Cette 2.
stimmt. Zu einer Zeit, wo gerade das Dorf den! Die russische Bauernschaft, die ihre ganisiert. Befreit von jenen Elementen, die den Frieden um jeden Preis forderte, und um des Agrarrevolution vollbracht und bereits die erste Sozialismus und die Revolution im Stiche las Friedens willen bereit war, bis auf weiteres das Periode der zwangsweisen Ausgleichung ihres fent, fönnte der linke Flügel der gegenwärtigen bolschewistische Joch auf sich zu nehmen, unter Bodenbesives durchgemacht hat, spaltet fich Sozialrevolutionären Partei große Aufgaben vollordnete die Partei der Sozialrevolutionäre, im jetzt, nach der Einführung des freien Handels, in bringen. Natürlich müßte er hierbei in dem überGegensatz zu den Bestrebungen der Bauernschaft, verschiedene Schichten. Die wirtschaft lieferten Programm und in der überlieferten ihre ganze Taktif zu Beginn des Jahres 1918 liche Schwächung der Stadt schafft den Anreiz Praxis der Partei vieles revidieren. Der Versuch, dem Ziel der„ Zerreißung" des Friedens von für die Ausbeutung der städtischen Bevölkerung feßt, fünf Jahre nach der agrarischen Umwälzung, Brest - Vitowsk und der Wiederherstellung der öst- druch den Getreideproduzenten. Der wieder die Sozialisierung des Grund und Bodens und lichen Front" des Weltkrieges. Zu einer Zeit, eritehende Kapitalismus, der den wohlhabenden die periodischen ausgleichenden Umteilungen des wo in der Arbeiterflasse der Prozeß der Befrei Schichten des Dorfes die Möglichkeit gibt, das Bodens dem Bauernium aufzuzwingen, würde ung von der Bolschewistischen Sypnose erst ein angehäufte Kapital für die Erzeugung von Mehr unweigerlich die breitesten bäuerlichen Massen setzte, und sich mit viel versprechendem Er wert auszunuzen, bewirkt eine Annäherung zwi den rechtsstehenden Parteien in die Arme treiben. folg entwickelte, während die Rätewahlen in schen diesen ländlichen Schichten und der städti Die Anerkennung des tatsächlichen Bodenbesizes, einer ganzen Reihe von Städten der sozialistischen schen Bourgeoisie. Wenn der rechte Flügel der wie er sich infolge der agrarischen Umwälzung Opposition eine beträchtliche Minderheit, ja mit Sozialrevolutionäre eine politische Zukunft hat, herausgebildet hat, muß jedem Programm zu unter sogar die Mehrheit verschafften, und die so liegt sie in der Vertretung der Interessen grunde gelegt werden, das bestrebt ist, allmählich selbständige Organisation der Betriebsbevoll dieser bürgerlichen Schichten des Dorfes und der mit Hilfe der Genossenschaften und anderer Me mächtigen sich entwickelte und erstarfte; zu einer ihnen entsprechenden bürgerlichen Schichten der thoden die kleine Bauernwirtschaft zum KollektiZeit, wo beginnend mit dem Frühjahr 1918, die Stadt, die vont sorialen und politischen Radikalis- vismus zu führen. Gleichzeitig setzt die Aufgabe bolschewistische Bolitik der„ stomitees der Dors mus geheilten" Elemente der früheren Intelli- der zemetratgierung des hygen sens armut" die wohlwollende Neutralität der Bauern genz mit inbegriffen. vor allen Dingen die politische Erziehung der schaft zerstörte und auf diese Weise in den Städ stärisen sozialen Macht Rußlands , der fleinen ten wie auf der flachen Lande ein äußerst gün Bauernschaft, voraus. Diese Erziehung jedoch stiger Boden für die Organisierung und Mobilt tann nur durch einen dauernden Prozeß der jierung der Massen gegen die Diktatur der KomOrganisation und des politischen Stampfes ermisfare entstand unterbrach die Sozialrevolu reicht werden und schließt vollkommen die„ auf tionäre Partei mit einem Schlage diesen Prozeß ständische" Tradition der Erzeugung oder auch im Namen der Schaffung der bewaffneten Front nur Ausnutzung" elementarer, lokaler Revolten der Konſtituierenden Versammlung" die u aus, eine Tradition, die sich in dem Grundsav gleicher Zeit und vor allen Dingen die öst ausprägt, daß die Partei sich stets an die Spine liche Front des Weltkrieges" bilden sollte. Damit der sich gegen die Despotie erhebenden Massen hatte sie sich von Aubeginn an in ihrem Stampf stelle. auf einen Boden gestellt, auf dem die imperiali stischen Regierungen der Entente und ihre natür lichen Bundesgenossen, die russischen Generäle und bürgerlichen Parteien, notwendig zu Herren der Lage werden mußten. Nur Blinde konnten das nicht sehen.
