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Tages- Neuigkeiten.

Ein deutschnationaler Bürgermeister bestiehlt seine Gemeinde. Verhaftung des Bürgermeisters Thum von Wernstadt.

naten 29mal, von 14 Tagen bis zu 6 Monaten 5mal uff.

I.

Neues von Schollich. Dem Volksruf", demt Organ des Abg. Schollich, blieb es vorbehalten, menstellung erscheinen die SS 10, 14/4 und 18/2, bisher sogar der Miesbacher Anzeiger" und der Ausgenommen von dieser traurigen Zusam fich allen Ernstes auf ein Gebiet zu begeben, das die sich auf ,, Nichthinderung oder Nichtanzeige von Durer Tag" gemieden haben: nämlich auf das E3 Verbrechen" und auf Billigung strafbarer Hand- Gebiet des Ritualmord märchens. lungen" beziehen. Wollte man die in diesen ist schade ums Papier, aber um den Schollich drei Gesetzesteilen vorgesehenen Straftaten be- wieder einmal in seiner ganzen geistigen Größe rechnen, ergäbe sich wohl eine Steigerung der oben zu zeigen, feien folgende zwei Notizen aus dem Aus Wernstadt wird uns gemeldet: angeführten 306 Ahndungsmöglichkeiten um 50 dümmsten Hakenkreuzblatt Mitteleuropas wieder­Großes Aufsehen erregte hier die am Freitag bis 60 Prozent! Nicht berücksichtigt erscheinen die gegeben: erfolgte Berhaftung des hiesigen deutschnationalen Geldstrafen und andere Tatsachen, daß die Bürgermeisters und Mitglieds der Schivurgerichte aufgehoben erscheinen. Bezirksverwaltungstommission in Das Gesetz zum Schuße der Republik " ist die Bensen, Thum , und des Gemeindewald- völlige Bankerotterklärung der Regierungskunst hegers Hanke. Die Verhaftung erfolgte auf unserer Staatsmänner. Was blieb von dem Be Grund einer Anzeige der Bezirisverwaltungs- geisterungsrausche aus den Tagen des Umsturzes fommission Vensen, da sich die beiden großer urid? Der efle Bodensatz dieses Schutzgesetzes". Betrügereien beim Bertauf von Holz Die Kerker werden nicht ausreichen, um die Ver­aus den Gemeindewaldungen schuldig brecher alle zu fassen. Denn sollte das Ge­gemacht haben. So viel bis jeht von der zur set in seinem ganzen Umfange, in allen seinen Untersuchung der Unterschleife in der Gemeinde Teilen durchgeführt werden, dann muß die Tsche eingefeßten Kommission festgestellt werden konnte, choslowakische Republik binnen furgent ein eine geht der Schaden, den die Gemeinde Wernstadt ziges großes Zuchthaus bilden. erleidet, in die vielen Tausende. Eine genaue Feststellung der Schadensumme wird jedoch kaum erfolgen können, da humalle Belege beseitigt hat. Besonders erschwerend ist der Umstand, daß Thum in seiner Eigenschaft als Bürgermeister den Waldheger, also einen Bediensteten der Gemeinde zur Mitschuld verleitet hat. Das deutschnationale ,, Nord böhmische Tagblatt" schweigt den Fall tot. Obwohl die Betrügereien schon durch längere Zeit bekannt waren, hat das Blatt außer einer kurzen Notiz über den erfolgten Rücktritt Thums bisher nichts berichtet. In Wernstadt herrscht wegen dieses ungeheuren Standals allgemeine Enrüftung. Thum und Hante wurden mittelft Gendar­mericesforte dem Bezirksgericht in Bensen eingeliefert.

