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a.21
An die Kreisgewerkschafts
Kommission
Fischern.
Juferate werden lant Tar billigt berechnet. Bei öfteren Einschaltungen Preisnachlaß.
2. Jahrgang.
Lastenstr.87.
Kein Ausweichen!
In den Tagen nach dem Umsturz schrieb das„ Pravo Lidu":„ Wir verschweigen nicht die
aldemokrat
eutschen sozialdemokratischen Arbeiterpartei
in der tschechoslowatischen Republit.
Dienstag, 31. Oftober 1922.
Fascistenherrschaft in Stalien.
traurige Tatsache, daß es auch im tschechischen Die Fascisten Herren im Lande. Die Staatsmacht hat tapituliert.
Das Kabinett Mussolini . Gebildet aus Fascisten und Nativ nalisten.
Rom , 30. Ottober.( Havas.) Das neue binett fetzt sich wie folgt zusammen: Präsidium, Inneres und Acußeres: Mus
lini,
Krieg: General Diaz,
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Marine: Admiral Thaon di Revel, Schatz: Jnaudies( Nationalist), Industrie: Theofil Roffi( Nationalist) Finanzen: De Stefani( Fasziſt), Kolonien: Federzoni( Nationalist), Befreite Gebiete: Giuriatti( Fasziſt), Justiz: Oviglio( Faszirst), Deffentlicher Unterricht: Gentili( Demofrat), Landwirtschaft: De Capitani( Fasziſt), Oeffentliche Arbeiten: Carrnazza( Natio
Bezugs Bebingungen: Bei Zustellung ins Haus oder bei Bezug durch die Bost
"
monatligh..Kč 16. vierteljährlich 48. balbjährig 96.ganzjährig. 192
Nianellung
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Ericheint mit Ausnahme bes Montag täglich früb.
Nr. 255.
Musolini Ministerpräſident.—
Das Programm der Fascisten. Europas und der Welt. Was als Abenteuer| Unruhen zu unterdrücken, 30.000 Soldaten fonterrevolutionärer Jünglinge und Vabanque- konzentriert und so hüteten sich denn auch die politiker begann, endet als Gefährdung des Fascisten, von einem vereinzelten Streich abitalienischen und, in weiterer Folge, der euro - gesehen, vor größeren Ausschreitungen. Dann päischen bürgerlichen Staaten und das einzig aber bekam die Regierung vor ihrem eigenen und allein deshalb, weil das Bürgertum viele Mute Angst, ein fedes Scheinmanöver Musso. Monate hindurch dem Abenteuer als wohl- linis jagte fie ins Bockshorn. Nachdem er auf wollender Gönner zusah und sich freute, wie dem Kongreß pathetisch die Kampflosung" Nad die Fascisten als vermeintliche Handlanger der Rom !" ausgegeben und die immer tadellos herrschenden Kapitalistenklasse deren gefährlich- flappende fascistische Regie den Ruf mit stürsten Gegner, die Arbeiterschaft, abwürgten. Der mischem Jubel quittiert hatte, brach Mussolini Freudenrausch der Bourgeoisie hat furz ge- die Versammlung ab und sprengte in Form währt: nun das von inneren Kämpfen zer eines Dementis das Gerücht aus, daß der fas wühlte und darum zu energischem Widerstand cistische Heerbann mobilisiert werde. Das Stich unfähige Proletariat zu Boden gestreckt ist, wort genügte, die Regierung, der überdies noch fehren sich die Waffen der von einem leichten der Vertreter der parlamentarischen Rechten Siege zum andern getragenen Fascisten gegen heimtüdisch ein Bein stellte, fiel prompt hinein. die bisherigen Förderer, die„ elende herrschende Buerst gab sie drei den Fascisten verhaßte Klasse", welches wenig schmeichelhafte Wort Minister preis, dann demissionierte Facta. Mussolinis der liberalen Bourgeoisie bös in den Ohren klingen dürfte.
