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Nr. 198. 15. Jahrgang.

Allgemeiner

Beilage des Vorwärts " Berliner Volksblatt. Donnerstag, 25. August 1898.

deutscher Schneider- und Schneiderinnen- Kongreß.

gewählt.

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Dennoch steht der Werth der Seltenheit in keinem Verhältniß zu dem ungeheuerlichen Unterschied zwischen dem Gehalt der Theater­größen und dem des anderen Bersonals.

die Fünferkommission aufzuheben und deren Obliegen- mit dem Häuserbauen, werden als große wichtige Neuigkeit aus der heiten dem Vorstand zu übertragen. Sodann wurde die Re- Kunstwelt verzapft. Das Publikum riecht selten, daß diese Neuig­solution Reißhaus mit allen gegen 2 Stimmen angenommen. Die feiten auf dem Gebiete der Reklame gewachsen sind. So ist es denn felbe lautet: kein Wunder, wenn sich ein Personenkultus entwickelt, der von der Der Kongreß trat am 22. August in Mannheim zusammen. Der Kongreß erklärt: Die vom Bundesrath am 31. Mai 1897 Würdigung der künstlerischen Individualität nichts kennt. Die rein Er war von 39 Städten durch 35 Delegirte beschickt, die etwa erlaffene Verordnung, welche die Arbeiter und Arbeiterinnen der persönlichen Verhältnisse irgend welcher Größen werden breitgetreten, 20 000 Schneider und Schneiderinnen, vertraten. Zu Vorsitzenden Kleider- und Wäschekonfektion den§§ 135-139 der Gewerbe- Ordnung Daten und Einzelheiten unwichtiger, für die Entwickelung der wurden Sabath aus Hamburg und Mahlkte aus Flensburg unterstellt, hat sich als verfehlt erwiesen. Häufig sind die durch Kunſt ganz gleichgiltiger Menschen ausgeplaudert. Nach und Verordnung betroffenen Arbeiter aus den Wertstätten ent- nach kommen wir da zu einem widerlichen Personenkult, der mit der Frl. Baader aus Berlin gab den Bericht der Fünfer- Kom- fernt und zur Heimarbeit getrieben worden. Der Sache selbst nichts mehr zu thun hat. Der große Blick für künstle= mission. Die Rednerin legte dar, daß durch den Streit in der Kongreß erwartet, daß endlich Regierung und Gesetzgebung die schon rische Dinge geht verloren; kleinliche Nebensächlichkeiten bilden das Konfektionsbranche im Jahre 1896 nur ganz geringe Lohn- lange versprochene Beseitigung der schreiendsten Uebelstände in der Hauptinteresse. aufbesserungen errungen worden seien. Der Hauptsächlichste Erfolg Schneiderei, Wäsche und Kleider- Konfektionsindustrie herbeiführen. So wird es denn auch niemand einfallen, außer dem Interesse liege darin, daß unter den Arbeitern der Schneiderbranche das Um einen wirksamen Schutz der Arbeiter- und Arbeiterinnen ge- an einzelne Personen auch an die große Menge der anderen zu Solidaritätsgefühl zu erwachen beginne. Trotzdem aber sei das nannter Kategorie zu erzielen, hält der Kongreß die Durchführung denken, ohne die z. B. tlaffische Stücke überhaupt nicht aufzuführen Resultat der Bestrebungen der Fünfer- Kommission, die die Arbeiter der auf dem Eisenacher Kongreß( stehe Protokoll Seite 26-27) auf sind. Ja, es hört sich gar nicht übel an, wenn erzählt wird, daß und Arbeiterinnen in der Schneiderbranche aufrütteln und gestellten aufrütteln und gestellten Forderungen für nothwendig. Ferner haben die einzelne Schauspieler und Schauspielerinnen für ein Jahr, ja, manche organisiren sollte, noch gering. Die Versammlungen, die Kollegen und Kolleginnen für die Beseitigung der sogar für einige Monate Spielzeit Honorare von 30-40 000 Mark fie arrangirte, seien seien schlecht besucht gewesen. Von den Heimarbeit und die Errichtung von Betriebs- bekommen. Fragebogen, die zur Feststellung der Mißstände ausgesandt wurden, werkstätten seitens der Unternehmer, wie für Ein- Außerordentliche Fähigkeiten sind gewiß hochschätzbar. Künstle­feien nur 69 und diese zum theil sehr mangelhaft beantwortet- führung fester Lohntarife mit allen ihnen zu Gebote rische Größe ist selten und Seltenheiten sind nun einmal theuer. zurückgekommen. Von den 500 000 Arbeitskräften, die unter dem stehenden Mitteln zu wirken." Und die Theaterdirektoren müssen, um Seltenheiten dem Publikum Elend der Konfektionsbranche leiden, sei nur ein ganz winziger Bruchtheil Ferner wurde eine Resolution Rämming angenommen, wodurch vorführen zu können, auch hohe Preise für sie bieten. organisirt. Trotzdem dürfe man nicht erlahmen, sondern müsse unver- der Vorstand beauftragt wird, statistisches Material über die Löhne zagt weiter kämpfen, nicht nur auf gewerkschaftlichem Gebiete, sondern und die Arbeitsbedingungen zu sammeln und dem nächsten Kongreß auch auf dem Wege der Gesetzgebung. Wenn der erste Ansturm in zu unterbreiten. legterer Beziehung auch kaum bemerkbare Erfolge erzielt habe, da Am zweiten Verhandlungstage gab Sabath Hamburg den Da sind erstens die Theaterarbeiter, Leute, die die Requisiten die ſattsam bekannte Bundesrathsverordnung eher einen Arbeitertruz Bericht der Preßkommission. Aus dem Bericht ging hervor, daß die und