21. März 1928.

werden.

Bolfswirtschaft und Sozialpolitit.

Davidow nur 150 K und 500 Donrubeln abhanden gekommen waren. Der Portier, der von dem Dieb­stahl sofort verständigt wurde, lief zum Staffeehaus ,, Anděl", wo auch tatsächlich die beiden Mädchen ge- Die falsche Rechnung der Franzosen  . Der rade frühstückten, und ließ sie festnehmen und ins französische   Schriftsteller Robert Chenevier zieht Hotel zurückbringen. Bei den Mädchen fand man in einem Artifel des Progres civique" die bis jedoch nichts; dagegen entbedte man im Tisch ein herige Bilanz des Ruhrunternehmens für Frant Stuvert mit 9000 K und auf der Erde und im Belt reich. Auf der Passivseite finden wir zunächst die 3tvei 250 Rubelscheine. Gegen die Mädchen wurde vom französischen   Schatminister berechneten Ko wegen Diebstahlsverdacht die Anzeige erstattet. Borsten für die ersten beiden Monate der Ruhrbesets bem OLGR. Riegel erklärten heute die Mädchen, zung: 5 Millionen Franks für den Unterhalt der daß sie unschuldig feien und daß die Offiziere, die da- Zivilmissionen, 50 Millionen Frants für den mals vollständig betrunken waren, mit ihrem Gelde Unterhalt der Besayungstruppen, 60 Millionen nur so herumgeworfen hätten. Aus einem Protokoll Franks für die Organisierung der Eisenbahnen. war ersichtlich, daß Prochazka degradiert wurde und Zusammen also 115 Millionen Franks für die derzeit in Theresienstadt   eine längere Kerkerstrafe ab Monate Januar und Februar. Zu diesen zahlen zusitzen hat. Die beiden Mädchen mußten schließlich mäßig erfaßbaren Passivposten fügt Chenevier an­wegen Mangels an Beweisen freigesprochen dere, die sich im allgemeinen nur schäßungsweise erfassen lassen. Zunächst setzt er das Ausbleiben der deutschen   Lieferungen an Frankreich   aufgrund ,, Wenn man Butter am Kopfe hat..." des Friedensvertrages nach den offiziellen Schät Prag  , 20. März. Jaroslav Bumba, Bäderungen der Reparationskommission allein für den aus Althütte  , hat während des Krieges und auch Monat Januar mit einer Gesamtsumme von noch nach dem Umsturz einen schwunghaften Stetten lionen Papierfrants umrechnet. Die französische 16,760.693 Goldmark ein, die er in über 68 Mil­handel betrieben. Doch so geheim, daß niemand im Metallindustrie" schreibt er weiter, macht gegen Dorfe eine Ahnung davon hatte. Es ist daher ver- wärtig eine furchtbare rise durch, ständlich, wieso Bumba die Frechheit aufbringen schlimmer werden kann, weil sie seit dem Einrit die noch lonnte, an die Trafikantin des Ortes, Sophie Boten unferer Truppen in die Ruhr fast keine Stohle huslav einen Brief zu schicken, in dem es hieß: und feinen Verhüttungskots mehr bekommt. Um Sie werden mir sofort 1000 K schicken, oder ich lasse den Verdienstverlust diefer hochwichtigen Indu sie wegen Rettenhandels mit Zigaretten verhaften. ftrie zu fennzeichnen, stellt er dann die Lieferun­Dann werden Sie sechs Monate und 10.000 K Geld- gen aus Deutschland   vom 1. bis 10. Januar fest: strafe bekommen und auch der Präsident wird Ihnen aus dem Ruhr- und Aachener Gebiet 61.266 To. nicht helfen können. Also überlegen Sie sich meine Sohle und 144.505 To. Kofs, denen vom 10. bis Forderung sofort und schicken Sie gleich morgen die 15. Jan.: aus dem Ruhrgebiet   nichts mehr, aus 1000 K an Jaroslav Bumba." Frau Bohuslav dem Aachener Gebiet noch 1729 To. Stohle und durchlebte eine arge Nacht. Sie wußte doch nicht 9200 To. Sots und denen vom 15. bis 25. Ja genau, ob sie nicht einmal so etwas wie Kettenhan del getrieben hatte und dann- eine Untersuchung aleichen Stavitel erwähnt er die Folgen dieses nuar: insgesamt 7000 To. gegenüber. Unter dem durch die