In Desterreich und bei uns. Während in der Tschechoslowakei so viel konfisziert wird, daß es fast unmöglich ist, die Zahl der beschlagnahm ten Zeitungen zu verfolgen, gehören in der Repu blif Desterreich Konfistationen zu den höchsten Seltenheiten. Und obwohl man der derzt. öster­reichischen Regierung und ihren großdeutschen Ju ftigminister Waber gewiß nicht besonderen Frei heitsdrang wird zuschreiben können, so verstehen Diese dennoch die Breßfreiheit ganz anders als ihre tschechoslowakischen Ministerkollegen, unter denen fich unseres Wissens auch ein paar Sozialisten be finden. Denn wenn in Desterreich einmal fon fisziert wird, so greift das Justizministerium sogar gegen den Staatsanwalt ein. Beweis: folgende Weisung des Bundesministeriums für Justiz an Das Geles zum Schuge ber Republit. die Oberstaatsanwaltschaft anläßlich der letzten Konfiskation:

Statistisches.

,, Die Regierung verspricht sich", so meint die Prager Presse" unter anderem, sehr viel von den pfychologischen Wirkungen des Gesetzes, welches bisher strafbare, aber bisher im Gesetze nicht genau definierte Straftaten als solche festlegt und die Regierung wäre natürlich erfreut, wenn die Wirkung dieses Gesetzes sich dahin äußern würde, daß es in seinem einzigen Falle angewendet werden müßte." Die gute Regierung

fie wünscht und hofft, nur der Untertan ist so böse und zwingt die gute Regierung zu den stren gen Maßnahmen! Und so tonstruiert und tombi­niert die gute vorsorgende Regierung eine leber fülle von Straftaten, die aufs strengste geahndet werden müssen.

Eine nur flüchtige Durchsicht der ersten drei Kapitel mit ihren 26 Paragraphen ergeben fol gende entsegenerregende Statistik von Strafmög lichkeiten. Es tann verhängt werden 24mal le­benslänglicher Kerfer, 37mal Serter in der Dauer bon 5 bis zu 20 Jahren( unter Umständen kann auch lebenslängliche Einterferung erfolgen), 5mal von 3 bis zu 20 Jahren, von einem Jahre bis zu fünf, event. bis zu zehn und zwanzig Jahren sind 77 Straftaten möglich, mit einem halben Jahre bis zu 5 oder 10 Jahren sind 26 Berbrechen" fühnbar.

Das Gesetz sieht neben den schweren Kerfer­strafen auch strenges Gefängnis" vor, u. zw. in der Dauer von 6 bis zu 36 Monaten 26mal, von einem Monat bis zu 2 Jahren 10mal, von einem Monate bis zu einem Jahre 25mal, von 8 Tagen bis zu 3 Monaten 42mal, von acht Tagen bis zu einem Jahre 10mal, von 3 Tagen bis zu 3 Mo­

3wielprage der Augen.

Bon Neera.

Im Augenblid, wo sich alle Türen des nach Venedig abgehenden Zuges schlossen, schob der Gepäckträger den Stofer einer Signova, die sich verspätet hatte, hastig in ein Abteil zweiter Selaffe und begleitete ihr Einsteigen mit den aufmuntern= den Worten:

Sie haben es gut getroffen; es ist Nichtrau­cherlupee!"

Die Dame fah dem Dienstmann beim Unter­bringen des Gepääs in dem Neß zu, entnahm dem Sandtäschchen Geld und hatte gerade Zeit, sich auf einem freien Edplay niederzulassen. Der Zug geriet mit starkem Rud in Bewegung. Ihre Arme bildeten einen Bogen, wie sie instinktiv den Hut zurechtrüdte.

Das Preßgesetz vont 7. April 1922 hat im Paragraph 1 in nachdrücklicher Weise den Grundsatz der Preßfreiheit als leitenden Gedan­fen des ganzen Gesetzes verkündet und die Be­stimmungen des fünften Abschnittes des Preß­gesetzes haben dem preßbehördlichen Einschrei ten enge Grenzen gezogen. Das preßbehördli­che Beschlagnahmeverfahren, auf das das Gesetz wegen wichtiger öffentlicher Interessen nicht ganz verzichten fonnte, ist auf ein Mindestmaß eingeschränkt. Namentlich die vorläufige Be­schlagnahme ist nur wegen Verlegung bestimm ter Ordnungsvorschriften und wegen ganz be stimmter, im Gesetz namentlich angeführter ſtraf­barer Handlungen oder wegen der Aufforderung zu einem Verbrechen, in lestevem Falle aber nach Ser ausdrücklichen Bestimmung des Varagraph 37 des Preßgesetzes nur dann zulässig, wenn dringende Gefahr besteht, daß die Verbreitung des Druckwerkes die Verübung des Verbrechens unmittelbar zur Folge haben könnte. Bei der breßbehörlichen Behandlung von Druckschriften haben sich die staatsanwaltschaftlichen Behörden die vom Geiste der Prekfreiheit getragenen Grundsäße des Preßgefehes stets vor Augen zu halten und besondere Umsicht wolten zu lassen. Sievon sind die Staatsanwaltschaften in Kennt­nis zu setzen.

