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3. Jahrgang.

Saldemokrat

Zentralorgan der Deutschen sozialdemokratischen Arbeiterpartei in der tschechoslowakischen Republit.

Donnerstag, 5. April 1923.

Politik und Geschäft. Die deutsche Note wegen des Elfener Blutbades

Es ist wohl ausgeschlossen, daß die im Zusammenhange mit dem Krach der Bohemia­Bank sich ergebenden Wahrnehmungen nicht auch einen Nachhall im Parlamente finden.

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Inland.

Nr. 78.

Eine freche Verleumdung

leistete sich anläßlich der kommunistischen Reichskonferenz am leßten Sonntag Alois

( gemeint ist das Schutzgesetz. Anm. d. Red.) ,, Der wirkliche Kampf gegen dieses Gesetz wird bis jetzt von der St. PC. allein geführi, die ihn auch weiter führen wird. Die Opposi tion, die von den deutschen Sozial­demokraten diesem Gefeß gegenüber ge trieben wurde, war von solcher Beschaffenheit, daß sie in uns den Eindruck weden mußte, daß sie mit der Regierungstoali tion vorher vereinbart wurde. Die gesamten Lasten dieses Kampfes ruhen alfo einzig und allein auf den Schultern unserer Partei."

Feierlicher Protest gegen das frivo e Blutvergießen. Jorberung nach Genugtung für die Opfer und Freilassung der Gefangenen. Es ist nicht nur der ungesunde Einfluß und breitet einen Auszug aus der Note, welche die der Berlin , 4. April. Das Wolffbüro ver-( milien folie fofortige Freilassung Muna in seiner Eröffnungsrede, aus der die die hypertrophile Entwicklung der Banken, die deutsche Regierung der französischen Regierung glieder und Abteilungsleiter. Zum unter anderem auch folgenden Paffus wieder. breitet einen Auszug aus der Note, welche die der verhafteten Direktionsmits fommunistischen Blätter übereinstimmend zu einer Hydra für das Wirtschaftsleben ge- fowie den Hauptmächten, welche den Versailler Stuffe fonstatiert die Note, daß in Wirklichkeit geben: worden sind, nicht die mannigfach beobachtete Frieden unterschrieben haben, über die legten und wahrheitsgemäß von deutscher Seite nichts| Entartung des Bankgeschäftes zu einem Ereignise in Ejsen übermittelt hat. Die Note anderes geschehen sei, als daß die Arbeiterschaft Wuchergeschäft und nicht die im vorliegenden wiederholt die bereits bekannten deutschen An- gegenüber dem wide rechtlichen Eingreifen in Falle betriebene verantwortungslose Hajar- gaben über den blutigen Zusammenstoß in den ihre Erzeugungsstätten ihren En schluß kunde deur und Mizwirtschaft einer gewissenlosen Kruppwerken, fic erklärt die von der Havasagens tan habe, daß sie unter fran öfifchen Bajonetten Bankleitung allein, die der Volksvertretung betont, daß sich die demostrierende Wienge trok wie die Art, durch welche er fundgegeben wurde, tur verbreitete Version als ein Falsifikat", sie nicht arbeiten werde. Dieser Entschluß sei ebenso Veranlassung geben müſſen, zu dem Ereignisse begreiflicher" Erregung zu feinen Gewaltteten dem Franzöfifchen Militär aus seinen früheren Stellung zu nehmen und daraus für die Wirt­oder Drohungen hinreißen ließ", sie lehnt die An- Erfahrungen im Ruhrgebiete bekennt, fodaß er schaft im Staate heilsame Lehren zu ziehen. schuldigungen und Vorwirfe gegen die früheren nicht den geringsten Anlaß zum mörderischen Das Parlament ist gezwungen, auch in sich Beamten der Schußrolizei und gegen die Direk Borgehen des Militärs geben fonnte. Einkehr zu halten und Ordnung zu machen. tion der Kruppwerte ab, erhebt einen feier. Die Verantwortung für die nnelige Tat fowie Bedenklicher und schreiender noch als der Zu- lichen Protest gegen das frivole das schwere Verschulden der Offurationsiruppen sammenbruch der Bank ist die in diesem Falle Blutvergieken, fordert volle Genug- falle nicht nur auf biefe Tru- ren. sondern auch neuerdings zutage getretene Tatsache der Ver- tuung für die Opfer und deren Fa- auf die französische Regierung selbst zurile. quidung von Politik und Geschäft, des Miß­brauchs des Einflusses und der bevorrechteten Stellung zu materiellen Interessen durch po­litische Mandatsträger, deren Schar, wie ihr Wirken und oft auch ihre persönliche Karriere zeigt, teine geringe ist. Der tschechische agra- London , 4. April .( AR). Der Staats- sie auf das strikteste über die Situation infor- drud" erdi tet, dessen Wiedergabe in öffent rische Abgeordnete Kubiček, der als Mitglied sekretär für Schottland Vicount Novar erklärte miert und daß sie im geeigneten Augenblide licher Rede aber genügt. die derte sozial­des Aufsichtsrates der Bohemia- Bank sich an in seiner in Edinburg gehaltenen Rede, daß die ihre guten Dienste weds Beseitis Semokratische Partei mit einem Mafel zu be­der schlechten Wirtschaft der Bank mit frem- britische Regierung im Ruhrgebiet ver gung des Konfliktes anbieten den Geldern mitschuldig gemacht hat, wurde treten sein wolle, damit sie die briti chen| tönne. wohl seines Mandates ertkleidet, aber es wäre, Handelsinteressen zu schützen in der Lage ist, daß

