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2. Jahrgang.

Soz demokrat

SC

Zentralorgan der Deutschen sozialdemokratischen Arbeiterpartei in der tschechoslowakischen Republit.

Ein Wechselbalg.

Freitag, 6. Ottober 1922.

Demission der Regierung Beneš.

Prag  , 5. Oftober. Heute um 15 Uhr wurde ein außerordentlicher Ministerrat ein­berufen, welcher die Demission der Regierung beschloß. Darauf begab sich Ministerprä. fident Dr. Benesch zum Präsidenten der Republ it un legte ihm die Bitte um Entlassung vor. Der Präsident hat die Demission angenommen und Dr. Benesch ersucht, mit den übrigen Regierungsmitgliedern die Staatsgeschäfte bis zur Bildung der neuen Regierung fortzuführen.

Die Ministerliste Švehlas.

Borschlag des defignierten Ministerpräsidenten und der Bětla an den Bräsidenten der Republit.

Zu der bevorstehenden Neubildung der Regierung veröffentlicht die Abendnummer der Narodni Politika" folgende Liste:

Der designierte Ministerpräsident Švehla hat gemeinsam mit den Mitgliedern der Pětka gestern dem Präsidenten der Republik endlich die langerwartete Ministerliste vorgelegt. Ob diese Liste die Genehmigung des Präsidenten finden, und ob nicht in neuerlichen Berhand­lungen des Fünferausschusses eine Auswech­flung einzelner Personen vorgenommen werden wird, wird sich bei der endgültigen Verlautba rung der Liste, die heute erfolgen soll, erst zei­gen. Jedenfalls ist das, was in der vorgelegten Liste als Ergebnis der langwierigen Verhand­lungen der Koalitionsparteien das Licht der Welt erblickt, ein Wechselbalg schlimmster Art. Betrachtet man das Verzeichnis der Personen, in deren Hände die Verwaltung des Staates für die nächste Zeit gelegt werden soll, un­sere Lefer finden es an anderer Stelle- dann begreift man, warum es viele Wochen dauerte, che die Liste fertiggestellt werden konnte. Man versteht auch, warum über sie auch heute keine Einigung besteht und im letzten Augenblicke versucht wird, sie zu korrigieren. Das Mon­strum, mit dem Herr Svehla vor den Präsiden ten getreten ist, zeigt, wie erbittert der Kampf der Parteien um die Ministerstellen und damit um den Einfluß in der Regierung gewesen sein muß, ein Stamps. der mit einem vollen Sieg der bürgerlich- kapitalistischen Parteien sein vor läufiges Ende gefunden hat. Hatten schon im bisherigen Stabinett die bürgerlichen Parteien ein bedeutendes Uebergewicht, so würden in der neuen Stoalitionsregierung, wenn die Liste Švehlas die Genehmigung erlangte, diese Par­teien schrankenlos herrschen, die tschechischen so­ zialistischen   Parteien in der Regierung dagegen nurmehr ein unbedeutendes Anhängsel bilden. Will man erfennen, wem die Koalitionspolitik gedient hat, wer ihre Früchte erntet und wessen Während im bisherigen Kabinett 15 Mini­Geschäfte sie besorgt hat, so braucht man nur ster saßen, zählt das neue Kabinett 17 Personen, die Liste anzusehen, nach der die sozialistischen   da erstens das Ministerpräsidium vom Aeußern Parteien in der Regierung ins Austragstüberl wieder getrennt ist und da zweitens das Ernäh­bersetzt werden sollen. rungsministerium erweitert wurde.

( früher: Dr. Eduard Beneš  )

Ministerpräsidium: Anton Švehla. Aeußeres: Dr. Eduard Beneš  

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Inneres: J. Malypetr

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Nationalverteidigung: Frant. Udržal Justizwesen: Dr. Josef Dolansth Finanzen: Dr. Alois Rašin  Eisenbahnen: Georg Stribrny

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Post und Telegraph: Dr. Emil Franke(" Unterricht: Rudolf Bechyně  Aderbau: Dr. Milan Hodža  Handel: Ladislav Novat Oeffentliche Arbeiten: Anton Srba Soziale Fürsorge: Gustav sabrman Sanitätswesen: Dr. Johann Sramet Approvisionierung: Alois Tučny  Unifizierung: Dr. Joan Marlovič Slowakei  : Dr. Josef Kallah

