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3. Ja rang.

Sozialdemokrat

Zentralor

JEL

Je Deutschen Sozialdemokratischen Arbeiterpartei 2. in in der tschechoslowakischen Republit.

Sonntag, 14. Jänner 1923.

Nach dem Einmarsch. Der deutsche Reichstag gegen den Friedensbruch

Der infame Gewaltstreich gegen das deut­ sche Volk ist vollzogen: Frantreich und sein getreuer Vasall Belgien haben durch eine ric fige Truppenmacht das Ruhrgebiet besetzt. Schon die militärischen Vorbereitungen zu diesem Sieg über ein wehrioses Volk waren der glorreichen französischen Kriegskunst wür­dig. Flieger wurden ausgesandt, um das zu erobernde Gebiet zu erfunden, Straßen und Eisenbahnlinien gesperrt, alle Autos beschlag­nahmt; indessen wurden Massen von Infan terie, Kavallerie und Artillerie, Tanks, Flie­ger und Maschinengewehrabteilungen zusam­mengezogen und nach einem von den kühnsten und feinsten Köpfen des ruhmvollen französt­schen Generalstabs ausgearbeiteten Blane das Strauchritterabenteuer ins Werk gesetzt. Vor her hat Poincare mit der sniffigkeit und Ver logenheit eines schmierigen Winkeladvokaten an Deutschland eine Note gesendet, worin er heuchlerisch erklärt, Frankreich sehe sich gezwun­gen, zur Sontrolle der richtigen Ablieferung der Kohle eine aus Ingenieuren bestehende Kommission zu entsenden. In Wahrheit besteht diese Entsendung" des halben Hundert fran­zöfifcher, belgischer und italienischer Ingenieure darin, daß jedem von ihnen zwei bis dreitau­jend bis an die Zähne bewaffneter mehr oder minder farbiger Soldaten zur Seite gestellt berben eine fürsorgliche Bewachung, die wohl ausreichen dürfte, sie davor zu bewahren, daß ihnen von der überfallenen Bevölkerung ein Haar gekrümmt werde.

Die Reden Löbes und Cunos.

Berlin , 13. Jänner. Der Reichstag trat| berechtigung und Selbst bestim­heute zur Entgegennahme der Erklärung des mung der Völfer als Prinzip aufstellte. Reichstanzlers zufammen. Das Reichstags So ſchiver auch die Laſt ſein mag, die Deutsch­gebäude war halbmast beflaggt. Die Tribünen land ntit dem Vertrag von Versailles auf sich und die Logen der fremden Missionen waren genommen hat, so gewährt dieser Vertrag voll besetzt. Deutschland doch auch das unverbrüch liche Recht, die ihm auferlegten Leistun gen je nach seinen Silfsmitteln und feiner Leistungsfähigkeit zu be messen und von der Reparationsfommission hinsichtlich seiner Zahlungsfähigkeit gehört zu werden. Mehr als einmal aber hat die deut­fche Regierung im Laufe der letzten drei Jahre die Erfahrung gemacht, daß

die Rechte Deutschlands nicht ausreichend geachtet

Präsident Loebe fagte nach Eröffnung der Sizung, als deren Zweck er die Stellung nahme zu den militärischen Gewaltatien der Franzosen im Ruhrgebiete be cichnete: Unsere Landsleute im Ruhrgebiet möchten sich so ver balten, daß sie am Tage der Befreiung von der Fremdherrschaft von sich selbst und ihre Kinder von ihnen sagen können: Unsere Väter haben mit Festigkeit und Treue standgehalten, als dieser Schlag gegen sie geführt wurde. Wenn ich ein Recht hätte, zum französischen Volke zu sprechen, so würde ich sagen, es solle selbst Weg sie zum Frieden und zur Ruhe führe, oder prüfen, ob der von den Mächten eingeschlagene ob er nicht zur Verbitterung, zu Sachen und Wut führen müsse. Die Frau ofen und Deutschen , ihre und unsere Nachkommen, wer­den die Folgen zu tragen haben, die dieser Drachensaat entsprießen. Loebe schloß unter dem Beifall der Versammlung: Das franzö fische Bolt soll dieses Unrecht rüdgangig machen, che es uns und die Franzosen ver schlingt.

