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26. Mat. 1923.

Ein neues Wehrgesetz in SHS.

befanden uns beinahe am Ausgang, als ich Ge­wissensbisse bekam. Ich wandte mich um. Der Engländer fam auch an mit seinem viereckigen Lederföfferchen, ich ging auf ihn zu und sagte: Entschuldigen Sie, mein Herr, Sie begreifen ge­miß nicht, warum wir so grundios übertrieben lachten. Der Mann, der vor Ihnen saß, war nämlich Jaurés selbst."

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Belgrad , 25. Mai. Gemäß dem von der Re gierung in Aussicht genommenen Arbeitspro­gramm wurde im Kriegsministerium der Ent­wurf eines neuen Wehrgesetzes fertiggestellt. Dar nach wird die allgemeine Wehrpflicht im operati­ven Heere vom 21. bis 40., in der Reserve vom 40. bis zum 50. Lebensjahre und die aktive Der Engländer riß seine Augen weit auf, Dienstzeit mit 18 Monaten festgesetzt. Den Abstieß einen verwunderten Ruf aus, und ich eilte solventen von Mittelschulen wird die abgekürzte meinen Reisegefährten nach. Dienstzeit von 10 Monaten zuerkannt. Im Mo bilisierungs- und Kriegsfalle kann die Wehr­Die Sorgen einer Bezirksverwaltung. In der pflicht bis zum 60. Lebensjahre verlängert wer- Neutitscheiner Bezirksverwaltung fizen sehr den. Die Vorlage sieht eine Neuregelung der eifrige tschechische Patrioten, die keine anderen Sor­bühren sowie eine neue Graduierung in der Gegen haben, als die Staatsform zu schützen. Zu diesem Zwede gehen täglich an Gemeinden, Vereine, Pfarreien nevalcharge it. zw. Divisionsgenerale und Wojwo- und andere Körperschaften und Personen Erlässe hin­den vor. Das neue Wehrgesetz soll mit 1. Jän aus, die die Beseitigung irgend eines anstößigen Bei­ner n. J. in Kraft treten. Nach der neuen Heeresorganisation wird die Aeronautit eine chens verlangen. Bom Verschönerungsverein Ful 1922 wurden bei der Bentrale 368 Rinder neu auf zahl anzustellen sind wie Lehrer. neue selbständige Waffengattung bilden.

Tages- Neuigkeiten.

Jaures gegen Jaures .

Camille Huysmans erzählt in der Antwerpe­ner Volksgazet" folgende Anekdote:

Wir saßen im Zug zwischen Oxford und London . Wir, das waren Jaurés, Vandervelde und ich selbst.

Wir hatten die verschiedenen Hochschulen Englands besucht und nach einer halben Tage­reise wurde ich feierlich zum Kassier der Gesell­schaft bestellt. Ich war immerhin der Jüngste. Die Maßregel stellte sich auch als notwendig her aus. Jaurés brachte sich stets selbst in Ver­legenheit. Er schäßte das Geld nicht und gab so urbefangen ein Trinkgeld von einem Pfund, wie ein Sechspencestüd. Er beachtete den Unterschied des Betrages nicht, und darum wurde die Maß­regel zu seiner Selbstverteidigung unter allgemei ner Zustimmung ergriffen.

Wir saßen also im Zug, und die Zeitungen hatten die Anwesenheit von Jaurés in England gemeldet. Vor uns hatte sich ein junger Mann von ungefähr 30 Jahren niedergelassen. Er hörte, daß wir französisch sprachen.

" Sind Sie Franzosen ?" fragte er französisch. " Ich bin Franzose," antwortete Jaurés diplomatisch.

So, fo! Ich frage, weil ich in der Zeitung las," daß Jaurés im Lande ist. Kennen Sie ihn?" ,, Gewiß, ich kenne ihn," sagte Vandervelde . " Ist er denn ein so großer Redner, wie man behauptet?" " Das kann ich schwer sagen", unterbrach Jaurés . Er muß auf jeden Fall ein bedeutender

Mann sein.

Ba," sagte Jaurés , lebertreibung. Mun redet ebenso gut."

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Ja," setzte Vandervelde hinzu, aber es ist doch ein Unterschied, ein großer Unterschied."

