Mr. 204.
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Vorwärts
Berliner Volksblatt.
15. Jahrg.
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Jerufprecher: Amt I, Mr. 1508. Telegramm Adresse: Bozialdemokrat Berlin".
Redaktion: SW. 19, Beuth- Straße 2.
Quiffung.
Donnerstag, den 1. September 1898.
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Expedition: SW. 19, Beuth- Straße 3.
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die schwere Krisis des Boulangismus in der Erinnerung innern daran, daß General Bellieur unter Eid die Echtheit der von aller Vaterlandsfreunde, und das Wiederauftauchen eines Henry gefälschten Briefe bekräftigt habe und daß diese Ause Im Monat August gingen bei dem Unterzeichneten folgende neuen Boulanger lag schon deshalb im Bereiche der Möglich fage Bellieug von den Generalen Gonse und Boisdeffre unter Eid bestätigt wurde. Henry hatte teine Ahnung Paricibeiträge ein: keit, weil die ehemaligen Anhänger und Protektoren Boulanger's, von dem ihm bevorstehenden Schicksal. Gegen Augsburg U., 20,- Aschersleben , von den Genossen durch von Rochefort bis herab zum Herzog von Orleans, die Abend erschien ein Generalstabs- Offizier im Auftrage des R. G. 30,-. Aus Amerika , gef. für die deutschen Wahlen 1720,80. wüthendsten, kein Mittel der Vergiftung der öffentlichen Kriegsministers bei ihm. Henry nahm von seiner Frau Abschied mit Berlin , Beiträge der Wahlkreise: 3. Streis 1000. 4. Kr. Südost 1000,- Meinung scheuenden Vertheidiger des Generalstabes waren. den Worten:„ Der Minister läßt mich rufen, ich glaube, es handelt ( dar. Uebersch. e. norwegisch. Büchersendung 1,50, Südosten 140,-). 6. Kr. Der Widerstand gegen die Spigen des französischen sich um eine Mission." Esterhazy erklärte einem Reporter, der ihm Moabit 650,-( dar. Beußelstr. 43 10,-, v. Dachdecker Damke 4,-). 6. Kr. Militärsystems gewann an Macht, weil gerade durch die noch in der Nacht die Nachricht von der Verhaftung Henry's überRosenthaler Vorstadt u. Gesundbr. 500,-( dar. Null durch Brink- Prozesse gegen Zola immer mehr die Ueberzeugung playgriff, brachte, in vollster Ruhe, er habe absolut nichts von der Fälschung mann 3,-, Schankwirth Kaul, Hussitenstraße, 2,-, amerik. Auktion v. Parteigenossen des 6. Kr. in Lindenhayn's Lokal, Grünau , 10,30, daß die Korruption in der obersten Leitung des französischen Henry's gelvußt. Eclair", welcher zu den dem Generalstabe nahe Geburtstagsfeier Reinickendorferstr. 37a 1,60). 6. Kr. Wedding u. Militärwesens ebenso tief eingefressen sei, wie in der französischen stehenden Blättern gehört, erzählt, Henry habe vorgegeben, daß der Oranienb. Borst. 700,-( dar. P. P. 1,-). 6. Kr. Schönhauser Vorstadt Hochfinanz, der Presse und mächtigen parlamentarischen Stoterien. Brief von einer sowohl militärische wie diplomatische Mission aus 300,-( dar. Klub Olle- Dowe 4,-). Berlin , div. Beiträge: Zigarren- Alle, die anstürmten gegen den von den Regierungen, den Büchtigung Henry's, der das denkbar infamste Verbrechen begangen übenden Person herrühre. Das Blatt verlangt die rücksichtsloseste fabrit von Schulze, Friedrichsfelderstr. 21, 8,80. A. E.-G., Brunnen- Parlamentsmehrheiten, dem Pressering und der willfährigen habe. Die raditalen Blätter sprechen die Hoffnung aus, Cavaignae straße, d. H. S. 36,30. Dr. 2. A. 50,- Amerit. Auft. gefr. Schl. Justiz geschützten Generalstab, mußten ihre Bemühungen für werde nunmehr offen seinen Irrthum eingestehen. v. P. C. 1,35. Fünf Hutmacher , Königstr. 