Gelfe 2

Die Sicherung Frankreichs. |

Von unserem Berliner Mitarbeiter.

Die Schandherrschaft der Rheinlands­tommission.

Eine neue Note der deutschen Regierung.

13. April 1928.

denn, daß sie den Beginn eines Feldzuges gegen Frankreich ermöglichen sollten.

Die wahre Sicherung Frankreichs gegen neue Angriffe wird kein wie immer gearteter mi­litärischer Plan bilden, sondern nur die wirt. schaftliche und politische Zusammenar­beit des französischen und deutschen Volkes. Die

lands hat es abgelehnt, mit den französischen Ge­deutsche Arbeiterklasse ist bereit, diese Sicherung Frankreichs zu fchaffen. Das Proletariat Deutsch­neralen gemeinsam die deutschen Kapitaliſten zu bekämpfen; aber es will in effid er Front mit dem Broletariat Frankreichs stehen, um dem Nationa lismus und dem Imperialismus hier wie dort ein Ende zu machen und jene Atmosphäre des ge­ein Ende zu machen und jene Atmosphäre des ge­genseitigen Vertrauens und des solidarischen Zu­sammenarbeitens der Völker zu schaffen, die allein

Das Versteckspiel, das mit der Reise Lou­cheurs nach England getrieben wurde, hat auf­gehört. Es darf nunmehr als sicher gelten, daß der frühere französische Wiederaufbauminister, der burch seine mit Rathenau getroffenen Vereinba= rungen über die Schlieferungen den ersten Schritt gierung übergab den Regierungen von Paris , Bevölkerung handelte, als beabsichtigten Hohn Berlin , 12. April. ( Wolff.) Die deutsche Re- um die Sorge für die Sicherheit und Existenz der zu einer Verständigung zwischen Deutschland und London und Brüssel eine Protestnote gegen das zurüd. Alle neueren Maßnahmen der Rhein­Frankreich getan hatte, dieses Mal die Initiative Vorgehen der Rheinlandkommission gegen das landskommission verfolgten gleichmäßig das Ziel, zur Beendigung des Ruhrabenteuers ergrif Eisenbahnpersonal im besetzten Gebiete. Die die Rheinlande vom unbeschten Deutschland zu fen hat. Loucheur ist ein gewiegter Politiker und deutsche Regierung lehnt es ab, deutsche Eisen- trennen. Die neueingerichtete Eisenbahnregie geht man sicht in iom bereits den Nachfolger Poinca bahnen und deutsches Personal für Miltiärtrans- bei der Entlassung des deutschen Personals mit res; zugleich aber ist er als Großindustrieller zu porte berzugeben, welche von der französischen äußerster Brutalität vor und vertreibt Beamte des Forges zu der feinigen zu machen, daß näm- des Versailler Vertrages stattfinden und die ein- 7. April sind aus Trier 120 Eisenbahner mit Fa- die Sicherung Frankreichs und den Frieden Euro­sehr Wirtschafter, um nicht die Parole des Comitè und belgischen Regierung unter der Verletzung mit Familien aus ihren Wohnungen. Allein am lich das praktische Ziel die deutsch- franzögeleiteten Gewaltmaßnahmen dienen sollen. Den milien von belvaffneten Spahies gewaltsam aus ische Industrieverständigung sein Bediensteten wird von den Besaßungsbehörden ihren Wohnungen vertrieben worden, wodurch pas gewährleiſten können. müsse. Man muß sich allerdings von der Vor nur die Wahl gelaffen, zwischen dem Berlassen 500 Männer, Frauen und Kinder, darunter ſtellung freimachen, als ob die weitere Entwid lung des Ruhrkonfliktes zu einem politischen Speke akel erster Ordnung werden würde: beginnend mit der Enttäuschung Frankreichs , als zweiten Aft ben Sturz Poincares und am Ende als Apotheose eine allgemeine Verbrüderung der europäischen Böllerfamilie. Noch bestimmen fapitalistisch- im perialistische Tendenzen die Regierlungskunst der uropäischen Staatsmänner und auch in der näch ten Zukunft werden nicht Recht, Gerechtigkeit, Wahrheit und ähnliche Begriffe die internationalen

ten des anderen.

