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Womöglich noch entschiedener klangen die!

Worte Tufars in der Regierungserklärung. Die Nationalratswahlen in der

die er nach dem großen Wahlsieg der tschechi schen Sozialdemokraticam 1. Juli 1920 imt Parlament abgab Er sagte da: Aber auch die industrielle Produktion muß eine neue Ord­nung beginnen. Der Sozialismus bietet hier neue Bahnen der Entwicklung, die nicht mehr Utopien sind, sondern verwirklicht werden müs sen. Unserer Meinung nach ist die Zeit gekom wen, in der ein Anfang gemacht werden muß, in der die Inangriffnahme der Sozialisierung des Kohlen- und Erzbergbaues oftuell geworden ist... Der Arbeiter muß die Möglichkeit erian gen, über seine Stellung mitzuentsche den und vom Anteil am Gewinn seiner Arbeit nicht aus geschlossen zu sein." Ebenso behandelte Tufar die nationale Frage als der Lösung dringend be dürftig.

Schweiz .

Bedeutender Mandatsgewinn der Sozialdemokraten.

Bern , 1. November. ( Schweiz . Dep.-Ag.) Das Ergebnis der Nationalratswahlen ist folgendes: Von den 198 Siten des neuen Natio­nalrates( bisher 189) erhielten die Radikalen 59 ( 59), die katholisch Konservativen 44( 41), die Sozialdemokraten 43( 38), die Bauerne und Bür gerpartei 35( 31), die liberal- demokratische Gruppe 10( 9), die sozialpolitische Grupe der Grütli aner 3( 6), die Parteilosen 2( 2) und die Sommunisten 2( 3).

Inland.

8. November 1922.

Folge leisteten und nach der beendigten Kundgebung offen erklärten, daß sie auf der Ein­heitsfront beständen, ohne Rücksicht darauf, ob Enthüllungen über unsere Partei. das ihrer Führung gefällt oder nicht." Auch in

