4. Feber 1923.

die an epileptischen Anfällen litt, hat jedenfalls in einem solchen Anfall eine angezündete Kerze ins Bett fallen lassen. Die ärztliche Obduktion ergab, daß die Greisin durch die Rauchentwicklung erstickt ist, bevor das Feuer ihre Kleider ergriff.

Ein Kind aus den Händen seiner geistestranken Mutter befreit. Beim Wiener   Jugendgericht war in

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- Jn 2inz können wegen des hohen Wasserstandes| Sträffing, der für die Sausarbeiten verwendet|( heute Bürgermeister von Wien  ), Bretschnei­die Schiffe nicht mehr unter den beiden Donau   wird) ihme stets die Blechschale mit der Suppe der und Täubler die Auflehnung gegen den brüden durchfahren. Die Notwohnungsanlage Katso brachte, daß er sie zwischen die Finger nahm, luegerischen Wahlrechtsschwindel. Bein täg z enau bei Linz   mußte bereits wegen Ueberschwem sotaß sich die Finger in der Suppe befanden. lichen Spaziergang im Hof trafen sie sich und mungsgefahr geräumt werden. Adler versuchte ihm zart nahezulegen, daß das sprachen unter Aufsicht über Parteidinge. nicht appetitlich sei, indem er sagte:„ Aber Sie Lektüre hatte Adler, wie Täubler dem Heraus­werden sich doch die Hände verbrennen, wenn geber erzählt, damals im Gefängnis den eben

der lehten Zeit die Anzeige erſtattet worden, daß in Erinnerungen an Biftor Adler. Einzelne fleine Geschichten aus der Zeit, da Viktor Adler   eingesperrt war, sind mir im Gedächtnis geblieben. Adler selbst erzählte mit großem Vergnügen folgende Erlebnisse während des Absigens einer seiner vielen Arreststrafen int Landesgericht, die er vom Holzinger- Ausnah mesenat wegen der Artikel der„ Gleichheit" er halten hatte:

Sie fie in die Suppe taschen". Worauf der erschienenen ersten Band von Bismards Erin­gute Mann antwortete:„ Ohna, dös bin i schon so gwöhnt, dös mocht mir gor nir".

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der Neustiftgasse   in Wien   VII. eine anscheinend nerungen und Die Geschichte der englischen geistesgestörte Frau mit ihrem Kinde lebe, das sie Trade Unions von Beatrice und Sidney Webb  ;. nicht zur Schule schiden wolle. Die polizeilichen Er­die anderen Verbrecher lasen Goethes Werther hebungen ergaben, daß es sich um die Private Marie und Wilhelm Meisters Lehr- und Wanderjahre Hasza und ihre elfjährige Tochter Juliane han Adler hatte bei allen seinen Strafen die sowie Seine. Während dieser Saft erledigte delt. Die Frau verwehrte, jedem den Eintritt in ihre Rechte eines politischen Gefangenen, konnte da- Adler aber auch die Einrichtung einer eigenen sehr verwahrlofte Wohnung und befaßte fich viel mit her eigene Kleider tragen und sich selbst ver Druckerei für die Arbeiter- Zeitung  " und die Spiritismus. Einem Kanzleisekretär des Jugendge­föſtigen. Im Landesgericht hatte er gemäß dem lebersiedlung des Blattes in die Mariahilfer richtes, der als Geldbriefträger in der Wohnung der Reglement das Recht, aus der Landesgerichtsstraße. Ohne den Auflauf" hätte dieser längst Frau Hasza erschien, gelang es, der geistesgestörten Adler ging täglich in der dazu bestimmten füche um 1 fl. 50 fr. täglich auszuspeisen. totvendige Schritt vielleicht noch längere Zeit Frau nach stundenlangen Ueberredungen und Be Stunde im Gefängnishofe auf und ab, unter Unier besonderen Scherereien der Haft gebraucht. ruhigungen das Kind wegzunehmen. Dabei benahm bhut der Aufseher. I'm Hofe spielte ein hatte er nur nach seinem Antritt der Strafe sich die Frau sehr aufgeregt und versuchte durch aller- Senabe, ein Aufseherkind, mit dem Reifen. Da von vier Monaten im Landesgericht zu leiden. Eines Abends arbeitete Adler gerade int lei spiritistische Mittel und Hokuspokus die bösen schnellte ihn der Reisen aus der Hand und Es wurde ihm das Rauchen verboten und der Geister", die sie bedrohten, zu bannen. Erst als der flog auf einen Baunt. Der Bub lam bittend plöbliche Nikotinentzug bewirfte einen so star- Beitung" in der Schwarzspanierstraße." Da er feiner Stube in der Redaktion der Arbeiter­Kanzleisekretär der Frau immer wieder versicherte, sit dem im Kreise wandelnden Adler:„ Gehns, fen Zusammenbruch, daß er nach einigen Ta- schien ein Herr, der den angesammelten Redak­daß man das Kind ihr nicht abnehmen, sondern nur bitt schön, tans mein Reif oba, Herr Rauber!" gen wieder die Erlaubnis erhielt, eine Zigarre auf's Land zur Erholung schiden wolle, ging die Der Räuber tat so und die Erinnerung machte täglich zu rauchen, was ihm als politischen Ge­Frau in die mit schwarzem Tuch ausgeschlagene, ihm stets große Freude. fangenen zustand. Küche und ließ das Kind fortführen. Auf dem Po.

