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3. Jahrgang.

Sozialdemokrat

Zentral an der entschen sozialdemokratischen Arbeiterpartei in der tschechoslowakischen Republit.

Politische Komödianten.

Journalistische Lumpereien.

Wieder einmal haben die Kommunisten den Gipfelpunft von Gemeinheit erklommen. Mit ihren großmäuligen Phrasen sind sie wie­der einmal in eine finstere Sadgasse geraten. Da sie nun nicht weiterkönnen, der Gegensatz zwischen ihren verlogenen Revolutionsansagen und ihrer Ohnmacht, die sich mit tschechisch nationalem Opportunismus paart, fraß in Er scheinung fritt, beginnen sie, wie von Sinnen, zu lügen.

Wir sind sonst keine Freunde starker Worte, mit festen Nerven und harter Haut gegen alle Gegner gerüstet, aber auf die Säu fung journalistischer Niedertracht, die in den letzten zwei Nummern des Vorwärts" anzu­

treffen ist, muß eine fräftige Antwort erfolgen. Unsere Darstellung der Tatsac) en wird und muß jedem Menschen flar ins Be­wußtsein bringen, daß die durch den Vor­wärts" verbreiteten Lügen gegen unsere par lamentarische Vertretung aus ſchmußigen Fin­gern gejogen, eine entsprechende Zurückweijung herausforderten.

Freitag, 9. März 1923.

Französischer Bandalismus.

Furchtbare Verwüstungen im Voltshaus in Herne .

Berlin , 8. März.( Eigenbericht.) Bei der Bejeßung des Volkshauses in Herne sind die Franzosen in unverantwortlicher Weise vorgegangen. Als jie Sonntag das Haus räumten, bot es eine einzige Stätte der Berwüstung dar. Das Inventar an Gläsern und Bes leuchtungskörpern ist verschwunden, die Kulissen des Bühnenraumes sind verheizt worden, aus den Klappstühlen sind die Size herausgebrochen, die Gasöfen sind total ausgebrannt. Die Zähler für Gas und Elektrizität zeigen einen Verbrauch im Werte von acht Millionen Mark an. Die Aborte sind in ekelerregendem Zustande. Das Volkshaus war nach der Revo­lution unter schweren Opfern erbaut worden und gehörte der ,, Bereinigten Sozialdemokratic". Die Arbeiter von Herne sind über das vandalistische Vorgehen der Truppen äußerst er bittert.

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Nr. 56.

