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kann
macht, fo Teight fonn man diefes verkehrte WeVor einer Intervention des Völkerbundes?
fahren als letzten Schwimmversuche eines reftungslos Ertrinfenden begreifen.
Wie weit solchen verzweifelten Aktionen ge genüber das von der Regierung Euno geübi Verhalten am Playze ist, bedarf anderer als bloß stimmungsmäßiger Erwägungen. Das ein fache, unvoreingenommene Gefühl begreift voll tommen den heiligen Zorn des Vergewaltigten, der seinem Zwingherrn jeden Dienst auffündigt, es versteht die Weigerung der Zechenbefizer und Arbeiter, unter der Drohung von Bajonetten zu Frohnden, das Verbot des Koblenkommiffärs, Rob len auf das Reparationskonto zu liefern, und die Erklärung der Reichsregierung, alle durch den Vertrag von Versailles festgelegten Verpflichtun gen seien durch den offenfundigen Vertragsbruch null und nichtig. Aber alles Begreifen bringt uns nicht einen Schritt weiter, die stolze 1. berechtigte Heldengebärde führt für Deutschland eine ganze Menge neuer und schwerer Nöte und in Fran weich den verbitterten Willen empor, dem ver stodten Gegner erst recht das Rüdgrad zu bre chen, ein Wirtschaftsfrieg mit allen Fol gen einer Kohlenblockade, einer gelähmten Indu ftric, einer fatastrophalen Teuerung und Valuta zerstörung steht drohend vor der Tir.
21. Jänner 1923.
Inland.
Nächste Sigung des Abgeordnetenhauses
London , 2. Jänner. ( Radio.) Der diplo- schlossenen Türen geführt werden, solange 8. Feber. In der am Dienstag stattfindenden matische Mitarbeiter des Daily Telegraph " fich die Teilnehmer nicht über die Art einigen, Sigung des Präsidiums des Abgeordnetenhauses meint, daß infolge der diplomatischen Unterhand wie die Frage in öffentlicher Sigung behandelt wird, wie wir erfahren, Präsident Tontašek den lungen der letten 48 Stunden der Völkerbunds werden soll. Schon die bloße Tatsache, daß es Vorschlag machen, die nächste Sibung des Abgerat am 31. Januar in Genf zusammentreten möglich wäre, die Frage in einer solchen Weise ordnetenhauses auf den 8. Feber. 1 Uhr nachwird, da ein neutraler Ort als geeignetester Bo- zu behandeln, ohne das es zu einer Zersplitterung mittags anzusetzen. Auf der Tagesordnung beden für eine Verhandlung wegen der gegenwärtis im Rate kommt oder daß einige Großmächte mit findet sich u. a. der Ausschußbericht über die Regen französisch- deutschen Serise angesehen wird. dem Austritte aus dem Völkerbunde drohen, gierungsvorlage betreffend die Regelung des Die Anfangsdiskussion wird, wie der würde nach der Meinung des Korrespondenten Handelsverkehres mit dem Ausland. Mitarbeiter meint, naturgemäß hinter der einen erheblichen diplomatischen Erfolg bedeuten. Budgetausschuß wurde auf Dienstag, den 23. ver- leinen Jänner einberufen. ا}
Warnung fern, weil sie als„ Kleine" fürchten, bei den Großzen" so bloß Anstoß zu erregen, so fann der Zusammenprall Deutschlands und Frantreichs sind im ersten Augenblick zermalm. Schweigt der Völkerbund heute, so wird er mor gen vielleicht statt Völkern dem Höllenlärm der Bernichtung gegenüberstehen! Der große Augen blick gewaltigsten geschichtlichen Geschehens verlangt nach außerordentlichen Handlungen, die Bedenken der Diplomatie jedoch mit ihren verfchiedenen Wenn und Aber können den Augenblid verjäumen, wo die in ihrem Willen fieiften Streitteile noch die Möglichkeit haben umzukehren. Die ängstliche Beslissenheit, mit der Deutschland erklärt, es habe England nicht um Vermittlung gebeten, und England, daß es auf ein solche Bitte nicht einginge, stellt der Einsicht und dem zupackenden Mut der Verant wortlichen das denkbar traurigste Armutszeugnis aus, denn so gerät die Menschheit in die dunkle Sadgasse des Justament" immer tie fer hinein.
