Seite 6.
8. April 1923.
entwicklung der abendländischen Kulturmenschheit| Machthaber mit Recht als politisch höchst an-, teils, nicht praktisch befriedigen kann, dann wtro schwamme und dem Ungeziefer die kalte Dachstube beginnt mit den naturwissenschaftlichen Großtaten rüchig. Welcher Wind damals im Deutschlano in ihm ein ideeller Stachel wirksam sein, der ihn teilen zu müssen, wanderte der alte Mann von eines Kopernikus, eines Kepler und Galilei .„ der Gottesfurcht und frommen Stte" wehte, das vor der„ verdammten Bedürfnslosigkeit" des pri- Haus zu Haus, von Dorf zu Dorf und schuf einen Durch sie wird der Weg fregemacht von der gei erficht man aus der Tatsache, daß mancher, der mitiven, unorganisierten Proletariers bewahrt. Erwerbszweig, den es vorher noch nicht gegeben, ftigen Gebundenheit des Mittelalters zur neu auf der ersten Tagung in Leipzig Erschienenen es Er wird mit seinen gleichgerichteten Klassengenos- und der doch in den alten wurmstichigen Bauern zeitlichen geistigen Befreiung. Es ist richtig, daß für geraten hielt, seine Teilnahme daran geheim fen bestrebt sein, bessere Lebensbedingungen zu stuben sein Brot fand. Stangens Gottlich wurde auch mit und nach diesen Männern bedeutende zu halten. In jener Zeit konnte denn auch ein schaffen. Auch zum Tabat- und Alkoholgenus Schwabenbläser. Wie einst der Rattenfänger von Menschen aufgetreten sind, die von den revolu Johannes Schultze den charatteristischen Satz wird er, wie das die heutige Proletarierjugens Hameln trug der starkknochige, hagere Mann an tionären Großtaten der Naturforschung nichts prägen: In einer einzigen Zeile des Kornelius schon tut, eine fritischere Stellung einnehmen. der Seite eine Weidmannstasche, die freilich nie wußten oder nichts wissen wollten. Aber an Nepos steckt, mehr Bildungswert als in der gan- und daß schließlich die Kenntnis der Befruc edles Wild bergen sollte, und ein langes Rohr vom ihnen kann man sofort die mittelalterliche geis en Mathematik." tungsvorgänge und der modernen Rassenbiologie breitästigen Fliederbaume. stige Gebundenheit feststellen. Man denke nur an Auch die moderne proletarische Freidenker- dem modernen Proletarier in seinem Kampfe um Wenn der Schwabenmeister in einem Dorfe Luther, der in viclen Dingen noch tief im Mitbewegung ist durchaus ein Kind der Naturwissen neue Lebensnormen nicht von Schaden sein wird, Einzug hielt, so, war er bald von einer Schar telalter steďte. Wie ganz anders tritt uns da- schaft. Sie ist ohne die letztere gar nicht denkbar. dürfte ebenfalls feststehen. wilder Dorfrangen umringt, die die Taschen seines gegen einer jener Menschen entgegen, die von der Ich wage zu behaupten, daß ein Proletarier erst Die zuletzt gemachten Ausführungen mögen altersschwachen Gehrods nach Nüssen, Aepfeln neuen Wahrheit ganz erfaßt worden sind, etwa dann endgültig für die bürgerliche Welt verloren, dem einen oder dem anderen Leser unter den und andren Herrlichkeiten durchsuchten; denn der der große Märtyrer der Neuzeit: Giordano ist, wenn er nicht nur durch die gewerkschaftliche heutigen Verhältnissen reichlich utopistisch vor- biedere, gutmütige Alte war ein Kinderfreund Bruno. Man kann ruhig behaupten: ohne und politische Organisation der Arbeiterschap kommen. Es handelt sich für mich aber darum, wie selten einer und freute sich herzlich über eine Kopernikus fein Bruno. Mit Recht sagt deshalb hindurchgegangen, sondern auch von der freigei zu zeigen, daß im weltgeschichtlichen Kampfe des Nußhaß und