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4. Jänner 1923.

Sanierungs- Chaos.

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bor jebem bäuerlichen Stirnrunzeln zurückweicht. J Diese vorläufig erst halb eingestandene Tatsache| Verdienstes find längst aufgezehrt; es werden Aber für all dieses tapitalistische Unheil hat ja das muß natürlich das Vertrauen, daß Defcrreich Einrichtungsstüde versetzt oder verkauft. Diejeni Bürgertum auch schon seine echt fapita..itisajen jemals die wirkliche große Sanierungsanleihe, die gen Arbeiter, die abwandern, haben nichts weiter Heilmittel pavat: Abschaffung des Acht- von den Völkerbundstaaten garantierten 650 Weil mitzunehmen, als die Kleider, die sie am Leibe lionen Goldkronen bekommen fönute, jaywer ertragen. Zu warten, bis die hiesige Glasfabrik schüttern. Nascher als man geglaubt, scheint sich wieder in Betrieb fonunt, ist nicht allen möglich die sozialdemokratische Voraussetzung zu erfüllen, und so find denn in der letzten Woche einige daß alle Garantiegefeße der Ententestaaten noch Glasarbeiterfamilien nach Oberösterreich abgereift, eine Goldkronen sind und daß sich für Weiter wo sie in einer Glasfabrik Arbeit fanden. Es sieht relch zwar sofort der Generalfommissär, aber so aus, als ob alle diese Facharbeiter werden zur icineswegs so leicht der Geldgeber finden wird. Auswanderung genötigt sein. Und daß alles Wohlwollen des ausländischen Ka 100.000 Kronen für die Komotaner Arbeits­pitals auch diesmal wieder versagen wird- lojen. Die Komotauer Stadtberiretung hat über venn es ans Zahlen geht. Antrag der sozialdemokratischen Fraktion 100.000 Aber was dann? Wenn aus dem Chaos der Kronen für die Arbeitslosen bewilligt. Interes­fapitalistischen Sanierung nicht einmal jene et fant ist, daß der aleiche Antrag, auf den Betrag tung" wird, die mit der Demütigung durch die von 90.000 lautend, anläßlich der Beratung des ausländische Kontrolle, mit der Preisgabe der Jahresvoranschlages von der bürgerlichen Mehr­Freiheit der Republif, mit so viel furchtbarstem heit niedergestimmt wurde. Unsere Genossen lie­Elend erkauft ist was bleibt dann? ßen sich jedoch nicht beirren und wiederholten in der vorgestrigen Sigung der Stadtvertretung ihr Verlangen, diesmal nicht erfolglos. Der Antrag wurde vom Genossen Weigel eingehend begründet, der unter anderem ausführte, daß im omo tauer Bezirt 7500 Arbeitslose sich befinden, wovon 3500 in Komotau selbst woh­nen. Der bewilligte Betrag soll nicht in Form einer geldlichen Unterstützung verwendet werden, sondern vielmehr zur Bestreilung einer fommu­nalen Verköstigung dienen, welche die Arbeitslosen und ihre Familien vor dem ärgsten Hunger bewahren sollen. Auch die Bezahlung des Mietzinses soll in außerordentlichen Fällen in Betracht gezogen werden, damit die Arbeitslojen, nicht auch noch ihr Obdach verlieren. Ein zehn­alieberiger Ausschuß wird die Verwendung des Belbes übernehmen.

Tages- Neuigkeiten.

Treue un Treue! Von einem Parteigenoffen erhielt die Redaktion des Sozialdemokrat" fol gende Karte:

Indem ich jest wieder Arbeit habe, so abonniere ich ab 1. Jänner wieder das Bentralorgan. Mit Parteigenß A. T. , Berg­Zentralorgan. Mit Parteigruß A. T. , Berg­arbeiter in Meierhöfen."

