27. Juni 1928.

Gerichtssaal.

Irregeleitete Jugend.

Ein drei- und ein elfjähriges Mädchen von einem 13jährigen mißbraucht."

Sakenkreuz getragen habe. Trotz der Erklärung des lich viel größere Mengen von Nahrung aufgenom Schuldirektors, daß er nie ein Hakenkreuz trage, ver- men werden als bei gemischter Kost, so ist oft Ma harrte der Angeklagte auf seiner Behauptung und generweiterung eine recht unangenehme Folge der wurde nach durchgeführter Verhandlung zu 300.000 vegetarischen Lebensweise. Denn um die großen Kronen Ge.dstrafe verurteilt, weil der Wengen von Nahrungsstoffen bewältigen zu können, Richter der Annahme war, daß der Vorwurf des ha- müssen die Magenwände sich beträchtlich dehnen, wo­fenfrenzlerischen Benehmens eine Ehrenbeleidigung durch aber gleichzeitig ihre motorische Tätigkeit ent­Prag, 26. Juni. Nicht alle Ausflügler, die am fei, nachdem in einem großen Teil der Bevölkerung sprechend herabgesetzt wird. Auch zu einer Dehnung Sonntag nach Troja kommen, gehen nur wegen der die Ansicht herrscht, daß das Benehmen der Hafen - des Darms kann der Vegetarismus führen, da die Erholung in der Natur dorthin. So und so viele trenzler ein gewalttätiges ist. Daher sei in vegetarischen Nahrungsmittel im Verlaufe der Ver­junge Leute wollen in Troja in seinen Gärten dem Vorwurf des bakenkreuzlerischen Benehmens die dauung viel mehr Schladen bilden, als die gemisch und in den Feldern ungestört sein, und die Ju- Beschuldigung der Gewalttätigkeit gelegen. Die ter Soft. gend, auch die jüngste, von Troja bekommt nicht im- Hakenkreuzler in Wien und anderswo werden über mer die ihrer Erziehung zuträglichsten Dinge zu die Entscheidung des Bezirksrichters jedenfalls nicht sehen. Nur so tann man sich wenigstens annähernd besonders erbaut sein, da sie nun ein Gericht bestätigt eine Erklärung für den Gerichtsfall geben, der vor hat, daß hatenkreuzlerisches Benehmen cinem Prager Bezirksgerichte verhandelt wurde und und Gewalttätigkeit gleiche Begriffe eine so tiefe sittliche Verkommenheit eines 13jährigen sind. Jungen zeigte, daß sie, wenn sie nicht durch einwand­freie Zeugen erwiesen wäre, kaum glaublich flingen müßte. Doch nicht allein der Junge, auch seine noch jugendlicheren Opfer sind in ihrer Moral bereits so

schwer erschüttert, daß es jahrelanger Erziehungsar beit loſten wird, um aus ihnen wieder ſittlich ge Der 13jährige Anton R. iſt ein frühreifer Junge, der, dem Beispiele seiner Kameraden folgend, am Sonntag immer hinter den Liebespärchen her war, die in großer Zahl nach Troja kommen und sich dann am Abend in den Gärten und Feldern verlieren. Der Junge fah und begriff vieles, was auf seine Moral zerrüttend einwirken mußte. Sein Vater, ein schlecht bezahlter Stutscher, hatte auch am Sonn tag wenig Zeit, sich um den Jungen zu fümmern. So mußte der Junge vollkommen verwahrlojen. Er

festigte Menschen zu machen.

und seine Kameraden.

Aus der Anklageschrift ergibt sich dann in Kürze der Tatbestand der Gerichtsverhandlung: 13jährige Anton R. vergewaltigte Ende Mai die dreijährige Tochter eines Taglöhners. Als die Mutter des Mädchens am Abend nach Hauſe kam, erzählte ihr dieses mit volkstümlichen Ausdrücken, daß Anton R. sie geschlechtlich gebraucht habe. Einige Tage später raufte sich Anton R. mit einem elfjäh­rigen Mädchen, prügelte es durch, legte es dann auf cinen Leiterwagen und mißbrauchte es gleichfalls. Inzwischen war aber die Vergewaltigung des drei­jährigen Kindes der Gendarmerie zu Ohren gekom­men und sie nahm den verlotterten Jungen fest.