Behörden ist immer eine unangenehme Ausbleibens der deutschen   Kehlen- und Kokslie Sache und schadet dem Geschäftsrenommee. Ihrem ferungen: das Abblasen von mehr als 16 von 45 Gatten fiel endlich ihr unruhiger Schlaf und der im mer wieder hervorbrechende Augstschweiß auf, cr Hochöfen im Departement Meurthe et Mofelle und von 19 von 40 im Derartement Moselle, wobei fragte sie, was denn vorgefallen sei, und so erzählte sie ihm alles. Anton Bohuslav, der von der Un­er betont, daß ein erloschener Hochofen eine fost schuld seiner Frau überzeugt war, überlegte nicht beit von zwei bis drei Monaten beansprucht. In spielige und schwierige Wiederinstandsetzungsar lange und übergab den Brief am nächsten Tage der diesem Posten finden wir dann noch die Steige­Gendarmerie. Und er hatte richtig gehandelt. Statt seiner Frau wanderte Bumba wegen Wucher, jeiner Frau wanderte Bumba wegen Wucher, Ret- rung des Kokspreises auf 195 Frants am 15. Fe­tenhandel und wegen der Drohbriefe in die unter- bruar, die 100 Prozent gegenüber dem Preis vom tenhandel und wegen der Drohbriefe in die Unter. 1. Januar ausmacht. Der nächste Passivposten suchungshaft. Das Verfahren wegen Kettenbandet ist die Frant- Entwertung", die Chenevier auf zieht immer weitere Streise und ist heute noch nicht runb 15 Prozent seit der Ruhrbesetzung anschlägt. abgeschlossen. Wegen der Drohbriefe( Vergehen nach unter Zugrundelegung der Zahlen für die fran­§ 98 d. St.-G.) wurde Bumba heute zu sechs Wo. chen schweren Sterkers verurteilt. Jedenfalls wird zösische Einfuhr berechnet er den Verlust für die er es sich in Zukunft überlegen an die Sonne 3 ber 15prozentigen Frant- Entwertung auf 215 lesten zwei Drittel des Monats Februar infolge gehen, wenn er selbst Butler am Kopfe hat". Millionen Frants. Die Passivposten selbst ver mehrt er ferner noch um folgende Tatsachen: zehn­Ein gefährlicher Wilderer. prozentige Steigerung der Frachten infolge der Prag  , 20. März. Der Bauer Josef Markup Steigerung des Kohlenbreises; 15proz. Erhöhung aus Kneževes, der am 10. Dezember sein Jagdrebter der französischen   Schulb an Amerila und an fontrollierte, bemerkte am Rande eines Waldes dret England als Folge des gefallenen Wechselfurses; Wilderer, die sich bei seinem Nahen zur Flucht wand- ein Verbrauch der Lagerbestände, die man teuer ten. Markup, der zu Pferde war, verfolgte den einen, ersehen muß; eine Steinerung aller Metallpro­den Anton Zenižef aus Dobrovic, der mit einem dufte; die 18monatige D'enstzeit und die längere Gewehr siebenmal auf ihn anlegte, ohne zu schießen. Festhaltung der Jahresklasse 1921 unter den Fah­Martup stieg vom Pferde und verfolgte Zenižef un- nen. Die Aftivseite schmüdt Chenevier mit einer auffällig. Vor dem Dorfe legte Zenižef sein Gewehr Null  . auseinander und versteckte es im Rode. In diesem Die Ernte 1922. Die soeben erschienene Num Augenblicke stürzte sich Markup, der sich wieder aufs mer 8 der Mitteilungen des Statistischen Pferd geschwungen hatte, auf Zenizer, den er nun Staate amtes" veröffentlicht Daten über die unbewaffnet glaubte. Doch dieser 30g einen Revol- Ernteflächen in der tschechoslowa­ber hervor und gab gegen seinen Verfolger fünt fischen Republik   im Jahre 1922. Schüsse ab, die aber zum Glüd nich: trafen. Ov Ihnen zufolge wurden Getreidenrten auf einer zwar also ein Mordversuch vorlag, wurde die An- Fläche von 3,176.727 Seltar( Weizen auf 617.983 gelegenheit nicht dem Schwurgerichte, sondern einem Settar, Roggen auf 879.706 Heft., Gerste auf Straffenat übergeben, der heute Zenižel zu fünf 674.794 Seft., Safer auf 816.029 Hett.). Sad Monaten schweren kerkers verurteilte.