Aepfelrauferei. Sam er in ein BauAlois Riehl in seinem Buche Zur Einführung ftigen Arbeiterbewegung innerlich erfaßt worden modernen Proletariats um neue Gesellschafts- ernsehöft, so hub er mit seiner kräftigen Stimme in die Philosophie der Gegenwart", daß man in ift. Trotz mancher Mängel, die der heutigen pro- und Lebensformen die Naturwissenschaften einen zu fingen an, während ihn der Chorus der barder Geschichte der Wissenschaft nur mit einer vor leiarischen Freidenkerbewegung anhaften, ist es wichtigen Bundesgenossen stellen, dessen Beden-, füßigen Jungen urwüchsig unterstützte: topernikanischen und einer kopernikanischen Nera zweifellos, daß diese die geistig fortgeschrittenste tung in gewissen Kreisen der Parteigenossenschaft rechnen" sollte. und sicherste Truppe des modernen Proletarats noch nicht genügend gewürdigt wird. Man sollte darstellt. Und die Freidenkerbewegung ist sicher bei Beurteilung der Bildungsfaktoren des soztanihrer Ableitung von den Naturwissenschaften vous ſtiſchen Proletariers die Naturwissenschaften bewußt. Sie ist es, die mit dem größten Inter - nicht zu gering einschätzen. Das könnte sich unter csse und der größten Aufmerksamkeit die neuesten Umständen bitter rächen. Soziologische und na Erkenntnisse und Ergebnisse der Naturforschung turwissenschaftliche Bildung: das sind die beiden verfolgt und diese für ihre Bewegung auswertet. Grundpfeiler der Bildungsarbeit des moderner Proletariats.
Es würde hier zu weit führen, wollte man durch zahlreiche weitere Beispiele, die dem Verfasser zur Verfügung stehen, die geiſterrevolutto nierende Wirkung naturwissenschaftlicher For schungsergebnisse belegen. Es mag in diesem Zusammenhang nur darauf hingewiesen werden, welch befreiende Wirkung von der Entwicklunge lehre nach den verschiedensten Richtungen ausgegangen ist. Nach und nach sind alle Wissenschaf ten von den Gedankengängen der Entwicklungslehre befruchtet worden; und ich möchte behaupten, daß die marristischen Lehren, die letzten Endes doch Entwicklungslehren sind, sich nicht so leicht durchgesetzt hätten, wenn der durch die Naturwissenschaften in die Welt geworfene Gedanke der Entwicklung alles Seienden die Ge:- ster nicht entsprechend vorbereitet hätte. Man stelle sich doch nur einen Augenblick vor, die marristische Lehre follte an ein in mittelalterlichen Gedankengängen wurzelndes Proletariat herangebracht werden, um sofort den Widerspruch zu
erfennen.
Zurzeit befinden sich verschiedene Zwelge der Naturwissenschaften man dente nur an die Physik und Biologie in starker Gärung. Es ist zweifellos, daß auch diese Vorgänge nich bald revolutionierend auswirken werden. Zum Teil haben sie schon damit begonnen. Diese revolutionäre Bedeutung der Naturwissenschaften haben reaktionäre Mächte frühzertig erkannt. Als die Mächte der Heiligen Al lianz " über die französische Revolution äußerltay gefiegt hatten, da gingen sie daran, auch ihre gei ſtigen Wurzeln auszurotten. Sie hatten erkannt, welche große Rolle die Naturwissenschaft in der großen französischen Revolution gespielt hat mittelbar wie unmittelbar-, und so hieß es. ihr entgegenzutreten. Die Beschäftigung mit der Mathematik und den Naturwissenschaften wurde für gottlos, revolutionär und vaterlandsfeindlich erflärt, der Naturforscher mit Mißtrauen betrachter. Und vom Standpunkt der Reaktionäre mit Recht, waren es doch die Naturforscher, die beispielsweise 1822 mit ihrer Naturforscherversammlung ein Organ schufen, das die Einheitsidee im deur schen Volte fördern sollte, und der Hauvtgründer diefer Einrichtung, Lorenz Ofen, ein bedeutender Zoologe, galt in den Augen der damaligen