Was sei dieser Liste zuerst in die Augen fällt, das ist die Fürsorge, die Herr Svehla Gemäß obiger Liste scheiden aus der Regie­feiner eigenen Partei angedeihe ließ, indem rung: Cerny( Inneres), Dr. Šrobar( Unter er ihr nicht weniger als vier der einflußreich richt), Aug. Novat( Finanzen), Dr. Mičura ften Stellen im Ministerium zu sichern suchte.( Slowalei), Dr. Derer( Unifizierung). Neben der Stelle des Ministerpräsidenten sind

Dr. Noval) Migr. Sramer) Srba) Dr.Srobar) Staněl)

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D. Vrbensty)

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Dr. Derer)

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Bezugs Bedingungen: Bei Zustellung ins Haus oder bei Bezug durch die Poſt

monatlich. 16.­vierteljährlich 48.­balbjährig ganzjährig.

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Rüditellung

von Manustripten erfolgt nur bei Einfendung ber Retourmarten.

Erscheint mit Ausnahme bes Montag täglich früh.

Nr. 235.

Die Spaltung der italienischen  

Partei.

Die italienischen   Sozialdemokraten, die auf den Parteitagen von Livorno   und Mailand  ( Otto­ber 1921) notdürftig die Einheit zu erhalten wußten, haben sich, wie nach der Stimmung der legten Monate fast zu erwarten war, gespalten. Die Resolution der maximalistischen Gruppe Ser­ratis ist mit unbedeutender Mehrheit angenom men und dadurch die kollaborationistische" oder ,, reformistische" Gruppe der Trebes und Turati ausgeschlossen worden. Wie sich Serrati erhal ten wird, gegen den von Moskau   aus schon eine Anzahl von Bannflüchen ergingen, ist ungewiß, jedenfalls bauen ihm die Kommunisten goldene Brüden. Sie argumentieren, daß Serrati nur so­lange in der dritten Internationale unmöglich ge­wesen sei, als er, wie es in Bologna   und Livorno  geschah, von der Einheit mit den Opportunisten" nicht lassen wollte. Schlage er neue Wege ein, sei die Vergangenheit ausgelöscht.

Für die Kommunisten vielleicht, nicht aber für die italienische Arbeiterschaft. Die wird an den Wunden, welche ihr der Fraktionsstreit der letzten drei Jahre schlug, lange zu tragen haben, denn durch sie vermehren sich die Schmerzen, wel chen die Arbeiterschaft der ganzen Welt in der Nachkriegszeit ausgesezt sind. Ueberall spüren wir, wie auf den turzen Frühlingstraum der Hoffnung, die Erfüllung des Sozialismus sei nahe, die bittere Enttäuschung folgte, wie sich die tapitalistische Wirtschaft befestigte und ausbaute, die neue Form der Trusts sich des Wirtschafts lebens bemächtigt und durch diese Erstarfung eines übermütig gewordenen Kapitalismus   die Arbeiterschaft in die Defensive gedrängt wird. Aber die Frechheit des italienischen Kapitalismus übersteigt alle Grenzen des bei uns Bekannten und auch die Bethyarenmanieren Horihyungarns. Denn dort haben sich die besitzenden Stlassen die Organisation der Fascisten geschaffen, mit der sic den Staat nicht, wie bis uns, beherrschen, sondern gewalttätig tyrannisieren, jeder Rest der Gesez­mäßigkeit scheint im Lande beseitigt, die Willkür Der Anteil der Parteien an der neuen Re- von Raubritiern feier: Triumphe und die Amts­gierung gestaltet sich folgendermaßen: 4 Tschechi  - ten Winkel. Und angesichts des Siegeszuges der organe verfriechen sich vor ihnen tatenlos im letz sche Sozialdemokraten, 4 Agrarier, 3 National Fascisten, die von einer Eroberung Roms und sozialisten, 2 Nationaldemokraten und 2 Serikale. von der Beherrschung des Staates träumen, die Dr. Beneš und Dr. Kallay find als neu- Ort für Ort unter ihre Gewaltherrschaft bringen tral zu bezeichnen. Dr. Kallay ist bisher Vor- und nun ihre Arme auch nach Denischfüdtirol stand der administrativen Abteilung des flowaki- Landsknechte der verförperten Realtion stritten in ausstreden, angesichts dieser waffenitarrenden schen Minsteriums in Preßburg   gewesen.

Dr. Mičura).

Jn feinem Kabinette waren bisher vertreten: Bechyně, Dr. Kallay und Malypetr  .

