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૨. છું!
An die Kreisgewerkschafts Kommission
Injerate werden laut Tarif billigft berechnet. Bei öfteren Einschaltungen Preisnachlaß.
2. Jahrgang.
Fischern.
Lastenstr.87.
Kein Fatalismus!
Die Arbeiterschaft durchlebt jetzt eine schwere Zeit, jeit Jahrzehnten vielleicht die schwerste. Es gibt daher in ihren Reihen Verzagte, die angesichts der sich den Kämpfen des organisierten Proletariats entgegentürmenden Schwierigkeiten, in Fatalismus und Mutlosig feit versinken. Diese mit Unrecht Verzweifeluden bedenken nicht, daß die Untätigkeit, mit der sie dem gerade jest so schweren Ringen der übrigen Arbeiterschaft zusehen, nur die Wirkung haben fann, den bürgerlichen lassengegnern ihr Bestreben die Kräfte der Arbeiterklasse zu lähmen zu erleichtern, und im geeigneten Augenblick die Wiederkehr besserer Verhältnisse zu erschweren.
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Es ist wohl furchtbare Wahrheit, daß die herrschende Krije die Lebensmöglichkeiten des größten Teiles des arbeitenden Volkes auf ein faum erträgliches Maß herabgedrückt hat; iſt schon zu Zeiten, wenn der Arbeitsmensch volle Beschäftigung hat, sein und seiner Familie Leben schwer, eintönig und freudlos, so ist jetzt, da ihn die Krise erwerbslos oder bestenfalls zum Kurzarbeiter gemacht hat, sein Leben und Heim zu einer Hölle der Qual und des Leides geworden. Er und was ihn meist noch zehnfach härter trifft seine Kinder müssen hungern, er sicht sich als wehrloses Opfer der Krankheit, von der die Wirtschaftsordnung erfaßt ist, und er muß auch wahrnehmen, daß jeßt, da Arbeit mangelt, weder
seine Gewerkschafts - noch seine politische Dr ganisation, denen er angehört, jein Elend angenblicklich zu bannen vermögen. Der Arbeiter steht auch seine politischen und sozialen Feinde denen gegenüber er nach dem Umsturz mit seinen Stlassengenossen manche Erfolge erftritt sich erheben und das, was er in günstigen Zeiten politisch und wirtschaftlich zu erringen vermochte, bedrohen. Vollends ein Recht zur Mutlosigkeit glauben diese Klein
Samstag, 4. November 1922.
Der Zusammenbruch der Mark.
Wahnsinnige Devisenhausse auf der Berliner Börle.
Berlin , 3. November. ( Eigenbericht.) Auf der Börse herrschte heute ein geradezu wahn sinniger Taumel. Die Flucht vor der Mart scheint feine Grenzen zu fennen. Der Dollar setzte in den ersten Morgenstunden weit über seiner gestrigen Rotierung ein. Auf dem Effeltenmarkt gas es tolle Kurssprünge. Ohne Zweifel hat die Abneigung des Reichsbankpräsidenten gegen die Hergabe des Goldbestandes der der Reichsbank zur Katastrophe beigetragen. Anscheinend besteht an der Börse keine Neigung, an das Zustandekommen der Anleihe zu glau ben. Der leidtragende Teil ist vor allem die minderbemittelte Bevölkerung, die Preissteigerung geht so schnell vor sich, daß jede Lohnerhöhung durch die Berhältnisse überholt ist. In der Arbeiterschaft herrscht über die unhaltbaren Zustände stetig wachsende Erregung. Der Dollar sticg von 4925 auf 6159, das englische Pfund von 21,945 auf 27,431, der Schweizer Frank von 902 auf 1127, die tschechische Krone von 157 auf 199. Nachbörslich notierte der Dollar 6400.
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Die Regierung hat leine festen Bläne.
Berlin , 3. November. ( Eigenbericht.) Troßdem die deutsche Regierung feit Wochen auf die Verhandlungen mit de Reparationstom mission vorbereitet war, hatte sie heute abends leine festen Pläne darüber fertig, wie sie sich die Wiederherstellung der deutschen Wirtschaft vorstellt. So wurden den Vertretern der Allierten heute lediglich vorläufige Vorschläge überreicht, die die Grundlage für den endgültigen Plan abgeben sollen. Die Regierung geht davon aus, daß die Stabilisierung der Mark gleichzeitig mit der Herstellung des Gleichgewichts im Etet vor sich gehen müsse. Sie führt aus, daß alle Inlandsmaßnahmen zwedklos feien, wenn nicht durch eine äußere Anleihe die Vorausfeßung für die Stabilisierung geschaffen werde. Die Reichsregierung ist bereit, wenn eine äußere Anleihe zustande käme, einen Teil des Goldbestandes der Reichsbank zur Stüßung der Mart zu verwenden. Eine äußere Anleihe sci nur dann möglich, wenn die durch das Lon doner Diktat geforderten Verpflichtungen einer Revision unierzogen und die finanziellen und materiellen Leistungen gestundet würden. Die Regierung beruft sich in diesem Zusammenhange auf die Beschlüsse der Pariser Bantiers- Konferenz und auf die Auffassung der leitenden Finanzkreise. Bei den Sachleistungen würden die nicht geftundet werden, die für den Wiederaufbau in Nordfrankreich in Betracht fämen. Die Reichsregierung ist bereit, die Kosten für Finanzkontrolle Deutschlands den deutsche und den Entente- Intereffen in gleicher Weise den Wiederaufbau durch eine innere Anleihe zu decken. Die Regierung erflärt, daß cine
schädlich wäre.