Der Raub an den Olmüzer deutschen Schus

Von unserem Wiener Mitarbeiter. Die Fülle der kleinen Ereignisse und Sympft un dentages obwohl es in großen In tome der Sanierung", mit denen Desterreich dustrien feinen eingigen Betrieb mehr gibt, der vom alten ins neue Jahr hinübergeht, läßt sich nicht schon längst die Arbeitswoche gekürzt hätte so schver überblicken, daß man tatsächlich von und Herassehung der Löhne- ob einem Sanierungschaos" sprechen kann, das bloß wohl die Kurzarbeit sie ohnedies bis zu einem eine flare Linie aufweist, die Tendenz nämlich, Drittel vermindert hat und obwohl bei dem Ver­alle Verbesserungen und Verschlechterungen der hältnis des Lohnanteils zu den übrigen Pro­Lage sich auf Kosten der Arbeiterklasse vollziehen duftionskosten auch die stärkste Lohnfürzung die zu laffen. Die Vorstöße der Reaktion, vorerst Industrie niemals fonfurrersfähig machen noch recht schüchtern, sind bei näherem Zusehen fönnte! Aber ist es keine volkswirtschaftliche, so dennoch auf allen Gebieten zu merten, es ist fein ist es doch eine echt kapitalistische Logit: weil die Zufall, daß die Werbungen der Reattion inner Unternehmer vier Jahre lang, statt, Waschinen zu halb der Wehrmacht, die Schikanen gegen sozial- faufen, Valuten geschoben haben, sollen font die demokratische Soldatenvertrauensmänner immer Arbeiter zur Arbeitslosigkeit und deurzarbeit auch unverschämter werden. Auf allen Gebieten macht noch die Lohnreduftion tragen! jich gewissermaßen eine Rüd tehr zu bürger Dabei sind die Kosten der Lebenshaltung lichen Begriffen geltend; und es gibt dafür keineswegs nennenswert gesunken. Die Inder vielleicht kein bezeichnenderes Symbol, ale jenter siffer des Dezember zeigte eine Senkung von bloß Triumph der Moral in einer Gerichtssaalepisode, 3 Prozent an. Seither sind die Mieten start er bei der fürzlichst die Sittlichkeit gegenüber den höht worden und das Weihnachtsgeschenk der Chambres separees eines der nobelsten Wiener christlichsozialen Regierung, die Zollerhöhungen, Hotels zu ihrem Recht" kam, indem zwar der lassen befürchten, daß wir es im Jänner sogar mit bürgerliche Besiter dieser bürgerlichen Vergnü einer neuerlichen Steigerung der Rebensmittel gungsstätten, der an den Souperfreuden der Boure preise zu tun bekommen. Dabei beträgt die An­geoisie profitiert, freigesprochen, dafür aber zahl der Arbeitslosen in Wien allein bereits ber Sellner verurteilt wurde. 100.000, die Zahl der Kurzarbeiter in Desterreich Indes hat diese bürgerliche Restauration, die das Zwei und Dreifache dieser Zahl. Und in sich vorläufig nur mit Stleinigkeiten abgibt, auch jeder Woche wachsen etwa 3000 Arbeitslose zu. ihren großen und gefährlichen ökonomischen Hin Ganz besonders krasse Einzelfälle spielen mit: so Nur wenige Worte sind es, die uns dieser tergrund: die Schwächung der Arbeitermacht im großen Wiener Neustäder Juduſtriegebiet brave Genosse schreibt, und doch spricht aus ihnen durch die Arbeitslosigkeit. Zu ihr tritt die Stiflegung des riesigen Wölleredorfer Werkes jener Geist, jene Ueberzeugungstreue und jener der Abbau der Staatsbediensteten, den die bür durch die Berliner A. E.-G., die durch einen glat Opferunut, der die Arbeiterbewegung aus fleinen gerliche Regierung gemäß den Genfer Gefeßen mit ten Vertragsbruch den ersten Erfolg der Seipel Anfängen emporgetragen hat und sie allen täm schonungsloser Brutalität vollzieht. Zehntausende Sanierung, wie die Verschacherung dieses riesigen pfen und Irvungen des Tages zum Troß weiter Familienväter, darunter viele Striegsbeschädigte, Staatsbetriebes an das Privatfapital genannt ihrem Ziele entgegenführt. Wir würden nur fen. Wir haben seinerzeit darüber berichtet, daß find bereits bis zum Jahresschluß auf die Straße, wurde, in den Hinauswurf und den Hunger von wünschen, daß den gleichen Opfermut wie dieser die tschechischen Machthaber in Olmük daran gesetzt worden; und die Massen- Entlassungen der tausenden