In dem Maße wie die neue östliche Front sich in eine Front der militärischen Diftatur, der ausländischen Intervention und der junkerlichen Restauration verwandelte, wurde die so erfolg reich einsetzende Volksbewegung gegen den Bolschewismus unterbrochen. Zuerst stellten die Arbeitermassen, trotz des zunehmenden Hungers, den Kampf gegen den Bolschewismus ein; dann kehrte die Bauernschaft, angesichts der von Koltschak und Denitin drohenden Gefahr, zur wohlwollenden Neutralität gegenüber Moskau zurück. Anstelle einer Isolierung der Kommunisten ergab sich ein Zusammenschluß des Volfes unter ihrer Führung gegen die Konterrevolution.
Das Ende des Weltkrieges, das zeitlich mit dem Sieg der militärischen Sonterrevolution über die Anhänger der Konstituierenden Versammlung susammenfiel, hemmte die Rechtsentwidlung der Sozialrevolutionären Partei. Ihr Beschluß, den bewaffneten Stampf gegen die Sowjetgewalt ein zustellen, schuf die Möglichkeit, daß die Tattit der Partei in eine richtige Bahn gelenft und in Einklang gebracht wurde mit ihren Idealen und jenen sozialen Interessen, denen sie zu dienen betrebt war. Wenn dieses Ziel nicht in vollem, Maße verwirklicht wurde und die Partei nicht ihre innere Einheitlichkeit erreichte, so fällt die Hauptverantwortung dafür auf das volschewvisti sche Terrorsystem, das das richtige Funktionieren des demokratisch organisierten Apparats der so zialistischen Parteien unmöglich machte und eine offene Erörterung der Parteifrage vor den Mas sen verhinderte. und dennoch setzte trotz der Nacht des Terrors, die alle Seaßen gran machte, eine Differenzierung innerhalb der Sozialrevolutionären Partei ein. Nach dem bekannten Vorgang mit der Pariser Konferenz der Mitglieder der Stonstituierenden Bersammlung( an der sich Sozialrevolutionäre und Vertreter verschiedener bürgerlicher Parteien beteiligten) ist die Se Luft; wischen den beiden Flügeln der Sosialrevolutionären Bartei für jeden sichtbar geworden, ungeachtet der diplomatischen Versuche einiger charakterschwacher Führer, über diese Kluft eine Notbrüde zu schlagen.
Der Bagabund.
Von Guy de Maupassant . Bei all seinem Elend und seiner Gebrechlichkeit hatte er doch früher einmal bessere Tage gesehen.
Aber der unvollendete Charakter der russi schen Revolution, der die grundlegende Frage unbeantwortet läßt, wie die bäuerliche Revolution vor den Versuchen einer junkerlichen Restauration geschüßt werden kann, läßt unter der Mehrheit der ländlichen Bevölkerung der landwirtschaft lichen Bezirke Rußlands den Boden frei für eine sozialistisch- revolutionäre Partei, die die arbeiten den Wlassen des Dorfes nicht gegen das Proletaviat, sondern zum gemeinsamen Stampfe mit ihm für die Demokratie und für soziale Reformen or