eine unzulängliche Maßnahme, das eine räudige Schaf in die Wüste zu jagen, ohne das System, das Nepotismus und Korrup tion geradezu züchtet, zu ändern. Die Schul­digen müssen davongejagt, das öffentliche Le­ben von ihnen gesäubert werden, aber wichtiger noch ist, fünftighin zu verhindern, daß Man­datsträger zu politischen Erponenten von Ban­fen und wirtschaftlichen Interessengruppen werden, was, wie die Erfahrung lehrt, die Staatsgewalt gar oft blind gegenüber ihren Machenschaften werden läßt.

Gine bedeutsame englische Node.

Verschärfung des Lohntouflifts in der chemischen Industrie.

Eine neue Brovokation der Scharfmacher. Die Bertrauensmänne:- ver ammlung einstimmig gegen weiteren Lohnabbau.

Diese Behauptung Munas ist eine nieder­trächtige Verleumdung, die zu einem umjo traurigeren Schluß auf die moralische Beschaf fenheit ihres Vertreters berechtigt, als dieser die schwere Verdächtigung der deutschen sozial­demokratischen Vortei nicht offen ausspricht. sondern sich vorsichtigerweise nur eiren Sin­

haften, der ihr Arsehen bei allen Arbeitern schwer zu schädigen geeignet wäre. Wir haben das Vorgehen der kommunistischen Bresse, ins besondere des Reichenberger Vorwärts" nach der von den Kommunisten bei der Abstimmung über das Schuracjeß aufgeführten Komödic mehrmals dertlich gekennzeichnet und die journalistische Lumperei aufgedeckt, die der Borwärts" damit beging, daß er unter an derem eine Verdächtigung ausjnrad. als ob die deutschen sozialdemokratischen Abgeordne fen dafür, daß sie sich an der kommunistischen Opposition im Plenum des Houses nicht be

