Seite 2

8. März 1928.

Der Kampf gegen das Schußgesek.

Im Grulicher Bezirke.

gehen doch im höchsten Grade unehrlich, denn ftes, fcheine"(!), die deutschen und magharischent stische Führung dorthin gestedt hat. Mögen die[ litionspolizisten nichts geschehen werde und daß waven es, die vorerst ein gemeinsames Vorgehen Bürgerlichen wie auch Sozialdemokraten hätten Reclierten ihre Polizisten ausriiden lassen, ihnen der Kampf anderswo werde ausgefochten mit den deutschen Sozialdemokraten gegen das die Versicherung erhalten, daß das Gesetz nicht wird im Parlament von uns nichts geschehen. werden. Der Sprecher der Stommunisten befand Schutzgesetz verlangten und dann im legten gesen sie Anwendung finden werde und daß sie Den Kampf werden wir an anderem Orte aus sich also noch am Sonntag mit uns in völliger Augenblick, ohne das Einverständnis mit unserer darum durch ihr Verhalten zu Helfern der Res fechten. Uebereinstimmung, hatten doch die Kommunisten Partei zu suchen, sich die neue Taktif wählten. gierungsmehrheit" sich machten. Und der edle Wie man also fieht, lehnt hier Schmeral die gleichzeitig mit den deutschen sozialdemokratischen Um die Frivolität dieses Vorgehens zu erfaf., Vorwärts" brüllt es mit fetten Lettern hinaus: physische Gewalt im Parlament ab, erklärt, daß Abgeordneten den Verfassungsausschuß verlassen. fen, muß man im Auge chalten, daß die Kommu- Die Kommunisten kämpfen allein! Sie lassen das Raufen mit Parlamentspolizisten nicht eine Auch hier war die einzige Sorge der Stommuni nisten selber daran leinen Augenblid glaubten, unsere Genossen in Stich und verlassen mit den politisch nügliche Art der Bekämpfung des Ge- sten: Wie kann man den deutschen Sozialde durch ihre Obstruktion werde und könne die Ge- Deutschbürgerlichen den Saal." Wenn fette Let- setzes ist, daß durch eine solche Rauferei das Ge- mofraten eins verseven?" Das genügt zur Chare sezzwerdung der Schutvorlage verhindert werden. tern die Fähigkeit hätten, die Wahrheit ins Gerenjes nicht verhindert werden kann, daß den Koas afterisierung dieser Partei. Die Methode, deren sie sich hier bedienten, ist die teil zu verfehren, die Kommunisten hätten längst 0083008 von ihnen in allen politischen und gewerkschaft den Siegespreis davongetragen! Aber so muß es fichen Kämpfen seit langent belirbte: sie bestimmen für jeden sichtbar sein, welchem 3wede der die Taktik und suchen die anderen Parteien in ihre tommunistische Radau diente. Es iſt Gefolgschaft zu zwingen; weigern sich diese, dem erlogen, daß die deutschen Sozialdemokraten Diktat bedingungslos zu gehorchen und die Be- die Kommunisten im Stiche ließen, vielmehr ist Im Laufe des gestrigen Tages find uns nahmsgefes gerechtfertigt. So aber war und ist fehle der Kommunisten als ferrige Sache hinzu es Tatsache, daß die Kommunisten das einheit weitere Berichte über die von unserer Partei es gerade die Arbeiterklasse, welche schon früher, nehmen, dann suchen sie sie vor der Arbeiter i Vorgehen mit unseren Genoiien gefprengt gemäß dent Beschlusse des Reichsausschusses ver- als noch keine tschechoslowakische Republif exi schaft des Verrates" zu beschuldigen. Auch dies haben, nur zu dem wede, um das Schubgeset anstalteten Protestversammlungen zugekommen. stierte, für die Errichtung der Republik , für mal ging ihr großer, so dramatisch inszenierter zu einem