Aus diesen Mitteilungen geht hervor, daß die Regierung finanzpolitische Maßnahmen im Inlande so gut wie gar nicht vorbereitet. Besonders vermist man ein Eingehen auf die Forderungen der sozialdemokratischen Partei. Es scheint, daß die Auffassung des Reichsfinanzministers Hermes und des Reichsbantpräsidenten Havenstein über die des Reichswirtschaftsministers im Kabinett gefiegt habe.
mütigen zu haben., ba fic ſehen, wie er der bevortehende Rechtsputſch in Bagern.
durch
die Kommunisten in die Arbeiterbewegung hereingetragene Zwift, diese noch immer spaltet.
11. November- Stiching.
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Nr. 259.
Die Sozialrevolutionäre Partei Rußlands .
Aus einer uns von Genossen 2. M artow zugesandten längeren Arbeit veröffentlichen wir nachstehend die interessanten Ausführ gen über die sozialökonomischen Grungen des Bestehens der Sozialrevolutionären Bartei, deren Anfänger seinerzeit vom Moskauer Tribunal gegen jedes menschliche Recht verurteilt worden sind.
Die Sozialdemokratie fämpfte im Bunde mit den Sozialrevolutionären gegen die heraufszichende Novemberrevolution: sie fämpfte im Namen der Vernunft der von ihr vertretenen proletarischen Bewegung gegen die immer stärker um sich greifenden utopischen Vorurteile. Aber bald nach dem Novemberstur; trennten sich die Wege der Sozialrevolutionäre und der So zialdemokraten. Richtunggebend für die Politik der Sozialdemokratie war die Tatsache, daß sie nach wie vor die Klaffenpartei des Proletariats bleiben wollte. Indessen fonnte sich der Novem berstur; nur deshalb vollziehen, weil sich die Mehrheit der aktiven Elemente des Proletariats für die Parolen der Bolschewisten begeistert hatte. Die Sozialdemokratic war auf diese Weise in ihrer Klassenbasis erschüttert. Sie wurde damals nur von einer in sozialistischem Sinne am weitesten vorgeschrittenen Minderheit der Arbeiter unter stützt. Wenn sie keine andere soziale Basis suchen wollte, konnte sie sich deshalb nur den Kampf um den Einfluß auf die proletarischen Massen, nur ihre Ablenfung von der Utopie zum Ziel setzen. Das bedeutete, daß sie den unmittelbaren Kampf um die Macht, den Kampf um den Sturz der vorhandenen bolschewistischen Gewalt preis gab, um nicht gegen jenen bedeutenden Teil des Proletariats, der diese Gewalt unterstüßte, in den Bürgerkrieg zu treten. Jene sozialdemokratischen Gruppen, die diese Folgerung aus der entstehenden Lage nicht zu ziehen vermochien, und eine ,, aftive" Politit zu treiben versuchten, konnten zeitweilig, in einzelnen Fällen in dieser oder jener Schicht des Proletariats eine Stüße finden. Aber im großen und gan en waren sie dazu verurteilt, die Rolle eines ohumächtigen Anhängsels bei andern nichtproletarischen Kräften zu spielen.
