27. Mai. 1923.
Zustizbarbarei in Sorthnungarn.
Der Bariser
Kommunistenfongres.
Paris , 25. Mai. ( Savas.) Der Ministerrat hat beschlossen, daß die Akten in der Angelegen heit der angeklagten Kommunisten vom Generalprofurator dem Prokurator der Republik über geben werden, der sie dem Untersuchung 3 richter abtritt. Der Ministerrat beauf tragte den Justizminister Colrat mit der Aus arbeitung eines Entwurfes einer Neu organi sation des Gerichtshofe s.( Erfolgt diese eigens zum Zweck des Kommunistenprozesses, so ist das ein in der Rechtspflege bisher ganz unerhörter Vorgang. D. R. )
Seite 7 ( und ihr Verhältnis zur Tuberkulose angestellt wor-[ Es kommt manchmal vor, daß der Richter Jetzt hat der Richter vz Eid abermals vorStaubes, dann auf die Dauer seiner Einwirtung an. ger Ratgeber, und die Parteien davor behütet, sich vollbracht sein. Jene Tat, von der es keine UmDanach kommt es zunächst auf die Art des in einen Prozeß eingreift, als ein guter und flu- gefagt. In einigen Augenbliden wird die Tat ganz und gar zugrunde zu richten. Aber diesmal fehr gibt, die niemals gutgemacht, niemals ausist er müde und überdrüssig, und er denkt an gelöscht werden kann. nichts anderes, als dem gesetzlichen Verfahren seinen Lauf zu lassen.
Wien , 26. Mai. ( Eigenbericht.) Nach zwei monatigen Verhandlungen wurde in Budapest Am schädlichsten ist harter, unlöslicher Staub mit der politische Prozeß gegen 35 Jugendliche scharfen Eden, z. B. der Riefelsäurestaub in Granit. abgeschlossen. Fünf erhielten Zuchthaus werken. Auch die chemische Beschaffenheit des Stau von zehn bis vierzehn Jahren, andere bes spielt eine Rolle. So soll Arsen- und KobaltGerade als der Beklagte anfängt, den Eid Kerker von zwei bis zweieinhalb Jahren, 28 Staub ernste entzündliche Veränderungen und selbst Gefängnis bis zu einem Monat. nachzusagen, stürzt sie vor, schleudert seine aus Krebs in der Lunge verursachen. Kiefelsäureftaub flagten mit ein paar Worten, er hoffe, daß dieser Er legt das Zeugnis hin und jagt dem Be- gestredte Hand beiseite und reißt die Bibel an sich. Ein furchtbares Entfeßen hat ihr endlich den zwei bis acht Jahren vollkommen arbeitsunfähig Schwures genau bedacht habe. Der Beklagte hört ren. Er darf nicht. tann bei intensiver Einwirkung einen Arbeiter in die verhängnisvollen Folgen eines falschen Mut- gegeben. Er darf seine Seele nicht verschwömachen, während Rohlenstaub erst in 20 und 30 ihn mit derselben Ruhe an, die er die ganze Zeit Jahren nachweisbare Veränderungen hervorruft. über an den Tag gelegt hat, und antwortet re- ihr die Bibel abzunehmen und sie zur Ordnung Der Gerichtsdiener eilt sogleich herbei, unt Auch Zementstaub sowie tierische und pflanzliche spertvoll und nicht ohne Würde. Staubfasern wie sie im Tegtilgewerbe vorkommen, zurückzurufen. Sie hat ungeheure Angst vor alfind verhältnismäßig unschädlich. Kaltstaub hinge- Schreden. Sie macht ein paar heftige Bewegun- fie glaubt, daß das, was sie jetzt getan hat, fie Die Klägerin hört dies mit dem äußersten lem, was mit dem Gericht zusammenhängt, und gen ist, worauf die Umschau" hinweist, nicht nur gen und preßt die Hände zusammen. Nun will auf die Festung bringen wird. Aber sie gibt die nicht schädlich, sondern eher ein schützender Faktor sie vor dem Richterstuhl sprechen. Sie tämpft Bibel nicht her. Was es auch