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Kreisgewerkschafts

Gingefurale

1091

An die

Kommission

Juferate werben laut Tart billigt berechnet. Bei öfteren Cinschaltungen Preisnachlaß.

2. Jahrgang.

Fischern.

Lastenstr.87.

Eldemokrat

Sentralorgan der Deutschen sozialdemokratischen Arbeiterpartei in der tschechoslowakischen Republit.

Donnerstag, 12. Ottober 1922.

Eine Kapuzinerpredigt. Die Krise und die Schuld der Regierung.

Bezugs Bebingungen: Bei Zustellung ins Haus ober bei Bezug burch die Bost

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monatlich.. 16.­vierteljährlich 48.­balbjährig gansiabris." 192­

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Makelung

96.­

von Manustripten erfolgt nur bei Einfenbung ber Retourmarten.

Cribeint mit Ausnahme bes Montag tigli frig.

Nr. 240.

bes eraesiven deutschen Nationalismus aus. graben. An folchen scheinbaren Rechtfertigungs­Das deutschgeschriebene Regierungsblatt, gründen leidet natürlich, bei dem gewissenlosen bie Prager Presse", hat fürzlich den deutschen Treiben der Chauvinisten beider Lager, keiner bürgerlichen Parteien eine drei Spalten lange Ein Brotest der Klubs der Abgeordneten und Senatoren der deutschen der streitenden Teile Mangel. Solange die Predigt gehalten. Neben manchem Wahren Sozialdemokraten gegen die verspätete Einberufung des Parlaments. Rechtsansprüche der einzelnen Nationen nicht sagt das Blatt hiebei, wie es eben sein Beruf geregelt sind, und die Möglichkeit der Unter­erheischt, auch viel Schiefes und es verfährt Die Klubs der Abgeordneten und Senatoren leichterung der Produktion durch Ermäßigung der drückung der einen Nation durch die andere bei seinen Folgerungen nach dem pharisäischen der deutschen sozialdemokratischen Arbeiterpartei staatlichen Abgaben und der Fürsorge für die besteht, wird die Herrschsucht und der Egois Grundsay, wohl die Fehler der andern zu haben in der heute abgehaltenen gemeinsamen Arbeitslosen angekündigt. mus der vorherrschenden Nation den beherrsch Weber die vorherige, ten Völkern immer Grund zur Anklage geben. fehen, nicht aber die eigenen. Wir haben keinen Beratung über die wirtschaftliche und politische noch die jeßige Regierung hat aber bisher nicht Seit dem Umsturz haben nur die Machtklassen Zweifel darüber übrig gelassen, daß wir den Situation in vollständiger Einigkeit das schwere cinmal an die Durchführung dieser mehr als be gewechselt, das System der Bedrückung aber in lester Zeit bei den Deutschbürgerlichen in Versäumnis festgestellt, das die Regierung durch scheibenen Maßnahmen gedacht, fie haben viel ist dasselbe geblieben. Wir wären die aller­der Häufung von Kraftworten zutage treten die verspätete Einberujung des Parlaments be- mehr beide froß der steigenden Not, troß der von letzten, welche behaupten wollten, die deutsch­den Shperradikalismus, ebenso wie das Spie­len derer um Baeran und Jung mit irreben- gangen hat. Der Zusammtritt der beiden Häufer den Gewerkschaftszentralen und von hunderten bürgerlichen Parteien hätten weiße Hände und tistischen" Gedankengängen für demagogisch soll nicht vor dem 24. Oktober erfolgen. Seit Versammlungen in vielen Teilen des Staates es hätte ihnen je am guten Willen gefehlt, die und finnlos halten; ein anderes ist es, wenn Monaten hat eine furchtbare, taum noch je da- erhobenen Forderung nach sofortiger Einberufung anderen Völker zu unterdrücken. Aber waren das deutschgeschriebene Regierungsblatt daraus gewesene Arise Industrie und Handel erfaßt, des Parlaments den Zeitpunkt seiner Tagung diese Parteien nicht auch