Einzelpreis 70 Heller.
01
Redaktion
und V
nachts
Telegramm- Adresse: Sozialbemotrat, Brag II., Hovličkovo nám. 32. Bostichedamt 57544.
Inserate werden laut Tarif billigst berechnet. Bei öfteren Einschaltungen Preisnachlas.
3. Jahrgang.
and make i
Sozialdemokrat
Zentralorgan der Deutschen sozialdemokratischen Arbeiterpartei in der tschechoslowakischen Republit.
Freitag, 4. Mai 1923.
Auf Befehl des Batikans. Die deutsche Note- unannehmbar.
In der vorigen Woche war die Koalition wieder einmal am Berenden, so daß die Aerzte des chronisch kranken Patienten kaum noch Hoffnung hatten, ihn am Leben zu erhalten. Diesmal war es aber fein Streit der buntschedigen Gesellschaft der Koalitionsführer um irgendeine Regierungsvorlage, der schon so oft den Bestand der Koalition in Frage gestellt hat, der Angriff auf ihr Leben fam vielmehr von außen her. Der Reihe nach waren so ziem fich alle in ihr vertretenen Parteien schon ein j und das anderemal auf dem Sprunge, durch Verlassen der Koalition diese zu sprengen, diesmal war es die Partei der tschechischen Selerifalen, welche sichtbare Symptome ihrer Soalitionsmüdigkeit an den Tag legte.
daß;
Der französische Ministerrat lehnt ab. Der französische Ministerrat lehnt ab.- Unannehmbar, aber nicht indistutabel?- England und Amerita fühl, uur Italien optimistisch.
Berlin , 3. Mai. ( Eigenbericht.) Ueber den französischen Ministerrat, der sich hente mit der dentschen Note beschäftigte, wurde ein amtliches Kommuniqué ansgegeben, wo nach der Ministerrat einmütig der Ansicht ist, daß die Vorschläge un annehmbar seien, und zwar wegen der vielen Bedingungen, wegen des Mangels an Garantien und der Unzuläng lichkeit der gebotenen Summen. Die französische Regierung werde sich mit der belgischen über die Antwort verständigen.
Dazu bemerkt der Sozialdemokratische Parlamentsdienst", man dürfe vor allem nicht das Wort un annehmbar( inacceptable) mit dem Wort undistutierbar( indiscutable) verwechseln. Es sei durchaus nicht gesagt, daß das deutsche Angebot eine Ber handlungsgrundlage bilden könne. Es sei wahrscheinlich, daß die Fassung des Kommuniqués auf innerpolitische Gründe zurüdgehe.
Einigermaßen überrascht ist man über die fühle Aufnahme des Angebotes in der englischen und französischen Linkspresse, die es fast durchgängig als Kompromiß zwischen Sozialdemokraten und Nationali sten bezeichnet. Man rügt die vielen Bedingun gen Ennos und glaubt, daß die deutsche Industrie fähig wäre, 37 bis 40 milliarden zu garantieren. Der Anfang und der Schluß der Note werden als besonders unge. chidt bezeichnet. Deutschland hätte über das Aufgeben des passiven Widerstandes überhaupt erst in einem vorgeschrittenen Stadium der Berhandlungen diskutieren sollen.
Bezugs Bebingungen: Bei Zustellung ins Haus ober bei Bezug durch dis Post
monatlich.. Kč 16. vierteljährlich 48. halbjährig. 96. ganzjährig 192
Ritellung
von Manustripten erfolgt nur bei infenbung ber Retourmarten
Gricheint mit the bes Montag tiglich fr
Nr. 102.
Frage Frankreich , Belgien und Italien mitzu teilen beabsichtige, mit dem Ziele, Berhand Iungen herbeizuführen und ob fie die Schulden der Alliiierten als Teil einer Regelung günftige Gelegenheit ergreifen werde, auf die hinzutveifen. Baldwin erwiderte: Die Rote der deutschen Regierung ist von dem deutschen Botschafter dem Staatssekretär der Aeußern Lord Curzon gestern nachmittags überreicht worden und das Haus wird es zu würdigen wissen, daß ich mit Rüdficht auf die Kürze der seit der Neber. reichung verftrichenen Frist nicht in der Lage bin, irgend eine Erklärung abzugeben.
