Einget

18993

ma Roller.

1091

a. 21

An die Kreisgewerkschaft Kommission

Juferate werbm laut Tar

billigft berechnet. Bei öfteren Einschaltungen Preisnachlaß.

2. Jahrgang.

Fischern.

Lastenstr.87.

Das heutige Italien  .

( Von unserem römischen Mitarbeiter.)

Die italienischen Ereignisse der letzten Woche müssen dem Auslande in hohem Maße befremdend erscheinen und dürften vielfach da­mit erklärt werden, daß man für sie ein po­litisches Milieu voraussetzt, das sich grund­säglich und tiefgehend von dem der Staaten Nord- und Mitteleuropas   unterscheidet. Diese Auffassung ist aber irrig. Was sich in diesen Tagen in Italien   zuträgt, ist genau so los­gerissen von dem normalen Verlauf des poli­tischen Lebens, wie es in einem andern Kul­turlande wäre: es mutet hier genau so als etwas ungeheuerliches an, wie es das in einem andern Lande tun würde. Nur fehlt d öffentliche Reaktion in einem Maße, wie vielleicht in einem andern Lande nicht fehlen würde. Daran ist auf der einen Seite die große Suggestionskraft schuld, die der Fascis mus   auf die Massen ausübt, andrerseits und in recht ausgiebigem Maße, die Furcht vor Repressalien und schließlich die tatsächliche Mundtotmachung jeder nicht offiziösen öffent­Itchen Meinung.

Seit der Rückkehr Mussolinis aus Lon­bon haben namentlich amei Regierungsakte Licht auf die Regierungsfritirien geworfen: die Forderung außerordentlicher Vollmachten gegen die Widersacher der Regierung und die Gründung einer fascistischen Miliz für die nationale Sicherheit", die direkt vom Mini­sterpräsidenten abhängt.

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Die Forderung der außerordentlichen Bollmachten wurde vom Ministerpräsidenten mit folgenden Worten begründet:

Wemokrat

then fozialdemokratischen Arbeiterpartei hechoslowakischen Republit.

Donnerstag, 28. Dezember 1922.

Die Faust des Siegers.

Am 2. Jänner wird Poincaré   die Strajmaßnahmen gegen Deutschland  Einigkeit unter den Alliierten.

betannt geben.

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Paris  , 27. Dezember.( Havas.) Die französische   Delegation der Reparationskommis fion hat gestern gemäß den Instruktionen Poincares eine Entscheidung getroffen, die vor­behaltlos von den belgischen und italienischen Delegierten genehmigt wurde. Es wird den alliierten Regierungen obliegen, die natürliche Folge dieser Entscheidung im Sinne des Wortlautes des Bersailler Friedensvertrages zu präzisieren, der wegen Nicht­erfüllung der Verbindlichkeiten dieser Art zu gemeinsamen oder beson­deren Strafmaßnahmen berechtigt. Am 2. Jänner nächsten Jahres wird Poin­ care   feinen alliierten Kollegen die Maßnahmen bekanntgeben, welche Frankreich  für notwendig erachtet. Die neue Situation bekräftigt die französische   These, in der ausge­sprochen wird, daß Deutschland   ein neues Moratorium ohne produttive Pfän­der gewährt werden kann. Die Absichten des englischen Premiers sind bisher nicht genau bekannt, doch besteht keinerlei Meinungsverschiedenheit zwischen Brüssel und Paris  , was die Reparationsfragen betrifft. Die französische   und italienische These sind in ihrer Auffassung einander nahe. Italien   soll über eine Ziviltontrolle über die staatlichen Wälder und Gruben im Ruhrgebiete, die Beschlagnahme der deutschen   Zölle, die Emission einer deutschen   Anleihe im Innern im Betrage von drei Milliarden Goldmark, für welche die deutschen   Banten und die Industric die Garantie übernehmen würden, fotvie auch über eine automatische Intraft­segung der internationalen Strafmaßnahmen, im Falle Deutschland   seine Verpflichtungen nicht erfüllt, günstig denken. Die italienische Ansicht unterscheidet fich daher teineswegs von der französischen   These.

Die Krise im Reich.

Bezugs Bebingungen: Bei Zustellung ins Haus ober bei Bezug burch die Bost

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monatlich 16.­pierteljahrlich, 48. balbjährig. 96. ganzjährig. 192­

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Raftellung

von Manustripten erfolgt nur bei Einlenbung der Retourmarten.

Eriheint mit Ausnahme bes Montag täglich früh.