bestrebt, das eigene die Berechtigung ableitet, sich in der Rolle der die hunderttausende Menschen im Staate zum immer weiter hinausgeschoben. Es ist daher laum Bolt, wenigstens die arbeitenden Klassen die­Tugend zu Tische sehen zu können. Es steht ärgsten Hungerdasein verurteit. Diese der Ber- zu erwarten, daß die Durchführung und Wirl- ses Volkes niederzuhalten, zu knebeln und so­dem Sprachrohr der tschechischen Machthaber zweiflung preisgegebenen Massen, wie die schaf- famkeit der angekündigten Geseße und Maßnah- rauben! Und was können die Herrschenden lange als es nur ging, sie ihrer Rechte zu be­schlecht an, zu tun, als hätten diese nie ein fenden Stände überhaupt, hat die Regierung men vor Ablauf von Monaten erfolgen fann. Bässerchen getrübt und als wären sie den heu- aufs schwerste enttäuscht und verbittert, ba fie Gegen dieſes Verhalten der Stegierung be the bet wahrlich andere Bege gingen gegenüber den deutschen Sozialdemokraten. in den Massen der deutschen Arbeiterschaft, an­tigen deutschradikalen Befürwortern obstrul liber und irredentistischer Methoden niemals bisher alles unterlassen hat, was eine Milderung dem nicht nur eine Brüstierung des Willens vie führen, die doch wahrlich andere Wege gingen mit ähnlichem Beispiel vorangegangen. der Krise und eine Linderung der fie begleitenden ler hunderttausender Menschen im Staate sowie als die Deutschbürgerlichen. Für die nationa Die Tatsache, daß das Blatt zum Zwede der Heu- Not durch Bekämpfung der Teuerung und Er- deren parlamentarischer und gewerkschaftlicher Ver- listische Gewaltpolitik der Deutschradikalen chelei aus Regierungsgeldern bezahlt wird, welterung des Schußes der Opfer der Wirtschafts- tretungen erblickt werden muß, sondern vor allem und ihrer Gefolgschaft das deutsche Bolt über follte es, wäre es wirklich auf das Wohl des trife bewirken könnte. Die frühere Regierung, für auch eine Hinansschleppung der Arise in ihrer haupt verantwortlich machen wollen, ist eine Staates bedacht, nicht daran hindern, ernsthaft welche die jeßige Regierung leineswegs die Ver- vollen Schärfe und des Elends der Arbeitslosen, sinnlose Torheit. Auch das tschechische und je des andere Volt hat seine ertrem nationali zu prüfen, inwieweit seine Auftrag und Gelb antwortung ablehnen dann, da es im Wesen die erheben die Alubs der Abgeordneten und Senato - stischen Parteien, für deren Wünsche und Ta geber selber daran schuld find, daß die Politik felbe Regierung bei Austausch einiger Minister ren der deutschen Sozialdemokraten schärfften ten es mit Recht die Verantwortung ablehnt. der deutschnationalen Hasardeure in weiteren ist, hat in einem ,, Aufruf an die Bürger" die Protest und sie machen die Regierung für alle Die Berufung der Prager Presse" auf die Kreisen der deutschen Bevölkerung zu Glanz Einbringung einer Reihe von Gefeßentwürfen Folgen ihrer Versäumnis in vollem Maße ver-. H. Wolf, Hummer, Wichtl und Dr. Seid­und Ehre kommen fonnte, und daß auch schon im Berlament und die Durchführung anderer antwortlich. manche der Verständigung zugeneigte deutsch­ler, vermag darum das in deren Fußstapfen einherwandelnde tschechische Regime der Nie bürgerliche Parlamentarier diefer Politik Ron. Maßnahmen in Sachen der Teuerung, der Er­derhaltung der anderen Nationen im aller. zeffionen zu machen sich bemüßigt fühlen. geringsten moralisch gerechtfertigter, beren techtsansprüche um nichts weniger begründet erscheinen zu lassen.

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wenn

Der Abwehrkampf der Bergarbeiter.

Die gestrigen Berhandlungen ohne Ergebnis.

