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Hofrat " Projesor Dr. Ritter"

zur berabredeten Stunde nicht anwesend war, die Beschwerde, die ich ihm zur Weiterleitung nerab: ans Militärkommando ließ, nicht weitergeleitet hatte und mir die irrige Meinung beibringen wollte, daß ich als Zivilarzt kein Recht habe, ärztliche Zeugnisse zu schreiben, Ignorant des halb, weil er bei einem Menschen, der sich nicht einmal bewegen konnte, schrieb: fein dienst hinderndes Leiden vorhanden". Diese Sache wurde jedoch durch eine Ehrenerklärung meiner feits bei Gericht später aus der Welt geschafft."

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Soweit Prof. Dr. Raudniß, dessen Angaben wohl teines Kommentars benötigen. Gegen Salbhuber sagten ferner aus: Generalstabs­arzt Dr. Drastich, Dr. Petschirta, bl. Farsly, Dr. Lichtenstein, Dr. Zeißber­ger, Dr. Sachs, Dr. Mayer, Dr. Schim ef, Inf. Kisella, Dr. Pilz, Dr. Majewsky, der Zugsf. Kindermann, Dr. Stern, Dr. Step ler, Fldw. Lewitus, Oberstabsarzt Albrecht, Prof. Stransky, Dr. Pappenheim, Dr. König Major Reisig und die beeideten Sach­verständigen Prof. Dr. Wagner- Jauregg , Prof. Dr. Stransty, Prof. Pilz und Ober­stabsarzt Dr. Albrecht.

Das Material, das die Genannten gegen Balb huber lieferten, war erdrückend: Ihre Aussagen und die anderen von uns nur zum geringsten Teil zitierten Aeußerungen der früheren Zeugen fonnten von Halbhuber fast in keinem Falle stich hältig entkräftet werden. Eine furchtbares Ge­richt für Halbhuber und das von ihm so typisch vertretene System des bestialischen f. f. Militaris­mus war diese Sauptverhandlung in Wien . Und doch fand Halbhuber, fand die Bestialität Anwälte an einigen Aerzten, deren Namen für immer fest­gehalten werden müssen. Es sind dies vor allem: die Univ . Professoren Dr. Hermann Schloffer, Dr. Anton Elschnig und

Dr. ,, Ritter von Jaksch.

Mehr als 25 Aerzte legten Zeugnis ab, daß Halbhuber ein größenwahnsinniger Ignorant ist, der Anzeichen von Paralyse er fennen ließ und überdies Fehldiagnosen stellte, die es verwunderlich erscheinen ließen, daß er überhaupt den Doktorgrad erreicht hatte.

Profeffor Schloffer

bon der Prager deutschen Universität aber fagte über ihn aus:

" Ich halte ihn für einen normalen Men­schen. Ueber seine ärztlichen Kenntnisse lann ich keinen Aufschluß geben. Privat habe ich mit ihm nicht, dienstlich sehr selten verkehrt. Ich habe keine Lüden seines Wissens bemerkt."

So die Aussage eines bedeutenden Arztes über einen Kollegen", von dem es die Prager Spaten pfiffent, daß er ein Schwachkopf und An­alphabet auf dem Gebiete der medizinischen Wis­senschaft war! Ja, es gab eben unter den Aerzten und Professoren während der Kriegszeit eine be­trächtliche Menge, die wußten, was sie dem ,, allerhöchsten Dienste" schuldig waren. Das zweite markante Beispiel für diese Kategorie habsburgstreuen Aerzte ist

Dr. Anton Elichnig

Universitätsprofessor in Prag , damals Rektor und stets strammer Deutschnationaler. Dieser machte folgende Aussage:

" Ich habe auf meiner Klinik eine Reihe von Zimmern für Verwundete bereitgestellt. Ich habe aus diesem Anlasse die ausgezeichnete Arbeitskraft, das Organisationstalent und das hervorragende Gedächtnis des Verletzten kennen gelernt. Ich habe den Eindruck, daß ein Rom­plott gegen den Berleßten bestand, an dem auch der Angeklagte teil hatte. Auf die Frage des Verteidigers, woraus er das schließe, gab Prof. Elschnig zur Antwort: Das ist doch flar aus der Eingabe des Angeklagten."