00000000

0000000 Neapel  

die Maximalisten mit den Reformisten es die Portefeuilles des Nationalverteidigungs- 00000000000************ und mit dem diesen nahestehenden Zentrum, vom ministeriums, des Ministeriums des Innern Spaltungswillen befeelt, unt Prinzipien, wie sie und des Ackerbauministeriums, welche die tsche- werden, welche die Zubilligung der Bezeich- freise unter der Leitung des Schulministeriums ten in Livorno   und voriges Jahr um dieselbe vor drei Jahren in Bologna  , vor zwanzig Mona­chischen Agrarier erhalten sollen. Der Besitz der nung dieser Regierung als einer allnationa- durch einen tschechischen Sozialdemokraten voll- Zeit in Mailand   gestritten hatten. Der einzige Leitung dieser Ministerien, vor allem neben lennur rechtfertigt, wenn man diese Bezeich- zogen wird, als von ihnen selbst. Die den Unterschied ist bloß, daß auf den letzten arteria dem Posten des Ministerpräsidenten der des nung so versteht, daß in dieser allnationalen" tschechischen Sozialdemokraten im neuen Ka- gen der Bruch durch halbe, von innerer Unmög Ministers des Innern, würde die neue Regie- Regierung die kapitalistischen   Parteien zu herr- binett vorbehaltene Stellung ist also nach allem lichkeit gekennzeichnete Stompromisse verfleistert, rung von vornherein als unter agrarischem schen, die tschechischen sozialistischen   Parteien cher, als darauf angetan, daß ihnen auf die diesmal aber zwischen den feindlichen Brüdern, Einfluß stehend kennzeichnen. Neben dem die Statisten abzugeben haben. Leitung der Politik im Staate ein wesentlicher die namentlich Serrati durch zwiespältige Reso agrarkapitalistischen Einfluß soll auch jener des Die Ministerien, welche den tschechischen Einfluß zukommt und daß ihre Stellung in lutionen unter einem Hut zu halten versuchte, tschechischen Bank- und Industriekapitals eine Sozialdemokraten zugedacht sind, veranschau- der Wählerschaft eine Stärkung erfährt. Das reiner Tsch gemacht wurde. Zu spät, inuß man beinahe in der Rückschau sagen, denn der bedeutende Stärkung erfahren: den National lichen dies zur Genüge. Sie behalten das Mi. kann umsoweniger der Fall sein, als auch die Mart der Partei fortfressende Hader brachte es demokraten, die bisher nur einen ausgesproche- niſterium für soziale Fürsorge, ein Ressort, tschechischen Nationalsozialisten, die übrigens glücklich zuwege, daß die große Masse der Ar­nen Vertreter ihrer Partei in der Regierung bei dem schon durch die Zusammensetzung des den tschechischnationalen Parteien zuzuzählen beiterschaft jedes interesse für die Partei verlor, hatten, werden zwei Ministerien ausgeliefert, Gesamtministeriums dafür gesorgt ist, daß es sind, in der neuen Regierung, nach der Art der daß viele gleichgiig wurden und eine nicht un­davon eines an einen Stampshahn wie es Dr. durch tiefgreifendere Reformabsichten den fapi- ihnen überlassenen Ministerien, teine Verstär- beträchtliche Zahl wegen der augenblicklich win Rašin ist. Das Wesentlichste aber ist, daß den talistischen Klassen nicht unangenehm auffällt kung ihrer Stellung erfahren haben. kenden Vorteile ins Lager der ärgsten Klassen Nationaldemokraten die zwei wirtschaftspoliti- und sich darauf beschränkt, soziale Fürsorge" Mit der neuen Regierung zufrieden zu gegner, der Fascisten, dieser Gewerkschaftswürger, schen Ressorts in die Hände gespielt werden: mit den paar Bettelpfennigen zu betreiben. sein, werden nur die Agrarier, die National- abfchwenkte. Man muß sich das geradezu Gro das Finanzministerium und das Handelsmini welche ihm der gefräßige Militarismus übrig demokraten und die Stleritalen Ursache haben. teste dieser Tatsache, daß Arbeiter, wenn auch in sterium. Die Lösung der Wirtschaftskrise soll läßt. Die tschechischen Sozialdemokraten sollen Die Narodni Liſty" nennen denn auch voll scharen, in seiner ganzen, erschütternden Bedeu syndikalistischen Verbänden, sich um Mussolini  sich also unter der Aegide der tschechischen Fi- dann neben dem sogenannten Unifizierungs- Begeisterung das tommende Ministerium die hung vorstellen, muß in seiner Phantasie noch nanz- und Induſtriefapitals vollziehen! Man ministerium- welches nur dadurch auffällt, Regierung der nationalen Solidarität".