1091
8.21
An die Kreisgewerkschafts
Kommission
Fischern.
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billigft berechnet. Bei öfteren Einschaltungen Preisnachiaj.
2. Jahrgang.
Lastenstr.87.
aldemokrat
Deutschen sozialdemokratischen Arbeiterpartei in der tschechoslowakischen Republit.
Donnerstag, 9. November 1922.
„ Ein mißglückter Antrag." Die Antwort an die Reparationstommiſſion.
Während die übrige tschechische Presse sich zu dem Dringlichkeitsantrag der deutschen Sozialdemokraten auf Einseßung eines Ausgleichsausschusses noch nicht äußert, tritt als erstes das Zentralorgan der tschechischen Sozialdemofraten in die Schranken. Man ist durch die Man ist durch die Leistungen der tschechischen Sozialdemokraten gewiß reichlich abgehärtet, aber der Eifer, mit dem ihr Zentralorgan sich bemüht, den Antrag abzutun, noch che der schrille Chor der von feinerlei Bedenken erfüllten robusten tschechisch nationalen Beitungen einzujeßen vermochte, ist doch noch imstande, Erstaunen hervorzurufen. Das Blatt der Partei, deren Pflicht es gewesen wäre, als erste die Initiative zur Lösung des nationalen Problems zu ergreifen, hat als Ant. wort auf die von unseren Genossen im ParIamente ausgestreckte Hand nichts anderes, als cin starres Nein! Sonst kann man von allen tschechischen Blättern die von Wohlwollen triesende, schier väterliche Mahnung hören, die Deutschen müßten sich, che ein Ausgleich mit ihnen möglich wäre, auf den Boden des Staates stellen und eine„ Umorientierung" im Sinne einer„ bedächtigen Realpolitik" vornehmen. Der von unseren Genossen eingebrachte Antrag bildet zweifellos die Gelegenheit, die nationalpolitische Annäherung der Volksstämme im Staate zu bewirken. Der Antrag geht wohl von den deutschen Sozialdemokraten aus, aber da er auch von fast allen anderen oppositionellen Barteien unterschrieben ist, wäre Gelegenheit, sie alle beim Worte zu nehmen, ob sie sich durch die Mitarbeit am Ausgleichswerke auf den Boden des Staates" zu stellen und Realpolitik" in diesem Sinne zu treiben gedenken. Darauf will es das„ Pravo Lidu", dem der Schrecken über den Antrag sichtbar in die Glieder gefahren ist, gar nicht ankommen lassen, indem es der nationalistischen Presse den Weg weiß ad den Antrag als„ mißglückt", unannehmbar und unzeitgemäß erklärt. Das tut cs unter Anführung von Gründen, von deren Rabulistik wir zur Ehre der tschechischen Sozialdemokraten annehmen wollen, daß sie selbst in deren eigenen Reihen Scham und Bedenken weden werden.
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Nr. 263.
noch nicht einmal einen Finger zur Milderung der Krise gerührt hat. Statt dessen konnte man jüngst aus einer Rede ihres Abgeordneten Dr. Meißner hören, wie unschuldig die Regierung an dem Stand der Krise und der Arbeitslosig= feit sei. Damals war ihm die Krise nur eine Welterscheinung, auf welche die Regierung keiBerlin, 8. November( Eigenbricht). In einer den Gutachten der Sachverständigen anerkannt langen Sigung des Reichskabinetts wurde die wird, Maßnahmen zur Begleichung der schiebenen Einfluß habe, nun auf einmal haben die Antwort an die Reparationskommiffion endgültig den Schuld zu treffen. Es wird die Mitwirkung der tichechischen Sozialdemokraten mit der Lösung der Krise alle Hände voll zu tun. Man muß verabschiedet und wird noch heute der Kommission Reichsbank bei diesen Maßnahmen in Aussicht geüberreicht werden. Der Vorschlag der Reichsregie- ftellt. Donnerstag wird die Antwort der Regie- schon ein dreimal geeichter tschechischer Sozialrung macht sich die Grundsäße der Auffassung des rung, begleitet von den Gutachten der Sachverstän- demokrat ſein, um auch diesen Widerspruch Gutachtens der ausländischen Sachverständigen digen Bitterling und Dubois erfolgen. gläubig hinzunehmen. Wer hinderte denn die zu eigen: Notwendigkeit einer Stüßung der Mart schechischen Sozialdemokraten und die Regieunter gewissen Vorausseßungen, Herabschung der Ant- rung bisher daran, gegen die Wirtschaftskrise Reparationslaften und Gewährung einer äußeren zu wirken? Und wem will denn das„ Pravo Anleihe sind diese Voraussckungen. Lidu" einreden, daß die Wahl eines Ausgleichsausschusses und dessen Beratungen das Parlament daran zu hindern imstande ist, die notwendigen Maßnahmen zur Linderung der Wirtschaftsnot und des Arbeitslosenelends zu be schließen! Just vom„ Pravo Lidu", dem Arbeiterblatte, hätte man die Erkenntnis erwarten können, daß gerade diese Zeit des wirtschaftlichen und sozialen Elends den sozialistischen Parteien die Pflicht diftiert, an die Hinwegräumung des nationalen Streites, dieses ärgsten Hindernisses wirtschaftlicher und sozialer Aufbauarbeit, zu schreiten.
