15. Oktober 1922.

Der gefrönte Lügner.

Zu Wilhelms Erinnerungen.

Cette B.

Wenn die dankten dies

Das Uebereinkommen im Ostrau- Karwiner Revier. r treuen Zolibarität der Arbeiterschaft, die den

Stampf finanziell unterstützte.

Die genaueren Bestimmungen des neberein geregelten Minimallöhne werden vom Genosse Macoun betont zunächst, daß sich der Die numerierte Luxus- Ausgabe auf echtem tommens jind: Die Arbeitszeit bleibt bei 24. September bis zum 18. November von deutsche Gewerkschaftsbund in seiner gegenwärti Büttenpapier, mit der Kaiserkrone und dem Na- den Grubenarbeitern bis auf weiteres unverän- 45 K auf 33.75 K und vom 19. November an gen Organisationsform als eine Notwendigkeit menszug als Wasserzeichen gedruckt, in Pergadert, bei den Obertagarbeitern und in auf 31.50 K herabgefeßt. Der Vertrag vom bewährt habe. Der Bund habe gleichzeitig den Or ment 2500 Mt." Leipzig , S.. Soehler, Berlag. den offercien gilt am Samstag die November 1920, bzw. die Bereinba- ganisationsaufbau besorgen und den Kampf gegen Die Kaiserkrone als Wasserzeichen: das ist achtstündige Arbeitszeit. Die Bertreter der rung vom Mai 1922, welche am 21. Auguft das Unternehmertum führen müssen. Im Ver­das Symbol des Buches, das soeben das Licht Arbeiterschaft ertlären sich bereit, über die nor- 1922 abgelaufen sind, werden den obigen Aen- hältniß unserer Organisation zu den Verbänden der Alten und der Neuen Welt erblickt, und der male achtstündige Samstagsschicht für die Gru derungen angepaßt und mit Geltungsdauer bis des tichechoslowakischen Pentrafgewerkschaftsrates berühmte Dollarvertrag, der dem Autor heute rund benarbeiter zu verhandeln, wenn we- 31. Dezember 1922 erneuert. Er fann frühestens ist eine Befferung eingetreten. Die gemein 400 Millionen Mart seines Reiches einträgt, ist nightens fünf Tage in der Woche gearbeitet wird. am 1. Jänner 1928 14tägig gefündigt werden. fame Ation gegen die Teuerung und die Wirt­der Zweck. Das große Mitleid, mit dent viele Die Lohnfrage wird in der Weise ge- Falls der Vertrag nicht gekündigt wird, wird schaftstrise, die zusammen mit den beiden tschechi Deutsche die tragische Gestalt des Kaisers" zu regelt, daß die Durchschnittslöhne vom 24. Sep- seine Geltungsdauer automatisch verlängert und schen Gewerkschaftszentralen unternommen wurde, adeln versuchen, vermögen wir, durch andere tember bis zum 18. November um 25 Prozent bezüglich der Kündbarkeit gelten die betreffenden bedeute eine Abkehr von der bisherigen An Objekte beansprucht, nicht aufzubringen: ihm geht und vom 19. November um weitere fünf Prozent Bestimmungen des erneuerten Vertrages. Die am schauung der Tschechen und darin schon liege ein es, scheint uns, erheblich besser als der unabsch herabgefeßt werden. Die Familienzulagen 26. September 1922 mit 48 K fundgemachten Erfolg des deutschen Gewerkschaftsbundes, welcher baren Reihe von Männern und Frauen, die der werden allgemein vom 24. September bis 18. No- Bergarbeiterlöhne werden für eine Leistung von zu der Hoffnung berechtigt, daß sich allmählich Strieg verstümmelt oder verwaiſt hat. Trotzdem vember um 25 Prozent herabgesetzt, vom 19. No 7.5 Meterzentnern gegenüber 7 Meterzentnern das Verhältnis flären werde. Die Frage der ein­hätte jeder begriffen, wenn ein von der gesamten bember ab wird über die Art der Zulage, be- mit einem Betrage von 48 K festgefeßt. Beide heitlichen Organisation fann nicht gelöst werden nichtdeutschen Welt Beschuldigter mun selbst zur ziehungsweije, soweit sie in die Löhne einbezogen Parteien erklären fich mit der obigen Bestim- mit dem Schlüssel der zufälligen Staatsgrenzen Fedr griff, um sich zu reinigen; natürlich, indem wird, ein neues Abkommen getroffen, wobei der mungen einverstanden und werden in Mähr.- oder mit Gewalt, sondern mit auf Grundlage des er seine Motive vein erhielt, zugunsten jener Grundsat gilt, daß der auf diese Zulagen ent- Ditrau auf ihrer Grundlage spätestens bis einander Näherkommtens, gleich zu gleich. Auf schuldlosen Opfer. Doch der letzte Hohenzoller fallende Betrag in der Höhe von 70 Prozent der 15. November 1922 einen neuen Rollek die Ausführungen des Genossen Koudenberg ein rechnet, scheint es, lieber mit einer andern Art von nwärtigen Höhe eingerechnet werden wird. tibbertrag abschließen. gehend, erklärt Genosse Macoun, daß der deutsche Millionen", die nicht stöhnt, sondern knittert. Die in der Vereinbarung vom Mai 1922 Gewerkschaftsbund formal noch nicht in den Troydem hatten wir wenigstens auf die taft 9000000000ARANDÛÏNTÛÏ ⭑000000000000........................... 