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Bollswirtschaft und Sozialpolitit.

Der österreichische Gewerkschafts­öſte

kongreß.

( Eigenbericht.) In der heutigen Sitzung des Gewerkschaftstongresses ist für die Deutsche sozialdemokratische Partei in der Tschechoslowakei Genosse Hillebrand erschienen, der vom Vor sißenden herzlich begrüßt wurde. Der Vorsitzende des Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbundes , dem mit Job vermischten Del eigentümliche Undurch dem Kongreß die schwierige Situation der deut­Röntgenbilder der Hohlräume des Körpers. Die Leipart, der auch heute erschienen ist, legte läffigkeit für Röntgenstrahlen hat den französischen schen Arbeiterschaft infolge des Marksturzes dar. Professoren Sicard und Forestier den Gedanken ein- Dann erstattete Dr. Renner dem Kongreffe gegeben, diese Eigenschaft zu benußen, um die Hohl- das Referat über die wirtschaftspolitische Lage. räume des menschlichen Körpers, die sich bisher der Er legte dar, daß die Sanierungspolitik flinischen Durchleuchtung als unzugänglich erwiesen, der Regierung Seipel nur darauf hinauslaufe, Fruchtabtreibung in 700 Fällen. zu erforschen. Man weiß, daß sich auf dem Röntgen- die ganze österreichische Wirtschaft dem Banklapis bild die mehr oder weniger hervortretenden Schatten tal und vor allem dem ausländischen Vankkapital Vor dem Schwurgericht in Berlin hat sich der Gewebe des Organismus im Verhältnis zu der auszuliefern. Das Bankfapital werde die österrei dieser Tage der Apotheker Bobole; mit fünf Mit Lichtundurchgkeit dieser Gewebe auch mehr oder chische Wirtschaft nach seinen eigenen Bedürfnis­angeklagten wegen des Verbrechens der Fruchtabtrei weniger scharf abzeichnen. Das mit Jod verjette fen einrichten, werde die österreichische Induſtric bung zu verantworten. Nach der Anklageschrift haben Del verursacht weder Schmerzen noch wirft es giftig, ruinieren und allmählich werde die Sanierungs die Angeklagten bei nicht weniger als 700 Fällen es ist sogar unter Umständen ein empfehlenswertes aktion zur Folge haben, daß Desterreich in ein Beihilfe bei Fruchtabtreibungen geleistet. Der Haupt- Heilmittel, so daß man es in verhältnismäßig star- Land von leibeigenen Bauern mit einer großen beschuldigte ist nicht Bobolez, sondern einer der Mitten Dosen in den Storper einsprigen fann. Es ist Stadt verwandelt wird, in der sich die Ausländer angeklagten, der die Operationen in den Büroräu- dabei ziemlich schwer und nimmt infolge diefer wohlfühlen, die Desterreicher aber werden auss men seines Chefs, eines Berliner Chirurgen, durch Schwere seinen Weg langjam durch die Stanäle des wandern müssen. Das Bürgertum fieht nicht, geführt hat. Bei seinen Opfern verivendete er zuesit törpers, wobei es einen Niederschlag hinterläßt, der wohin die Politik Seipels führt, es ist blind in eine Art von Billen und wenn diese nichts halfen, im Röntgenbild als schwarzer Schatten auf dem Um- seinent Gasse gegen die Arbeiterschaft. Eine Schritt er zur Operation. Der Apotheker Bobolez riz der Konturen sichtbar wird. Den beiden For- von Dr. Renner vorgeschlagene Resolution wurde arbeitete mit ihm gemeinsam und lieferte ihm efl: schern gelang es, auf diesem Wege bemerkenswerte einstimmig angenommen. Hierauf sprach Abge­Chemifalien. Der Gesellschaft kam man dadurch auf Bilder des Kanals aufzunehmen, der den Rüdenwir ordneter Hanusch über die Sozialpolitik, wobei die Spur, daß einmal ins Krantenhaus ein Mädchen bel durchläuft und das Rückenmark in seiner Um- er erklärte, daß seit dem Ausscheiden der Sozial­in furchtbarem Zustande eingeliefert wurde, an dem gebung von Flüssigkeit und Nerven- Enden zeigt. Es demokraten aus der Regierung die österreichische die Operation vorgenommen worden war. Das Mär- it so möglich, anormale Bildungen und Entariungen Sozialpolitik nicht nur