fosten mag, er darf für die Lungen. Die kleinen Staubteilchen werden einen furchtbaren Sampf mit ihrer Schen und mit den Eid nicht ablegen. Er, der schwören will, wahrscheinlich als Kalzium- Bikarbonad resorbiert. dem Schluchzen, das ihr die Kehle zufammen- läuft auch herbei, um das Buch zu ergreifen, aber Die geringe fiebröse Veränderung, die Kohlenstaub Schnüvt. Das Ende ist doch, daß fie feint hörbares fie leistet auch ihm Widerstand. und Rus im Lungengewebe hervorrufen, ist als eine Wort hervorbringen kann. Art Schußwall gegen das Vordringen des TuberkelLeims aufzufassen. Im allgemeinen bieten Staubinhallationen und Lungentuberkulofe oft sehr ähnliche Erscheinungen, und sicherlich werden die Folgen der Staubeinatmung in vielen Fällen fälschlich als Tu. berkulose angesehen. Jedenfalls spielt die Staubinhallation in der Krankheit und Sterbeftatistik eine sehr geringe Rolle. Sie wird meist überschätzt, und der Staubarbeiter steckt sich sehr häufig nicht in feinem Betrieb, sondern in seinem Heim bei tuberku. lösen Familienmitgliedern an.
Stura des Ministeriums Silorsti.
Der Eid foll also geleistet werden. Er wird ihn ablegen. Niemand wird ihn hindern, feine Seele zu verschwören.
Bis dahin hat sie nicht glauben können, daß es geschehen würde. Aber jetzt packt sie die Gewißheit, das es unmittelbar bevorsteht, daß es im nächsten Augenblick eintreten wird. Ein Schrekfen, der viel überwältigender ist als alles, was fie bisher gekannt hat, bemächtigt sich ihrer. Sie wird ganz versteinert, sie weint nicht einmal mehr. Die Augen stehen ihr im Kopfe still.
dammnis auf sich herabzubeschwören. Es ist also seine Absicht, die ewige Ver
Warschau , 26. Mai. ( Tsch. P.-B.) Zu Be ginn der heutigen Sejmsisung erklärte der Referent des Budget ausschusses, daß diefer mit Stimmen majorität zwei Poften des Budgetprovisoriums für das zweite Viertel jahr, u. zv. den Dispositionsfond des Ministerpräsidenten und des Min is sters des Aeußern verworfen habe. Nach dieser Erklärung ergriff Ministerpräsident Tage ist der von Kolozsvar nach Nagyvarad verkeh Die Telepathic des Lokomotivführers. Dieser Sikorski das Wort, der erklärte, daß die rende Schnellzug in der Nähe der Station Esucha Regierung aus dieser Tatsache die Konseauf merkwürdige Art einem Unglück entgangen. Der Sie versteht wohl, daß er sich um seines Wei quenzen ziehen werde, jedoch wolle, daß Lokomotivführer brachte den Zug ohne erklärliche bes willen freischwören will. Aber wenn er auch das Plenum des Hauses über das Verhältnis Ursache plöglich zum Stehen, und, wie es sich später einen schweren Stand mit ihr haben sollte, so darf des Sejm zur Regierung die Entscheidung herausstellte, verhinderte er dadurch einen schweren er doch deshalb nicht seiner Seele Seligkeit preis fälle. In seinem Tätigkeitsbericht verwies er Eisenbahnunfall. Der Fall ist höchst merkwürdig, geben. gelegentlich der äußeren Angelegenheiten darauf, denn der Lokomotivführer erzählte, daß sich vor Es gab nichts Furchtbareres als einen Meindaß alle Hoffnung vorhanden sei, daß in der seinen Augen plötzlich alles verfinstert hatte. Er fah eid. Es war etwas Geheimnisvolles und GräßliJaworinafrage das polnische In- durch das Lokomotivfenster die Strede nicht, und ein ches um diese Sünde. Es gab feine Gnade oder teresse gewahrt bleiben werde und daß