Arbeiterfamilien verwandelt. Auch für treue Proletarier, der, raum, daß er der Sorge um gehen, im letzten deutschen Schulgebäude, in der Eisenbahner, die Sperre der Spitäler bei Auf dieses Schicksal, das nun über die österreichische die Arbeit enthoben ist, sogleich unseres Blattes, Knaben- Bolts und Bürgerschule, Schulzimmer rechterhaltung der Staatszahlungen an die katho- Arbeiterklasse hereingebrochen ist, gibt es ein sehr seiner scharfen Waffe im proletarischen Stlassen für tschechische Schulzwecke zu beschlagnahmen. lischen Geistlichen weib- tamps, dauern an. Servorgerufen bezeichnendes feines Zeichen: der Zuſtrom weib- kampf, gedenkt und ſein Abonnement erneuert, Gegen diesen Beschluß der tschechischen Rathaus­wird allerdings die Arbeitslosigkeit nicht allein licher Arbeitskräfte zur Hauswirtschaft beginnt auch alle jene Genossen aufbrächten, die sich in mehrheit hat der deutsche Stadtschulausschuß beim durch die starke Hand" der bürgerlichen Regie wieder zu wachsen. Die beweglichen Klagen der verhältnismäßig sicheren oder gar faſt unkind- mährischen Landesschulrate Returs eingelegt und rung, die freilich, da die entlassenen Staatsange- Sausfrauen über das mangelnde Angebot und die baren Stellungen befinden, aber noch immer nicht die begangenen Gesetzwidrigkeiten flar nachge­stellten nirgends Aufnahme finden können, sie be- Begehrlichkeit der Hausgehüfinnen werden ver- ihre Pflicht gegen das Zentralorgan, den Sozialwiesen. In Brünn wußte man nun nicht, wie trächtlich verschärft, sondern durch die bürger- tummen: die Bourgeoisie wird wieder ihr B2 demokrat" erfüllt haben, noch nicht unsere Abon- mant der tschechischen Rathausmehrheit in Ol­liche Sanierung schlechthin. Mit dem Stillstand diensteten haben! nenten geworden sind. Dieser Genosse in Meier- mits troß dieses Refurses gefällig fein follte. der Krone nach einer Zeit der wahnsinnigsten All diese Symptome der Sanierung stellen höfen hat mehr getan, als nur sein Abonnement Nach längeren Erwägungen fand man den Weg, Geldentwertung und Teuerung ist der Zustand der Zukunft des österreichischen Proletariats eine erneuert; er hat allen anderen, die es nicht wissen wie man diesen Returs als ungültig erflären erreicht worden, daß einerseits die österreichische düstere Prognose. Wenn diese Sanierung gelingt, wollen, gezeigt, wie man seine Pflicht gegen die fonnte. Es war nämlich seinerzeit von den deut­Produktion durch den Wegfall der Exportprämie dann ist Desterreich ein fleiner, fonfurrenz Parteipresse erfüllt. schen politischen Parteien gegen die Errichtung aus der Valutadifferenz konkurrenzunfähig wurde, unfähiger Staat, der von der bäuerlichen Meaktion Arbeitslosigkeit, Elend und Abwanderung gemischtsprachiger einheitlicher Ortsschulräte in anderseits die österreichischen Preise die Welt- beherrscht wird, dessen Industrie sich rückbildet, im Biliner Bezirk. Aus Bilin wird uns geschrie Groß Olmütz beim Schulministerium in Brag marftbarität erreicht, ja in einzelnen Fällen sogar dessen Arbeiterschaft abwandert oder verhungert. ben: Unsere Genossen haben es endlich durchge- one Berufung eingebracht worden. Diese Beru überschritten haben. Und nun enthüllt sich die Furchtbar enthüllt sich die Erkenntnis, die die So- jetzt, daß für die Kinder der Arbeitslosen die fung wurde nun, nachdem sie acht Monate uner fapitalistische Unwirtschaft in ihrer ganzen Größe: zialdemokratie feit jeher verkündet und das Bür Stadtgemeinde 15.000 K u. nun auch die Bezirts ledigt im Schulministerium gelegen ist, schleunigst Desterreich, das aufgehört hat, das billigste Land gertum den kurzsichtigen Blick nur auf die verwaltungskommission 45.000 K flüffig machen abgewiesen mit der Begründung, daß die zu sein, ist von demselben Augenblid an von nächste Poſt ſeines Profits gerichtet stets ver- mußte. Dies bedeutet nicht besonders viel; denn politischen Vancien, welche das Recht haben, in allen Fremden, die es jahrelang