Verhandlungsleiter: Und has ben Sie Beweise, daß der Angeklagte in diesem Komplott ist?"

Elschnig: Natürlich, sonst wäre er als Angeklagter nicht da. Wenn jemand über seinen Borgeseßten eine solche Anzeige macht! Daß der Verlegte Trachom und Glaukom in der Dia­gnose verwechselt hätte, halte ich für nicht mög­lich."

von Zafich.

Vorstand der internen Abteilung an der Prager deutschen Klinik.

Dieser Edelmann" leistete sich folgende Zeugenaussage:

15. April 1923.

Den Vogel aber schoß ein ande-] als ein Viertel oder gar ein Achtel Brot erhiel blieb dieser furchtbare Oberstabsarzt mit dem un­ten! Vier Jahre lang lagen die Feldgrauen" vergeßlichen Namen weiterhin noch in Amt und im dreckstarrenden Schüßengraben, den sie sich Würden, bis beim Ausbruch der Revolution diese selber bauen mußten, die im Frühjahr unter Kreatur mit Schimpf und Schande davongejagt Wasser standen und im Winter eisig kalt waren. wurde. Mit Schimpf und Schande brach das Der Herr Profeffor Jatsch plädierte für warme alte Desterreich, das solche Henter brauchte und Unterkünfte, dieweil in vier Kriegswintern die züchtete, zufammen und die Völker jauchzten auf, Glieder Zehntausender erfroren und in Gefecht als sie sich von den qualvollen Fesseln befrei und Vormarsch Hunderttausende Gesunder, die fahen. Das ungeheure Geschehen im Herbst 1918, nicht die Kugeln und Granaten trafen, an den bas plögliche Ende des Chaos bewirkte es, daß Strapazen jämmerlich wie Vich zugrundegingen. mit vielen der Schuldigen nicht jene Abrechnung Ich hatte Gelegenheit, sehr viel mit Das war nach Jaksch aber eine treffliche Gele vorgenommen wurde, die sie verdient hätten. Und Halbhuber zu verkehren und hatte selten einen genheit, Schwerkranke von ihren Leiden zu be so fant vieles in das Reich der Vergessenheit, was freien und wer wie Halbhuber Nervenkranke, noch des Urteils eines höheren Gerichts, des Militärarzt gesehen, der seinen Dienst so Serzleidende, Epileptiker und Syphilitiker an die Gerichtes der Geschichte, harrte. Wir glauben, mit sireng und so charaktervoll und einsichtsvoll Front peitschte, erwarb sich vom Manne der der Enthüllung der Dokumente des Halbhuber­genommen hätte. Ich kannte ihn als Kom- Wissenschaft, Hofrat Prof. Dr. Ritter v. Jaksch, Prozesses für das Urteil der Geschichte über Oester­mandanten des Garnisonsspitales und ich den Titel eines ungemein humanen und reich und seine Diener, fie mögen nun Halbhuber, kann behaupten, daß ich mit Ausnahme des gewissenhaften Arztes. Wie sehr sich Jaksch Jatsch oder Elschnig heißen, mancherlei Wertvolles mit Halbhuber folidarisch fühlte, mag man übri- beigetragen zu haben. Generalstabsarztes Schwarz keinen so aus gens auch nach dem ermessen, was aus jenen Zei gezeichneten Spitalskommandanten kennen ge- en spricht, die wir oben aus der Aussage des lernt habe. Von irgendeiner Geistesstörung Professors Raudnit wiedergegeben haben: wie habe ich nie etwas an ihm bemerkt. Bezüglich eifrig war doch Hofrat Jaksch besorgt, unseren ver­der Tuberkulose hat Halbhuber seine eigenen storbenen Genossen, der es eben mit seiner ärztli­Anschauungen, aber die sind richtig, denn von seiner Beschwerde an das Kriegsministerium chen und menschlichen Pflicht sehr genau nahm, anch ich schicke Leute mit aktiver zurückzuhalten! Zweimal telephonierte Jatsch den offener Tuberkulose und Fieber Prof. Raudnik an, um ihn umzustimmen, aller­ins Feld; wenn der Mann geschont wird, dings vergeblich. Ist es nicht mehr als sonderbar, feine Anstrengungen hat, wenn er daß sich Prof. Jaksch gar so sehr zum Schützer Salbhubers aufwarf? gut genährt wird, nicht im Staube Jalsch hatte kaum sein Zeugnis abgelegt, als ist und warme Unterkünfte hat, so er vom Verteidiger des Verbrechers" Sträußler heilt die Tuberkulose sehr gut aus! schon eine Antwort erhielt, die ihn verstummen Lücken im ärztlichen Wissen des machte. Und der Spruch des Kriegsgerichtes, der Halbhuber habe ich nicht bemerkt, Halb- mit Bedacht der Mitwelt verheimlicht wurde, war Halb- on für der har schon das erste vernichtende Urteil für die Halbhu­huber ist ein ungemein humaner, ener- ber und Jatsch, für das ganze verbrecherische Sh gischer Mensch, ein für seine Aufgabe aus ftem, in deffen Namen Millionen gesunder und gezeichnet vorgebildeter Arzt; er franfer Menschen hingemordet wurden. Prof. Sträußler wurde vom f. u. f. Striegsgericht der Eristenzkampf der chemischen freigesprochen und in der Arbeiter.

