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3. Jahrgang.

Saldemokrat

Zentralorgan der Deutschen sozialdemokratischen Arbeiterpartei in der tschechoslowatischen Republit.

Die jachlichen" Gründe.

Zu dem Artikel: Heße gegen Friedrich Adler ."

II.

Mittwoch, 18. Juli 1923.

Endgültige Einigung in Lausanne .

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monatlich.. 16.­vierteljährlich 48.­halbjährig.. 96. gansiährig 192.­

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Grigein

mit Ausnahme des Montag täglich früh.

Nr. 165.

ansehen! Sie versuchen also vergeblich, die Feststellung des Genossen Friedrich Adler über ihre Einstellung zu den Friedensverträgen als ungerecht hinzustellen. Lausanne

, 16. Juli. Die Beratung der gesezt werden. Die Türken anerkennen bic türkischen und der alliierten Sachverständigenvor- Freiheit der Durchfahrt für Ariegs- Pravo Lidu", die Politik der deutschen So­Und nun noch einiges zu dem Trick des schläge wurde um 9 Uhr abends, ohne ein endgül- tam ein Einbernehmen bezüglich der Allgemeinen zialdemokraten als im Gegensatz zu den An­und Handelsschiffe. Bezüglich der Konzessionen tiges Ergebnis zu erzielen, unterbrochen. Eisenbahnregie und der Gesellschaft Widers- schauungen Iojef Seligers stehend hin­Armstrong zustande, welchen eine Garantie für zustellen. Solange Genosse Seliger lebte, er­fünf Jahre gewährt wurde. Bezüglich der Türki- mangelten die tschechischen Sozialdemokraten fchen Petroleumgesellschaft wurde eine Vereinba - nicht, ihn ebenso als Nationaliſten hinzuſtel tung nicht erzielt und der englische Bertreter wird len, wie sie dies jetzt mit den im Vordergrunde Rechte der Gesellschaft schüßen zu können. sich vorbehalten, mit geeigneten Mitteln die unserer Partei stehenden Genossen tun. So jagte beispielsweise der Genosse Bechyně in Die Ruffen sind eingeladen worden, einer Versammlung in Olmüß: Die Deut­au- ichen machen unter der Führung Seligers und Dr. Lodgmans keine gute Politik. Beide be­mühen sich, einander zu übertrumpfen." Jeßt, da Seliger tot ist, muß er der doch der Schöpfer des Teplizer Programms ist, das sie als Verrücktheit" erklären- als Muster für uns herhalten. Das Pravo Lidu" zitiert denn aus einer Rede des Genossen Seliger, die er am 2. Juni 1920 im Abgeordnetenhause gehalten hat, folgende Stelle:

Schon das bisher Gesagte ist Beweis genug, daß es vor allem und ausschließlich Schuld der tschechischen Sozialdemokraten ist, Nach einer dreieinhalbstündigen Nachtfißung wenn bis heute von Seite der tschechischen tam um halb 2 Uhr morgens zwischen den allis Machthaber nicht der ſeiſeſte Versuch unter- ierten und den türkischen Bevollmächtigten eine nommen wurde, im Staate zu einer nationalen Einigung über die Streitfragen zu Ordnung zu gelangen. Die tschechischen Sozial- stande. Am Dienstag nachmittags um 5 Uhr wird demokraten haben sich die nationalistische Ideo­logie, derzufolge der Tschechoslowakische Staat eine Vollsißung der drei Konferenzlomitees statt­cin Nationalstaat jei, vollständig zu eigen ge- finden, um die erzielten 2ösungen innerhalb fünf Tagen nach macht, sie stigmatisieren das Bestreben der endgültig festzulegen. Der Bersanne zu tommen. deutschen Sozialdemokraten, das Problem des trag wird voraussichtlich am Dienstag Staates zu lösen, als Nationalismus und Auf- oder Mittwoch der nächsten Woche unter­Ende der Konferenz. ichnung zur Wiederherstellung der deutschen zeichnet werden. Lausanne , 17. Juli .( Wolff.) Die Vorherrschaft", erklären das Problem als offizelle Bollfißung der Lausanner Konferenz, die überhaupt nicht cristierend und erblicken in der von 5 Nhr nachmittags bis 8 Uhr abends dauerte, Unterwerfung der Millionen nichttschechischer Lausanne, 17. Juli .( Havas.) Die Ron endete mit einer vollen Bestätigung der gestern Staatsbürger einen Zustand, den sie nicht nur ferenz wird morgen den Tag für die Unterfertis erzielten Einigung. Damit find die Arbeiten der als einen Zustand des Rechtes, sondern auch gung des Friedensvertrages festfeßen. als eine. ,, wesentliche" Erfüllung des Brünner Gemäß der heute nachts erzielten Vereinba- Konferenz offiziell abgeschlossen und der Friede jozialistischen Nationalitätenprogramms aus- rung wird die alliierte Flotte sofort nach der Ra- im Orient ist gesichert. Die Unterzeichnung des geben. Da wundern und entrüsten sie sich noch, tifizierung des Vertrages die Evaluation vorneh- Friedensvertrages findet am 24. Juli in Lau­daß Friedrich Adler und mit ihm alle Sozia: men. Den Alliierten werden aber je ein Kreuzer sanne statt. Rußland wurde eingeladen, inner­und zwei Torpedozerstörer infolange belaffen liften des Auslandes, welche ihre Politik ken werden, als der Vertrag nicht Geltung erlangt. halb von drei Wochen das Meerengenabkommen nen, solche Gedankengänge als von der Demo- Als spätester Termin wird der 1. Juni 1924 feft in Stonstantinopel zu unterschreiben. fratie und Internationalität weit entfernt an» jehen. Das Pravo Lidu" behauptet nun, daß wir nicht einsehen wollen, es ließen sich Staa­

