17. Jani 1928.

Gerichtssaal.

Unmenschlichkeit eines Hausherrn. Der Wohupartei die Türen und Fenster der Wohnung entfernt.

Unverbesserlich.

Prag , 16. Juni. Frons Novaf bat Brog feit Bolfswirtschaft und Sozialpolitır.

Angel: Jest im Sommer gehe ich Kirschen alleen bewachen, da brauchen Sie feine Sorge zu haben. Aber im Winter auf Wiedersehen!"

Seite 8. Saborit Colomer), Holland ( Van der Lande, Drea wes, Heymons), Schweden ( Hansson), Tschech v hindert ihn jedoch nicht daran, immer wieber nach ungefähr zwanzig Jahren für immer verboten. Das slowakei ( Hausmann), Desterreich( Meißner), Ein feines Gewerkschaftsblatt. Das deutsch Ungarn ( Garbai , Rieß, Snittelhofer), Deutschland Prag - tarolinental zu fommen, wo er fast jedesmal geschriebene Organ der schechischen Gewert( Ellinger), Vertreter entfandt hatten. Italien , erwischt wird. Vor zwei Wochen passierte ihm wie- fchaftsfommission fommt in seiner letzten Plus Frankreich und England waren an der Teilnahme der einmal dasselbe Malheur; wegen verbotener gabe auf die Auflösung des fommunistischen behindert. Aus den von den einzelnen Vertretern Brag, 16. Juni. Wie weit menschliche Bestiali- Rückkehr stand er daher heute vor seinem Richter. Schuhmacherverbandes zurück und hält dieses erstatteten Berichten ging hervor, daß die Gilden tät und Schadenfreude an der Vernichtung des ma- Sagen Sie mir," fragte ihn der Richter, seit tiefbeschämende Vorkommnis für geeignet, seinen bewegung an einem gewissen Wendepunkt ihrer teriell schwächer gestellten Mitmenschen gehen fann, wann haben Sie Prag verboten?" überlegenen" Spott anzubringen. Das Blatt Entwicklung steht. Drei Machtfattoren haben im bewies in erschredender Weise eine Verhandlung, die Angeklagter:" No, es wird bald ein Jubi- macht sich über die Größe, Stärke und die Jahre 1922 die Gildenbewegung besonders beein heute vor dem Bezirksrichter OLGN. Psorn gegen läum sein, volle 20 Jahre! Nicht wahr, Serr Rich finanzielle Leistungskraft der auseinandergejag flußt: die europäische Wirtschaftskrise, die Ver­ben Bauer Wenzel Regel aus Mystowi bei tex, anläßlich dieses Jubiläums könnte man mir ten Gewerkschaft lustig, so daß man den Ein- schiebung der politischen Machtverhältnisse nad) Prag stattfand. Bei Rezel wohnte feit ungefähr endlich die Strafe nachsehen, glauben Sie nicht druck erhält, daß der Schuhmacherverband wegen rechts und die Auswertung der organisatorischen zwei Jahren das Ehepaar Koudella in Miete. auch?" seiner so dargestellten Unbedeutendheit eigentlich und wirtschaftlichen Erfahrungen der praktischen. Johann Koudella ist Fabritsarbeiter und muß schwer" Das gehört nicht hieher. Aber wieso sind nur unwürdig war, eine Gewerkschaft zu sein und Gildenabeit. Die europäische Wirtschaftsfrise hat für die paar Groschen Lohn schinden, seine Frau ist eigentlich aus Prag verwiesen worden?" daher aufgelöst werden mußte. Fast hört man insbesondere die Gilden der Länder England, Silfsarbeiterin, denn der Verdienst des Mannes ngell: Ich habe ja eigentlich nichts ge dieje Gewerkschafter" schiedsrichtern: Ein paar Holland , Desterreich und der Tschechoslowakei be allein genügt heute längst nicht mehr, um eine Fa- macht. Aber dafür meine Frau. Es ist wirklich jo! hundert Mitglieder ein paar tausend Kronen troffen. Die Bautätigkeit ist in diesen Ländern milie mit Kindern zu ernähren. Und die Kinder? 