17. März 1928.
Literatur.
Wirkung von Persönlichkeit, Wille und Geist in der Geschichte zusammenhängen, die Bebeutamn der verschiedenen Stufen der Arbeitsorganisationen werden Der Keßer". Das soeben zur Ausgabe gelangte mit streng wissenschaftlicher Konsequenz und doch mit Heft 3 des„ Kezers" zeichnet sich durch Reichhaltigkelt fener Einfachheit und Klarheit entwickelt, welche die an Bild, Humor und Satire aus. Im Titelbild ist sen sozialistischen Pädagogen auszeichnen. Ueber der Schwur, den die Söldlinge der flerifal monarchtflüssige theoretische Spitfindigkeiten werden vermie stischen Reaktion, bevor sie an die Ermordung eines den, die wichtigsten Einwände der Gegner des wissenWiener Arbeiters schritten, in einer Kirche abgelegt schaftlichen Sozialismus einleuchtend widerlegt. Die haben, äußerst eindrucksvoll wiedergegeben. Das Schrift schließt mit einer Auseinandersetzung über den schandvolle Treiben des Linzer Erzbischofs gegen die viel umstrittenen Begriff des Zukunftsstaates", des von Pater Wifinto eingeleitete Sammlung für Sun- sen Bedeutung im Rahmen der margistischen An gernde wird durch eine sehr gelungene Illustration schauungen scharf formuliert und aus den Zufam dargestellt. Auch die Rassenfrage wird von namhaf menhängen der europäischen irtschaftsgeschichte und ten Mitarbeitern des„ Kezers" in humorvoller Weise der Klassenkämpfe der modernen Gesellschaft heraus erläutert. Satirische Gedichte von Hedda Wagner entwickelt wird. Diese Schrift von Borchardt gehört ( Linz ), J. S. Ma char( Prag ) und Otto Egger zu den besten Arbeiten des bekannten Autors. Sie ( Graz ) ergänzen wirksam das Heft, welches auch sonst eignet sich besonders zur Einführung in die Welt des noch mit viel Wiz und Karikatur die verschiedensten Margismus. Geschäfte der Klerifalen geißelt. Gegen den fleritalen Humbug macht die wirkjamste Aufklärung für Frauen der ,, Ketzer", weshalb jeder Arbeiter ihn beziehen und verbreiten soll. Das Einzelheit kostet 2 Kč. Erhältlich bei allen Kolporteuren, Schriftenabteilungen und Wiener Volksbuchhandlung. Abonnementsbestellungen find zu richten an die Verwalhung Der Keßer", Bien 9., Lazarettgasse 18.
Boffswirtschaft und Sozialpoliti
Seite 5.
schlagsziele, sind: Verbesserung des Herstellungs- schreibt nun vor, daß Angestellte entlassen werden berfahrens, der Maschinen und Apparate, Vergrö- müssen, sobald sie die tschechoslowakische Staatsßerung der Erzeugung und Leistungsfähigkeit, angehörigkeit verlieren. Verloren werden kann harmonische Zusammenarbeit, Verbesserung der aber nur dasjenige, was man besißt, hingegen Arbeitsbedingungen, Ersparnisse jeder Art an fann dasjenige, was man niemals besaß, auch Zeit, Anstrengung, Stoff und Kraft, Unfallvor- nicht verloren werden. Der Wortlaut des§ 4 beugung und Erhöhung der Sicherheit. der neuen Arbeitsordnung liefert geradezu den
wir diese Witteilungen entnehmen, empfiehlt den erlangung der tschechoslowakischen StaatsbürgerDie Soziale Bauwirtschaft", der Beweis dafür, daß die Entlassung wegen NichtGrundgedanken dieses Vorschlagsverfahrens unter schaft durchaus ungerechtfertigt wäre. Dieser ParaVermeidung seines fapitalistischen Einschlages zur graph spricht nur von den allgemeinen Bedingun Betätigung innerhalb der Bauhütten. Jeder gen für die Aufnahme der Arbeiter, deren Verbesserungsvorschlag, der in unseren Bauhütten eine die