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3. Jahrgang.
Sozialdemokrat
3'
Zentralorg.. der Deutschen sozialdemokratischen Arbeiterpartei in der tschechoslowakischen Republit.
Geistlichkeit und Politit.
Mittwoch, 21. März 1923.
Sozialistische Ruhr- Konferenz.
Berhandlungen der Sozialisten der Ententeländer mit den beutichen
Sozialisten.
Paris , 20. März.( Havas.) Die Konferenz der parlamentarischen sozialistischen Gruppen Belgiens , Großbritanniens , Italiens und Frankreichs zur Besprechung des Reparationsproblems und der Ruhrfrage ist zusammengetreten.
Berlin , 20. März.( Wolff.) Die internationale sozialistische Konferenz in Paris hat, wie Havas mitteilt, beschlossen, eine aus je einen Vertreter der beteiligten Länder England, Frankreich , Jialien und Belgien zusammengefente Delegation nach Berlin zu entfenden, die mit den deutschen Sozialisten über die Reparationsfrage und Besetzung des Ruhrgebietes verhandeln soll.
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Nr. 66.
Banken und Volkswirtschaft.
Kurz nacheinander sind zwei Banken in der Tschechoslowakischen Republit in Zahlungsschwierigkeiten geraten. Im November wurde die Def fentlichkeit überrascht durch die Vorgänge in der Mährisch- schlesischen Bank, wodurch voraussichtlich tausende von Menschen zu Schaden kommen dürften, und dieser Tage ist es die Bohemia- Auslandsbant, welche derart große Verluste erlitten hat, daß, wie die erste Meldung des Prager Tagblati" lautete ,,, die Bank vor dem Zusammen bruch stehe". Schon daß zwei solche Fälle sich in verhältnismäßig furzer Zeit ereignen, deutet dar auf hin, daß diesen Vorgängen nicht Zufälle zu grunde liegen, sondern daß die geſchäftlichen Mißerfolge der beiden genannten Banken tiefere Ursachen haben. welche in dem eigenartigen Wirtschaftsleben dieses Staates begründet sind.
Nach den Osterfeiertagen wird eine wahre Massenfahrt von tschechoslowakischen Bischöfen nach Rom vor sich gehen. Fast sämtliche der geistlichen Oberhirten der Republik werden sich unter Führung des Prager Erzbischofs Dr. Kordač zum heiligen Vater begeben und werden ihre Schäflein, welche diese Verwaijung hoffentlich gut überstehen werden, eine Zeitlang allein lassen. Der Summer der frommen Gläu bigen braucht jedenfalls durch die Annahme nicht gesteigert zu werden, daß diese Romreise für ihre Oberhirten eine entbehrungsvolle Pilgerfahrt in Sad und Asche werden wird, denn es ist dafür gesorgt, daß sie, die Nachfolger dessen, der nichts hatte, wo er sein Haupt hinlegen fonnte, in bequemen Salonwagen die Nach dem Umstur, während der geschäft Reise in die ewige Stadt zurücklegen fönnen lichen und gewissermaßen auch politischen Son= und auch an entsprechender Agung wird es den glaubensstarken Männern nicht mangeln. lleber fleinere Banken in der Tschechoslowakei aus dem den Zweck dieser Reise werden mannigfache Berlin , 20. März.( Wolff.) Präsident Loebesfranzösische Regierung gerichtet und Boden wie Pilze nach dem Regen und für die Mutmaßungen angestellt, welche die fleritale eröffnete die heutige Sigung des Reichstages mit die sofortige Freilassung verlangt. Ge- eine Gründung der Vorkriegszeit war eine bestehenden Banken auch die Bohemia- Bank ist Presse durch die Behauptung, es gehe um die einer Ansprache. die stehend angehört wurde und stern ist Abg. Dr. Quaß entlassen worden, gute Zeit gekommen. Nicht nur die wirtschaftliche " Möglichkeit einer Annäherung der römisch- in der er unter anderem sagte:„ In der Kette der weil er für die Geschäftsführung der Essener Han. Konjunktur war diesen Banken förderlich, sonkatholischen und der orthodoxen