3 bin nämlich immer gern am Betlehemsplay, Gewerkschaftsvermögen; diese Organisation hat fast allgemein zurückgegangen. In Desterreich Nahe dem schulpflichtigen Alter stehend, verbringen wissen Sie dort bei dem Raffechaus, auf ein Stamfeine Existenzberechtigung, also her mit den wird nach der Stabilisierung der Krone fast gar sie die Jugend des Proletarierkindes, die Jugend perl gegangen und das hat meine Frau nicht leiden Denunzianten, her mit dem Staatsanwalt!" nicht mehr gebaut. In der Tschechoslowakei ist der Armut und der Entbehrung. Es muß einen da- lönnen. Sie hat mich daher angezeigt und mir ist Wir finden, daß diese Art, über die Auflösung die private Bautätigkeit fast völlig eingeschlafen. her bei dieser Schilderung des Lebens der Familie Prag verboten worden." einer Arbeiterorganisation zu berichten, deren Der einzige große Bauherr ist der Staat. In Koudelka sehr wundernehmen, daß der Bauer und Novat, erzählen Sie uns doch keine Märchen! Hergang allein schon ein in der Geschichte der England und Holland wurden die Staatszuschüffe Hausherr- Wenzel Reset diese Familie haiſen Wegen ein paar Stamperin wird es doch nicht ge- Gewerkschaftsbewegung einzig dastehender Stan- für den Kleinwohnungsbau abgebaut, ohne daß Tonnte. Der Haß entsprang nämlich der Sabsucht. wesen sein. Da müßte man ja halb Prag ausweisen!" dal ist, eine, jagen wir, Prager Spezialität ist. das Privatkapital in der Lage war, von sich aus Denn als Koudelka die Wohnung bei Rezel bezog, Angefl.: Das dent ich mir auch." Es überrascht nicht, wenn das Gewerkschafts - den Wohnungsbau zu beleben. Deutschland hatte machte er mit dem Hausherrn aus, daß er an Stelle Swisßlich wurde Noval zu sieben Tagen blati" mit doppelten Gänsefüßchen an der Per cine verhältnismäßig starke Bautätigkeit, weil das der Bezahlung eines Mietzinses für Reze! eine be- strengen Arrest verurteilt. Nach der Urteilsverffin- fönlichkeit des Abgeordneten Vaclav Johanis Privatkapital die Geldentwertungsgewinne zum ſtimmte Anzahl von Tagen arbeiten werde. Mezel digung bedeutete ihm der Richter, daß er sich hier vorbeigeht, der, wenn wir nicht irren, selbst mit größten Teil in Bauten festlegte. Die Gefun ließ Stoudella einziehen und verlangte dann erst von nicht mehr bliden lassen solle, da sonst die Strafe glied der Gewerkschaftskommission ist und wie- dungskrise", die Desterreich und die Tschechoslowa ihm achtzig Tage Lohnarbeit! Ron höher ausfallen müßte. derholt mit der Auflösung des Schuhmacherver- fei, in welchen Ländern die private Bautätigkeit delfa bot 40 Tage. Doch Rezel wollte davon nichts bandes in ursächlichen Zusammenhang gebracht fast völlig ruht, zur Zeit durchmachen müssen, wissen und setzte eine gerichtliche Kündigung und wurde. wird auch Deutschland erfassen, wenn die Mart schließlich auch die Delogierung seines Mieters durch. zu einer Stabilisierung gebracht wird. In Eng­Der geseßliche Arbeiterurlaub im Aus- land und Holland wurden die Staatszuschüsse für Als Koudella eines Abends aus der Arbeit fam, land. Seit dem Striege ist in den europäischen den Kleinwohnungsbau abgebaut. In Italien fand er zu seiner leberraschung er war von der Milch mit 15 Prozent Wasser. Saaten der follektivvertraglich oder gesetzlich ge- hat der Fascismus die schon vor dem Weltkriege Delogierung nicht verständigt worden die Hälfte seiner Möbel und Sachen auf der Straße vor seiner Prag . 16. Juni. Bei einer Revision der Wildh sicherte Arbeiterurlaub auf dem Vormarsch. In zu hoher Blüte gebrachte Bangildenbewegung bis Wohnung stehen. Da die Wohnung aber offen stand, handlungen in Prag Aarolinental und Lieben wurde Großbritannien ist durch mehr als 100 auf wenige Reite vernichtet. Die italienischen trug er die Sachen wieder zurück und schloß dann in einer Milchhandlung Milch festgestellt, die 15 große Tarifverträge und andere Vereinbarungen Gilden haben deshalb zum Teil ihr Wirkungsfeld nach einigen Tagen mit beni Rechtsvertreter seines Prozent Wasser enthielt. Da die Berkäuferin an die Gewährung eines bezahlten Urlaubes vor- in das Wiederaufbaugebiet von Nordfrankreich Sausherrn eine Vereinbarung, derzufolge er in der dieser Verwässerung unschuldig war, wurde gegen den