Sette 2.

spricht, nie abhalten zu sagen, was wir zu sagen] haben und wir werden ihm stets auf die Finger flopfen, wenn er mit Fingerfertigkeit feine Affären

Ebert wird definitiver Reichspräsident.

dieler Woche.

zu Berleumdungen wider uns mißbrauchen wird. Einigung der Mehrheitsparteien. Der Beschluß erfolgt noch im Laufe So efelhaft es ist, einem Blatt von der Widerlich feit des Brünner Montagsblatt" zu erwidern, die Ueberwindung des Etels ist manchmal doch eine nicht zu umgehende journalistische Notwen digkeit.

Berlin  , 18. Oktober( Eigenbericht). Die sozial­Demokratische Reichstagsfraktion hat in ihrer heu tigen Situ fchaffen. einem Forichlea des Sen­trumsführers Mark zuzuftimmen, wonach der ge­genwärtig amtierende Reichspräsident burch formale Verfassungsänderung zum befini tiben Reichspräsidenten mit Ablauf der Amtszeit am 30. Juni 1925 erklärt werden joll. Die verfassungsmäkige Amtsdauer von 7 Jahren wird nach diefem Borfchlace um ein halbes Jahr verkürzt. Dies wird aber damit begründet, daß in Zukunft alle 7 Jahre zu wählen sein wird, da es beijer ist, die Wahl in die Sommermonate, als in die Wintermonate zu verlegen. Der Juni ift dem nach alle 7 Jahre der Monat des Wahlkampfes un den Reichspräsidenten. Entscheidend konnte es für die Fraktion nicht sein, ob die Amtsdauer des Präsidenten Ebert um ein paar Monate abgefürat werden wird. Entscheidend war das Prinzip, daß Ebert als der erste ordentliche Reid- spräsident der deutschen Republik burch eine überwältigende Mehrheit des Reichstages anerkannt werden muß.

19. Oftober 1922.

ließen, daß Defterreich in die Abhängigkeit des Kollmann deutschfeindlichen Auslandes gerate. ( christlichsozial) und Clefsin( großdeutsch) polemi­fierten gegen bas sozialdemokratische Selbsthilfe programm. Sie erklärten, daß ihre Parteien die Konvention stimmen werden.

Da diese Anerkennung in Aussicht gestellt wurde, Die vereinigte sozialdemokratifth hatte die sozialdemokratische Fraktion keinen Grund mehr, auf der sofortigen Durchführung der Wahl. Reichstags rattion in Dent chland. zu bestehen. Berlin  , 18. Oktober. Die beiden sozialistischen  . Die Deutsche Volkspartei   hat sich dem Vor- Fraktionen des Reichstages haben sich gestern zu ichlage auf Am'sverlängerung des Reichspräftener Fraktion zusammengeschlossen. Zu Fraktions denten angeschlossen, sobah in der später abgehal- vorsitzenden wurden einstimmig gewählt: Her­tenen Sigung der Parteiführer ohneweiters eine mann Müller, Wels, Scheidemann  , tebereinstimmung erzielt werben fonnte, den ver- Dittmann, enfe( früher U. S. P. D.  ). Ge­fassungsändernden Geschentwurf nach Möglichkeit schäftsführende Vorsitzende sind Hermann Müller  noch in dieser Woche zu verabschieden. Auch und Dittmann. Die Fraktionen des Zentrums, bie bayerische Bollspartei stimmte der Anregung der Demokraten und der Sozialdemokraten beschäf zn. Durch tiefes vereinbarte Vertrauensvotum, tigten sich gestern mit der Reichspräsiden das dem Reichspräsidenten Ebert durch eine große tenwahl Endgültige Beschlüsse wurden nicht Mehrheit des Reichstages ausgesprochen worden gefaßt. Auch eine Zusammenkunft der bürgerlichen ist, lann sich die deutschnationale Fration den Arbeitsgemeinschaft der Mitte führte zu feinem Aufwand für Herrn Hindenburg   ersparen. Die Ergebnis. Für heute vormittags ist eine interfrat Rommunisten haben bereits Rlara Rettin, tionelle Besprechung beim Reichskanzler anbe und die Splitter der Führer der unabhängigen raumt. Sozialdemokraten ihren Vorfikenden de debour Die deutschen   Sozialdemokraten für als Gegenlandidaten genannt. Beides ist nunmehr überflüffig geworden."