Und nun begann Vandervelde die redneri fchen Fähigkeiten von Jaurés zu loben, und Jaurés, außerordentlich belustigt, kam auf die sonderbare Idee, sich selbst herunterzureißen.

Ich erinnere mich nicht genau an Einzel­heiten. Aber belustigend war es. Wir lachten laut vor Vergnügen. Der Engländer verstand zwar nicht recht, warum wir so ausgelassen waren. Aber er verteidigte Jaurés gegen Jaurés .

Der Zug hielt. Wir waren in London , be grüßten den liebenswürdigen Reisegefährten und

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Mein Reisegefährte.

Bon Maxim Goritij.

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net wurde z. B. verlangt, daß die Benennungen einiger Waldwege, die den Namen irgend eines her­vorragend tätigen Vereinsmitgliedes tragen, abge abge ändert werden, weil unter diesen Benennungen auch ein Karl- und Louisenweg vorkommt. Das Beste aber enthält folgender Erlaß:

Seite 5.

durch bestimmte Zusagen die Professoren zur Zu- sicht darauf, daß noch vor Beginn der Ferien ein der rückziehung der Demissionen veranlassen will. Schülerinnenzahl entsprechend großes Lehrzimmer Bertretertag der Deutschen Landeskommission für sichergestellt werden muß, empfiehlt es sich, daß die Kinderschutz und Jugendfürsorge. Zu Pfingsten fand Eltern der Aufnahmsbewerberinnen die Anmeldung der diesjährige Vertretertag der D. 2.-R. in Pra- bereits bis spätestens 12. Juni in der Direktions­hat it statt, zu dem Vertreter aus 52 Sweigverei- tanzlei der Anstalt vornehmen. nen erschienen waren. Den Jahresbericht für 1922 fann vorläufig auch schriftlich erfolgen. Eltern, deren erstattete Dr. Hugo Heller. Die Deutsche Landes. Töchter sich zum Lehrberuf hingezogen fühlen, sollten fommission hat bis Ende des Jahres 1922 insgesamt aus den gegenwärtigen ungünstigen Aussichten für 13.586 Rinder erzogen und weiteren 33.000 geholfen. die Absolventen der Lehrerbildungsanstalten nich: Zählt man hiezu für heuer allein etwa 40.000 Rin- falsche Schlüsse auf die Zeit nach vier Jahren zte­der von Arbeitslosen, welche mit Kleidung und ben. Abgesehen davon, daß die Bildung, welche die Schuhwerk bedacht werden konnten, 44.300 Rinder, Lehrerinnenbildungsanstalt den Mädchen vermittelt, die ausgespeist wurden und mindestens 10.000 Rin- sehr hochwertig ist und sie auch für mannigfache pri­der, die durch die Zweigvereine unmittelbar versorgt vate Stellungen und Erwerbsberufe befähigt, iſt a bedenken, daß sich unsere Schulverhältnisse vom wurden, so ergibt sich die Zahl von etwa 140.000 Schuljahre 1924/25 ab wesentlich bessern werden und Rindern, denen die Deutsche Landeskommission in­nerhalb einer Arbeitszeit von 15 Jahren Hilfe bieten daß jetzt schon nach den neuen Schulgesetzen Lehrerin und Fürsorge angedeihen laffen konnte. Im Jahre mischte Volks- und Bürgerschulen) in gleicher An­nen in allen Schulen( Knaben-, Mäbchen- und ge­genommen und etwa 1200 anderweitig gefördert, so dahl anzustellen sind wie Lehrer. daß täglich ein Kind in die direkte Fürsorge der Landeskommission fam, um bis zur Schulmündig der Landeskommission kam, um bis zur Schulmündig­leit erzogen zu werden. Durch das Hilfswert für be­dürftige Kinder von Arbeitslosen wurden 1922 84.300 Rinder gefördert, so daß sich für 1922 eine Gesamtzahl von rund 100.000 ergibt, denen in irgend einer Art vorwärts geholfen wurde. Im Jahre 1922 wurden 3,201.566 K eingenommen und 3,199.408 K verausgabt. Die Einnahmen setzen sich vor allem aus den Erträgniffen von Sammlungen zusammen, unter denen die Schulsammlung leider in Zukunft durch das Berbot sämtlicher Schulsammlungen einen tungen und Zeitschriften, die von Negern geschrieben bedeutenden Entfall erleiden dürfte. Der Kinder­werden und für schwarze Leser bestimmt sind. 134.000 schuttag brachte das schöne Ergebnis Neger Philadelphias allein können unter 15 783.899 K. Leider ist in den Gemeinden das Ver­Zeitschriften wählen, von denen acht Wochenschriften ständnis für eine geregelte Jugendfürsorge nur in sind. In Indianopolis erscheinen fünf Neger­Mit Rücksicht darauf, daß schwarz gelbe einem geringen Maße vorhanden, was aus den lei- zeitungen, in Chicago 15. Alle wetteiferten mit einander, durch allerlei Lockmittel ihren Absatz zu Farbe der jetzigen Staatsform wder- nen Beiträgen der Gemeinden ersichtlich ist, denn von pricht, wird das hochw. Pfarramt eingeladen, einer auf 100.000 K erhofften Jahreseinnahme gingen ihren Lesern Geldprämien in Höhe von 3000 Dol­vergrößern. So verheißen die Louisville News" sich binnen fünf Tagen zu äußern, ob es gewillt nur 20.000 K ein, so daß auf eine deutsche Gemeinde lars. Die New York News" und die Chicago ist, diese Farben in geeigneter Weise zu entfernen durchschnittlich 10 K(!) lommen. Sondann beschäf- Entreprise" veranstalten Schöheitswettbewerbe, und durch andere, deutlich sichtbare zu ersetzen. tigte sich der Vertretertag mit organisatorischen Fra selbstverständlich ausschließlich für colored ladies", gen. Der erste Tag der Verhandlungen wurde durch und, der in Tegas erscheinende Progressive Citizen" einen Lichtbildervortrag Besiedlung des Böhmer verheißt seinen Lesern als Lockpreise Süte, nach waldes" von der Lichtbilderzentrale in Budweis ab- Maß angefertigte Schuhe und wohlgefüllte Börsen. geschlossen. Der Pfingſtsonntag brachte eine Reihe Biele dieser Negerzeitungen, von denen einige be­