Brag, 11. Oktober. Die Verhandlungen wurden während des ganzen Tages bis in die späten Abendstunden geführt. Die Vertreter der Bergarbeiter schlugen 25 Prozent Lohner. niedrigung vor und gaben ihre Zustimmung zur achtstündigen Arbeitszeit am Samstag für die Oberschichtarbeiter. Die Berhandlungen wurden nicht beendet, weil ein Meinungsunter­schieb in der Frage der Verteilung der Arbeits zeit für sämtliche Oberschichtarbeiter entstand. Es handelt sich nämlich um einen Eingriff in die achtstündige Arbeitszeit und um die Einführung einer ein bis zweistündigen Bause innerhalb die. ser Arbeitszeit. Die Vertreter der Berg arbeiter erklärten, daß sie nicht berechtigt sind, über dieses prinzipielle Verlangen, welches die Zustimmung der Arbeiter aller Reviere voraus. feßt, zu entscheiden, und daß über diese Frage die Reichslonferenz zu beschließen hat. In der Berhandlung wird morgen nach der Reichskon ferens weiter fortgefahren werden, und zwar um vier Uhr nachmittags im Ministerium für öffentliche Arbeiten. Wie ersichtlich ist, brachten die Bertreter der Arbeiter die äußersten Opfer für eine friedliche Lösung des Nonflil­tes. Wenn die Verhandlungen scheitern sollten, fällt die ganze Verantwortung auf die Unter­nehmer, welche in der Frage der Arbeitszeit auf dem Justamentstandpunkte beharren, ob swar hiedurch eine Gesundung in der Kohlenin dustrie nicht erreicht werden önnte.

Das Regierungsblatt beteuert wohl, dic Vernunft verwehre es, Revancheideen zu he­gen, obwohl angesichts dieser unauslöschlichen Tatsachen" man sich nicht wundern könnte", wenn der begreifliche Groll an Entgelt dächte". Schon diese Gedankenfolge läßt die Beteuerung als pure Heuchelei erscheinen. Das erweist auch das Verlangen, die Deutschen müßten erst in Sack und Äsche Buße tun und durch Gesinnung und Tat für sich für­sprache einlegen. So liegen die Dinge doch nicht, und dieses Verlangen nach Demütigung ist nur die Bemäntelung der Weigerung, zu einer Verständigung zu gelangen. Es wird schon noch die Erkenntnis reifen, daß die Her­beiführung des nationalen Friedens ebenso im Interesse des Staates liegt, wie in jenem der deutschen Bevölkerung. Nur Böswilligkeit kann leugnen, daß auf deutscher Seite der Wille zur Berständigung fehlt. Das gilt mit Ausnahme der radikalen Schreier, die nach der Schaffung des Rechtsbodens der fulturellen und sprach lichen Ansprüche der Deutschen aber bald aur völligen Bedeutungslosigkeit herabsinken wür­den. Dagegen hat noch feine der bisherigen Regierungen bisher den fleinsten Schritt ge­tan, um ben nationalen Frieden vorzubereiten.

Das Blatt sucht seinen Wig daran zu üben, daß es das Scheitern der deutschen Hoff. nungen auf die Genfer Völkerbundtagung mit billigen Spottreden verhöhnt. Die Abweisung der Beschwerben der Minoritäten durch die Genfer Konferenz habe den Unmut der Deut­ schen in der Republik gesteigert, zu dem sie Grund zu besißen wähnen". Das Regierungs. organ gibt darauf den Deutschen den Rat, bie Hoffnung aufzugeben, durch Gewalt oder die Silfe des Auslandes an ihrem Los etwas än­dern zu können. Sie mögen vielmehr die Ur­jache ihrer Enttäuschung in sich selber suchen und das eigene Gewissen erforschen. Diesem guten Rat fügt der predigende Regierungs­fapuziner die Behauptung hinzu, daß, 1 die Deutschen Ursache zur Klage über die ihnen vorenthaltene Geltung und Stellung im Staate haben sollten, sie selber daran die Schuld trü­gen, da sie durch ihr Verhalten den ausgleich­willigsten Elementen der Gegenseite es er­schwert hätten, ihren Ansprüchen in weitest­möglichem Grade" zu genügen. Wohlgemerkt: das Regierungsblatt spricht da schlechthin nur von den Deutschen " und nicht etwa bloß von einzelnen nationalistischen Parteien! Seiner, die Tatsachen fälschenden heuchlerischen Be­hauptung läßt es die weitere folgen, die deut­Mähr.,- Ostrau , 11. Oktober. Der dritte Tag schen Politiker hätten nie auch nur den Ver. such unternommen, durch Gesinnung und Tat des Bergarbeiterstreifes im hiesigen Revier ver­bei den Tschechen freundliche Dispositionen zu lief vollständig ruhig. Es kam zu feinerlei Aus- Lohnkonflikt auch im Rossiter Rebier. Der bisherige Ministerpräsident Dr. Beneš, erreichen". Den Gipfel der Dreiftigkeit er schreitungen. In den Betrieben werden gemäß Auch im Roffiser Revier sind Lohnstreitig dem eine feile Bresse das Epitheton eines flimmt der Regierungsschmod, indem er ruft: Beschluß des Streifausschusses nur die notwen- feiten zwischen den Bergarbeitern und den Berg- Ausgleichsministers verliehen hatte, hat in Wo sind die Taten und Leistungen unserer digsten Arbeiten verrichtet. Außer an die Stran- bauunternehmern ausgebrochen. Die Betriebs- seiner Programmerklärung auch nicht ein Wort Deutschen , welche für sie Fürsprache tenhäuser wird an niemanden Kohle abgegeben. stattgefunden hat, hat beschlossen, die Entscheidung den anderen Nationen im Staate zu sagen ge­einlegten?" Die Prager Presse" gibt also zu, daß die Deutschen im Staate Grund Der Verkehr auf den hiesigen Landeslofalbahnen den vereinigten Bergarbeiterverbänden zu über wagt und das Erbe, das sein Ministerium zur Unzufriedenheit haben, aber sie findet das ist bisher noch nicht wieder aufgenommen worden, tragen.