Telegramme.

eine Goioanleihe.

Aus der geftrigen Präsidialsigung des Abge­ordnetenhauses. Das Abgeordnetenhaus wird am Dienstag um 11 Uhr vormittags zusammentrete:, Der Tagesordnung vorangestellt ist die Pro grammserklärung des Ministerpräsidenten, das Expose des Außenministers und das des Finan; ministers. Nach den Erflärungen der drei Mini ster wird die Verhandlung abgebrochen werden. Am folgenden Tag findet die Debatte statt. Am Mittwoch und Donnerstag soll die Sigung von 10 Uhr vormittags bis 8 Uhr abends und am Freitag von 10 Uhr vormittags bis 2 Uhr nach mittags dauern. Dann soll die Abstimmung statt finden. Die Redezeit wird so bemessen, daß jeder Klub sovielmal vier Minuten Redezeit erhält, als er Abgeordnete hat. Die Eröffnung des Abgeord netenhauses wird durch eine Obmännerfonferenz eingeleitet, die am Dienstag vormittags uni halb zehn Uhr stattfindet. Die erste Tagesordnung Berlin  , 18. Oktober. Die Funktionäre der umfaßt folgende Punkte: 1. Die Befreiung der Vereinigten sozialdemokratischen Partei nahmen exterritorialen Personen von staatlichen und tschechischen Nachforschungsschreiben in jeder Ge­anderen öffentlichen Steuern und Abgaben, 2. meinde vorerst übersetzt werden, ehe sie den Po­gestern in einer Versammlung eine nach dem Re­ferat Silferdings über die Reparations- und Wäh­die Aufhebung der bisher geltenden Gefeße über lizeiangestellten vermittelt werden fönnen. Dies die Militariaren, 3. Neuwahl des ständigen Aus- ist aber technisch ganz unmöglich, was zur Folge Anjung des engli then Barlaments. rungskrise vorgelegte Resolution einstimmig an, in der es heißt: Der unaushaltsame Währungs­schusses, 4. Neuwahl der Ersparungskommission haben muß, daß die Invigilierungen nicht zur Paris  , 17. Oktober.  ( Havas.) Aus London   verfall bedroht alle auf Marteinnahme angewiese­und 5. Ergänzungswahl in den Wahlgerichtshof. Stenntnis der einzelnen Sicherheitsorgane tom wird gemeldet: Lloyd George   hat befchloffen, nicht nen Lohn, Gehalts- und Rentenempfänger in Aus dem Senat. Das Senatspräsidium ver- en und damit ihren Zwed gänzlich verfehlen. zurüdzutreten, sondern das Parlament aufzulösen. ihrem Leben. Er zerrüttet auch die Wirtschaft. Das handelte vorgestern über die Vorbereitungen zur Ganz besonders auf diesem Gebiet ist es not- Er wird diesen Beschluß am Samstag veröffent- fügt zur Teuerung noch große Arbeitslosigkeit. Senatsfeffion. Die erste Sigung wurde für Diens wendig, daß der Sprachengebrauch rein als Mit- lichen. Durch eine Stüßungsaktion für die Mart muß tag, den 24. d. auf 4 Uhr nachmittags festgesetzt. Bedürfnisse anzupaffen hat. Der Verband ber iel zum Zived dienen und sich dem praktischen mit Hilfe des Goldschaßes der Reichsbanf und durch In diefer Sigung wird Ministerpräsident Svehla Auflegung einer inneren wertbeständigen Goldan­Die Regierungserklärung, Dr. Benesch sein Er- deutschen Selbstverwaltungsförper beantragt da­leihe bie weitere Flucht vor der Mart verhindert pose über die auswärtige Situation und Dr. R a- her, daß Ministerium des Innern möge die im werden. Die Funktionäreversammlung crivartet fchin das Finanzexpose vorlegen. Darauf soll deutschen   Siedlungsgebiete gelegenen Staats­von der Reichstagsfraktion, daß sie alles tut, um die Sigung geschlossen und die Debatte in der ämter anweiſen, mit den beutschen Gesische Regierung hat den Vorschlag diese Forderung durchzusehen, da