Koulissen zu stellen haben. Ihr Gehalt für den Monat schwankt als einen Arbeiterschutz bedeute, so dürfe man doch nicht verzagen. Fachzeitung zur Zeit eine Auflage von 9500 Eremplaren hat. zwischen 80 und 100 Mark. Ein gleiches Gehalt, doch oft noch dar­sondern müsse darauf weiterbauen und durch stetige Aufdeckung des Auf Antrag der Schneider Sachsens wurde beschlossen: Die Fach- unter, beziehen die Choristen und Choristimmen. Da diese ihre Elends in der Konfektionsbranche, namentlich in der Hausindustrie, zeitung soll in Zukunft in achtſeitigem Format erscheinen und aus Garderobe selbst kaufen müssen, kann man sich ein Bild von den die Gesetzgebung zwingen, weiter dagegen einzugreifen. Denn daß allen Zweigen unseres Berufes regelmäßig Situationsberichte Zuständen in diesen Kreisen machen. Die sonderbarste Stellung aber man nicht alles auf einen Schlag erringen werde, sei vorher allen bringen. Die endlosen Leitartikel sollen wegfallen und haben die Statisten. Sie sind gewissermaßen nur Gelegenheits­flar gewesen. furze, largeschriebene an deren Stelle gebracht werden; ins- arbeiter. Wenn gerade ein großes Stüd gespielt wird, in dem Seeger- Leipzig erklärt, daß die Leipziger keineswegs Gegner besondere soll den Arbeiterinnen mehr Rechnung getragen werden. Volk"," Bürger" oder" Bauern" gebraucht werden, haben sie zu der Versuche seien, auf dem Wege der Gesezgebung eine Besserung Die Fachzeitung hat mehr, als bisher geschehen, die geistigen Waffen thun. Für jeden Spielabend erhalten sie 50 oder 75 Pfennige. zu erwirken, aber sie seien der Ansicht, daß diese Besserung in erster für den Stampf zu liefern. Das Format soll fünftig das der Holz- Manche Theater zahlen wohl noch weniger. Für jede Probe giebt Linie auf gewerkschaftlichem Boden erfolgen müsse. Er hält es für arbeiter- Zeitung " sein." es ebenfalls eine kleine Entschädigung. So kann denn ein Statiſt einen Grundfehler, der sich später noch schwer rächen werde, daß Ein Antrag Reißhaus, der die Herausgabe von Lokal im Monat 20-30 M. verdienen. Das steht mit der aufgewendeten man die Konfektionsarbeit stetig von der Maaßarbeit trenne. Fachblättern beschränken und weitere Neugründungen von der Mühe in gar keinem Verhältniß. Da ist es denn selbstverständlich, Ries München ist der Ansicht, daß man den Weg der Gesetz- Zustimmung der Verbandsleitung und der Preßkommission abhängig daß sich nur solche Kreise zu dieser Kunstübung drängen, die die gebung nicht so sehr verwerfen dürfe. Auch die geringste Errungen- machen will, wird nach längerer, theilweise sehr erregter Debatte Sache aus Liebhaberei treiben oder ein Amt haben, das ihnen ge­schaft ermuthige die Leute. Darum müsse man gleicherweise auf abgelehnt. nügend freie Zeit läßt. Die 20-30 m. sind dann so ein kleiner, gewerkschaftlichem wie politischem Gebiete vorgehen. Der Sitz des Fachorgans bleibt in Hamburg , ebenso die angenehmer Nebenverdienst. An den königlichen Theatern verzichten Reißhaus- Erfurt legt dar, daß niemand von der Regierung Redaktion in den Händen Stühmer's. sogar die Statisten auf ihr Spielhonorar. Diese Zustände drücken mehr erwartet habe, als sie gethan hat. Man habe die Forderungen Stühmer Hamburg berichtete dann über den internationalen selbstverständlich auf jene Kreise, die in der Statisterei ihren gestellt, um die öffentliche Meinung für dieselben zu gewinnen, die Arbeiterschuß- Kongreß in Zürich . Diesem Referat schloß sich ein Broteriverb Juchen müssen. Und es giebt in unserem Massen hinter sich zu bringen und dadurch die Regierung zu zwingen, Bericht desselben Redners über die internationale Schneider- großen Berlin genug arme Teufel, die froh sind, ein paar den Forderungen endlich Rechnung zu tragen. Sind wir start und Konferenz in London an. Es handelt sich vor allem um die Frage Groschen als Statist verdienen zu können, weil sie weiter mächtig genug, durch einen neuen Konfektionsarbeiter- Streif dieselben näherer internationaler Verständigung. Referent ist der Ansicht, gar nichts haben. Bei den Aufführungen großer Ausstattungs­durchzuführen, nun gut, so beginnen wir mit den Vorarbeiten hierzu. daß vorläufig an die Schaffung einer fest en internationalen tide wirken zahlreiche solcher Existenzen mit. Und deren Arbeit ist Ist das aber nicht möglich, so gehen wir jeden Weg, auf welchem es Organisation, wie sie von einer Seite in Anregung gebracht war, oft eine gleich lange, wie in manchen anderen Berufen. Aber bei uns möglich wird, eine, wenn auch nur kleine Besserung zu erringen, noch nicht zu denken ist; die Hauptsache müsse vorerst der bessere dieser unwürdigen Entlohnung braucht man sich wirklich nicht wundern, um dadurch zugleich auch der Agitation zu dienen. Ausbau der nationalen Organisationen bleiben. An der wenn gewisse Kreise die Theater und Bühnen für Kaufhäuser der Diskussion betheiligten sich Meuser Mainz und Gutjahr freieſten Liebe ansehen. Konstanz .