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lizeikommissariat Neubau wurde die Geistesgestört.! Als Adler das erstental ,, einrückte", behan. heit der Frau festgestellt und man übergab fte der delte ihn der Gefangenaufseher sehr schroff und psychiatrischen Klinik. Das Kind wurde einer Suwar sehr mürrisch. Adler flopfte im auf die gendherberge zur Pflege übergeben. Schulter und sagte zu ihm: Gehts Ihnen denn gar so gut, daß Sie so schreien?" worauf der Aufseher zusammenfuhr und sagte:„ San Se am End der Dr. Adler?"

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Vetrunken erfroren. Wie aus Udwiß ge­meldet wird, ift dort in der Nähe der Gemeindesand­grube der 40- jährige Knapp aus Taus erfroren aufgefunden worden. Taus hat, wie sichergestellt wurde, ziemlich viel Alkohol zit sich genommen und ist dann im truntenen Zustande in der Sandgrube liegen geblieben und erfroren. Ein gleiches Schid fal hat jedenfalls den Musiker Anton Held aus Gottes gab ereilt, der in schwer bezechtem 3n­stande aus dem Gesthof Bergschlöffel" in Oberwie fental i. S. hinausgeworfen wurde und seither ver­schollen ist.

Die Hochwasserkatastrophe.

Nach den letzten Berichten hat das Hochwasser in Prag   das Maximum erroicht und ist seither nicht mehr gestiegen. Auch die Nebenflüsse der Moldau find nicht höher angeschwollen und man verzeichnet

teuren es war sehr eng dort in der Schwarz­spanierstraße, es gab noch keine eigenen Tob zellen" erklärte, er müsse Herrn Dr. Adler unbedingt sprechen. Obwohl Adler sehr beschäf Während Adler im Arrest, dieses Mal des tigt war, ließ er sich nicht abweisen. Also fam Bezirksgerichtes Neubaut, vier Wochen abfaß, Adler etwas verärgert heraus. Herzlich be­ging wieder einmal ein schärferer Wind", und grüßte ihn der fremde Herr:" Ja, fennens mi der Gefängnisarzt verweigerte ihm die eigene denn net mehr, Herr Doktor? Freili, wir ha Verköstigung troß eines chronischen Darm- ben uns schon lang net gjehn. Wann sehen fatarrhs, an dem Adler litt. Adler kam ziem wir uns denn wieder? I bin ja der Gefangen­lich herunter, und erst durch Intervention von auffcher", und er nannte feinen Namen. Nun Freunden gelang es, ihm die Eigenverföstigung, mar Adler orientiert. Er begrüßte den Herrn lich sein sollte, wieder zu ermöglichen. die bei jedem politischen Häftling selbstverständ ebenso herzlich und gab ihm eine Zigarre. Dann nahnt der freundliche Mann Abschied und sprach die in diesem Wunde etivas ominöfen Worte: Auf baldiges Wiedersehen, Serr Doftor!