die beklemmendes Gefühl bemächtigte sich seiner. Unter Vergebung für sie. Die Tore des Abgrundes öff Entscheidung in der Jaworinafrage gleichzeitig dem 3wang dieser Eingebung brachte er den Zug nen sich von selbst, wenn der Name des Meinden Anfang freundschaftlicher Be- zum Stehen, und dem herbeicilenden Zugspersonat eidigen genannt wurde. ziehungen zwischen Polen und der T 5 ch e- erflärte er, nicht früher weiterfahren zu wollen, bis Wenn sie jetzt die Blide zu seinem Gesicht er choslowakei bilden werde. Zum Schlusse er die direkt vor ihm liegende Strede untersucht würde. hoben hätte, würde sie gefürchtet haben, es schon flärte er, daß er auf seinem Posten nur bis zu Die Schaffner machten sich auf den Weg und fehr- mit irgendeinem Zeichen der Verdammnis geftem dem Momente ausharren wolle, bis sich im Sause ten nach kurzer Zeit mit der überraschenden Mel- pelt zu sehen, von Gottes Zorn ihm aufgeprägt. eine Majorität herausgebildet habe, auf die sich dung zurüd, in einer Entfernung von 300 Metern Während sie so dasteht und immer größere eine neue Regierung stüßen fönne. Trotzdem vor dem Zuge sei ein Geleiseabschnitt in so hohem Angst sich ihrer bemächtigt, hat der Richter dem wurden bei der Abstimmung die Posten, be Waße loder geworden, daß die Schienen die riesige Beklagten gezeigt, wie er die Finger auf die Bibel treffend den Dispositionsfond mit 279 Last nicht hätten tragen können und eine Entgletut legen hat. Dann schlägt der Richter im Gegegen 117 Stimmen bei 1 Stimmenenthaltung sung unvermeidlich gewesen wäre. Es wurden aus feyzbuch nach, um die Eldesformel zu finden. abgelehnt. Dies bedeutet ein Mißtrauensa Csucsa Arbeiter geholt, die die Strecke wieder her. votum für die gegenwärtige Regierung. stellten, so daß der Zug nach mehrstündiger Verspä tung den Weg nach Nagyvarad fortsetzen konnte.
Mac Kenna englischer Schaktanzler.
London , 25. Mai. ( Reuter.) Mac Renna, der unter Asquith Schazkanzler war, hat denselben Poſten im Kabinette Baldwin ange nommen. Indessen wird er mit Rücksicht auf eine kürzlich durchgemachte schwere Krankheit sein Amt erst übernehmen, wenn er vollständig geDer Nichter fönnte doch nicht glauben, daß nesen ist. Baldwin wird infolgedessen feine fie in einer solchen Sache lüge, daß sie so furcht Tätigkeit fortsetzen, bis die Finanzbill endgültig bares Unglück auf sich heraufbefdyvoren hätte, angenommen ist. wenn sie einen andern hätte antlagen fönnen als einen verheirateten Mann. Und wenn er dies wußte, so müsse er doch den Eid verhindern.
Kleine Chronit.
Arbeitertod.
Sie sieht, daß der Richter dasizzt und das Zeugnis des Pfarrers ein paarmal durchlieft. Darum fängt sie an zu glauben, daß er eingreifen
wird.
In der Munitionsverwertungsfa. Es ist auch richtig, daß der Richter nachdenkbrit Stelsterbach bei Frankfurt a. M. erfolgte beim lich aussicht. Er heftet seine Blide ein paarmal Entladen von Granaten eine Explosion, auf die Selägerin, aber dabei wird der Ausdruck Fünf Personen celitten täbliche Verlegun des Efels und des leberdrusses, der auf seinem gen, vier weitere wurden schwer verlegt. Gesicht ruht, immer deutlicher. Es steht aus, als wäre er ungünstig gegen sie gestimmt. Selbst wenn die Klägerin die Wahrheit spricht, so ist sie ja doch eine schlechte Person, und der Richter fann fein Interesse für sie empfinden.