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Seno ob Frankfurt spricht für den Weg der Gesetzgebung. Durch gewerkschaftliche Organisation fönne man der Hausindustrie auf dem platten Lande oder im Taunus und im Odenwald 2c. nicht bei­tommen.

Kämming Stettin: Man habe sich in der letzten Zeit mehr als nothwendig und gut sei, an die Gesetzgebung angeflammert. Durch Ausdehnung der Gewerbe- Inspektion würde man kaum dem Industriellen, sondern höchstens den Heimarbeitern selbst die Haus industrie verekeln. Man solle sich nicht mit Ballast beladen, welcher die Agitation nur erschweren würde, und solle die Forderungen aus­scheiden, die der Agitation hinderlich seien.

In der Nachmittagssigung erklärt Schlumberger- Stutt gart, daß in Württemberg bei der Zersplitterung der Arbeiterschaft über das ganze Land nichts durchzuführen sei und daß die Organi­sationsbestrebungen ebenfalls ziemlich fruchtlos waren.

Hed Magdeburg betrachtet die Forderungen an die Gesetz­gebung ausschließlich als Agitationsmittel und verlangt, daß man das ganze Gewicht auf die Organisation legen soll.

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In der Nachmittagsfizung gab Frl. Baader eine furze Ueber­sicht aus dem Bericht Frau Klara Zetkin's über die internationale Schneiderkonferenz in London .

Seeger- Leipzig wünscht, daß die Gewerkschaften fünftig solche Bourgeoistongresse wie den internationalen Arbeiterschußkongreß nicht mehr beschicken.