Pol. Bezirksverwaltung in Neutitfchein, den 24. Apri 1923. An das fath. hochw. Pfarramt

31. 20145.

in Neutitschein . ( Spanische Rapelle).

Es wurde die Wahrnehmung gemacht, daß die dortige Turmuhr schwarzes Zifferblatt trägt, auf welchem die Ziffern gelb hervortreten.

Der Statthaltereirat n. V. Dunovsky m. p. Hier haben wir es schwarz auf weiß, daß die Staatsform durch Farben gefährdet ist. Es wird da. her in nächster Zeit ein Erlaß herauskommen müssen, alle Ranarienvögel blau zu färben und schwarz als Trauerfarbe abzuschaffen. Manche Bezirksverwal. tungen haben also, wie man sieht, in der Zeit der heutigen schweren Wirtschaftsnot wirklich große Sorgen.

von

von Vorträgen, welche grundsätzliche Fragen der

Einbruchsversuch in eine Prager Bezirkskranken­taffe. Dormerstag nachts drangen Diebe in den Rah fenraum der in der Zizlagaffe in Prag - Karolinental untergebrachten Karolinentaler Bezirkskrankenbalse ein und versuchten die eiserne Panzerkasse, in der sidy 55.000 Stronen befanden, aufzubrechen. Es gelang ihnen jedoch nur, die Kassa anzubohren, wobei sie überrascht wurden. Den Einbrechern glückte es, zu entlichen.

Staaten erscheinen heute rund 500 verschiedene Zei­Amerikas schwarze" Presse. In den Vereinigten

haupten, nicht nur in Südamerika sondern selbst in Afrila und Europa Abonnenten zu besitzen, verfü gen über ihre eigene Druderei. So besteht in New die mit Bezug auf den Umstand, daß der russische Vort eine von Negern geleitete Zeitungsdruckerei, Dichter Puschkin Regerblut in den Adern gehabt hat, die Firma Puschkin Printing and Publishing Company" führt. In Boston erscheint der The Guardin", der von Willian Manroe Trotter geleitet