die

des Dienfies und dem Verrate an dem eigenen Wöchnerinnen und Säuglinge, ordachlos auf Die Beratung des Mieterschuß­

Bolte. Sie sollen durch Bedrohung mit Waffen- Straße gesetzt worden sind. Alle Vorstellungen gewalt, Mißhandlung, Gefängnisstrafe und der Stadtverwaltung und Regierung waren ver­3wangsarbeit gefügig gemacht werden. Die Note geblich und selbst der kleinste Aufschub wurde weist die Behauptung. daß es sich bei den neuen verweigert. Verordnungen der Rheinlandskommission auch

gefeßes.

Alle Abänderungsanträge abgelehnt. Die Deutschbürgerlichen gegen den Mieterschutz und für die Sausbesiker.

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Ist Frankreich triegsgegneriich? England beharrt bei der Neutralität. Der sozialpolitische Ausschuß des Abgeordne tenhauses hat unter Vorsitz des Abg. Dubicky Paris, 12. April. ( Havas.) Lord Curzon London , 11. April. Im Unterhause eine Sigung abgehalten, auf deren Tagesordnung Beziehungen der Nationen regeln, sondern ledig erklärte im Interview mit dem Hauptredaktur fragte ein Mitglied, ob infolge der Unterredung sich die Regierungsvorlagen über den Mieter­Wille zur Bereicherung des einen Landes auf No- der Touraine Repoublicaine": Ich glaube augenblidliche Politik der freundschaftlichen Neu- forge und den Aufschub der exekutiven Räu­mit Loucheur die Regierung beabsichtige, ihre ich u B, über die außerordentliche Wohnungsfür­aufrichtig, daß Frankreich nicht vom Eroberungs- tralität gegen Frankreich aufzugeben und eine mung von Lokalitäten befunden haben. Der Vor­Loucheur als Wirtschaftsmann neigt einer an- geifte erfüllt ist. Ich glaube, daß bei ihnen der Politik anzunehmen, die Frankreich eine unbe- jizzende regte an, alle drei Vorlagen unter einem unbe- mung seren Methode zu als Poincare und Millevand, die| Imperialismus eine tote Sache sei. Ihr Volk, Singte Unter stü ung seiner Aftion gegen in Verhandlung zu ziehen. Genosse Abg. Pohl politisch juristischen Vertreter des französischen Imperialismus. Aber mag die Ernüchterung welches den Frieden so sehr braucht, ist meinem Deutschland gewährt. Baldwin erwiderte, protestierte gegen diese Absicht und es wurde be­Frankreichs noch so schnell fortschreiten, so wird Dafürhalten nach ein entschiedener Feind des die Antwort laute verneinend. Auf die schlossen, jede Vorlage separat in Verhandlung zu veder Loucheur noch sonst jemand die Erbschaft Strieges.( Das Volk wohl, aber die Poincaré , weitere Anfrage, ob dies so zu verstehen sei, daß stellen. Der Berichterstatter Abg. Langr befür die Unterredung mit Coucheur gar keine Wirkung wortet die Vorlage. Poincares unter dem Verdacht antreten wollen, Tardieu und Maginot lechzen nach neuem haben würde, wurde keine Antwort erteilt. or dem passiven Widerstand Deutschlands zurück Schlachtenruhm. D. Red.) Jch sah ihre ver­jewichen zu sein. Es geht dort ebenso wie in Deutschland , wo feine einzelne Partei weitgehende wüsteten Gebiete. Es war ein schrecklicher An­Zugeständnisse ar die Entente machen kann, ohne blick. Ich meine, daß für dieselben nicht genü von den anderen Parteien eines neuen Dolchsto- gend getan worden ist. Ich selbst, sagte schließ­zes von hinten", eines Verrates am Vaterlande lich Lord Curzon , war immer ein großer Freund bezichtigt zu werden. Erst wenn hüben wie drü­ben alle maßgebenden Barteien, mit der Mehrheit Frankreichs und Vertreter einer Ententekordiale es Volkes hinter sich, den entscheidenden mit ihr. Schritt zu einer Verständigung tun, and den Willen zu gegenseitigen Zugeständnissen

DEP PRUZZA

Nach Loucheur

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Klob.