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So sehen wir denn im Leben der Theaterleute neben dem grellsten Glanz die tiefsten, schmachvollsten Schatten, gerade so wie wir die bedeutendste künstlerische Leistung oft neben der stümper­haftesten finden. Und unsere Statisterei läßt namentlich oft viel zu wünschen übrig. Die Direktoren müssen bei diesem System an Proben sparen. Die größten Ungeschicklichkeiten werden oft dadurch hervorgerufen, wenn die nöthige Einstudirung fehlt. In den Ausstattungsspielen Knoob Frankfurt ist anderer Ansicht: Wir schicken unsere der Zirkusse und auch der Bühne ist alles, nur teine künstlerische Leute nicht dorthin, um sie belehren zu lassen, sondern um die Leistung zu finden. Das machen die traurigen Lohnverhältnisse, die Bourgeois zu belehren. berufen werde, solle man sie beschicken. Den moralischen Erfolg wird. Wenn wieder eine solche Konferenz ein- es verhindern, daß die Statisterei zum wirklichen Beruf erhoben Man sieht, auch hier sind es die Zustände, die eine Ent­trage immer die Arbeiterschaft davon. wickelung, die der Kunst und der Allgemeinheit zu gute kommen würde, nicht aufkommen lassen.

Frl. Baader- Berlin verspricht sich von den philanthropischen Anwandlungen der Bourgeoisie nicht viel. Deren Mitleid komme immer erst mit der Furcht. Schwinde lettere, so tomme sofort die ganze Erbärmlichkeit der bürgerlichen Parteien zum Vorschein. wollten, sollten sie zu uns kommen. Darum brauchten wir ihre Kongresse nicht. Wenn sie sich belehren

Durch Zufall ist unserem Nürnberger Parteiorgan ein Beleg polizeipräsidialer Bücherzensur gegenüber dem Volkslexikon von Wurm in die Hände gefallen.

Witte Berlin stellt der Fünferkommission das Zeugniß aus, Ein Kommissionär hatte in gleicher Weise wie andere Druck­schriften im März 1894 das erste Heft des Lerifons dem Berliner daß sie ihrer Aufgabe nach Kräften gerecht zu werden gesucht habe. In der Abstimmung wurde das Provisorium der Frau Klara Polizeipräsidium übermittelt. Am 12. Mai 1894 wurde daraufhin Wenn ihre Bestrebungen feinen großen Erfolg gehabt hätten, fo Bettin als korrespondirenden Mitgliedes des internationalen für ihn folgende Antwort entworfen: Auf das gefl. Schreiben vom liege das nicht an ihr, sondern an dem durch das Elend schon völlig Schneidersekretariats genehmigt. Stühmer Hamburg bleibt 9. März d. J. gereicht Ihnen zum Bescheide, daß ich es ablehnen versumpften Menschenmaterial, mit dem sie zu thun habe. internationaler Korrespondent der deutschen Schneider. Mewes- Dresden schließt sich der Ansicht der Leipziger Kollegen wurden die Kosten für die deutsche Ausgabe eines von dem sozialdemokratischen Reichstags- Abgeordneten herausgegeben wird Ferner muß, das anliegende erste Heft des Volkslerikons, das von einem an, daß man von der Gesetzgebung nichts zu erwarten habe und nur internationalen Sekretariat beschlossenen Fragebogens über und in einem bekannten sozialdemokratischen Verlage erscheint, durch die Gewerkschaften bessere Arbeitsbedingungen errungen werden die Lage der Schneider aller Länder bewilligt. bei den Beamten der hiesigen Schußmannschaft in Umlauf könnten. Nicht durch Resolutionen, sondern erst durch den Streit sei Holzhäuser Flensburg referirte sodann über das neue zu setzen. Da Ihnen die Parteistellung des Herausgebers die öffentliche Aufmerksamkeit auf das Schneiderelend gelenkt und die Innungsgesetz und unsere Stellung bazu", und bezw. Verlegers nicht unbekannt sein konnte, so fann ich nicht Gesetzgebung in Bewegung gesetzt worden. unterbreitet dem Kongreß eine Resolution, die in folgender Fassung umhin, Ihnen mein Befremden darüber auszusprechen, daß Weigel- Leipzig erklärt, nur durch die gewerkschaftliche Be- angenommen wurde:" Der allgemeine deutsche Schneider- und Sie mit einem solchen Ansinnen an mich herangetreten sind, und wegung sei unter den Konfektionsarbeitern ein reges Interesse er- Schneiderinnenkongreß muß das Innungsgesetz als total verfehlt be- nehme hieraus Veranlassung, mich Ihren Gesuchen gegenüber, denen zeichnen. Das Gesez ist keineswegs geeignet, den handwerksmäßigen ich bisher bereitwilligst entsprochen habe, in Zukunft ablehnend zu Seeger- Leipzig : Nur dadurch, daß man dem Arbeiter ficht- Betrieb neu zu beleben oder gar die wirthschaftliche Eristenzfähigkeit verhalten. Berlin , den 12. Mai 1894. Der Polizeipräsident: Frei­bare materielle Vortheile biete, könne man ihn gewinnen. Das be- der Handwerker zu sichern. Trotzdem empfiehlt der Kongreß den herr von Richthofen ." weise Leipzig , welches wohl unter allen Städten Deutschlands in der Kollegen allerorts die Betheiligung an allen Wahlen zu den Organisation der Schneider die größten Erfolge aufzuweisen habe. Innungen und deren Nebenkörperschaften in der Voraussetzung, da Aus diesem Gesichtspuntte ersuche er, die gewerkschaftliche Be- durch das Interesse der Berufsangehörigen in jeder Weise im Sinne wegung in den Vordergrund zu rücken und die Errichtung von Be- der Arbeiterbewegung zu wahren und zu fördern." triebswerkstätten als Hauptmittel für die Bewegung der Nächstzeit zu bezeichnen.