Wir sind schon lange nicht so trefflich und einigen anderen Orten Mährens haben die na aufschlußreich über das innerste Wesen unserer tionalsozialistischen Organisationen die Weisungen Partei und über unsere Stellung zum Nationali- ihrer Parteileitung außer acht gelassen und ge­tätenproblem belehrt worden wie gestern durch meinsame Kundgebungen mit den Kommunisten den Leitartikel des Prager Tagblatt". Daß wir veranstaltet. Köstlich verhält sich zu dem immer so ausschanen und so denken, haben wir bis zu offener hervortretenden Streit in der Partei ihr dem denkwürdigen gestrigen Tage wirklich nicht Brünner Organ Budoucnost ". Dieses Blatt gewußt. Wie seherstart liest aber auch der Mann, verschweigt einerseits die in der Partei herr­der sein geniales Ich hinter zwei Wellenlinien schende Opposition, andererseits aber führt es die verbirgt, in unserer Seele! Und wie flar schreibt Schuld für die Ereignisse in einzelnen Orten er doch! Im gleichen Atemzuge verbietet er uns Mährens auf den Radikalismus zurück, der der zu fordern, daß man uns als entscheidenden Fat Partei eigen sei und ihr zur Ehre gereiche, denn for bei Erörterung der fudetendeutschen Frage es jei kein kopfloser Raditalismus. Die Brünner respektiere, und behauptet er, daß sich nach Seli sozialdemokratische Stráž Socialismu gers Tode fast alle sozialistischen Raupen natio- glaubt, daß die nationalsozialistische Die Regierung Cerny, die im Herbst 1920 nal verpuppt haben und mit wenigen Ausnahmen Partei vor der Spaltung steht. Dieser ihr Amt antrat, wollen wir übergeben, da sie eines auf den nationalen Bäumen hängen." Wir, Tage hat sich auch der Abg. Vrbensky, der all­Beamtenregierung war, in der die tschechische Ar­Lodgman und Bacran sind also ein Herz und gemein als Führer der Opposition in der Partei beiterschaft teine Vertretung hatte, und führen eine Seele und da ist es uns ganz unerfindlich, gilt, ein Extempore geleistet. In einer politischen gleich die Regierungserklärung des Ministerprä­Nach einem Wahlkampf, der im allgemeinen warum die Nationalisten beim sudetendeutschen Versammlungsrede in Budweis fagte er u. a. fidenten Benesch an, die dieser in der Situng geringere Beteiligung aufwies als jener vor drei Problem mitreden dürfen, wir aber nicht. Aber über die Koalition Folgendes:" Ich sage, daß des Abgeordnetenhauses am 18. Oftober 1921 Jahren, hat sich der Schweizer Nationalvat in nein, wir sind doch nicht ein Herz und eine diese Koalition kein Glück für die So abgab, Ueber den Sozialismus fagte er da den am verflossenen Sonntag vorgenommenen Seele. Denn, nachdem uns der geniale Leitzialisten ist. In bestimmten Zeitabschnitten, obwohl er sich selbst als Sozialiſt bezeichnet- Wahlen in einer Zusammensetzung konstituiert, artikler eben noch mit wenigen Ausnahmen"( so beim Reſtaurationsversuch in Ungarn , beim folgende mehr als schwammigen Worte: Die die von der bisherigen nicht allzugroß abweicht, an den nationalen Bäumen" hat hängen lassen, Versuch der Gründung einer Donau - Zollunion) Regierung wird daneben auch emsig auf dem nur die Scheidung der betont- bürgerlichen und stellt er im Sake darauf fest, daß er in der sozia- war sie am Blaze; wirtschaftlich ist aber die Koa­Gebiete der sozialen und sozialisierenden der betont- proletarischen Parteien erfolgte in listischen Führerschaft.. (!? d. Red.) Gesetzgebung auf Grundlage der be- fchärferen Linien. Die Statholisch- Konservativen lich unterscheiden fann." Die eine Richtung ist Zuſammensetzung und die Kompromisse der Koa zwei Richtungen dent. Hun und Stone reits eingereichten Arbeiten schaffen und sorgen." und die Bauern und Bürgerparteien vermehrten in nationalen Dingen" Lodgmans nächster Gei- lition behindern den Sozialismus, sondern auch Anstelle der ein neues Zeitalter ankündigenden ihren Besißstand, die freisinnigen Demokraten ftesbruder und ihm viel näher als etwa Strepel" das ungesunde Verhältnis, welches in der zahlen­Worte Tufars also eine beruhigende Pille für hingegen verloren ein Mandat und die sozialisti