Paris , 12. April. Die Havas meldet aus London : Der ehemalige Finanzminister Klotz ist gestern abends in London eingetroffen. Nach dem Londoner Berichte des Echo de Paris" erregt dieser Besuch nach dem Besuche Loucheurs einiges Interesse.

In der General debatte setzt sich Abg. Dr. Keibl( d.- nat.) überaus warm für die Hausbesitzer ein. Abg. Genosse Hausmann berwies darauf, daß für eine weitere Herabminde­rung des Mieterschutes jede Voraussetzung fehlt und beschäftigt sich sodann mit den Ausführungen des Abg. Reibl. Serr Keibl warf sich Is Aw walt der Hausbesitzer auf. Nach seiner Rede zu schließen, ist ihm der in der Regierungsvorlage vorgesehene herabgeminderte Schutz der Mieter noch zu wenig eingeschränkt.

Abg. Fischer( Bund der Landwirte) spricht sich mit aller Entschiedenheit für die Aufhe= bung des Mieterschutzgesetzes aus. Abg. Dr. Winter( tschech. Sozialdem.) gibt zu, daß die Vor­lage das Wert eines Kompromisses ist. Abg. Genosse Pohl hält den gegenwärtigen parla­mentarischen Vorgang für äußerst bedenklich. Die Majoritätsparteien machen die Mitarbeit der Op­position unmöglich. Die Art der Beratung hat eine Oberflächlichkeit der Gesetze zur Folge, unter der alle leiden. Abg. Klein kritisiert die Vorlage, insbesonders die über die Kündigung handelnden Bestimmungen.