Einmal gegen Abend hörte Adler in der Belle von weitem auf einem Klavier Beethoven  spielen. Er rückte den Tisch zum Fenster, stellte den Sessel drauf und kam so zum Fenster, um Adler hatte immer Einzelhaft, nur im auf diese Weise besser zu hören. Doch schon Jahre 1894, im Bezirksgericht Sechshaus  , war nach wenigen Minuten wurde der Kunstgenuß er einen Monat mit anderen Genossen beisam­durch die Stimme des Wachtpostens im Hofe men. Zuerst Ellenbogen, der dann von unterbrochen, der hinaufschrie: ,, Rauberbua, Schuhmeier abgelöst wurde. Bei dieser ge elendiger, wirst net glei obagchn!"

meinsamen Haft, die im Sommer stattfand, richtete er eine Art Wafferfur ein, indem sich die beiden Häftlinge täglich mit einem Waffer hat aber später immer wieder gesagt, daß die ſchaff und einer Gießkanne abgoſſen. Adler

Michael Schacher! in ,, Viktor Adler   vor Gericht". ( Berlag der Wiener   Volfsbuchhandlung.)

Kleine Chronit.

Parifien" melbet aus Tim buttu, daß die" Auto­Reise durch die Wüfte angetreten hat.

Durch die Wüste mit dem Automobil.„ Petit

sogar bei einigen von ihnen ein leichtes Senten des ein geschwärztes Glas geliehen, um das Natur Einzelhaft doch weitaus vorzuziehen sei, da man mobilexpedition quer durch die Sahara   die zweite

durch die Geſellſchaft zu ſehr vom Arbeiten ab­gelenkt werde.