tschechoslowakische Staatsbürgerschaft ist gemacht wird, fommt der Gesamtheit der Mitar. Dieses Erfordernis gilt aber finngemäß nur für ten sollten mit fritischen Augen den Produktions- nach dem Inkrafttreten der Verordnung angestellt beiter zugute. Die Mitarbeiter unserer Bauhüt die Aufnahme von neuen Arbeitskräften, welche vorgang in den Bauhütten betrachten und ihre werden. Die in Rede stehende Kategorie von Verbesserungsvorschläge dem Betriebsvorstand Arbeitern kann daher wegen Nichterlangung der unterbreiten, der dann seinerseits wieder in min- tschechoslowakischen Staatsbürgerschaft weder ent destens vierteljährlich abzuhaltenden Betriebsver- laffent, noch bei Auflösung des Arbeitsverhältnisses sammlungen vor der Gesamtheit der Belegschaft ihrer Pensions oder Abfertigungsansprüche für des Betriebes über die angenommenen Vorschläge verlustig erklärt werden. Wenn einer dieser Fälle Bericht zu erstatten hätte." wider Erwarten dennoch eintreten sollte, so wäre Die Preise steigen weiter! Das gleiche gilt auch für andere gemeinwirt- dann das Gericht zur Entscheidung berufen. Das statistische Staatsamt veröffentlicht so fungen selbst für kapitalistische Betriebe. Wound Dienstag vorgenommenen Urabstimmung schaftliche Betriebe und mit gewissen Beschrän industrie. Das genaue Ergebnis der am Montag Der Lohnkampf in der Berliner Metalleben den Index der Großhandelspreise für den die Arbeiterschaft es durch eigene Anregungen er der Berliner Metallarbeiter über den Schiedss Richard von Schaukal :„ E. T. A. Hoff Monat März, der 1028( gegenüber 100 im Jahre möglichen kann, daß mit gleichem Aufwand von spruch vom 8. März ist erit für Donnerstag zu mann." Wien und Zürich , Amalthea- Verlag. Das 1914) beträgt, gegenüber dem Feberinder von Arbeitszeit, Anstrengung, Material und Strom erwarten. Nach den bisherigen Meldungen aus schlägt den starken Band in froher Erwartung auf 1019 also ein Steigen um neun Punkte oder um fie ant besten den Achtstundenlag. Im demokra 160.000 Abstimungsberechtigten etwa 90.000 an eine erhöhte Produktion erreicht wird, verteidigt den einzelnen Betrieben haben sich von und legt ihn nach der Lektüre bitter enttäuscht 0.8 Prozent. Das Steigen des Index iſt haupt- tisch geleiteten Betrieb, der allein für solche tä- der Abstimmung beteiligt. Davon siimmten zirka wieder weg. Da bot die erfte, knappe Studie fächlich hervorgerufen durch die Verteuerung der tige Mitwirkung der Arbeiterschaft in Frage 55.000 für den Streit und 35.000 für die AnSchautals fiber Hoffmann( 1904) mehr als diese Lebensmittel, die 2.6 Prozent beträgt, während fommt, bleibt den Betriebsräten die Aufgabe, nahme des Schiedsspruchs. Die für die Streif ausführliche Darstellung, denn die weiß den Stoff obfolut nicht mehr bändigen. Berfehlt im die Industrieartikel durchschnittlich um 1.3 Pro- einer Verschlechterung der Arbeitsbedingungen erklärung notwendige Dreiviertelmehrheit ist also arbeitet sie weder das Leben noch das zent gesunken find. Die aus dem Auslande ein- und Entlassungen entgegenzuwirken, die hier und nicht erreich worden. Der Metallarbeitervet band Dichten des Mannes irgendwie plastisch heraus, geführten Waren sind um 0.6 Prozent, die im da mit der Einführung ergiebiger Arbeitsmetho-| hat, da die Unternehmer den Schiedsspruch artebe die bogenfüllenden Tagebuchauszüge, untermengt Inland erzeugten Waren um 0.8 Prozent ge mit biographischen und literarischen Hinweisen stiegen. Echaukals, sind geradezu qualvoll zu lesen. Der „ Ausklang", der endlich zur Zusammenfassung