aufgekauft und kannt hat: daß alle Sanierung in Desterreich bloß angesichts des hier herrschenden Elends werden die. Ortsschulräte Vertreter zu entfenden, fein ausgeplündert hatten, verlassen, der Traum eines den Zived haben lann, in einem lebensunfähigen noch ganz andere Mittel benötigt. Die Unter- Refursrecht besißen. Dadurch sind die gemischt Tvanjithandelszentrums verflogen, die Industrie, Lande das Leben seiner Bewohner solange zu er stüßung, die der Staat den Arbeitslosen gewährt, sprachigen einheitlichen Ortsschulräte in Olmütz die ebenso jahrelang an der schwindsüchtigen halten, bis eine Aenderung der großen euro reicht nicht hin, den Kindern den Schulbesuch zu verwirklicht worden. Der deutsche Ortsschulaus Scheinblüte einer Schleudevivirtschaft profitiert päischen Politik auch das fleine Problemt dieses ermöglichen, fie langt ja faum für tredenes Brot schuß verliert somit seine Wirksamkeit. Das Prä­hatte, steht mit einem zerrütteten Produktions- Strüppelstaates löst. Aber so gewiß jene große aus. Dabei bekommt nur ein Dritteil der Arbeits- fidium des mährischen Landesschulvates konnte apparat da, der schon vor dem Kriege unzuläng- Aenderung unter Krisen und Wehen auf dent losen das Arbeitslosengeld, die überaus größere nun auf grund des neuen Schulaefeßes auch den lich war, int riege verwüstet wurde und in der Wege scheint, so ungewiß ist der Weg der Sa- 3Stahl ist davon ausgeschlossen. Jm Biliner Be Rekurs des deutschen Schulausschusses mit der Nachkriegsfonjunktur vernachlässigt blieb die nierung selbst, den das österreichische Bürgertum irfe bekommen es nur die Arbeitslosen bestimmter Begründung abweisen, daß er in der Frage be bürgerliche Regierung aber erstrahlt im Glange eingeschlagen hat. Gerade die allerlegten Loge Betriebe, so der Weinmann- Werfe, der Glas- und treffend die Verfügung über Schulgebäude nicht eines Sanierungsprogramms, das nicht die be haben Nachrichten gebracht, die die ganze Sa Porzellanfabriken. Alle anderen Arbeitslosen er tompetent sei, daß dies vielmehr in den Wir fcheidenste Vorsorge für die Förderung der hei- nierung schlechthin in Frage stellen. uyt nur halten feinen Helfer. Doch auch von jenen Be- fungsfreis der Ortsschulräte falle. Als Ortsschul mischen Produktion, für Notstandsarbeiten, für hat die innere Anleihe trois aller Bemühungen, trieben sind alle jene Arbeiter, die eine kleine räte gelten für Olmüß nur die gemischtsprachigen, die Abwehr der Arbeitslosigkeit trifft. Im Ge- dem Kapitalisten sogar geseswidrige Scaunsti Bude ihr Eigen nennen, und alle Ledigen ausge in denen die Tschechen die Majorität haben. Als genteil: ein guter Teil dieser Sanierung besteht gungen zuzuschanzen, zu einem öffenfundigen schlossen. Nun sind aber viele Arbeiter schon seit dieser Beschluß des mährischen Landesschulrates fa in der unverhältnismäßigen Belastung der in- Mißerfolg, einem Mißtrauensvotum selbst des August arbeitslos und erst mit 1. Oktober wurde dem Olmüßer Bürgermeister Dr. Mareš dustriellen Bevölkerung zugunsten der Agrarier; inländischen Kapitals geführt. Was tiger der Biliner Bezirk für würdig erachtet, dieser einem tschechischen Sozialdemokraten wurden die Mietzinse hinaufgetrieben, den ist: auch die Bemühungen um die erste Auslands geringfügigen Unterstützung überhaupt teilhaftig vhonisch von Brünn aus mitgeteilt wor Städten Steueranteile weggenommen, so hat anleihe ein sogenannter Zwischentredit von zu werden. Angesichts dessen kann man sich das den war. ließ er als Vorsitzender des Stadtschul dafür die Regierung erst in den letzten Tagen 80 Millionen Goldkronen 80 Millionen Goldkronen sollen auf formale Glend vorstellen, das hier herrscht. Die paar Not- ausschusses sofort die notwendigen Adaptierungen bei der Weinsteuer_ wieder bewiesen, daß sie Schwierigkeiten" gestoßen oder gar gescheitert sein. pfennige aus der Zeit des verhältnismäßig guten in der deutschen Schule anordnen, damit die