verwandt, die zweite Gruppe ist ebenso deutsch mäßigen Vertretung der Sozialdemokratie liegt, die tschechischen sozialdemokratischen Arbeiter, ein schen, doch in ihrem Sozialismus unklaren und wie sozialistisch, also international in der geläutötet moralisch das Preſtige der So ialiſten. Es paar harmloſe Worte, ſtatt auch nur einer muti- verschwommenen Grütlianer gar deren drei. Diese figen Form". Aus welchen Raupen" sich diese ist nicht die Regierung der Demokratie, wenn im gen Anfündigung einer Tat, von der Tat ſelbſt Tatsache und der Verlust der Kommunisten, die zweite Gruppe von Buppen" gebildet hat und an Barlamente 52 sozialdemokratische Abgeordnete gar nicht zu reden. Die nationale Frage erwähnte von ihren fargen drei Wandaten noch eines ein- welchen Bäumten"" sie hängt", verschweigt der fißen, wenn ihren heutigen Machtverhältnissen die Benesch im Zusammenhang mit der Volkszäh- büßten, läßt lehrreiche und für die Sozialdemokra- Prager Schmetterlingsforscher, aber nach seinen Zahl von 25 Mandaten nicht entspricht. Unſere lung. Er sagte, daß die Löſung des nationalen ten sehr erfreuliche Schlüsse zu. Denn die vier vorangehenden Ausführungen mußten wir an deinde, die diese unmoralische Schwäche des So­Problems nunmehr auf einer gerechten Grund- Vertreter gingen dem Proletariat nicht verloren, nehmen, daß überhaut keinerlei triechendes Gezialismus sehr gut kennen, handeln auch mit uns lage möglich sein wird! Das war affes. sondern sie finden Ersay in dem Zuwachs der tier mehr vorhanden sei, um sich international zu wahlen nicht Klarheit schaffen. Wir fürchten die darnach. Es wird nicht besser sein, solange Neu­Den tiefsten Punkt der bisherigen Entwick Sozialdemokraten. Das aber bedeutet, daß die verpuppen. Innerhalb der einheitlich nationali lung erreichen wir mit der Antrittsrede des Mi- Arbeiterschaft den Bruderstreit übersatt bekommen stischen deutschen Sozialdemokratie der Tschecho- Wahlen für unsere Partei nicht. Aber die Sozial­nisterpräsidenten Švehla am 24. Ottober die hat und mit festem Willen jener Partei zustrebt, flowakei läßt alfo Herr Wellenlinie die Nationa- einen sehr ungesunden Preis. Ich sage es hier demokraten fuchen sie zu verschieben, auch um fes Jahres. Da hörte man Worte, die vordem in die einzig und allein als Kristallisationstern listen und die Internationalen mit einander um offen, daß durch diesen Zustand die Autorität des einer Regierungserklärung nicht gestanden waren. aller proletarischen Die des dienen tann, der Phrase, unentschieden Klassenlampfbestrebungen den Vorrang streiten, und weil der Stampf bisher Staates leidet. Ich stelle mich auch dagegen, daß müsse ausgebaut werden und von der Sozialisie- nisten strupellos und reichlich verwendeten, um Anspruch, als wichtigster Teil des deutschen Vol- wenn wir uns erinnern, wie diese Pětka" han­Umständen" gewahrt werden, die Wehrmacht hohles Pathos und Reklame, welche die Kommu- Progamm. Jetzt wissen wirs und jetzt ist unser ber die Regierung die Pětka" entschied, obzwar ihr dazu die gefeßliche Grundlage fehlte. Und rung der Bergwerke- eine Phrase, der man einen Erfolg zu erzielen, haben nichts gefruchtet, fes in diesem Staate gewertet zu werden, end- delte, und in welch schlaffer Weise Bechyně beinahe die Fronic anmerkt, mit der sie der die Partei der ernsthaft und nicht der agitatorisch gültig erledigt. Glauben wirs nicht, so schwillt das Interesse der Sozialisten verteidigte, dann Agrarier als Regierungschef ausspricht:" Die gemeinten Einheitsfront hat sich ihnen dank die Welle( nlinie) zum Meere an und spält uns fommen wir zu traurigen Schlüssen." Vrbensky Tage der Verstaatlichung der Bergwerfe und ihren fachlichen Leistungen turmhoch überlegen alle fort, hinunter von den nationalen Bäumen" hat in vielen Dingen nicht ganz Unrecht; mert­Naturschätze wird auch weiterhin Gegenstand auch weiterhin Gegenstand eines eifrigen Studiums der Regierung sein." gezeigt. Die Sympathien, die der Sozialdemo- Und armselige Puppen", die wir sind, müssen würdig aber