Die Sozialrevolutionäre Partei befand sich in einer andern Lage. Seit jeher bestrebt, die Bauernschaft, das Proletariat und die Intelli
In der Zeit nach dem Umsturz, da die München , 3. Rovember. Trondem Graf Ler- ten. Es werde straßenweise und nach Häuserblocks gen; in ihren Reihen zu vereinigen, hatte sic Deutschnationalen und Deutschgelben infolge henfeld feinen Rücktritt bereits offiziell erflärt ein politischer Selbstschuß eingerichtet. Frühere fich im Jahre 1917 in eine Maffenpariei verwander im Kriege auf sich geladenen Schuld wenig Nachfolger namhaft gemacht. Die Einbrufung des fligung zu fiellen. Es ist geplant, auf diesem Wege ernschaft, einem bedeutenden Teil der städtischen der im Kriege auf sich geladenen Schuld wenig hat, hat die bayerische Volkspartei noch keinen Diziere erhielten die Aufforderung, fich zur Ver- delt, die von der ungeheuren Mehrheit der BauAnziehung ausübten, war es natürlich leichter bayerischen Lantiages wurde wiederum ver- durch dittatorischen Druck vom Landlage bestimmte Demokratie und einigen Schichten des Proleta Erfolge gegen sie zu erkämpfen als jetzt, da schoben. Die Ablehnung durch den Staatsrat Berfoffungsänderungen zu erreichen, die eine Ditriats, die sich noch mit dem Dorf verbunden unsere bürgerlichen Klassenfeinde durch die von Mager wird mehr auf ein tattisches Manöver tatur in legaler Form ermöglichen sollen. Bayern fühlten, unterstützt wurde. brutale Gewaltpolitik der tschechischen Macht zurücgeführt, das den Zwed haben felf, das parla mijie, so heißt es in den Blättern der Rechtsras lebten Schichten, ebenso wie bei den Menschewi haber in Staat und Gemeinden wieder in die mentarische Regime au distreditieren und so die bilalen und des rechten Flügels der Klerifalen, sten, der Novemberumsturz einen Teil der Mas Lage verjeẞt wurden, als nationale Herose des Ernennung eines bittatorischen Staatspräsiden cine starte Politi gegenüber dem Reiche machen. sen den Bolschewisten zutrieb, verwandelte sich Wolfes sich aufzutun. Von der einen Seite sicht ten herbeizuführen, der den ferifalen Streifcit an Es dürfe sich nicht mehr auf die Bahnen von Ston- die Sozialrevolutionäre Partei vorzugsweise in sich die Partei der Arbeiterschaft vom Chauvi- gehören soll. Die bayerische Segierungsfrise wird zessionen begeben. München sei der Mittelpunkt einer Partei der bäuerlichen und der nismus bestürmt, von der anderen Seite juchen von allen rechtsratitelen Organisationen mit fas der deutschen Freiheitsbewegung. Der 11. Novem städtischen Demokratie, mit einem zah nun schon seit Jahren die Sendlinge der Mos, zistischer Tendenz zu einer gefährlichen Butsch ber ist deshalb gewählt, weil er mit der Wieder- lenmäßigen Nebergewicht der erstern und der popropaganda ansgenügt, die Seren von Kahr am fehr des Gründungstages der Republit in Dentich litischen Hegemonie der letztern, da die bäuer kauer Bolschewistenhäuptlinge das Gefüge des bayerischen Staatsruder sehen will. Die Rechts- lend und in Bayern zusammenfällt und weil man lichen Massen noch zu sehr zersplittert und po politischen und gewertschaftlichen Baues der radikalen und von ihnen namentlich die national- in diesem Augenblicke hofft, die Arbeiter, Deano litisch ungeschult waren. Vor der Sozialrevolutio Bartei zu unterwühlen und zu erschüttern. sozialistischen haben bereits Instruktionen an die straten, und reichstreugesinnten Bürger provozie- nären Partei eröffnete sich deshalb die Mög Die Kommunisten, die selber noch nie einen ihnen ergebenen Bewohner hinausgegeben, wonach ren zu können. Die foaialdemokratiche„ Münchner Lichteit, auch nach der Novemberrevolution Streit gewonnen, den Arbeitern aus ihrer am 11. November 1922 der Stichtag sei. Vom 15. Post", weist auf die Gefahren hin und fordert den unmittelbaren Kampf um die Macht gegen Kraft noch feinen Heller Lohnerhöhung er- November müsse sich das Bürgertum bereit hal- tie bayrische Arbeiterschaft zur Wachsamkeit auf. die Bolschewvisien fortzuseßen. Aber von Anbeginn an nahm dieser Kampf den Charakter eines rungen haben, juchen sich des alten Roßtäuscher- ce000000 300082202990090000000000000900290200 Qaqaserecensio Stampfes der städtischen und bäuerlichen Demokniffs zu bedienen, für jeden jest während der Flut sollten die Wähler unserer Partei ab-[ feinen Arbeiter mehr geben, der nicht erkennen tratie gegen die damals