Hierauf ergriff

Reichskanzler Cuno

das Wort. Er gab zuerst einen eingehenden Bericht über den Vormarsch der französischen

und belgischen Truppen. Dieser Vormarsch, sagte er, vollzog sich mit allen kriegs­mäßigen Sicherungen in einem Lande und einem Volfe gegenüber, das die Entwaff nung durchgeführt und sich der friedlichen Ar­beit gewidmet hat und nicht daran denkt und denken konnte, der bereitgestellten französischen und belgischen Armee auch nur einen Mann oder ein Gewehr entgegen zu stellen. Der Reichstan: ler ging dann auf die Notifizierung der französisch belgischen Maß nahmen über und stellte fest, daß die Unvoll ständigteit der deutschen Holz- und Kohlenlieferungen

erst zwei Tage nach dem Beginn der Truppen­bewegung

wurden. Trotzdem hat das deutsche Volk sich ehrlich bemüht, bis zur Gren e seiner Leistungs fähigkeit die wirtschaftlichen Schäden auszuglei­und der wirtschaftlichen Reparationen zu dienen.

Die ganze Handelsflotte haben wir dahin gegeben, Lokomotiven bis zur Lähmung unseres eigenen Verkehrswesens, unser Eigentum im Ausland, Maschinen und Baustoffe, und alles in größeren Mengen, als es die Rücksicht auf die eigene Wirtschaft verlangt, Arbeitgeber und Arbeitnehmer wollten ihre Sträfte dem Wieder­aufbau der zerstörten Gebiete in Frankreich widmen. Immer wieder wurden uns aber an­dere Lasten auferlegt, bis zum Verfall un serer Wirtschaft. Ich frage, ob je ein burdy Absperrung, Kriegsverluste,

unger und Entbehrungen ent

fräftetes Volt mehr geleistet hat! Wie fann Herr Poincare erflären, er fönne nicht mehr auf die falschen Versprechungen Deutschlands ählen. Wie kann er sagen, daß Deutschland feine Anstrengungen machen werde, seine Verpflichtungen zu erfüllen, ohne daß 3wang ausgeübt werde. Tatsache ist, daß die deutsche Regierung nicht nur durch Erklärun gen, sondern durch Vorschläge die Lösung des Reparationsproblems in einer für Frant reich günstigen Weise ongestrebt hat, nachdem durch das Urteil aller Sachverständigen der Fi nangivelt

die gegenwärtige Zahlungsunfähigkeit Deutsch­ lands festgestellt

worden ist.

Das Problem stellt sich vom Standpunkt des Vertragsgegners unter drei Gesichtspunk­ten dar: Frankreich müßten sofort Mittel ver­schafft werden, die deutsche und französische Wirtschaft sind in den wichtigsten Beziehungen

Poincare , der den Staubzug unternom um den unter seiner teueren Last wanfenden Stuhl des Ministerpräsidenten zu stüßen, sucht dafür Rechtsgründe" geltend zu machen. Deutschland habe jo behauptet er, und er ließ sich die freche Lüge auch von der Mehrheit der Reparationskommission in Paris bestätigen in der Lieferung von Stohlen, Zelegraphenstangen und Pflastersteinen sich ,, bewußte Verfehlungen" zuschulden tommen Lajjen, daruum müsse sich Frankreich die Stohle selbst holen, die Deutschland ihm zu liefern verweigere. In Wahrheit wurde Frankreich durch die von Deutschland gelieferte tohle derart überschwemmt, daß es diese Mengen gar nicht aufzubrauchen imstande war und sie von der Reparationstommission festgestellt auf den Auslandsmärkten abjezte, während worden ist. Die französische Regierung stüßt Deutschland selbst Not an Kohle litt und sich den Vormarsch im Ruhrgebiet auf den Ver gezwungen sah, mit seiner entwerteten Valuta jailler Vertrag, der auf den Tag genau drei englische Kohle zu kaufen, was die Wertver- Jahre vor der Ueberreichung der Note ratifi schlechterung seiner Valuta nur noch steigerte. siert worden ist und der sich zum Zwede gefept Von etwas über dreizehn Millionen Tonnen hatte, anstelle des Krieges einen festen gerech Stohle, die es im letzten Jahre zu liefern ver- ten und dauerhaften Frieden treten zu lassen, jener Vertrag, der die Verpflichtung enthielt, pflichtet war, hat es mit unjäglicher Anstren­nicht zum Kriege zu schreiten, die Vorschrif gung zwölf Millionen Tonnen abgeführt; der ten des internationalen Rechtes gewiß nicht übermäßige Rest wäre für Frank genau zu beachten und der die Gleich­reich gewiß nicht verloren gewesen, denn es be­jaß alle Möglichkeiten, seine Nachlieferung zu erzwingen. Aber Herr Poincare ging es nicht punkte der Abtragung der Reparationsschuld| Imperialismus werden bald die Wahrnehmung um die Sohle, sondern um die Sicherung ein. Das von Generälen und beutegierigen machen, daß alle Tanks, Maschinengewehre und cines Vorwandes, um seinen langgeplanten Sapitalisten beschligte Frankreich gab darum farbigen Soldaten Frantreichs nicht ausreichen, imperialistischen Brigantenzug vollführen und seine Raubabsichten auch nicht einen Augen das deutſche Rohlengebiet zur Erwürgung der blick auf, es bangte vielmehr vor dem Augen­deutschen Industrie in seine schmußigen Hände blicke, da die Abtragung der Sieparationsschuld zu bekommen. Die Reparationstommiffion die Räumung des beseiten Rheingevietes not­machte ihm mit Ausnahme des englischen De - wendig machen werde, und so ging sein Stre­legierten bei diesem jchurtischen Raubzug die ben dahin, Deutschlands Wirtschaft zu zerrüt Mauer. ten, damit es nicht imstande sei, seiner Zah­Daß nicht die mangelhafte Erfüllung der lungspflicht zu entsprechen, was für die fran­Reparationspflicht Deutschland daran Schuld zösischen Beutepolitiker gleichzeitig der gesuchte trägt, daß Frankreich ben Anschlag gegen den Anlaß dazu sein sollte. den Ueberfall und Raub Frieden Europas zur Tatsache werden ließ, der Ruhrtohle zu vollführen, von dem sie hof fondern auss ließlich der Wunsch seiner Stapi- fen, daß er Deutschlands dauerndes Siechtum talistentlasse, Deutschland zugrundezurichten, herbeiführt.