Nr. 303.

offizielle Ausdrud der Regierung ist, während der Ministerrat dem Regierungsoberhaupt un­begrenzte Bollmachten gewährt und der Hohe Rat" ihm aus Staatsmitteln eine bewaffnete Macht stellt, ergibt sich ganz von selbst die völlige Zwedlosigkeit einer Kammerauflösung. Wem wird es einfallen, ein Haus umbauen zu lassen, das ohnehin nicht bewohnt werden joll? Es wäre sinnlos, das Volk aufzurufen, sich eine Vertretung zu wählen, wenn diese Vertretung feinerlei Funktion hat.

Vervollständigen wir dieses ausschließlich aus offiziellen Quellen geschöpfte Bild durch die Darstellung der Ereignisse von Turin  , wic sie das fascistische Organ, der römische Mes­jagero", in seiner Nummer vom 19. Dezem ber gibt:

Der Rampf der Industriellen gegen den Achtstundentag  .- Die Forderungen der Gewert ha ten an die Regierung. Die ungeheuere Masse, ja, beinahe die ge- Berlin  , 27. Dezember.( Eigenbericht.) Mitt- Die Besprechung, welche die Gewert. famte italienische Bevölkerung hat einer herrliche Woch abend hat das Kabinett die Verhandlungen schaften in Anbetracht der schwierigen wirt­Baltung und Disziplin und arbeitet unermüdlich über die Reparationsfrage und die damit zusam- schaftlichen und politischen Lage vom Reichstanz­Ich verhohle mir aber nicht, daß verschwindende menhängenden Fragen eigentlich noch nicht zu ler verlangt haben, findet nunmehr Freitag Minderheiten von politischen Quertreibern, die einem vollkommenen Abschluß gebracht. In füh statt; die Gewerkschaften werden an die Regierung fich noch nicht mit der absoluten Unwiderruflich renden Kreisen der Industrie erhebt sich ein ein Memorandum richten, in dem sie u. a. teit des im Oktober vollzogenen Ueberganges zu widerstand gegen gewisse Pläne der fünf Fragen der Regierung vorlegen werden: einem neuen Regime abgefunden haben, nach einer Reichsregierung. Die Industriellen ver. Fahne oder einem Wandschirm suchen. Diese Ge- langen, daß ihre Forderungen hinsichtlich der lüfte find ohne Bedeutung; sie sind schon heute Frage der Steigerung der Produktion erfüllt abgebüßt und ihre Träger sind gekennzeichnet. werden; insbesondere verlangen schwerindustrielle Auf alle Fälle fondere ich den Ministerrat auf, Kreise die Aufhebung des Achtstunden­mich von heute an zu ermächtigen, mit den von tages. Die Sozialdemokraten werden mir für gut gehaltenen Maßnahmen vorzugehen sich aber entschieden dagegen zur Wehr setzen, daß gegen jebe Partei, Gruppe oder Sette, die Un- bie Krise, insbesondere die Stabilisierung der ruhe oder Unordnung zu fäen verfucht, wo das Mart, auf den Rüden der Arbeiterklasse abge­Land ein absolutes Bedürfnis nach Ruhe und wälzt wird. Die Nachrichten einiger Berliner  Disziplin hat." bürgerlichen Abendblätter, daß der rechte Flügel der sozialdemokratischen Partei zu allerlei 3- geständnissen bereit sei, ist frei erfunden.

Die Beitungen der Regierung haben sich beeilt, die allgemeinen Aeußerungen des Mi nisterpräsidenten in eine fonfretere Sprache zu libertragen. So schreibt das Nuovo Paese"

bom 16. d. M.:

Der

Der Sozialdemokratische Parlamentsdienst" sagt zur Lage, daß Herr Cuno sein Kabinett als Ministerium der Arbeit vorgestellt habe. Unterschied zwischen diesem Kabinett aber und bem des gewesenen Reichskanzlers Wirth liege darin, daß Wirth sich bemüht habe, nicht rur die Forderungen der Industrie zu erfüllen, wäh rend beim Kabinett des Kanzlers Cuno dieser Wille fehlt.

1. Hat die Regierung Vorsorge getroffen, um in Anbetracht der kommenden Brot= preiserhöhung einen Ausgleich zwischen dem erhöhten Preise und den Löhnen und Ge hältern der werktätigen Schichten des Volles herbeizuführen?

2. Ist die Regierung bereit, bei Lösung der Krise auch Arbeiterfach verstän dige, insbesondere aus den Reihen der Ge werkschaften zu hören?

3. Ist die Regierung gewifft, die unge­rechtigteiten des neuen Eintom­mensteuergeseßentwur fe 8, insbefon­dere hinsichtlich der Bestimmungen der Not­steuerpflichtigen, auszugleichen?