nichts würdigen Werbe mit Der Verlauf der Versammlungsaktion, die noch die republikanische Staatsform kämpfte. Genoffe Kampf" im Parlament nur darauf hinaus, die tel für sich zu benüßen." nicht abgeschloffen ist, möge den Machthabern in Beiser verwies auf die große Sozialistenhat uns deutschen Sozialdemokraten zu entlarven", ob- Wieder einmal zeigte es sich, daß den Kom Prag , die mit Hilfe der ihnen blindlings erge ter Bismard in Deutschland . Das Resultat dieses wohl sie selber wenige Stunden vorher die Un munisten jedweder Ernst und jedes benen Mitglieder der Koalitionsparteien in der Erempels sollte doch unseren furchtsamten möglichkeit zugaben, den Kampf gegen das Schub- Verantwortlichkeitsgefühl abgeht. Dienstagfißung des Abgeordnetenhauses das Staatsstüben eine Warnung sein. Das Soziali­gesetz auf parlamentarischem Boden auszutragen. Auch beim Schutzgesez, das die Arbeiterschaft aufs Schutzgesez" ohne jede Rüdsicht auf die Oppo stengesetz in Deutschland unter Bismarck hat ge­Und nun erwäge man angesichts der ganzen schwerste bedroht, war ihnen die Hauptsache ihr ſitionsparteien zur Annahme bringen konnten, rade das Gegenteil gezeitigt, was beabsichtigt Valtung der Kommunisten während der Bera- armseliges Parteifüvpchen an dem Feuer der Er ein Mene- Tekel fein: die deutsche Arbeiterschaft war. Die Arbeiterbewegung ist durch die fort­ung des Schußgesebes, ob sich jemand finden requng der Arbeiterschaft zu kochen. Sie werden in diesem Staate ist nicht gewillt, das Schand- währenden Verfolgungen groß und stark gewor fönnte, der ihr Vorgehen ernst zu nehmen im nicht verhindern fönnen, bak die Arbeiterschaft gefes ruhig hinzunehmen und sie wird ihre den, und als die herrschende Klasse sah, wie sehr stande wäre. Noch vor der Beratung des Ge diefes betrügerische Manöver durchschant! ganze Straft einsehen, um der anstürmenden Re- sie sich geirrt hatte, mußte sie das Ausnahmsgeset jeyes im Verfassungsausschuß waren die fommute aktion einen unüberwindlichen Damm entgegen- aufheben. So wird es auch bei uns der Fall sein. nistischen Abgeordenten dafür, durch Eingehen in zuseßen. Die Einigkeit und Geschlossenheit der Die Ausführungen des Genossen Weiser wurden die fachliche Beratung eine Verbesserung" desp Arbeiterschaft, die dem Rufe unserer Partei in wiederholt mit Zustimmungsrufen unterbrochen. Gesezes herbeizuführen. Sie ließen sich von die Wie fie prechen und handeln. Massen gefolgt ist, ist die sicherste Bitrgschaft da­jer Absicht abbringen, als ihnen von unseren Ge­für, daß der weitere Kampf gegen das Schutz­nossen bewiesen wurde, daß das Gesetz ein Der Reichenberger fommunistische Bor- gejezz" auch nach dessen Annahme im Ab- Die sozialdemokratische Bezirksorganisation Ganzes ist, daß jede Flidarbeit an ihm auswärts" weiß an dem Tage, da er den Lesern geordnetenhaus mit unzerstörbarer Straft veranstaltete im Grulicher Bezirke Versammlun sichtslos ist und daß feinerlei Bemühungen an dem bes Blattes über den unerhörten Gewaltakt der weiter geführt wird. gen in Oberlipka und Lichtenau. In Gejeze eine wirkliche Verbesserung erzielen schechischen Koalitionsmehrheit berichtet, nichts Es sind uns noch folgende Berichte zuge diesen Versammlungen sprach Genosse Uhr fönnen. Sie entschieden sich also für die Taftit besseres zu tun, als die deutschen Sozialdemo fomment: ner, der