- klassenbewußte Proletarier in den Reihen natio­kann sich leicht vorstellen, was dabei heraus- daß in seiner Leitung mit anerkennenswerter nende Worte zur Bemäntelung ihrer egoistisch- nalistischer Straßenräuber kämpfen sehen, um die kommen wird! Die Neberantwortung der wich- Pünktlichkeit Dr. Derer mit Dr. Markovič ab- fapitalistischen Bestrebungen haben die bürger- Verheerungen ganz zu begreifen, welche der Streit tigsten wirtschafts- und finanzpolitischen Ref- wechselndas Portefeuille des Ministeriums lichen Parteien noch immer gefunden. Aber ein um die Moskauer   Parolen unter der Arbeiter­forts an die Partei des tschechischen Kapitalis- für öffentliche Arbeiten erhalten, von dem Vergleich der kommenden Regierung mit der schaft angerichtet hat! Und doch ist, wenn in mus in der Zeit der Serise muß die schwersten ähnliches gilt, wie vom Ministerium für soziale Regierung Tufar, aus der die Nationaldemo- einem Lande, so in Italien  , das mechanisch an­Bedenken weden. Die Stellung der tschechischen Fürsorge. Ein Tanaergeschenk ist den tschechi- kraten und Klerikalen noch ausgeschlossen wa- gewandte Dogma Moskaus   nicht am Plate, daß Selerikalen in der Regierung bleibt unverändert fchen Sozialdemokraten mit dem Unterrichts- ren, während sie jetzt die Herren in der Regie- genwartsstaate in irgend einer Form einander proletarische Gesinnung und Mitarbeit am Ge und ihr Einfluß wird auch dadurch nicht ver- ministerium zugedacht, das ihnen die bürger- rung werden sollen, zeigt den Weg, den die ausschlössen, daß man vielmehr alles daran setzen mindert, daß sich Herr Monsignore Sramek von lichen Parteien schlauerweise zuzuweisen suchen, Reaktion im Schuße der nationalen Solidari- müsse, die gegenwärtige Welt zu zerstören, um der Leitung des Eisenbahnministeriums auf damit juſt auf die tschechischen Sozialdemokra- tät" emporgestiegen ist. Das einzig erfreuliche so vascher zur Revolution und zum Wiederaufbau den Posten des Gesundheitsministers zurückge- ten das Odium der tschechisch- nationalen Schul- an dem Wechselbalg, welcher den Bürgern des im proletarischen Sinne zu gelangen. Von einer zogen hat. Er wird gewiß auch als Gesund- politik fällt. Es ist natürlich nicht anzunehmen, Staates heute beschert werden soll, ist nur die herannahenden Revolution ist in Italien   wirklich heitsminister vor allem auf die Gesundheit daß angesichts der vollständigen Durchsetzung Hoffnung, daß nun auch bald die tschechischen nichts zu spüren, im Gegenteil ſteht das Land im und das Wohlergehen der Klerikalen Partei be- der Schulverwaltung mit chauvinistischen Be- Sozialdemokraten erkennen werden, daß die Zeichen der fürchterlichsten Reaktion und dies von dacht sein. Alles zusammengenommen ergibt amten und Werkzeugen der tschechischnationalen Entwicklung, welche die Idee der allnationalen liche Jugend, die noch vor zwei Jahrzehnten mit Tag zu Tag mehr und mehr. Die ganze bürger­sich das Bild, daß bei Verwirklichung der Parteien die Drangsalierung des deutschen Regierung genommen hat, zur Reaktion und dem Sozialismus sympathisierte, steht, wenn sie Švehlaschen Absichten die bürgerlich- kapitalisti- Schulwesens aufhören wird und es ist den na zur Vernichtung des Einflusses der sozialisti nicht flerifal ist, hinter Mussolini  , die Sowjet­schen und reaktionären Parteien eine über- tionalistischen Parteien schon wesentlich lieber, schen Arbeiterschaft führt. gründungen in Italien  , die 1919 einsetzten, sind ragende Stellung in der Regierung erhalten wenn diese Arbeit im übertragenen Wirkungs­böllig mißglüdt, ein gewaltsamer Sturz der Bour­

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