Es liegt eine erschütternde Zwangsläufigkeit darin, wie ein verhängnisvoller Schritt im Ruhr gebiet dem andern folgt, und die Welt starrt ge bannt auf das Schauspiel, das sich mit der Wucht eines unentrinnbaren antiken Schicksalsdramas vor ihren Blicken abrollt; aber hier Zuschauer zu bleiben und sich achselzudend mit einem fatalistischen„ Es tommt, was kommen muß!" abzufinden, fann niemand verantwor ten, dem gegenwärtig das Schicksal der Länder und Völker anvertraut ist. Das Verhängnis vom Staffandra, die Königstochter aus Troja , sah Juli 1914 darf sich nach dem, was wir aus jener das Verhängnis ihrer Baierstadt kommen und Statastrophe gelernt haben, nicht in den nächsten konnte es nicht abwenden, so erzählt Homer . Wir Tagen und Wochen wiederholen, die Paffivität glauben nicht mehr an die Götter und an die des angivoll besorgten Zuschauers muß der Al- Barzen, die den Schicksalsfaden spinnen. Wir wif tivität beffen weichen, der die Kultur und Zivilisen, daß einzig und allein der Mensch und die sation Europas durch das Nichtzurückkönnen von Gesellschaft sich selber Fluch und Segen sind. Deutschen und Franzosen gefährdet sicht. Was käme, falle die furchtbare Reibung der Ihre Sträfte rufen wir auf, damit sie in das drohende Chaos Lebensmöglichkeit und SelbstbesinKräfte zur Erplosion führen sollte, ist nicht auszudenten und nicht zu sagen. Zerstört, wie die euronung bringen. päische Wirtschaft in ihren Grundfesten ist, von
Saz zerrissen und von Roheit entstellt, wie heute
die Böller nebeneinander leben, wäre ein jest
entbrennender Krieg ein Kampf
aller gegen alle. Mit Strallen und Zähnen würde der Mensch gegen seinen Nächsten wüten, unser Erdteil wäre ein Trümmerfeld und müßte an öber Furchtbarkeit noch jenes überbieten, das der dreißigjährige Krieg zurüdließ, weil die Verwüstung sich nicht auf deutsches Land beschränken, sondern sich über gan; Europa erStreden würde.
Wir haben bereits auf die Rebe, die der französische Sozialdemokrat Leon Blum in der Pariser Kammer gehalten hat und in der er sich in leidenschaftlichen Worten gegen die Ruhrbefegung wendet, hingewiesen. Da der Reichenberger Vorwärts" gerade gestern in einem von Wut und Haß erfüllten Artikel nachzuweisen versucht, Das Elend und die Verwilderung unserer daß die französischen und belgischen So ialisten ganzen Generation vor Augen, hat jeder mit den nichts gegen die Vergewaltigung Deutschlands hm zur Verfügung stehenden watteln zu ver- unternahmen, sei an der nachfolgenden Rede nicht hindern, daß der glimmende Konflitt in lodern nur die tapfere Saitung der französischen Genosden Flammen ausschlage. Die Arbeiterfen, sondern auch die Lügenhaftigkeit des Reichen schaft ist sich dieser ihrer Sendung bewußt. berger Rommunistenblattes nachgewiesen. Wäh Wir haben die Stimmen der englischen Genossen rend der mutigen Rede Blums herrschte in der bernommen, die zu einem Weltfongreß aufrufen, französischen Deputiertenkammer ein furchtbares mitten im Rachegeheul der nationalistischen Meute hat Genoffe Léon Blum in der franzöfifchen, van derbelde in der belgischen Kammer unerschrocen Worte gefunden, die Gewerkschaften jedes, auch unseres Landes rufen zur Abwehr auf, und der internationale Getvertschaftsbund verhandelt mit ben beiden proletarischen Internationalen, um im gegebenen Augenblid die Beschlüsse von Rom und Saag in die Tat umzuivandeln.