besonders hervorhob, daß das Gesetz der Abstinenz an den Beratungen gleich fraten anzugreifen. Auf der ersten Seite, im allen anderen oppositionellen Parteien. Am Titel, steht dreispaltig: Die deutschen Sozial­zum Schuße der Reaktion dienen werde, da durch den damit geschaffenen Ausnahmszustand Dienstag aber wählten sie die Rolle der un demokraten in der Einheitsfront mit den Deutsch Sonntag vormittag versammelte fich im die Gewaltpolitik zu einer bleibenden Einrichtung erichrodenen Stämpfer", indem sie aus bürgerlichen.- Sie lassen unsere Genossen im Drei- Hahnen"-Saale die Troppauer Arbeiter- gemacht werden soll. Die vom Genossen Uhrner den Reihen der übrigen oppositionellen Barteien Stich..." und ähnliches mehr. Um den schaft, um gegen das Gesetz zum Schuße der Re- zur Vorlesung gebrachte Resolution fand begei aussprangen und Lärmizenen arrangierten. Als Unernst und die Demagogie dieses Blattes auf- publit Stellung zu nehmen. Genosse Weiser sterte Annahme." nun aber fünf Kommunisten von der Parlaments zeigen, wollen wir hier wiederholen, was der legte in ausführlicher Weise dar, daß es just der wache aus dem Saal getragen worden waren, gas Führer der kommunistischen Bartei in der fom- tschechoslowakischen Republit vorbehalten geblie Herr Streibich plötzlich den Befehl zum Verlassen munistischen Versammlung auf der Sophieninsel ben ist, im 20. Jahrhundert gegen die Arbeiter- Weitere Versammlungen fanden am Diens­des Saales, worauf die gesamten kommunistischen am 4. März verkündet hat, wobei wir uns an fchaft mit einem Ausnahmsgesetz vorzugehen. tag in Bennisch und Wagstadt statt. Fer­Abgeordneten sich in nicht gerade ruhmvolier das Rudé Pravo" vom 6. März halten. Dr. Würde die Arbeiterschaft die republikanische ner finden noch Protestversammlungen heute in Weise in die Wandelgänge zurüdzogen. Aber Schmieral sagte: Staatsform befämpfen, so wäre dieses Aus- Oderberg und morgen in Olmi statt. auch bei dieser neuen Tattit blieb es nicht, denn es dauerte nicht lange und einzelne der fommunistischen Abgeordneten fehrten in ben Saal zurück, denen sich auch bald die übrigen an­schlossen. Und bald saßen sie, als ob nichts geschehen wäre, ruhig auf ihren Bänken und einer ihrer Redner trus eine Rede vor, ge­rade wie bei jeder anderen sachlichen Beratung ciner Borlage. Die Kommunisten störten nicht inciter den Frieden der Stoalition, denn mit tuar ja ihr Hauptzwed, es den anderen opposition nellen Parteien zuvorzutun, erreicht. Nachdem ihr Redner seine Ausführungen geschlossen batte und der Abg. Dr. Czech als Redner unserer Bar tei it Worte fommen sollte, gingen die Komme nisten wieder zu den Saaltüren t aus, um dann später nochmals zurüdzu­tehren. Die Komödie wurde vollständig, afs sie um viertel 1 Uhr nachts, inapp vor der Abbekämpfen werden, werden der Ausdruck und die stimmung, den Leyten Abzug aus dem symboliche Rennzeichnung der Erregung symboliche Rennzeichnung der Erregung sein, Saal veranstalteten! welche in den Maffen herrscht. Es wäre aber volt ständig unrichtig, wenn die Arbeiter auch nur eine Minute die Borstellung hätten, daß wir bie Bor­lage verhindern, wenn wir mit den hineingefte ten Polizisten raufen. Der Kampf wird nicht mit solchen physischen Versuchen von uns 20, gegen die armen Leute entschieden, welche daffir nichts önnen und welche die bürgerliche und soziali.