festzustellen, daß die besseren" Herren, unter ihnen z. B. Schmeral, Kreibich, Burian, sich nicht dazu herabließen, so wie das gewöhnliche Selubvolk, Pfeiferln und Glocken mitzubringen und damit zu lärmen, auch sonst verscherzten sie es sich nicht mit dem mächtigen Komman danten über die Parlamentspolizei am Präst­dentenstuhl, ließen es auf den Ausschluß aus der Sigung nicht ankommen. Die tapferen Sommunisten schlugen auf die Pultdeckel, schrien und handhabten ihre Lärmwerkzeuge. Gewöhnlich stürmen bei aufgeregten Szenen die Abgeordneten aus ihren Bänken, was frei­lich stets Raushändel zur Folge hatte. Die ,, wütenden" Kommunisten blieben hübsch vora sichtig und solid auf ihren Pläßen sißen, damit Der französische Bormarich. mit einem Proteste wenden. Der Bahnhof Lan- sie nicht allzuviel riskieren. Ein ausgeschlossener gendreer ist im Laufe des gestrigen Tages von den fommunistischer Abgeordneter entfernte sich in zosen haben gegen halb 3 Uhr nachmittags in einer von, 160 Rofe und Kohlenwagen und über 50 friedlich und freundlich. Mannheim , 8. März.( Wolff.) Die Fran- Franzosen wieder geräumt worden. 4 Lokomoti- Begleitung eines Parlamentswachmannes Sehr gesittet, wohl Stärke von 120-130 Mann bei Rheinfähre den leere Waggons wurden während der Beseßung stilisiert, wie vom besten Kinooperateur vorbes Rhein überschritten. Sie beseßten den Hafen von als Beute abgefahren. Auch die Bahnhöfe Bo reitet, vollzog sich der größte Teil des Rheinau , einer Vorstadt von Mannheim.chum- Nord, Weitmar und Laer sind wieder ge-„ Kampfes". Wohl hatten etwa fünf Kommu Ueber die Beseßung Dortmunds melden die räumt worden. Außer dem Nachrichtendienste nisten sich gewehrt, drei wurden aus dem Saale Blätter: Mit der Befehung des Hauptbahnho- haben die französischen Behörden neuerdings auch teils getragen, teils geschleift- das bleibt eine fes Dortmund ist der wichtige Eisenbahnknoten einen Funkdienst eingerichtet. An den belebtesten Schande des tschechoslowakischen Parlamenta­punkt, der für den Verkehr von und nach dem be. Stellen der Stadt Essen sind groke Tafeln aufge­rismus! Imposant war dann der Aus­feßten Deutschland noch in Frage lam, stillgelegt hängt oder Tafeln, wie sie in den Schulen ge­Porben. Hente mittags find die in Dortmund bräuchlich sind, aufgestellt worden, an denen in marsch und kurz darauf da das Parla­Richtung Scharnhorst wieder abgezogen. Nach Nachrichten veröffentlicht werden. eingedrungenen französischen Truppen in der deutscher und französischer Sprache die neuesten ment geschändet war wieder der korporative Gestern Einzug der Kommunisten, um die für die so­der Bertreibung oder Festnahme der Dortmunder wurde der Bahnhof Dornap bei Elberfeld besetzt. alitionsparteien jo notwendige„ sachliche" Mit­grünen Polizei ist die Stadt ohne jeglichen Schuß. In Wiesbaden wurden heute zwei sozialdemofra- arbeit an dem famosen Schußgefeß eine zeit­Nach einer Meldung des Berliner Tageblate tische Stadtverordnete und ein sozialdemokratiser lang zu leisten. Schließlich waren sie nach tes" ist gestern in Bochum eine Kompagnie Ma- Parteisekretär ausgewiesen. Das franzöſiſche längerem Hin- und Herspazieren zu dengeiden rottan er eingerüdt. Der Magistrat der Stadt Kriegsgericht in Mainz verurteilte einen Land- Ergebnis gekommen, wie die deutymen Sozial­Bochum, die nunmehr seit über einer Woche durch rat wegen Berstoßes gegen die Verordnungen der demokraten, nämlich sich aus dem Saale zu schlossen ist, hat an den General gegen die Hunger und 15 Millionen Mart Geldstrafe, und einen die Straßenabsperrung von der Außenwelt abe Rheinlandsfommiffion zu fünf Jahren Gefängnis ist, hat an den General gegen die Hunger und 15 Millionen Mart Geiditrafe, und einen entfernen. Abg. Stal af erklärte, nach dein ner an den amerikanischen Botschafter in Berlin ausführte, zu einem Jahr Gefängnis, blockade protestiert. Der Magistrat will fich fer- Postdirektor, der einen franzöfifchen Befehl nicht Bericht des„ Vorwärts", die Kommunisten

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Als die Beratung des Schutzgesetzes un mittelbar bevorstand, wandten sich die Vertre­ter des Klubs der Abgeordneten der Kommu­nistischen Partei wiederholt an Funktionäre unseres Klubs mit dem Ersuchen, dahin zu wirfen, daß ein einheitliches Vorgehen aller oppositionellen Parteien des Abgeordneten hauses im Abwehrkampf gegen das Schutzgesetz zustande kommt. Dieser kommunistischen An­regung folgend, fand vor der Beratung des Schußgejezzes im Verfassungsausschuß, imt Lokal der deutschdemokratischen Freiheitspartei, eine Sigung von Vertretern aller deutschen Parteien, die den früheren deutschen parlamen­tarischen Verband bildeten, unseres Klubs und der Kommunisten( Kreibich, Schmeral, Burian) statt, in der in längerer Beratung vorläufig über die einheitliche Taftik der Opposition im Verfassungsausschuß beraten wurde und in der die Vertreter aller Parteien( also auch die Stommunisten) die Vorschläge für das einheit liche Vorgehen im Ausschuß zur Berichterstat tung an die Klubs übernahmen. Ueber den Verlauf dieser Sigung können die Vertreter unjeres Klubs nicht berichten, weil sie sich zur Vertraulichkeit der Beratungen verpflichteten. Wenn alle Teilnehmer an dieser Sigung, ins besondere Schmeral, Kreibich und Burian, un­sere Genossen zur Veröffentlichung eines Sigungsberichtes bevollmächtigen, werden die für das Zustandekommen dieses Schandgesetzes Vor der Verhandlung im Plenum des fommunistischen Arbeiter Ohren und Augen zu überlassen. Auch die Vertreter des kommuni- Abgeordnetenhauses haben zwischen den Kom aufreißen, wenn sie erfahren, wie die Kommu- ſtiſchen Abgeordnetenklubs entfernten sich aus munisten und Vertretern unseres Klubs Aus der Sigung und behielten sich vor, ihre Ab­nisten in dieser Sigung über die Kampfmittel änderungs und Ergänzungsanträge in der dachten, die sie später anwendeten. Doch damit Plenarsizung des Abgeordnetenhauses vorzu­müssen wir also warten, bis Schmeral, Strei- bringen. Die slowatischen Autonomisten( Bolfs bich und Burian uns auf diese präzise Frage eine ebenso unzweideutige Antwort gegeben haben.