25, 5,-. Rothe Buch vergebliche halten, Zola ging außer Landes, andere ver- Die Verhaftung Henry's ruft die größte Erregung hervor. binder, Grünstraße, 5,-. Ges. b. G. Herbener, Burgsdorfstr. 14, 5,30,. 23. 50,-... 50,-. B. v. B. S. 4000. Buchdruckerei 3weifelten an einem Erfolge und ließen ihren Eifer erlahmen, Viele Blätter halten die Revision des Dreyfus- Prozesses für gewiß. Bading, Werkabtheilung 15,- Arbeiter von Schuster u. Bär 14,35. nur Jaurès stand unerschüttert da in seiner Mission, die Der„ Matin" erklärt, die Nachricht werde im ganzen Lande tiefe Bestürzung hervorrufen. Der" Figaro", schreibt, Schmerz und Von Mitgliedern d. U.-Dr. 4,90. Onkel 1,-. Gutenberg Berlin 100,- Korruption der obersten Militärbehörden am Beispiele des Falles Trauer werde die Armee erfüllen," wenn sie erfahren wird, daß der Bierprozente Karpe 6,-. Zum Scharfmachen des stumpf gewordenen Dreyfus aufzudecken. Er wußte, was für ihn auf dem Spiele Chef des Informationsbureaus solche Miffethat beging und Schleifsteines 2,-. Eldorado 5,-. M. G., davon 1, M. für er- stand, Jahre von Gefängniß, der Verlust seines Ansehens, die feine Vorgesetzten so schändlich täuschen fonnte. Petite haltene Auslagen von Köpenick 2,70. Fahrradwerke" Stern" 2,70. Minderung seiner Popularität. All dies konnte ihm der Feldzug République" meldet, die Geständnisse des Vier streitende Schornsteinfeger 2,70. Von fieben Mann einbringen, den er mit äußerstem Scharfsinn und glänzender Fälschers Henry bildeten die Lösung des Prozente zur Nachwahl im 2. Wahlkreis 8,85. Luchardt'sche Wert- Feder in unserem Pariser Parteiblatte, der Petite République", chredlichen Dramas, von dem Frankreich allzu statt 2,- Telegramm 1,20. Ueberschuß einer Landpartie von führte. So mancher Freund war schon von ihm abgerückt, lange gequält werde. Rappel" verlangt die sofortige Schlossern der Elektrizitäts- Gesellschaft, Brunnenstraße, 5,90. Bierprozente der Geschäftsbücher- Fabrik von Adolph Zumpe 5,-. Heinrichs zahllose Verdächtigungen wurden gegen ihn laut; elende Freilassung Picquarts und die Berufung von Dreyfus nach Frant Geburtstag, Straßburgerstr. 75. Kommis. E. 1,90. Bau Union 3,- Beschimpfungen erhoben sich wider ihn. Aber er erlahmte reich, damit dieser vor seinen Richtern sich rechtfertigen könne. Man versichert, die Ueberzeugung des Kriegsministers bezüglich Bamberg , Jädklein Rohrbach 5.-. Bern , zur Parteikasse 50,- nicht im Vertrauen, daß die Sache, die er zur seinen machte, der Schuld von Dreyfus sei durch die Entdeckung der Fälschung Barmen, d. d. Vertr. 400,- Bramsche , d. d. Vertr. 18,-. Chemniz, eine gute sei, daß der Kampf, den er führte, sich gegen die nicht im geringsten erschüttert worden, derselbe sei aber 16. sächsischer Reichstags- Wahlkreis 1000,-. Düsseldorf , Wahl- Feinde der Demokratie und des arbeitenden Volkes richte. entschlossen, alle Schuldigen, welches auch ihr Rang und treis 300,-. Darmstadt , Wahlfr. 100,-. Dortmund , Frt. 5,-. Und bevor er den letzten Artikel über den Fall Dreyfus ihre Stellung sein möge, zur Rechenfchaft zu ziehen. Daß noch eine Elberfeld 200,-. Erfurt , Nckzhl. 