So geschehen und erlaffen im benachbarten Desterreich im selben Moment, da in der Tschecho­flowakei ein Schubgesetz in Straft tritt, das so ne benbei die Presse ihrer ganzen bisherigen Freiheit beraubt.

Jüdische Ritualmorde und der jüdische Geheim­und Blutbund. In den letzten Jahren häufen sich die Prozesse gegen jene in der völkischen Bewegung stehenden Männer, welche die Behauptung von den sogenannten jüdischen Ritualmorden als Tatsache erklären. Auch gegen den Herausgeber der Zeit­schrift Sturm" in Hannover wurde jüngst wegen seines Aufsapes Jüdische Ritualmorde" und wegen angeblicher Beleidigung des in Deutschland als Religionsgesellschaft anerkannten Judentums vom Staatsanwalt öffentliche Anklage erhoben. Derselben haben sich verschiedene Rabbiner und der Zentralverein deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens" angeschlossen, vermutlich in der Abficht, dem Angeklagten ungeheure Kosten zu verursachen und ihn durch wirtschaftliche Ruinierung mundtor zu machen. Es muß sehr auffallend erscheinen, daß Bentralverein und Rabbiner sofort gespornt und gerüstet auf den Kampfplatz treten, wenn jemand die Behauptung von jüdischen Ritualmorden auf­stellt.

8. April 1923.

gends in der Welt das Geheimnis" des Juden­tums fennt, daß niemand weiß, was das Juden­tum eigentlich ist und beabsichtigt. In Kürze wird nun eine durchgreifende Wendung in der Judens frage und damit in der Schicksalsfrage des deuts schen Volkes stattfinden. Einem deutschen Geichr­ten, einem gründlichen Kenner der jüdischen Ge­schichte und des Altertums ist es gelungen, hinter das wandernde Geheimnis" des Judentums zu kommen. Er erbringt in einer bald fertiggestell­ten Broschüre die Beweise für einen unter uns lebenden jüdischen Geheim- und Mörderbund, dessen Ziel die Ausplünderung und Versllavung der arischen Völker nach wohlerwogenen und wohi­erprobten Plänen ist und der sich hiezu der von ihm beherrschten Regierungen und Heere der Völ­fer ringsum bedient. Der staatsgefährliche jüdische Geheimbund erstreckt sich über die ganze Welt, ist großartig organisiert und verfügt über ungeheure Geldmittel. Seine Oberleitung ist ein im Ver­borgenen lebender Diktator. Die Bundesmitglte der sind an einem besonderen Zeichen erkennbar und treiben Landesverrat für die Zwecke des Bundes. Der Verfasser weist nach, wie die Satzun­gen des Geheimbundes von den Juden als Relt­gion ausgegeben werden und wie der Bund unter der Maske der Religion sein staatszerstörendes Raub- und Mörderhandwerk ausübt, damit Juda die Weltwirtschaft antreten kann. Die Schrift dürfte demnächst im Buchhandel erscheinen. Ste soll in Millionen Exemplaren im Bolle verbreitet werden und wird Entsetzen über die wahren Peint­ger des Bolles auslösen. Es ist beabsichtigt, die Schrift in fremde Sprachen zu übersetzen, um den anderen Völkern zu zeigen, wie der Geheimbund alle Böller des Erdkreises zu mörderischen Kriegen hetzt, um sie nach ihrer Verblutung zu versklaven. Der Hinweis auf die angekündigte Schrift wird genügen, um diese nach Erscheinen sofort von den völkischen Verbänden in Massen vertreiben zit lassen, damit noch in zwölfter Stunde das Ende des jüdischen Geheim- und Mörderbundes herbet­geführt wird. Die Schrift Ein staatsgefährlicher jiibischer Blut- und Geheimbund, sein Priesterfönig und Blutgeheimnis" wird ungeheures Aufsehen erregen.