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Das neue Amerifa.

Von dem neuen Menschentypus, den Ame- sen Lohnkämpfen hauptsächlich um die Abwehr des rika, dieser große Schmelzticgel" aller Nationen Lohnabbaucs, den die Unternehmer, nachdem die der Erde, heranbildete, befomnit man in Hans ferien Jahre der Kriegsgewinne vorüber sind, mit Gosiars unmittelbar aus dem Leben schöpfen aller Macht durchführen wollen. der Darstellung einen umfassenden Begriff. Er schildert den Geschäftsmann, der seinen neunstün­digen Arbeitstag mit beispielloſer Intensität aus müßt, aber daneben noch hinreichend Zeit findet, seinen Körper in sportlicher Erziehung( die übri­gens schon im ersten Schuljahr beginnt) zu stäh len; der sich nie darüber beflagt, daß er zuviel zu tun hat, aber tatsächlich alles meidet, was nach seiner Meinung und das ist meist die des ganzen Landes- keinen praktischen Zwed hat; für den es zwischen 8 und 5 Uhr absolut nichts anderes als sein Geschäft gibt, der aber auch da nach, am Feierabend, nur leichtere Unterhaltung oder höchstens religiöse Erbauung aufsucht; der war gern plaudert, aber keine philosophischen Diskussionen liebt, deffen ganze geistige Tätigkeit auf Vereinfachung und Typisierung des Lebens­ablaufs gerichtet ist, wofür als marfantes Bei­spiel die Wassenherstellung des billigen Privat automobils( das jetzt schon fast jede zweite Familie in Amerika besitzt) angeführt wird, der aber auch an den einmal eingeführten Geschäftsmethoden mit jo konservativer Beharrlichkeit hängt, daß er auf dem Weltmarkt als schlechter Exporteur gilt und jedenfalls viel mehr bureaukratische Gewohnhei­ten mit sich herumschleppt, als gemeinhin ange nommen wird.

weit ins vorige Jahrhundert zurückreichen, deren Abschluß also fein zufälliger, sondern ein organi scher war. Lassen wir hierüber den Verfasser selbst sprechen:

,, Die Kämpfe um die Prohibitionsbill waren

Amerifa gehtsagt Hans Goslar auf Grund der Beobachningen, die er drüben machen konnte einer von schweren sozialen Stämpfen durchzit in Amerika keine Parteiangelegenheit. Republika terten, an fritischen Augenbliden reichen Periode Her und Demokraten haben ohne Fraktionsgwang mit schnellen Schritten entgegen. Aber: wie heftig sowohl dafür wie dagegen gestimmt. Deshalb und geräuschvoll alle Säntpfe auch sein werden: fcheint es mir auch nicht, daß die Bill, wie viele dieses immens reiche Land mit seinen unaus- arrehmen, ein kurzes Leben haben wird. Man schöpfbaren Bodenschäßen und seinen phantastisch darf nicht vergessen, daß in einer gangen Reihe großen Landreservoiren wird immer wieder in von Staaten die Prohibition schon so alt ist, daß ingeschwächter, ständig wachsender Wirtschafts- bie dort lebende Generation jich gar nicht mehr traft aufwärtsstreben. Wird doch die Führerrolle, an Alkoholausschank in öffentlichen Restaurants Alle diese Gruppen, dazu die die sich Amerika heute bereits in der Weltwirt erinnern fann. schaft erobert hat, auch der Schuljugend drüben Kirche, ein großer Teil der ſtimmberechtigten schon eingehämmert. Und wer will im Ernst dieser Frauen, die straff disziplinierten Verbände gegen jungen Nation, die die besten Seräfte des alten den Alkoholmißbrauch würden eine starke Ein­Europa in sich aufgesogen hat, ihre Ueberlegenheitsfront gegen diejenigen bilden, die versuchen heit auf wirtschaftlichem Gebiet jezt noch streitig würden, auf dem Wege der Gesetzgebung an der machen? Hat Amerifa doch so unendlich viel vor Prohibitionsbill zu rütteln." Europa voraus! Nicht nur den Mangel an Ruinen, auf den schon Goethe hinavies. Vor allem hat es noch Raum für viele Millionen Menschen in den noch lange nicht vollständig erschlossenen Landstrecken, die heute schon an Lebensmitteln und Rohmaterialien aller Art mehr hervorbringen, als im Lande selbst gebraucht wird. Und es hat Raum auch in den Stöpfen feiner Staatsbürger, die noch nicht überstudiert sind, sondern deren eine derbe Abneigung gegen alles, was zur Lebensuntüchtig leit verleiten fönnte, anerzogen wird.