Doch noch in ganz anderer Weise werden die Naturwissenschaften für das Proletariat bedeutsam. Die Naturwissenschaften haben d: e moderne Technik ermöglicht, und diese ist wieder ohne das moderne Proletariat nicht denkbar. Nicht die heutige Technik hat das Proletariat ges schaffen, sie bedingt aber den Gegensatz, der heute zwischen der hohen Wertung des modernen r- beiters als Arbeitskraft und seiner sozialen Ste lung besteht. Man hat gerade in diesen Tagen des Naturforscherkongresses in Leipzig die Arbe terschaft gefeiert, mit deren Silfe es möglich fet, eine derartige Feinindustrie zu schaffen, wie ste die gleichzeitig abgehaltene Ausstellung„ Industre und Wissenschaft" bewiesen habe. Mit Recht: Gerade die heutige Elektrotechnik mit ihrer Unzahl von Apparaten, die Feinmechanik, die gros artigen optischen Werkstätten sind ein schlüssiger Beweis für die Gemeinschaft zwischen Naturwissenschaft, Technik und modernem Proletariat. Ja betone ausdrücklich:„ modernem Proletariat", wie es sich beispielsweise bei uns erwidelt har; denn ein Proletariat schlechthin, wie es beispiels weise das russische ist, kennt diese Verknüpftheit und Bedingtheit noch nicht. Es ist ein Proleta riat des Verstandes, wie das west- und mitteleuropäische. So ist der heutige beruflich geschutte Proletarier, der seine soziale Unentbehrlichkeit er fennende Arbeiter, letzten Endes auch auf diesem Gebiete mit der Naturwissenschaft verknüpft.
Arme Teufel.
Schwoab, Schwoab, Schwoab, Blas' ich all ins Grab. Wanzengift und Wunderkraut Hab ich mir zusammenbraut- Schwaben, Russen, Tod und Tenfer Tanzen fig nach meinem Pfeifel."
Gewöhnlich rief der Bauer den alten Bekann ten herein und ließ ihn seine Teufelsbeschwörung vornehmen. Nachdem er den Meister in alle Winfel der Bauernstube, der Küche und der Kammern sein Giftpulver mit dem Fliederrohre geblasen, so daß die nächsten Tage die schwarzen Gesellen, die Russen und Schwaben todesmatt umherlagen und von Hühnern und Gänsen als schmackhafter Leckerbissen verzehrt wurden, setzte er sich an den großen Bauerntisch und ließ seinem Appetit freien Lauf. Dabei war er ein gern gesehener Erzähler von Spuckgeschichten, Schnurren und Anekdoten und vereinigte in seiner Person die Anzeigen, Klatsch und Tratschmären einer Dorfzeitung. Nach einer Reihe von Jahren waren die Augen des Alten schwach geworden, und er lebte, fast ganz erblindet, bei seinem Sohne August, der in dem niedrigen Stübchen des Vaterhauses im Räumicht seinen Webstuhl aufgeschlagen hatte. Die Mutter Stangen war zum Glüd noch in besseren Tagen gestorben und hatte nicht das Elend des Herabkommens mit durchleben müssen. Es war ein fümmerlich bißchen Wirtschaft, das ,, die beiden In einem fleinen Seitentale, welches der Stangen." Vater und Sohn, zusammen führten. Stirnißsch ein flares, fristallreines Waldbächlein August hockte von früh his spät hinterm Webſtuhle zuführt, liegt, vom eigentlichen Dorie etwa eine und ließ die„ Schüßen" tapfer ab- und zufliegen, Viertelstunde entfernt, eine fleine Ansiedlung, daß und der Vater griff sich an der Ofenbank und Räumicht genannt. Einen solchen Ortsteil befiken an den Wänden hin und besorgte die notwendig fast alle die umliegenden Dörfer; er besteht au meist aus den armseligsten Wohnungen, wenn auch bisweilen eine Mühle der ganzen Umgebung ein wohlhabenderes Gepräge verleiht.