and Opfern zeigen, kann es zu einem dauernden wiedererstarktes Deutschland zurückführen. Was Sicherung Frankreichs . Dazu ist zuerst soviel Sinvernehmen zwischen Frankreich und Deutsch - die wirtschaftlichen Zugeständnisse des deutschen zu sagen, daß nach den tausendjährigen Erfahrun­and und damit zu der endgültigen Befriedigung Reichs anlangt, jo ließe sich bald ein Uebereinkom- gen der Geschichte auch die größten Heere, die Eurobas kommen. men schaffen, wenn dem Vorschlag des deutschen stärksten Befestigungen, die intimsten Bündnisse Die Entwicklung in Frankreich in dieser Rich Außenministers auch von Frankreich zugestimmt den Frieden zwischen den Völkern nicht sichern hung zu fördern, muß Sache des französischen Vol- wird, nämlich die Leistungsfähigkeit Deutschlands tönnen. An die Stelle der Macht und der Ge­les selbst sein, ihr fann von außen nicht durch Pro- durch ein fachverständiges, internationales Gre- walt muß vielmehr endlich die gegenseitige, gleich­paganda oder gutes Zureden nachgeholfen wer- mium feststellen zu lassen. Ob dabei die Summe wertige und gleichberechtigte Üebereinkunft tre­sen. Was das deutsche Volk in seiner gewaltigen von 50 Goldmilliarden herauskommen wird, auf ten. Auch die Entmilitarisierung und die Neutra­Mehrheit anbetrifft, so will es den Frieden die sich angeblich Frankreich und England inoffi- lisierung der Rheinlande, wie sie von der fran­nit seinen westlichen Nachbarn, es ist ziell bereits geeinigt haben, fann man dahingestellt zösischen Regierung gefordert wird, kann einen ju den größten Opfern bereit, um diesen Frieden sein lassen. Ohne Zweifel hat die deutsche Wirt- Zustand des vertrauensvollen Gleichgewichts zwie at einem endgültigen und dauernden zu machen. fchaft durch den Ruhreinbruch ungeheuer gelitten fchen Frankreich und Deutschland nicht schaffen. Die arbeitende Bevölkerung Deutschlands trägt und es wird längerer Zeit bedürfen, um den wirt Schon durch den Vertrag von Versailles ist ja die chon jahrelang um dieses Zieles willen Existenz schaftlichen Seilungsprozeß durchzuführen. Aber Rheinprovinz entmilitarisiert worden; einer Neu­insicherheit und Lebensmittelnot. Unterentloh- in welcher Höhe die Reparationssumme durch die tralisierung, einer verschleierten Losreißung die­ung und Unterernährung; sie steht an der Spize internationale Kommission auch festgestellt werden fes Gebietes von Deutschland fann feine Regie­ses Abwehrkampfes an der Ruhr, nicht um einen mag, die deutsche Regierung hat sich bereit erklärt, rung zustimmen, mag fie nun bürgerlich, soziali euen Waffengang mit dem französischen Milita- die zu ihrer Dedung notwendigen internationalen stisch oder kommunistisch sein. Ob die Rheinlande ismus zu unternehmen, sondern um die militä- Anleihen aufzunehmen und sie mit jeder von dem fünftig von Preußen losgelöst und einen selbstän­ische Gewalt mit den friedlichen Mitteln des pas- Anleihe konsortium als nötig bezeichneten Sicher- digen Bundesstaat im Rahmen des Reiches bil­iven Widerstandes zu besiegen. Aber das deutsche heit auszustatten. So mißtrauisch man auch ge- den sollen, darüber hat das deutsche Volt selbst zu Bolf, die deutsche Arbeiterklasse insbesondere, gen die Versicherungen einer bürgerlichen Regie- bestimmen, das kann ihm von außen nicht aufge­veiß, daß mit Passivität allein das Ziel der Ver- rung sein mag, so wird sie doch in diesem Falle zwungen werden. Im übrigen hat sich ja bisher tändigung nicht gewonnen werden fann; es muß gestützt durch die Deutsche Volkspartei , der Ver- schon die Entmilitarisierung nicht auf die Rhein­ine attive Politik der deutschen Retreterin des großen Kapitals, und in deren Namen lande beschränkt, sondern ganz Deutschland ist ent­Jierung hinzukommen, die der Welt positiv hat jetzt wieder der Abgeordnete Stresemann in waffnet. Was bedeuten bei 60 Millionen Ein­agt, was Deutschland leisten kann und leisten der Voffischen Zeitung" die Bereitschaft zur Löwohnern 100.000 Reichswehrsoldaten ohne mo­vill, um die berechtigten Ansprüche des französis fung der Reparationsfrage im Sinne der Regie­chen Volfes zu befriedigen. rungserklärung zugesagt. Die französischen Forderungen lassen Die Grundlagen zu der von Loucheur und ich auf die beiden Gruppen der Wiedergut dem Comite des Forges angestrebten deutsch - fran­machung der Kriegsschäden und der Siche- zösischen Industrieverständigung werden also be cung Frankreichs vor neuen Angriffen durch ein reits sichtbar; bleibt noch die militärische von Geschmack und Mode ganz unabhängig. Wir] Umgekehrt ist es aber ganz ausgeschlossen, daß Kulturen sterben erst dann, das lehrt uns die Ge­sehen demnach, daß Wissen und Bildung im das Bildungsideal früherer Zeiten, etwa der Re- schichte, wenn eine neue junge Kultur als Erbin Grunde genommen sehr verschiedene Dinge sind. naissance, in unserer Zeit wieder erwachen kann. an der Schwelle steht. Für uns Menschen des Eine beliebte Lustspielfigur ist der gelehrte Damals war Bildung gleichbedeutend mit Wissen Uebergangsalters, die wir den Willen haben, mög Von Dr. Adolf Start, Marienbad . Professor, welcher im Salon eine tomische Rolle und Geist. Das ist schon deshalb unmöglich, weil lichst bald aus dem Sturm