Nun ist es auch die Sache der Regierenden, aus ihrer Reserve hervorzutreten. Aus dem furz sichtigen Egoismus von heute sich den drängenden Aufgaben von morgen zu verschließen, ist ein un berantwortliches Beginnen. Wollen England und Amerika zuschauend abwarten, wo as Poincarés Hartes Zugreifen ausrichte, so können sie sich balb gar leicht genötigt sehen, vergebens Löschbersuche gegen den Brand des Weltgebäudes zu unternehmen. Salten sich die Staaten der Klei nen Entente von jedem Rate und jeder
Krupps Pensionäre.
Bon arge.
Gebrüll. Die Freie Presse", das Straßburger sozialdemokratische Blatt erzählt darüber:
Wie schade, daß nicht das ganze französische Volf ohne Unterschieb der politischen Tendenzen, das den überfüllten Mägen der nobeln Herren entströmende Gebrüll hören konnte. Da wurde geTacht, getobt, gejohlt, geflappert... Da riefen die Edlen der Rechten, als der Sozialist Léon Blum auf die Tribüne stieg, in den Saal:' s Maul halten die Juden! Schweig, Jude! Geh Sauerfrant fressen.( Léon Blum ist elfässischer Abstammung.) Advokat der Bodhjes..."
Und die Mehrheit des Bloe National, zu der wohl viele Einzelne gehören, die soviel nichtfranzöfifche Flegelhaftigkeit nur ungern ertragen, ste schwieg, sie rührte sich nicht, sie unterstützte nicht
einmal den Präsidenten, den sie soeben neugewählt
hatte, Herrn Raoul Péret , der umsonst die Glode hin und herriß, umsonst tie Tobsüchtigen auf forderte, die Reglements zu respektieren und den
sozialistischen Redner anzuhören. So toll, so maßlos niedrig, beschämend wurde es schließlich, daß dem Präsidenten nichts anderes übrig blieb, als die Sigung zu suspendieren.
Der
Die tschechische Presse zur Berurteilung Baerans. Das Pravo Lidu" sagt: Wir hoffen, daß nach dem ersten Aufschrei die großdeutschen nationalen Kreise zur Vernunft fom. Leon Blum ließ sich aber nicht im geringsten men werden und daß sie die Gefahr aus der Taftif, welche zu ungesetzlichen und unqualifi einschüchtern. Er fnüpfte an eine Aeußerung Poincares an, der gesagt hätte, als man ihm entzierbaren Taten führt, erkennen werden. In einer demokratischen Republik haben die Natiogegenhielt, daß von der Besetzung des Ruhrgebiets naken nicht Grund, aus sadistischen Gelüsten zu für Frankreich feine beträchtlichen Einfünfte als Resultat erwartet werden dürften, daß wenig Dingen zu treiben, die mit Gefängnis bestraft immer noch besser sei als nichts."
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Lieber wenig als gar nichts, jagen Sie. Wo bei Sie scheinbar vergessen, daß Sie damit die einzige Operation, die eine Lösung des Gesamt problems ermöglichen würde, die internationale Anleihe, heillos tompromittieren. Um des Prestiges willen opfern Sie die Milliarden, die wir zum Bieberaufbau brauchen.