stagniere, sondern, daß die hen erlag seinen Berlegungen, gab jedoch vor dem festzustellen, die als Grundursache der Paralyse an- Bürgerlichen sogar den Bersuch machen, sie zu Tode an, wer die Operation durchgeführt hat. De zuſchen sind, und die sich dadurch dem Zugriff des untergraben. Sanusch tam auch auf den von Berhandlung ist geheim und wird einige Tage in Chirurgen erst offenbaren. Die beiden Professoren einem Delegierten in der gestrigen Sigung ge find dann dazu übergegangen, auch die Höhlungen in machten Vorwurf zu sprechen, daß die Sozial­Anspruch nehmen. den Gelenken, die Fisteln, die Söhlungen der demokraten aus der Regierung nicht hätten aus Lungen und der Bronchien mit Röntgenstrahlen zu treten sollen und daß sie wenigstens das Ministe durchforschen. Ueber die Zukunft dieser flinischen rium für soziale Verwaltung hätten weiterbehal Technik sich auszusprechen, erscheint indessen heute ten sollen. Ein Weiterverbleiben der Sozialdemo noch verfrüht. fraten in der Regierung sei unmöglich gewesen, Neue Untersuchungen über die vegetarische Le- Englische Wolkenkrazer. Die Tendenz zum da die Sozialdemokraten in einem Parlamente, Bei der Verhandlung vor dem Bezirksrichter den Einfluß der vegetarischen Lebensweise auf die entspringt, hat auch die Londoner Architekten nicht nicht hätten durchseßen können. Ihre Lage in der bensweise. Eine sehr wichtige Untersuchung über Sochbau, die in Berlin ökonomischen Bedürfnissen dessen Mehrheit gegen sie ist, ihre Forderungen OLGR. Brabet stellte es sich nun heraus, daß Gesundheit und Leistungsfähigkeit des Körpers ruhen lassen. Aber während man sich in Berlin mit Regierung wäre dadurch unhaltbar geworden. Anton R. bereits wegen Diebstahls vor Gericht ge- wurde in jüngster Zeit von Ammon vorgenom- Siebenstockwerkbauten begnügt, möchten ehrgeizige Das Ministerium für soziale Verwaltung hätte in ſtanden ist. Eine als Zeugin einvernommene Frau men, und zwar auf Grund sehr eingehend ausge Londoner Architekten amerikanische Gebäuderiefen einer Regierung Seipel kein Sozialdemokrat mit aus Troja erklärte vor dem Richter, daß Anton R. führter Sektionen, über die der Forscher im„ Ar an die Themse pflanzen. Kaum ist aber der be- Erfolg behalten können. Eine solche Minister in Troja wegen seiner Verkommenheit bekannt sei chiv für Verdauungskrankheiten" berichtet. Was den fanute Architekt H. Austen Hall mit einem Projekt schaft hätte leicht zu einer Spaltung in der Partei und bereits einige Mädchen mißbraucht habe. Nach Energieumsatz und die Leistungsfähigkeit des Kör- hervorgetreten, das 135 Fuß Söhe mißt, da meldet führen fönnen. Hanusch erklärte zum Schluß: durchgeführter Verhandlung, bei der der 13jährige pers betraf, jo ließ sich feststellen, daß beide befrie sich auch bereits die Baupolizei und verweigert die Die Einheit der Arbeiterschaft ist mir lieber, als so Angeklagte wenia Reue zeigte, wurde er zu einem Monat Verschließung in einem abgesonderten Ver- digend waren, und daß infolgedessen der bekannte Lizenz. Bei einem zweiten Turnthaus von etwas Sie ganze Regiererei!"- Nach dem Referate Monat Verschließung in einem abgesonderten Ver- Eat voit der Gleichwertigkeit des pflanzlichen und bescheideneren Ausmaßen zwingen technische Schwie entspann sich eine interessante Debatte, die mor wahrungsort verurteilt. Nach Verbüßung der Strafe tierischen Eiweiß wohl zu Recht bestehen bleiben rigkeiten die Bauherren stark zum Nachdenken. Es wird Anton R., über dessen Lebensweise dem Be- tann. Anderseits jedoch eignet sich die vegetarische hat sich nämlich herausgestellt, daß die Grundmauern gen fortgeführt werden wird. zirksverein für Jugendfürsorge Brag Karolinenthal Lebensweise durchaus nicht für alle, und es gibt zu diesem Gebäude unterhalb der Untergrundbahn Gesetzliche Regelung der Dienstver die Meldung erstattet