Die Reparationskommission wird sich morgen in einer internen Sigung mit der deutschen wort beschäftigen. Sie beabsichtigt, am Nachmit tag eine gemeinsame Sigung mit den Unterhänd Die Reichsregierung ist bereit unter der Bo-| lern der deutschen Regierung abzuhalten und Freirausseßung, daß ihre grundsäßliche Auffassung in tag abzureisen.
Die Einberufung des Reichstages.
Die Parteiführer beim Reichskanzler. Berlin , 8. November( Eigenbericht). Donnerstag vormittags wird der Reichskanzler die Parteiführer und Pressebertreter empfangen. In de Sigung der Parteiführer soll über die Einberufung des Reichstages Beschluß gefaßt werden. Sie dürfte Montag erfolgen.
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1 Kč= 297 Mart. Berlin , 8. November( Eigenbericht). Die Devisenhausse nimmt ihren Fortgang. Troßdem über die Verhandlungen mit der Reparationskom mission hente günstiger berichtet wurde, herrscht an der Börse der größte Pessimismus. Der Dollar stieg von 8428 auf 9127, das englische Pfund von 37.406 auf 40.390, der Schweizer Frant von 1551 auf 1675, bic tschechische Krone von 274 auf 297.
Der Streit um Konstantinopel .
alliierten Generale haben Refet Pascha mitgeteilt. Ronftantinopel, 7. November .( Neuter.) Die daß Stonstantinopel, entsprechend dem Waffen stilstandsvertrage unter der interallier ten Kontrolle verbleibe. Der Pascha hat geantwortet, er lehne jede Art von Kon= trolle ab und werde sich nach Angora um nähere Weisungen wenden. Konstantinopel
zu ergreifen. Unter diesen Maßnahmen zur Aufrechterhaltung der Ordnung in nahmen könne sich selbst die Verhängung des Belagerungszustandes befinden.
Ein Ultimatum der Allierten.
Das„ Pravo Lidu" findet dann noch, daß der Zeitpunkt für die Einbringung auch aus psychologischen Momenten", mit Rücksicht auf die tschechische Oeffentlichkeit, schlecht gewählt jei; doch darüber soll noch in einem eigenen Artikel gesprochen werden. Hier sei nur noch
konstatieren sich gezwungen" ſieht, daß die hervorgehoben, daß das" Pravo Lidu" zu tschechischen Sozialdemokraten zur Mitunterfer tigung des Antrages nicht aufgefordert wurden und mit ihnen auch nicht verhandelt worden jei:„ Die deutschen Sozialdemokraten haben Baris, 8. November .( Havas.)„ Petit Pa sich gestern dafür entschieden, daß sie die natioristen" meldet aus Konstantinopel unter dem nale Frage in der Tschechoslowakischen Republik 7. ds.: Die Oberfommiffäre haben heute Jsmet mit den Deutschnationalen, den slowakischen Angriffe auf Europäer. Pascha ein Ultimatum überreicht, in welchem sie selerifalen, den magharischen Christlichsozialen Konstantinopel , 7. November .( Reuter.) Die die Einhaltung der Bestimmungen und ohne die tschechischen Sozialdemokraten Kundgebungen in den asiatischen Vorstädten von des Protokolls von Mudania fordern lösen werden." Das„ Pravo Lidu" läßt sich in Konstantinopel nehmen eine ernstliche Wen- und auf die Gefahr aufmerksam machen, welche seinem Unmut über den Antrag zu einer ganz dung. Fenster von Christenhäusern das jetzige Verhalten der Angoraregierung her ſeinem Unmut über den Antrag zu einer ganz wurden eingeschlagen. Vier britische Sol- vorrufen fönnte. daten wurden durch Messerstiche verwun det, zwei türkische Polizisten verhaftet. Man Allierten in Sonstantinopel unhaltbar zu machen glaubt, daß die Khemalisten die Stellung der suchen, um so der Besetzung seitens der Alliierten noch vor der Friedenskonferenz ein Ende zu bereiten.