000 internationalen Gewerkschafts­volle Arbeit seines erforenen Dramaturgen ge­bund aufgenommen wurde, daß er aber in hofft, die dies ertragreichste Buch der Geschichte dann erſt begreift man, wie er sein Jahrhundert letzten Angriff im Kampfe den Tod ſuchen? ständiger Verbindung mit ihm stehe. Die Zentral auch andern erträglich machen konnte: geschickte begriff. Bis 1918 hatte Vreußen ein Wahlrecht, Neue Opfer!- Sich selber töten?-Erstens gewertschaftskommission hat eine Einladung zum Sände hätten einen Mann mit seinem Wider das man in einer Republit wie eine alte Kanone Christentum. zweitens Verantwortungsgefühl! Kongrek im Dezember erhalten und wird an ihm spruch, einen Einsamen tonstruieren fönnen, der im Museum anstaunen würde: Drei Klassen, ge- Er mußte sich, fagt er, seinem Volte erhalten, voraussichtlich auch teilnehmen. das Bergangene nur durchdenkt, der Mann des ordnet nach dem Gelde, was jeder besaß. Fünf- um ihm zu helfen und die Schuldfrage aufzu Schicksals hätte erscheinen müssen, dessen Seelen- undzwanzig Jahre lang: vergebens wiederholter hellen; noch minder durfte er den Vereingetorig tönen auch der politische Gegner lauscht. Doch er Sturmlauf von links, der stönig als heftiger Geg- spielen und sich den Feinden steilen. glaubte: die Agt im Haus erspart Herr Zimmer- ner jeder Gleichheit. Als endlich der Strieg seine mann, und schrieb, so scheint es, im Gegensatz zu Todfeinde, die Sozialisten, unter die Fahnen führt, Kronprinz Rosner, meist selber. Als Napoleon fordert die Linke laut und energisch, was ihr längst seine Memoiren schrieb wenn man auch nur zufam und was ihnen endlich eine einzige Geste für die Daner eines Sates diesen Vergleich wagen bewilligen mußte. Statt dies nun, apres tout, in vill, da sah man einen bleichen Helden fiebernd ein paar schlichten Worten zu bestätigen, greift der feine fleine Stube, die enge Insel abschreiten und Staiser heute noch Bethmann an, er habe seine Rechenschaft vor sich selber ablegen; neben die guten Absichten verschleppt: denn schon im ersten stolze Darstellung ungeheurer Siege stellte er die Kriegswinter habe er seinen tapferen Preußen, Talente seiner Gegner offen zur Schau, doch auch mit denen er selbst vor dem Feinde gestanden eigne Mißgriffe männlich zur Stritif. So entstand habe, nach siegreicher Heimkehr eine Belohnung cine Art Selbstgespräch vor dem Phonographen. spontan bereiten wollen, dies alles in einem Wilhelms II. Buch gleicht in allemt seiner Regie falsch patriarchalischen Tone, der zwischen dem rung: es ist eine Rede vor dent Spiegel. Großen Friedrich und dem Sonnentönig eine Will man die Summe dieser fünfzehn Ka- furiose Mitte hält und dies alles gespidt mit Hätte der Kaiser cinst als Prinz und Bonner pitel wissen? Nichts in 30 Jahren hat der Staiser Lügen. Denn wie soeben der Berliner Vorwärts" Boruffe" das Strafrecht seines fünftigen Reiches falsch gemacht, niemand verkannt, immer hat er nachweist, ist die Behauptung, Bethmann studiert, er hätte von zwei Arten von Deliften er­Lassandrahast vor den Fehlern seiner blinden habe die Wahlreform verschleppt, eine grobe Verfahren: den vorfäßlichen und den fahrlässigen. Stanzler gewarnt, vergebens: sie bezwangen ihn, leumdung des toten Reichstanzlers: ein kompli Stein Verständiger hat dem Kaiser je den Vorsak bis er zähnefnirschend unterschrieb. Beweis: Bis- siertes Pluralwahlrecht" hätte nach dem aus vorgeworfen, und als man ihn 1914 gar mit Attila mard verhinderte ihn im Amte an der rechten drücklichen Wunsch des zu einer Wahlreform erst verglich, beleidigte man nur den Attila. Was fahr­Sozialpolitik, nach dem Sturze an der Auswir- mühsam überredeten Kaisers der Lohn sein sollen lässig von ihm und den Seinen verschuldet wurde, fung aller seiner Jdeen, Caprivi an der Erneue- für die fiegreich heimkehrenden" Strieger. das steht in den Deutschen Dokumenten", Band rung des russischen Vertrags. Hohenlohe und 14. Marschall zwangen ihn zur Strüger- Depesaje, deren verheerende Wirkung er angedroht hatte, Bülow nötigte ihn nach Tanger , wohin er nur sehr ungern gegangen sei, und hinderte ihn nicht am Inter­view mit Daily Telegraph ". Bethmann endlich, inter Gouvernannte und ihn ständig belehrend, habe trotz aller Warnung des Kaisers den herauf­ziehenden Krieg nicht gesehen, ihn an der Reform Ses Wahlrechts, an der Unterstützung von Tirpit