berührt es, daß er gegen die Stoali­Während also die früheren Regierungen erflär Häberlins und für die Aufrechterhaltung des Acht­fratie in ihrem Kampf gegen das Zuchthausgesch wir dann jämmerlich ersaufen. tion nur dann aufsteht, wenn er gerade nicht- ten, in der Umbildung der kapitalistischen Ord- shindentages zugeflogen sind, drücken sich in den Minister ist. nung in die sozialiſtiſche etwas tun zu wollen, 13 Mandaten das find 22 Prozent der gefozialistischen Partei dauern fort, tros aller Ab- gestrigen tschechischen Blättern wurde eine echt Die wütenden Narodni Listh." In den vor­und wenigstens von ihrem guten Willen sprachen, famten Volksvertretung!- aus und der Erfolg will Švehla aur noch studieren. Selbstverständ- wäre noch weit größer geworden, wenn sich der heugnungsversuche des Ceste Slovo". Besonders nationaldemokratische Machenschaft des Kramarsch lich! Der Agrarier will den Sozialismus studie ren, verwirklichen will er ihn nicht. Von der gesamte Stampf der Arbeiterschaft gegen das Bür die mährischen Anhänger der Partei gehörent organes Narodni Listy" aufgedeckt, die in folgen­nationalen Frage sprach Švehla als erster Mini gertum hätte wenden können, statt sich auf die unter diejenigen, die mit der kleinbürgerlichen dem besteht: Dieses Blatt hatte am 18. Oktober sterpräsident überhaupt nichts. Die nationale Ko- Abwehr der unklaren Sozialpolitiker"( Grüt. Politik ihrer Prager Parteileitung nicht einver- einen Artikel Troßkys Verspottung der europäis alition ist schon so weit gekommen, daß für sie lianer) und der überradikalen Moskauer zersplit- standen sind. Dazu kommt noch, daß viele der schen Diplomatie" als Berliner Eigenbericht ge­dieses wichtige soziale Problem überhaupt nicht ern zu müssen. Diese beiden Schädiger einer national- sozialistischen Arbeiter den kommunisti- bracht. Darin war u. a. gemeldet worden, daß einheitlichen proletarischen Bewegung sind nun in schen Einheitsfront"- Schalmeien auffigen. So Troßfy erklärt habe: m Jahre 1918 hätte der Die tschechischen Arbeiter mögen nur dessen der Schweiz vollständig niedergerungen, ihr Miß- sollte 6. B. am 28. Ottover in Austerlit in Bolschewismus in Rußland durch einige britische eingedent sein, was sie von der tschechoslowati- erfolg wird auch die letzten Reste ihres Beer Mähren eine gemeinsame Kundgebung der tsche und französische Divisionen vernichtet werden fön­schen Republit erwarteten und was ihnen fast bannes ins einheitliche Lager abschwenfen lassen. chischen Nationalsozialisten und der Kommunisten nen." Zum Schluß foll Troyty gesagt haben: Wir am vierjährigen Geburtstag dieser Republik der Bei der nächsten Wahlkampagne, steht zu hoffen, stattfinden; im letzten Momente verbot aber die hatten gewonnen, sobald beschlossen war, daß die Ministerpräsident ihres Staates und der Vor- wird es wieder in geschlossener Front gegen den Parteileitung der Nationalsozialisten ihren An- Tschechoslowalen aus dem russischen Gebiet ab­jizende einer Regierung, in der die tschechischen eigentlichen Feind, die Bouraconic, gehen und hängern die Teilnahme an dieser Manifestation. ziehen, daß man sie nicht zum Stampfe gegen uns Sozialisten mitvertreten sind und für die sie also dann erst wird die Arbeiterschaft der Schweiz " Die Versammlung fand also ohne Teilnahme verwerten wird." Dazu wuroe nun eine amtliche die volle Verantwortung mittragen, zu sagen eigen fönnen, wie starf sie eigentlich ist und wie des nationalsozialistischen Referenten statt; dafür Skorrektur des Tsch P.-K. ausgegeben, in der es aber- so rühmt das Rudé Právo be- heißt, daß ganze Säße in den Text eingelegt wur hatte. Der Abstieg kann nicht deutlicher gemacht sehr ihr die Zukunft gehört. werden, als durch den Vergleich dieser Regie­teiligten sich an ihr die tschechischen National- den, welche den Sinn der Rede verändert haben. gierungserklärungen. sozialisten der ganzen Umgebung, welche dem In der amilich ger.eldeten Rede Troßkys ist nir­Befehle des Brünner Stabes nicht gends die Rede davon, daß der Bolschewismus