Buch eines Dichters über einen Dichter
Aufbau,
-
mant
gen, der Sprache fehlt jede künstlerische Anschau. ungskraft, dem Buche selbst die Distanz: Vergißt doch Echautal über seiner intimen Vertrautheit Mitarbeit der Arbeiter an der Verbesserung des In Amerifa gibt es Firmen, in denen die mit Hoffmann, daß der Durchschnitt lofer geführt Produktionsvorganges seit mehr als zwanzig Jah und nicht mit einem Gußregen von Details über ren gepflegt worden ist. Viele dieser Firmen ut schüttet sein will. Man darf dieses Mißlingen terhalten ein eigenes Vorschlagsbureau" voit Echautals Versuch ehrlich bedauern, denn er für Verbesserungsvorschläge, die aus den Reihen fennt und versteht Hoffmann wie wenige und es der Arbeiter kommen. Wenn man die Inhaber wäre ein Verdienst, unfere Zeit auf diefen erlesenen solcher Firmen fragt, ob die Unterhaltung eines Meister deutscher Erzählungskunst eindringlichst solchen Bureaus mit einem Stab von Beamten aufmerksam zu machen. Dem großen Bersager nicht ein Lurus sei, so erhält man immer wieder gegenüber zählen störende Rleinigkeiten nicht wei die typische Antwort: Das macht sich bezahlt!" ter mit: etwa das„ von" vor Schautals Namen, So hören wir, daß im Jahre 1921 in einen das beileibe nicht Beichen uralten Abels ift, fon Wert 80.000 Vorschläge von Arbeitern eingereicht dern dem patriotischen Dichter und Hofrat 1917 wurden, von denen 30.600 angenommen wurden. verliehen wurde. Da schmettert es nur wie eine Ein großer Teil dieser Vorschläge bezieht sich auf Protestfanfare gegen die Republik . Ferner flingt die Verbesserung des Herstellungsverfahrens, ein es nicht bescheiden, wenn Edaufal jid als Wahl- anderer Teil auf die Verbesserung der Apparatur Hoffmanns und Aleifts, teiner Ge- und des Zusammenarbeitens der Arbeitsfräfte. ringeren, hinſtellt, er, der„ Dandy und Dilettant". Und eben hierher gehört die Bemerkung, daß sein fünfzehnjähriger Sohn Georg" das Bücherverzeich nis zusammengestellt hat. Aber was wägen diese Kleinigkeiten der Eitelkeit, wenn das Buch selbst hielte, was der Name feines Verfaſſers trotz
--
den verbunden sein könnten.
Devisenturie.
Die tschechische Krone notiert in:
Schw. Frank 15.95.00
War: 619: 00 österr. Kr. 2130'00
Ware 1859.00
ten, inzwischen beim Reichsarbeitsministerium die Allgemeinverbindlichkeit beantragt. Ueber die Stellung des Reichsarbeitsministers zu diesem Die Rechtsverhältnisse der Ausländer in den Antrag ist bisher noch nichts bekannt geworden. schreitet, ermüdet durch unaufhörliche Wiederholun. Arbeiter als Förderer der Betriebsstaatlichen Tabalfabriken. Seit langer Zeit schwebt in den Kreifen der führenden Metallarbeiter wirtschaft. bas Domaflesschwert der Entlassung über den hofft man aber, eine für die Arbeiter günstige beiterinnen. Es ist aber nicht nur die Entlassung, aus Rom berichtet wird, genehmigte der MiStöpselt der in den Fabriken der staatlichen Tabar. Entscheidung herbeiführen zu können, regie beschäftigten ausländischen Arbeiter und Ar- Berschacherung italienischer Bahnen. Wie sondern auch der Verlust jeglichen Anspruches auf nisterrat den Vorschlag auf Abtretung der Staats Abfertigung, Pensionierung oder Versorgung, der bahnen an Privatunternehmungen. den genannten