Unter dem Titel Amerifa 1922" ist im Ver­lag von Hermann Bactel, Berlin - Wümersdorf, ein Buch erschienen, das besser als irgend ein andes res in den Geiſt einführt, der heute bie neue Welt" beherrscht. Sein Verfasser ist der Pressechef der preußischen Regierung, Hans Goslar , der in vergangenen Jahr eine Reise nach Amerika ge­macht hat, die ihm die Eindrüde vermittelte, aus denen das Buch entstanden ist. Man erlebt diese Reise nicht nur, man erlebt das Land Amerila mit, wenn man diesen schmalen Band von 156 Seiten liest. Die grandiose Selbstverständlichkeit, mit der drüben, am Rande des großen Wassers, aus einer Wildnis, die noch vor wenigen hundert Jahren nur etliche tausend Ansiedler beherbergte, New York , die größte Stadt der Welt, emporge wachsen ist, wird in einigen fuappen Säßen, durch sdagende Ziffern illustriert, hingezeichnet, ganz in der Art, wie auch der von Künstlerhand ge­zeichnete Bilderschmuck des Buches gehalten ist. Dann aber ist mun auch schon mitten im unauf haltsam fortreißenden Strom amerikanischen Re­bens, das im Vergleich zu dem des alten Gurope so fabelhaft jung und hemmungslos anmutet. Bei aller Begeisterung für dieses junge, kraftstrohend vorwärtsstürmende Leben verliert der Verfasser nie die fühle Nuhe des kritischen Beobachters; er nennt häßlich, was häßlich ist, verschließt die Augen nicht vor dem grauenvollen Niedertreten Neben diesem Geschäftentann, der vom Groß­alles dessen, was in der atemlosen Haft des Geld- kaufmann und Fabritsbesizer bis zum Angestell­verdienens zu Boden geworfen wird. aber er ten und fleinen Stommiffionär im wesentlichen Welch prächtige Entschlußkraft liegt allein in öffnet fie auch weit vor der neuen Schönheit, die die gleiche Tätigkeit im Gegensatz zu Europa der viel umstrittenen Trodenlegung" Amerifas, sich in der alle Widerstände sieghaft überwinden- meist auch in dem gleichen Arbeitsraum aus dem seit 1919 in allen Staaten der Union durch den Bauart New Yorks , in der großzügig- pratti- übt, von dem gleichen Motor, dem Busines". Mehrheitsbeschluß angenommenen Alkoholverbot schen Regelung seines Verkehrswesens, in der angetrieben, steht das Beer der eigentlichen Ar-( Prohibition). Hans Goslar gibt eine sehr ein bewußt einseitigen Züchtung des amerikanischen beiter, von deren Lohntämpfen gerade im letzten gehende, durchaus objektive Darstellung dieser ein­Normalmenschen" offenbart. Jahre viel die Nede war. Es handelt sich bei die- zigartigen Gesetzgebungsgeschichte, deren Anfänge

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Wie in dieser Frage, so wird das öffentliche Leben Amerikas überhaupt nicht so sehr nach par teipolitischen als vielmehr nach wirtschafts- politi schen Gesichtspunkten orientiert.( Die wirtschaft lich verhängnisvollen Wirkungen des Alkoholmiß brauchs waren es, die fast überall den Ausschlag für das Alkoholverbot gaben.) So gibt es auch zwischen den beiden großen Parteien des Lan­des, den Demokraten und den Republikanern, foinerlei tiefen politischen Gegensaß, sondern nur wirtschaftspolitische Streitfragen.( Die republika­nische Staatsform ist eine Selbstverständlichkeit, über die es Meinungsverschiedenheiten in Ame rifa nicht mehr gibt.) Weltanschauungs- und so ziale Fragen aber fönnen erst dann größere Be deutung gewinnen, wenn der sozialistische Gedanke die Massen stärker ergriffen hat, als das heute noch der Fall ist.