kann nicht alles wissen und auch ich weiß nicht alles und lasse vieles durch meine Affiftenten

studieren.

Ich habe den Eindruck, daß gegen Halb­huber vom ersten Augenblick an ein Keffeltrei­ben inszeniert wurde, und zwar wegen seiner Energie, denn energische Leute werden nicht geliebt. Jm Spital tvar zur Zeit der früheren Kommandanten eine folossale Unordnung, es gab viele Drückeberger und nationale Mo­mente spielten auch eine Rolle, Prag ist eben ein heißer Boden.

Herzfehler wurden von Halbhuber sehr genau und gewissenhaft un tersucht und ich habe mich selbst so häu fig von dem humanen Vorgang des felben überzeugt."

Frage des Verteidigers: ,, Also, Sie meinen, Herr Hofrat, wenn man Soldaten mit offener Tuberkulose an die Front fahidt, in tadellose, warme Unterkünfte gibt, sie schont, nicht überanstrengt und gut nährt, vielleicht gar mit Milch und Butter, wenn man sie vor Erkältung schüßt, dann heilt die Tuberkulose; ist ihnen etwas über die Errichtung von Frontsanatorien für Tuberkulöse be­

fannt?"

Jaksch( bestürzt): Nein". Verhandlungsleiter: Ich danke,

Herr Zeuge.

Begründung des Urteils

und mit dem Ende des Weltkrieges, der das Sy Mit dem Untergang des Habsburgerreiches stem des Militarismus zur vollendetsten, gigan tisch - grauenvollen Blüte gebracht hatte, ist aber nicht das Ende des Militarismus gekommen. Nicht Staaten, spielten sich die unzähligen Tragödien ab, nur in Desterreich, sondern in allen friegführenden deren einige wir hier geschildert haben, traten Menschen auf die Bühne, die vom Blute der Millionen troffen. So wie Desterreich hat in den Jahren 1914 bis 1918 die ganze Welt ihre Halb­hubers gehabt und diese werden nicht aussterben, solange diese Weltordnung, solange der kapitalisti che Imperialismus besteht, dessen festeste Stütze und tauglichste Wehr eben der Militarismus ist. Der Fall Halbhuber sei der Menschheit nur eine der furchtbaren Lehren, die zur Bekämpfung dieser Gesellschaft zwingen.