mehr existiert.

Was ist uns Rußland?

Von Felig Stössinger( Berlin ).

Die Unstimmigkeiten in der tschechischnational

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tung unterdrückt worden sind. Das zweite Büch-! Das ist nämlich das Eigentümliche und Man kann den Büßenden als einen passiven lein ist eine Sammlung von Auffäßen Raphael Großartige des Russen: er denkt und empfindet Revolutionär bezeichnen, der aber ethisch um Seeligmann über russische Probleme, die gemeinschaftlich, sei er Bauer, Arociter, nichts hinter dem attiven Revolutionär einſtmals in den Sozialiſtiſchen Monatsheften er- Student oder Aristokrat. Gewiß, nicht alle emp- zurückſteht. Revolutionär iſt in Rußland nicht schienen sind und jetzt in Buchform im Verlag finden so. Aber wo dieses Empfinden zum Durch der Einzelne, sondern die ganze Jugend und In­von Laub u. Co. Berlin unter dem Titel 3ur bruch kommt, wirkt es, iſt es: russisch ). Man stellt telligenz. Daß gerade sie so schrecklich unter der Psyche des russischen Volkes her in solchen Fällen fest: das ist nur unter Russen bolschewiſtiſchen Gegenrevolution zu leiden hat, möglich. ist besonders tragisch. Aber wir haben die Gewiß heit, daß die russische Revolution niemals vor dent