Kirche ", welche Gewalttaten, die von den gewaltsam im Ruhrge- delskammer nicht verantwortlich sei. Seine Lei- dern auch die politische, indem die tschechischen in Karpathorußland stark verbreitet ist. nur biete eingedrungenen Franzosen und Belgier be- densgenossen sind noch festa halten worden. Unsere Banken von der Regierung gefördert wurden, wie festgehalten noch zu verwirren sucht. Da das Rätsel- gangen wurden, ist durch die Ausweisung des Abg. Abgeordneten werden die Kränkungen als eine die auf österreichische Stronen lauteten, in die beispielsweise bei der Ueberführung von Renten, lösen nicht unsere Sache ist, beschränken ore II wiederum rechtswidrig Hand an einen Ehre und nicht als Schändung betrachten. wir uns darauf, den Herren Bischöfen eine Abgeordneten gelegt worden. Der Abg. Quaß Tschechoslowakei, vo fie un tschechoslowakische glückliche Reise zu wünschen, wobei wir uns Das Haus hat in erster und zweiter Lesung Kronen wert waren. Aber es zeigte sich bald, daß der Segen nicht mit der Annahme begnügen, die Bischöfe fühist als Geisel verhaftet und ins Zuchthaus ge- die Elbeschiffahrtsatte augenomvon langer Dauer war. An die Spitze dieser ren zum Papste, um nebenbei auch über die, fchafft worden, wo noch 244 Personen unter den men. d. i. den internationalen Vertrag zwi- bon langer Dauer war. verschiedenen Institute wurden Leute gestellt, die wenn auch nicht sehr aktuelle Frage der Tren- unwürdigsten und gesundheitsgefährlichsten Zuschen Deutschland, Frankreich , der Tschechosle nicht immer über das genügende nung der Kirche vom Staate mit ihm zu beständen untergebracht sind. Der Minister des wafei, Belgien, Großbritannien und Italien . ökonomische und Fachwissen verfügten, Aeußern hat einen energischen Protest an diel das nötig war. Vielfach beriefen die Verwaltungs räte an ihre Spize einflußreiche Politiker, weil sie so hoffien, in gute Beziehungen zur Regierung und den herrschenden Parteien zu kommen. Jebe tschechische bürgerliche Partei verfügte so über einige Banken, die Bohemia Bank scheint als dauerndes Besizium der Agrarier angesehen worden zu sein, da an ihrer Spike erst der egra rische Abgeordnete Sontag, später dessen Parteifreund Dr. Stubiček stand.
Protest des Reichstags gegen die Gewaltalte.tur der Nachtriegszeit ſchoffen
raten.
Heute Entscheidung.
Im übrigen fönnte man diese Romreise als eine innere Angelegenheit der katholischen Stirche ansehen, wenn nicht außer den Bischöfen auch der Herr Monsignore Schramet, der Führer der tschechischen Klerikalen und derzeit Gesundheitsminister, an ihr teilnehmen würde. Wenn Herr Schramek nach Nom fährt, so hat dies natürlich besondere und Berlin , 20. März.( Eigenbericht.) In ben wird, ob der Generalstreit über ganz vor allem politische Gründe. Denn niemand Oberschlesien hat sich die Lage weiter ver- Oberschlesien ausgedehnt werden soll. Die wird das Wirken und die Neigungen des Herrn schärft. In einer start besuchten Versammlung Unternehmer beabsichtigen allem Anschein Monsignore mit der Tätigkeit eines See! der Betriebsräte wurde gegen die Maßnahmen nach, mit Hilfe der Selbstschuhverbände die Gesorgers in Zusammenhang bringen wollen, so der Unternehmer Stellung genommen und er- werkschaften zu zerschlagen. In der daß sich auch die Annahme von selbst erledigt, lärt, daß; die Handlungsweise der Arbeiter bei jeßigen Lage des Reiches ist dieses Vorgehen umHerr Schramek würde religiöser oder firchlicher den fascistischen Provokationen staatserhaltend ge- so mehr zu verwerfen, als dessen Wirtschaftslage Fragen wegen zum Papste fahren. Auch sein wesen sei. Wenn die Verhandlungen ergebnislos dadurch verschlimmert wird. Vertreter der ReAmt als Gesundheitsminister führt ihn faum verlaufen, wird Mittwoch ein neuer Kongreß gierung sind bereits nach Oberschlesien abgereift, nach Rom, denn er ist Gesundheitsminister, damit er überhaupt Minister ist und im Mi- zusammentreten, der darüber zu entscheiden has um an den Verhandlungen teilzunehmen. nisterium den politischen Einfluß der von ihm