Seit Mittwoch, den 11. April stehen vier­dieser sonst unbarmherzigen, felber fluchbela- wehrkampfe gegen ihr Unternehmertum. einhalbtausend chemische Arbeiter im harten Ab­denen, weil todbringenden Institution, heißt es größte Teil von ihnen befindet sich in Auſfig und Der unter anderem: Umgebung, wo die drei größten chemischen Be .. Denn wenn das Kriegsgericht aufgrund triebe der Tschechoslowakei , die Ammoniaka der Angaben einer Reihe von vollkommen foda fabri! in Nestomiz, der Verein glaubwürdigen Zeugen, wie.... und der für chemische und metallurgische zur Verlesung gebrachten Aften des f. u. t. Di Produktion sowie die Schichtwerte fon visionsgerichtes in Prag Dst. 2164/13 als fest- zentriert sind. In diesen drei Betrieben allein gestellt und erwiesen annehmen mußte, daß Ver- find 3800 Arbeiter von dem Kampfe betroffen. letter viele vom medizinischen Standpunkt als Dazu kommen in Aussig noch die Arbeiter von schiver frank zu bezeichnende Mannschaftsper. vier fleineren Betrieben mit je rund 40 Arbei­sonen und Offiziere als friegsdiensttanglich er- tern und als vierter Großbetrieb die Arbeiter flärt, einen mit progressiver Paralyse behaf- fchaft der Centrawerte in Krischwitz mit teten Offizier für den Ehrenrat begutachtet und 620 Arbeitern. ihm sein Avancement vorwirft, Stranke, ja selbst Der Kampf ist gewaltig genug, die Auf­Geiftestrante auf Grund des ersten, eine nähere merksamkeit der gesamten Arbeiterschaft der Prüfung nicht enthaltenden Augenscheines nur Tschechoslowakei auf sich zu lenken. Um ihn zu nach ihrem Gesamteindruck begutachtet, auf verstehen, ist es nötig, furz die Ereignisse zu re­Grund der Auskultierung mit dem Phonen fapitulieren. Am 15. Feber I. J. kündigte die dostop über die Kleider und selbst nur mit Fachgruppe der chemischen Industrie den mit einem Höhrrohr Qualifikationen feststellt oder dem Internationalen Verband der Arbeiterschaft Abänderungen von Befunden und Gutachten der chemischen Industrie und dem Internationa vornimmt, eine Strankheit mit der anderen, wie len Metallarbeiterverband abgeschlossenen Kollet­Syphilis mit Blattern und andere solche ver- tivvertrag vereinbarungsgemäß zum 1. April wechselt, einen vermeintlich mit Blattern Er- 1923. Geschah noch die Kündigung ordnungsge­frankten ohne jede Vorsichtsmaßregel in eine mäß, so war schon der nächste Schritt der Un­öffentliche Ambulanz sendet, die Bitterer und ternehmer ein Vertragsbruch. Vertragsgemäß Stotterer durchwegs als Simulanten bezeichnet, hatten sie vierzehn Tage vor Ablauf des Ver­die Herzfehler nur als Herzneurosen anerkennt, trages, also längstens am 15. März, den neuen blödsinnige Mannschaft, wie den Kyselka, als Vertragsentwurf dem anderen Kontrahenten Munitionsarbeiter heranziehen will, Befunde vorzulegen. Der neue Entwurf wurde jedoch erst und Diagnosen der ihm unterstellten Fachärzte mehrere Tage nach der verstrichenen Endfrist in Anwesenheit der Konstatierten einreißt, nicht übermittelt, wodurch sich dann die Verhandlun nur Mannschaftspersonen, sondern auch Offi gen so in die Länge zogen, daß es unmöglich ziere, die vor ihn zur Konstatierung fommen, war, bis 1. April den neuen Vertrag abzuschlie durch rüdes Behandeln in Gegenwart von zen. Er wurde dann bis 4. April verlängert, Mannschaftspersonen zum Weinen bringt, Er doch auch bis dahin war eine Einigung un lässe und Anordnungen der vorgefeßten Behör- möglich.