Die gewaltige Tragödie, die das russische Bolt seit Jahren erleidet, hat uns schon oft ver­Volf ſeit Jahren erleidet, hat uns schon oft ver­anlaßt, über die seelischen und geistigen Errun genschaften dieses so sehr zum Leiden verurteilten Volfes nachzudenken. Die große russische Litera- austamen. tur mit ihren unheimlich lebendigen Menschen hat Das Buch von Rober bringt viel histori- Diese Tatsachen sind auch Sober aufgefallen, uns mit Rußland mehr vertraut gemacht als mit sches Material, Anekdoten und einige Beobach nur daß man seinen Berichten wegen ihrer Ver- Bolschewismus tapitulieren wird. Dieſes Sy­manchem anderen, uns näher liegenden Volke. tungen, wie man sie eben nur in Rußland machen schmodtheit und willkürlichen Ideenkonstruktion ſtem iſt unvereinbar mit dem Freiheitswillen, Auch die Arbeiterschaft fennt Rußland aus Ro- fann. Aber dadurch lernt man noch nicht Ruß- feinen Glauben schenkt. Seeligmann be- mit der Sehnsucht der russischen Revolution manen, Erzählungen, Reiseberichten, und doch land fennen. Der Verfasser hat alle schlechten richtet dagegen in seinem Büchlein über leine Tat- nach einem Leben der Verantwortung. scheint unsere Stenntnis noch immer viel zu ge- Eigenschaften eines Ullsteinschmods und Bitera- sachen. Er setzt vielmehr die ungeheure Tat- Der Drang zur Masse ist ein Kenn ring, und alles Sonderbare und Hinreißende, ten und das wenige, was er gesehen hat, trägt er sachenwelt des russischen Lebens voraus und zieht zeichen des Russen. Der einfache Bauer gehört zu was wir von Russen hören, läßt uns immer wie so vor, daß man dabei durch seinen vordringlichen daraus seine Schlüsse. Aber indem er nun die dieser Masse, der Gebildete, der Westler hört nicht der die Unergründlichkeit dieses großen und einzig- Intellettualismus gestört wird. In politischen einzelnen Typen und Erscheinungen der ruffi- auf, sich zu dieser Masse hin zu sehnen; und wenn artigen Volfes ahnen. Dingen, geschweige denn im Urteil, ist er von schen Welt darstellt, empfangen wir eine wunder- er gegen sie wütet, so ist dies auch nur ein Zei Der Zusammenbruch des sich kommunistisch einer Unwissenheit, daß man wieder einmal bare Einsicht in die russische Seele. Seeligmann chen dafür, wie sehr er noch an die Masse ge­nennenden bolschewistischen Regimes, seine völlige fassungslos ist über die Art, wie unsere großen faßt seine Analysen in ganz kurzen Stapiteln zu- bunden ist. Umwandlung in eine rechtsbürgerliche Regierung Beitungen arbeiten. Solche Leute, die keine fammen, aber diese fleinen Stüde , von wenigen Die Sehnsucht zur Masse kommt aus dem ( noch dazu ohne Personenwechsel) hat vielleicht Ahnung von den Dingen haben, aber auch nicht Seiten Umfang, lesen sich wie fleine Offenbarun- russischen Gefühlsleben. Seeligmann zeigt sehr manche Kreise der Arbeiterschaft in ihrem Inter - die Kraft, naiv zu ſehen und zu schreiben, wer- gen, so groß ist das Wissen, so durchdacht die überzeugend, daß der Russe überhaupt nur aus esse für Rußland ernüchtert, aber gerade das ver- den ins Ausland geschickt! Man kann nur zur Darstellung des Verfassers. der Masse heraus, aus der Gesellschaft heraus anlaßt uns, wieder einmal von Rußland zu Ehre der Zeitung annehmen, daß sie die Berichte zu leben, zu denken, zu wirken in der Lage ist. reden. Denn Rußland ist ja viel, viel mehr und nicht wegen einer unbequemen Wahrhaftigkeit Die russische Intelligenz ist daher ganz an ganz etwas anderes als eine Art Vortrupp der sondern wegen ihrer Wichtigtuerei abgelehnt hat. deren Schlages als etwa die deutsche . Der europäischen Revolution. Rußland ist ökonomisch Das muß mit aller Deutlichkeit gesagt werden, da Der Russe ist der eigentliche, ist der letzte deutsche Gebildete hält es für eine würdelose, un rücständig und fann daher niemals früher als der Verlag, ganz zu Unrecht dem Buch eine Mär- Mensch auf dem Boden Europas . Alle ande- geistige Beschäftigung, sich um die Gesellschaft, der Westen sozialistisch sein, aber anderseits gibt thrergloriole zu geben versucht und dabei auch an ren find zu falten, ausgeleerten Wesen geworden. Die Politik, das Leben, die Institutionen der es in Rußland eine seelische Kultur und Gemein- die Sozialisten appelliert. Der Russe blieb Mensch, im Innersten von einer Menschheit zu fümmern. Unter dem schlechten schaft, die noch aus dem Urkommunismus her- Stober läßt uns allerdings eine Wahrheit religiöfen Verantworhing für das Schicksal der Einfluß Goethes zieht er den Kult seiner verten, stammt und ein Empfinden so eigener Art zurüd- ahnen: daß aus Rußland etwas Neues fommen Erde erfüllt. Da ist zum Beispiel die Gestalt des meist schrecklich uninteressanten Person, oder wie gelassen hat, wie wir in Westeuropa es erst auf wird, daß etwas Neues im Werden ist. Nicht Büßenden. Der Büßende ist gewöhnlich ein er sagt, seiner Persönlichkeit", dem Leben für dem Wege über den Sozialismus zu erreichen infolge bestimmter Leistungen des Bolschewvismus, Adeliger, der sein reiches Leben als Schuld die Gemeinschaft vor. Der russische Intellektuelle versuchen. die ja auf feinem Gebiete vorliegen, sondern weil empfindet und ins Volk geht, um sein bisheriges wurzelt dagegen mit heißer, unauslöschlicher Zwei neue, fleine Bücher über Rußland die russische Menschheit durch die unfagbare Not, Leben der Ueppigkeit und des Nichtstuns zu füh- Liebe in der Erde Rußlands , in der Seele der liegen neben mir. Was enthalten sie neues über durch die Gewalt des Hungers zuinnerst verändert nen. Solche bißende Aristokraten waren Her- russischen Masse und irgend ein Denten, Leben, Rußland ? Das eine heißt Unter der Ge- worden ist. Diese Leiden haben den russischen zen, Bakunin , Tolstoi und viele tausende, die we- Handeln, das ganz losgelöst wäre vom Mutter­walt des Hungers". Es sind Reiseberichte, Menschen noch fester an sozialistische Ideen ge- niger bekannt geworden sind und doch ein Leben boden seiner Umwelt, ist völlig undenkbar. die A. H. Sober für die Vossische Zeitung" ge- bunden, denn sozialistisch war ja diefer russische des Glanzes mit dem elenden Leben eines Ar- Merkwürdigerweise ist nun gerade der schrieben hat und die nach einer Mitteilung des Mensch von je, selbst wenn er Kapitalist oder beiters, eines Bauers vertauscht haben, weil sie die Deutsche mit seinem Persönlichkeits­Verlages Eugen Diederichs , Jena , von der Zeis Großagrarier war. Lüge ihres Lebens nicht weiter ertragen konnten. fim mel der unpersönlichste Mensch unter allen

Was ist nun eigentlich das Wunderbare am Russen, wie es uns in der Darstellung Seelig­manns entgegentritt?

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