Eine Eigentümlichkeit des Bankgeschäftes nach dem Striege war es auch, daß sich die Banken zu sehr aufs Warengeschäft verlegten. So hatte die Bohemia- Bant Waren( Filme) gekauft, ohne daß die leitenden Persönlichkeiten von diesen Wa ren etwas verstanden, sodaß sie sie mit großem Verluste wieder losschlagen mußten. All die Ex en gründeten, sind nichts als Seifenblasen ge port und Importgesellschaften, welche die Ban wesen, die im Lichte der Konjunktur der Nach friegs; eit in allen Farben glänzten, die aber
geleiteten flerifalen Partei ausüben kann. Wie Geistliche nicht im Gebiete eines anderen bi-| tholische Kirche habe sich nur um das Seelen-| der Vatikan die Zahl der immer zahlreicher er für die Gesundheit sorgt, geht aus der Ver- schöflichen Ordinariats ohne die Bewilligung heil der Gläubigen zu fümmern, sondern daß werdenden flerifalen Heßpriester verringern, öffentlichung eines tschechischbürgerlichen Blat- auch jenes Ordinariats fandidieren, wo sie sich auch er die höchst irdischen Machtziele des Kle- damit äußerlich zwischen der fatholischen ies hervor, wonach im Prager Allgemeinen um ein Mandat bewerben. Der Vatikan zeigt rifalismus sich zu fördern bemüht, das bewies Kirche und der flerifalen Partei ein Krankenhaus zum Transport der Operations- wenig Freude daran, daß so zahlreiche Geist sein zu Weihnachten erlassenes erstes Welt- Trennungsstrich gezogen werde.„ Seid flug bedürftigen Tragbahren verwendet werden, liche im Vordergrunde der flerifalen Partei Rundschreiben", in dem er zur Freude aller Ar- wie die Tauben und liftig wie die Schlangen", welche die operierten Personen in die höchste stehen, wodurch sie persönlich in scharfen Gegen- beiterfeinde als„ Uebel dieser Welt" auch den Rom hat stets nach diesem Grundsatz zu Gefahr bringen. Herr Schramet faßt seine Auf- jazz zu anderen Parteien treten, deren Anhän- laffenkampf und den Sozialismus aufzählte handeln gewußt. Auch jetzt, da die Machtgier gabe als Gesundheitsminister so auf, daß er ger Bekenner des katholischen Glaubens sind, und deren Bekämpfung er dringendst empfahl. und die oft rüden und verlogenen Formen Dabei nur die Gesundheit der klerikalen Par- weshalb denn auch der bekannte Vertrauens Der Uebel größtes ist ihm der Sozialismus des politischen Kampfes der Klerifalen die nicht tei im Auge hat. mann am päpstlichen Stuhle, Kardinal Mer- und er nennt den Klassenkampf die eingewur- im Lager der fferifalen Partei stehenden Gläu In der Tat ist der Hauptzwed, der Herrn cier, den Geistlichen riet, sich lieber der Ver- zeltste, tödlichste Krankheit der Gesellschaft" und bigen der Kirche entfremden und der AbfallSchramet und mit ihm den tschechoslowakischen tiefung religiösen Lebens zu widmen. Der Va- den„ Bohrwurm", der ihren Lebensnerv zer bewegung immer neue Nahrung zuführen, läßt Episkopat veranlaßt, im Vatikan Audienz zu tikan ist besonders gegen die Teilnahme von nage. Schon diese Termini, die einem fapita- sich der Vatikan von der Slugheit und Lift benehmen, ein anderer: es gilt, zwischen den tsche Bischöfen am parlamentarischen und politischen liftischen Soldschreiber abgelauscht scheinen, be- stimmen; darum dringt er auf etwas geringere