wurde, einer Besserungsanstalt viele Menschen, die allein mit vegetarischer Rah veranfert werden müssen, was voraussichtlich eine übergeben werden. hältnisse der Handelsangestellten. rung durchaus nicht bestehen können, so namentlich zeitweise Verkehrseinstellung zur Folge haben würde. Städter, die sich mehr mit geistiger als mit förper- Aber London läßt sich nicht eines einzigen Hochbaucs Der Unterausschuß für Privatangestellten­Vorwurf hakenkreuzlerischen Bench- licher Arbeit beschäftigen. Die einzelnen Unterwegen die Untergrundbahn sperren. Ein eigenar- fragen des sozialpolitischen Ausschusses des Ab­menseine Ehrenbeleidigung. juchungen haben zunächst gezeigt, daß ungestörtes tiger Bau ist in Piccadilly, nahe der St. James- geordnetenhauses faßte am Schlusse seiner ge­Vor dem Bezirksgericht I in Wien hatte sich Gleichgewicht des Kraft und Stoffwechsels bei vege- Rathedrale, vorgesehen. Die Auftraggeberin ist ine stern nachmittags stattgefundenen Beratung fol­dieser Tage der Fabrilant Emil Einöhrl wegen tarischer Nahrung, und zwar bei gleichmäßigem Banffirma, und das Haus soll ein Badsteinbau wer- gende Resolution: er Unterausschuß für Pri Amtsehrenbeleidigung zu verantworten. Einöhrl Wilchgenuß, wohl gewährleistet werden kann; bei den mit einer Front, die sich im Stil der ehrwür vatangestelltenfragen fordert die Regierung auf, war am 26. April in der Kanzlei einer Bürgerschule streng vegetarischer Nahrung, d. h. ohne Milch, in- digen Kathedrale anpaßt. In Regent Street ist ein in türzester Zeit einen für das gesamte Staats­im III. Bezirke erschienen und hatte sich beim Direk dessen nur dann, wenn der Mensch ausgiebige Kör Kaufhaus im Entstehen, das eines der größten in gebiet geltenden einheitlichen Gesetzesvorschlag tor Mitsch a beschwert, daß sein Sohn wegen eines perbewegung hat. In bezug auf das Verhalten des dieser vornehmen Straße werden wird. Ganz ori- user die Sonntagsruhe in Geschäften und Diebstahls, der im Schulgebäude vorgekommen ist, vegetarisch ernährten Körpers gegen Krankheiten ginell für London werden an diesem Gebäude die gi Kanzleien vorzulegen. Bis zur parlamentari von einem Striminalbeamten längere Zeit einvernom zeigte sich, daß nur das Auftreten von Gicht durch gantischen bildhauerischen Friese werden, die eine erledigung eines neuen Gesetzes möge die men wurde. Bei der Auseinandersetzung, die sich die vegetarische Lebensweise verhindert wird, wäh- allegorische Darstellung geben von der Weltmacht Sonntagsruhe in den Geschäften auf adminis zwischen Einöhrl und dem Direktor entspann, rief rend sich dagegen die Immunität gegen Eitererreger Englands. Eine ganz neue Note versuchen zwei strativem Wege geregelt werden, und zwar Einohrl dem Direktor zu:„ Ich werde Ihnen ihre 3. B. wesentlich verringert. Die Frage, ob beim ve- hervorragende Baukünstler dem Straßenbild zu pe- a Grund der heutigen gesetzlichen Bestimmun hatenkreuzlerischen Manieren schon abgetarisch lebenden Menschen die Arteriosklerose später ben, indem sie ihre Gebäudefront teilweise in funst- gen, besonders in großen und größeren Städten gewöhnen!" Bei der Verhandlung gab Ginöhrl zu. auftritt, ließ sich nicht mit Sicherheit zugunsten der voll verarbeiteten Holz ausführen. Sie wollen mit im Geiste des Paragraph; 4 des Gesetzes über daß er dem Schuldirektor hatenkreuzlerisches Bench vegetarischen Nahrungsweise beantworten. Ferner Gewalt eine Emanzipierung vom konventionellen die achtstündige Arbeitszeit. Der Unteraus­men vorgeworfen habe, weil dieser auch während wird der Fettanjay des Körpers durch die pflanz Warenhausstil erzwingen. Aber das sind bis jetzt schuß trägt es schwer, daß der ein­jeiner Amtstätigkeit im Schulgebäud: ostentativ das liche Kost sehr herabgentindert. Da jedoch gewöhn erst größtenteils Pläne. mütige Beschluß des sozialpoliti