Die Aussiger Vertrauensmänner und sogenannte Erschwornis ulagen, die für beteiligten, eine Gegenleistung von der Koali­versammlung der chemischen Arbeiter sonde.s schwierige Arbeiten gezahlt werden, ge­Es ist schon ein schweres Uebel, daß es mischen Industrie beschäftigt sind, hat Mitt qualifizierte Arbeiterkategorien 2ohnabzüge fommt lois Muna und benüßt einen tom­sowie der Metall rbeiter, die in der che- strichen werden, sodaß für außerordentlich tion zugesichert bekommen hätten. Und nun Beamten des Staates noch immer gestattet ist, woch abends zu den Vorschlägen der Unter von weit über eine Krone pro Stunde munistischen Borteitag dazu, um dieselbe nie­in den Dienst von Banten , Industrieunter- nehmer in der Lohnfrage Stellung genommen. entstehen könnten. derträchtige Rüge nenen unsere Portei zu er­nehmungen und Kartellorganisationen überzu- Aus den Berichten der Genossen John Be eichnend für die Stellungnahme der heben. Er beweist die Totioche. deß er Geift treten. Diese Möglichkeit bewirkt nicht nur, und Pretsch ging hervor, daß die Ge- Unternehmer ist es, daß besonders verheira vom Geifte des Borwärts" ift, damit, daß daß dem Staate die fähigsten Beamten ver werkschaften in der Lohnfrage weitestgehende tete Arbeiter am ärgsten betroffen würden. er diese selbe Verleumdung ebenio hin Loren gehen und daß sie ihre im Staatsdienste Stonzessionen gemacht haben. Trotzdem haben Die Bertrauensmänner versamm terhältig und feine, ebenso fubjek­gewonnenen Erfahrungen dem Privatkapital die Unternehmer die Vorschläge der Ge- lung lehnte die Vorschläge der Un­zur Verfügung stellen, sie schädigt aud) ben werkschaften abgelehnt und neue Vorschläge ternehmer einstimmig ab und erflärte tib und nicht areifbar wiederholt. Wir unterbreitet, die gegenüber jenen der Geiver neuerdings ihre Bereittvilligleit, weiterzuverhan= haben es nicht rötio, in der Oeffentlichkeit Staat dadurch, daß diese Beamten dann ihren schaften einen weiteren Sohnabbau bis beln, um noch in letzter Stunde einen Vertrags- nochmals die Tetische zu wiederholen, die be Einfluß gegen seine eigenen Intereffen geltend u 40 Sellern pro Stunde beinh( ten. Außer- abschluß zu ermöglichen. Es liegt an den Un- weist, daß wir den Kampf gegen das Schutz­machen können, was leider nur zu oft geschieht. Sem sollen besondere Zulagen für Professionisten ternehmern, diese legte Möglichleit zu nüßen. acjet mit allen uns zur Verfügung stehenden Die den fapitalistischen Unternehmungen zu= stehende Freiheit, die ihr brauchbar erscheinen­