Bolte imperialistische Strömungen gibt. Die deutschen Arbeiter können beruhigt sein, das tschechische Proletariat wird seine ganze Kraft dreinseßen, damit das Verhältnis der bei den Nationen gerecht geregelt wird.... Das Recht der Selbstbestimmung der Nation mus für alle gelten." So schrieb das Hauptorgan der tschechischen Sozialdemokraten am 15. Dezem ber 1918. Diesem unzweideutigen Versprechen unserer tschechischen Genossen ließen sich noch etliche andere aus der damaligen Zeit anfügen, die alle sichtbar von dem Bestreben diktiert waren, die deutichen Arbeiter zu beruhigen, die dabor bangten, ihr Schicksal dem neugegründeten tschechoslowakischen Staate anzuvertrauen. Die tschechischen Sozialdemokraten wendeten damals besonderen Eifer daran, ebenso die Befürchtungen der deutschen Arbeiterschaft um ihr nationales und kulturelles Eigentum, wie um ihre materielle Existenz, durch die Beteuerung zu zerstreuen, daß sie, die damals einflußreichen tschechischen Sozialdemokraten, schon dafür sorDie Unsicherheit und Verwirrung bot den gen würden, jedes nationale Unrecht zu verhin Fascisten die Möglichkeit, sich durch lokale dern und einen Zustand erstehen zu lassen, der Wenn für die Fascisten bei der Nieder- Handstreiche der Verwaltung in mehreren Prodas gleiche Recht aller Bürger des Staates verwerfung der Arbeiterschaft die Spaltungstechnif vinzorten zu bemächtigen, die reklamehaft be bürgt. Auch am 27. September dieses Jahres hat das„ Pravo Lidu" noch einmal bei BespreMoskaus die Hauptarbeit geleistet hat, so tonte, dem ursprünglichen„ Republikanismus" chung der Genfer Völkerbundstagung die Gehat ihnen bei der Thronentseßung der herrschen- der Bewegung schnurstrads zuwiderlaufende den Klasse deren feige Fahnenflucht den Sieg Königstreue" Mussolinis machte ihnen das neigtheit seiner Partei, an der Herbeiführung( Boltspartei). erst recht leicht in die Hand gespielt. Hier be- Seer und namentlich die Offiziere geneigter. eines nationalen Ausgleiches mitzuarbeiten, durfte es nicht einmal der sonst so beliebten Das letzte Bollwerk des Bürgertums steht damit ausgesprochen. Es fnüpfte an den Mißerfolg Was lange unmöglich schien, ist Wirklichkeit Terrorafte im Stile der Heijas und Pronan, im gegnerischen Lager, auch der König richtet, der deutschen Beschwerdeführung über die Begeworden: die Fascisten haben ihre Herrschaft es genügten schon ein paar dröhnende Worte wie sich das von selbst versteht, den Mantel handlung der Minderheiten an und folgerte in Italien aufgerichtet und sind, wie sie sich des vorläufig nur als Maulhelden bewährten nach dem Winde. Dem leßten, zu spät unterdaraus, daß die Minderheitsfrage als inner- ausdrüden," Staat geworden". Dieses Ereig- Mussolini. Bis zum Fascistenfongreß in Ne- nommenen und dadurch wenig aussichtsreichen staatliches Problem in Angriff genommen wer- nis greift in seiner Bedeutung weit über die apel, der am 24. Oftober tagte, hatte die Re- Versuch, mit dem Gewaltmittel des Belage ben müsse. Diese Ausführungen nahm unser Grenzen Italiens hinaus, denn die Außen- gierung Fakta verkündet, daß sie sich nicht dem rungszustandes der Lage Herr zu werden, hat Genosse Dr. Czech in seiner letzten Parlaments- politit, die Mussolini einzuschlagen gedenkt, be- fascistischen Diktat beugen und erst während Viktor Emanuel die Genehmigung versagt und rede zum Anlaß, die tschechischen Sozialdemo- droht den mühsam zustandegebrachten Frieden der nächsten Kammersession demissionieren er scheint durchaus entschlossen, da Bemühungen fraten aufzufordern, ohne Umschweife zu erflä- unter den Adriastaaten und damit den Frieden( wolle. Folgerichtig hatte sie nach Neapel , um Salandras und des greisen Badlers Giolitti ren, wie sie sich die Lösung der nationalen Frage
im Staate vorstellen. Die Bereitschaft unserer
Jen fönnen.