von Wilhelm Schindler. Mitten in dem großen Walddreiecke hinter der sächsisch- böhmischen Schweiz, welches die ragenden Bergkegel des großen Winterberges, Rosenberges und Wolfsberges wie Riesengrenzpfähle umzirken, liegt ein einjomes Walddorf verstedt amischen um buschten Hügelfuppen. In der kleinen, strohbeded ten Holzhütten wohnt seit langen Jahren die bit. terſte Armut. Aus den ehemaligen Kleinbauern, welche ein paar Morgen Land mit wenigen Kühen und Ziegen bewirtschafteten, sind durch die Mißernte der Jahre arme Häusler, Waldarbeiter und Leineweber geworden.
sten häuslichen Arbeiten. Alles stand wie es stand, feine geschäftige Frauerhand fuhr ordnend und glättend über die Wirtschaft. Der Urgroßväter Endlich hat aber die Naturwissenschaft auch Hausrat war über und über bestaubt, und die für die praftische Lebensgestaltung des modernen In einem der untersten Häuschen des Rän- Blumen an den braunen, altmodischen Schränken Proletariers ihre Bedeutung. Hier befinden wir michts wohnte bis vor kurzem eine arme Weber- und Läden erschienen wie verwischte Farbenflecke. uns auf einem Gebiet, wo die Arbeiterschaft fast familie. Der Hausvater, Stangens Gottlieb", Das ganze Jahr hindurch wurde keines der kleinoch ganz im Banne bürgerlicher Gedankengänge stammte aus einem Bauernaeschlechte, welches in nen schmusumſtarrten Schiebefenſter geöffnet, man steckt. Erst die profetarische Jugendbewegung den alten Kirchenbüchern des Kirchspiels eine lange wollte die Wärme svaren. Ein Geruch von Moder versucht schüchtern, einen neuen Lebensstil zu Ahnenreihe aufzuweisen hat: sein Vater hatte noch und Armut, von Staub und Sorge erfüllte den schaffen, der, größtenteils unbewußt, teilweise ne mit ein paar Kühen gewirtschaftet, und Gottlieb engen Raum, daß die wenigen Menschen. die turwissenschaftlichen Wurzeln entspringt. Gemeint hatte die Wirtschaft, wenn auch nicht glänzend, so jährlich einmal hierher mußten, schaudernd zusind hierbei in erster Linie die sogenannten angen doch halbwegs im Stande übernommen. Bei sei- rückprallten. Es waren in der Regel nur zwei: wandten Naturwissenschaften wie etiva die Leh- ner Gastfreundschaft und angeborenen Freigebig- der Nachtwächter, der unwillig vom Dorfe in das ren der modernen Sygiene. Ein wirklich allet feit gegen Einheimische und Fremde und seinen Räumicht herausfom und die Steuern vermel tig naturwissenschaftlich orientierter Arbeiter, großen Gastmählern zu allen Festen war Hab und dete, und ein Müllerbursche. der zur Quartolsder die Bedeutung der Naturwissenschaften fur Gut zusehends zusammengeschmolzen. Als ein zeit für ſeinen Herrn die Mieten eintrieb. Die das moderne Proletariat richtig erkannt har, weld nach dem andern aleich dem Bache vor seiner beiden Einsiedler hättten tagelang zum Fenſter Türe der Mühl im Grunde zuroft, wollte er hinausichauen können, ohne daß fie auf dem schma im Schnaps Vergessen trinken. Dieser gierige len Fehrwege vor ihrem Häuschen einen Men Drache mit feinem verführerischen Feuerzauber schen erblickt hätten. Selbst Bettler verloren sich verschlong auch noch die Hüfte. in diese Einsamkeit nicht. Höchstens, daß seit den
Genossen, leset und verbreitet die wird fein Seim ganz anders gestalten als ein in alten Bahnen trottender. Er wird in erster Qt Arbeiterpresse. nie nach Licht, Luft, Sonne, Reinlichkeit verlangen und sich nicht mit jeder Spelunke begnügen. Wenn er seine Wünsche, wie heutzutage großen
Der Held im Schatten.