Staub und Tuberkulose. Neuerdings sind in Amerika mehrfach Untersuchungen über die Bedeutung der Lungenkrankheiten durch Staubeinatmung
Ein Nachfahre Rousseaus.
Trommeln in der Nacht, Drama von Bertold Brecht . Erstaufführung im Prager Deutschen Theater am 25. Mai 1923.
Als sie ihn die Finger auf das Buch legen sieht, macht sie noch einen Schritt zum Richter stuhl hin, und es sicht aus, als wollte sie sich über den Tisch beugen und seine Hand fortziehen. Aber noch wird sie von einer letzten Hoffnung zurüdgehalten. Sie glaubt, daß er jetzt im legten Augenblick noch davon abstehen wird.
Der Richter hat die Seite im Gesetzbuch gefunden, nach der er gesucht hat; und jetzt beginnt er, den Eid laut und deutlich vorzusagen. Dann macht er eine Pause, damit der Beklagte feine Worte nachsprechen kann. Und der Beflagte fängt wirklich an, fie nachzusprechen, aber er macht einen kleinen Fehler, so daß der Richter von vorn anfangen muß.
Jetzt fann fie feinen Schimmer von Soffnung mehr haben. Jetzt weiß sie, daß er falsch schwö ren, daß er Gottes Zorn für das ganze zukünftige Leben auf sich herabschwören will.
Sie steht da und ringt die Sände in ihrer Silflosigkeit. Und es ist alles ihre Schuld, weil sie ihn angeklagt hat.
Aber sie war ja ohne Arbeit, sie hungerte und fror. Das Kind lag im Sterbent. An wen hätte sie sich sonst wenden sollen, um Silfe zu finden?
Nie hätte sie auch geglaubt, daß er eine so schreckliche Sünde würde begehen fönnen.
,, Du darfst den Eid nicht ablegen!" ruft sie. ,, Du darfst nicht!"
Was jetzt vorgeht, erwedt natürlich das größte Staunen. Die Versammelten drängen sich zum Nichtertisch, die Geschworenen erheben sich, der Protofollführer springt auf, mit dem Tintens faß in der Hand, damit es nicht umgestürzt würde.
Da ruft der Richter mit lauter Stimme: Still!" und alle die Menschen bleiben regungs
los stehen.
,, Was fällt dir bei? Was haft dit mit der Bibel zu schaffen?" fragt der Richter die Klägerin mit harter und strenger Stimme.
Nachdem sie ihrer Angst in einer Tat ber Verzweiflung Luft gemacht hat, ist ihre Beklent mung gewichen, so daß sie antworten kann:„ Er darf den Eid nicht ablegen!" Sei still und gib das Buch zurüd!" ruft
der Richter.
Aber sie gehorcht nicht, sondern umflammert das Buch mit beiden Händen. ,, Er darf den Gio nicht ablegen!" ruft fie mit ungezügelter Heftigkeit.
Ist es dir so sehr darum zu tun, den Prozeß zu gewinnen?" fragt der Richter mit immer schärferer Stimme.
Ich will die Nlage zurückziehen!" ruft fie mit lauter schneidender Stimme.„ Ich will ihn nicht stingen, zu schwören!"
Was schreist du da?" fragt der Richter. Hast du den Verstand verloren?"
fucht sich zat beruhigen. Sie hört selbst, wie sie Sie ringt heftig nach dem Atem und vera schreit. Der Richter muß wohl glauben, daß fie toll geworden ist, weil sie das, was sie will, nicht in rithigen Worten fagen kann. Noch einmal fämpft sie mit sich selbst, um Macht über die Stimme zu erlangen, und diesmal gelingt es ihr. Sie sagt langfam ernst, laut, während sie dem Richter gerade ins Gesicht sieht:
Ich will die Klage zurüdziehen. Er ist der Bater des Kindes. Aber ich habe ihn noch lieb. Ich will nicht, daß er falsch schwört!"