werden. Wir verurteilen und werden auch im mer den Chauvinismus als das größte Uebel der Menschheit verurteilen, für das in die menschliche Gesellschaft Verwirrung, Brutalität, Gewalt, Bestialität und Striege geworfen werden. Aber wir sind noch weit entfernt von einem Zustand der Menschheit, in dem es zu nationa fer Versöhnung kommen würde. Deshalb ist es nötig, nach einent neuen Voltaire der Toleranz Wenn wir gegen die Politif, die zur Ruhrzu rufen. Dann wird es nicht Verbrechen gebesehung führte, protestieren, dann nicht nur, weil ben, wie das, welches gestern die Prager Ge Böllerrecht, demokratisches und Menschenrecht durch schworenen beschäftigte. Das Ceste Slovo" derlei militärische Sanktionen verletzt wird, jon- meint: Der Prozeß gegen Baeran mußte die dern vor allemt auch im Namen der Interessen Deffentlichfeit interessieren. Die AusspähungsFrankreichs, die Sie in allerschwerster Weise ver affäre des deutschen Abgeordneten, welcher zu lezen, im Namen der erhabensten moralischen In den haßerfülltesten Frredentisten gehört und tereffen sowohl, als im Namen der unmittelbarsten durch seine Handlungsweise die tschechoslowafi und der dringlichsten materiellen Interessen unse- fche öffentliche Meinung unterbrochen reizte, res Landes. Wir überlassen der Mehrheit die volle war nicht die Affäre eines Ginzelnen, das war Verantwortung für diese Politif, die zu verhin die Affäre der deutschen Frredenta, bern wir nicht die Macht haben und für deren deren Idealismus" mit Gehalten gefüttert Zusammenbruch Sie uns auch nicht im geringsten wurde und für seine Ausfähungskünfte geurmitverantwortlich werden machen können. Sandteilt und verurteilt wurde. Das Märchen vom lungen, wie die Besetzung des Ruhrgebiets, fälschen bedrückten Deutschtum schwindet, das angrei das wahre Gesicht Frankreichs . Dem in der Welt fende Deutschtum wird gestraft. Das ist das schon so stark vorhandenen Verdacht, daß Ste Ergebnis des Prozesses. Das äußerst geoffene oder geheime Annexionen beabsichtigen, Berdacht, den ich für falsch, für unberechtigt hal. ten tvill, geben Sie neue Nahrung. Sie erweden den Eindrud, als ob Sie sich mit dem Ruin Teutschlands, mit seinem Bankrot: abgefunden hätten. Und ein Land, wie Frankreich , das jahr hundertelang bas Weltgewissen vepräsentierte, fann nicht lange mit ihm in Rouflift bleiben, ohnental staat ohne Scham, chrios und beserisch vorgegangen werde. selbst schwersten Schaden zu erleiden.
Ihre Politik ist eine Politik des Chaos, des Zwistes, des Bankrotts. Wenn die Kammer die
sofortige Diskussion unserer Interpellationen annimmt, so werden wir Sozialisten einen lesten Versuch machen, um Sie von der Gefährlichkeit und Faischheit dieser Politik zu überzeugen. Aber welches auch Ihr Beschluß sein mag, so erklären wir von vornherein, daß wir Sozialisten bereit find, mitzuarbeiten an Lösungen, die durch den Böllerbund mit Silfe Ameritas herbeigeführt wer den könnten.
echte Urteil wird sicher mit Befriedigung begrüßt werden." Die„ Narodni Listy" bezeichnen die Entscheidung des Geschworenen. gerichtes als einen Leuchtenden Grenz. ft ein und erffären, daß der Prozeß gezeigt habe, daß gegen den kaum gesicherten Natio
Schwierigkeiten bei der Beratung des Gesches zum Schuße der Republif. Wie wir hören, sind in der Kommission, in der die genauen Bestim mungen des Gesezes zum Schusse der Republic ausgearbeitet werden, Unstimmigkeiten eristan best. Es handelt sich um Gegensäse zwischen der nationaldemokratischen Partei, die das Gesetz nach dem Muster des jugoslawischen Ausnahmegesebes formen will, und den beiden sozialistischen Par teien, die diesen Absichten Widerstand leisten. Die Nationaldemokraten werden von den Klerikalen Für die Politik, die sich in der Ruhrbefesung chischen Agrarier sich dem Standpunkt der beiden werftätig unterstüßt, währerb ein Teil der tscheverkörpert, wollen wir aber weder vor unserem tschechischen sozialistischen Parteien angefchloffen eigenen Land, noch vor der öffentlichen Weltmeinung auch nur eine Sekunde die Verantwor- hat. Das heutige Pravo Lidu" läßt den Ges gensatz bereits durchblicken, indem es fagt: m tung tragen. Wenn Sie uns nicht hören wollen, werden wir an das Land appellieren wir werter ist es nötig, die Ansicht, daß die Sozialisten Hinblick auf einige Kundgebungen flerifaler Blät den es über seine wahren Interessen aufklären und den Widerstand gegen ein Gesetz zum Schuße der find überzeugt, daß uns die Ereignisse auch für Republik aus irgendwelchen Tendenz oder Par berhin, wie bisher schon, recht geben werden. Möge die Lektion, die Frankreich durch die Entwicklung erteilt werden wird, nicht allzu ſtreng, nicht allzu grausam ausfallen: das ist unser Wunsch.