ſonſt die Sozial­nächsten Sizung eröffnet werden. Die eigentliche meinden auch deutsch   zu verkehren." Englands auf Zusammentritt einer Konferenz demokraten die Verantwortung für die drohenden Arbeit des Senates wird erst am 7. November Die Vorlage über die Sozialversicherung foll technischer Sachverständiger für den Gefahren des Winters nicht mehr übernehmen beginnen. nach einer Meldung der gestrigen Abendtribuna" 20. d. M., welche die wirtschaftlichen und können. schon beinahe fertiggestellt fein, aber infolge unbor finanziellen Vertragsbestimmungen mit der bergesehener technischer Hinderniffe wird fic den Türkei   vorbereiten soll, prinzipiell in günstigem beiden Häusern erst im Jänner 1923 zur Ver- Sinne beantwortet. Fran ösischerseits wird über darauf verwiesen, daß London   im Hinblick auf die handlung vorgelegt werden. Erfolge der Gemäßigten gegen die Radikalen. Der wilde Bod zum frommen Schäflein ge jüngsten antitürkischen Stundgebungen als Ort für Paris  , 17. Oftober.( Tsch. P. B.) Die Kom worden. Bekanntlich hat sich der Abgeordnete die Zusammenkunft ungeeignet sei. Die französi Vrabec, bisher Mitglied der slowakischen Volts.sche Regierung schlage vor, die Konferenz in a munistenkonferenz hat heute eine entscheidende partei, in Gegenfaß zur Blinfagruppe gestellt, und is abzuhalten. Auch die italienische ReWendung genommen. Man vermutet, daß die Ver­sich zum Führer einer oppofitionellen Gruppe Aierung hat den englischen Vorschlag einer treter der Moskauer Exekutive von den Ge­Unter Anführung der bisherige innerhalb der flowakischen Bollsarici emporge­Sachverständigenkonferenz genehmigt. aktion denke. mäßigten geschlagen werden. Besonders bemerkt wurde die Rede des einflußreichen Mit­Gesetze wird versichert, daß die kleinen Bauern schwungen. Nun meldet die ,, Tribuna", daß Vrabec wälder und die Gemeindewälder von der Be Hospitant des Klubs der tschechischen fierifalen gliedes der Parteileitung er, der die Verfolgung schlagnahme ausgenommen sind. Dagegen schweigt Abgeordneten werbe- und Pater Sramel wird einer Mittellinie vorschlug. Es handle sich darum, und Bater Sramel wird die Mehrheit der Partei und verdiente Mitglieder die Kundmachung von dem in Vorbereitung fte fich freuen, baß einer seiner wilben Böde wicber Bien, 18. Oktober( K. B.) Die Dele gegen die Machinationen der Linken zu schüßen. henden Wälderverstaatlichungsgeset überhaupt. Sie zum frommen Schäflein wird. gierten bes Völterbundes, Avenol Diese Worte riefen große Bewegung hervor. Die wird daher ihren Zwed, zu beschwichtigen, nicht Sigung des Alubs der Abgeordneten und( Paris  ), Jansen( Brüssel), Ferrais( Rom  ), Nimeyer Vinte protestierte und verlangte Beweise. Ster ver­mur nicht erreichen, sondern die Aufregung nur Senatoren der deutschen   Sozialdemokraten. Ge-( London  ), Sir Henry Strakosch  ( Südafrika  ), Dr. wies auf die sogenannten Reinigungsbeste bungen noch steigern. Für die Gemeinden besteht teine gestern fand im Abgeordnetenhause eine Situng Pospisil( Pra g) und Sarafi( Basel  ) sind ge- der Linken die Cachin von der Leitung der Jeßliche Verpflichtung, diese Kundmachung zu verbes Stlubs unserer Abgeordneten und Senatoren Stern in Wien   eingetroffen. Der Son Humanite zu entfernen wünsche. Auf einen ( autbaren. stati, in welcher zu verschiedenen politischen und der ausschuß der Nationalversamm. Zwischenruf Souvarines, Lüge", enthüllte