Der Held im Schatten.

Roman von Kar! Bröger.( 29) Barsche, zuweilen sogar rohe Sitten be­gegneten feiner eigensten robusten Natur, de larg, herb und schwerflüssig leichter abstieß als anzog. Wenn er, die steingefüllte Trage geschultert, in freier Luft die Gerüste er stieg, Ziegel schmetternd abwarf und sich, der Last ledig, neu aufrichtete, begleitete ein Vorsatz diese Handlung. Wie die Steine von der Schuiter, würde er einst auch die drückende Innenlast ab­tun und freien Weg schreiten. Wie wuchs doch so ein Haus! Letzte Woche noch standen sie in der Grube und warfen stöhnend Grund aus. Heut wird schon der erste Stoc gemauert, in einigen Wochen farrt das Gebälk vor, wird aufgewunden, und bald wimpelt das bändergeschümidte Richt bäumchen die Kunde von neuen Haus in die Nach­barschaft. Man sah das Wert seiner Hände vor den Augen werden. Auch mein Haus muß unter Dach und Fach kommen, dachte Ernst oft und

gern.

früchte auf einer Fläche von 995.778 Heftar( hie­

fagen, von einem Verbandsbuch hatte er feinen Schimmer. Der Vertrauensmann wiederum schien von Hebbel  , Kleist und Grabbe aber auch gar nichts zu ahnen und stellte die Kare Forde rung: Organisieren oder die Arbeit niederlegen! Ernst legte die Arbeit nieder, denn sich von je mand, der Hebbel nicht fannte, zivingen zu lassen, dünfte ihm ein Abbruch seiner geistigen Ehre. Am Nachmittag stand Ernst vor der gleichen Wahl: Organisieren oder Arbeit niederlegen! Er ver suchte Ausflüchte. Zum Zahltag wollte er sich aufnehmen lassen.

Vorträge.

Seite 5.

Das Problem der Demokratic.

von Kartoffeln auf 650.112, 3uckerrüben auf 210.031 Seft.). Hülsenfrüchte und Mengfrucht zur Geerntet wurden nach den Ergebnissen der Erhe­Samengewinnung auf 187.022 Heft. geerntet. bung des Statistischen Staatsamtes 9,150.254 Zentner Weizen( durchschnittlich 14.80 Zentner pro Seftar), 12,979.355 Zentner Roggen( 14.75 ſcher Akademiker hielt Samstag Genosse Professor Im Rahmen der Freien Vereinigung sozialisti, Bentner pro 1 Heftar), 10,092.015 3enter Gerste Dr. Max Adler einen Vortrag über das genannte ( 14.95 Zentner pro 1 beftar), 10,385.814 Zentner Thema, welcher für alle Zuhörer ein ganz auserlefe.. Safer( 12.72 Zentner pro 1 Seftar), 56.421 3ent- ner Genuß war, der in seinem geschlossenen Aufbau ner Hopfen( 7.18 Zentner pro 1 Seft.), 90,691.615 und seiner sicheren Gedankenführung einer der besten 3enter Kartoffeln( 139.50 Zentner pro 1 Beltar), sozialwissenschaftlichen Vorträge war, den man in 52,401.492 Sentner Zuderrüben( 249.5 Zentner Prag   in den letzten Jahren zu hören Gelegenheit pro 1 Seftar). Dieselbe Nummer Mitteilungen" hatte. Adler erklärte eingangs seiner Ausführungen, berichtet auch über die Rübenzudererzeugung bei daß er nicht über die Probleme der Demokratie, wie uns in der Betriebsperiode 1921-22. n 159 allgemeines Wahlrecht, direkte Gesezgebung durch Buderfabriken und 11 Raffinerien, die im Jahre as Volk usw. reden werde, sondern über das Pro­1921-22 im Betrieb standen, betrug die Netto- blem der Demokratie, denn die Demokratie iſt in produktion von Konsumzuder 5,737.980 Zentner, ihren letzten Jahren der Gegenstand tiefer Zweifel von Rohzuder 87.979 Zentner, also im Rohzuder Denkern und Theoretikern, sondern in den Maffen und außerordentlichen Mißtrauens nicht nur bet werte( Stonsum auf Rohzuder, überführt im Ver- Denkern und Theoretikern, sondern in den Maffen hältnisse 100: 114) 6,629.277 Zentner. des revolutionären Proletariats selbst geworden. Früher herrschte ein allgemeines Vorurteil für die persönlichen Freiheit und ſittlichen Vollkommenheit Demokratie, man hielt sie für die Voraussetzung jeder und die großen Revolutionen von 1789 und 1848 uni­gaben die Demokratie mit einem goldenen Schimmer. Das ist gegenwärtig gründlich anders geworden und die Demokratie als ein völlig untaugliches Mittel für von einer gewissen Strömung im Sozialismus wird die Emanzipation des Proletariats angesehen. Das hat seinen Grund in den Ereignissen des Krieges und der Nachkriegszeit. Im Kriege hat man gesehen, daß reich, Deutschland   und Rußland  , sondern auch die sich nicht nur die großen Militärdespotien Defter­großen Demokratien des Westens in den Dienst des imperialismus gestellt hatten und die Nachkriegszeit hat gelehrt, daß die großartigen politischen Umwäl sozialen 2 bel unferer Zeit nichts geändert haben. zungen, die Verwirklichung der Demokratie, an dem