weckt worden.

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Die Einberufung des nächsten, in zwei Jahren stattfindenden Kongresses wurde Stühmer Hamburg übertragen. Damit war die Tagesordnung des Kongresses erledigt und der Vorsitzende schloß die Verhandlungen mit einem Hoch auf die Orga­nisation der Arbeiter.

Kommunales.

Nichtig wäre es, wenn das Polizeipräsidium sich überhaupt jeder Kolportage enthielte, denn es wäre immerhin möglich, daß es an dieser Stelle noch wichtigere Aufgaben zu lösen giebt.

Als Gegenstück zu dem von den Berliner Gewerkschaften errichteten Gewerkschaftshaus planen jetzt die Hirsch- Duncker'schen vereinsheim soll außer Räumlichkeiten für Versammlungen und Gewerkvereine die Errichtung eines Gewerkvereinsheims. Das Gewerk­Sigungen auch die Verbandsherberge und den Zentral- Arbeitsnachweis der Gewerkvereine enthalten. Durch freiwillige Beiträge der Mitglieder beztv. durch eine kleine Ertrasteuer will man die nöthigen Summen für einen Garantiefonds beschaffen. Der Zentralrath ist im Hinblick auf einen vor einigen Jahren in dieser Richtung erlittenen Miß­erfolg dem Plane der Errichtung eines besonderen Gewerkvereins­hauses nicht sehr geneigt, während verschiedene Gewerkvereine das Projekt eifrig befürworten.

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Stühmer- Hamburg meint, Seeger solle doch frei heraus­fagen, was er wolle und erklären: Ich verwerfe den Weg der Ge­fezgebung im Prinzip." Dann wisse man doch, woran man sei. Denn thatsächlich handele es sich heute um die Frage, ob der Kon­greß den Versuch, auf dem Wege der Gesetzgebung Verbesserungen Herbeizuführen, aufgeben solle oder nicht. Wenn das, was die Leip­ ziger durchgeführt haben, allenthalben durchgeführt werden könne, so könne man den von den Leipziger Kollegen beschrittenen Weg be Der städtischen Verkehrs- Deputation ist von dem Vorstande treten, im anderen Falle nicht. der fgl. Eisenbahn- Betriebsinspektion folgendes Schreiben zugegangen: Simoniel Nürnberg stimmt den Ausführungen Reiß- Bei der diesjährigen Reisezeit hat sich wiederum der Mangel jeg­haus zu. licher direkter Pferdebahn- Verbindung des hiesigen Görlizer Bahn- In bezug auf das Bestellgeld, welches von den Zeitungs­Holzhäuser- Flensburg führt aus, daß mit revolutionären hofes mit Bahnhof Alexanderplatz und dem Schlesischen Bahnhofe Post abonnenten neben dem Abonnementsbetrage zu zahlen iſt, Kraftworten nichts zu erreichen sei. Es werde wohl auch in Zu- so recht fühlbar gemacht. Die bereits früher dieserhalb der Großen wenn diese die betreffenden Zeitungen durch die Briefträger sich mit funft unsere Aufgabe sein, an die Gesetzgebung Forderungen zu Berliner Pferde- Eisenbahn- Gesellschaft gemachten Vorstellungen sind überbringen lassen, hat jetzt das Reichs- Postamt eine anerkennens­stellen. Die Errichtung von Betriebswerkstätten müsse dabei an erster ohne Erfolg geblieben. Dieserhalb erlaube ich mir ergebenst, die werthe Verbesserung eingeführt. Bisher mußte beim Bestellen von Stelle stehen. Verkehrs- Deputation auf diesen Uebelstand hinzuweisen und dieselbe Zeitungen das Bestellgeld stets für denselben ganzen Zeitraum, für zu ersuchen, bei etwaiger Konzeffionirung weiterer Linien, auf die welchen der Abonnementspreis für die Zeitungen entrichtet werden Herstellung der erwähnten Verbindung hinwirken zu wollen 2c. muß, auch dann voll gezahlt werden, wenn die Posterhebung nicht Die städtische Schul- Deputation hat heute unter Vorsitz des gleich mit Beginn der nach dem Post- Zeitungskatalog bestimmten Bürgermeisters Kirschner beschlossen, den städtischen Behörden die Bezugszeit der einzelnen Zeitungen, sondern erst später, also vielleicht Errichtung einer Realschule in Moabit im Hansaviertel auf dem um die Mitte des Monats, Quartals- oder Jahres- Abonnements, städtischen Grundstücke am Schleswiger Ulfer zu empfehlen. erfolgt war. Diese Einrichtung ist nun vom Reichs- Postamt vor kurzem dahin abgeändert worden, daß, falls die Bestellung auf eine Zeitung oder Zeitschrift erst im Laufe einer Bezugszeit" geschieht, das Zeitungs- Bestellgeld dann von der Postanstalt, nach Verhältniß" nur für den Zeitraum erhoben werden soll, in welchem die betreffende Beitung noch thatsächlich von der Post zu bestellen ist.