Arbeitnehmern bevorsteht. Nicht weniger als 212 Ausländer, zum überwiegenden Teile Familienerhalter, sind deshalb, weil sie beim Umsturze die tschechoslowakische Staatsbürgerschaft nicht befaßen und sie in der Folge nicht verbent vermochten, von dem traurigen Schidsale Berlin zu ergürich der Arbeits- und Eristenzlosigkeit bedroht, obzwar wien die weitaus meisten von ihnen auf eine jahre- und sogar jahrzehntelange einwandfreie Dienstzeit zurückbliden tönnen. Die Arbeiter bzw. Arbeiferinnen, welche hier in Frage kommen, sind sogenannte„ Neuausländer", das heißt Personen, welche bis zum Umsturze die österreichische( coen tuell ungarische) Staatsbürgerschaft besaßen, jedoch nicht im Gebiete des neuentstandenen tschecho slowatischen Staates heimatszuständig waren. Bis zum Zerfalle der alten Monarchie waren also die betreffenden Arbeiter durchwegs Staatsgenossen, welche der Bedingung des§ 3e der Arbeitsordning für die f. f. Tabakfabriken" vom 23. De zember 1902( Erfordernis der österreichischen oder bis auf weiteres der ungarischen Staatsbürgerschaft) entsprachen. In rechtlicher Hinsicht trat nun seither insoferne ein Wandel ein, als an die Stelle der alten Arbeitsordnung die mit dem Fin. Min. Erl. vom 23. Mai 1922 genehmigte„ Arbeits- Mailand ordnung für die Tabatfabrifen der tschechoslowafischen Republik" und an die Stelle des alten Pensionsstatutes das neue Pensionsnormale" aus den Jahren 1920 und 1921 trat. Der§ 34 der neuen Arbeitsordnung, welcher ein wahres Schredgespenst für die gefährdeten Arbeiter bildet,
allem verspricht.
13Z.
Das Vorschlagsverfahren ist in den größeren Betrieben so organisiert, daß in jeder Werkstatt besondere Brieffästen und Vorschlagsformulare bereitgestellt werden, auf denen die Arbeiter die Vorschläge schriftlich einreichen. Die Brieffästen werden täglich geleert. Das Vorschlagsbureau registriert die Eingänge und leitet sie zur Einführung in den wissenschaftlichen Sozialismus Begutachtung an den Betriebsleiter weiter. Er von Julian Borchardt . 2. Auflage, 114 Seiten.( E. scheint die Anregung beachtenswert, dann geht sie Laubsche Verlagsbuchhandlung G. m. 6. H., Berlin an einen Ausschuß, in dem oft auch die Ar C. 54.) Diese Schrift von Julian Borchardt , die jest beiter Sitz und Stimme haben. Annahme oder in zweiter Auflage erscheint, behandelt in erschöpfen. Ablehnung der Vorschläge wird den Antragstellern der Darstellung alle wesentlichen Fragen des wiffen- schriftlich und im Falle der Ablehnung mit einer schaftlichen Sozialismus. Die Unterschiede zwischen näheren Begründung zugestellt. Für die Vorder margistischen, auf historischer Analyse aller sozia- schläge werden Belohnungen ausgefeßt, entlen und wirtschaftlichen Faktoren fußenden sozialisti weder in Geld oder in der Form ehrenvoller Erichen Gebanrelt und den verschiedenen Formen des wähnung, aber auch in der Form des Aufrückens utopischen Sozialismus, die Probleme, die mit der in eine höhere Stellung. Die gewöhnlichen Vor
Der Selb im Statten.
3ipfelchen falscher Poesie vor anderen Augen und war sehr bestürzt, als ihm Feldwebel Müller eines Tages doch ein Papier unter die Nase hielt und davon mit entjeßlich falscher Betonung ablas:
100 holl.Gulben 10.000 Mart.. 100 beig. Frants 100 ichweiz. Frant 1 Bfund Sterling
1 Dollar.
100 franz. Grante 100 Dinar
10.000 maguar. Kronen
10.000 voln. Mart 10.000 österr. Stronen.