Jst also niemand, der vor seinem Blick be­steht? Doch. Tirpit, den er seines, auch nach der Abdankung noch kaiserlichen Dantes versichert, diesen alten, gefährlichen Seeman empfiehlt er seinem flottenlosen Vaterlande als einzigen, der ihm wieder aufzuhelfen wüßte! Man spürt, wohin die Rückreise gehen soll. Auch sonst wird dies 9. Kapitel, das Heer und Flotte behandelt, mit sei nem frisch- fröhlichen Stricgstempo die Herzen aller ollen ehrlichen Preußen" entzüden. Weit fürzer

leber den Bunkt der Tagesordnung, Statu tenänderung, referiert Genosse Tlapak. Er erläu­tert bie einzelnen Abänderungen, welche nottven Doch nun bringt zum Schlusse das längste dineroveise getroffen werden müssen. Mit Aus tapitel zwei Ueberraschungen, die Kaifer- nahme der§§ 5, 8, 17 und 24 nahm die Ver freunde hätten verhüten sollen. Wilhelms fannnlung die gestellten Anträge des Verbands Friedenspose aus Menschliebe und Christentum vorstandes einstimmig an, die 5 bezeichneten Va­wird von ihm selber als politischer Schachzug ragraphen sind von der Neberprüfungskommiffion erklärt: die drohende Kriegsentscheidung in zu bearbeiten und in der morgigen Tagung zur Europa mußte verschoben werden, bis Deutschland Beschlußfaffung vorzulegen. solch eine Weltstellung inne hatte, daß die Feinde sitterten. Noch bedeutsamer ein zweites Kaifer­wort, an dem man ja nicht drehen noch denteľn foll: Deutschland habe Fehler gemacht, aber im Interesse des Friedens, solche Fehler jeien teine Schuld, Deutschland habe den Krieg nicht gewollt, also auch nicht verschuldet.

Genau so steht es mit seinem Buch: zu mindest sind die meisten Darstellungen fahrlässig falsch. Die Forschung wird es faum streifen. Dem Psychologen rundet es das Bild, den Monarchi­sten muß es erbleichen laffen. Es bleibt im Grunde nur, was der Verlag des Buches anpreist: Eine Strone als Wasserzeichen.

Erinnerungen.