Ohla Breslau glaubt nicht, daß die Konfettionsarbeiter aus eigener Kraft sich bessere Lebensbedingungen schaffen können, wenn nicht die Gesetzgebung eingreife.

Sabath Hamburg ist der Meinung, daß es noch lange dauern werde, bis die Konfektionsarbeiter einen nennenswerthen Stamm in der Schneider- Organisation bilden; darum ist er für alle Mittel, die geeignet sind, die Lage derselben zu heben.

Schönfeld Halberstadt glaubt nicht daran, daß die Heim­arbeiter freiwillig die Betriebswerkstätten benüßen. Darum müssen politische und gewerkschaftliche Organisation Hand in Hand gehen.

Tokales.

Ries München führt ebenfalls aus, daß ohne die Hilfe der Die Parteigenoffinnen und Genoffen machen wir darauf Gesetzgebung keine Erfolge zu erzielen sind. aufmerksam, daß am 14. September in den Lokalen Sanssouci , Reißhaus- Erfurt, der eine Resolution eingebracht hat, be- Seller's Festsäle und Kolberger Salon drei Versammlungen statt gründet dieselbe. finden, in welchen über die Bedeutung der Gewerbeschiedsgerichte gesprochen werden soll. Das Thema lautet: Sollen mur Männer über Frauen Richter sein? Die Einberufer anderer Versammlungen metden gebeten, hiervon Notiz zu nehmen.

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Knoob Frankfurt spricht für die Reißhaus'sche Resolution. Hed Magdeburg verwirft zwar den Weg der Gefeßgebung nicht, will ihn aber möglichst in den Hintergrund gestellt wissen. Namming Stettin warnt davor, alles auf einmal zu fordern und verspricht sich namentlich von der Forderung der Betriebs­werkstätten nicht so große Erfolge, als manche der Delegirten glauben.

Nachdem ein Schlußantrag angenommen war, wurde beschlossen,

Ferner hat das Reichs- Postamt bestimmt, daß die seitens vieler Zeitungsbefizer am Schluſse des Jahres ihren Zeitungen beigefügten Wandkalender, welche bisher unterschiedslos als außer­gewöhnliche Zeitungsbeilagen" mit einem Porto von 1/4 Pf. pro Exemplar bezahlt werden mußten, von jetzt ab gebührenfrei befördert werden sollen, wenn sie nach ihrem Aufdruck weniger eine Geschäfts­reklame, als vielmehr nur eine Zugabe an die Bezieher" der betreffen­den Zeitungen darstellen.

Die Statiften. Wir leben in den Wochen der Theater­Eröffnungen. Die Feuilletonspalten vieler bürgerlicher Blätter sind wieder mit Theaterklatsch gefüllt. Nicht nothwendige, die Künstler Die Restauration im Zoologischen Gouben wird von den fördernde Kritit nimmt den größten Raum ein; nein, Dinge, die Herren Adlon u. Dressel für eine jährliche Pachtsumme on 100000 M. mit der eigentlichen Kunst soviel zu thun haben, wie das Kochen übernommen.

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