Dem Herrn Hofrat Ritter von Jatsch ist die Geschichte wenig gnädig: die Dokumente aus dem Geheimprozeß Halbhuber sind zu seinem Unglüc nicht verloren gegangen und so brandmarken sie neben Halbhuber auch ihn, fünf Jahre nach Krieg und Kriegsgericht, für ewige Zeiten als strupellosen Helfershelfer des menschenmordenden f. u. t. Militarismus. Das Unglück tausender Menschen hat dieser Halbhuber auf dem Gewissen, der als personifizierter Schrecken vier Jahre lang in Prag haufte und Jatsch hatte die Stirne, ihn vor dem Striegsgericht als den ,, ausgezeichnetsten Spitalskommandanten" zu preifen. Dem Ge­lehrten, dem Wissenschafter Jaktsch schienen die verbrecherischen Methoden dieses grauenvollen österreichischen Militärarztes recht und billig und er scheute sich nicht, auszusprechen, daß er die An­schauungen und die Vorgangsweise Halbhubers billigte, denn auch er schidte Leute mit aktiver offener Tuberkulose und Fieber ins Feld. Man Knechtseligkeit das ist der geringste muß sich die unzähligen, furchtbaren Leiden der Vorwurf, den sich Prof. Elschnig mit dieser seiner Soldaten an der Front und im Schüßengraben Zeugenaussage verdient hat. Gegen einen all- voll ins Gedächtnis zurückrufen, um die beispiel­mächtigen t. 1. Oberstabsarzt und Spitalskomman- lose Frivolität und Unmenschlichkeit ganz er danten durfte ein Untergebener feine Anzeige er- messen zu können, mit der Jatsch schwer tuberku­statten, auch dann nicht, wenn es sich um einen löfe, fiebernde Soldaten gewissermaßen zur Kur geistig minderwertigen Schädling handelte, der der Schlachtbank auslieferte. Man muß nicht Syphilitiker an die Front schickte und Schwerkranke draußen gestanden sein, um zu wissen, daß der als Simulanten vor das Kriegsgericht brachte. Krieg feine Schonung fannte, von der der So etwa argumentierte wohl der damalige Rek- Herr Professor faselte, daß Hunderttausende tor der Prager deutschen Universität. Er bewun- Menschen, die heil und gesund" ins Feld gegan­derte die Arbeitskraft" Salbhubers, der ja auch gen waren, durch die unsäglichen Anstren­wirklich unerreichtes leistete, indem er Frontsolgungen, die sich nur Hofrat Jatsch in Prag baten förmlich aus dem Boden stampfte, sein ,, Or wegdenken konnte, an schrecklichen, zum Teil un­ganisationstalent": die Fachärzte seiner Strupel- heilbaren Leiden erkrankten. Der Ritter Jatsch losigkeit untertan zu machen, sein hervorragen erklärte im Namen der Wissenschaft den Feld­des Gedächtnis", das so großartig funktionierte, dienst als Heilmittel gegen Tuberkulose, wenn daß ihm dieselben Stranten zweimal vorgestellt die Kranken im Felde nur gut genährt, zeß gegen Halbhuber ward, so war der Freispruch werden konnten und das ihn morgen total ver- nicht im Staube und in warmen Un­geffen ließ, was er heute gesagt hatte! Wirklich terkünften sind. Diese Worte wagte der wader dieser Elschnig, der im alten Desterreich denkwürdige Universitätsprofessor im Sommer noch besser zu kämpfen verstand als bei den ra 1918 zu sprechen, da der Hunger an der Front wallen haten treuzlerischer Studen- zur selbstverständlichen Erscheinung geworden ten im Vorjahre. war, da die Feldfoldaten oft Tag für Tag nichts