nalist),
Post und Telegraphen: Colonna die Cesare ( Nationalist),
Arbeit und soziale Fürsorge: Cavazzoni
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Partei, mit den tschechischen Sozialdemokraten Partei es sich vorstellen, aus der heutigen, nach| flüssige Korrektur zuteil werden zu lassen, die unter der Arbeiterschaft unpopulär sei, was sic an dem Werfe des nationalen Ausgleiches: mit- jeiner eigenen Erklärung unerfreulichen Lage Strife sei eine Teilerscheinung der Weltkrije und aber nicht hindern werde und so weiter, so macht zuarbeiten, steht ebenso außer Frage, wie die zu einer idealen sozialistischen Politik und zur nicht bloß lokaler Natur. Das war unseren Red- er aus der Not eine Tugend. Es kann schon Tatsache, daß die tschechischen Genossen ihren Busammenarbeit mit der deutschen sozialistichen nern auch ohne Dr. Meißner bekannt, er durfte einmal vorkommen, daß die Politik der Partet. vielfachen Beteuerungen und Versicherungen Arbeiterschaft zu gelangen. Aber Dr. Meißner sich daher die Belehrung schenken; der Unter- führung sich in Gegensatz zu Stimmungen der bisher nicht die allerkleinste Tat zur Seite stel- blieb darauf ebenso die Antwort schuldig, wie schied in seinen und unseren Auffassungen liegt Massen stellt, aber darum ist doch nicht jede auf die Frage, wie sich die tschechische Sozial- aber darin, daß wir behaupten, die rise sei Politik, welche das Empfinden der Massen verIn der Freitagsißzung des Abgordneten- demokratie die Lösung des nationalen Problems bei uns noch verschärft worden. Und was wir leßt, eine richtige. Eine Partei, der die Arbeiter hauses ergriff nun inapp vor der Abstimmung vorstelle. Dafür bemühte er sich auseinanderzu weiter behaupten, ist, daß auch in diesem Falle abspenstig geworden sind, die aber glaubt, durch über die in der ersten Sizung gehaltenen drei seßen, daß für seine Partei einzig eben die die bürgerlichen Parteien aus der Koalitions- weiteres Verharren in der Regierung ihren EinMinistererposés der tschechische Sozialdemokrat nichtideale sozialistische Politik" der Teilnahme politik Vorteil ziehen. Den Beweis, daß die fluß zu behalten, muß auf diesem Wege dahin Dr. Meißner das Wort zu einer Rede, die an der allnationalen Koalition in Betracht Stoalitionspolitik der Arbeiterschaft bei der Lö- gelangen, bewußt oder unbewußt die Schleppeine Generalerwiderung auf die gehaltenen Op fomme, woraus man schon den Eindruck emp- sung und Milderung der Krise auch nur den trägerin der Bourgeoisie zu werden. positionsreden im Namen der Mehrheit dar- fangen konnte, daß die tschechischen Sozialdemo- geringsten Vorteil gebracht hat, ist Dr. Meißner Um eines Phantoms willen verschmähi stellen sollte. Nicht nur die Minister waren, fraten sich in dieser Koalition weiter dauernd schuldig geblieben. Und man fann auch ruhig also die tschechische Sozialdemokratie, den Weg was während der ganzen übrigen Debatte nicht häuslich einzurichten gedenken. Die in die behaupten, daß alles, was dieje Koalition etwa zu suchen, der sie mit der deutschen Arbeiter der Fall war, alle zur Stelle, auch die Abge- Augen springende Tatsache, daß die Soali- an Maßnahmen" gebären wird, auch ohne die schaft zusammenführt. Sie er öglicht es durch ordneten der Mehrheitsparteien waren erwar- tion weder willens noch fähig ist, die nationalen Teilnahme der tschechischen Sozialdemokraten ihr Verbleiben in der Koalition den bürgertungsvoll herbeigeeilt, denn nun sollte in gro- Gegensäße zu beseitigen und daß, solange sie an der Regierung und sogar wirkungsvoller und lichen Parteien ihrer Nation, die was auch Her politischer Rede die„ Generalabrechnung" besteht, der Weg der nationalen Berständigung umfassender erzielt werden würde. einmal Ueberzeugung der tschechischen Sozialtommen. Die Rede bildete offenkundig einen verrammelt ist, da diese Koalition die tschechische Dr. Meißner, wie die tschechischen Sozial- demokraten war- dringendste und wichtigste Punkt in dem Programm der Regierungspar- Bourgeoisie der Sorge enthebt, eine Verständi- demokraten überhaupt, geht in seinen Auffassun. Frage einer Verständigung mit den anderen teien für diesen Tag, den die„ Tribuna" in gung mit den anderen Nationen zu suchen, gen von dem Grundirrtum aus, daß die Arbei- Volksstämmen zu verschleppen