Dieses ganze jämmerliche, die fommunistische Beriogenheit und Unehrlichkeit aufs ärgste brand­marfende blamable Vorgehen ihrer varlamenta. rischen Vertreter nehmen nun die fommunistischen Blätter zum Anlaß einer infamen Heze ges gen unsere Partei. Das Rude Pravo" entblödet sich nicht, it schreiben. das es ea

Berliner Theater.

Troppau .

Der deutsche Reichstag zur Ruhrbesetzung.

Die Debatte über Cunos Erklärung.

Schließlich will ich vor der weitesten Def­fentlichkeit über den parlamentarischen Kampf gegen die Vorlage sprechen und übe: unser Vorgehen, wenn die Vorloge Gefeß werden sollte. In den bürgerlichen Blättern önnen sie lesen, daß nach der dienstägigen Parlaments. jigung die stärksten Laute der Polizeiwadze ausg:- wählt wurden, welche angeblid) in die Uniform Berlin , 7. März.( Reichstag .)( Tfch. P.) auf den internationalen sozialistischen Stonferen von Parlamentsangestellten geſtedt wurden und In der Besprechung der gestrigen Rede des zen erklären, daß es den Wiederaufbau der zer­diese werden um jeden Preis unseren Widerstond Reichskanzlers erklärte der erste Redner, Sozial- ftörten Gebiete Nordfrankreichs und Belgiens als brechen. Wofür sieht die bürgerliche Preffe die demofrat Dr. David, daß Frankreich durch die moralische Ehrenpflicht ansehe. Genosse David Arbeiter eigentlich an, wenn sie glaubt, von uns brutalen Taten im Ruhrgebiete seine eigene na- führte gegen die Besetzung des Ruhrgebiets er­erwarten und verlangen zu önnen, daß wir tionale Ehre beschmuze. Es komme Frankreich drückendes Material an. Er vertrat aber die gegen die schändliche Tot der Koalitionsparteien nicht auf die Reparationen an, sondern Auffassung, daß keineswegs das fran­mit phyfifchen Schlägen, oder vielleicht Araßen auf die dauernde Besetzung des deutschen zösische Volt hinter dieser Aktion und Beißen der ins Barlament geftedten Ange- Gebietes. Mit einem Frankreich , das nur Ne- ste he. Ferner fam er darauf zu sprechen, daß stellten fämpfen werden? Ich erkläre: Die Mit- parationen und Ruhe will, können wir uns der französische Imperialismus auch Englands tel mit denen wir im Parlament diese Vorlage jederzeit verständigen. Mit einem Frankreich , Weltstellung bedrohe. Gegen Schluß seiner Rede das deutsche Gebiete an sich reißen will, ist eine proflamierte er nochmals das Ziel der Versöh Verständigung unmöglich. Das Annexionsnung und des Friedens, für das Deutschland programmi des französisch- russischen Vertrages fämpft und sprach das Vertrauen aus, daß die vom Jahre 1917 zur Losreizung des Rheinlan Brandung des Imperialismus sich am Fels der des soll jetzt verwirklicht werden. Das deutschen Sozialdemokratic brechen werde. deutsche Volt und die deutschen Sozialisten wer- Der deutschnationale Abgeordnete Hergt den solchen Plänen entschlossen Widerstand erklärt, daß er bei seinem Aufenthalte im Ruhr entgegenseßen. An dem französischen Imperialis- gebiete den Sadismus der Franzosen mus ist die deutsche Erfüllungspolitik gescheitert. fennengelernt habe. Seine weiteren Ausführun Deutschland muß im Sinne der Vereinbarungen gen werden durch 2ärmen von kommuni

bleibe, was des Staisers ist; wer einen Herrn hat ( nämlich Thyssen), dien ihm pflichtgemäß". Und so verpflichtet er denn auch die Bauern, die schwerste Last, die Fronlast fortzutra­gen, den einen Bauer, Desterreich die Pflicht zu leisten", den anderen: Ihr fahrt fort zu zin fen und zu steuern", den dritten: ihr gebt dem Kloster, was der Klosters ist".