der Tage wieder in Eine Sache bilden, bedeutet, ihr jene Form spielt. Hier wird das Wissen zugunsten der soge der Stoff des Wiffens in unseren Tagen derartig geflärte Verhältnisse zu kommen, erwächst die zeben, welche dem gewollten Zwed am besten nannten gesellschaftlichen Bildung verspottet. Das angewachsen ist, daß es keinen Menschen gibt, der Verpflichtung, ſehenden Auges das Alte, nicht intspricht und nebenbei dem Schönheitsgefühl Umgekehrte ist seltener der Fall, wohl deshalb, ihn auch nur annähernd zu beherrschen vermag. mehr Lebensfähige abzustreifen und dem nach­ses Menschen Rechnung trägt. Dies letztere weil es bei dem sehr oberflächlichen Bildungsbe- Auch auf dem Gebiete des Wissens ist die Ar- drängenden Neuen, soweit es dauernden Wert zu Moment ist in dem Worte Bilden" mit inbegrif griff unserer Zeit vielmehr sogenannte Gebildete beitsteilung eingetreten und anstelle des univer- haben verspricht, die Wege zu ebnen. Aber jede jen, im Gegensatz zu dem sonst fast gleichbeden als Wissende gibt. falen Polyhistors ist der Fachgelehrte getreten. Da Uebergangszeit birgt, die Gefahr in sich, daß sich lenden Formen". Deshalb findet sich der Aus- Wenn wir hier die Frage: Wissen und Bil- aber selbst die seichteste Gesellschaft an Kleidervor die Menschheit in zwei Gruppen spaltet; die Lob­truck bilden besonders bei den Darstellungen der dung" aufwerfen, so geschieht es deshalb, weil der schriften, fremdländischen Tänzen und dergleichen redner des Alten, die gewaltsam festhalten möch chönen Künſte: wir sprechen von einer Bild- Bildungsbegriff unserer Zeit sich derartig verscho- als Bildungsideal nicht genug haben lann, und ten, mas längst verloren und überwunden ist, und jauerkunst und die Erzeugnisse der Malerei be- ben hat, daß er nahe daran ist, eine öffentliche notwendig einen geistigen Aufputz braucht, ist an die fritillosen Lobredner alles Neuen, die am lieb. nennen wir einfach mit dem Worte: Bild. Gefahr zu werden. In der sogenannten Gesell- stelle des Wissens bei der modernen gesellschaftlisten alles Bestehende niederreißen möchten, ohne Aufs Geistige übertragen, bedeutet also das schaft ist er zu einem geistlofen, rein formalen chen Bildung das Orientiertjein über alles" ge- felbst zu wissen, was an dessen Stelle zu seßen Wort Bildung jene harmonische Gestaltung des Ding herabgefunken. Es gehört zur Bildung, daß treten. Der Gebildete" muß über alles reden wäre. Die Gefahr dieser Spaltung wird noch menschlichen Wesens, welche zweckentsprechend man weiß, wie man sich zu jeder Tageszeit und können, über Einstein, und den letzten Reford größer, wenn sich die Parteigänger nach Klassen and zugleich schön ist. Da das Schönheitsgefühl zu jeder Art von gesellschaftlicher Veranstaltung im Fußballspiel, über indische Philosophie und spalten, wie dies in unserer Zeit der Fall ist. ju verschiedenen Zeiten und bei verschiedenen fleidet. Wer zur unrechten Zeit oder am falschen Valutafragen, über die neueſte Literatur und die Sier die gangbaren Wege zu suchen, und, wenn Böllern andere Jdeale hat, wird der Begriff der Fleck, cine lichte Hose oder eine lange Strawatte neuesten Moden. Das Wissen schöpft man aus man sie erkannt hat, zu predigen, ist Pflicht eines Bildung schon aus diesem Grunde kein feststehen- trägt, verfällt in gewissen Streisen der Lächerlich den Tageszeitungen und die Kunst des Gebildeten jeden. Die Allgemeinbildung, wie sie von unse­ber sein, sondern sich je nach dem Geschmack seiner feit, gilt als ungebildet. Daß gewisse Vorschriften besteht darin, die paar angelesenen Broden im ren mittleren Schulen übermittelt wird, hat sich Beit ändern. Und da der Mensch in verschiedenen beim Effen als Mak der Bildung gelten, mag noch Gespräch so zu verwenden, daß der Zuhörer den überlebt. Sie wird weder von der Gesellschaft, Bebensstellungen verschiedenen Zwecken dient, eine Berechtigung haben, wird aber vielfach an Anschein gewinnt, als wisse der Redende wirklich noch von den anderen Klassen als Ideal mehr an wird der Begriff der Bildung auch in derselben Wichtigkeit übertrieben. So kommt es, daß ein etwas von den Dingen, über die er spricht. So erkannt. Die materielle Not der Gebildeten ent­Zeit je nach dem Beruf und der Gesellschaftsklaffe Sellner oder Herrschaftstatai hente in der Ge- wird die Bildung zum Zerrbild. zur Halb- und springt nicht zuletzt aus diesem Umstande, daß chwanken. sellschaft jahrelang als Hochstapler sein Wesen Viertelbildung, die schlimmer ist, als Unbildung. ihre Bildung heute als solche nicht mehr Geltung Das Wissen ist etwas viel absoluteres als treiben kann und für vollwertig angesehen wird, Wir leben in einer gärenden Zeit, die von hat. Aus dem Leben und Wissen unserer Zeit ein bie Bildung. Es bedeutet die Weherrschung der ein Beginnen, das irgend einem Professor, der in vielen als ein Verfall der Skultur bezeichnet wird. Bildungsideal zu schaffen, ist ein Ziel, das des Errungenschaften der Menschheit, wird also mit einer Landstadt aufgewachsen ist, keinen Tag gelin- Mit eben soviel Recht könnten wir sie das Ge- Schweißes der Edelsten wert ist. bem Lauf der Zeiten an Umfang wachsen, ist aber gen würde. burtsalter einer neuen Kultur nennen. Denn alte