Zur Wälderverstaatlichung. Die politischen Bezirksbehörden verlangen, jedenfalls über Auf­trag der Oberbehörden, von den Gemeinden die Berlautbarung einer Kundmachung, welche dar. auf abzielt, die durch die Nachrichten über die geplante Wälderverstaatlichung erregte Bevölke rung zu beschwichtigen. Diese Kundmachung soll den Anschein erweden, als ob die Regierung gar nicht an eine Ausdehnung der Verstaatlichung

Eine Bortonferenz über den Nahen Osten  .

Paris  , 16. Oftober.( Savas.) Die französ

Der erste Schritt zu Desterreichs Verspacherung.

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Konferenz der franzöfifchen Kommu niften.

Zum Sprachengebraucht der staatlichen Boli wirtschaftlichen Fragen Stellung genommen lung für Vorbereitung der Genfer Konvention   er die Verhandlungen mit der Einken über die geiämter. Der Vebrand der deutschen   Selbstver- und das Arbeitsprogramm für die erste Zeit der hielt gestern seine erste meritorische Sigung ab. Ber: eilung verschiedener Stellen in der Partei. waltungslörper hat an das Ministerium des Parlamentstagung beraten wurde. Zu Beginn Die Regierung wird nach der Erklärung Sei- Die Linfe habe überall die Majorität und einen Innern folgendes Schreiben gerichtet: Staum, der Sigung hielt der Vorsitzende, Abgeordneter pels je nach dem Verlaufe der Verhandlungen Wechsel in der Leitung der Humanite verlangt. daß die Polizei in Reichenberg verstaatlicht Genoffe Cermat, aus Anlaß des Todestages Gelegenheit nehmen, dem Ausschusse zu be- Diese Mitteilung verursachte einen Tumult. Die worden ist, langen bei den deutschen   Städten be- Josef Seligers dem verstorbenen Führer richten und sich mit den Parteien ins Ein- Mehrheit war sichtlich auf Seite reits rein tschechisch verfaßte Nachforschungs- eine warme Gedächtnisrede, die von den Anive- vernehmen zu sehen. Abgeordneter Seit beers. Soubarine betrat die Tribüne, bas schreiben der Reichenberger Polizeibehörde über senden stehend angehört wurde. Der Redner geantragte, die Parteien von den Berhandlungen zu Pfeifen und Schreien werker als der Beifall. bie in Reichenberg berübten Einbrüche ein. Auch dachte des Wirkens und der Arbeit unseres un unterrich.cy, bis die Regierung dem Ausschusse Souvarine erklärte, daß Binke angesichts des die Gendarmerie versendet meist nur tschechische vergeßlichen Seligers, der uns stets als ein Vor- das Finanzprogramm vorgelegt haben wird. Der Verlaufes der Debatte auf jede Funktion berzichte Nachforschungsschreiben. Es ist nun flar, daß bild sozialistischer und proletarischer Tugend vor Antrag wurde abgelehnt, worauf der Ausschuß in und auch nicht in der Parteileitung vertreten fein solche Invigilierungen nur dann ihren 3wed erschlocben wird. Den Weg, den Seliger uns ge- die Generalbebatte über die drei Protokolle ein- werde. Der Lärm wurde immer lauter, so daß reichen fönnen, wenn sie allen Sicherheits- führt, werden wir weiterschreiten bis zum end- trat. Beutner( So ialdemokrat) wandte sich ge- Souvarine seine Rede auf nachmittags verschieben organen verständlich sind. Es müßten daher die lichen Sieg. mußte.