einst für Werke im Stil der Orestie gebaut worden hat er Gelegenheit, seinen ersten Stapellmeister iſt. Vor Untergang der europäischen Kultur Dr. Stiedry zu begrüßen, der gerade auch in Spa tracht es in allen Eden der Bühnenhäuser und nien gastiert. Und in derselben Zeit befindet sich die finanzielle und geistige Unsicherheit aller The der andere erste Kapellmeister Leo Blech auf einer Bon Felig Stössinger( Berlin ). ater erzeugt ein Chaos, das alle besseren Ele Balutatournce nach Amerifa. In dieser herren­Das Theater, das einmal alle Jugendfehn mente von der Beschäftigung mit dem Theater losen Zeit bringt die Staatsoper den feit etwa sucht der Zeit, den Glanz einer Idee, das geistige als Stulturinstitut verscheucht. Die Zeiten sind zehn Jahren nicht gespielten Don Juan mit Wollen einer Epoche verkörpert hat, das die besten für lange vorbei, daß die geistig rege Jugend Hilfe eines Gastdirigenten heraus, und zwar un­Köpfe mit Hoffnung erfüllte, Leffing und Schiller , zum Theater strebt, sei es als Zuschauer, Schau- ter solchen Umständen, daß die zweite Aufführung Goethe und Immermann immer von neuem an- spieler, Stritiker. Heute pulſt das Blut der Zeit nach der Premiere erst nach zweiundzwanzig Ta- viel an Freiheit, es ist ferner auch das Burg­,, Wilhelm Tell " ist nicht nur gegen jedes Zu­zog, das mit einem Wort besonders Deutschland durch andere Adern. Der Uebergang vom dragen stattfinden kann. Dafür hat das Kulturinsti- friedensdrama der Literaturgeschichte. So als Jubegriff aller Suitur galt, befindet sich matischen Theater zum Operetten und Tanzthea- tut dem Sinn der Zeit Rechnung getragen, indem findet denn Rudenz in jeder Vorstellung stürmi­heute in einem recht gottes jämmerlichen Zustand. ter ist fast schon vollzogen, und die Wirtschaft der es die Oper eines feindlichen Ausländers: näm- schen Beifall mit der sonst wenig beachteten Stelle, Wenn wir vor zwanzig Jahren Lessing , Goethe, Bourgeoisie im Staat, im Handel, in der Produk lich" Carmen" aus Gründen der nationalen in der er, der Ritter und Ausbeuter, in die Hand Grillparzer , Wagner zitierten, um die Unwürdig- tion sorgt dafür, daß das Ende ciner jahrhundert Ehre vom Spielplan absetzte! feit theatralischer Zustände zu brandmarken, jo alten, oft, ach, wie schönen Bhantasmagorie nicht Sind sonst Sensationen und Unterhaltungs- ist von dem Feind, dann wollen wir's in Frieden des Bauern schlägt: Wenn erst der Boden rein waren die ein reines Paradies gegen das, was weit mehr ist. lust für die Aufführung der Stücke entscheidend, schon vergleichen". Klingt das nicht in rollenden so wurde die nationalistische Erregung der Anlaß, Versen so schön wie der Leitartikel des Berliner aus Wilhelm Tell " die meistbeachtete Auf- Tageblattes, daß die Unternehmer dem Arbeiter führung der Spielzeit zu machen. Die Franzo- feine Saltung im Ruhrgebiet nie vergessen" wer sen haben den Tell im Ruhrgebiet verboten. Dann den? Freilich, Rudenz handelt im Tell nicht wie spielen wir ihn in Berlin ! Vom Reichspräsiden- ein Ausbeuter, ten und seinen Ministern bis zu denen. die immer Jüngling. Er hält Wort und Schillers Drama sondern wie ein Schiller'scher dabei sein müssen, wurde die Aufführung im schließt mit der Befreiuung des Bauern. Und Staatstheater zu einer großen nationalistischen frei erflär ich alle meine Senechte". In der deut­Demonstration gestaltet. Wie gern zeigte das Puschen Wirklichkeit wird das Nie vergessen" der blifum in den folgenden Aufführungen durch spontanen Beifall, daß es sich selbst als ein freies, schlichtes Baueruvolf empfindet, dem fremde Mi­litariſten einen Geßlerhut vor die Nase zu setzen wagen. Bilhelm Tell enthält allerdings als Wert eines nationalen Befreiuungstampfes gerade soviel Freiheit, als das nationalistische Deutschland zwar haben, aber nicht auch gewähren möchte. Schil­ler hat alles getan, um seine Dichtung in den bra­ven Grenzen nationaler Mäßigung zu halten. Nur teine Revolution! Nur kein Aufsehen in Weimar machen!! In der Rütliszene will zwar Walter Fürst , abtreiben verhaßten Zwang", aber nicht ungezügelt nach dem Neuen greifen, dem Kaiser