gesehen. In der Mehrzahl dieser Abmachungen verlegt. In Ungarn ist es noch nicht zu einer Verwaltungsadjuntten des Gutshofes, von dem die wird bestimmt, daß sowohl öffentlich: gesetzliche praktischen Gildenarbeit gekommen. Die Gilden Milch stammte, die Strafanzeige erstattet. Heute Feiertage, als auch Sommerurlaube in der der anderen Länder, vornehmlich Deutschland , mußte der Adjunkt von der Anklage wegen Ueber- Dauer von drei bis zwölf Tagen im Jahre zu fönnen gute Erfolge aufweisen. Die besondere tretung der Lebensmittelfälschung infolge bezahlen sind. In Deutschland enthielten Stellung Deutschlands wurde dadurch anerkannt, Mangels an Beweisen freigesprochen werden. für das Jahr 1921 72 Prozent der Tarifverträge, daß der Siz des Internationalen Baugildenver­Der Angeklagte haite u. a. Su seiner Berteidigung die 86 Prozent aller durch Verträge gebundene bandes nach Deutschland gelegt und der Geschäfts. erklärt, daß auf dem Gutshose die Milch nicht ver Arbeiter umfaßten, Bestimmungen über Urlaube. wässert worden sein fonnte, ba critens der Die durchschnittliche Urlaubsdauer war in 50 führer Dr. Ing. M. Wagner zum internationa len Sefretär gewählt wurde. Er erhielt den Brunnen vom Gutshof zu weit ent- Prozent der Verträge drei Tage, bei weiteren Auftrag, für die Erweiterung der wirtschaftlichen fernt ist und zweitens das Wasser dieses 41 Prozent der Verträge über drei bis sechs Familie Koudelka halfen nichts, Rezek erklärte im Brunnens zu schlecht sei. 2018 ob je ein Tage. In Oesterreich haben nach dem Ar Beziehungen der Gilden untereinander zu arbei­Gutshof auf die Güte des Waffers und Entfernung beiterurlaubsgefes gewisse Kategorien von Arditstelle vorzubereiten und auch die Beziehungen die Organisation einer internationalen Kre­beitern Anspruch auf Urlaub in der Dauer von einer Woche im Jahr nach einjähriger ununter in den russischen Genossenschaften einzuleiten. brochener Beschäftigung und von zwei Wochen Die sozialistische Arbeiterpresse in Indien . nach fünfjähriger Beschäftigung. In Italien Die Arbeiterbewegung in Indien verfügt jetzt werden bezahlte Urlaube in den meisten wich über 6 Zeitungen, nämlich zwei Eisenbahner­tigen Industriezweigen gewährt. Die Länge des zeitungen, je eine Zeitung der Handelsgehilfen Urlaubs schwanit zwischen sechs Tagen in der Calcuttas und der Postangestellten sowie givei po­Die Firma Brüder Bienenfeld" freigesprochen. chemischen, in der Metall- und der" Textilindu litische sozialistische Arbeiterzeitungen. Bern , 15. Juni. ( Schw. Dep.-Ag.) Ta das for- ftrie, bis zu zwölf und 15 Tagen in Gas, Elet älteste dieser Blätter, die Arbeiterzeitung Swad­rekte Verhalten der Brüder Bienenfelb bei ihren trizitäts und Buchdruckerbetrieben. In der harma" erscheint seit zwei Jahren, Operationen mit der Berlesco- Gesellschaft von einer gefeßlichen Festlegung der Arbeiter Tschechoslowakischen Repubik ist einerseits und mit der Familie des Eglaisers Start urlaube zunächst noch keine Rede. Wiederholt von Oesterreich andererseits in Zweifel gezogen wor- wurde eine Regierungsvorlage angekündigt, die den war, hat ein im Einvernehmen zwischen der er- die Arbeiterurlaube gefeßlich festlegen soll. Aber faiserlichen Familie und den Brüdern Bienenfeld be- publit ergeht, so auch der über die Arbeiter kaiserlichen Familie und den Brüdern Bienenfeld be- wie es jeder sozialpolitischen Vorlage in der Re­ftelltes Schiedsgericht sich mit der Angelegenheit be- urlaube: ihr Leidensweg ist ein unabsehbar faßt und entschieben, daß das Verhalten der Brüder langer. Die in den Organisationen vereinigte Bienenfeld dem andelsbranche entspre Kraft der Arbeiterschaft wird aber auch hier den Sie hätten anläßlich der mit der Familie des Weg abzufürzen wissen! Exlaisers von der Perlesco- Gesellschaft oder von