4. Welche Absichten hat die Regierung in der Bekämpfung des Wuchers?

5. Wie gedenkt die Regierung der Woh­nungsnot beizukommen?

Die Gewerkschaften werden in der freitägigen Wesprechung die baldigste Beantwortung dieser Fragen mit allem Nachdruck fordern.

Bergangene Nacht, gegen 12 Uhr, schossen dret Individuen aus dem Hinterhalt gegen sechs Fascisten, die ruhig ihres Weges gingen. Einer der Fascisten, Giuseppe Breda, wurde getroffen, stieß einen Schrei aus und fiel zu Boden"... Nach dem sie den Berwundeten ins Hospital ge­bracht haben, begeben sich die Fascisten in das Lokal des Fascio und holen Gruppen, die fid) in der Gegend des ersten Ueberfalles verteilen, wo zwei der ihren verwundet werden. Daraufhin erfolgt die Mobilmachung der Zenturien des Pte. monts, und die Zusammenziehung der Schwarz, hemden" in   Turin. Um il Uhr 30 min. haben mie Fascisten die Besetzung der   Arbeiterkammer durchgeführt. Das Gebäube mar fast leer; in cinem Lotal des Erdgeschosses war die Tür ge­schlossen. Die Fascisten haben sie gefprengt. Es bejanden sich fünf Individuen in dem Raum, unter ihnen der kommunistische Abgeordnete Pa­gella. Was geschehen ist, lann man nicht mit Ge­nauigkeit rekonstruieren. Sicher ist, daß bald darauf aus dem Tor der   Arbeiterkammer zwei Krantenwagen heraustamen. Die Fascisten hatten dem Polizeipräsidenten die Belegung der Arbei. terlammer telefonisch mitgeteilt und gemeldet, daß sie einige Beulen" auskurierten. Nur zwei Verwundete sind ins Krankenhaus gebracht wor den, der Abgeordnete Pagella, mit Rißwunde am linten Auge, in vierzehn Tagen heilbar und der Eisenbahner Arturo Cozza, in vierzig Tagen wieder herstellbar. In dem Raum der Arbeiter. tammer befand sich auch der kommunistische Stadtverordnete Feruto, der heute Abend tot auf der Wiese Nichelino aufgefunden wurde; sein Rörper wieß Schußwunden im Rüden auf. Von Cesare Fanti, einem Führer des Eisenbahner­syndikats, der auch anwesend war, fehlen Nach. richten. Am Nachmittag wandten sich die fascisti­schen Plotons den Quartieren an der Peripherie der Stadt zu, wo sie alle Anhänger der Umsturz­parteien förperlicher Durchsuchung unterzogen; einige, die zu rebellieren versuchten, wurden durchgeprügelt und mußten sich im Krankenhause beha ndeln lassen. Die Tätigkeit der fascistischen Miliz wurde gegen Abend noch reger. Der fom. munistische Straßenbahner Matteo Violero, der ihnen in der Nähe seiner Wohnung begegnete, wurde getötet. Eine andere Gruppe von Fascisten begab sich in die Wohnung des Wirtes Leone Mazzoli, eines bekannten Rommunisten, wo fie die Möbel zerstörten; der Wirt der einen Revol ver ergriffen hatte, wurde entwaffnet und ver. wundet. Zur felben Stunde wurde am Tor von San Paolo die Leiche eines Arbeiters gefunden; man nimmt an, daß es sich um einen tommunisti­schen Hilfsarbeiter bei den Eisenbahnen handelt. An dem Tor   Nizza wurde der Schuhmacher Paolo Mari von einem Schuß getroffen; die Aerzte halten ihn für heilbar in fünfzig Tagen. Bald nach Mitternacht wurde im Corso Vittorio Ema­muelle ein Individuum gefunden, das röchelte; er hatte eine Schußwunde am Schädel und starb gleich nach der Einlieferung ins Hospital In Via Pinelli ist die Leiche eines gewissen Chiomo Andrea gefunden worden, eines Rommu­nisten, der wegen Mitschuld an der Ermordung des Fascisten Pini angeflagt worden war. Die fascistischen. Truppen haben auch viele Hausdurch fuchhumgen vorgenommen, in den Wohnungen von Rommunisten.... Einige Mitglieder von Um. sturzparteien wurden gezwungen, Rizinusöl zu trinken. Gegen Mitternacht sind an dem Tor  Nizza mehrere Kleine Brände ausgebrochen Eine heftige Feuersbrunst beginnt chen in der  Arbeiterkammer".