Die ersten Stimmen, die aus Baris, London und Washington als Antwort auf das deutsche Anbot vernehmbar werden, insbeson dere die einmütige Ablehnung der deutschen Vorschläge durch den französischen Ministerrat, flingen nicht eben ermutigend. Die fran zösische Kritik fnüpft an die offenkundigen Schwächen des deutschen Vorschlages an und unterschlägt alles Positive, das die Reidsregie. rung bietet. Die Stilisierung der Note macht dies den Gegnern zweifellos leichter, als es gerade notwendig gewesen wäre. Sie beiont die Bereitschaft zur eventuellen Weiterführung des passiven Widerstandes schon einleitend. un und weckt jo die Prestigegefühle auf der Gegenseite, sie formuliert die Garantien, durch Paris , 3. Mai. ( Havas.) Nach den aus offi- welche sie die deutschen Industriellen binden
Etwas optimistischer äußern sich die italienischen Berichterstatter der Berliner Zeitungen. In Rom trage man sich angeblich mit der Absicht, die alliierten Re. herein jede Verhandlung ablehnen sollte. giernngen zu Unterhandlungen einzuladen, falls Frankreich nicht von vorn
*
*
|
Ruhrgebietes.
In allen Tonarten wird versichert, die Koalition die einzige Form sei, in der der Staat regiert werden könne, eine Behauptung, deren Schießheit hier nicht weiter nachgewiesen sei; doch ist es sicher wahr, daß alle bisherigen Regierungen des tschechoslowakischen Staates nicht das geringste taten, um für die Regierungsbildung noch andere Kombinationsmöglichkeiten zu schaffen. Wo in der ganzen Welt gibt es noch einen Staat, dessen Regierungs mehrheit als die einzig mögliche erklärt wird, nach deren Sprengung das leere Nichts ent stünde, wie nach Behauptung gerade der sp= Frankreich und Belgien einmütig. Erhöhung der„ Exploitierung des die heimischen Nationalen nicht zu verlegen, genannten staatstreuen Parteien es bei uns Verstärkung der Aktion im Ruhrcniftehen müßte? Aber wie dent auch sei: wenn gebiet. die Regierenden wirklich daran glauben, daß Paris , 3. Mai( babas.) Nach der einziellen nur die allnationale Soalition die einzige Re- mütigen Entscheidung des Ministerrates, welcher stellen franzöſiſchen und belgiſchen Kreiſen ſtam will, nicht scharf genug und gleitet über die gierungsmöglichkeit bietet, jo müßten sie auch unter Boris Millerands stattfand, wird erklärt, menden Abendberichten betrachtet man die deut Friedenssicherungen mit allzu allgemeinen die Größe ihrer Schuld empfinden, die sie auf daß die Hauptgründe, welche die französische Re schen Angebote in ihrem Hauptteile als unan- Worten hinweg. Das ändert aber nichts an der Reschen sich geladen haben, indem sie versäumten, die gierung verhindern, die deutschen Vorschläge in nehmbar. Die englische und die italie Tatsache, daß der Entente bestimmte und dis Züre aus der beklemmenden Enge der gegen- rwägung zu ziehen, die nachstehenden find: nische Meinung nimmt die in der Note ent daß diese die volle Möglichkeit hätte, in Ver Türe aus der beklemmenden Enge der gegen 1. Die Bedingungen Cunos, insbesondere das Tutable Vorschläge gemacht worden sind und wärtigen Stoolition ins Freie aufzustoßen, nur fortseßen des passiven Widerstandes im besetzten baltenen Vorschläge ungünstig auf, indem sie handlungen die Lücken auszufüllen und Herrn weil sie mit Sarinädigkeit an ihrer engftirnig Gebiete, die Forderung nach vorheriger Räumung fie als ungenügend und illusorisch erflärt. Die Cuno von der Rücksichtnahme auf Selfferich nationalistischen Politik mit Zähigket festhal- dieser Gebiete, Aufhebung der Zollschranken, des französischen Kreise erklären, Deutschland und Konsorten durch fachliches Entgegenkom. ten. Selbst die fleinste der Stoalitionsparteien Rechtes zu Strafmaßnahmen und zur Pfänder- fordere eine ungeheure Herabseßung der men zu befreien. Denn das Geschrei der Monhält gegenwärtig das Schicksal der Regierungnahme. 