790089*** DOORG
4. November 1922.
denten Basie betreffend einen Bündnisver trag zwischen der Tschechoslowakei und Jugoslawien und stellte in Aussicht, daß der Vertrag nach Beendigung einiger not wendiger Formalitäten in der nächsten Zeit veröffentlicht werden wird. Der Vertrag wird auf fünf Jahre abgeschlossen, erneuert den vor zwei Jahren in Belgrad abgeschlossenen Vertrag in vollem Umfange und ergänzt ihn durch Bestim mungen, betreffend den Abschluß eines Handels vertrages , Vertiefung der wirtschaftlichen und fulturellen Beziehungen, verpflichtet beide Staaten zu einem einverständlichen Borgehen im Falle einer Bebrohung ihrer Interessen durch irgend eine internationale Aktion und zu gegenseitiger diplomatischer Unterstügung. Der Vertrag habe keine geheimen Selauseln. Zum Verhältnis mit talien bemerkt der Minister nur, daß bei der Zusammenrunft in Venedig mit dem ita lienischen Minister des Auswärtigen, Schanzer, neben der österreichischen Frage auch ein Einver nehmen getroffen wurde bezüglich Einberufung einer besondercen Stommission zur Ueberprüfung der Frage eines erhöhten Verkehres mit Triest und einer größeren Benügung des Triester Hafens überhaupt. Weiters wurde vereinbart, daß beide Regierungen neue Verhandlungen über Ergänzungen der Handelsverträge zwischen beiden Staaten beginnen werden, damit die gegenseilige Einfuhr einiger Produkte erleichtert würde. Benes glaubt, daß die letzten Begebenheiten in Italien an diesen Angelegenheiten nichts ändern werden. Was das Verhältnis zu Ungarn betrifft, erflärte der Redner, daß bereits in Genua und Genf
Miniſter Beneš über das Minderheitsproblem. in Einvernehmen mit Miniſter Banksy ge
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Das Verhältnis zu Stalien
troffen wurde, daß die Verhandlungen, welche im vorigen Jahre begonnen wurden, neu angebahnt werden sollen. Sie betreffen eine Reihe von wirt schaftlichen, Verfehrs- und auch politischen Fra
uno au Ungarn . Aus dem Auswärtigen Ausschuß. daß in die Resolution Murays cin Abfat einge- gen. Es handelt sich um den Abschluß eines Han fügt werde, der die Pflicht der Minoritäten zur delsvertrages, eine Verbesserung des Verkehrs, Cestern nachmittags fand im Abgeordneten Respektierung der Rechte des Staates und der Konsularbeziehungen, Rechtshilfe und Staatsbürhause unter dem Vorsiz des Abgeordneten Majoritäten, d. h. Loyalität zum Staate jestzu- gerschaft. Der Minister sprach die Hoffnung aus, Nemec eine Sigung des Auswärtigen Ausstellen habe. Diese Forderung der tschechoslowa- daß dieses Einvernehmen noch heuer erzielt werschusses statt, bei deren Beginn tischen Delegation wurde auch in die Resolution den wird. Als erster Redner sprach Abgeordneter Dr. Minister des Auswärtigen Dr. Benes aufgenommen. Weiters verwies die tschechoslowatische Delegation darauf, daß derartige den Hrušovsty( Agrarischer Slowale), der unter an Bericht erstattete. Er führte u. a. aus: Gegen Minoritäten gegebene Rechte im höchsten Maße derem Aufklärung über die voraussichtliche Entdie Aufnahme Ungarns in den Völkerbund stellte mißbraucht würden und daß dies zu politischen wicklung in Italien im Verhältnis zu Jugosich die Kleine Entente nicht und verpies nur Umstürzen und Stompromittierung der Idee des slawien verlangt. darauf, inwieweit von Ungarn die internatio- Völkerbundes führen müsse. Es stände zu be= Abg. Dr. Rafla( Deutschdemokrat) bedauerte, nalen Vereinbarungen nicht erfüllt wurden. Be fürchten, daß der Völferbund mit einer unge- daß sich der Minister des Aeußern nicht auch mit züglich der Minoritätenfrage wurde beschlossen, heueren Menge von Beschwerden bombardiert der Orientfrise beschäftigt hat, in der der Gegendaß jeder Staat seinen Standpunkt begründe und würde, daß die Souveränität der Staaten voll- faß zwischen England und Frankreich drastisch Waterial über die Minoritätenfrage vorbereite. ständig schwinden würde. Der Völlerbund würde zum