Gott im Schuße der Republik  .

der feit langem vor Gericht geführt wurde. Man stelle sich nur diesen haarsträubenden Stumpffinu

or:

Einige Herren im Talar, so gekleidet, wie Von Felix Stössinger  ( Berlin  ) iman sich auch Senter vorstellt, jiten über eine ,, Da zerriß der Hohepriester seine Klet- leine literarische Arbeit zu Gericht, von der sie der und sprach: Er hat Gott   gelästert. Was tein Wort verstehen. Sie könnten mit gleichem dünkt euch?-Sie antworteten: Er ist des Recht über Fragen der chinesischen Grammatik ent, Todes schuldig." fcheiben. Sie lassen sich die Arbeit vorlesen, weil Ev. Matthäi Kap. 26, 63. einige abrilanten, alte Jungfern und schweiß füßige Augenverdreher am Inhalt des Werkes Die Justiz der deutschen   Republir feiert Anstoß genommen haben. Bei der Verhand wieder Triumpfe. Einige Tage, nachdem ein lung stellt sich heraus, daß die verletzten Seelen Münchner   Staatsanwalt gegen einen unserer das Wert, durch das sie beleidigt find, gar nicht Genossen fünfzehn Jahre Zuchthaus   beantragte, fennen, Statt nun diese Querulanten die Trep weil er zum Schuß der Republit Orgeschgeheim- pen des Gerichtes hinunterzuwerfen, wird weiter niffe, berraten" hatte, verurteilte der Staats- verhandelt, denn es genügt, daß soundsoviele gerichtshof den Mörder Rathenaus auch nur zu Nichtstuer der Staatsanwaltschaft mitteilen, fie 15 Jahren Zuchthaus, und ein Berliner   Gericht seien in ihren religiösen Gefühlen getränkt". verurteilte einen jungen Schriftsteller Karl Ein- Das Gericht hat nun darüber zu entscheiden, ob fte in wegen Gotteslästerung" au mehreren eine Strändung vorliegt. as tat es auch, weiß Monaten Gefängnis, wandelte aber die Bott. Strafe gnadenaveise in eine Geldstrafe von zehn­tausend Mark um.

Die Gerichtsverhandlung gab zunächst Gele­genheit, die kleine Arbeit von Karl Einstein   ten Die Rechtspflege eines Landes ist nicht nur nen zu lernen, die bereits seit einigen Jahren im ein Spiegel der Stlassenverhältnisse, sondern auch Buchhandel vorliegt. Es ist eine Folge von zwan­des geistigen Fortschritts in einer bestimmten jig genen, Die schlimme Botschaft", Zeit. Wenn z. B. ein Gericht ein Urteil fällt, von in welcher der Nazaräer als ein edler Mensch dem die intelligenteren Bewohner des Landes, dargestellt wird, der unendlich an der Schmach also nicht seine Richter, achfelzudend fagen: Bo- dieses Lebens, an dem Unrecht, der Not, dem totuben" und es albern finden, über den Fall unfittlichen, räuberischen Reichtum der Bürger auch nur zu diskutieren, dann darf man wohl leidet und nicht pathetisch wie ein alter Tragö fagen, daß der Staat mit einem seiner wichtigsten dienhof und auch nicht demütig- rein wie ein Instrumente, der Rechtspflege, um eine recht Legerbeuchristus den Kreuzestob erleidet, sondern lange Strede hinter dem Fortschritt des Men getrieben wird von der Tragit feiner Sendung, fchengeistes zurüdgeblieben ist. von der Dialettil und 3ynit des Paulus, ohne Der Prozeß gegen Einstein wegen Gottes  - durch seinen Kreuzestob mehr erreichen au ton­lästerung war nicht nur der erste Prozeß dieser nen, als daß er Menschen von ihren Sünden er­Art in der Republit, er war auch der dimmste, rettet, die gar nicht gerettet werben wollen, und

gent die Haltung der Großdeutschen, welche es zu daß er seinen Jüngern den Glauben an sich gibt, den sie ohne seinen Tod nicht gehabt hätten.