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Die erzielten Lösungen.

ten nicht nur nach nationalen Grenzen schaf- Ueberreichung der britischen Antwort- fen, und daß für einen Sozialisten dabei auch por Ende dieser Woche.

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die Verkehrs- und Produktionsverhältnisse in Baris, 17. Juli( Savas.) Ee Peti. die Wagschale geworfen werden müssen. Alles Parifien" meldet aus London : Hiesige Blät recht schön und gut, aber abgesehen davon, daß ter teilen mit, daß eine halbamtliche französische wir noch nie behauptet haben, bei der Fest Melbung eingelangt ist, in welcher aufgellärt legung der Staatsgrenzen müßten ausschließ- wird, daß die von Poincare am Sonntag in Sen­lich die nationalen Siedlungsverhältnisse betis gehaltene Rebe noch vor ben von Baldwin rücksicht werden, sei die Frage gestellt: welche und Curzon in der Donnerstagiißung des engli­Konsequenzen haben die tschechischen Sozial- fchen Parlaments abgegebenen Erklärungen ab­demokraten aus der Tatsache gezogen, daß die gefaßt wurde. Die Rebe Poincares ist das her nicht als Antwort auf die Ertlä Tschechoslowakei mit Rücksicht auf Verkehrs- rung der englischen Regierung zu in­und Produktionsverhältnisse" und auf auf ihr terpretieren. wirtschaftliches Gedeihen Millionen anders­Wie Le Matin" aus London meldet, hat sprachiger Menschen und ihre Siedlungsgebiete bie englische Regierung die Experten des sich einverleibt hat? Glauben sie, diese Mil- Finanzministeriums beauftragt, die Art lionen ohne ihren Willen dem Staate ange- und Weise durchzustudieren, in welcher die schlossenen Staatsbürger würden nun auf die fung der einzelnen Fragen des Reparatis Geltendmachung ihrer fulturellen Ansprüche onsproblems, wie sie von Belgien vor und auf die Erfüllung ihrer sprachlichen Rechte verzichten? Und hält es das Pravo Lidu"

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geschlagen wurde, in den englischen Borschlag aufgenommen werden fönnte.

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Ich lenne die Geschichte eures Volkes. Zehn Jahre habe ich im alten österreichischen Barlamente neben euch, meinen tschechischen Genossen, gearbeitet. Ich weiß, daß die Mehr­heit eures Volkes demokratisch, friheitlich und fortschrittlich ist. Und wenn ich dies nicht aus euver Geschichte und eurer Arbeit kennen würde, an der ich durch Jahrzehnte mit den Angehörigen eures, des tschechischen Volfes, für das Proletariat teilnahm, so hätten dies dic Wahlen gezeigt. Ihr habt in eurem Volfe eine Mehrheit geschaffen, die sich zur Freiheit, zum Fortschritt und zur Demofratic befennt."