Sollte das Judentum ein Geheimnis zu verbergen haben, das unter allen Umständen ges waht werden muß, wenn es dem Judentum nicht an das Leben gehen soll? Wenn die Behauptungen über jüdische Ritualmorde wirklich Märchen sind, warum geht denn dann das Judentum an diesen Märchen" nicht gleichgültig vorüber? Kann denn cine Religion" durch solche Märchen" beschimpft werden? Warum bietet das Judentum zur Be­fämpfung der waderen deutschen Männer, welche das Rätsel der Ritualmorde lösen wollen, alles auf: Gold in Fülle, Presse. Universitätsprofesso. ren, Geistlichkeit, öffentliche Vorträge und Gericht? Warum werden Behauptungen wegen jüdischer Ritualmorde immer wieder als Beschimpfung Ein Kommentar zu dieser Auslese aus der einer anerkannten Religionsgesellschaft hingestellt j jüngsten Nummer des Schollichblattes ist wohl in der Gewißheit, daß eine Verurteilung unfehlbar überflüssig. Die beiden Notizen erbringen wohl erfolgen wird? Soll das Studium der Ritual- schlagend den Beweis, daß die deutsche National morde unmöglich gemacht werden? Das Kapitel partei im allgemeinen und der hakenbekreuzte Ritualmord" ist noch nicht abgeschlossen, die Schollich im besonderen auf dem einzigen, besten Frage noch nicht entschieden. Wege sind, das deutsche Volk geistig und sittlich

II.

Sieu ist nur zu bemerken, daß Scholl ich zu ertüchtigen. nicht nur Dottor und Abgeordneter ist, Ein bedeutender englischer Arbeiterführer in fondern daß ihm, dem Mittelschulprofes- Prag . Wie uns mitgeteilt wird, wird in der sor, auch die Erziehung der Jugend überant fommenden Woche Bethic Lawrence, der sich wortet ist. derzeit auf einer Studienreise durch Europa befin det, in Prag im Rahmen des Vereins Frauen fortschritt" einen Vortrag halten. Lawrence Das tommende Ende der Judenherrschaft und der Wiederaufstieg Deutschlands . Wird es dem ist Mitglied der Labour Party und des englischen deutschen Volle noch gelingen, sich von den ihm Parlamentes. Er ist aus dem Journalistenstande hervorgegangen, war während des Weltkrieges suggerierten jüdisch- internationalen Phrasen und hervorgegangea, damit vom Banne des Judentums und dessen Schaumeister der Union of Demokratic Controll Herrschaft zu befreien, und vor dem unvermeid- und fandidierte im Jahre 1917 zum erstenmale lichen Untergang zu retten? Alles Ringen der ins Unterhaus. Gemeinsam mit Keynes führt er nationalen Verbände ist bisher vergebens gewesen, einen scharfen Kampf gegen die ökonomischen Be­denn es gelang den Juden immer wieder, fich als ftimmungen der Friedensverträge, die nach seiner unschuldig verfolgte, treneste deutsche Staatsbürger Meinung nicht mur ungerecht sind, sondern mit und als gläubige Anhänger einer staatlich aner den Zentralmächten auch Enaland und dessen Ver­fannten Religionsgemeinschaft, ihre Gegner aber bündete zugrunde richten. Besonders verdient hat als Schürer des Klaffen, Religions- und Rassen sich Lawrence um die Frauenstimmrechtsbewe hasses und als Störer der nationalen Einheits- gung gemacht und sich auch sonst bedeutende Ver­front hinzustellen, und in den Reihen der Arbetter, dienste in der modernen Arbeiterbewegung erivors in den Vertretern der Kirche und bei nicht wen- ben. Er war der Organisator jener großen De­gen Schichten der gebildeten Streise der Deutschen monstration im Sndebark im Jahre 1908, die tatkräftige Berteidiger zu finden. Der Grund die von einer halben Million Menschen besucht war, ser traurigen Erscheinung ist der, daß man nir- und nach den Berichten der Times" die größte je