finsternis statt. Den Häftlingen, die im Hofe Am 16. Juni 1890 fand eine Sonnens spazieren gingen, wurde von einem Auffcher creignis verfolgen zu können, und Viktor Adler  Wasserspiegels, sodaß mit dem Zurückgang des Hoch- wurde erlaubt, ihnen im Sof des Landesgerichts waffers der Moldau während des heutigen Tages zu einen Vortrag über das Wesen der Sonnen­Antos aus Baumwolle. In baumwollreichen rechnen ist. Im Bezirke von Groß- Prag stand ge- finsternis zu halten. Für viele der Häftlinge Ländern, besonders in den Bereinigten Staaten, wo Während Aeler als reueloser Sünder in ein Ueberfluß an diesem Stoff herrscht, verwendet stern vormittags das Moldauwaffer in Branik bedeutete dies die erste theoretische Bekannt einent Bezirksgericht eine Arreststrafe abfaß, man die Baumwolle zu Zweden  , die uns zunächst Drei Meter über dem normalen Stande. In Podschaft neit diesem astronomischen Ereignis. baba ist die Straße überschwemmt, sodaß der Fuß­wurde eine Verhandlung bei einem anderen sehr überraschend erscheinen. Wie in„ Ueber Land verkehr über den Bahndamm abgewidelt werden Bezirksgericht gegen ihn ausgeschrieben. Er and Meer" erzählt wird, ist das Neueste in dieser muß. Auch in einige Keller in Podbaba und in Als Adler ein anderes Mal, ich glaube, es wurde daher von einem Gefangenaufseher aus Hinsicht die Herstellung von Kraftwagen aus Lieben ist Waffer eingedrungen. Die überschwemmte war die zweite Baft, beim Bezirksgericht eine dem Arrest in das Bezirksgericht des anderen Baumwolle. Man verwendet bazu hochgrabig war fein Un gepreßte Baumwolle, die der Erfinder dieses neuarit. Bubentscher Infel mußte geräumt werden. Die Strafe abzufigen hatte, tam ihm die Zelle nicht Bezirkes geleitet. Der Mensch Wasserkommissionen von Rarolinental und genug reinlich vor. Er machte sich eine Papier   mensch und führte Adler nicht nur zum Be- gen Materials" Cottonid" genannt hat. Man Lieben haben Permanenzdienst. Die Liebener düte, sammelte den Staub aus den Zimmer zirksgericht, sondern auch in seine Wohnung zu glaubt, daß die Eisenkonstruktionen der Autos in Zu Brücke ist weiter für den Verkehr gesperrt. Auch ecken darin und verlangte, daß diese Substanz seiner Familie, die über den wirklich unerivar- funft immer mehr durch Baumwolle ersetzt werden aus der Chrudimer Gegend wird Hochwasser ge- auf Tuberkelbazillen untersucht werde. Natir- teten Besuch ebenso erfreut als überrascht war. fönnen, und in den Fabriken des„ Autofönigs" Ford meldet. Die ungeheuren Wassermengen im Flußbett lich begnügte er sich damit, daß die Zelle gründ- Adler und sein Wächter aßen etwas, und dann ist man bereits im großen dazu übergegangen, ge­der Chrudimka drohen in der Umgebung von Nalich aufgewaschen wurde. Ob er dabei dem ging es wieder zurück in den slotter. Der Auf- preßte Baumwolle bei dem Bau der Wagen zu ver­javrt und Pardubiz riesige Ueberschwemmun- Aufseher einen Vortrag über die Zungentuber- seher riskierte damals wirklich etwas. Sollte wenden. Das Cottonid befigt eine Dauerhaftigkett, gen anzurichten. Ebenso werden große Ueber- tuloſe hielt, weiß ich nicht. Ausgeschlossen ist eine gute Tat vollbracht hat. er noch am Leben sein, möge er wissen, daß er Zähigkeit und Leichtigkeit, die von keinem anderen Stoff überboten werden können. Es eignet sich auch dazu, beim Hausbau an die Stelle der Bad. steine zu treten, und würde bei Eisenbahn­Im Wiener Landesgericht saß Adler die wagen eine gewaltige Gewichtsersparnis bedeuten. lezte Areststrafe( 1900) ivegen Auflaufs" ab. Man hat ja bereits früher Baumwolle zur undo. Gleichzeitig mit ihm büßten dort Reumann mentierung von Bauten verwendet, die auf

schwemmungen aus Desterreich gemeldet, da die es nicht. Donau   ungeheuer gestiegen ist. Dazu wütet in Wien   seit einigen Tagen ein furchtbarer Sturm, der bei dem traurigen Zustand der Wiener   Häuser leich tes Spiel hat und unzählige Bauschäden verursacht.

Mein Heim.

Von Alfons Pehold.

Ein anderer Vorfall, der mit der Gefäng nishygiene im Zusammenhang stand, ereignete sich bei seiner ersten Strafe, wo der Fazi"( der

sucht der Erde: Die Sehnsucht nach dem Erkennen der Welt im Kreise der Wesen und Dinge.

Tausend und aber Tausend Herzen schlugen im Laufe der Jahre wieder fromm und weltfröh Die Eigenart des verstorbenen Dich Schritte sich hoben und sentten, die zu den Heim Die Eigenart des verstorbenen Dich lich, wenn ihre Blutwellen zum Takte der schnellen ters: seine sprühende Empfänglichkeit, der Schönheit, der Kunst und des Wissens streb seine Kulturbegeisterung sein beschwingter, tent. feinsten Stimmungen sich hingebender Stil

Das Haus der Freude!