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den Beamten nach Belieben aufzufaufen, birgt das Ansehen des Parlamentes und der Abge- durch materielle Gründe mit diesen Gruppen auf die an der Krippe szenden bürgerlichen aber noch die andere, größere Gefahr, daß auch ordneten schädigende Sfandale ereignen fön- sich verbunden fühlen. Welche Angelegenheit Parteien bewirft hat, aber niemand wird schon die aktiven Beamten, um sich den von nen. Der Appetit der zur Herrschaft gelangten immer zur Verhandlung steht, dieje Politiker jagen können, daß es ein ungerechtes ist. Die ihnen ersehnten Dienstgebern als brauchbar" tschechischen Bourgeoisie hat, was früher Ein- nehmen nur von dem engen Gesichtspunkte der Spuren des Falles der Bohemia- Bank schret zu erweisen, ihre Stellung zu deren Gunsten zelerscheinung war, bedenklich vermehrt, was fleinen Gruppe daran Anteil, deren Erpo- ken auch Streise aus ihrer Ruhe auf, die sonst mißbrauchen, Darin liegt ein System zur Stor- durch den Umstand gefördert wird, daß gewisse nenten sie sind. Es gehe um eine Sache von kaum den Mut zu einer jo rüdhaltlojen Stritit ruption der Beamterschaft, gegen das schon Interessengruppen sich schon bei der Zusam- noch so hoher politischer Bedeutung, sei es um gefunden hätten. An dem Parlamente liegt es, vor dem Kriege in Oesterreich Stellung ge- menstellung der Kandidatenlisten bemühen, eine Angelegenheit der Gemeinden oder des daraus die Nubanwendung zu ziehen. Wenn. nommen wurde. das aber bis jetzt erhalten ihren Mann auf die Liste einer Partei zu ganzen Staates, dieje Volksvertreter sind nur die Mehrheit seine Würde wahren will, muß geblieben ist und somit zu den vielen üblen bringen. Da das Listenwahlrecht den Kampf auf ihren eigenen Vorteil bedacht, der der sie die heute so vielfach vorhandene Verbin Dingen gehört, von denen die Machthaber des um die Person des Bewerbers in den Hinter- Vorteil einer kleinen, ihnen naheſteher den Ge- dung von Politik und Geschäft beseitigen. Da neuen Staates eine Entöſterreicherung für grund drängt und den Streit um die Partei- meinschaft iſt, für welche der Herr Abgeordnete nüßen keine noch so quigemeinten Salbade­überflüssig hielten. Noch weit schlimmer ist die grundsäge bei Wahlen doch mehr als früher interveniert, Selinken pußt" und die sich ihr reien, sondern nur festes Zugreifen. Die Haut Vereinbarkeit eines politischen Mandates voranstellt, werden noch weit leichter, als dies ergebenden Schwierigkeiten aus dem Wege mancher Patrioten ist so did, daß bloße Rede mit der Ausnahme jenes eines Ministers vordem geschah, bei den bürgerlichen Parteien räumt. Es gibt Abgeordete, welche das ganze reien wenig fruchten würden. Von dieser Sorte mit der Stelle eines Verwaltungsrates bei Leute gewählt, deren einzige Qualität haupt- Jahr im Parlamente fein Wort reden, feinen gilt das Wort Börnes: Würden Sie mit einem Erwerbsunternehmen. Warum die Ver- sächlich darin zu suchen ist, daß sie von ge- eigenen Antrag überreichen und nicht das ge- zarter, gewärmter Hand auf dem Panzer eines faffung nur den Ministern verbietet, Verwal- wissen einflußreichen Interessengruppen vor- ringste zur Lösung strittiger Fragen beizu Krokodiles herumstreichen? Gewiß nicht, Sie tungsräte bei Banken und Industriegesellschaf geschoben wurden, die auch den Wahlfonds der tragen suchen, die dort nur auf der Wacht zum wären zu vernünftig dazu. Sie würden be ten zu werden, ist ganz unerfindlich, denn Partei ausgiebig zu spiden in der Lage sind. Schußze verschiedener Gesellschaften, Unterneh- greifen, daß solches Streicheln auf das stro ebenso verderblich und schädlich ist es, wenn Was sich daraus für das Verderbnis des po- mungen, Verbände, Vereinigungen und An- kodil so wenig Eindruck machte als auf den Abgeordnete oder Staatsbeamte dies tun dür litischen Lebens ergibt, darüber schreibt S. 3. stalten sißen, deren Präsidenten, Advokaten Mond. Nein, meine Herren, Sie würden auf fen. Die Folgen dieses Mangels in der Ver- Klima in dem erwähnten Blatte:" Es gibt oder Vertreter mit anderem Titel sie sind.... dem Krokodil mit Füßen herumtreten, Sie fassung müssen schon sehr arg sein, wenn sogar im Parlamente fast in allen Parteien( der Es gibt Vertreter der parlamentarischen Stör- würden Nägel in seine Schuppen bohren, und­ein Blatt wie die Lidove Noviny" deswegen Verfasser meint zweifellos die Koalitionspar- perschaften, die es zuwege bringen, nichts als wenn dies noch nicht hinreichte, ihm hundert nach Abhilfe ruft und verlangt, daß nicht erst teien. D. Red.) Leute, welche dort in erster Agenten bestimmter wirtschaftlicher Intereffen Flintenkugeln auf den Leib jagen." Gegen im Falle eines neuen Skandals ven der je- Linie die Förderung des Wohles bestimmter zu sein, und dies keineswegs neben den In- über den Geschäftspolitikern gibt es nur eine weiligen Partei, welcher der kompromittierte Interessengruppen und erst in zweiter Linie teressen der Bevölkerung, sondern sogar ge erfolgversprechende Methode: die gesetzliche Abgeordnete angehört, ein radikaler Schnitt jenes ihrer Partei und ihres Programmes sich gen diese." Festlegung der Inkompatibilität eines poli Das ist ein hartes Urteil über die Ent- tischen Mandates mit persönlichen materiellen vollzogen wird, sondern von vornherein die angelegen sein lassen, von den Interessen des Möglichkeit verſchloſſen werde, daß sich solche ,, ganzen Volkes gar nicht zu reden, und welche fattung, welche der Einfluß des Kapitalismus | Intereſſen!