Jugendfürforge behandelten. Herr Theiner gab einen Gesamtüberblick über die Arbeiten der nächſtliegenden Aufgaben auf, welche von den Zweig. 8 weigvereine im Jahre 1922 und wies die veteinen zu bewältigen sein werden. Er gab hiezu Bombenanschläge gegen Zeitungsredaktionen praktische und wichtige Ratschläge. An sein Referat in Warschau . Mittwoch abends explodierte im Schloß sich eine eingehende, lebhafte Aussprache. Herr Steller eines Hauses in der Spitalgasse in War Wolbrich sprach über Ziele und Wege der Frau schau, in dem sich die Administration der nation organisation. Herr Baierl behandelte wird, der, da es ihm nicht gelungen war, einen Paß naldemokratischen Rzecz Pospolita" und die Re- die Frage der sogenannten bezirksfremden Rinder" für die Reife zur Friedenstonferenz zu erhalten, im daftion des Organes der gemäßigten Linfen und stellte hiefür Leitfäße, welche von allen Bezirks. Sahre 1919 die Ueberfahrt als Roch machte, um sich Sturjer Bolsti" befindet, eine Bombe, die das orgonifationen zu befolgen sein werden, auf. Auch bei seiner Ankunft zum diplomatischen Beobachter Administrationslokal start beschädigte. Fast diese Frage löfte eine lebhafte Wechselrede aus, welche zu verwandeln. Um sich einen Begriff von dem zu gleicher Zeit wurde im Stiegenbaufe eines Geschäßenswerte Anregungen erbrachte. Ueber das Ge- ebenso überschwänglichen wie verworrenen Stil at bäudes in der 3godagaffe, in dem sich die Redak- biet der Ferienfürsorge sprach der Abteilungs- machen, in dem diese Negerblätter geschrieben sind, tionen der Gazetta Poranna" und der Galeiter Rorl Hoffmann. Im Jahre 1922 wurden ins sei hier als Beispiel das Gebet eines schwarzen zetta Warszawska" befinden, eine Bombe gelegt, gefamt 3612 Rinder während der Ferien versorgt. Geistlichen wiedergegebene, das die Affociated Negro die jedoch von einem Redakteur rechtzeitig bemerkt für dieses Jahr sind fast 3000 Kinder für die Ferien- Preß" türzlich veröffentlichte. Es lautet in der Ueber­und unschädlich gemacht wurde. fürsorge gemeldet. Leider können nur 1800 im In- segung: Herr, leihe heute Deinem Diener das Ein betrügerischer Bankdirektor. Donners- land untergebracht werden, so daß für 1200 er Auge des Aers und die Klugheit der Eule, bringe tag wurde in Lemberg der Direktor der dortigen hoiungsbedürftige deutsche Rinder noch Einrichtum feine Geele in Verbindung mit dem evangelischen Abteilung der Ostbant, Flitr, unter Verdacht Telephon inmitten des Firmaments; erleuchte feine des Betruges verhaftet." Stirn mit dem himmlischen Licht, vergifte seinen Geist mit der Liebe zum nächsten, überstreiche seine Einbildungskraft mit einem Binselstrich Terpentin­essenz, salbe seine Lippen mit dem Oel der Beutel­Städtische Lehrerinnenbildungsanstalt in Auffig. ratte, versiegele seine Zunge mit dem Hammer dei­Wir erhalten vom Aussiger Stadtrat folgende Buner Macht, electrifiere sein Gehirn mit dem Licht schrift: Die städtische Lehrerinnenbildungsanstalt in des Worts, halte seine Arme in beständiger Be­Aussig wird mit Beginn des Schuljahres 1923/24 wegung, salbe seinen Körper mit dem Mineralöl wieder einen ersten Jahrgang eröffnen. Mit Rüd- deines Heils und gib ihm endlich Feuer. Amen!"

Die Flucht aus dem serbischen Staatsdienst. Wie aus Belgrad gemeldet wird, haben im Laufe dieser Woche gemäß einem früher gefaßten Beschlusse bisher über 900 mittelschul­professoren wegen unzulänglichkeit der Ge halte um ihre Entlassung angesucht. Wie ver­lautet, wird die Regierung eine gütliche Lösung des Konfliktes in der Weise anstreben, daß sie Konkurrenten im Betteln nicht ausstehn. Sein Vorrat an Lebensträften erlaubte ihm, troß der Anstrengung der Reise und der schlechten Nah­rung, doch nicht, ein so erschöpftes und erbärm liches Aussehn zu erlangen, wie sie, auf das sie von Rechts wegen stolz sein konnten, da es eine gewisse Vollendung zeigte. Wenn er sie schon von weitem sah, sagte er: Wieder gehn fie! Fu, fu, fu! Wozu gehn fie? Wozu fahren fie? Ist etwa Ruß land eng? Jch begreife nicht! Sehr dummes Voll in Rußland !"