bolfchewistisch gesinnten Krise nicht mit vollem Erfolg abgeschlossenen, spenstig machen doch das Ergebnis war, daß würde, daß in Nußland nicht der Sozialismus, Arbeiter und Soldatenmaſſen on. oder verlorenen Streif die unter sozialdemofra- die deutschen Sozialdemokraten noch immer jam allerwenigsten die Sozialdemokratie„ verSchon im Jahre 1917 hatte sich in der Sotischer Führung stehenden Gewerkschaftsorgani- als weitaus stärkste Partei aus dem Wahl- sagt" hat, sondern nur eine durch den Krieg zialvevolutionären Partei eine rechtsgerich sationen verantwortlich zu machen. Nicht die kampf hervorgingen. Von 5545 abgegebenen und die ihn begleitende Wirrnis eine Zeitlang ihr revolutionäres, junkerfeindliches' Element, als weniger durch den Arbeitsmangel herbeigeführte Stimmen erhielten sie 2121, die Deutschnatio- möglich gewordene Karikatur des Sozialis die bäuerlichen Instinkte des agrarische st tionen der Arbeiter, nicht die momentene Stär- Die Stommunisten hatten überhaupt feine Stan- Spufes, der einen Teil der Arbeiterschaft in größerem Maße spiegelte diese Richtung die kleinfung der Stapitalistenklasse tragen nach der Be- didaten aufgestellt. Zu den gaseleien von der gährender Zeit zu verwirren vermochte, wer- bürgerlichen Tendenzen der Angehörigen der hauptung der kommunistischen Schädiger der„ zerschmetterten" Sozialdemokratie will dieses den verfliegen und. die Einheit der Arbeiter- freien Berufe wider, bei denen nach der ErobeArbeiterbewegung an verlorenen Streiks die Wahlergebnis schlecht passen. Aber auch ohne bewegung auf dem Boden der Sozialdemo- rung der politischen Freiheit die Sympathien für Schuld, sondern der„ Verrat" der Führer. diese Wahl wären wir uns bewußt geblieben, fratie wird neu erstehen. den Sozialismus und das Proletariat ein Ende Ein an sich nicht bedeutendes, aber doch daß zur Besorgnis vor den kommenden Stämp Für den Fatalismus und die Hoffnungs - nahmen. Die Ideologie der Vaterlandsverteidi gung bei den einen als Ausdruck einer auf symptomatisches Ereignis der letzten Zeit, lehrt. fen wahrlich kein Anlaß besteht. Der Kern losigkeit kann und darf in den Herzen der richtigen demokratischen Auffassung, bei den andaß dennoch alle Anschläge unserer Gegner fast unserer Partei ist ungeachtet der Krise, aller proletarischen Kämpfer lein Raum sein. Ueber dern als Urform des Großmachtstrebens des ruswirkungslos vort bleiben, wo die Arbeiter den Angriffe der bürgerlichen Feinde und der allen Kämpfen, Sorgen und Leiden des Tages fischen Nationalismus hatte bei diesem rechten Mut zum Stampse sich bewahrt haben. In der Wühlereien der Kommunisten unerschüttert ge- muß das erhebende Bewußtsein, die stolze zu Flügel die Feindseligkeit gegen das revolutionäre Erzgebirgsstadt Weipert wurden am Sonntag blieben. Element noch mehr verschärft, sie vom Sozialismus fortgetrieben, und der liberalen Bourgeoisie näher gebracht. Der.boischewistische Umsturz mit seinen Folgen hat diesen Prozeß beschleunigt und verstärkt. Und da in der sozialrevolutionären Bar teiorganisation das spezifische Gewicht der städtischen Elemente stärker war als das der bäuerlichen Elemente, so wurde die Politik der leitenkungen, durch den Druck des rechten Flügels be
In noch
versicht stehen, daß der Sozialismus wohl die Gemeindewahlen vorgenommen, von denen So verheerend die Krise wirkt, auch sie Schlappen, aber keine dauernd wirkende Nie die deutschbürgerlichen Parteien nach heftigem wird besseren Zeiten Piaß machen. Auch daß derlage erleiden kann. Von dem amerikanischen Artilleriefeuer ihrer ausgesuchten Verleum- der Chauvinismus den Sozialismus hemmen Freiheitsdichter Walt Withman stammt das dungen gegen die Sozialdemokraten deren ver- fönnte, ist eitles Hoffen unserer Gegner. Und Wort:„ Binde deinen Starren an einen Stern." nichtende Niederlage erwarteten. Sie verschrie- wenn sie, auf Sowjetrußland verweisend, ihr Der Glaube an den Stern der Sache der Arben sich die ersten Sterne der Deutschnatio- scheinbar stärkstes Argument hervorholen und beiterschaft, an den Sieg des Sozialismus, nalen und Deutschgelben, die dort ihre Tiraden höhnisch grinsend behaupten, daß dort der So wird das Proletariat aus der Wüste dieser den Gruppen der Partei, nach einigen Schwanloslassen mußten, Flugblätter in ungeheuerer 1 zialismus„ versagt" habe, so wird es bald Tage wieder emporführen!