Ausdrud gelangt. Der Vertrag von Sevres Redner berichtete sodann über die Verhandlung so eine Gefahr für alle Staaten werden. Als ist beseitigt. Die für die Tschechoslowakei heili der Minoritätenfrage in der Völkerbundsitzung. Sauptgrund für die Stellungnahme gegen die gen Friedensverträge sind ins Wanken gelom Ueber Antrag des italienischen Delegierten Tit Resolution Murays führte Venes an, daß die men. Der Minister hat sich nur mit der Kleinen toni wurde beschlossen, daß der Völlerbund auch meisten europäischen Staaten Minoritäten be- Entente beschäftigt. Auch über diese herrscht Beschwerden der Minoritäten entgegennimmt und sißen und daß troßdem nur einigen besondere große Unklarheit. Man fennt nicht einmal die daß der Staat, gegen den sich die Beschwerden Schutzbestimmungen für Minoritäten auferlegt Bahl ihrer Mitglieder, weiß nicht, in welchem richten, zur Aeußerung verhalten wird. So ent- werden sollten. Die tschechoslowakische Dele Verhältnis Bolen zur Kleinen Entente steht. Daß wickelte sich durch einfachen Beschluß des Völker- gation erflärte, fie sei nur zu Uebernahmen sol- Rumänien mit den beiden anderen Staaten nicht bundrates eine Praxis, die nach Ansicht des Micher Verbindlichkeiten bereit, die allen Staaten eng verbunden ist, haben wir erfahren. Es scheint, nisters die Bestimmungen der Friedensverträge auferlegt werden. Der tschechoslowakische Stand daß eine seleinste Entente, zwischen der bedeutend erweitert. Er fügte auch hinzu, daß punkt drang schließlich siegreich durch. Weitere Tschechoslowakei und Jugoslawien , besteht. Gedie tschechoslowakische Regierung gegen den An- stellte Benes fest, daß die Frage der Minoritäten rade für Jugoslawien häufen sich aber in letter trag Tittoni Stellung genommen hatte und er grundsätzlich nur eine Frage der inneren Politif, Zeit die Stonfliktsstoffe, weshalb wir ein großes zielt wurde, daß grundsäßlich jede Beschwerde so- eines inneren Einvernehmens sein dürfe. Der Jnteresse haben, zu erfahren, welche Verpflichfort dem betreffenden Staate mitgeteilt werden Völkerbund könne nur allgemein gültige Prin- tungen uns an Jugoslawien binden. Abgeordne müsse und der Staat innerhalb dreier Wochen zipien aufstellen und ihre Geltendmachung fon- ter Dr. Stafka beschäftigte sich sodann ausführlich mitzuteilen hätte, ob er beabsichtige, die Be- trollieren. Schließlich konstatiert Benes, daß der mit der Behandlung der Minderheitsfragen durch schwerde zu beantworten. Er erflärt auch, daß tschechoslowakische Staat darauf bestehen müsse, den Völkerbund. Abgeordneter Pasti ryt die tschechoslowakische Delegation gegen die An- daß die Proteste vor dem Forum des Völkerbun( tschechische Gewerbepartei) verlangt von dem Witräge Gilbert Murays Stellung genommen habe, des genau den Bedingungen der Friedensverträge nister Auskunft darüber, wie die Jaworinafrage welche eine dirette Kontrolle des Schutzes der entsprechen und die Stompetenz des Völkerbundes gelöst worden ist. Minoritäten durch den Volkerbund bezweckten. nicht überschreiten. Dort, wo die Kompetenz des Die tschechoslowakije Regierung verwies dabei Böllerbundes und die Berechtigung der Minori darauf, daß durch diese Praxis den Staaten täten zu Beschwerden überschritten würde, lehne immer größere Pflichten auferlegt werden, wäh- die Tschechoslowakei jede fremde Intervention ab. rend den Minoritäten feine Pflichten entstehen. Benes streifte dann die Verhandulngen zwi Die tschechoslowakische Delegation verlangte auch, schen der Tschechoslowakei und dent Ministerpräsi
Seit vierzig Jahren sah man nun schon diese zerlumpte, verwachsene Gestalt sich auf ihren Holzfüßen von Hütte zu Hütte schleppen. Aber er wollte nicht fortziehen, denn er tannte auf der ganzen Welt nur diesen Erdenwinkel, diese drei oder vier Dörfchen, wo er sein elendes Leben führte. Er hatte seinen Bettelgängen bestimmte Grenzen gesteckt und ging nie weiter, als er gewohnt war.