Sie steht aufrecht und entschlossen vor dem Richtertisch und sieht dem Nichter gerade in sein strenges Gesicht. Er sitzt da, beide Hände auf den Tisch gestützt, und lange, lange wendet er den Blid nicht von ihr. Während der Nichter sie betrachtet, geht eine große Veränderung mit ihm vor. All das Schlaffe und Mißvergnügte, das in feinen Bügen lag, verschwindet, und das großze, grobe Gesicht wird durch die Rührung geradezu schön. Sich da, denft der Richter, sich da, so ist mein Volf. Ich will mich nicht darüber beffagen, wo doch bei einer der Geringsten so viel Liebe ind Gottesfurcht zu finden ist.
Plöglich aber spürt der Richyter, daß seine Augen sich mit Tränen füllen, und da zuckt er beinahe beschämt zusammen und wirft einen ra schen Blid um sich. Da sieht er, daß die Schrei ber und Gerichtsdiener und die ganze lange Reihe der Beisiter sich vorgebeugt haben, um das Mäd chen anzusehen, das vor dem Richtertisch steht, die Bibel an sich gedrüdt. Und er ficht einen Schim mer auf ihren Gesichtern, so als hätte sie etivas richtig Schönes geschen, das sie bis in das tiefste
men werden. Oder soll es Flucht sein? Dann an Geist und Beib vergewaltigt zu werden. Damüßte Brecht von einem rein negativen Urteil von fann man wahnsinnig werden. Dann kommt betroffen werden. Das verdient er nicht. Sein die Lyrik der dritten Altes: Zwischenaftmusik. Tierhaftes ist das Urelementare, das der Ma- Sie ist entbehrlich, wenn auch ihr Motiv schön Herz erfreut hat. terie Gegenübergestellte, das Unbedingte, die letzte ist. Aber was folgt, erschüttert nicht mehr- und Hierauf sicht der Nichter auch über das verKonsequenz. Darin liegt Genialität. Aber auch sei es auch ernsthaft als letzte Folge gedacht. In sammelte Volk hin, und es ist ihm, als fäßen Gefahr, Wegweisung zum Tier- und sei sie diesem Falle weiß der reine Mensch von heute alle diese Menschen stumm und atemios da, als Bertold Brecht scheint ebenso unmittelbar felbst grotest gedacht raubt die Erschütterung. anderen, besseren Weg als den zum Tier. Und hätten sie gerade jetzt das gehört, wonach sie sich mit Rousseau zusammenzuhängen wie die Stür- Das erweist sich als wahr in Brechts Schauspiel wollte Brecht grotest sein, dann hat er damit am meisten gesehnt. mer und Dränger des 18. Jahrhunderts. Daraus Trommeln in der Nacht ". Erschöpfung verraten. Dieser Kontrast zwischen Zu allerletzt sieht der Richter den Beklagten ergeben sich seine Vorzüge und seine Fehler. Rous- Andras Seragler( zum Teil Typus Michael Anfang und Ende macht sich bis in die an. Jetzt ist er es, der mit gesenktem Kopf daseau, der bildungshungrige Volkssohn, verneinte Kohlhaas) kommt aus dem Serieg aus Afrika äußere Form bemerkbar: die ersten zwei Atte steht und zu Boden blidt. Der Richter wendet die Eristen; der Kultur an sich, weil er statt Bil- direkt nach Berlin . Er findet seine Verlobte an sind beinahe kleistisch klar und wuchtig. Die zwei ich abermals an das arme Mädchen. Es soll dung schöngeistiges Surrogat vorfand. Deshalb einen Schieber verkuppelt. Da hebt der eigentliche letzten sind verworren. Die Trommeln in der so sein, wie du es haben willst", sagt er.