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gesidert war von dem Elend der Bewohner, war| Tagsüber in dem qualmigen Dämmer öl Der Abend vieler Qual, unfäglicher Mutlosigkeit und schweißdunstdurchzogener Fabritsäle, staubi­und unbändigstent Hasse begegnet. Tränen, ger Werkstätten im Banne des Dämons Industrie, diamantglänzend, hingen in seinem schattenden mit vor Haft unnatürlich verkrümmten Fingern, mußte über all den Jammer, den er fah. Bart. Tränen, die er täglich aufs neue vergießen verdorrten Gehirnen und eingetrodneten Herzen ihnen nicht zu Genuß kommende Werte schaffend, stehen nun die Volksstudenten und studentinnen in der Sonnenhelle und Freiheit einiger herrlicher Stunden, und alles in ihnen ist wirkendes Den­fen und blühendes Gefühl der Freude am Leben.

Die erdenstarke Weisheit und Daseinsfröm­migkeit großer Dichter, der Wahrheitskampf be­rühmter Gelehrter, der proftische Wert renfer Wissenschaften und Seenntnisse, die der Tag und die neue Zeit verlangten, die Stenographie, das in die Gesetze der Naturwissenschaft, Geographie, Erlernen fremder Sprachen, das Einsichtnehmen Geschichte und Kunst, nimmt von ihnen auf zwei Stunden festen Besitz und bringt die uralte Heilig­feit gottgeweihter Sabbattage in die Abende der langen Woche.

Denn in jeden Raum mußte er treten, seinen Frieden verkünden. Und wie oft wurde er vom prägt sich in diesem tiefgefühlten Symnus Gärung gewesenen und nun aufzischenden Baffes schlagen. Und in den feurigen Tagen des lang in Wahnwiß der Not in das gütige Angesicht ge auf das Wiener   Volfsheim und damit auf der Masse, in der kochenden Zeit der großen Lohn­So war es für ihn jeden Tag immer aufs die Bildungsbestrebungen der Arbeiter- kämpfe, des Meſſens der politischen Stimmen- neue ein warmer Troft und eine helle Freude, Classe überhaupt vollendet aus. macht von Partei gegen Partei, da hörte man wenn er zu dem Volksheim kam. Es stand ganz in glüdlicher Sonne. War oft im wildesten Trubel einer abendlichen Ver Da stand schon das breite, gütige Tor offen, jelbst mit seinem leuchtenden Anstrich ein weißes fammlung einen, auf sich selbst besinnend, vor als wolle es sagen: Steingestirn in dem Grau des Verfalles und des fich hersagen: Elends seiner Umgebung. Bieber Abend, wie schön von dir, daß du " Jest hätte ich bald vergessen ins Volfsheint wieder da bist! Was machen denn meine Brüder 311 gehen. Heut' hab' ich ja englische Stunde!" im Wald?" Es war noch eines der jetzt schon so selten Ein großer Saal mit sechs Fenstern in den werdenden Wiener   Volkslieder aus Holz und Zahnlose, greisig umfaltete Münder, aus Garten hinaus, und vier Kleinere Näume mit denen schon viele grausame, lebensverächtliche, Bänken, Tischen, schwarzglänzenden hohen Schul- Da stehen und sißen die Aufrechten, die Moosgrüne Holzschindeln deckten das alte, weltanspeiende Worte gefallen waren, sprachen tafeln und vielen Schränken, die eine Menge Stühnen, Wachenden, die Soldaten der Zukunft und hochgiebelige Dach, saugten die goldige Liebe Got- diese zwei Silben mit derselben jungen Begei Bücher, getrocknete Pflanzen, ausgestopfte Tiere lernen ein neues Welthorchen und Schauen, das tes ein: Regen, silbernen Schnee, Sternen- und sterung und tönenden Freude aus, wie der vier- und eigenartige Inſtrumente aus Glas, fein ihnen einen föstlichen Wert gibt: Sie ahnen und Sonnenweisheit, und gaben den weißen Mauern zehnjährige Lehrbub, der trok harter Tagesar poliertem Stahl und Messing enthielten, warteten wissen es zum Teil schon, wie schön, weise und unter sich das Gefühl innerlichen Reichtums und beit zwei Lehrstunden besuchte, um recht schnell schon ungeduldig auf ihn, und als die Stiege unter gottnahe jegliches Dasein iſt. stiller Beharrlichkeit. Aus faltem, sinnarmen in das Licht des Wissens aufzuwachsen. feinem leichten Tritt ganz sachte erzitterte, ging| Das Tor fnarrt auf. Eisen war nur der metergroße Stiefelschild des ein stummer Jubel durch das Haus. Schusters, der, zugleich Hausdiener und Torwart,