Einstein stellt also keinen Jesus   vor uns, vor dem sich der lebende, der historische Jesus  hätte schämen unüssen. Denn Einsteins Jesus ist unend ich christlicher als der Gottessohn, zu dem eine von ader wahrer Religion verlassene Kirche den edelsten aller Wenschen gemacht hat.

Aber nicht deswegen verfolgte das Gericht die Dichtung. Ser wahre Anstoß wurde dadurch gegeben, daß Einstein Jesus   mit einer bürgerlis chen Gesellschaft modernster Art umgibt und in inigen starten und fühnen Szenen zeigt, wie fere Bourgeoisie, wie unsere Schiebergesell­haft einen nouen Christus empfangen würde, der Helfer der Armen ist ein Aufwiegler, von dem die Bürger jagen: was fümmert er sich um Sachen, die ihn nichts angehn, während der Staat die Gewalt seiner Rede durch seine Ermordung vernichtet?! Ein anderes Mittel hat er nicht. Um die Figur des großes Leiderdulders sind die Typen unferer Gesellschaft gruppiert... Der Geschäfte macher, der Wouſeumshändler, der Kinooperateur, die Soldatesta, die Presse, die Wissenschaft. Wie würde diese gottentartete Horde heute auf einen Jefus veagieren? Das stellt Einstein dar und die Shrfeige, die er der Gesellschaft gibt, ist so start, daß ein preußischer Gerichtshof getroffen von seinem Spruchstühlchen auffprang und den De­linquenten famt seinem Verleger Rowohlt am Stragen nahm.

Der Prozeß dauerte mehrere Tage und in allem Ernst wurde vom Gericht, von den Zeugen, Sachverständigen, Verteidigern die Frage be antwortet, ob Gott in diesem Wert gelästert würde, gelästert dadurch, daß die Gottlosigkeit, die Unfähigkeit, an eine große Miffion zu glauben, der Bürgerlichen Gesellschaft vorgeworfen wird. Es war fast fo schön wie vor fünfhundert Jah

ren. Man zwang den Angeflagten zwar nicht mit Hilfe der spanischen Stiefel, der Daum­schrauben, der Nürnberger   Schaufel, der Stopf­preffe und eines fleinen Feuerchens feine Schuld zu gestehn. Auch sah man davon ab, den Ange­lagien ganz zu verbrennen, um Gott zu ber.  föhnen, nachdem ihn die expressionistische Dich­mung aufs höchste erzürnt hatte. Das Gericht nahm auch davon Abstand, dem durch Einstein gelästerten Gott zweihundert Jungfern zu opfern, um ihn wieder zu verföhnen. Das Gericht war aufgetlärt genug, fich mit der Beschlagnahme der Schrift zu begnügen und dem Angeklagten soviel Geld abzunehmen, als man sonst mit Operetten verdient, aber nicht mit ernster Literatur. Nur eins hat das Gericht versäumt: den Prozeß hinter geschlossenen Türen zu führen, um Deutschland  diese neue Blamage seines richterlichen Botoku. dentums zu ersparen.

Aber der Prozeß hat auch eines wieder ge­zeigt. Politische und geistige Borniertheit sind miteinander verbunden. Was wir in der Politik als Neattion, Mörderverschwörung, Völkerber giftung belämpfen, wirkt in der Welt des Geistes als pharifäerhaftes Mudertum. Und eins haben die beiden Aeußerungen des alt- und neubeut­schen Geistes mit einander gemein: ihre grengen­lose Verlogenheit. Genau wie der Deutschnatio­nale, der Offizier, der Junter, der Militarist, der Hindenburgbeutsche in der Politik stets fo genau weiß, daß er lügt, genau so schmußig ver­lügt, daß er selbst an seine Lüge glaubt und doch logen war auch dieser Prozeß: benn lieber will ich doch das Gericht für verlogen halten als für so duum, daß es nicht begriff, das Einsteins Dichtung ein Wert der Berchrung und nicht der Berunglimpfung des evangelischen Geistes ist.