2. Unzureichende Garantien wie von in der Hand! Das ist ein Zustand, der das Seiten der Regierung so auch von privater Seite Schuld, indem es anstelle der früher festgesetzten jervativen und Nationalen, das einem aus System der Erpressungen geradezu züchtet. wie z. B. die Mitwirkung der deutschen Schwer- 132, als Marinum 30 Milliarden Goldmark an dem deutschen Blätterwalde seit Mittwoch Labei vermag niemand von den Verantwort Betrag, welchen die Reichsregierung anbietet, Bertrages, welcher der Reparationskommis- gegentönt, verlöre alle Bedeutung, sobald sich industrie bei Erfüllung der Reparationen. Der biete: es fordere den Abschluß eines neuen genau so häßlich wie von der Seine her ents lichen im Staate eine Antwort darauf zu geben, ift unbedingt unzulänglich und die Ver. was ſein würde, wenn wirklich eine der Bar- bündeten wirden höchstens 30 Milliarden ersion das Recht der Abschätzung der Zahlungsfäder teutonische Chauvinismus nicht auf die dauernde Brüskierung durch Frankreich berufen teien sich zum Verlassen der Soalition ent- zielen, wogegen nach dem Zahlungsplane aus higkeit des Deutschen Reiches nehmen würde, fönnte. dem Jahre 1921 Deutschland 132 Milliarden zn es schlägt einen internationalen Ausschuß vor, in Der in den letzten Tagen entstandene und zahlen hatte. Es wird auch bemerkt, daß das An welchem sich die Alliierten in der Minder Staatenienter in der Richtung der Friedens Den schwankenden Willen der bürgerlichen nur mühsam verkleifterte Riß im Koalitions bot von 30 Milliarden eventuell, mit Rücksicht gebäude ist einer von den vielen, die es immer auf den bösen Willen Deutschlands , auf 20 Milheit befänden und ihnen das Recht, zu Sant bereitschaft zu versteifen, ist jetzt erst recht die liarden reduziert werden könnte. Auch wenn der tionen und Pfändern zu greifen, entzo- Aufgabe der beteiligten und der neutralen jomehr in den Zustand der Baufälligkeit ber- Betrag von 20 Milliarden voll gezeichnet werden gen wäre. Die deutsche Note hebe einfach den zialistischen Parteien. So hat die deutsche Sojetzen. Er entstand, als der Minister Mon- würde, würden die Verbündeten höchstens 15, Bertrag von Versailles und den Sieg der Alliier- zialdemokratie den richtigen Weg betreten, ignore Schramek von Rom zurückkehrte, wo Frankreich höchstens 8 Milliarden erhalten, weil er, wie sich jetzt zeigt, mit dem Vatifan nicht die Anleihezinsen in der Höhe von etwa 5 Milli ten auf. Die französische und die belgische Regies nur wegen der Frage der Teilnahme der fa arden zur Abschreibung gelangen müßten. In rung werden, wie es sich gebührt, diese Note mit tholischen Priester am politischen Leben zu un folgedessen werden Poincaré und die belgische einer Erhöhung der Exploitierung des Ruhrgebie terhandeln hatte, jondern auch wegen der Rich Regierung, welche ebenfalls den Bortes beantworten. tung und der Methoden der von ihm geleiteten fchlag Cunos als unannehmbar erach tschechischen klerikalen Partei. Im tschechoslowa- tet, den Wortlaut der gemeinsamen Anttischen fatholischen Selerus stehen einander zwei fen, welche sie sogleich nach London und Rom mit ort an die deutsche Regierung einmütig prü Richtungen schroff gegenüber, die bisher auch in teilen werden. Die französischen und die belgieigenen, einander scharf bekämpfenden Zeiſchen Minister werden hierauf den Auftrag geben, tungen ihren Ausdruck fanden. Die eine Rich daß die Artion im Ruhrgebiet bis zu tung vertrat Herr Schramet, der die tschechische dem Maße verstärkt wird, daß sie ein defini fleritale Partei durch eine gewisse Art von tives Ergebnis zeitigt. Volkspolitik zu einer politischen Massenpartei
jchlöffe.
zu machen suchte. Die Blätter der anderen
Genosse Macdonald drängt zu
Berhandlungen.
London , 3. Mai. Im Unterhause fragte Ramsay Macdonald , ob die Regierung über ihre Politik bezüglich der deutschen Note in Erwägungen eingetreten sei, ob sie ihre Ansichten über die
wenn sie, indes wir Neutralen uns ehrlich des pofitiven Fortschrittes freuen dürfen, den deutschen Entwurf freimütig fritisiert, wenn sie die nationalistischen Hemmungen bei seiner Entstehung hervorhebt und Abstellung aller Mängel verlangt. Und umgekehrt werden dic Genossen in Belgien , Frankreich und England nicht müde werden dürfen, das Brauchbare des deutschen Vorschlages hervorzuheben, bis auch die weniger radikalen Mitglieder der Entente aus ihrer augenblidlichen Reserve hervortreten.