Berhaltung des Kommunisten Cachin.
Paris , 20. Jänner. ( Savas.) Nach kurzem Verhör wurde der Abgeordnete Cachin verhaftet.
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teigründen aufgegeben hätten, zu widerlegen. Im Gegenteil die Sozialisten find der Meinung. daß das Gesetz nicht die geringste sozialistische oder arbeiterfeindliche Tenders enthalten darf". Wenn das„ Pravo Lidu" von Sozialisten spricht. so
meint es die Regierungssozialisten. Wir wissen, daß ein Ausnahmsgeseß, das unter der Aegide der Großfapitaliſtiſchen nationaldemokratischen Partei fegelt, avbeiterfeindlichen Zwecken dient.
waren gleich allen anderen gefesselt. Stein Strupp- Die Klagen der alten Struppianer wollen tein| Es ist tatsächlich nicht alles Gold was glanzt, am scher Arbeiter durfte es wagen, öffentlich in irgend Ende nehmen. Leider ist es heute zu spät, wenn allerivenigsten aber die Kruppsche Wohltätigeiner Weise für die Sozialdemokratie oder die nicht die Leute, die von ihnen selbst als der innere feit". freien Gewerkschaften tätig zu sein. Wurde es Feind bezeichnet wurden, zwischen denen und sich Heute legt Krupp auch nur wenig Wert festgestellt, daß er Abonnent einer sozialistischen man das Tischtuch zerschneiden mußte", in die darauf, den Wohltätigen zu spielen. Die VerBeitung war, war sein Schicksal besiegelt. Direkte Bresche sprangen, um zu retten, was zu retten ist. galtnisse haben sich eben geändert. Die Revo Tollfühnheit aber, die an Selbstmord grenzte, war Worin bestand nun die Kruppsche Wohl- intion hat das patriarchalische Verhältnis, das es, wenn er fein Butterbrot in so ein gefährliches Firma und Arbeitnehmer verband, zerstört. Heute Blatt widelte. laßt Strupp die Dinge gehen, wie sie wollen. Die Wohltätigkeit" besteht zwar noch dem Namen nach, doch fönnen die Pensionäre bei dieser Wohltätigkeit berhungern.
tätigkeit?
Er gründete mit dem Gelde der Arbeiter ein Pensionskasse. Jedes Mitglied dieser Kasse war bis an sein Lebensende vor dem Hungertode geschüßt.
Weiter baute Krupp von dem Gelde seiner Arbeiter Häuser für diese und die Pensionäre. Beziehen durften solche Häuser aber nur solche Leute, deren Gesinnung drei- und vierfach gesiebt war.