Die Pläne der Münchner Hochverräter.

Rege Beziehungen zum ehemaligen französischen Gesandten. Berlin , 8. März.( Eigenbericht.) Die Münchener hochverräterischen Umtriebe scheinen cinen ernsteren Charakter zu haben als man an fangs glaubte. Die Führer hatten rege Be­ziehungen zu dem früheren französischen Gesandten. Es bestand der Plan, Bahern mit Desterreich zu einem fatholischen Sonder staat zu vereinen, der ein.Gegengewicht gegen das protestantische Preußen bilden sollte. Obwohl die Franzosen kaum eine Monarchic wünschen dürften, steht fest, daß die Putschisten enge Beziehungen zum bayerischen Königshause haben. Auf größere Kreise scheint die Verschwörung nicht übergegriffen zu haben. Kahr ist von seinem Posten als Präsident der vaterländischen Ver eine zurückgetreten.

barici) erffärten ebenfalls schriftlich ihr Einver ständnis mit der Taltit der oppositionellen Par­

teien.

An einer anderen Stelle desselben Ar­heißt es weiter:

DANKENEER SHE

werden nur der Gewalt weichen. Seit wann sind die Kommunisten, die drei Jahre lang nur die Gewalt als den Befreier des Prole­tariats gepredigt hatten, zu dieser Erkenntnis gelangt? Genau so lange als für sie die " Schwaßbude" zum einzigen Schauplatz revo­lutionärer Kämpfe geworden ist.

Die Kommunisten haben wieder die Front gewechselt. Statt gegen die reaktionäre Regie­rung und ihre Gewalttaten ziehen sie jetzt tapfer gegen die deutsche Sozialdemokratic los. Ihre einzige Waffe, die sie verwenden, ist die Verleumdung. Für die blamierten Abgeordneten springt jetzt der„ Vorwärts" in die Bresche, der die Vermessenheit besitzt, sich als Wortführer des revolutionären Proletariats aufzuspielen. Von den tschechischen Kommuni­ſten wollen wir jetzt, in diesem engen Zusam­menhang nicht reden, wer aber, so genau wie vir, die Leute kennt, die den Vorwärts“ zu­jammenschmieren, der fann ob der Behauptung des„ Vorwärts", die deutschen Sozialdemo­

traten hätten eine„ würdige Opposition" gegen das Schutzgesetz gemacht, weil es sich„ ohnchin nur gegen das revolutionäre Proletariat rich­tet"," nur sagen: Das ist eine Zumperei. Der , Vorwärts' behauptet, es ist ihm nicht bekannt, welche Zusagen unsere Partei für ihr Verhalten von der Stoalition erhalten hat. Ist das nicht die Methodeschmuziger Verleum­der?

Sprachen über das weitere taktische Verhalten stattgefunden, die ergebnislos blieben, während mit allen anderen oppositionellen Gruppen, Deutschen , Slowaken und Magyaren, ein Einverständnis erzielt wurde. Nun hatten die Herren Strategen des kommunistischen Klubs geglaubt, die deutschen Sozialdemokra ten werden alles so machen, wie es in das fom­Gleich, nachdem die Opposition den munistische Konzept paßt, die Kommunisten die Kommunisten Sigungssaal des Verfassungsausschusses ver- werden den„ radikalen" Ton angeben und un­laffen hatte, hat es sich gezeigt, wie recht unsere sere Abgeordneten werden ihnen dazu die er­kommunistischen Abgeordneten getan haben, daß forderliche Staffage bilden und als Echo fun- die deutschen sozialdemokratischen Abgeordneten Wenn schließlich der Vorwärts" meint, fie es abgelehnt hatten, an dieser traurigen gieren. Unjer Slub hatte aber beschlossen, zum wollten zeigen, daß sie mit den Kommunisten Komödie weiter teilzunehmen. Denn die Koali Zeichen des Protestes allen„ Verhandlungen" tion hat die Maske fallen lassen und enthüllt, über das Schandgeset; fernzubleiben und nur" beileden" wollen, so antworten wird darauf: ,, nichts gemein" haben, sich mit ihnen nicht warum sie früher die Ergänzungs- und Abwährend der Abgabe der Erklärungen aller op die politischen Verhältnisse brachten bisher un­änderungsanträge, nicht zur Abstimmung ge­langen laffen wollte. Sie bildete nämlich aus positionellen Gruppen, Deutsche , Slowaken und jere Partei im Parlamente, in der Opposition, dem Verfassungsausschuß heraus ein sechsglie Magyaren, im Sigungsjaale anwesend zu sein.