chischen Selerifalen und dem Vatikan eine Dif- Leben, weshalb denn auch in letzter Zeit der weisen, daß auch der Papst feine Bedenken Teilnahme der geistlichen Personen am politiferenz zu beseitigen, bei der es um nichts an- Olmüßer Erzbischof Dr. Stojan das Senats- trägt, die Kirche zu einem Machtinstrument der schen Kampf. deres geht, als um die Frage der Teilnahme mandat und der Bischof von Neutra Dr. fapitalistischen lassen zu machen, an deren Noch fühlt sich Nom zu mächtig, als daß der Geistlichkeit am politischen Leben. Smetko das Abgeordnetenmandat niederlegen Seite, gegen die Ausgebeuteten und Entrechte es der Meinung wäre, auf die Gefühle der Die Ursache dieser Differenz liegt über mußten. Es ist wohl richtig, daß in fast allen ten, er sich sichtbar stellt. In dem Welt- Rund- Gläubigen anders, als durch Beobachtung so ein Jahr zurüd. Die päpstliche Sturie gab mit Ländern Geistliche sich politisch betätigen, so schreiben läßt er auch keinen Zweifel darüber, äußerer Formen, wie es die Einschränkung der der Entscheidung vom 22. April 1922 zum in Belgien der Dominikanerpater und Senator daß er will, das Volk möge fromm und de- politischen Betätigung der Angehörigen des Ausdruck, daß die Beteiligung der katholischen Stutten, in Holland Monsignore Notcus, in mütig sein Schicksal den Mächtigen und Ve- geistlichen Standes ist, Rüdsicht Geistlichen am politischen Leben ihr Mißfallen Polen der Abgeordnete und Prälat Adamski, ißenden anvertrauen und sich in stummem Ge- müssen. Der Papst wird mit sich reben lassen" finde. Die päpstliche Kommission zur authen- in Oesterreich der Kanzler und Prälat Seipel horchen üben. Aus dem Widerstande des Va- und Herr Monsignore Schramet wird gewiß tischen Interpretation des Canons des Coder aber eben diese politische Tätigkeit dieser und titans gegen die Uebernahme von Abgeordne mit einem Stompromiß in der Tasche heimkehantwortete auf zwei vorgelegte Zweifel, daß anderer geistlicher Personen scheint dem Vatikan tenmandaten durch Geistliche daher etwa den zen. Die proletarischen Massen wissen, daß, was die Bewilligung zur Annahme eines parlamen- heftige Bedenken vom Standpunkte des An- Schluß zu ziehen, daß er den Grundsatz des immer in Rom vereinbart werden wird, der tarischen Mandats durch geistliche Personen sehens der katholischen Kirche eingeflößt zu Schöpfers des katholischen Glaubens: Mein Alerifalismus ihr erbittertster Feind, die Stirche eher zu verweigern, als zu gewähren sei. Der haben und darum sähe er es lieber, wenn nicht Reich ist nicht von dieser Welt", befolgen wolle, das Herrschaftsinstrument der herrschenden Canon 139,§ 4, des Coder setzt über allen immer und überall geistliche Personen im Vor- wäre höchst verfehlt. Was Rom will, ist, daß Klassen bleibt und daß dies erst geändert wer Zweifel fest, daß Angehörige des geistlichen dergrunde des politischen Machtkampfes der die Geistlichen mehr hinter den Seulissen bleiben fann, wenn die Macht der Kirche, die fie ben, sich weniger an die Spiße der weltlichen heute durch ihren Zusammenhang mit dem Standes( ohne Unterschied des Grades) sich Stlerifalen stünden. Die Gründe, welche den Papst zu dieser| Machtbestrebungen des Klerifalismus itellen, Staat und durch ihre ungeheueren Reichtümer weder um ein Mandat bewerben, noch es annehmen sollen, dort, wo der heilige Stuhl ein Haltung bestimmen, liegen auf der Hand. Daß denn als deren Drahtzieher sich zu betätigen. befißt, gebrochen sein wird. Verbot ausgesprochen habe. Desgleichen sollen er selber nicht etwa der Meinung ist, die fa- Es soll alles bleiben, wie es ist, nur möchte
nehmen zu