Geld 1355.00
16.50.00
17.5 00
186.75
18525 638.75 160.625 165.25 84.10.00 215 75 85.50.00 97.00
641.23
162.125
168.75
34.50'00
217.25
36.00: 00
101.000
7.70 00
4.57.50
8.70.00 5.07.50
Geld 33.70'00 25.17: 00 0.02.56
Ware 33.80.00
25.200
0.02* 60
25.85.00
25.9503
211.70
212.20
0.00174
0.0075
0.15: 50
0.17: 00
15.9503
16.0
5.87.25
5.87.75
3.40.00
5.55'00
.0.1.12: 00 0.00.00
.0.1.8700
0.00.00
Tag lang frei und über alle anderen gestellt sein. schen und Dichter hieß. Die Sonne rollte über die denten, was man wollte, und wieviel man wollte. messerscharf vom Abendhimmel weggezadien Firste dem langweiligen Gamaschendienst zuschauen und und Dächer Buchstadts, schwebte wundervoll leicht Roman von Karl Bröger .( 26) selbst nicht mittun zu brauchen: er verstand, wes- und frei in goldsprühenden Nebeln und fant plötzhalb der lose Soldatenmund sagt: Arrest und ilch weg wie verschludi. Das uralt herrliche Sein liebster Aufenthalt war die Schreibstube. Bachen sind beim Haufen die feinsten Sachen... Schauspiel hatte ergriffene Zuschauer. Feldwebel Müller war ein barscher, histöpfiger Ernst brannte seine zwei Stunden, haschte in qu Unteroffizier von zwanzig Dienstjehren, gefürchtet ter Weile Verse, wie andere Müden fangen, und in der ganzen Stompagnie für seine wahrhaft heh. brosch in der Wachtstube mit den Kameraden nebüchene Grebheit, und dabei stert unter dem In diesem Stil ging es durch ein Dußend Schafskopf, wenn er nicht lieber auf der HolzPantoffel seiner raschen, zungenfertigen Frau Strophen fort. Der Feldwebel rüdte die Brille pritsche lag und sich seine gesammelten Werfe Feldwebel. Unerbitlich im Dienst, zwvang Feld- weiter in die Stirn hinauf, schmaubte in das unabhörie.
Heraus, o nur heraus aus diesem Schwarm ber Allzuvielen und des Allgemeinen, der dumpfen Seelen, bettelhaft und arm, die das zu sein nicht wagen, was sie scheinen.
Im Mitternacht drüdte Ernst dem Einjähri
gen ein verknülltes Papier in die Finger. Er las:
Die Sonne geht zur Rüste,
nimmt nach der goldnen Küste
des Abends Ziel und Lauf. Nun steigen mit den Sternen aus unbekannten Fernen
Gefühle, fremd und wunderlich, herauf. Des Tages Vollgesichte verblassen mit dem Lichte
und gleiten aus dem Raum. Ich stehe und empfinde, wie ich mir selbst entschwinde und tastend wandle zwischen Tag und Traum. ,, Menschensfind, das ist ja prachtvoll! Das
webel Müller doch manchmal sein faltenreiches geheuerlich rote Nasentuch und fragte verlegen und Vollkommen war das Glüd, wenn Ernst mit Antlig zu jaurem Lächeln, wenn Ernst Löhner die vortourssvoll, was das eigentlich zu bedeuten habe. dem Einjährigen Weiß aufzog. Der junge Lehrer befohlene Arbeit lange vor der Zeit ablieferte. Ernst schwitzte vor Scham und Unbehagen, und war selbst ein heimlicher Dichter und deshalb ents Dafür hatte Ernst allerhand Gründe. Die Arbeit rebeie sich auf den unbekannten Dichter hinaus. züdt, eine verstehende Seele in Ernst zu finden. war ihm eigentlich herzlich gleichgültig. Doch die von dem er die Verse abgeschrieben hätte. Sinter- Hodten sie in einem Winfel, so stießen sich die freie Zeit, die er bei früherer Ablieferung für her nahm er sich selbst bei den Chren und schalt sich anderen Leute prustend in die Rippen, tippten besich herausschlug, schien ihm jede Anstrengung wert. einen elenden Feigling, der seine eigenen Kinder deutungsvoll ihre Stirn und schwangen die Hände ,, Sie müssen schnell noch diese Verfügungen verlenguet. Weiter bequtechtete er, in Zukunft nie in großartigen Gebärden durch die Luft. Die beiausschreiben, Löhner. Ich