den unrichtig auffaßt, in manchen Fällen ver- Die Schwierigkeiten des Vertragsabschlusses geßlich ist und in seiner Muttersprache verfaßten wurden durch die Unternehmer verursacht. Sie amtlichen Eingaben stilistische und orthogra- legten einen Entwurf vor, der geradezu eine phische Fehler macht, sogar in ihm nicht befann Herausforderung der gesamten Arbeiterschaft be­ten Spezialfächern vermeintliches Wissen be- deutete. Alles, was sich die Arbeiterschaft an hauptet, vor ihm zur Sonstatierung erschienene Verbesserungen des Arbeitsverhältnisses in den trante Offiziere als Simulanten bezeichnet und drei vorher abgeschlossenen Stollektivverträgen er ihnen mit strafgerichtlicher Anzeige droht, ja rungen hatte, sollte mit einem Schlage beseitigt fogar nach einer aufgestellten Fehldiagnose der werden. Zunächst wurde der Versuch unternom simulierten Stummheit" dem diesen Mann men, auf dem Umweg über die Ausschaltung strafgerichtlich verfolgenden Militärgericht die der Reinigungsarbeiten aus der normalen Ar­Erklärung, daß nur eine Fehldiagnose aufge- beitszeit den Achtstundentag zu um stellt wurde, zu geben unterläßt und durch aus- gehen und fast zu beseitigen. Durch Betriebs­weichende Beantwortung der ihm vom Militär- störungen entfallene Arbeitsstunden sollten ohne gericht zugekommenen Fragen, vor wem Stummheit simuliert hat, trotz Aufmerkſam- laubsanspruch sollte von bisher zwölf Tagen er Entschädigung nachgearbeitet werden. Der Ür­machung durch den Facharzt, daß der Mann Maximum auf sechs Tage heruntergesetzt wer nur in der Aufregung seinen Namen nicht, nen- den. Die Festsetzung der Akkordpreise nen konnte, diesen Mann in weiterer Unter- follte nur durch die Unternehmer erfolgen, die suchung läßt, so muß doch behauptet werden, Mitbestimmung der Arbeiter und ihrer Ver­daß solche Prämissen genug schwerwiegend sind, trauensmänner völlig ausgeschaltet werden. Daß um einem Psychiater Zweifel an dem normalen diese Anmaßung den gesetzlich gewährleisteten Geisteszustand eines solchen Spitalstomman- Rechten der Betriebsausschüsse widersprach, danten aufzudrängen, was das Kriegsge- fümmerte die Unternehmer wenig. Die Bezah richt auf Grund der diesbezüglich lung der Ueberstunden, der Nacht- und Sonn­übereinstimmenden Gutachten der tagsarbeit sollte durchweg um die Hälfte herab­Sachverständigen als erwiesen an- gesetzt werden. Die Nachtschichtzulage follte ent genommen hat. fallen. Unter dem Vorwand der Vereinheitli­chung des Lohnsystems, gegen welche die Arbei­terschaft an sich nichts einzuwenden hat, sollte So wie der Prozeß gegen Sträußler zum Pro- der ungeheuerlichste 2ohnabbau durch­geführt werden. Abgesehen von einer Herab­des Angeklagten zugleich das vernichtendste Ürteil segung der Grundlöhne sollten alle bisher ge­über den unfähigen, unmenschlichen und schwach währten Zulagen entfallen. Ein Sohnabbau föpfigen Sadisten, der so grausfig- großartig das von 15 bis 45% wäre die Folge gewe System des österreichischen Militarismus repräsen- sen. tierte. Troß dieses Urteils aber, daß ja nur ein Die gesamte Arbeiterschaft lehnte sich in gro­schwacher Ausdruck der öffentlichen Meinung war, Ben Betriebsversammlungen gegen die Forde

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