Und wenn ich ihm die Ursachen erklärte, die das dumme russische Volk veranlaßten, in die erim zu gehn und zu fahren, dann erwiderte er, mißtrauisch den Kopf schüttelnd: Verstehe nicht! Wie ist es möglich!... Bei uns in Gruften gibt es solche Dummheiten nicht!"

gen gefchaffen werden müssen, eine Aufgabe, welche das Interesse der breitesten Kreise erweden sollte. Nachdem als Ort für den nächsten Vertretertag B. eipa bestimmt worden war, schloß der Vorsitzende Dr. Demuth die Tagung.

als Ruderer zum jenseitigen Ufer mit hinüber nehmen, so sehr ich auch darum bat. Alle waren aufgebracht gegen die Bosjalen, die nicht lange vor unserer Ankunft hier viele Heldentaten ver­übt hatten, und uns rechnete man nicht ohne Grund zur selben Kategorie.

Als es Abend wurde, da entschloß ich mich, ärgerlich über mein Mißgeschick und über die ganze Welt, zu einem etwas gewagten Stück, und mit Einbruch der Nacht machte ich mich an seine Ausführung.

5.

In der Nacht ging ich mit Schackro leise zur Bollwache, neben der drei Schaluppen lagen, mit Retten a Ringen befestigt, die an die stei nerne Mauer des Sais festgeschraubt waren. Es war finster, der Wind wehte, die Schaluppen stießen eine an die andere an, die Ketten rassel­ten... Und mir gelang es leicht und mühelos, einen Ring zu lockern und ihn aus dem Stein

Hungrig, halbnackt und vom Wege ermüdet, schrien diese Kinder auch nicht einmal, sie gudten mur beständig umher mit ihren scharfen, verschica denfarbigen Aeugelchen, die gierig aufleuchteten beim Anblick einer Getreidetenne oder eines noch nicht geschnittenen Weizenfeldes. Und wenn sie mit Wehmut ihre Blicke auf die Gesichter der Großen richteten, dann schien es, als fragten sie warum man sie denn eigentlich in die Welt gesetzt habe... Zuweilen sieht man auch eine Teljega fahren, in der eine ffelettartige alte Frau fißt und das Pferd lentt, umgeben von einer Schar von Kinderköpfchen, die mit traurigen So trafen wir denn furchtbar müde und Augen und ausdrucksvollem Schweigen in das hungrig in Kertsch ein. Spät am Abend tamen ihnen fremde Land hinausschauen. Das Pferd, wir an und waren gezwungen, unter den Damp knochig und abgetrieben, vermag kaum zu gehn ferlandungsbrücken am Ufer zu übernachten. Es und wackelt so kläglich mit dem struppigen Kopfe schadete nichts, sich zu verstecken: wir wußten, daß herauszuziehen. mit der zerzausten Mähne... Und neben dem man kurz vor unsrer Ankunft alles überflüssige Ueber uns in einer Höhe von etwa fünf Wagen und hinter ihm gehen reihenweise die Bolt- Die Bosjaken, aus Kertsch entfernt hatte, Arschin, 13) ging ein 3ollwächter, durch die Zähne Großen." Sie lassen die Köpfe hängen, ihre Arme baumeln schlaff wie die Schnüren einer und scheuten uns, in die Hände der Polizei zu pfeifend, auf und ab. Wenn er dicht bei uns stehen Baſſe bliefend, auf und Peitsche. Ihre Augen sind matt und zerstreut fallen; da Schackro mit einem fremden Basse reiſte, blieb, dann unterbrach ich die Arbeit; aber das und glänzen nicht einmal meht vom Fieber des so konnte das zu gefährlichen Verwicklungen in war eine überflüssige Borsicht; er konnte unmög­lich ahnen, daß da unten ein Mensch bis an den Hungers, nur voll von unsagbarem, erschüttern unserem Schicksale führen. Die Wellen der Meerengen überschütteten Hals im Wasser saß und sich der Gefahr ausfeßte, dem Gram. Und das alles zog so verstohlen, lang­sam und still auf der fremden Erde dahin, als uns die ganze Nacht hindurch freigebig mit ihrem jeden Augenblick durch eine Welle weggerissen zu fürchteten sich diese vom Unglück verstoßenen Sprißwasser, und beim Morgengrauen frochen wir werden. Außerdem rasselten die Ketten unaufhör­Menschen durch ihre Gegenwart die Ruhe der naß und erstarrt unter den Brückchen hervor. lich auch ohne mein Butun. Schadro lag schon Den ganzen Tag liefen wir am Ufer entlang, auf dem Boden der Schaluppe und flüsterte mir Glücklicheren zu stören, zu denen sie kamen Viele von ihnen begegneten uns Leichen aber alles, was wir verdienen konnten war etwas zu, was ich bei dem Rauschen der Wellen züge ohne Leichen... Zuweilen, wenn wir mit ein Grivjennik( 10 Stopekenstück), den ich von nicht verstehen konnte. Endlich war der Ring in ihnen zusammentrafen, oder sie uns einholten, einer Bopadja¹) dafür erhielt, daß ich ihr einen meinen Händen... Eine Welle ergriff das Boot und schleuderte es im Nu etwa fünf Saschen13) fragten sie uns leise und schüchtern: Jit's noch Sack Zuckermelonen vom Markte trug. vom Ufer fort. Ich hatte mich an der Kette fest weit, ihr Burschen, bis zum Dorfe?"