Aus den Anfängen der Arbeiter. bewegung in Deutschböhmen. Von Wilhelm Stiefewetter.

Der Prozeß der 52 begann am 4. De­zember 1882 und endete Monats mit der Urteilsverkündung. Angeklagt waren hauptsächlich deutsche Genoffen aus allen Teilen Böhmens wegen Geheimbündelei. Vicle tannten einander gar nicht oder nur dem Namen nach. Von den besonders tätigen Genossen aus Reichenberg und Umgebung befanden sich an Anklageliste: Ferdinand Schwarz, Josef Hannich, Anton Behr, Josef Schiller , Josef Ulbrich, Franz Roscher, Eduard Geller und Wilhelm Riefewetter; dann Karl Schmidt aus Böhmisch Leipa und Rudolf Sommer aus Aussig . Meines Wissens nach leben die zwei leggenannten noch. Und von den Reichenbergern sind noch am Leben Wil­helm Weichenhan, der nicht in Untersuchungs­baft war, während dieser Zeit zuhause die einge­an die Frauen und Kinder der Eingesperrten Reichenberg, 14. Ottober. Der zweite Ver- auszuzahlen hatte, was gerade während dieser bandstag des Verbandes der Holzarbeiter, Drech Zeit nicht die leichteste und ungefährlichste Tätig fler und verwandten Berufe in der Tschechoslo- leit war. Doch er übte sie pünktlich aus, sowie wafischen Republit wurde heute nachmittags im überhaupt die Arbeiterschaft Nordböhmens ihrer Saale der Vereinshalle eröffnet. Die Delegierten Pflicht, die Familien der Verhafteten zu unter­aus allen Teilen der Tschechoslowakischen Repu- ftigen, voll und ganz nachlam. Außerdem ver blir erfüllten in stattlicher Anzahl das Lokal, dient von den deutschen Augeklagten noch genannt außerdem waren auch ausländische Vertreter er zu werden Viktor Winter aus Oberleutensdorf schienen. und die tschechischen Genossen Wenzel Waic aus Aussig und der Bergmann Choura,

verhindert: Prinz Max endlich zwang ihn gegen und viel komischer iſt ein anderes Stapitel gehal. Verbandstag der Holzarbeiter. laufenen Unterſtüßungsgelder entgegennehm und

die heißesten Wünsche seines Herzens zur Flucht. Soviel Behauptungen, soviel aber Lügen. Der Fall Bismark liegt weit fomplizierter, und nichts tennzeichnet die Volksliebe" des Kaisers besser, als sein Geständnis, den offenen Stampf gegen die Sozialisten, den Vismara wollte, habe er nur aus politischer Nötigung zum Ausgleich nicht füh ren fönnen. Für alle Fälle läßt er sich am Ende des Kapitels von den Arbeitern einer Werft einen Lorbeerkranz für seine Sorgfalt überreichen. Schlimmer ist schon, daß er nicht bloß Bismarck Worte( den Vergleich von Siegfried und öödur mit der deutschen Geschichte) ohne deren Autor, und zwar als jüngste Lesefrüchte zitiert, sondern ihm auch Worte unterlegt, die er historisch und psychologisch nicht gesagt haben fann.

ten, in dem Wilhelm das ästhetische Fazit seiner Epoche zicht, und wo man ihn im Verkehr mit seinen Festdichtern und Deforateuren oder im Frühjahr 1914 auf Korfu sieht, über Homer und dorische Säulen forschend, während, wie er hin zufügt, im Raulasus schon gegen ihn mobil gemacht wird!