wir heute erleben. Die Ensembles zer- In meinem letzten Theaterartikel hier sprengt, Direktoren, die nicht mit Schauspielern glaubte ich noch, daß die Voltsbühne und das sondern mit einem Tippfräulein und einem Bo Staatstheater dieser Entwidlung am läng lontär ihre Bühne eröffnen und für jedes Stück ſten Widerstand leiſten werden. Ist den noch so? ein Personal neu zusammenstellen, ein System Eben geht eine Notiz durch die Presse, daß der der Wanderschmiere. Berliner Schauspieler, die Direktor der Volksbühne an ein anderes Theater ununterbrochen zwischen zweinndzwanzig Berliner für ein Serienstück als Schauspieler engagiert Theatern hin und her wandern und ihre eigenen worden ist. Die Volfsbühne befinde sich in einer Engagementsabschlüsse so schlecht im Stopf haben, schweren Strife. Die Uebernahme eines zwei daß sie sich unter Umständen für dieselbe Zeit ten großen eigenen Theaters, in dem das Staats­an drei Bühnen vermieten; ein Publitum, theater gastiert, ist aufgegeben. Die Mitte! reis das nur für die frechen Reize von Bordellstücken chen nicht. Der Spielplan und die Aufführungen Interesse hat. Dabei Not und Verzweiflung in im eigenen Theater, für das Kaykler als Direktor den weitesten Streifen der Bühne, Hoffnungs - verantwortlich ist, lassen fast alles zu wünschen losigkeit bei jenen, die einst mit Idealen übrig. Und da hat dieser Direktor, der auch der zur Bühne gingen, um Richard und Mac- erste Schauspieler seiner Bühne iſt, Zeit, anders­beth, Morr und Tasso, alte und neue Rol- wo zu gastieren? Vielleicht, nein wahrscheinlich len mit dem Blut ihres wahren Empfin- mehrere Monate? Freilich, die Staatstheater, die dens zu erfüllen, und nun erleben, daß große mit bestemt Beispiel vorangehen sollten. leisten sich Theater flassische Dichter zu spielen sich über folgendes: Auf dem Höhepunkt der Spielzeit ist haupt nicht mehr getrauen. Theater wie die die Staatsoper einen halben Monat ohne Hollaenderbühnen wären pleite, wenn sie nicht Dirigenten und muß sich mit Silfsgästen beanü­eine obszöne Operette in den Hauje spielten, das gen, Der Intendant gastiert in Spanien . Dort

tritif wird von neuem beweisen fönnen, daß Unternehmer anders aussehn und die Literatur­Ablauf des Burgfriedens anders zugeht als auf Schiller fein Realist war und es auf Erden nach der Bühne, wenn die Sonne des Scheinwerfers ein durch alle Klassen geeintes Volt mit freudigem Lichte begießt.

Die Aufführung war eine Wiederholung von eßners mit Recht geschäßter Inszenierung, die das Stück auf den schnellen Ablauf einer pat fenden Ballade zusammenreißt und dem rührend schlichten Tell von Robtert Taube, einem gutherzigen Landmann, den bis zum Sadismus