der Wohnungsfürsorge, Volks mittelt, worin die Annahme der Bedingungen der Er nimmt gegenüber den Wünschen Mos- ernährung, Volksgesundheit und Voltsbildung. Proklamation des Obersten Gonatas noch vor kaus bezüglich der Regelung der Orientfragen sowie ganz allgemein der Regelung von Ange Mitternacht verlangt wird. Nach dem Minister- teinen ungünstigen Standpunkt ein, will legenheiten des Gewerbes, der Industrie, des rate erklärte Triantaphilatos, daß Papulas beauf- jedoch ernste Vorsichtsmaßnahmen getroffen sehen, tragt worden sein, mit den Aufständischen zu ver- falls die Alliierten beschließen sollten, die in der handeln. Papulas wird sofort mit den Parlamen- russischen Note ausgesprochenen Anregungen in Erwägung zu ziehen. ären in Laurion   zuſammentreten.

Sandels und des Verkehres dienen, Einbringung bei den gesetzgebenden Körperschaf­ten bezw vor ihrer Erlassung den Kammern zur Begutachtung vorzulegen. Es steht den Kammern

Der geistliche Redner begann damit, daß er kühn die Behauptung wagte, daß die Kirche den Völkern in früheren Jahrhunderten un zählige Wohltaten" erwiesen habe, wobei man nicht weiß, ob er da an die Glaubensfriege, die Inquisitionsgerichte oder die Segen- und Rezerverbrennungen gedacht hat. Ohne diejer Wohltaten" weiter Erwähnung zu tun, ging er zur Widerlegung des Vorwurfes über, daß die Kirche ihre Pflicht nicht getan habe und daß sie den modernen Völkern nichts mehr ge­ben könne. Und nun entwickelte der Herr Bischof, was er sich unter Stultur denke. Stul­tur sei ihm, so sagte er, nicht etwa die Pro­sperität der Börse, nicht der Stand der Va­luta oder Handelsbilanz. oder die Zahl des stehenden Heeres. Nun sollte man meinen, er werde als Kultur die Wissenschaft, die Kunst, die Bildung und Aufklärung nennen. Nein, Kultur ist ihm schlechthin nichts anderes als Leser merkst du was?-" die moralische und sittliche Straft des bürgerlichen Lebens". Moralisch und sittlich, man weiß, was sich das heuchlerische Zelotentum der Schwarzen dar­unter vorstellt. Von dieser Kultur habe die Kirche, so behauptet der Herr Bischof, den modernen Völkern viel gegeben. Also hören wir, was er als Beweis anführt: vor allem das Weltrundschreiben Papst Papst Leo XIII  . Das nennt Herr Groß also schon www eine Tat, auf Grund deren er zu folgern sich Stimme hören läßt." Weiter nichts? Ist das nehmen, daß er unseren Bestrebungen seine berechtigt fühlt, die Kirche habe den modernen alles, was er gegen die Not tut: die Stimme Sympathie aussprechen wollte. Doch schon Bölfern unendlich viel" gegeben. Wir wissen hören lassen? Da die Kirche und im besonde kommt der Pferdefuß des Herrn Bischof zum natürlich nicht, was in diesem Rundschreiben ren der Bapst unermeßliche Reichtümer ihr Vorschein: der Arbeiter sucht das Heilmittel steht, zu welcher Unwissenheit wir uns umso be eigen nennen, so ist das für die gerühmte christ leider Gottes" durch die Zugehörigkeit zur rechtigter halten, als wir sie mit den flerifalen liche Nächstenliebe gewiß ein bißchen zu wenig. Sozialdemokratie zu erreichen. Das heißt, er Führern und Abgeordneten teilen, denn ihnen Im zweiten Teile seiner Rede wird Herr begreift" das Streben der Sozialdemokratie. allen empfahl der Herr Bischof die Lektüre des Doch es gibt der Päpste noch mehr, die Bischof Groß schon deutlicher, wie er sich die aber er sieht es nicht gern, daß die Arbeiter Rundschreibens. Er selbst wußte darüber zu nach Bischof Groß der Menschheit Großes" Kulturmission der Kirche vorstellt: Geben dieser Partei zugehören, was leider Gottes" erzählen, daß darin der Papst schon vor Jahr gegeben haben. Er verweist auf Benedikt XV  ., Sie acht, man wird noch nach der der Fall ist. Es wäre ihm wesentlich lieber, zehnten prophetisch die heutigen Zustände vor der für einen Verständigungsfrieden eingetre- Sirche rufen." Diese Erwartung hegt er, wenn die Arbeiter im Schoße des alleinselig­ausgeahnt und die Aufgaben des christlichen ten sei. Da wäre dem Herrn Bischof zu sagen, weil er meint, die Staaten und