Tatsache, die jedermann kenni und aljo genau nachprüfen kann, ist, daß als Errifels gebnis der vorerwähnten Beratung alle Par­teien, die daran teilnahmen, also auch die Kom­munisten, sich nur an der Generaldebatte im Verfassungsausschuß beteiligten, worauf alle Oppofitionsparteien, einschließlich der Kommu nisten, den Ausschuß verließen. Darüber schrieb der Vorwärts am 25. Feber im Leitartikel:

driges Konventifel, das sie beauftragt hat, die Dieser Beschluß hat den schlauen Stommunisten oft und oft neben die Komunisten und andere Anträge„ durchzuarbeiten". Die Koalition ver- gezeigt, daß, wenn man im Parlament mit Gruppen. So wird es wohl auch in Zukunft traut die ihr unliebſamen Sachen sehr gerne einer anderen Gruppe gemeinsam vorgehen und muß weiter fortbestehen, der parlamenta geheimen fünf oder höchstens zehngliedrigen will, mit ihr verhandeln, vereinbaren Ausschüssen an, deren Verhandlungen protokol­farisch gar nicht aufgenommen werden und die nur dazu dienen, um den„ unerwünschten" An­trägen ein unauffälliges Begräbnis dritter tlasse vorzubereiten!

In der Geschichte des tschechoslowakischen Parlaments fonnte man schon mehrmals belangen obachten, daß die oppositionellen Parteien es abgelehnt haben, an den Beratungen irgend welches Gesezentwurfes mitzuarbeiten. Aber noch nie hatte sich die politische Lage so scharf zugespitzt, als bei der gegenwärtigen Durchbe ratung des Regierungsentwurfes des Aus­nahmsgesetzes. Sämtliche Oppositionsparteien sind während der allgemeinen Wechselvede im Verfassungsrechtlichen Ausschuß des Abgeord netenhauses zu der Ueberzeugung gelangt, daß die Koalition unter feinen Umständen gewillt Vis dorthin war also funstgerecht, wenn ist, an der unerhörten Regierungsvorlage we man die Ausdrucksweise des„ Vorwärts" ge­sentliche Aenderungen vorzunehmen. Somit hielten es die oppositionellen Parteien für über- brauchen will, eine„ Einheitsfront" beſtehend flüssig, an den weiteren Beratungen teilzuneh aus allen deutschen und magyarischen Bürger­aten und verließen die Ausschußsißung, um der lichen, der jlowakischen Volfspartei, den deut­Regierungsfoalition die vollste Verantwortung, schen Sozialdemokraten und den Kommunisten.

muß, sonst fann es passieren, daß man mit der rische Betrieb bringt es selbstverständlich mit sich, daß Abgeordnete verschiedener Parteien schönsten Taktik auf weiter Flur allein bleibt. miteinander verhandeln müssen. Kommunistische Das ist den Kommunisten passiert, darum ihre ohnmächtige Wut, darum rüden jetzt die Rei Abgeordnete haben aus rein persönlichen und menschlichen Gründen nicht den traurigen Mut. Versuche aus, die gräßliche Blamage der parla- bringen, die in die Welt zu segen die Aufgabe chenberger kommunistischen Journalisten zum solche niederträchtige Berleumdungen vorzu­mentarischen Komödie durch grobe Lügen zu der Redaktion des„ Vorwärts" zu ſein ident

Worin bestanden nun die Heldentaten der fommunistischen Abgeordneten? Bunächst ist

der wir hiermit die verdiente Antwort gegeben haben, ohne uns mit ihr zu„ beflecken".