In der vormittägigen Spezialdebatte werden alle Anträge der Opposition abge= lehnt. Der Berichterstatter gibt sich gar nicht die Mühe, fachlich in die Beratung der gestellten Anträge einzutreten, er begnügt sich damit, bei jedem Antrag die Ablehnung zu empfehlen. Die Herren der Majorität empfinden die Verhandlung im Ausschusse nur als eine unangenehme Behel­ligung. Sie sind fest entschlossen, nicht einen Strich an den Vorlagen zu ändern. Das ist insofern ein Novum. als es bisher, wenigstens bei fozialpoli­tischen Vorlagen, doch hie und da möglich war, eine Abänderung durchzusehen. Durch dieses Vor­gehen soll die Festigkeit innerhalb der Stoalition dokumentiert werden. derne Großwaffen gegenüber dem französischen In der nachmittägigen Spezialde batte griffen Millionenbeer mit seinen unzähligen Tants, Rie- unsere Genossen Hausmann, Pohl und sengeschützen, mit seiner Luftflotte und feiner See- Taub wiederholt ein. Abg. Dr. Winter, der rüstung? Es mögen noch hie und da Waffenlager dem ersten Teil der Beratungen nicht beigewohnt in Deutschland versteckt sein; aber sie reichen kaum hat, war dann sichtlich bemüht, wenigstens einige zu einem innerpolitischen Putsch hin, geschweige Aenderungen der Opposition, wenn auch ganz ne­

Wifen und Bildung.