1000,-. Falkenberg( Ober- veröffentlichte, hat der Generalstab die Schlacht verloren. neue ergänzende Untersuchung infolge des Geständnisses Henry's anSchlesien) 2- Freiburg i. Br., Ungenannt 5,-. Gera Auf drei Aktenstücken, die in nicht ordnungsgemäßent geordnet werden wird, glaubt man nicht. Henry wird vor ein ( Reuß ) 150,- Gießen, E. St. 10, Sartha, 10. sächsischer Wahlfreis, Ueberschuß der Reichstagswahl 50,-. Haynau, von Genossen Gerichtsverfahren gegen Dreyfus ins Feld geführt wurden, Kriegsgericht gestellt werden. Der sozialistische Deputirte Girou richtete an den Kriegsminister 25, Hannover 1000,- Hamburg , 3. Wahlkreis 2000, of bafirte die Verurtheilung des unglücklichen Hauptmannes. Cavaignac ein Schreiben, in welchem er ankündigt, er werde beim Hamburg , im„ Echo" quittirt 7./8. 55,-, 21./8. 99,10, 28./8. Aber nur in einem derselben war der Name des Verurtheilten Zusammentritt der Kammer über die Konsequenzen, welche sich aus 125,-, Summa 279,10. Heidingsfeld bei Würzburg , von Genossen genannt, die anderen enthielten blos den Anfangsbuchstaben D. dem, dem Oberstlieutenant Henry zur Last gelegten Verbrechen er50,- Kostheim , von Genossen 5,- Kopenhagen , für die Dieses eine Schriftstück wurde von Zola, Labori, Jaurès und geben, eine Interpellation einbringen. Reichstagswahl von deutschen Arbeitern gesammelt gesammelt 19,60. vielen anderen für eine plumpe Fälschung erklärt, aber die Unser Pariser Korrespondent sendet uns die folgende Lüdenscheid , durch den Vertrauensmann 150,- Ludwigshafen dem Generalstabe angehörenden Zeugen schworen General d. a. Rh., Pfalz 200,- Leipzig - Lindenau , F. 2. 3,50. Laufigt, b. für General , Oberst für Oberst an Gerichtsstelle, daß es echt sei B. D. 12,-. München , Waldläufer 5,-. Mannheim , v. Genossen und am meisten that sich in der Gerichtskomödie 200,- Marburg , ein Einsamer 10,-. Memel , von Genossen 10,- Norden, gesammelt in der Wirthschaft Gr. 1, gegen Zola der Oberst Henry hervor, der dem Präsidenten Niederbarnimer Wahlkreis 1505,-( darunter Vortrag von des Gerichtshofes die Leitung der Verhandlung entriß, der Dr. Fr. 5.-). Neu- Isenburg , i. d. Stadtrathswahl durch die von Zola geführten Zeugen, so den Obersten Picquart, Kuddelmuddel geschlagen, aber nicht besiegt 100,- Neviges , d. d. einzuschüchtern bemüht war, ihre Aussagen oft mit den Rufen Vertr. 30,-. Nürnberg , für's Recht gesammelt 3,50. Netzschkau , unterbrach:" Das ist eine Lüge", Sie lügen". Und die Birkenwald 20,-. Delsnig i. Vogtl., Uebersch. vom alten und Vor- Sicherheit seines Auftretens machte Eindruck, vor allem auf trag zum neuen Wahlkampf 129,04. Pforzheim , Jung seine Vorgesetzten. Dem Obersten eröffnete sich die Aussicht gesellen 10,-. Rawitsch, Wahlkreis, d. d. Vertr. 25,-. Stuttgart , auf eine überaus glänzende Carrière. Heute ist er ein todter G. 11. 10,-. Solingen , Uebersch. v. d. Reichstagswahl 150,-. Saarabien, aus dem Königreich Stumm 10,-. Thale a.. 1, Mann. Wegen Fälschung und Meineid ist er verhaftet, es Werdohl , v. L. u. H. A. D. 6,-. Werdau , Hochzeit 8,05. Wandsbed steht ihm die Zuchthausstrafe bevor und in seinen Fall zieht 200,- 8ürich, in der Schweiz für die deutschen Neichstagswahlen er den ganzen Generalstab nach sich. gesammelt 800,-
10,-
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Wie eine Erlösung wird die Entlarvung dieses abgefeimten Verbrechers in Frankreich wirken. Denn nur die Aufhellung
Für den Parteivorstand: A. Gerisch, Staßbachstr. 9, I. aller Schäden der Gesellschaft eröffnet Aussicht auf ihre
Heilung, frebsartig sehen sich aber die Geschwüre fest, die man verhüllt, deren Erifteng man verheimlicht, die man dem Lichte der Oeffentlichkeit entzieht.