Dennoch passiert ein entscheidender Wider spruch. Während er nämlich für alle Fehler seine Minister verantwortlich macht, im Ton eines Gutsherrn, der wegen eigenen schlechten Einfau­ses oder auch wegen des Bagels seinen Inspektor verklagt, schreibt er sich alle Erfolge" felber zu: er ist es, der Lord Halcane in seine Schranten weist und dann folgt die schwer kränkende Be­schreibung dieses Mannes, der zu den Zierden Ebensowenig hat Wilhelm den russischen britischen Geistes gehört, und er lacht über Beth­Vertrag gewollt, vielmehr aus persönlichem Haß manns angebliche Tränen bei der Abweisung verboten. Daß er die Krügerdepesche selbst erfundieses legten eng.ijchen Friedensversuches. den, bezeugt ihr Stil und Impuls, bezeugen Saß der Kaiser Kriegsausbruch und ende schriftliche und mündliche Ueberlieferungen aller salsa, sieht, ist menschlich verständlich. Nur einige Beteiligten; doch selbst diesen Haß gegen England Droierien werden sich bald beflügeln: so cuva, - das echteste Gefühl dieses aus Furcht und Ei- daß die Armee, deren entscheidender Drud im Juli telfeit komponierten, durch Eduard VII. in beiden aus den deutschen Dokumenten, aus allen wie Punkten getroffenen Charafters will er vom moiren und aus ihrer eigenen Tradition folgt, alten Hohenlohe widerwillig übernommen haben. vom Auswärtigen Amite mit dem Striege ſchuid Wie er nach Tanger verlangte( bis das Micer und haft überrascht worden sei! Auch dürften sich Stari der Schimmel hochgingen), beschreibt anschaulich taiuristen durch die Behauptung des Kaisers ange­sogar der sanfte Schoen, und was Bülow betrifft, regt fühlen, im Juli 1914 wäre ein Teil der eng so dürfte er wohl demnächst selber sprechen, nach lischen Flotte nach Norwegen unterwegs gewe­dem er, nur aus Rücksicht gegen den Kaiser, bis sen, um ihn dort abzufangen. icht geschwiegen hat. Die ganze Tücke, die in drei­Big Jahren dort nirgends Verantwortlichkeit über­nimmt, wo man doch immer Glanz geerntet hatte, zeigt auch hier, wo er rasch noch dem Zentrum die Schuld an Bülows( ihm selber doch höchst er wünschten) Fall zuschreibt und den schwachen, aber feinen, auf alle Fälle verstorbenen Grafen Sertling, einen Freund Bül- ws, noch im Jahre 1917 in Spa stola erklären läßt, er habe Verdienste an Bülows Sturz.

Bei allen fönnte man fragen: war dieser Pseudo Autofrat, der fünfundzwanzig Jahre lang durch seine gepanzerie Friedenstaube, durch seinen drohenden Stahlengel mit dem Delziveige Europa in Erregung gehalten hat, nicht Manns genug, in den Momenten seiner politischen Visionen allein zu entscheiden, und gegen seine Berater? Sinderte ihn vielleicht eine vernünftige Verfassung, zu ent­lassen, was ihm nicht mehr beliebte? Wer Bis­mard mit einem Wink for jagen durfte, der mußte wirklich, wie er mehrmals wiederholt, törichte Noten widerstrebend unterzeichnen? Fühlte er sich etwa fonstitutioneller als die Stonstitution?

Man muß ihn nur als Landesvater hören,

Ueber den Striegsablauf selber javeigt des Staisers Söflichkeit fast ganz. Am Schlusse aber wird er lebhaft: Prinz Max und Scheidemann wer den die Zielscheiben seines letzten Kaiser- Manövers; der Prinz, der die Dynastie noch am 9. November zu retten suchte, wird geradezu Zerstörer des Rei­ch s genannt. Was blieb da dem armen Willy noch übrig, als natürlich nach furchtbarem inne­ren Stampfe, das teilte auch der Stronprinz für seine Person mit zu fliehen? Das Ausand, schreibt der Kaiser, wollte feinen Frieden mit ihm schließen, das Inland warnte vor dem Bürger­fricge; so rbachte er das ungeheure Opfer".

Was nun folgt, steht seit Jahren mindestens alle Sonntage in jedem reaktionären Blatte zu lesen; so ganz hat der Träger des Schicksals die Stichworte seiner Histrionen übernommen: Berfegung im Innern, viereinhalb Jahre glän­zender Waffentaten, unerhörter Siege, Dolch stoß von hinten, als der Friede in Greifnähe stand. Dann aber weist er die drei Vorwürfe zurüd, warum er nicht anders gehandelt habe: An der Spize des Heeres den Aufstand in der Heimat niederwerfen? Bürgerkrieg! Beim