Und wenn wir ihnen Antwort gaben, dann seufzten sie, uns schweigend anblickend.

Mein Gefährte konnte diese unbesiegbaren

Nun mußte man über die Meerenge nach Taman. Kein einziger Bootsmann wollte uns

12) Frau eines Bopen.

13) 1 Arschin= ewa 70 cm. 3 Arschin = 1 Sajchen

gehalten und schwamm nebenher, dann kletterte ich hinein. Wir rissen zwei Bodenplanken los, befestigten sie in den Riemendollen statt der Ruder und fuhren so los...

Ueber uns flogen die Wolfen, unter uns wog ten die Wellen, und Schackro, der am Steuer faß , verschwand bald samt dem Steuer vor meinen Augen in einem Wellental, bald stieg er hoch über mich empor und fiel schreiend beinahe auf mich. Jch gab ihm den Rat, sich mit den Beinen an der Bootsbant festzubinden, was er schon selber getan hatte, und nicht zu schreien, wenn er nicht wolle, daß die Wache ihn höve. Da schivieg er auch still. Ich sah einen weißen Flecken an Stelle seines Gefichtes. Er hielt die ganze Zeit das Steuer ruder. Wir hatten feine Zeit mit den Rollen zu tauschen, und wir fürchteten uns auch, in dem Boote von einem Plaße zum andern hinüberzu gehn. Ich schrie ihm zu, wie er das Boot lenken solle, und er verstand mich sofort und machte alles so flint, wie wenn er als Seemann geboren wäre.

Die Bretter, die als Ruder dienten, nüßten min wenig und rieben mir nur Blasen in die Sände Der Wind wehte von hinten auf unfre Stener feite, und ich fümmerte mich wenig darunt, wo hin er uns trug, gab mir nur Mühe, daß unser urs quer über die Meerenge ging. Das wa leicht zu bestimmen, da noch die Lichter von Sertsch zu sehn waren. Die Wogen schauten zu uns hin ein über Bord und rauschten, zornig aneinander prallend; je mehr wir in die Meeresstraße hinein trieben, um so stärker und tosender wurden sic Schon wurde eine Art Brausen vernehmbar, im Und das stande Hirn und Seele zu lähmen... Boot fing an zu laufen schneller, immer schnel ler, und es kostete viel Mühe, die Richtung ein zuhalten. Fortivährend santen wir in tiefe Täle hinunter und flogen wieder hinauf auf Wellen berge, und die Nacht wurde immer dunkler uni die Wolfen senkten sich immer tiefer. Die Lichter Fortsetzung folgt.)

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