behutsam, was der Mutter mißlungen war. Alles umsonst! Ernst stellte ihr frei, nach ihrer Gefin nung zu leben, die Kirche zu besuchen, so oft es ihr Bedürfnis war, doch nichts zu reden von Taufe Roman von Karl Bröger .( 39) und Abendmahl. Luise unterwarf sich Die andre Hochzeit. schweigend und gab die Sache der Mutter auf. Sie hätte der alten Frau gern die Herzensfreude bereitet, doch gegen die Halsstarrigkeit des Mannes war nichts zu richten.
Daß Luise ihn der Mutter vorzog, die sie findlich verehrte, fand Ernst selbstverständlich. Er wußte nicht einmal ein dankendes Wort für diese Anhänglichkeit. Ueberhaupt gärte es noch einmal wild und toll in ihm auf. Der freie, schweifende Zigeuner, der unbürgerliche, heimlose Vagant wand sich grimmig in den Fesseln. Herb und barsch, ja oft bitter und böse konnte Ernst auf Luise werden, ganz ohne sichtbaren Grund und nur einer blinden Wallung gehorsam. Das alte Wirtshauslaufen hub wieder an.
Um nicht im Armenhause mit dem Holz- leßten Jahren bisweilen ein Tourist vorbeischlen
Leben und trat langsam in eine Dunkelheit, die er schon kommen sah. Sollte er wieder allein im Schatten gehen, einen zweiten Menschen neben sich, von dem ihn dicker Nebel schied? Das nicht, nur das nicht.. Herunter mit den Masken. Machtlos sah Ernst die Schatten wachsen. Sein bestes Gefühl blutete und pulste traurig in ver haltenen Versen. Die Vermummten" nanute er sich und Luise, und stellte lagend fest:
Wie lang wir uns schon lieben und träumen einander zu: Ich bin doch ich geblieben und du bleibst immerfort du! Und haben wir uns besessen, schlief Eins im Anderen ein, fo wähnten wir selbstvergessen wohl gar das Andre zu sein. Manchmal da fällt ein Scheinen vom einen ins andre Land. Dann möchten wir gerne meinen, jetzt hätten wir uns erkannt. Der Abend dämmert und trüber wird rings, was hell war und licht. Wir stehn uns vermummt gegenüber und kennen uns wieder nicht.
dem übellaunigen, hämisch stichelnden Mann. Auch mit der Eifersucht hatte es Ernst schon. Seine hübsche, reinliche Frau war gern einfach und unbefangen fröhlich, und weil Ernst zu ihrer Fröhlichkeit gar nichts tat, schloß Luise sich Betannten an. Das war nun Ernst wieder nicht recht. Er wütete, stichelte in seiner gefährlich zweideutigen Weise auf einen Mann, und empfand gemeine Freude, wenn Luise nun doch aufbrauste und sich entschieden verwahrte.
Welt und Heim.