Fortschritt und zur

Daran fügt das Pravo Lidu" die Be­

Reuter erfährt, es sei möglich, daß der Entwurf bes britischen Antwort auf die deutsche Note am Mittwoch im Kabinette einige Aenderungen erfahren wird. Es jei daher unwahrscheinlich, daß die Antwort mit erfung: So sprach Seliger- seine Nach­der Mantelnote vor Ende der Woche in den folger sprechen allerdings anders...." Da­Händen der anderen alliierten Regierungen sein mit soll der Eindrud erwedt werden, als hät­ten die deutschen Sozialdemokraten gegenüber werde. Daily Telegraph " hält es dagegen für möa- den tschechischen, seit Seliger gestorben ist. lich, daß die Absendung an die Alliierten am jedes Gefühl der Gerechtigkeit eingebüßt. Um Donnerstag erfolgen werde. Der diplomatische dm Pravo Lidu" auch diesen Trick zu ver­Norrespondent des Blattes ist der Ansicht. bak die leiden, sei angeführt, wie Seliger über die Beröffentlichung der Schriftstücke unmitieivar Politif der tschechischen Sozialdemokraten in nach ihrer Aushändigung an die Alliierten und Wahrheit dachte. In einem von ihm gezeich an Amerita teinen Berstoß gegen den diplomati- neten Artikel des Vorwärts" vom 1. August fchen Brauch darstellen würde. Es werde aber 1919 schrieb Genosse Seliger folgendes: vielleicht für ratsam gehalten werden, die Ver­öffentlichung zurückzustellen, bis die Alliierten ge­antwortet haben.

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,, Und wir würden, wenn unsere tschechi schen Genossen bereit wären, einen Rat von uns zu hören, ihnen weiter sagen: Vergeßt nicht, daß eine ungeheure Gärung über Europa gekommen ist, die gewaltige, heute noch fast unabschbare Erschütterungen vorbereitet, daß rings um euern Staat, an den ihr begreiflicher­weise euer Her; gehängt habt, eine Welt der Unrast und der Leidenschaft ist, und daß gegen alle diese Erscheinungen die Höhenrüden un serer Randgebirge teine unübersteigbaren Wälle sind. Sorget vor, daß euch die brau sende Woge des Neuen, sende Woge des Neuen, das sich gestalten will, nicht in ohnmächtige Vereinsamung schleudert, in der alles verloren sein könnte. Reißt euch los, vor allem von dem Gedanken, daß der Friede von Versailles und von Saint Ger­main Ewigkeitsrecht besitzt. Wir sind dieser Meinung, nicht weil es sich dn um Dutschland handelt, sondern weil das System dieses Friedens die Un­freiheit der Völter ganz Europas begründet und deshalb einmal von allen diesen Völkern in gemein­samer Tat zerbrochen werden wird. Laẞt euch nicht einspinnen in eine Machtideologie, die jedes Volt, das ihr verfällt, wie das Beispiel Dentschland zeigt, nur ins Verderben bringt. Im Zeitalter der Weltwirtschaft, da alle Völker aufeinander an­gewiesen sind, tönnen Reiche, die auf der Unterwerfung von Nationen aufgebaut sind, dauernd nicht be= stehen. Das Lebendige Recht der Völker wird dagegen solange rebellieren, bis die Gewalt zerbrochen ist. Seid nicht nechte der Gewalt, sondern Die aer des Rechtes und der Freiheit, denn diese allein sind die Grundlagen, auf denen die sozialistische Ordnung aufgebaut