Warum gehst du nicht mal in die andern Dörfer, anstatt ewig hier herum zuhumpeln?"
hätte er diese Furcht und diese List von seinen Eltern geerbt, die er nie gekannt hatte.
Auf der ganzen Welt hatte er keinen Zufluchtsort, keine Hütte, kein Obdach. Im Sommer schlief er, wo es gerade kam, und im Winter schlich er sich mit unglaublicher Gschicklichkeit in die Scheunen oder in die Ställe ein. Er wußte sich immer aus dem Staube zu machen, che seine Anwesenheit bemerkt wurde. Er kannte ganz genau die Löcher, durch welche man in die Gebäude hineingelangen konnte, Durch den Ge brauch der Krüden waren seine Arme unheimlich stark geworden und er schwang sich nur mit der Kraft seiner Fäuste bis oben in die Kornspeicher hinein. Dort blieb er manchmal vier bis fünf Tage, ohne sich vom Flecke zu rühren, wenn er auf irgendeinem Streifzuge hinreichende Vorräte gesammelt hatte.
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Genosse Abgeordneter Cermak bemängelt die Kürze der Ausführungen des Ministers in der Frage unseres Verhältnisses zu Italien . Wenn die Regierung der Fascisten ihr nationaustisches Programm wahr machen will, dann wird Jtalien ebenfalls an den Friedensver
Er hatte schon Saint- Sillaire, Varville und Les Billettes durchwandert, ohne einen Centime oder eine alte Brodrinde zu erwischen. Es blieb ihm jetzt nur noch die Hoffnung, in Tournelles ciwas zu bekommen. Aber bis dahin waren es zwei Meilen, und er war so müde, daß er sich faum weiterschleppen konnte. Sein Magen war ebenso leer wie seine Tasche. Aber dennoch machte er sich auf den Weg.
Es war im Dezember, Ein balter Wind strich über die Felder und pfiff in den fahlen Zweigen. Die dunklen Wolfen hingen tief herab und jagten hastig am Himmel vorüber, man wußte nicht, wohin. Der Krüppel setzte mit großer Anstrengung seine Strüden an und half mit dem einen mißgestalteten, in Lumpen gehüllten Bein, das ihm noch geblieben war, nach).
Als er fünfzehn Jahre alt war, wurden ihm auf der Landstraße nach Varville durch einen Er wußte nicht einmal, ob die Welt überWagen beide Beine zerquetscht. Mühsam schwankte haupt noch weiter ging, hinter jenen Bäumen, er auf seinen Strücken dahin und schleppte sich die ihn daran hinderten, in die Ferne zu bliden. die Wege entlang nach den einzelnen Bauern Er dachte auch nicht darüber nach. höfen. Die Strüden hatten ihm die Schultern Die Bauern hatten es fatt, ihn immer wiefast bis an die Ohren hinaufgetrieben, es sah der auf ihren Feldern und an ihren Gräben an aus, als ob sein Stopf zwischen zwei Gebirgen zutreffen und schrien ihn an: steckte. Der Pfarrer von La Villettes hatte ihn als fleines Kind am Abend von Allerseelen in Von Zeit zu Zeit setzte er sich an den Graeinem Graben gefunden, und deshalb hatte man Er antwortete nicht und schlich sich fort, ihn So lebte er mitten unter den Menschen wie benrand und ruhte ein paar Minuten aus. Der ihn„ Nikolaus Toussaint" getauft. Ohne irgend überkam eine unbestimmte Furcht vor der ein Tier des Waldes. Er kannte niemand und Hunger erfüllte ihn mit wirrer, furchtbarer Angst. welchen Unterricht war er dann im Armenhaus Fremde, die Furcht der heimatlosen Armen. Er liebte niemand. Bei den Bauern erweckte er nur Er hatte nur noch den einen Gedanken: essen. aufgewachsen. Der