Regierungen machenden Klerikalismus ihr Heil suchen wür­Staates gezeichnet habe. Aus dieser Inhalts- daß dasselbe und weit früher die Sozial- würden sie als Stüße der Autorität" brau- den. Dieser würde sie mit Beten, Predigten angabe den Schluß zu ziehen, daß schon das, demokraten getan haben. Wenn nun chen. Und noch einmal ruft er aus: Warten und eventuell fräftigeren Mitteln zum Glau­was Leo XIII  . den modernen Völkern gegeben Herr Groß diese Tätigkeit des Papstes rühmt. Sie meine Herren, man wird die Kirche ben an die Autorität ihrer Herren" erziehen. habe, genüge", um den erwähnten Vorwurf so sei er gefragt, wie sich im Striege die übrige noch rufen, damit sie Autorität Leider Gottes" wollen die Arbeiter den Lock­zu entkräften", das vermag wohl außer den stirche, ihre Diener und Anhänger, die Kleri  - lehre, bevor es zu spät ist." Der Herr tönen des Herrn Bischofs nicht folgen. frommen Schäfchen, die am Katholikentag teil- falen und deren Presse verhalten haben? Weiß Bischof empfiehlt also den kapitalistischen Re Christlich müssen die Völker wieder nahmen, niemand einzuleuchten. er nichts davon, daß die Klerikalen und ihre gierungen eindringlichst die Kirche als" Leh- werden", so ruft Herr Groß zum Schlusse sei­Der Herr Bischof begnügte sich aber nicht Beitungen die ärgsten Kriegsheßer und Wort- rerin der Autorität", als Zuchtrute für die ner Rede aus. In dem Vernichtungsfeldzug mit diesem einen Beweis: Auf Leo XIII  . führer der Verlängerung des Weltmordens widerborstigen Untertanen zur Herbeiführung gegen die Wiedertäufer und in den Feldzügen folgte Pius   X. Dieser Papst war es, der uns waren? Wenn man die friegshezerischen Lei- gottgefälliger" Demut. Ergebenheit und zur Ausrottung der Protestanten hieß die das kommunionsdefret gegeben stungen der Tausenden Diener der Kirche in Dummheit. Man wird sich dieses Geständnis Parole ähnlich: Wir wollen sie fatholisch hat und wer kommunion sagt, der allen Ländern überblickt, wird man nach den einer fromen bischöflichen Seele gut merken, machen!" Und das bedeutete das Vertreiben, fagt damit zugleich die Sünde fort!" und wer Friedensmanifesten, die Benedikt XV  ., ein menn man die Kulturmission der Kirche richtig Foltern, Niederschießen, Köpfen, Rädern, Ver­brennen und Vierteilen derer, die nicht zur die Sünde aus der Welt schafft, hat fast alles weißer Rabe, im Tosen des Krieges der christ- einschäßen will. für die wahre Kultur geton." Jeẞt ist es lichen Völler völlig vereinsamt und unbeachtet Der bischöfliche Redner beschäftigte sich Alleinseligmachenden sich bekennen wollten. also schon zweierlei, was die modernen Völker erließ, diese Leistung der Kirche faum als auch mit der Sozialdemokratie. Eigentlich be- Von dieser Kulturtätigkeit des Klerikalismus Herr greise er. wie er da ausführte, das Streben sprach wohl der Herr Bischof nichts. Aber er an wahrer Kultur" von der Kirche empfangen etwas imponierendes ansehen können. haben: ein Weltrundschreiben und ein kom- Bischof Groß nennt dann noch Pius XI  .: ein der Sozialdemokratie, eine Parteidemokratic wird nicht hindern können, daß, wenn er den munionsdefret! Nun wissen wir, was den Mann, der die deutsche Sprache vollständig be herzustellen. Der Rede Sinn ist wohl dunkel. Ruf nach Verchristlichung" erhebt, die Volks­Völkern an Kultur fehlt: ihre Angehörigen herrscht",( welche Leistung für die Kultur!) aber wenn wir auch nicht wissen, was der massen sich auch dieser Kulturtaten der Kirche gehen zu selten zur Kommunion! Wenn ihnen und der überall, wo Not auftaucht, seine Bischof eigentlich meinte, so wollen wir an zur Beit ihrer Herrschaft bewußt bleiben.

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Sultur mangelt, so tragen sie daran selbst die Schuld, denn Pius   X. hat doch fast alles" für die wahre Stultur getan, indem er das Kommunionsdekret erließ. So nebenbei: die Sünde wird also aus der Welt geschafft", wenn die Menschen fleißig zur Kommunion gehen!

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