Eine provokatorische Forderung.
artigen Fälschung hinreißen. Unsere Partei will die nationale Frage natürlich nicht nur mit Bertagung der Drienttonferenz. Der Antrag stellt auch für die tschechischen den genannten Parteien lösen, sondern ebenso Sozialdemokraten einen Prüfstein dar, wie ſie nien hat Frankreich die Veragung der Konfe- Nationen und es liegt nur an den tschechischen Paris , 7. November .( avas.) Großbritan- selbstverständlich mit den Vertretern aller sich zur Lösung der nationalen Frage zu stellen gedenken. Da sie aber kein heißeres Bemühen renz von Lauſanne vom 13. auf den 27. No- Sozialdemokraten, wirklich und wahrhaft mit vember vorgeschlagen. Wenn auch Frankreich ihrer Initiative und ihrem politischen Einfennen, als am Koalitionsfarren mitzuziehen, einer furzen Vertagung aus Organisationsgrün- fluß" zum Gelingen des Werfes beizutragen. fommt ihnen wohl die Notwendigkeit der Entden nicht abgeneigt ist, dürfte es sich wahrschein- Das Blatt weiß natürlich ebenso gut wie wir, scheidung über den Antrag sehr ungelegen. In lich doch einer so langen Vertagung widersetzen. dem Unmut über diese Störung ihrer Kreise, daß der Antrag ein Antrag unserer London , 7. November .( Tsch. P.-B.) Wie suchen sie im Eifer den Antrag schon mit aus Stonstantinopel gemeldet wird, hat Refet Der Sultan will bleiben. Partei ist und daß die Unterschreibung des formalen Argumenten abzuwürgen. Der An- Pascha den Alliierten eine Note unterbreitet, in London , 7. November .( Havas.) Der bri- Antrages durch die anderen oppositionellen trag sei wohl von 117 Abgeordneten unterschrie der die Ausweisung der britischen Untertanen aus tische Oberkommissär n Konstantinopel hatte ge- Parteien nichts anderes zu bedeuten hat, als ben, er habe also die nötige Zweifünftelzahl Konstantinopel gefordert wird. stern abends mit dem Sultan eine Bespre- nach parlamentarischen Gepflogenheiten die Er der Abgeordneten, aber er fönne in dieser Ronstantinopel, 7. November .( Savas.) Die chung, welche sich mehr als drei Stunden hinzog. langung der Möglichkeit, daß der Antrag auf Form doch nicht im Hause verhandelt wer- Sterkommissäre der Verbündeten haben von Letterer ist nicht geneigt, die Entscheidie Tagesordnung des Hauses gestellt werde. den, denn nach der Geschäftsordnung fönne fich ihren Regierungen die Ermächtigung erhal- dung der großen Nationalversammlung von Es ist ein wenig ehrenvolles Unterfangen, wenn ein Ausschuß nur mit Regierungsvorlagen oder ten, die von ihnen für notwendig gehaltenen Waß- Angora für seine Person hinzunehmen. Initiativanträgen der Abgeordneten beschäf
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das Pravo Lidu" daraus die verwegene Fol gerung zieht: die deutschen Sozialdemokraten hätten damit den Weg der sozialistischen Intigen, dagegen könne feinem Ausschusse aufge= tragen werden, wie es der Antrag Dr. Czech heit, mit Verlaub zu sagen, einen Schmarren Motive des Antrages seien doch wohl am ehe- ternationale verlassen". Daß die tschechischen verlangt, selber Gejeßentwürfe auszuarbeiten. an. Die Folgerung des juperflugen Bravo sten demonstrative". Der Trid, den das Blatt Sozialdemokraten unseren Antrag nicht unDas„ Pravo Lidu" setzt sich aufs hohe Roß Lidu", der Antrag Czech könne in dieser hier anwendet, eine unangenehme Sache als terschrieben hätten, darüber kann sich ehrlicherund belächelt mitleidsvoll die 117 Abgeord: Form" überhaupt nicht verhandelt werden, ist" Demonstration" zu erklären, hat längst nicht weise auch das„ Pravo Lidu" feinem Zweifel neten, von denen nicht ein einziger die Ge- also vollkommen unsinnig. Aber auch die an mehr den Vorzug der Neuheit. Natürlich be- hingeben; darauf deuten auch seine mühevoll schäftsordnung in dem Maße