Im gewöhnlichen Straßenanzug traten sie vor den Standesbeamten. Der Beamte wollte unbedingt Freund Göttler mit Quise trauen, weil Göttler feierlich im schwarzen Gehrod prangte und einen stilvollen Hut trug. Kranz und Schleier der Braut und Sträußlein des Bräutigams gab es auf dieser Hochzeit nicht; auch Sieden und Mit Hängen und Würgen verging so das erste Braten unterblieb. Die Männer tranten ein Glas Ehejahr. Ernst war die wenigste Zeit daheim. Wein, sangen alte, innige Lieder von Glück und Der Beruf nahm ihn allerdings start in Beschlag, Lied der Liebe, und der schöne Choral Mendelsverlangte Aufgeschlossenheit und Regsamkeit und sohns nach den Worten Ruths:„ Wo du hingehst, war von ermüdender Abwechslung. Ernst war in da will auch ich hingehen..." beschloß würdig die den Verband der Zeitung getreten, schrieb, was Kleine Feier. Nachmittags flog die Familie aus, der Tag brachte, Seleines und Großes, und fiel in die grün- goldene Heimlichkeit eines Buchens Luise saß daheim bei dem Kind, spann ihre schwamm im Strom des Eintags, der den Jourwäldchens und verträumte dort die heißen Stun einsamen Gedanken und schluckte manche ſtille nalisten in seinem kurzen, rasenden Lauf mitreißt. den. Mutter und Kind schaukelten in der Hänge- Träne. Sie war ein tapferer Mensch, ruhig und Das Leben des Journalisten hat starkes Gefälle. matte, Ernst refelte auf den Waldboden und las fest in sich gelagert, dabei von endloser Geduld und Besinnen und Grübeln lennt der Tag nicht. Er stille Verse ein feierlicher, reiner, unbefleckter ganz ohne die kleinlichen Züge übersehener will gleich und ohne viel Umstand genommen sein. Tag. Frauen. Ernst kannte ihre Eigenschaften, wußte Das war ungewohnt starker und schneller Takt Luise hatte viel um Ernst geopfert. Ihre Haus und Kind in der besten Hut und bedachte für Ernst Löhner, der zu gern zögernd im eigenen Familie zunächst. Der einsam auf dem welt- darum Quise mit einem Vertrauen, das beinahe Schritt ging. Den eigenen Schritt hieß es jetzt fernen Dorf lebenden Mutter geschah großer verächtlich war. Er hielt sie für beschränkt, weil Das Kind hinderte den Bruch. Kreischte es aus beschleunigen. Der Tag rennt, und wer nicht mitSchmerz durch die Heirat. Eine fromme Frau, sie wenig sprach, für langweilig, denn ihre sicheren der Lust gesunden Blutes auf, so wichen die Schat- rennt, bleibt elend am W'g liegen und wird überhatte sie erschrocken gehört, daß Ernst Sozialdemo Bewegungen schlossen jede Saft aus, und ärgerte ten, Licht fiel ein und alles glänzte hell und lebt. Morgens brach die Flut herein, mußte durch frat und ungläubig sei, firchliche Trauung und sich an ihren Vorzügen vielleicht besonders freundlich. Ernst liebte seinen Sohn überschweng- den Kopf geschleust und in die Seymaschine geTaufe der Kinder ablehne und hartnäckig auf Sie standen vor ihm wie stumme Anklagen seines lich. Wollte er dem Kind zuwenden, was er der leitet werden, und kam aus der Rotationsmaschine feiner Gesinnung bestand. Sie redete der Tochter Betragens. Dieses Betragen war weder schön, Mutter entzog, der Frucht erweisen, was er dem als öffentliche Meinung, als geballter Auszug herzlich zu, beschwor die Erinnerung an mütter- noch besonders männlich, eine Erkenntnis anzu- Acker weigerte? Ein feiner Zug um Luisens des Geschehens eines die ganze Welt umspannenliche Liebe und Sorge und rührte das Herz Lui wenden, war Ernst noch nicht entschlossen. Trübe, Mundwinkel sprach von Leid, das sie wahrhaft den Tages. Feriasprecher schrillten, die Setmaschi fens. Doch Ernst war unbewegt. Es bleibe bei recht trübe Stunden kanten, wenn Ernst in die, würdig trug. Kein fremder Blick sah den Riß; nen klapperten, das dumpfe Stampfen der Rotabürgerlicher Trauung, das Kind würde nicht ge- Zukunft griff. Warum vermummten sich die ge- fröhlich und gelassen besorgte Luise den Haus- tionspresse schüttert das Haus: Gewalt, Kraft, tauft, alles Reden wäre vergeblich. Verstimmt liebtesten Menschen vor ihm? Oder trug er ein hali, wartete des Kindes, wie nur eine liebevolle Leben wirkte überall. Ernst stürzte sich topfüber schieden Mutter und Kinder, und Luise versuchte falsches Gesicht? Luise entwich, lebte ein eigenes Mutter, und verschloß sich stolz und schweigend in diesen strudelnden Strom.( Forts. folgt.)