Wohnung bis zum 5. August d. J. bleiben konnte. Damit schien die Angelegenheit endgültig er ledigt. Rezef dachte jedoch anders. Nicht genug, daß er überall bei seinen Bekannten und Verwandten dahin agitierte, daß Koudelka und sein Weib nicht in Arbeit genommen werden, er erschien sogar am 4. Juni in der Wohnung Roubellas und ließ durch jeine Knechte die Türen und Fenſter herausnehmen und wegtragen. Alle Vorstellungen und Bitten der mer wieder, dak er von einer Vereinbarung nichts wisse, die Familie Koudelka als Mieter nicht an erfenne und an eine Zurüdgabe von Fenstern und Türen gar nicht denke. Frau Koudella mußte ihre Arbeit aufgeben, um die Wohnung zu hüten, wodurch sie einen Verdienstentgang von 800 K erlitt.

Die Sache tant vors Gericht. Wenzel Rezek er­flärte dem Richter ganz freimütig, daß die Anklage vollinhaltlich auf Wahrheit beruhe, was den Richter zu dem Ausrufe veranlaßte: Wir sind doch nicht im wildesten Afrika , daß man so mit den Mietern um springen fann!"

Nach durchgeführter Verhandlung wurde Wenzel Rezel zu zehn Tagen verschärften Arrest und zum Erfaß der Roften des Strafverfahrens, so wie des Verdienstentganges der Frau Koudella ver­urteilt. Die Berurteilung erfolgte auf Grund des urteilt. Die Verurteilung erfolgte auf Grund des § 1 des Gesetzes vom 12. Auguft 1921( Terrorgeseh). Auf eine Frage des Richters erflärte sich der Ange flagte bereit, Türen und Fenster noch heute wieder einsehen zu lassen.

Genossen, leset und verbreitet die Genoſſen, leset und verbreitet die Arbeiterpreſſe.

Die Ursache.

Roman von Leonhard Frank .

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des Brunnens Rücksicht genommen hatte, wenn er die Milch verfälschen wollte.

Der faule Handel mit den öfter­

reichischen Kronjuwelen.

Der Dritte Internationale Baugildcntag.