Die Urjame.

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Roman von Leonhard Frank . Fieberhaft suchte er nach noch einem Beispiel, während der Vorsitzende sich nicht um ihn tüm mern fonnte, weil er die Vernehmung der Zeugen vorbereitete.

Kleine Chronit.

eindeutigen Tatbestand mit vagen Geschichten zu verschleiern, notierte sich der Staatsanwalt für seine Schlußrede.

hinein, aufgebracht und endlos, bis der Vorsitzende| Und der Verteidiger sagte, er wolle feines Salt!" rief, weil die Richter das tägliche Leben wegs die Verhandlung hinausziehen durch Ver­des Dichters nunmehr genau fannten. lesen. Aber ich muß darauf bestehen, daß er ge­arbeitet hat. Jawoh!!"

„ Es sind ihm nun doch welche eingefallen", Früh, wenn ich aufstand, ging er zu Bett. sagte der Verteidiger. Ich mache Sie darauf zugetrant hab ich ihm alles... Denn man aufmerksam... Auf den Ertrunkenen." wußte ja nie, was er eigentlich macht", sagte sic Und der Dichter blickte in plötzlicher Hoffnoch nachträglich, mit einem ärgerlichen Blick auf nungslosigkeit so verloren im Saale herum, daß den Dichter, wobei ihre Unterlippe befriedigt vor er von der Vereidigung der ersten Zengen nichts schoß. bemerkte.

„ Sie stehen unter Stontrolle?"

Im Zuschauerraum wurde es ganz still. Das Straßenmädchen senkte den Kopf. Da jenkte auch der Dichter den Blick. Sie wurde nicht vereidigt.

Da sah er das Auge des Geschworenen ver­langend auf sich gerichtet, machte verzweifelt einen Schritt zu ihm hin:„ Es kann doch auch vorkom men, daß ein Mann immer wieder träumi: er ist ein Stind und muß sich verkriechen in die Zimmer­ede, aus Angst vor seinem Vater, der ihn gräßlich und verächtlich ansicht. Und es hilft ihm nichts, Am weitesten vom Dichter entfernt stand der daß er seinem Vater zuruft: ich habe doch seither Kleine; seine Stirn war wieder schneeweiß gewor­die große Brücke aus Eisentonstruktion gebaut den. Die Zuschauer begannen sich zurechtzusetzen. Solange er lebt, fürchtet sich der berühmte Brüden Der Offizialverteidiger handhabte, nachdem er bauer im Traume vor seinem Vater... Mich hat eine Weile streng zum immer noch notierenden der Vater einmal die ganze Nacht auf den langen Staatsanwalt hingesehen hatic, ebenfalls feinen dunklen Gang hinausgesperrt... Ich kam zu spät Bleistift Er trug ein Monofel. Auch die Ge­nach Hause, weil ich zugesehen hatte, wie ein Erschworenen bewegten die Oberkörper, bis sie rich trunkener aus dem Wasser gezogen wurde. Das tig saßen. Es war sehr warm im Saal. war eine arge, lange Nacht. Seitdem fürchte ich Bei Ihnen wohnte der Angeklagte?" mich im Dunkeln wie ein sind... Erst vorgestern Mir war er immer unheimlich", sagte die „ So?. Weshalb denn?