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im Auftrage ihrer Geldgeber ganz in der Ord- oooo nung, da die Deutschen sich etwa durch die An­

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Die Lage im Streifrebier.

und es besteht keine Sofnung, daß sich die Situa­tion bessert, da der Streikausschuß die Lieferung von Kohle abgelehnt hat.

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hinterläßt, zeichnet sich vor allem durch eine maßlose Verschärfung der nationalen Gegen­fäße aus. Auch die neue Regierung will in nahme der Gesinnungslosigkeit der Prager herrschten, Gnaden erteilen. Der Regierungs- ordnung nach dem Kriege" als Beweis an ihrem Programm, so weit es bisher bekannt Presse" sich noch nicht das entsprechende Wohl schmod weiß die Sprache derer, die vordem führt, daß die deutschen Politiker nach dem geworden ist, feinen Raum für die Lösung des verhaltungszeugnis ausgestellt haben. Erst das lebendige Recht des Volkes auf ihre Fahne erwarteten Sieg der deutschen Waffen die nationalen Problems finden, das in Wahrheit dauernder Subalternstellung auch das politische Problem des Staates iſt. müffen ihre Taten und Leistungen Für geschrieben hatten, um es jetzt, im Besiße der Tschechen zu Sprache" für sie einlegen! Was hätten wohl die Macht, mit Füßen zu treten, gut zu hand- herabzudrücken suchten, was durch den Aus: Die Konservierung der allnationalen Roali­Thechen im alten Oesterreich dazu gesagt, haben und würde ein Sondertrinkgeld für diese fall des Krieges mißlang. Es war seit jehe: tion um jeden Preis deutet vielmehr darauf das Bemühen aller Chauvinisten, die echt hin, daß die Absicht besteht, dem Problem aus venn man ihnen ähnliches gejagt hätte?! Leiſtung verdienen. Kann man noch deutlicher zeigen, daß die Den stärksten Trumpf glaubt das Regie- fertigung für ihr Verhalten in dem Verhalten zuweichen und es zumindest solange als nur Machthaber den Grundsaß vom Herren- und rungsblatt zur Rechtfertigung der bisher ge- der Chauvinisten der Gegenseite zu suchen. irgend möglich hinauszuschieben. Das ist der Sklavenvolf gern dauernd festgelegt sehen gen die deutsche Bevölkerung geübten Gewalt. So wie die Deutschnationalen ihren Ueber- Text, zu dem der Regierungsschmod die Me möchten: hier die einen, die durch Gesinnung und Unterdrückungspolitik auszuspielen, in- radikalismus mit der Unterdrückungspolitik lodie macht. Einen anderen Zweck hat die Ka­und Tat freundliche Dispositionen" au errei dem es die im Jahre 1916 von den deutscher Tschechischnationalen zu begründen bestrebt puzinerpredigt, die er den Deutschen hält. chen suchen müssen, dort die andern, die nach bürgerlichen Parteien ausgearbeiteten or find, so tun es diese umgekehrt, indem sie aus nicht. dem Grade der Bravheit der von ihnen Bederungen der Deutschen Desterreichs zur Neu- den Archiven der Vergangenheit Dokumente

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