Das

beiterinnen in Amerika . Der oberste Gerichtshof Ein Kampf um den Mindestlohn für Er­ der Vereinigten Staaten hat vor kurzem das vom Staate Columbia angenommene und bereits ein­dem ein ähnliches Gesetz für Jugendliche bereits geführte Gefeß über einen Mindestlohn für Ar­vorher denselben Schidsal verfallen war. beiterinnen als verfassungswidrig erflärt, nach gegen diesen Beschluß zu protestieren, fand am 15. und 16. Mai in Washington eine von der Ge werkschaftsliga der Frauen einberufene Konferenz statt, an der auch Gombers als Vertreter der

ihnen selbst abgeschloffenen Geschäfte keine Ver. Im Anschluffe an den Vierten Deutschen Bau- amerikanischen Gewerkschaftszentrale teilnahm. antwortung übernommen. Unter dieſen hauts der Dritte Internationale Baugildentag, zu hof die Möglichkeit hat, auf Grund der Verfaſſung Umständen ist gegen sie eine Verurteilung dem die Baugilden der Länder: Palästina( Dov Beschlüsse der geseggebenden Körperschaften auf­auf Schadenersatz ausgesprochen worden. Hos und Sernberg Maret). Spanien ( Andrés zuheben und verlangte eine Aenderung. Von ver­

Zwei Schulfnaben waren hinter ihr cinge- sam zum hämischen Lächeln wurde. Ah... treten. Sie blieben bei der Tür stehen. der Weigand fommt, die Hefte holen?" Guten Morgen, Berr Lehrer, wir wollen Energisch setzte er den zweiten Apfel wieder die Hefte abholen," sagte der Größere, schulmäßig, in die Schreibtischlade zurück, suchte das eben fingend. forrigierte Auffaheft des Kleinen aus dem Stoß heraus. Da geh mal her."

Und der Kleine, der dem andern nur bis zur Brust reichte, nahm unter dem starren Blic des Lehrers errötend erst jetzt die Müße ab. Lang fam zog der Lehrer den Blick zurück. Eine Moment," sagte er zum Dichter.

flopfen.

,, Der Teufel. Der Teufel." Wie?.. Sind Sie schon zurüd, Josephine?" Das Herz des Dichters begann rasend zu Ich wollte Sie einmal besuchen," flüsterte der Dichter sehr leise. Er zitterte am ganzen Du... schämst dich also nicht, auch noch Störper so start, daß auf dem Biedermeiertisch, zu mir zu kommen?" an dem er sich festhalten mußte, die bemalte Vorsichtig, und mit allen Sinnen aufneh Der Kleine verschluckte den Speichel. Kaffeekanne schepperte. mend, begann der Kleine sich umzuschen; er war Sein mit roter Korrigiertinte verschmiertes Der Lehrer flappte das korrigierte Heft entzum ersten Male bei seinem Lehrer in der Stube. Seft lag geöffnet auf dem Schreibtisch. Wort­schlossen auf den Stoß. Wie wenn er sich als Senaben erblickte, sab los blickte der Lehrer einige Male vom Heft zum Jest bemerkte er den fremden Mann in der Dichter mit tiefer, schmelicher Rührung Schüler, streckte die gekrümmte Band aus. Sein seinem Zimmer. Der Schred riß ihn vom Stuhl den kleinen an, die Augen, denen Angst den Blick zwang den kleinen, das Ohr der Hand ent­auf in halbe Stniebeuge... Wer sind Sie!... Blick bestimmte, den schon vom Leid gezeichneten gegenzuneigen. Was wollen Sie denn hier!" Mund, die zartmodellierte, schneeeweiße Kinder­Stirn. Da lächelte der Kleine zum Dichter hin; augenblicklich verschwand das Lächeln, als der Lehrer sich bewegte.

Ich bin ein früherer Schüler von Ihnen. Sie waren mein Lehrer. Ich heiße Anton Seiler."

Seiler?... Seiler? Haben Sie gestottert in der Schule?" Eine Blutwelle verdunfeite dem Dichter den Blick.