Regierungsparteien rühmen ihm ein gewisses des Vatikans tanzte. Die tschechisch- sozialdemo- einer„ volfstümlichen" Politik, welche die An-| Standpunkte, während der gescheite Schramek Maß von Loyalität in den Bestrebungen zur fratische" Nova Doba" drückt dies in folgender hänger nicht bloß auf die Freuden im Jenseits sich sagt: Wird die Trennung der Kirche vom Erhaltung der Koalition nach, die bestrebt sein Feststellung, die einem Selbstbekenntnis über verweist, sondern die, wenigstens durch Ver- Staate durchgeführt, dann müssen die Klerimüsse, alle strittigen Fragen durch Kompro- die Einflußlosigkeit der tschechischen sozialisti- sprechungen, auf ihre materiellen Sorgen und falen dabei die Führung haben, denn sonst misse zu regeln." Stompromisse natürlich, bei schen Minister im Kabinett gleichkommt, wie Möte im Diesseits einigermaßen Bedacht könnte sie der Kirche Schaden bringen, wäh denen Herr Schramek niemals versäumte, sein folgt aus: Nein, den Klerikalen wird in nimmt, iſt den Herren Oberhirten in tief- rend, wenn die Klerikalen dabei Pate stehen, politisches Geschäft zu machen. Er war es, der feinem Ministerium nahegetreten; überall wird ſter Seele verhaßt und ihre oligarchischen der Trennung alle Gefährlichkeit genommen den früheren Unterrichtsminister Schrobar beachtet, daß sie in der Regierungskoalition Gefühle empören sich über Schrameks Schlau wird. Nichts da, sagt der im Vertrauen auf über die Klinge springen ließ, der Haupterfolg, sind und danach wird ihnen gemessen. Berechheit, mit den sozialen Strömungen Kompro- die Macht des Klerikalismus kompromißlose den er errang, besteht aber darin, daß es ihm tigt wäre aber die Frage, ob ähnlich allen to- misse zu schließen, die sie für Schwäche und Erzbischof, und er rechnet bei seiner schroffen gelang, alle religiösen Reformen, wie die Frage alierten Parteien dort gemessen wird, wo fle- Nachgiebigkeit ansehen, welche die Massen, die Ablehnung, in der Trennungsfrage das geDer Trennung der Kirche vom Staate, seit dem ritale Minister regieren". Nebenbei: Spotten nach ihrer heiligen Ueberzeugung nur zum Ge- ringste Zugeständnis zu machen, daß aus den Umsturz bis heute zu verschleppen. Es besteht ihrer selbst und wissen nicht wie! Das Bekennt horchen und Entbehren da find, nur noch be- kommenden Wahlen die Meritale Partei in also wahrlich kein Anlaß, daß der Klerikalis- nis ist sicher aufrichtg und die Klerikalen gehrlicher" machen müssen. Vor allem aber ist einer Stärke hervorgehen werde, die es über. mus mit der Art, wie Herr Monsignore Schra- haben alle Ursache, sich in dieser Regierung das Episkopat unter des Herrn Kordač, Erz- flüssig machen wird, der Forderung nach der mek die Geschäfte Roms besorgte, unzufrieden wohl zu fühlen wie die Made im Spec. bischofs von Prag , Führung in Gegnerschaft Trennung Zugeständnisse zu machen. sein dürfte. Das Ministerium tanzt nach der Dennoch sind die hochmögenden Bischöfe zu Schramets Absicht, den Streit um die Dieser zwischen den Bischöfen und dem himmlischen Schalmei Pater Schramets, wie- und das ist die zweite Richtung im tschecho- Trennung von Kirche und Staat durch ein Minister Schramek tobende Streit war es, der mit Herrn Stompromiß beizulegen. Stordač steht in dieser den tschechoslowakischen Episkopat nach Ostern faum je im flerifalen Oesterreich ein Ministe- slowakischen Klerikalismus einem unbedingt ablehnenden zum Papst reisen ließ, vor den auch Herr rium nach der Pfeife der schwarzen Sendboten Schramek unzufrieden. Seine Neigung zu Frage auf
"