„ Die stürzte er sich topfüber in die Natur. Ohne Ueber- Stampf an: Natur rast gegen Unnatur. Natur: Nacht, hart und scharf auhebend, verklingen ganz selage wird zurüdgezogen", diftiert er dem Progang, unbedingt. Seine Jünger in Deutschland : das ist Andreas Stragler, Ürelement, in seinem verworren. Der Shirm des Genies Brecht muß tofollführer. Lenz, Klinger, Wagner versuchten es dichterisch reinen Wesen besudelt, wehrt sich, wahnsinnig, sich zur Harmonie der Sphären durchringen. ihrem Propheten nach utun. Sie machten es be- d. i. elementar, verbunden mit allem sonstigen Die Aufführung stand im Zeichen guter dingter, nicht romanisch- gefühlsmäßig, fondern Elementaren der Weltstadt: proletarischen Stell- Führung. Sans Demetz und ſein Bruder deutsch - ideell und zerfleischten sich dabei selbst. nern, Dirnen, Zuhäitern und Spartatiſten Searl folgten tren den Anregungen der Münch du vielleicht etivas dagegen?" Der Beklagte läßt Ihre Salbgeburten starben bald in einen, wenn gegen die Unnatur, die fein reines Gefühl verner Aufführung, vor allem aber imponierte das den Kopf noch tiefer sinken und sagt faum hörauch erschütternden, so doch gräßlichen Stampf. wirren will. Unatur: das ist Nationalismus, große schauspielerische Können Wenzel of= bav:„ Ach nein, es ist wohl am besten so." Als Zeichen der Zeit sind sie allerdings noch Schiebertum, Journaille. An zwölf Stunden manns. Ihm ist es gelungen, das Leid der immer mehr als marfant. dauert der rasende Stampf, wirbeln die Trommeln verwundeten Tierkreatur beinahe bis zum letzten Der Richter sitzt noch einen Augenblick still, Auch Brecht schreit: Ihr Wucherer! Ihr in der Nacht. Dann aber hat sich das Element Aft also über die Intentionen des Dichters hin- dann schiebt er den schweren Stuhl zurück, erhebt Halsabschneider! Ihr blutdürftigen Feiglinge, von allem Selebzeug befreit, Natur an sich fiegt, aus, zu gestalten. Im Gegenspiel leistete Herr sich und geht rings um den Tisch zur Klägerin ihr!", auch er will nicht mit falscher Romantit das Animalische: Andreas Kragler geht mit Anna Josef Stenner mehr als Durchschnittliches. hin. über die Gräßlichkeit der Gegenwart hinwegsprin=- in das großze, weiße, breite Bett". Fri. Voß drang nicht vollends in das Wesen„ Ich danke dir", sagt er und reicht ihr die gen, auch er zieht die lezzie Konsequenz: Zurück In der Unbedingtheit des Andreas Kragier der an sich ein wenig farblosen Rolle ein. Unter Hand. zur Natur! Das wäre gut, wenn auch nicht neu. offenbart sich Brechts Genialität. Diese Uube- den übrigen ragte Frau Medelsky als ProSie hat die Bibel jetzt fortgelegt und steht Aber während sich Rousseau gegen die Interpre- dingtheit wirkt solange erschütternd, solange sie flituierte hervor. Der Beifall des Parquetts war da und weint und trocknet die Tränen mit dem tierung seines Rufes durch Voltaire energisch ge- mit Menschlichkeit, Humanität im höchsten Sinne schwach oder blieb aus. Die Jugend auf der zusammengerollten Taschentuch. wehrt hat, indem er sagte, daß er nicht nach Wie zusammenhängt. Das ist in den zwei ersten Aften Galerie nahm das Revolutionäre im Stück mit derherstellung unserer tierischen Einfalt strebe, der Fall. Hier sind die Trommelrufe sehnsüchtig Begeisterung auf.
muß bei Bertold Brecht gerade diese tierische oder echt aufrüherisch. Hier leidet ein Mensch Einfalt" als das Letzte, als Rettung angenom- unter dem furchtbarsten Schicksal der Gegenwart:
Dr. Ostar Kohn.
Der Beklagte macht eine Bewegung, als wollte er einen Einwand vorbringen. Was denn? Was denn?" schreit ihn der Richter" an.„ Sast
„ Ich danke dir!" sagt der Richter noch eint mal und ergreift ihre Sand so leicht und behut fam, als wäre sie etwas gar Feines und Kostbares.