Stein.

Volksheim!

Es war ja eine Lichtquelle heiligster Art. In seiner ewigen Freude versant jeglicher

Das war der Abend.

Einige Dußend Menschen strömen daraus, Und da famen auch schon viele junge Men- wandern ihren groben Betten zu. Bald verschlingt

schen, die der Abend noch kurz vorher, wortkarg sie die Finsternis. Aber jeder von ihnen bringt und mit müden Gefichtern in den Fabriken, Näh- ein innerliches Licht, das leuchtet ihnen allen stuben und Werkstätten hatte schaffen sehen, mit heim, manchen wohl noch darüber hinaus in die Büchern unter dem Arme und Frohsinn in den Ferne wacher Träume. Das Boltshaus ist still geworden, schlafen entrußten und arbeitsstaubbefreiten Augen, und füllten Saal und Zimmer. Es war auch mancher gegangen. bejahrte Mensch darunter, dessen durchkerbies Antlik den Widerschein der frohen Jugend um fich trug.

Heizer, Beleuchter und Behüter aller möglichen Weltschnus und Larm., Und jeden Tag schritt Bücher und wissenschaftliche Dinge, in den zwei ein Wanderer, immer ein und derselbe, auf das menschenhohen Stuben neben dem mächtigen, Haus zu. dunkelgrün angestrichenen Haustor hauste, über dent das Handwerksschild in nimmer vastender Weit auf warfen sich die sieben Fenster des Unruhe hin und her baumelte und mißgünstig Obergeschosses dem treuen Gesellen in die lieb zu der schönpolierten, langen Tafel aufblickte, die reichen Arme. den Namen des Hauses mit schwarzen, stolzen Lettern in die Welt hinausfang: Volksheim! Der brachte die weite Stille der Felder, die Straft des Waldes und die Weisheit der Ferne mit. Wort voll donnernder Bewegung, schöpfe- Gern nahm er die Gastlichkeit des Volks. Bald war das ganze Haus voll Licht, Freude rischer Straft und friedlicher Ruhe der Erkenntnis. heims in Empfang. Auf dem beschwerlichen Weg und Wißbegier, und die menschlichen Stimmen Die Gasse, in der dieser Name prangt, ist über die westlichen Verge, steinigholperigen Stra- tlangen barin wie Gesang. heilig geworden und das Mekka   einer neuen Relien, feuchten Wiesen und durch stinkende Gassen, Dann verließ der Abend immer nur ungern gion. von den Steinlöchern der Armut gebildet, be- diese ihm so liebe Stätte, um der Pflicht seines Ungezählte Füße trugen schon über ihr hol- herrscht von den Industrieburgen, durch jene ober Daseins zu folgen und wieder in falsche Freude periges Straßenpflaster die feligste, edelfte Sehn weltlichen Ratatomben, in denen jeder Stein voll- und Elend zu sehen.

Volksheim!

So hab' ich dich gesehen, als ich einer deiner Studenten war und allabendlich aus deinem Jungbrunnen den Trank der Lebensfreude und Daseinsliebe schöpfte.

Heute bist du ein stolzer Palast, ein Stönigs­schloß des Wissens, aus dem alltäglich des Abends eine gewaltige Lichtfülle strömt. Voltsheim!

Ein alter Proletarierstudent grüßt dich!