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Nr. 10.

ein. Der erste Schritt war das Schreiben an den englischen Ministerpräsi denten Bonar Law mit einem Vor schlag zur Konferenz von London , unt das drängende französische Geldbedürfnis für die nächsten Jahre zu befriedigen, der ohne Erfolg blieb. Dann arbeiteten wir die Vor schläge für die Pariser Konferenz aus. Wir wollten eine feste Summe als erste Rate bieten, die durch eine Anleihe auf dem Weltmart garantiert ist und weitere Anleihen sollten nach Maßgabe des Bedürfnisses ausge geben werden. Schließlich hat sich die deutsche Industrie und Wirtschaft bereit erflärt, die Re gierung bei der Durchführung der Vorschläge zu unterstützen. Dieser Vorschlag wurde nicht angenommen. Nach der wirtschaftlichen Seite hin, haben wir dem französischen Minister präsidenten angeboten, eine Sommission von Vertretern der Industrie und der Bantwelt nach Paris zu entfenden, die mit französischen Vertretern im Einver­nehmen mit Frankreichs Alliierten über eine wirtschaftliche Verständigung ber handeln sollten. Poincaré hat diesen Vor schlag abgelehnt. Unsere Vorschläge boten Raum für Verhandlungen, aber der Unter schied, der uns von dem französischen Gedan fen trennte, war radikal und absolut, nämlich der Unterschied zwischen den machtpolitischen und wirtschaftlichen Gedanken. Aus diesem machtpolitischen Denken erklärt sic der geschichtliche Schritt der Note von 10. Jän ner und des Einmarsches vom 11. Jänner. Es frägt sich, was die Ingenieuregpedi tion dem Weltvermögen an Mit teln und Werten entziehen wird. Wo bleiben die wirtschaftlichen Gründe, auf die fich Poincaré bei diesem Einmarsch zu stützen glaubt? Ebenso wenig wie wirt fchaftliche Gründe, gibt es auch Rechtsgründe. Ich verweise auf die ge Stern dem franzöfifchen Botschafter und dem bel gischen Geschäftsträger übergebenen Noten. Was an deutschent Gebiete in Ausführung des Friedensvertrages besetzt werden darf. ist im Vertrage selbst umschrieben. Die Alliierten selbst haben in der Note vom 16. Jänner der denischen Defecation gegenüber feierlich erklärt, daß die Reparationskommission, auf deren Beschluß diese Gewaltmaßnahmen ge stützt werden, weder ein Werkzeug der Bedrik fung noch ein Mittel zur Einmischung in Deutschlands Soheitsrechte sei, daß sie keine Erefufivrechte innerhalb der Gebiete Deutsch­ lands habe. Bei Austausch des Schlußproto­folles war vorher von Herrn Clémenceau aus­drücklich anerkannt worden. daß nach In­fraftsekung des Friedensvertra ges die Anwendung von Siche­mit sich bringt, ihr Ende gefunden hat.

aufeinander angewieſen und hier müßte ein tungsmitteln, wie fie der Krieg Ausgleich gefunden werden. Frankreich betont die Unentbehrlichfeit seiner Stel lung am Rhein immer wieder mit der Behauptung friegerischer Absichten Deutsch lands. Hier setzte die Arbeit des Kabinettes