kenne, daß er auf dere Behauptung des Blattes, ein Ausschuß teuert das" Pravo Lidu", seine Partei sei herbeigeschleppten„ Gründe" hin, mit denen diesen Umstand verfallen wäre." Selber hütet dürfe keine Gejeßentwürfe ausarbeiten, ist mehr auch bereit, an jedem Ausgleichswert mitzu- cs den Antrag zu erschlagen sucht. Sie hätten sich das natürlich über alle Maßzen geschäftsord- als anfechtbar, denn die Geschäftsordnung ent- arbeiten und zu ihm mit ihrer Initiative, sowie uns auf bessere Zeiten" verwiesen, auf die nungskundige„ Pravo Lidu" davor, die an hält keine einzige Bestimmung, welche dies ihrem politischen Einflusse beizutragen"-pla Beit, da ihre Stoalitionspolitik am furchtbaren geblichen Stellen aus der Geschäftsordnung an einem Ausschusse ausdrücklich verwehren würde. tonische Liebesbeteuerungen waren doch seit Ende ihres Lateins angelangt sein wird. So zuführen, welche einem eigens dazu beauftrag ber selbst wenn das der Fall wäre, so ist es ge- jeher eine gut ausgebildete Fähigkeit der tsche lange auf ihre Unterschriften zu warten, bis ten Ausschuß die Ausarbeitung von Geseßent- radezu findlich, zu glauben, der Wille des sou- chischen Sozialdemokraten. Aber, aber und es den tschechischen Sozialdemokraten genehm würfen verbieten würden. Daß der Antrag Dr. veränen Hauses, einen Ausschuß mit der ge- nun höre man den Einwand, den das Pravo sein wird, ihre Gebundenheit mit der Koalition Czech im Sinne des§ 55 der Geschäftsordnung nannten Aufgabe zu betrauen, könnte an solchen Lidu" macht! Gerade darum, weil seine Partei aufzugeben, kann billigerweise von uns nicht cin Initiativantrag" von Abgeordneten ist, formalen" Bedenken scheitern. Freilich, da eine so viel national friedliche" und„ inter verlangt werden. Es wäre aufrichtiger gewejen, wenn das darüber kommt auch das„ Pravo Lidu" troß das„ Pravo Lidu" nicht will, sieht es auch nationale" sei, habe es die Pflicht, zu sagen. aller Haarspalterei nicht hinweg. Die Geschäfts- feinen Weg, sondern lauter unübersteigbare Hin- daß die gegenwärtige Zeit zur Aufrollung der Pravo Lidu", anstatt nach Scheinargumenten nationalen Frage unglücklich gewählt sei:„ Wir zu suchen, sich offen dazu bekannt hätte, daß ordnung enthält auch nicht ein Wort darüber, dernisse. daß ein solcher Initiativantrag vorher auf sei- Aber man jage nicht, daß das Pravo stehen inmitten der ärgsten Strife, welche alle eine Partei infolge ihrer Verknüpfung mit der nen Inhalt von der Mehrheit oder vom Prä- Lidu" nicht auch a chliche Gründe übrig hat! Energie ausschöpft und die größte Sorge ge- Stoalition sich an deren Galeere gebunden fühlt sidium zu prüfen ist. Der§ 55 nennt als Be- Es will wie wohltuend diese abgeklärte rade der Arbeiterparteien bildet". Man fönnte und dem Gebote dieser Soalition gemäß die dingung der dringlichen Behandlung eines An- Milde wirkt! nicht daran zweifeln", daß glauben, die tschechischen Sozialdemokraten hät Lösung der nationalen Frage als„ nicht zeittrages lediglich die Unterfertigung des An- der Antrag der deutschen. Sozialdemokraten ten sich im Stampfe gegen die Krise und die gemäß" ansehen muß. Sein Eifer, es in der trages durch zwei Fünftel aller Abgeordneten". ernst gemeint ist, aber gleich darauf sieht sich Arbeitslosigkeit schon Schwielen an den Händen Bekämpfung des Ausgleichsantrages allen naWas in dem Initiativantrag steht, das geht der Artikelschreiber doch wieder genötigt, mit angearbeitet, wenn man nicht wüßte, daß troß tionalistischen Schreiern zuvorzutun, wäre dabis dahin den Vorsitzenden und auch die Mehr- bedenkenvollem Stirnrunzeln festzustellen, die ihrer Anwesenheit in der Regierung, diese auch mit freilich noch lange nicht entschuldbar.
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