Angst, ein Name oder Schrei könnte ihr entschlüp- Aber wie sie ihn betrachtete, versank dies alles unsre Liebe. Aber der Tod zerstört die vergäng­in Vergessenheit und der Irrtum zerfloß. Das liche Form; er beseitigt nicht das Erlebnis; das fen, an die Lippen. Sie hatte ,, ihn" erkannt! Nach Jahresverlauf, der grausamen, schreck waren ja die geliebten Züge, die füßen Augen, die entzieht sich dir ebenso wie mir: es besteht fort lichen Stunde des Bruchs, den so herben, von ihr ihr zum ersten Male gesagt hatten: Ich liebe in der Zeit. Es war. Alfo ist es! Erinnerst rer Seite unbeantwortet gebliebenen Abschieds- dich!" Phantome der Erinnerung tauchten auf! du dich nicht mehr unsrer Stüsse? zeilen, führte sie der Zufall hier im encen geschloß- Den Raum zwischen ihm und ihr erfüllten Visi- feinen?... Nicht einmal an den ersten? Je­senen Raum, wo sie einander nicht fliehen fonn- onen. Wirklichkeit, Gegenwart, die brutale Tat- nen, der mir den Schlaf der ganzen Nacht raubte? fache verschwand vor dem Glanz der die Vergan- und dir vielleicht auch? Und sind unsre süßen ten, zusammen. Abende so aanz aus deinem Gedächtnis geschwun genheit heraufbeschwörenden Phantasie. den, jede Spur der Erquicung, die deine müde Stirn an meiner Schulter fand?"

Er war nicht allein. Ein blaffes, grauge­fleidetes, junges Mädchen plauderte mit ihm im vis à vis. Die Signora ahnte sofort, daß fie fich vertraulichen Ton der Gewohnheit. Sie saß ihm ihrer Nebenbuhlerin gegenübersah; einen Ser:- schlag lang fonzentrierie sich ihr ganzes Interesse harouf: jene mit dem schnellsten und forschendsten der Blicke zu durchschauen: mit einem Blick, der örver und Seele diefer Frau bloklegte, aber nicht haften. nicht weilen, sich nicht verraten wollte."

Er mochte wohl leiden, denn auf ein leise Liebespaar von einst einander nicht mehr gegen- ten seiner Gefährten zugeflüstertes Wort erhob sich diese, und sie wechselten die Size. So war das

über.

Signora, während die im grauen Gewand sich ,, Er flieht mich!" dachte die schwarzgekleidete behaglich nach rückwärts lehnte.

sehnsüchtigem Meh, das sie ganz überwältigte. -st er glücklich?" fragte sie sich dann mit

Er hatte das Gesicht auf die Hand gestützt. Benn sie den Kopf etwas vorbog, sah sie jetzt sein Profil.