Da sich nunmehr die fascistische Regierung mit der gesamten Nation identifiziert, so sind die Bersuche der winzigen gegnerischen Alicquen nur als Farse aufzufaffen, aber es handelt sich um einen Farce, bie aller Wahrscheinlichkeit nach zu einer Tragödie endigen wird, denn die Regic­tung tann nicht einmal einen Augenblid con der gewaltigen Arbeit abgelenkt werden, die im gliedern einer politischen Partei wird eine nisterpräsidenten stattfinden. Auf dieser Ta­Auslande und im Inlande ihrer harrt, um An- Soldatesfa gebildet, die persönlich von dem gung hat   Mussolini an die Leiter der Partei schläge zu vereiteln, Hinderniffe zu beseitigen, derzeitigen Ministerpräsidenten befehligt und die Aufforderung gerichtet, ihm die besten und berechnete feindliche Apathie aufzucütteln. Wol. in den Zeiten der Mobilmachung vom Staate tüchtigsten Persönlichkeiten vorzuschlagen, die len die Herrschaften wirklich, daß wir es bereuen, eine Revolution ohne Blutvergießen vollzogen zu befoldet wird. Da in einem parlamentarischen er als neue junge Energien dem Staatsorga­haben? Bir find bereit, sie zufrieden zu stellen. Regime die Möglichkeit nicht ausgeschlossen nismus einverleiben will. Es handelt sich um  Rußland hat uns einiges gelehrt. Wir haben als sein darf selbst, wenn tartarische Stra- eine Art kommunistische Bellen" in... römische Revolutionäre gehandelt. Wollen die fen" darauf stehen, diese Möglichkeit auszu- schwarz". Der Hohe Stat" hat weiter über Herren dieser Behandlung nicht würdig sein? sprechen- daß ein Wechsel des Ministerprä- die Wahlreform beraten, hat erklärt, die neuen Out, dann sind wir bereit, mit ihnen tartarisch fidenten cintritt, so fras man sich: bleibt in Gewerkschaften als fascistische Gewerkschaften" umzugehen, nach dem Systeme von   Lenin und diesem Fall diese neue dateska dem Nach von den andern zu unterscheiden und hat die Trogli." folger? Das dürfte unmöglich sein, da sie aus Einführung eines neuen Ordens, des Lik­Soviel zur Illustration der besonderen schließlich aus politischen Parteigängern des torenordens", als Dantesausdruck des Staa Bollmachten gegen die Saboteure der Regie- heutigen Kabinettchefs besteht. Bleibt sie also tes für die fascistischen Sieger beschlossen. Be­rung. Was die Miliz für die nationale Sicher unter dessen Befehl auch nach seiner Rückfehr fanntlich trugen die Liftoren im alten   Rom heit betrifft, so soll sie immer, nach den offi- ins Privatleben? Wie kann aber dann die Rutenbündel als Amtszeichen( fasci); durch ziellen Nachrichten, aus den Fascisten der Staatskasse heute und morgen die Kosten ihrer die Wortanalogie wurden diese Bündel zum ,, allerersten Linie" rekrutiert werden. Sie soll, Mobilmachung tragen? Symbol des Fascismus, meist mit den Beilen, heißt es, 70.000 Mann start sein, vollständig In der Nacht vom 15. zum 16. Dezem- die im alten   Rom seit dem Jahre 500 v. Chr., bom Ministerpräsidenten abhängen, aber die ber haben dann, unter dem persönlichen Vor- nämlich seit der Einführung der Berufung an So zu lesen, wortwörtlich, ohne eine offiziellen Nachrichtenbüros fügen hinzu, sie fiz Mussolinis, der Parteivorstand der   Fasci- das Volk, für die Friedenszeiten abgeschafft Andeutung von Mißbilligung, in einem bür­werbe nicht das Staatsbudget belasten, außer ften und andere Persönlichkeiten dieser Partei wurden. Diese Ruten der Liftoren, denen die gerlichen Blatte. Wir kommentieren nicht: wir während der eventuellen Mobilmachung, wäh in der Wohnung des Ministerpräsidenten im ersten Klassenkämpfe   Europas das Beil ent- berichten. Aus dem Vericht ersieht man, wie rend welcher ein bescheidener Sold aus Staats- Grand   Hotel getagt. Der Presse wird bekannt wanden, sollen nun einen neuen Ritterorden sich die Regierung vor ihren Feinden schüßt. gelbern bezahlt werden wird. Es handelt sich, gegeben, daß derartige Tagungen in Zukunft in   Italien darstellen. Wer schüßt sie vor ihren Freunden, die sie Während so der Hohe Rat" als offi- durch folche Berichte preisgeben? wie wir noch ausdrücklich wiederholen wollen, als Tagungen des Hohen Rates" bezeichnet um eine offizielle Information: aus den Mit- werden, wenn sie unter dem Vorsiz des Mi- zieller Ausdruck einer Partei gleichzeitig der.

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