Dresden  , 20. März. Im Laufe von Lohnstrei Aussperrung der fächsischen Holzarbeiter. tigkeiten ist heute ein Großteil der Kächsischen 30.000 Arbeiter in Frage kommen. Solzarbeiter ausgesperrt worden. Im ganzen sollen

Der

schaftsbewegung. Die zwei vom Generalvat des Weitere Fusionen in der englischen Gewert Gewerkschaftsfongresses für die 35 Metallarbeiter. und die 15 Tertilarbeiterverbände einberufenen Konferenzen zeitigten günstige Resultate. Generalrat ist nun im Begriff. zur Besprechung der Frage des Zusammenschlusses ähnliche Kon ferenzen für das Drudereigewerbe und die Dienst weige der Postverwaltung zu or ganisieren. Im Drudereigewerbe gibt es unge von zirka 173.000. Diese Organisationen sind be fähr 14 Verbände mit einer Gesamtmitgliederzahl reits in der Föderation der Verbände des Druk­feroigewerbes und verivandter Berufe lose zu ſammengefaßt, und der Generofrat glaubt, daß eine Tenden; zum allgemeinen Zusammenschluß besteht.

Devisenturke.

Die tschechische Krone not ert in: ürich Schw. Fran! 15.95.00

Berlin  Wien  

Mar 620'00 ofterr. 2125.00

Prager   Kurse.

100 holl.Gulden 10.000 art.. 100 belg Franis 100 idei. Frant 1 Vfund Sterling 100 Vire... 1 Dollar.. 100 irans. Frants 100 Dinar.

10. 00 maghar. Stronen 10.000 poln. Mart 10.000 österr. Stronen.

Geld 1858.00 16.6250 188 50 686.75 160.6250 166.25 34.1000

222 23 36.50.00

8000

9.00 00 4.0000

Ware 1857.00 17.62.50 190.00 639.25 162.10 167.75 84.50'00 228.75 37.00.00 84.00'0 10.00'0 5'10 00

Züricher   Schlußkurse.

Geld 35.20: 00 25.84.00

0.02.57.50

Paris  .. London  Berlin  Mailand  . Solland

Wien  Budapest  . Bran New York  Belgrad  . Warschau  Wien   geit.

26.10.00 212'60 0.00.75.00

0.13: 00 15.95.00 5.88 25 5.40'0) 0.0.1.2500 0.00˚00

Ware 35.40.00 25.36'00 0.02* 60 26.25.00 218.10 0.00.75.50 0.1500 16. 5'00 3.39.00 5.50.00 0.0.1.50'00 0.0000

besser angezogen als die anderen. Die laute, tö­nende Stinime legte Los:

,, Kollegen! Wir sind zusammengefommen, um zu beschließen, was getan werden muß, damit der Herr x. endlich einmal aufhört, für nichts und wieder nichts zu maßregeln. Ihr wigt, er hat heut nachmittags einen Stollegen entlassen, weil er nicht so gevannt ist, wie der Herr X. sich ein­bildet. Daß er auch einmal Steine getragen hat, weiß der Herr X. ja nicht mehr. Wir wissen es aber noch recht gut, und mancher alter Kollege unter uns hat mit ihm zusammen gearbeitet. Kommt aber der Bettelmann aufs Roß, dann ist mit ihm schon gar nicht mehr zu hausen. Der Herr Meister beruft sich auf sein gutes Recht, jeden Arbeiter, wenn es ihm gefällt, zu entlassen. Die

wie die Demokratie selbit. Schon im alten Griechen Diese Stepsis an der Demokratie ist jedoch so alt land haben große Denter wie Sokrates   ihren Zwer fel an der Vollkommenheit der Demokratic Aus­druck gegeben und bis in die neuere Zeit hat man daran gezweifelt, daß die Mehrheit wirklich das cfte trifft und daß die Mehreren auch die Besseren sind. Dem gibt das Dichterwort Ausdrud: Vern inft ist stets bei Wenigen nur gewesen. Auch die Syn­Pilalisten haben an der Demokratie gezweifelt und ihre Ergänzung durch die direkte Aftion fordert. Ja, bei Marr und Engels finden sich steptisch: Be­merkungen über die Demokratie. Marg hat über ben Wunderglauben an die Demokratie" gespottet und die Anschauung, die vom Parlamentarismus alles erwarte, parlamentarischen Kretinismus g. nannt. Andererseits aber haben Mary nnd Engels im Kommunistischen Manifest das Proletariat dar über belehrt, daß es die Demokratie für sich erobern muß. Woher rührt dieser Widerspruch?

Das Problemt wird sofort llar, wenn man sich dessen bewußt wird, daß das Wort Demokrati  : cin zweideutiger Begriff geworden ist. Er bezeichnet ett mal etwas Historisches, nämlich die Demokratie, die wir in der Geschichte erlebt haben, und das an. deremal etwas Programmatisches, das sich noch nicht ereignet hat, nämlich die Demokratie, dte wir Sozialisten anstreben. Das Prinzip der bürger. lichen Demokratie ist die Rechtsgleichheit. Daher rührte die zündende Wirkung der bürgerlichen Revo­lution: Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit. Aber schon damals stellte sich die Enttäuschtag ein, senn trop der Verwirklichung der Rechtsgleichheit verjan len die Menschen in noch größeres Elend. So brin gen die Klassengegensätze die bürgerliche Dumotratte in Widerspruch mit sich selbst. Demokratie ist die Herrschaft des Volkes, eines solidarischen Gangen, aber wo ist in der bürgerlichen Gesellschaft diese So. lidarität? Die Klassengegensäße verhindern die folt­

für Recht galt, und wählten einen einen Ar schuß, der die Verhandlungen führen mußte.

Dieses Ereignis war eine Fadel, in Enst Löhners Borstellungen geworfen. Er begriff plöy lich Wert und Macht der Gemeinschaft und strebte eifrig, die gewonnene Erkenntnis zu stüten. Er fnüpfte Gespräche über Gewerkschaftsfragen cu, las, es wollte erit gar nicht recht munden, was wissenswert auf diesem Gebiete war, und stellte sich leidenschaftlich auf die Seite der sozialistischen  Heilslehre.

Daß es Reiche und Arme in der Welt gab, war Ernst nicht unbekannt. Daß der Armen ahr, unendlich viel mehr waren, wußte er auch. Aber er hatte sich mit diesem Wissen begnügt, hatte aus dem Zustand nur die einzige Aufforderung ent­