Depesche:
Die Fälschung Henry's war der Eckstein des Lügengebäudes, durch das Dreyfus überführt erscheinen sollte. Die Ent Tarvung Henry's ist ein tödtlicher Schlag für die Chauvinisten, Ihre Presse hat die Sprache noch nicht gefunden, der Fall ist für sie doppelt fürchterlich, weil ja Cavaignac ihr Mann war und an seinem guten Willen, den Generalstab zu stützen und zu vertheidigen, niemand den leisesten Zweifel hegen konnte. Der Theil der Presse, der für die Revision des Prozesses Dreyfus eintritt, zweifelt nicht mehr an dem endgiltigen Sieg des bon doch ihr geführten Feldzuges, beruhte die Verurtheilung Zola's, die Verfolgung Picquart's , die Be geisterung des Parlaments für die Erklärungen Cavaignac's lediglich auf dem Glauben an die Aussagen Henry's und an die Echt heit des von ihm gefälschten Schriftstückes.
Es wird ferner aus Paris telegraphirt: Wie gerüchtweise verlautet, soll der heutige Tag noch große Ueberraschungen bringen. Man sagt, Paty de Clam und mehrere andere Offiziere würden demnächst verhört und ebenfalls verhaftet Wir lassen mun die Nachrichten über die neueste Wendung werden. Kriegsminister Cabaiguac hat heute Bormittag den Oberst des Falles Dreyfus folgen: Picquart im Gefängniß besucht und sich von ihm die Namen aller mit Esterhazy kompromittirten Offiziere sagen lassen.
Wolff's Telegraphenbureau übermittelt folgende De peschen:
welchem Dreyfus genannt wird, erkannt. Henry bekannte sich alsdann selbst als den Verfasser. Der Kriegsminister ordnete sofort die verhaftung Henry's an, welcher nach der Festung auf dem Mont Valerien gebracht wurde.
Die Dreyfus Affäre hat das französische Volk nicht wegen der sicherlich nicht gleichgiltigen aber doch nicht weltbewegenden Frage, ob ein Unschuldiger eine schwere Strafe abbüßt, seit Paris , 30. August. Eine Note der„ Agence Havas" besagt: Jahr und Tag aufs tiefste erschüttert. Auch über die Person In dem Kabinet des Kriegsministers wurde heute der Oberstdes Hauptmanns Dreyfus hat man sich nicht in einem Maße lieutenant Henry als Verfasser des Briefes vom Oktober 1896, in erwärmt, um das nachhaltige Interesse an der Affäre zu be greifen. Man irrt auch, wenn man meint, daß eine noch so fapitalfräftige Vereinigung fünstlich eine Sache durch Jahre hindurch so sehr in den Vordergrund stellen kann, daß alle übrigen Fragen des öffentlichen Lebens dahinter zurücktreten müssen. Wir wissen, daß ein Dreyfus Syndikat eristirt hat, wir Der Zusammenhang des Geständnisses Oberstlieutenants Henry wissen, daß die korrupte bürgerliche Presse Frankreichs Riesen- ist folgender: In seiner Erwiderung auf die Interpellation Caftelin's fummen eingefact hat, um für die Wiederaufnahme des Pro- in der Deputirtenkammer am 7. Juli ds. Js. hatte Kriegsminister summen eingefacht hat, um für die Wiederaufnahme des Pro- Cavaignac von drei Schriftstücken als den am meisten belastenden zesses Dreyfus Stimmung zu machen. Wir wissen aber auch, daß gesprochen und gesagt: die besten Männer Frankreichs , die reinsten Charaktere in unserem Nachbarlande, Männer wie Zola, Jaurès , Trarieur, Monod, die hocherhaben über den entferntesten Verdacht direkter oder indirekter Bestechung stehen, die an Ansehen oder Ruhm kaum noch etwas gewinnen können, mit aufopferungsvollem Eifer unter Hintanseßung beruflicher, politischer und gesellschaftlicher Interessen den Kampf für den Gefangenen auf der Teufelsinsel führten.
Nicht der einzelne Fall konnte es sein, sondern eine Sache von größtem allgemeinen Interesse, die die öffentliche Meinung nicht außer Athem kommen ließ.