und dadurch die baumendiden Lettern als den schwarzen Tag was ihr den Lurus hemmungslosesten Chauvi- terschaft nur durch die Teilnahme an der Re- notwendige Entwicklung der Verhältnisse im der Oppositionsparteien" feiert. Baeran wurde nismus gestattet das alles schien den Redner gierung Einfluß im Staate besigen könne. Dem Staate zu verzögern. Dr. Meißner meint, seine ausgeliefert, Hruschofsky mit„ Enthüllungen" wenig anzufechten. steht entgegen, daß vordem die Partei noch nie Partei dürfe der Bourgeoisie nicht das Feld gegen die linfaleute losgelassen und ein staatsDr. Meißner hält die Koalitionspolitik, das in einer Regierung vertreten war, und daß allein räumen. In Wahrheit ist diese Bourgeoi erhaltender Abgeordneter befestigte ober den kleinere llebel", für unerläßlich, denn die tsche- die Arbeiterschaft dennoch niesie längst Herrin des Feldes, während die tscheBänken der deutschen Abgeordneten einen Gal- chische Sozialdemokratie könne in der Zeit der mals so einflußlos und ohnmächchische Sozialdemokratie, durch den Abfall der gen en miniature furz es fehlte nichts an schweren wirtschaftlichen Krise, die Lösung und tig an die Wand gedrückt war, wie enttäuschten Arbeiterschaft ihrer Kraft beraubt, der Regie, als sozusagen eine große politische Linderung der Strise nicht allein der Bourgeofie je ßt, da die tschechischen Sozialdemofraten vier ein Spielball in den Händen der tschechischen Auseinanderseßung mit den Oppositionspar- überlassen. Das ist ein funkelnagelneues Argu- Minister im Kabinett sißen haben. Der Genosse bürgerlichen lassen geworden ist. Das ist die teien, um die Politik der Mehrheit in strahlend- ment, da die Krise doch erst seit Monaten dau- Dr. Meißner übersicht, daß der Einfluß der Ursache, warum Dr. Meißner, der sonst über stem Lichte erscheinen zu lassen. Eben diese Auf- ert, die Bundesgenossenschaft der tschechischen Arbeiterklasse nicht in der Zahl der sozialisti- alles sprach, der Frage der nationalen Verstängabe übernahm der tschechische Sozialdemokrat Sozialdemokraten aber schon mindestens vier schen Minister innerhalb einer bürgerlichen Re- digung scheu auswich. Ueber Geheiß des tsche Dr. Meißner. Jahre, wobei übrigens nicht wahrzunehmen gierung gelegen ist, sondern in der Kraft und chischen Bürgertums durfte die Regierung in Seine Rede gliederte sich in zwei Teile, von wäre, daß diese Bundesgenossenschaft der Ar- Stärke der Arbeiterbewegung selbst. Wir haben ihren Erklärungen des nationalen Problems denen der eine den Kommunisten, der andere beiterschaft einen Nußen gebracht hätte. Die im alten Desterreich das allgemeine Wahlrecht mit keinem Worte erwähnen, dieses Verbot beden deutschen Sozialdemokraten gewidmet war, Bourgeoisie ist bisher all der furchtbaren Not auch ohne Zeilnahme an der Regierung errungen steht, wie Dr. Meißners Rede zeigte, auch für denen gegenüber er die Teilnahme seiner Par- der Arbeiterschaft, die sie infolge der Krise zu und unsere Partei war imstande, die Interes- die tschechischen Sozialdemokraten, deren Um tei an der allnationalen Stoalitionspolitik zu erleiden hatte, untätig gegenübergestanden und sen der Arbeiterklasse ungleich wirkungsvoller und Auf die Verteidigung der allnationalen verteidigen suchte. Da er mit der Versicherung die mit ihr verbündeten tschechischen Sozial zu vertreten, als es die tschechischen Sozialdemo- Koalitionspolitik geworden ist. Wir zweifeln begann, die tschechischen Sozialdemokraten seien demokraten haben ihr dabei den Rücken gedeckt. fraten gegenwärtig durch ihre Stoalitionspolitik nicht, daß sie einmal gewahr werden müssen, sich dessen vollkommen bewußt, daß ihre Koali- Auch Dr. Meißner war bemüht, die Regierung zu tun vermögen, die ihnen die Massen der daß sie damit der Arbeiterschaft, dem Sozialis tion mit der tschechischen Bourgeoisie nicht das von aller Schuld an der Verschärfung der Krise tschechischen Arbeiter entfremdet hat. Wenn Dr. mus, der Demokratie, aber auch dem Staate Ideal einer sozialistischen Partei ist, fonnte loszusprechen, wobei er sich sogar nicht scheute, Meißner mit Resignation und falschem Stola schlecht gedient haben. man neugierig fein, zu hören, wie er und seine unseren Rednern in der Debatte die höchst über- darauf hinweist, daß die Politik seiner Partei