AAAAAAAAAAAAAA AAAAAAAAA Deutschlands

Volk zur Anerkennung und n terwerfung unter die Gewaltherrschaft zu zwin­gen. Gegenüber dem Widerstand des deutschen Volkes wird die Kunst aller Ingenieure ver­sagen. Die Verlegung des Kohlensyndikats allein wird die ontrollierenden" in peinliche Verlegenheiten setzen, aber das wird nicht das einzige Mittel der Abwehr bleiben. Deutschland . erachtet durch den Raubzug ins Ruhrgebiet den Vertrag von Versailles zerrissen und wird freiwillig tein Stückchen Holz oder Kohle zur Ablieferung bringen, feine wie immer geartete Reparationsleistung erfüllen, insolange Poin­bas geht unter anderem aus der jüngst erfolg Der gewissenlose Bankerotteur auf dem care auf seinem Fauſtrecht beharrt. ten Veröffentlichung von Geheimdokumenten Stuhle des französischen Ministerpräsidenten Für das deutsche Volk bricht eine neue in den Memoiren Wiljons hervor. Aus diesen mag dabei allerdings die Vorstellung haben, böse Leidenszeit herein. Es wird dennoch den Aftenstücken ist zu ersehen, daß Frankreich und daß, da die Stampagne gegen das unverteidigte Stampf gegen seine Beiniger aufnehmen, die das damals zaristische Rußland schon im Jahre Ruhrgebiet , gegen die unbewaffnete Bevölke- ihm das Joch der Fremdherrschaft aufzwingen, 1917 die Vereinbarung getroffen hatten, nach rung so glatt vonstatten ging, auch alles übrige und es wird alle Demütigungen und Heim dem zu erwartenden Sieg eine vollständige Ab- ein leichtes Spiel sein werde. Es tann in der suchungen mit der Kraft ertragen, die ihm trennung des linten Rheinufers von Deutschland Tat auch nicht geleugnet werden, daß das halbe bas Bewußtsein verleiht, ſein gutes Recht zu Es wird der Tag kommen, der lich nach dem Kriege tun, doch standen der marokkanischen militärischen Ehreneskorte einen alle Völker Europas den verbrecherischen Ge­Durchführung dieser Absicht England und Schuß erhalten hat, der sie in die Lage setzt. walthabern, die direkt oder indirekt, die schänd­Amerika entgegen und sie willigten nur in die ihre Kontroll" Tätigkeit ohne Hemmungen zu liche Bebrückung und Versklavung Deutschlands Besetzung des Rheingebietes bis zum Beit- verrichten. Doch die Organe des französischen ins Werk festen, fluchen werden!

vorzunehmen. Frankreich wollte dies tatsäch- Sundert Ingenieure in der mehr oder minder verteidigen.

Es steht fest, Recht und Vertrag sind mit dem Einmarsch der Truppen in das Ruhrgebiet gebrochen worden und so lange dieser vertragswidrige Zu stand andauert, ist Deutschland nicht in der Lage, Leistungen an die jenigen Mächte zu machen, die diesen Zustand herbeigeführt haben.

Ich frage die anderen Mitglieder der Völ­tergesamtheit, ob sie sich Frieden für die Welt und Versöhnung erhoffen, wenn Gewalt über Recht geht, aber ich richte teinen Appellan ſie; denn ich weiß, daß über den Geschicken der Nationen scharfe Interessengegen se walten. Für Frankreich handelt es sich

um die

Politik Ludwigs XIV. und Napoleons des Ersten, die nach dem Zeugnis Jswolstis im Herbst dahin jestgelegt dahin festgelegt wurde, das Deutsche Reich zu vernichten, jene Politit, in deren Dienst im Feber 1917 erklärt wurde, daß die zum Bestande des Deutschen Reiches gehören­den linksrheinischen Gebietsteile von Deutsch land ganz abgetrennt und von jeder wirtschaft lichen und politischen Abhägigkeit von Deutsch land befreit werden sollen, jene Bolitit, die im Jahre 1919 in Versailles hinter ver­schlossenen Türen siegte. Fénelon sagte Ludwig XIV.: Mitten im Frieden haben Strieg geführt und Eroberungen gemacht." Das paßt auch für den heutigen Tag, aber zum Siege führen tönnte eine solche Politit nur dann, wenn das deutsche Bolt selbst versagte.

Sie

Fühlbar geht eine Bewegung durch das deutsche Bolt, wir erfüllen eine Pflicht gegen