Und der Dichter hatte das bestimmte Gefühl, daß die Seele gelächelt hatte und in Schrecken erstarrt war. Und als er wieder sehen konnte, bemerkte Das Kragen der Feder verschärfte die drüf­schrecklichen Lächeln des Lehrers, daß kende Stille. dieser sich erinnerte. Am selben Lächeln, mit Der größere Junge empfand sie nicht; cr dem der Lehrer, wenn der Dichter stotternd schneuzte sich laut und stand dabei fest und sicher steckengeblieben war, ihn der ganzen, belustigten auf seinen nach innen gerichteten Füßen. Klasse ausgeliefert hatte. Der Lehrer erhob sich), ebnete den Heftestoß, Der wird mich nicht um Entschuldigung stellte ihn fenfrecht. Der große Schüler warf bitten, sagte der Dichter zu sich. Und glaubte för- seine Wüße resolut unter die Achselhöhle und perlich zu fühlen, wie in seinem Innern die letzte trat aus dem Dunkel in den Lichtfreis. Zögernd Möglichkeit zur Rettung erlosch. Da stand er wie und sehnsüchtig näherte sich auch der Kleine. ein Schulknabe, in fraftlojem Haß.

Die Haushälterin fam und reichte dem Lehrer einen Hundertmarkschein: Der Bäder fann ihn auch nicht wechseln."

Aus der Schreibtischlade nahm der Lehrer zwei Himbeeräpfel, gab einen dem großen Schü ler. Und als er den Kleinen erkannte, entstand in seinem Gesicht wirkliches Staunen, das lang.

an seinem Finger des Kleinen Stirn: Was... hast du... denn da... drinnen!"

Der Dichter saß wie eine Leiche und starrte in faltem Entsetzen auf das rote Malzeichen, das auf der schneeweißen Kinderstirn leuchtend hervortrat.

,, Das Mal, das Mal auf seiner Stirn wird nie mehr vergehen. Sie haben ihn gezeichnet," sagte der Dichter tonlos und laut. Und wenn es verschwindet, äußerlich, dann ist es ihm ins Gehirn getreten... und der Gezeichnete trägt das Mal in der Seele, sein Leben lang."

Da begann neben dem Hause dröhnend und gewaltig die Kirchturmglocke zu läuten. Die Stube erzitterte. Der Kleine stand mit ausge­breiteten Armen, eine Hand fluchtbereit am Tür drücker, die Augen entsetzt offen, wie ein Ge­freuzigter an die Wand gepreßt. Die Striemen leuchteten auf seiner Stirn. Alle vier standen.

Mit einem Rud zerrte er den Schülerkopf zum Seft und stieß des Kleinen Gesicht darauf. Vorgebeugt blickte der Dichter auf diese Der Lehrer flappte das Lineal auf den Szene seiner Jugend, cisfalt, als wäre sein Schreibtisch. Der größere Schüler packte den Stoß Leben in des Sleinen Störper übergegangen, Hefte energischer. sicht aufs Heft und rief dabei: Regen mit ch! Schule und in den wohlverdienten Ruhestunden Und als die Stuaben gegangen waren, fagte Immerzu stieß der Lehrer des Sayuters Geder Lehrer: Den ganzen Tag Aerger in der ffen mit B! Steule mit an! Und mit zwei mm den Lümmeln die Fehler korrigieren!" Er feßte schreibst du Amen? Amen!"

sich und sah den Dichter an. Was sagen Sie Er schleuderte ihn zur Wand. Der Kopf dazu?" schlug gegen die Türvertäfelung. Der Kleine Die Kirchenglode schlug noch einige Male richtete sich wimmernd auf. Sein furchtbares, leises Weinen flang in die Stille. Der größere Schüler stand ruhig wie ein Soldat.

Und des Lehrers glühendes Gesicht bebte. Du Frechling wagst es, zu mir zu kommen?...

Antworte!"

,, Antworte!"

" Ich wollte auch einmal die Hefte tragen." as Schluchzen verschlug ihm die Stimme, Wütend rieb der Lehrer mit dem Siegelring

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an und verklang. ,, Wie viele Knaben haben Sie gezeichnet ins Leben geschickt."

Wie denn, gezeichnet?... Ich unterrichte seit fündundvierzig Jahren. Es sind vicle, viele, die ich vorbereitet habe fürs Leben. Und wenig Dant! Glauben Sie mir." Seine beiden Hände fuhren wühlend in der Schreibtischlade herum.

( Fortsetzung folgt.)