" Thatsächlich ist in dem dritten Schriftstück Dreyfus mit vollem Namen genannt. In demselben heißt es: Ich werde aussagen, daß ich niemals Beziehungen zu Dreyfus gehabt habe. Sagen Sie ebenso aus wie ich. Man darf niemals von irgendwem erfahren, was mit ihm vorgegangen ist.".
Als Urheber dieses Briefes hat sich der verhaftete Oberstlieutenant Henry bekannt.
Der Abgeordnete Brious sandte heute dem Kriegsminister Cavaignac einen Brief, in welchem er demselben mittheilte, er werde ihn über die am 7. Juli auf der Stammertribine verlesenen Dokumente interpelliren, desgleichen über die von der Regierung im Interesse des Landes zu ergreifenden Maßregeln.
Der Kriegsminister ist entschlossen, alle Schuldigen zu bestrafen. gleichviel welchen Ranges sie auch find. Henry wird ohne vorherige Untersuchung sofort vor den Kriegsrath gestellt. den Prozeß Dreyfus zu revidiren, man wird über kurz Mag man im französischen Ministerrath noch zögern, oder lang nachgeben müssen. Aber weit wichtiger noch als die Wiederaufnahme des Prozesses ist die Niederlage des französischen Generalstabes. Erfreulich ist, daß nun dem übertriebenen, blinden Chauvinismus Ernüchterung folgen muß. Die deutsche Chauvinistenpresse wird jubeln über den Schlag, der die Spigen des franzöfifchen Heeres in der Person Henry's getroffen hat, sie werden erklären, derartiges sei in Deutschland nie möglich gewefen. Wir wollen ihre Freude abkühlen durch die folgende Reminiszenz: Eine der ersten Staatsstüßen, der berühmte" Stieber, produzirte im Kölner Stommunistenprozeß vom ersten bis zum letzten Buchstaben gefälschte Protokollbücher mit fein säuberlich erfundenen Unterschriften und wäre er nicht so leichtsinnig gewesen, falsche Vornamen zu wählen, er wäre ohne den Makel dieser Fälschung in's Grab gegangen. Aber die Fälschung wurde von Gericht festgestellt, vom Staatsanwalt wehmüthig zugestanden. Der Fälscher aber wurde nicht verfolgt, nein, er stieg immer höher, wurde eine der angesehenſten Staatsstüßen und genoß das besondere Vertrauen des Kaisers Wilhelm I. und Vismard's bis zu Bertrauen des Kaisers Wilhelm I. und Bismarck's bis zu
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Paris , 31. Auguft. Ueber die Verhaftung Henry's werden folgende Einzelheiten mitgetheilt: Cavaignac habe seit mehreren Tagen infolge der von ihm eingeleiteten Untersuchung 3 weifel an der Echtheit der von ihm auf der Kammer Gestern tribüne berlesenen Schriftstide gefaßt. Der Hintergrund der Affäre Dreyfus war der, ob es ent- ließ er Henry rufen und verhörte ihn in Gegenwart seines Kabinetsschieden sein sollte, daß es in Frankreich keine höheren Intereffen Direktors, des Generals Nosé über die Art, wie die Schriftstücke in geben solle, als die des Militarismus, daß die obersten seine Hände gekommen seien. Nach einigem Zögern habe Henry Militärbehörden als unfehlbar geschützt werden sollten, daß jede eingestanden, die Schriftftlice gefälscht zu haben und versucht dar. Stritik derselben ein Verbrechen sein sollte. Dies bedeutete die zulegen, er habe es angesichts der Nothwendigkeit gethan, neue Beweise für die Schuld des Dreyfus herbeizuschaffen. Cavaignac war durch diese seinem Lebensende. Gefahr, daß Frankreich eine Militärrepublik werden würde, Enthüllung auf das tiefste ergriffen, ordnete aber die sofortige Fest- In Frankreich sperrt man den Fälscher Henry wenigstens die durch politifirende Generale leicht in die schwersten inneren nahme Henry's an und begab sich sogleich zu Briffon, der dem Vor ein. und äußeren Abenteuer verwickelt werden könnte. Noch war gehen des Kriegsministers voll zustimmte. Die meisten Blätter er