In der Industriestadt Essen hat sich seit dem Striege manches geändert. Manches Gewesene ist zerstört. Nur eines erhält sich aller Wahrheit zum Troß. Das ist der Nimbus, der die Firma Strupp als Wohlfahrtsfirma umgibt. War es darum ein Wunder, wenn die Wer vor etwa 25 Jahren nach Essen tam, Struppianer sich von aller Politik fernhielten und dem tiang der Name Krupp in allen Tonarten den Kopf in den Sand steckten? Stann es weiter entgegen. Strupp, der Vater der Stadt Essen , verwundern, daß die gelbe Organisation bei In der Vorkriegszeit bezahlte jeder Arbeiter Krupp , der Kanonentönig, Strupp der Wohltäter. Strupp überwucherte? der Firma Krupp an jedem Lohntage, also alle 14 Die Freundschaft Strupps war gesucht von Kaiser Der Kruppianer, insbesondere der Kruppsche Tage, drei bis vier Gold- Mark in die Pensionsund Königen. Strupp war allmächtig, so allmäch- Pensionär von heute, trägt ein gerüttelt Maß tasse. Nach 25-40jähriger Tätigkeit fonnte er tig, daß ein Kaiser, der ihn zum Verbündeten eigener Schuld an seinem erbarmungswürdigen pensioniert werden. Die Summe, die er dann er hatte, es schon wagen fonnte, den Kampf gegen Schicksal. Hätte er sich der Wohltaten", mit Krupp unterstützte die Witwen und Waisen hielt, ermöglichte es ihm, seinen Lebensabend in eine Welt von Feinden aufzunehmen. Und nicht denen er überhäuft wurde und die er bis auf den mit dem Gelde seiner Arbeiter in vorbildlicher Ruhe zu begehen. Ich gebe zu, daß diese Staffe nur gegen den äußeren Feind war Strupp ein letzten Pfennig selbst bezahlte, bei Zeiten erwehrt, Weise. Kurz, er überschüttete seine Untertanen" für die Beteiligten manches Verlockende besaßz. Schuß er war auch der beste Beschüßer der es ginge ihm heute vielleicht besser. mit Wohltaten, die ihn feinen Pfennig tosteten. Verständlich ist es auch, daß ein Arbeiter, der Reattion in Deutschland . Er hat es wie fein an Wie horchte die Welt auf, als im Reichstag Strupp machte sich mit dem Golde seiner Ar- zehn Jahre und länger seine Beiträge bezahlt derer verstanden, feine Arbeiter, die Struppianer, um das Jahr 1905 herum der verstorbene Ab- beiter einen Namen, er verstand es, nur die glän- hatte, sich wohl hütete, den Unwillen der Firma in sllavischer Abhängigkeit zu erhalten. Er schmic. geordnete Otto Hue den Schleier von der Strupp- zende Seite seiner Wohltätigkeit zu zeigen, wäh- u erregen, denn, wurde er entlassen, war sein dete sie an Retten, die von ihnen gern getragen schen Wohltätigkeit abhob, als er den Wohltäter rend von den Schattenseiten niemand sprach. wurden, weil sie sich weich und warm um Nacken trupp seines Numbus entkleidete. Alle Welt war Der Fremde, der nach Essen kommt und sich Aus Vorstehenden ist ersichtlich, welchen und Füße schmiegten. Und wehe den Fremden, entscht, sogar die Struppianer. Sie aber nur, von Angehörigen der Firma durch die einzelnen die es wagten, den Namen Krupp zu verun- weil es ein Mensch wagen konnte- und zwar tatsächlich reizenden Arbeiterkolonien führen läßt, glimpfen. einer, der die Wohltaten am eigenen Leibe ver- wird voll des Lobes sein über die Fürsorg: der Und warumt war das so? Weil Krupp sich spürt hatte gegen ihrem Abgott Strupp in fol- Firma Strupp. Den anderen aber, der sich einer den christlichen Grundsay: Lasse die Linke nicht cher Weise aufzutreten. Sie machten die Ver- anders orientierten Führung anvertraut, werden Strick, der die Arbeiter an sie fesselte. wissen, was die Rechte tut," in feiner Weise zu fehlung" Sues bei der nächsten Kaiserparade die Haare zu Berge stehen, wenn er durch Sirupp- Nun herrscht bei Krupp, wie auch auf allen eigen machte. Natürlich gab es Leute, die den durch besonders stramme Haltung wett. Und sche Wohnhöhlen geführt wird, in denen das anderen großen Werten, ein ziemlicher ArbeitsZweck des Wohltuns wohl erkannten, aber sie heute! Grauen in des Wortes vollster Bedeutung wohnt. wedsel. Tausende und Abertausende verließen
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Geld futsch.
Zweck die Firma mit der Stasse verfolgte. Die Arbeiterschaft trug das Geld zusammen und die Firma schaltete damit nach ihrem Gutdünken. Sie drehte also aus dem Gelde der Arbeiter den