Ruhig, selbstbeherrscht, senkte sie wieder den Als die ganz in Schwarz gekleidete Signora Blick. - das schlicht vornehme Kostüm hob ihren schö- Mit stolzer inneren Genugtuung erfaßte sie Was denkt er?" sagte sie sich. nen Wuchs es sich halbwegs behaglich gemacht ihre Lage in dieser vom Geschic hervorgerufenen, Plötzlich bemerkte der Herr mit der Brille zu haben glaubte, warf sie einen zerstreuten Blick eigenartigen Situation, welche ihr den Vorteil und dem Ansatz zur Glaße liebenswürdigst, daß auf ihr Gegenüber: einen etwas fahlköpfigen über die Rivalin gewährte, daß sie dieselbe kannte, der Sonnenschein die schwarzgekleidete Signora Herrn mit sehr respektablem Aussehen, einer ohne von ihr wiedergekannt zu werden. Und er! zu sehr belästigte und drang darauf, sie möchte Brille, dem Ansatz eines Vertrauen einflüßenden Er fühlte sich von allen dreien am unbehaglichsten. ihm ihren Platz abtreten. Sie lehnte ab; aber Embonpoints, ießt nestelte sie an den Knöpfen Wie sie verstohlen die Lider hob, sah sie, daß er der Signor wiederholte fein Angebot in so gewin eines Handschuhs, aus dem in dem Moment ein den Worten der Gefährtin nur zerstreut antwor: Spißentaschentuch zu Boden glitt. Mit Stavalier tete, und ihre Kenntnis dieses so fenfibeln und geste hob es der Signor auf. Danfe", sagte sie. Stolzen Gesichts offenbarte ihr die geheimsten Und da geschah es... Schwingungen seiner Seele. So, so war er in Momenten der Erregung.

*

Gott, wie die Vergangenheit wieder auflebte! Man mag den Zufällen des Lebens noch so Hatte er unter dem verderblichen Einfluß jenes borbereitet gegenübertreten es gibt gewisse Ueber- Weibes nicht alles getan um sie durch Schmä­raschungen, denen man nicht ungestraft begegnet. Hungen , welche die Grenze des Undants und der Die Signora fühlte ein Brausen im Blut und hun- Niedertracht streiften, zu vernichten?... Stonnte dert Flämmchen zuckten in ihren Pupillen. Hätte sie das je vergessen? Dort saß er, neben der neuen sie gestanden, sie wäre umgesunken. Sie füllte Geliebten, im Bann eines anderen Zaubers! Nein, the Taschentuch zusammen und führte es in der sie mußte ihn hassen, diesen Mann!

nender Art, daß ein Nein unmöglich wurde. Sie faßen sich wieder gegenüber und ihre Augen be­gegneten sich unwillkürlich.

Es war das Aufzucken eines Blizes. Im gleichen Moment, und ehe sie es selbst gewahrten, verband sie ein unmerkliches, zaries, mehr in der Absicht als im Ausdruck liegendes Lächeln, in ein und derselben Empfindung wie früher.

Sie faßten einander fest ins Auge. ,, Ach" fagten ihre Blide, bu wolltest mich vergessen? Hast geglaubt, unsere Liebe durch streichen zu können, wie man mit einem Feder­strich ein Wort ausmerzt? Du hast sie getötet,

trouria und umschleiert die andern Augen.. ,, Es liegt soviel dazwischen"... erwider­fobiel Dince sind seitdem geschehen... das Schidial hat sich erfüllt."

,, Willst du sagen, daß ich nur eine Episode in deinem Reben ausmachte? Aber wenn ich die Dase in deiner Wüste, die Quelle für den Durst, das Zelt für deine Nast war wie ist es mög­lich, daß du mich vergißt? Wir sind einander fremd geworden, willst du sagen. Aber kann deine Gleichgültigkeit dein unschönes Handeln vielleicht verleugnen. daß du gut und glücklich an meiner Seite warst? Gut. als du schwurst, daß du mich lieben würdest! Glücklich. weil du in meinem Anblick die Welt vergaßeft!"

mehr für mich!"

Die Pupillen, die sich unter den Lidern bar­gen, schienen zu flüstern: Yene Zeit des Wahnwizzes existiert nicht ,, Armseliger" weinten ihre Augen, die auf­gerissen waren wie Fenster im Sturm du glaubst dich klug und warst doch nur undankbar. Ich bemitleide dich. Aber ich erinnere mich an alles, alles: an ein Wort, eine Bewegung, den Schatten auf deiner Stirn, an dein sonniges cheln, an jenen bläulichen Schimmer, der sich in der Jris deines Auges in gewissen Momenten ent­zündete, und an die Grazie deines Wortes, wenn du zu gefallen beabsichtigtest."

Er sah sie erstaunt an:

Ist es möglich, daß du mich noch liebst?"