Bäder vom Dorfe hatte ihm fürchtete sich vor tausend Dingen, vor den neuen eine Art gleichgültiger Verachtung und resignier Aber er wußte nicht, wie er das anfangen sollte. einmal ein paar Glas Branntwein zu trinken ge- Gesichtern, vor Beleidigungen, vor den argwöhter Feindseligkeit. Man hatte ihm den Beinamen Drei Stunden arbeitete er sich so mühsamt geben, und in seinem Rausche war er dann unter nischen Bliden der Leute und vor der Polizei. die Glocke gegeben, weil er zwischen seinen bei- auf dem langen Wege fort. Als er dann die Sen Wagen graten und zum Krüppel geworden. Wenn er die Gendarmen zu zweien des Weges den Holzstelzen gerade wie eine Glocke zwischen ersten Bäume des Dorfes sah, beschleunigte er Es war eine sehr komische Geschichte. Und jetzt tommen sah, verkroch er sich instinktiv in den ihren Stüßen hin und her schwankte. seine Schritte, war er der reine Landstreicher und konnte Büschen oder hinter einem Steinhaufen. Sobald Seit zwei Tagen hatte er nichts mehr ge Der erste Bauer, den er traf und um ein nichts mehr, wie die Hand nach milden Gaben er nur ihre Uniformen in der Sonne leuchten gessen. Niemand gab ihm mehr etwas. Man Almosen bat, gab ihm zur Antwort:„ Bist du ausstrecken. sah, fuhr plöblich eine eigentümliche Behendigkeit wollte endlich nichts mehr mit ihm zu tun haben. schon wieder da, alter Kunde? Wirst du mich Die Baronin d'Avary hatte ihm früher eine in seine Glieder die instintive Behendigkeit Wenn die Bauern ihn von weitem kommen sahen, denn nie in Ruhe lassen?" Schlafstätte zur Verfügung gestellt eine mit einer Mißgeburt, der sich zu verbergen sucht. Er riefen sie ihm schon zu:„ Mach', daß du fort- Und die„ Glocke" ging weiter. An jeder Tür Stroh angefüllte Ede neben dem Hühnerstall, ließ sich von seinen Strücken heruntersinken und kommst, du Lump! Vor drei Tagen hab' ich dir wurde er angefahren, man schickte ihn fort und und er konnte sicher sein, an Tagen, wo er gro- fiel wie ein Lappen Zeug zu Boden. Dann rollte erst ein Stück Brot gegeben." gab ihm nichts. Trotzdem setzte er mit geduldiger ßen Hunger hatte, stets in der Küche ein Stüd er sich zu einem Senäuel zusammen, wurde im Dann machte er rasch Seehrt und ging zum Hartnäckigkeit seine Wanderung fort, aber er beBrot oder ein Glas Apfelwein zu finden, Manch- mer kleiner und unsichtbarer. Er ducte sich nächsten Haus, wo er ebenso empfangen wurde. fam feinen Sou. mal warf die alte Dame ihm auch vom Balkon nieder wie ein Hase auf seinem Lager und seine Die Frauen, die vor der Türe standen, riefen Dann ging er auf die Bauernhöfe. So entoder von ihrem Fenster ein paar Sous zu. Aber braunen Lumpen unterschieden sich kaum von der einander zu:„ Man kann doch diesen Faulenzer fräftet, daß er faum imstande war, seine Stöde jetzt war sie gestorben. Erde. nicht das ganze Jahr mit durchfüttern?" Aber aufzuheben, schritt er über die vom Regen auf trotzdem fühlic der Faulenzer das Bedürfnis, geweichte Erde weiter. Ueberall jagte man ihn jeden Tag etivas zu essen. fort. Es war einer jener talten, trüben Tage,
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In den Dörfern bekam er nichts mehr. Er Uebrigens hatte er noch nie mit der Polizei war zu bekannt geworden, man war seiner müde. zu tun gehabt. Aber es lag ihm im Blut, als