Wo bist denn du ausgelassen, Freunderl?... Bahltag? Der ist bei uns alle Tag. Du kannst Borschuß nehmen, wenn du sechs Stunden gear beitet hast. Also quatsch nicht, Junge, und geh zum Kappo! Der gibt dir, was du brauchst... Herren Bauproven bilden sich ein, jeder Strauter nommen, selbst reich zu werden, und" choust Bei uns gibt es fein Fackeln. Wer nicht beim wäre der liebe Herrgott felber. Der Kollege N. nichts um die Ziele seiner eigentlichen Welt Verband ist, fliegt. Wir können solche Brüder arbeitet seit vier Jahren bei ihm; er hat manchen bekümmert. Ja, er hatte diese Welt inner­nicht brauchen. Sommer geschwitzt. während sich der dicke Meister lich abgelehnt, hatte sich wund und blutig gestoßen, aufs Kanapee legte. Jest arbeitet er auf einmal fie geistig zu überwinden. Schante er im Licht nicht mehr schnell genug. Arbeitet einer von euch seiner sozialistischen Erkenntnis auf den Kampf schneller? Gut: wir wollen dem Herrn X. sein seiner Jugend zurück, so erschien er ihm als das gutes Recht geben. Aber wir haben auch ein aussichtslose Fechten eines Versprengten, der vom gutes Recht, und das verlangt, daß wir feinen Seer abgekommen, verzweifelt für sich selbst Strieg Binger rühren, solange der entlassene Stollege ge- führt. Die neue Ordnung des Daseins tommi maßregelt ist. Ich schlage deshalb vor, morgen für alle Armen, nicht für einen allein. Sie fommt vor Anfang der Arbeit die Wiedereinstellung des durch alle, oder sie tommt gar nicht. Was er ge­Kollegen zu fordern. Gibt der Herr Baumeister   würgt und gerungen, diese ganzen Jahre her, nach, schön! Gibt er nicht nach: Schluß der Armußte zur Niederlage führen, denn er hatte nur beit! Alles geht vom Bau und läßt den Herrn für sich Befferung gewollt, hatte Millioner als Meister allein arbeiten. Wollen doch sehen, ob es seinen Befit erträumt, die ihm, nur ihm ein schö bei ihm schneller geht nes, seinen Neigungen und Anlagen gemäßes Tofender Beifall setzte nach diesen heftig hin Leben schaffen sollten. An einen zweiten Men­geseßten Worten ein. Der am lautesten schrie und schen hatte er dabei nicht gedacht der doch nur die Hände bearbeitete, war Ernst Löhner. Er wie ein Reicher eben denkt, der Almosen aus­glühte vor Eifer und Ueberzeugung, nite immer teilt. Es gibt fein Recht auf persönliches Wid: wieder und suchte die Erregung in den Gesichtern es gibt nur Pflicht, das alleemeine Wohl zu för­der anderen. Ueberall fand er sie. Die Stollegen dern. brüllten und tobten, schwuren gräßlich fluchend ( Fortsetzung foigt.) jebe Arbeit ab, wenn nicht geschah, was ihnen

Doch dreimal versagte sich Ernst der Forde rung. Er war wütend. Was wollte man von ihm? Er schleppte seine Steine, bekam dafür sein Geld, und das andere scherte niemand. Verband? Ein Meri wie er pfeift auf einen Verband. Er Außer kräftiger Rede liebt der bauende beißt sich schon allein durch. In der sechsten Ar. Mensch auch fräftigen Trunk. Ernst saß viel mit beitsstelle machte Ernst schlapp und trat dem Ver den Kollegen in Wirtshaus, gewöhnte sich ehr- band bei. Es ging nicht anders, wenn er arbei bare Trinkfestigkeit an und lauschte den Reben. ten wollte. Innerlich war er aber noch nicht bei Da gab es viel zu hören. Fester als er das in der der Stange. Jedesmal regte ihm der Beitrag die Fabrit gefunden. ist die Gemeinschaft der arbei- Galle auf. Sonst fuchste er durchaus nicht mit tenden Bauhandwerker. Jester und herrschfüch den Pfennigen. tiger  , was Ernst sehr schnell spürte. Von Orga- Am Nachmittag gab es Strach. Der grob nisation und gemeinsamem Auftreten wußte drähtige Meister hatte einen Helfer Kn und Ernst nichts, was bei ihm. der stets allein lebte Fall von der Brustelle gejagt, weil er nach einer und dachte, nicht wundern kann. Noch keine zwei Meinung zu langsam schuftete. Abends war Bau­Stunden eingestellt, wurde Ernst schon in die versammlung. Alles folote der Anfage, and Ernst Ripven gebohrt und peinlich nach einem Vermerkte überrascht. daß die sonst so stumblinnige bandsbuch befragt. Verbandsbuch? Verbandsbuch?... Ernst Laune feiner, Kollegen einer sehr entschlossenen fannte Hebbels Gedichte genau, er verntaß sich, und fachlichen Haltung gewien war. Nach eini aus einem beliebigen tlassischen Drama aufzugen Formeln erhob sich ein vierschrötiger Mensch,