brauch Sie unbedingt wieder eine Handschrift in der Kompagniefanzlei den Reimer achteten längst nicht mehr darauf. Surtig also, daß ich morgen früh nicht aufine. liegen zu lassen. Er fühlte sich einige Wechen stritten sich die Stöpfe warm über die Reize von Wenn's nötig ist, bleiben Sie über Zapfenstreich von seinem Feldwebel mißtrauisch beobachtet. Sonetten, Ghafelen, Ritornellen und Blankversen. ist ja so schön wie heut abend, als die Sonne hier in der Schreibstube. Der Unteroffizier vom Buchstadt ist ein herrliches Stückchen Welt. wobei Ernst fast ständig den Widerpart hielt, und unterging und wir nachgeschaut haben... Mensch. Tag wird verständigt. Zos, los!" Viel eher, als wenn die Sonne heiß auf den Fluß schien und in einigten sich nach Stunden auf einen Versuch mit Löhner, Sie sind ja ein wirklicher Dichter... Ich Feldwebel Müller ahnte, war die Verfügung ausge- jeder Welle aufleuchtend strahlte, die Wälder grün lauter männlichen Meimen. Der Einjährige Weiß möchte das auch fo fagen fönnen..." schrieben. Doch blieb Ernst ruhia in der Schreib- rauschten und der blaue Himmelsbogen um die fnijf die unwahrscheinlich blauen Märchenaugen ſtube fißen, rauchte in das gelbe Gaslicht und Höhen schwang, war es schön, Posten zu stehen. ein, was seinem guten Bubengesicht vortrefflich Das hätte er doch schon längst sehen können, der ein wirklicher reimte lustig darauf los. Er hatte ja Zeit und und in guter Ruh vor dem langen Gartenzaun stand, und dichtete, daß jedes Saar auf seinem gute Freund Weiß. Aber er glaubt halt dock, auch. der Zapfenstreich, der eben vom Spielmann hin- auf und ab zu gondeln, die gelben Kuhblumen zu Haupte dampfte. Unterdessen stoffelte Ernst sei- ein Lehrer müßte so was besser tönnen. Nun sollte gebend geblasen wurde, qalt nicht mehr für ihn. hitten und sich vorzustellen, man sei eigens da, den nen Posten vorschriftsmäßig ab und tat desglei- er aber mal sehen, wie ein wirklicher Dichter fich Nur wenige Minuten fehlten auf Mitternacht , als Frühling zu bewachen. In der Nacht fleqelte der chen. Die Ergebnisse wurden nachher verglichen benimmt. Ernst seine lange Epistel beschloß, denn kein ein Mond breit auf den Sandwegen, rauschte das und unter großem Aufwand von Fochworten gegen„ Das ist doch gar nicht besonderes... Sie ziger unreiner Reim warf einen Flecken auf das Wehr der nahen Mühle träumerisch, und föstli- Neid und Mißqunst verteidigt. jaubere Versgewand. Zufrieden mit der Leistung. cher Harzduft wehte von den Wäldern, die starr Ein herrlicher Sommerabend fand unsere bei- Sonnenuntergang, was denn? Das haben schon öffnete er das Fenster und ließ mit dem Stauch und schwarz überm Fluß ſtanden. Da schnallte den Dichter wieder vereint auf Kasernenwache. hundert andere geschen und gedichtet. Aber ich auch die Muse entschweben. man den Leibrieben zwei Loch weiter, tlemmte das Man hatte den halben Nachmittag weiblich Kunst will, was noch keiner gesehen und gesagt hat. StenGewehr unter den Arm und pfiff sich leise eins und Literatur gepauft und war endlich beim quten nen Sie ebbel? Das ist ein Kerl. Dem muß alten Vater Claudius gelandet, den Weiß eifer- man es gleichtun." von den guten alten Volksliedern. ( Fortsetzung folgt.) ie Bache . Eine
Dichtende Soldaten sind lächerlich und rüh rend. Das waren aber gerede Eigenschaften, die Ernst Löhner gar nicht schäßte. Er berkannte jedes
Ernst zog gern auf die Wache. Einen ganzen voll rühmte und eine Seele von deutschem Men
Er war Dichter? Schafsfops!
müßten erst meine wirklichen Gedichte kennen.
[
C
#