Verbandsobmann Genosse Tlapal eröffnete um halb drei Uhr nachmittags die Beratungen In der Anklage figurierten fast alle als mit einem Rüdblid auf die Entwicklung des Ver- Vorsteher der Geheimbünde". Dic bandes. Im Vordergrund der Beratungen steht Anklage shigte sich zumeist auf einen Organisa die Regelung der Beitragsleistung und des tionsentwurf, der die Rechte und Pflichten der Unterstüßungswesens. Auf der Tages- Mitglieder festsette, und im westlichen Böhmen ordnung steht ferner ein Antrag des Genossen bei einer Hausdurchsuchung gefunden worden Macoun über gewerkschaftliche Zeit sein soll. In Wirklichkeit aber war dieser Ent­fragen, ein Referat über die Tätigkeit der wurf eben nur Entwurf und niemals in Kraft. Schiedskommission für Betriebsausschüsse. Unter lebhaftem Beifall der Delegierten begrüßte hierauf Genosse Tlapak die Vertreter der inter­nationalen Holzarbeiterorganisationen sou den berg ( Amsterdam ), Mrkvicka, Domes ( Wien ), die Genossen Maconn von der Zen­tralgewerkschaftskommission des Deutschen Ge­werkschaftsbundes und Klouda für die ord böhmische Holzarbeitergewerkschaftskommission und verlas die zahlreich eingelangten Begrüßungs schreiben.

Die meisten der Argeklagten hatten keine Ahnung von ihm. Doch das half nichts, der Staatsanwalt, der von Wien aus mit den Sozialistenverfolgun gen betraut war, und der, wenn es hätte sein müssen, aus einem unbeschriebenen Blatt Papier die Schuld der Angeklagten herausgelesen hätte, hielt diesen Entwurf für beweisträftig und die Verurteilung erfolgte. Nur wenige entgingen ihr.

Die damaligen Prozesse gegen die Sozialisten waren eben alle Willtür- und Gewaltakte der Bes hörden oder Tendensprozesse" wie sie die Juristen heißen-um politisch unliebsame Ele. mente unschädlich zu machen.

Nach der Wahl des Bräsidiums und der Kommissionen begrüßte Rondenberg die Delegier­ten im Auftrage des deutschen und des holländi- Als Verteidiger in diesem Prozesse hatten schen Holzarbeiterverbandes. Durch Schuld der wir die Advokaten: Dr. Wolf Enzinger und Dr. Strise, welche sich überall geltend macht, stehen in Glaser aus Wien , sowie Dr. Stransky aus Deutschland 30.000 Solzarbeiter im Streit, um die Brünn . Alle drei erfüllten ihre Schuldigkeit voll Löhne der immer weitergehenden Teuerung anzu und ganz; besonders Dr. Stransin passen. Auch in Holland gilt es gegen Arbeits- Brünn, der jetzt als Senator der Stramarschpartei lofigkeit und Reaktion zu lämpfen. Dort haben angehört, nahm damals als junger Advokat sci­die Solzarbeiter die Herabschung des einstigen nen Verteidigerberuf sehr crust; er verglich die Grundlohnes nicht gang abwenden können. sozialistische Bewegung mit der des beginnenden Die holländische Arbeiterschaft hat es leider nicht Christentums und stellte uns so gewiffermaßen verhindern können, daß die festgelegte Arbeitszeit als Belden und Märtyrer hin, doch das müste von 45 Stunden auf 48 Stunden vermehrt wurde. alles nichts, war doch das Urteil zu Beginn der Mrtviela( Wien ) id ilberte die Leiben der Verhandlung bereits fertig, so daß der gange deutschösterreichischen Arbeiterschaft und den Prozeß nur einer Komödie gleichkam, denn schon Kampf um den Inder. Den Holzarbeitern ist es vor seinem Beginn hatten wir erfahren, daß auf erst in lepter Beit gelungen, die gleitenden der Liste ein Teil der Angeklagten mit einem Bulagen zu erwirken. Leider muß berichtet wer- roten und der andere Teil mit einem blauen den, daß, obwohl im September die Steigerung Hälchen bezeichnet war. Die roten, die man der Vreise mit 91 Prozent festgestellt wurde, die offenbar für die gefährlicheren hielt, betamen Erhöhung der Lobne um ou Prozent erfolgte. auch die schärferen Strafen. Ferner schildert er den Kampf der Buch bruder, Den Vorsitz bei den Verhandlungen führte welche wöchentlich nicht weniger als 1.6 Milliarder Landesgerichtsrat Svoboda; der Staats den. an Streifunterstüßungen auszahlten. I anwalt hieß Schneider. Svoboda, ein Tscheche,