.. Bezahlt hat er mich auch nicht."

am Dienstag, träumte ich wieder: in unbeschreib- Wirtin sofort. licher Angst stehe ich auf dem dunklen Sang­der Ertrunkene kommt die Teppe herauf und langsam auf mich zu, entseglich lautlos. Ich Der Staatsanwalt schrieb's auf und machte lann nicht in die Wohnung flüchten. Selbst jept träume ich das, in einer it, da ich mich in den Geschworenen noch einmal deutlich, daß der großer Not befinde. Man sieht daran, daß ein solch Grund der Reise und die Ermordung des Lehrers grägliches Kindheitserlebnis tärfer ist, als alles." in des Dichters ständiger Geldlosigkeit zu finden Sonnig scheint Ihre stindheit ja nicht ge- jei. Der Vorsitzende fragte die Wirtin, ob der wesen zu sein, aber mit Bhren Triam'n fönnen wir uns wirklich nicht at her mit den Dichter schon vorher irgendwelche Aeußerungen Zeugenatten beschäftigte Vorfisende, die sind mit Bezug auf den Mord getan habe, da er ihr unheimlich erschienen sei Sie geriet, zur Belusti­nun einmal Schäume." Der Angeklagte versuchte immer wieder, den gung der Zuschauer, ins ungehemmte Erzählen

,, Doch, ich habe gearbeitet", antwortete der Dichter gereizt.

,, Wir hörten aber eben, daß Sie den ganzen Tag geschlafen haben."

Er schwieg.

Der Vorsitzende sagte schulterzuckend: Ar­beiten müssen alle Menschen."

Und die Wirtin rief: Das hab ich ihm

gefagt."

auch

Sie dürfen nur reden, wenn Sie gefragt werden." Ihr sich empört öffnender, sprechbereiter Mund klappte lautlos wieder zu, weil der Richter vorgriff: Wie denn! Nur wenn Sie gefragt wer

den." Da sagte der Einäugige: Der Angeklagte ist doch der Autor jener bekannten Artikelferie... Das war doch eine schwere, langwierige Arbeit für Sie, nicht wahr?"

Der Verteidiger öffnete rudartig den Mund. Der Staatsanwalt rief schnell: Ich bin be­reit, diefe... Arbeiten hier verlesen zu laffen, wenn die Verteidigung glaubt, daß diese volksver­hetzenden Schriften den Angeklagten entlasten fön­

nent."

Der Vorsitzende sah fragend den Verteidiger an, der den Blick fenkte. Und plößlich auf einen Papierstoß schlug. Ich habe hier noch andere Arbeiten von ihm... Grandiose Dichtungen!" Es wurde gelacht. Der Dichter errötete.

Der Vorsitzende lächelte ein wenig. ,, Sie hatten am Abend vor der Tat ein län­geres Gespräch mit dem Angeklagten? Sagen Sie uns möglichst genau, was er gesprochen hat." Doftor Wiener schwieg; er hatte damals den Dichter nicht ganz verstanden.

Vorsitzender und Staatsanwalt fragten ab­wechselnd und wären zu feinem Resultat gelangt, wenn nicht der Dichter selbst in unmittelbarer Aufwallung dazu geholfen hätte, so daß plötzlich der Satz durch den Saal klang: Seit Jahrtausen­den verlangt der Mensch brüllend, stinkend demü­tig, stöhnend, irtsinnig, daß er atmen dürfe, ohne unnötige Qualen."

Sie sahen ihn erschrocken an. Und der er­leichterte Doktor Wiener konnte ergänzen: Ich hasse die Repräsentanten all derer, die das vers hindern."

Der Verteidiger las einen ähnlichen Satz aus cinem Manuskript des Dichters vor, bezweete nichts damit, denn das vom Staatsanwalt flug und schlagfertig durchgeführte Geplänkel endete mit deffen nachsichtigem Lächeln und sichtbarer Verwirrung des Offizialverteidigers.

Der Vorsitzende fragte: Sind Sie etwa der Meinung, Lehrer Mager sei so ein Repräsentant gewesen?"

Kein Mensch im Saal konnte sich erklären, auf welche Weise der Sleine an diese Stelle ge­langt war. Erschrocken sahen alle zu, wie der Dichter die Hände auf des Kleinen Kopf legte, daß die Ketten vor deffen Geficht hingen.

( Fortsetzung folgt.)