wirklich für sozialistisch, es zu verteidigen, daß Grenzen ließe sich nur durch einen neuen übrigens eindringliche Worte internationaler diese fleinen Bruchteile" wie ein Kolonial- Krieg durchführen, darum vertrete die Partei proletarischer Solidarität fand, beginnt sein volt anzusehen sind, das eben nur die Beſtim- den Standpunkt, daß für die Sozialisten die Unrecht einzusehen und ist sichtbar von dem mung hat, zum wirtschaftlichen Gedeihen des wirtschaftlichen Bestimmungen der Friedens Berioiller Schandwerk abgerüdt, nur die tsche­sie beherrschenden Staates beizutragen? Die verträge von Bedeutung sind, daß sich über chischen Sozialdemokraten einzig und allein, Tschechoslowakische Republik hat die kleinen diese" diskutieren lasse", daß dagegen eine Er wollen die Friedensverträge wie ein Heiligtum Bruchteile" anderer Nationen- die übrigens zwingung der territorialen Bestimmungen der nicht angetastet sehen und die durch den mili­fast die Hälfte der Gesamtbevölkerung betragen Friedensverträge nur zur Hervorrufung neuer tärischen Sieg der Westmächte gegebenen zu­-- lebensnotwendig gebraucht, gut; aber dar- Sonflitte in Europa führen könnte. Diese fälligen Machtverhältnisse sowie deren Miß­aus ergeben sich doch für den Staat, der da- Darlegung der Stellung der tschechischen So- brauch erscheinen ihnen als ein für alle Zeit mit aufgehört hat, ein National staat zu zialdemokraten zu den Friedensverträgen ist geschaffenes heiliges Recht. Sie machen sich die sein, diesen annettierten Bürgern gegenüber natürlich ganz falsch. Wer ihre Politif tennt, Begründung dafür wunderbar leicht: sie haben Pflichten und diese Bürger werden doch darum weiß, daß einer ihrer obersten Leitsäße die Auf- im Parlamente für die Friedensverträge ge­nicht in fromme Ergebenheit als Dünger des rechterhaltung der Gewaltfriedensverträge ist stimmt und nachdem das geschehen, behaupten Staates und als rechtloje Heloten sich behan- und daß sie mit der Einschätzung derselben als sie, nun müsse das für immer so bleiben, denn deln lassen. Am allerwenigsten darf eine jozia- einem Rührmichnichtan in der ganzen Inter - jede territoriale Aenderung ihrer Bestimmun listische Partei aus einer solchen Lebensnot nationale vollständig isoliert dastehen. Es gibt gen würde zum Striege führen! So glauben die wendigkeit des Staates heraus die Rechtferti- in ganz Europa keine sozialistische Partei, tschechischen Sozialdemokraten, sich dabei auch gung für jede an den Bruchteilen" verübte welche die Unantastbarkeit deer Friedensver noch als die einzigen wahren Hüter des Frie­Gewalttat zu juchen. Tut sie es, wie die tsche- träge so zum Sternpunkt ihrer Politik gemacht dens aufspielen zu können! Es fehlen nur noch chische Sozialdemokratie, dennoch, dann muß hätte, wie die tschechische sozialdemokratische die Gläubigen, welche auch diesen Vorwand sie sich den Vorwurf, daß sie die Pflichten der Partei. Steine hat auch wie sie, in solcher für bare Münze zu nehmen geneigt sind! Aber Demokratie und Internationalität schwer ver- Hurraſtimmung für ihre Ratifizierung ge- die tschechischen Sozialdemokraten wollen doch leze, wohl gefallen lassen. stimmt. Selbst die polnischen Sozialdemokra gnädigst über die wirtschaftlichen Bestimmungen Das Pravo Lidu" ist auch ungehalten ten. die als stark unter nationalistischen Ein- der Friedensverträge eine Diskussion" zu­darüber, weil Friedrich Adler in seiner Wiener flüssen stehend angesehen werden, haben bei lassen! Viel Selbstaufopferung hat ihnen dies Mede behauptet hat, die tschechische sozial ber parlamentarischen Beratung der Friedens Zugeständnis gewiß nicht auferlegt, denn die, demokratische Partei stehe vollständig im Banne verträge gegen sie votiert. Und auch Vander wirtschaftlichen Bestimmungen der Verträge zu der Regierungspolitik, und ihre Stechtferti- velde, der als belgischer Minister den Frie- diskutieren", dazu ist heute jogar Herr Poin­gung sei, der Friedensvertrag von Saint- Ger- densvertag unterschrieb, suchte auf dem Ham- care, nachdem er die Wirtschaftskraft Deutsch­main stelle die Grundlage für die tschechische burger Stongreß diese Tat mit dem allerdings lands so gut wie ruiniert hat, bereit. Es frägt Regierung dar, was Adler als ideologische recht dürftigen Hinweis darauf zu entschul- sich nur, wie sich die tschechischen Sozial­Verbrämung für die Politik der tschechischen digen: auch der Genosse Hermann Müller , da demokraten eine solche Revision oder Diskus­Sozialdemokratie erklärte. Das ist ganz falsch, mals Sanzler des Deutschen Reiches Kanzler des Deutschen Reiches alio sion der wirtschaftlichen Bestimmungen vor­meint das Blatt, denn es gehe den tschechischen eines befiegten Staates! habe seine stellen! Man kann wetten, daß sie noch immer damit wäre dem Pravo Lidu" auch nach Sozialdemokraten nur um die Erhaltung des Unterschrift auf den Friedensvertrag gefeßi. als Maß dafür die Meinung des Herrn Poin- dieser Richtung die notwendige Antwort ge­Friedens in Europa ". Jede Aenderung der Also selbst Vandervelde, der auf dem Kongreß caré, oder bestenfalls des Herrn Dr. Benesch geben!

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werden kann.

Wir meinen, daß dies genug sagt. Und